Snake Charmer in Training von Aka_Tonbo (Momoshiro/Kaidoh) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein gereiztes Zischen zog sich durch den Innenraum des kleinen Wagens, der unbeirrt seinen Weg zum Busbahnhof fortsetzte. Kaidoh hielt seine Arme genervt vor der Brust verschränkt über sein Los, das ihn vor nicht mal fünf Minuten ereilt hatte. Neben ihm saß Momoshiro der munter von seinem nun wohl dritten Schokoriegel abbiss und sich zähe Fäden von Karamell zeigten, die sich der Erdanziehung ergaben. „Oi Mamushi, auch was?“ Sich der Aufmerksamkeit Kaidous bewusst, hielt ihm Momoshiro mit einem breiten und leicht schokoladigen Grinsen nun den angebissenen Riegel vor, was Kaidoh sich nur wortlos abwenden ließ. Zwar war ihm wirklich danach zu Mute seinen Frust an Momoshiro auszuleben, doch so lange sie sich in der Nähe seiner Mutter aufhielten, welche gerade freudig einen Song im Autoradio mitsummte, solange musste er sich zusammenreißen. Ihn hatte das Entsetzen doch recht deutlich ergriffen, als sie auf dem Weg zum Busbahnhof plötzlich gemeinte hatte, sie müssten noch einen kurzen Abstecher machen, nur um sich wenig später vor Momoshiros Haus wiederzufinden. Das allgegenwärtig dümmliche Grinsen das Kaidoh daraufhin begrüßte, als Momoshiro sich dann neben ihn auf den Rücksitz begab, hatte noch einen Grad zugelegt, und das nur, so war sich Kaidoh sicher, weil Momoshiro genau wusste, das er ihm gerade einen ziemlich deutlichen imaginären Schlag verpasst hatte den er nicht in der Lage war zu kontern. „Was..?“, hatte er noch vollkommen entgeistert hervorbringen können, als ihn seine Mutter auch schon darüber aufklärte, das es eine Überraschung sei und er sich bei Momoshiro ruhig bedanken sollte. War dieser doch bereit gewesen ihn auf seinem kleinen Ausflug begleiten zu wollen, damit er sich nicht so allein fühlen musste. Doch genau das war der Punkt. Er wollte allein sein, deshalb hatte er auch ausdauernd auf seine Eltern eingeredet, das es OK wäre und sie ihm vertrauen konnten, da er kein kleines Kind mehr sei und er durchaus auch einen Ausflug allein unternehmen konnte. Es war ja auch nicht so, das er in fremdes Gebiet aufbrechen würde. Es wäre derselbe Ort, in welchem sie als Familie die letzten Jahre über schon einige Ferientage verbracht hatten. Es war nichts ungewöhnliches, das seine Eltern in den Frühjahrsferien keine Zeit für einen Ausflug dieser Art fanden und genau das war auch der Grund, warum er allein fahren wollte. Kaidoh sah es als eine gute Gelegenheit sich selbst etwas mehr herauszufordern. Im kommenden Schuljahr wäre er der neue Captain des Seigaku Tennisteams und dafür wollte er sich auch mental vorbereiten. Solch ein verantwortungsvoller Posten war komplettes Neuland für ihn. Dass er nicht das Charisma wie Tetsuka-buchou besaß war ihm bewusst. Und das er an dessen Fähigkeiten, was das Tennisspielen anging, nicht herankam ebenso. Aber Tetsuka hatte genug Vertrauen in ihn, dass er ihn zum Captain ernannt hatte. Und dieses Vertrauen wollte er auf keinen Fall enttäuschen. Deshalb wollte er an seinem eignen Charakter arbeiten. Sehn ob er auch ohne Beistand Situationen meistern konnte. Er wollte diesen Ausflug nutzen, um etwas dafür tun zu können der Captain zu werden denn Saikaku auch verdient hatte. Er hätte wissen sollen, dass etwas nicht stimmte, als seine Mutter beim einem Abendessen plötzlich ohne weitere Wiederworte seinen Wunsch anerkannte. Spätestens als sie meinte, sie hätte Momoshiros Mutter an diesem Tag beim Einkaufen getroffen, hätte er hellhörig werden sollen. Aber er hatte nicht weiter darüber nachgedacht, war er doch einfach froh darüber gewesen, dass man ihm ein Stück Freiheit gewährte auf dem Weg zum Erwachsen werden. Und nun das! Das penetrante Rascheln einer Chipstüte deren Inhalt grade geplündert wurde, verbunden mit dem geräuschvollen Verspeisen eben dieses ungesunden Nahrungsmittels, war demnach auch etwas das Kaidohs eh schon angespannte Nerven nur noch weiter strapazierte. Bis es ihm schließlich zu bunt wurde. „Verdammt Momoshiro! Wirst du auch mal fertig mit essen?! Kein normaler Mensch stopft sich früh schon mit solchen Mist voll!“ Und um seinen Unmut noch deutlicher zu machen, riss er ihm die Tüte auch gleich noch aus der Hand, was Momoshiro empört meckern ließ. „Oi Mamushi, was soll der Quatsch! Zeig gefälligst etwas Dankbarkeit, dass ich meine letzten paar Tage Ferien so großzügig für dich opfere, weil dir keiner zutraut, dass du auch nur einen Tag allein zurechtkommen würdest.“, bekam Kaidoh als eine Art Anschuldigung von Momoshiro zu hören, während er versuchte sich sein zweites Frühstück zurück zu angeln. „Du hast sie wohl nicht mehr alle! Ich hab dich nicht gebeten mitzukommen, eher würde ich freiwillig 10 Liter Penal-tea trinken, als sowas auch nur in ansatzweise in Betracht zu ziehen!“ „Du bist einfach nur eine undankbare, dauergereizte Schlange. Kein Wunder, dass man dich nicht allein auf die Welt loslassen will.“ „ICH zeig dir gleich...“ „Nun ist aber wieder gut Kaoru-kun, lass Takeshi sofort wieder los.“ Ach ja, sie waren ja nicht allein. Auch wenn Kaidoh nur zu gern seine Faust in Momoshiros Gesicht platziert hätte, so war die Zurechtweisung seiner Mutter doch etwas das er besser nicht ignorierte. „Du hast es gehört Kaoru-kun.“, folgte demnach auch noch der unangebrachte Kommentar von Momoshiro. Mit einem mehr als frustrierten Zischen, löste Kaidoh seine Hand schließlich wieder aus Momoshiros Shirt und richtete seinen Blick folglich aus dem Seitenfenster. Ihm war auch so bewusst das Momoshiros Gesicht nun ein triumphales und abermals dummes Grinsen zierte. Für Kaidoh zog sich die verbleibende Strecke bis zur Busstation in nahezu unerträglicher Langsamkeit dahin, war er doch nun quasi dazu verbannt sich ruhig verhalten zu müssen. Womit ihn nichts weiter übrig blieb, als dem unsinnigen Gerede von Momoshiro unfreiwillig zuhören zu müssen. Selbst wenn seine Mutter diesen nicht ständig zu diversen Dingen, ihn oder gar sie beide betreffend befragen würde, wusste Kaidoh das Momoshiro trotzdem nicht still geblieben wäre. Irgendetwas schien diesen dazu zu zwingen sich stets uns ständig mitteilen zu müssen. Zumindest kam es Kaidoh so vor. Und er konnte noch nicht einmal seinen Frust dazu kundtun. So war es auch nicht verwunderlich das er, sobald seine Mutter den Wagen geparkt hatte, eilig aus diesem ausstieg und seine Sachen rasch aus dem Kofferraum entnahm. Wenn er Glück hatte, konnte er Momoshiro auf dem Weg zu ihrer Haltestelle noch abhängen. Vielleicht würde dieser sich dann auf der Suche danach verlaufen und den Bus verpassen. Allein der Gedanke daran ließ Kaidoh gemein Grinsen. Er musste sich nur noch von seiner Mutter verabschieden und dann konnte er sich auf und davon machen. Doch leider schien eine höhere Macht es heut einfach nicht gut mit ihm zu meinen, als er seine Mutter sagen hörte, dass sie sie noch bis zu Haltestelle begleiten wolle, um sie auch sicher im richtigen Bus zu wissen. Erneut stahl sich in Kaidoh der Wunsch nach außen mitzuteilen, dass er alt genug sei und er es am Ende sogar vorziehen würde in einen falschen Bus zu steigen sollte dies bedeuten, dass er Momoshiro nicht weiter zu ertragen hätte. Und wie als würde man seine Bitten voll und ganz verspotten wollen, legte ihm Momoshiro nun auch noch einen Arm um die Schultern, als wären sie die besten Freunde. Und gerade als er diesen mit einem Ellenbogenstoß in die Rippen wieder von sich entfernen wollte, war es erneut seine Mutter die mit einem herzlichen Lächeln meinte, dass es schön sei das ihr Sohn so einen guten Freund habe. So blieb Kaidoh nichts weiter übrig, als dieses Schauspiel weiter zu ertragen. Jedoch ließ er ein deutlich mürrisches Zischen hören, was Momoshiro aber nur dazu veranlasste ihn noch näher an sich zu ziehen und gewohnt albern zu grinsen, als wäre sie aus seiner Sicht wirklich so etwas wie Freunde. Aber Kaidoh würde ihn schon wissen lassen, dass dies nicht der Fall war. Sobald seine Mutter keinen Einfluss mehr auf ihn ausüben konnte, würde er Momoshiro wieder in seine Schranken verweisen. Er würde sich von diesem nicht sein Vorhaben zu Nichte machen lassen! Die Ankunft des Buses war pünktlich, worauf sich die wartenden Fahrgäste aufreiten um ihr Gepäck verstauen zu lassen und sich dann ihren Sitzplatz zu suchen. Das einzig Gute an dieser Fahrt wäre, dass Momoshiro nicht neben ihm sitzen würde, sondern ein paar Reihen vor ihm. Wenigstens etwas. „Dann gebt auf euch Acht. Und denkt dran auch ordentlich zu essen und das Schlafen nicht vergessen.“ „Natürlich nicht Kaidoh-san. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass es Kaoru-kun nicht zu wild treibt.“Es war doch wirklich zum Verzweifeln, ging es Kaidoh mit reichlich Verärgerung, nach Momoshiros unnötiger Aussage, durch den Sinn. Dieser nutzte es wirklich aus, sich über ihn lustig machen zu können und ihn außerdem noch so hinzustellen, als würde er die nächsten Tage nichts weiter als dummes Zeug vor haben. Gerade er! Er hoffte inständig, dass Momoshiro an ihrem Bestimmungort etwas finden würde, was ihn zu beschäftigen wusste und er somit seine Ruhe vor ihm haben würde. Kaidoh selbst hatte nicht vor seine Trainingseinheiten ausfallen zu lassen. Was schon einmal bedeutete, dass er in dieser Zeit für sich sein würde. Momoshiros Willen konsequent an seiner körperlichen Verfassung zu arbeiten, kannte er und er wusste, dass er es ablehnen würde in seinem Urlaub solch eine Anstrengung auf sich zu nehmen. Dazu war Urlaub nicht gedacht, das hatte Momoshiro schon öfter verlauten lassen, als es darum ging von vergangenen Urlaubserlebnissen zu erzählen. Ein leichter Stoß gegen seine Schulter ließ Kaidoh von seinen Gedanken driften, nur um sich darauf erneut und viel zu direkt mit Momoshiro breiten Grinsen konfrontiert zu sehen, der ihn darauf hinwies, dass sie nun einsteigen konnten. Mit einem Murren erwiderte Kaidoh diese Anmerkung. Schließlich ging er dazu über sich nun gänzlich von seiner Mutter zu verabschieden, die ihn noch in eine herzliche Umarmung zog, was Kaidoh sich leicht verspannen und erröten ließ. Erneut kam er sich wie ein Zehnjähriger vor, aber seiner Mutter zuliebe ließ er es über sich ergehen. Und eigentlich hatte er gedacht, dass Momoshiro ihn nun mit einem Gesichtsausdruck bedenken würde, der sagten; du bist so ein Mädchen. Aber stattdessen konnte Kaidoh verfolgen, wie ihm das gleiche Schicksal ereilte, als er sich von seiner Mutter verabschiedete. Jedoch war Momoshiro Ausdruck dabei weitaus entspannter, was das leichte Lächeln auf seinen Lippen verriet. Und Kaidoh kam nicht umhin sich etwas aufgewühlt bei diesem Anblick zu fühlen. Verdammter Momoshiro, warum musste ihm nur alles immer so viel einfach fallen, wenn es um so etwas ging? Kaidohs Platz war ziemlich in der Mitte des Busses. Er hatte es selbst so gewählt, da er einmal gelesen hatte, dass es am sichersten dort wäre, sollte es zu einem Unfall kommen. Aber an so etwas wollte er nicht weiter denken, sondern verstaute seinen Rucksack auf der Ablage über ihm und nahm schließlich Platz. Vielleicht hatte er sogar Glück und es würde sich niemand neben ihn setzen. Aber auf der anderen Seite wäre es vielleicht doch besser. Nicht das Momoshiro dies als Einladung sah und sich erdreistete ihn auch noch über die Fahrt hinweg stören zu wollen. Und gerade als er sich dieses Szenario vor seinem innere Auge vorstellte, trat eine kleine, ältere Dame an ihn heran, welche ihn freundlich anlächelte und fragte ob er so nett sei ihre Tasche auf die Ablage zu legen. Erneut merkte Kaidoh wie ihn die Wärme ins Gesicht stieg und er sich wirklich dafür verfluchte so zu reagieren, wenn man schon ungezwungen mit ihm umging. Dennoch tat er der alten Dame den Gefallen. Denn auch wenn er sich selbst zu unbeholfen empfand was soziale Kontakte anbelangte, so achtete er trotzdem darauf nicht unangebracht unfreundlich zu erscheinen, wenn man ihn freundlich behandelte. So gesehen gab es auch nur eine Person, bei der er keine Ausnahme machen würde. Nicht weil er als absichtlich bösartig abgestempelt werden wollte, sondern weil er nicht vermeiden würde können skeptisch zu reagieren. Unbewusste suchte sein Blick daraufhin eben diese Person auf, von der er feststellen konnte, dass sie ebenfalls stand und ihn ebenso anschaute. Ein etwas verunsichert erscheinendes Grinsen zog bei ihrem Blickkontakt über Momoshiros Gesicht, worauf er sich abwendete und hinsetzte. Kaidoh kam nicht umhin sich zu fragen, was diese Reaktion zu bedeuten hatte, besann sich aber schnell darauf, dass Momoshiro eben ein Idiot war und man die meisten seiner Gebärden, am besten einfach ignorierte. Es stellte sich heraus, das die ältere Dame aus einem bunten Leben zu erzählen hatte. Einmal tätschelte sie sogar Kaidoh Hand, als sie von ihrem Enkel erzählte. Welcher ein wenig schroff erschien, aber im Grunde doch ein guter Junge sei und er sie etwas an ihn erinnern würde. Kaidoh hatte nichts dazu gesagt, fühlte er sich doch etwas überfordert mit dieser Zutraulichkeit. Trotzdem störten ihn die Geschichten die sie erzählte nicht. Sie hatte eine angenehm warme Stimme. Perfekt um kleinen Kindern etwas vorzulesen. Und auch wenn er daran gedacht hatte sich hauptsächlich hinter einem Buch zu verstecken, während sie unterwegs waren, so ließ er davon ab und hörte einfach nur zu. Sie erzählte ihm auch von ihren Katzen. Drei Stück hatte sie und lebte mit ihnen zusammen in einem kleinen Haus am Rande der Großstadt. „Katzen müssen ihre Freiheiten haben, sie sind schöne und stolze Tiere. Der Mensch sollte ihnen dankbar sein, dass sie sich seiner Annehmen, verlangen sie doch nicht viel im Gegenzug dafür. “, sagte sie, was Kaidoh seicht lächeln ließ. Das plötzliche Knurren seines Magens erinnerte ihn daran, dass er heute noch nicht allzu viel gegessen hatte, doch hatte er seinen Rucksack leider über sich platziert und wollte nur ungern die alte Dame aufscheuchen damit er an diesen heran käme. Diese unterbrach nun für einen Augenblick ihre Erzählung und griff nach dem Beutel der zu ihren Füßen stand. Kaidoh selbst wendete seinen Blick nun aus dem Fenster, da er es als unhöflich empfand ihr auf die Finger zu schauen. Erneut grummelte es in seinem Bauch, was ihn zu einem leisen Zischen veranlasste. Aber er würde schon nicht verhungern und eben etwas zu sich nehmen, sobald sie an einem Rastplatz anhalten würden. „Hier mein Junge.“, hörte er es daraufhin sagen, worauf ihm die alte Dame eine Bentobox zuschob und ihm dazu noch selbstgemachte Onigiri anbot. Unsicher blicke er auf das Essen vor sich, da er nun einfach nicht wusste was er tun sollte, um nicht unhöflich zu erscheinen. Die alte Dame indes ließ sich nicht entmutigen von seiner unbeholfenen Reaktion, schenkte sie ihn nun sogar noch etwas Tee in einen Becher ein. „Junge Leute sollten immer ausreichend essen. Vor allem wenn sie noch im Wachstum sind.“ Es war seltsam, aber das erste was Kaidoh auf diese Worte hin in den Sinn kam war Momoshiro und dessen unmögliches Essverhalten. Dieser schien nie satt genug zu sein und hätte sicherlich schon längst alles verspeist, was sich hier dargeboten befand. Auch wenn es Kaidoh nie zugeben würde, so war es der Gedanke an Momoshiros lockere Art mit Menschen umzugehen, die ihn dankend den Becher annehmen und nach einem der Onigiri greifen ließ. Ein zufriedenes Tätscheln von Kaidohs Unterarm und dem Hinweis, dass dieser sich nicht zurück halten solle, habe sie doch mehr als genug Verpflegung mitgenommen, ließ ihn noch etwas verlegener werden, was aber nichts an dem guten Gefühl in seinem Bauch änderte. Trotzdem nutzte er das freundschaftliche Angebot der alten Dame nicht ungehalten aus, dass war einfach eine Sache des eignen Anstandes. Auch wenn sie ihm erneut versicherte, dass er sich ruhig bedienen könne. Schließlich bedankte er sich höfflich mit den Worten dass er satt wäre, er ihr aber noch mitteilte, dass es sehr gut geschmeckt habe, was die alte Dame herzlich lächeln ließ. Es waren gut drei Stunden Fahrt, bis sie ihren Bestimmungort erreicht hatten. Kaidoh stellte fest, dass die Zeit doch recht schnell verstrichen war und er sein Buch so gut wie gar nicht angerührt hatte. Er war kaum das er aus dem Bus gestiegen war, als er schon wieder diesen lästigen Arm um seine Schultern spürte und Kaidoh gerade ansetzten wollte sich mit Nachdruck davon befreien zu wollen, als ihn noch einmal das ältere Dame ansprach, um sich für seine nette Gesellschaft zu bedanken. In ihren Abschiedsworten meinte sie noch, dass er ein höflicher junger Mann sei und auf sich Acht geben solle. Damit machte sie sich auch auf ihren Weg von dem Kaidoh wusste, dass er sie zu ihren Enkelkindern führen würde, die sie zu besuchen gedachte. „Bist ja ein richtiger Herzensbrecher huh?“, hörte er Momoshiro belustigt neben sich verlauten, worauf er auch endlich das tun konnte wonach ihm schon den ganzen Tag der Sinn gestanden hatte. Das protestierende Gejammer, als sich Momoshiro, über den Schmerz den Kaidohs hieb in dessen Magen verursacht hatte, zusammenkrümmte, genoss dieser mit Zufriedenheit und einem befreiten Lächeln. Kaidoh machte sich auch nicht die Mühe auf Momoshiro zu warten, als er seine Tasche nahm und sich in die Richtung begab in welcher sich ihre Unterkunft befinden würde. Es war nicht mehr allzu weit, doch da sich die Herberge auf einem Berg befand, galt es einen Aufstieg hinter sich zu bringen, den Kaidoh auch mühelos meisterte. Er hatte sich zwar vorgenommen Momoshiro zu ignorieren, doch entging ihm das hörbare Schnaufen nicht, das er hinter sich vernehmen konnte. Mit einem leichten Kopfschütteln legte er die restlichen Meter zurück ohne auch nur einen Blick auf diesen geworfen zu haben. Von jetzt an und über seinen Aufenthalt hier, wäre Momoshiro nichts weiter als ein Unbekannter für ihn. So zumindest der Plan. Welcher nur einen Moment später wieder völlig zu Nichte gemacht wurde. Kaidoh wusste selbst nicht warum ihm das nicht schon eher eingefallen war, aber jetzt wo ihm die junge Frau an der Rezeption die Mitteilung machte, das ihr Doppelzimmer schon zurechtgemacht worden sei, traf ihn die Erkenntnis wie ein hart gespielter Tennisball. Fünf Tage lange hatte er sich nun ein Zimmer mit Momoshiro zu teilen. Fünf unendlich lange Tage. Das konnte doch nicht ernst gemeint sein! „Wer zuerst im Zimmer ist hat freie Futon Auswahl.“ Damit war Momoshiro auch schon dabei sich mit einer anderen jungen Frau vom Personal zu besagter Räumlichkeit zu entfernen. Den fassungslosen Blick den Kaidoh folglich zurück auf die Dame hinter der Theke warf, schien diese auch sofort deuten zu können, teilte sie ihm mit einen entschuldigenden Lächeln mit, das leider zur Zeit keine anderen Zimmer frei wären. Für einen Moment überlegte Kaidoh, ob es nicht eine andere Alternative geben könnte. Nur war die Option sich ein anderes Hotel zu suchen finanziell schon nicht möglich. Was bedeutete, dass er sich wohl oder übel mit seinem Schicksal abfinden musste. Mit einem frustrierten Zischen setzte er sich nun ebenso in Bewegung. Ihr Zimmer befand sich auf der zweiten Etage des kleinen Hotels, das zwar nicht sonderlich groß war, aber dafür eine recht gemütliche Atmosphäre ausstrahlte. Das perfekte Klima um sich auch wirklich erholen zu können. Am Zimmer angekommen, verabschiedete sich die junge Frau mit einer höflichen Verbeugung und verließ kurz darauf wieder den Flur. Natürlich war es Momoshiro der als Erster in den Raum einfiel und unnötig laut seine Eindrücke dazu mitteilte. Kaidoh ignorierte ihn routiniert. Er stellte einfach seine Tasche in einer Ecke ab und entledigte sich seiner Jacke, welche er darüber legte. Momoshiro indes hatte seinen Rundgang und seine Inspektion beendet, und seine Aufmerksamkeit nun aus dem Fenster gerichtet, das eine idyllische Landschaftsszenerie dar zu bieten hatte. Sie waren quasi umgeben von Wald und Bergen die es allein durch das Hinausblicken vermochten eine innere Ruhe in einem auszulösen, vermischt mit dem euphorischen Gesang der Vögel die den Frühling begrüßten „Schön ist es hier.“, teilte Momoshiro seinen Gedanken in einer etwas verträumt klingenden Stimme, was Kaidoh kurz zu ihm schauen ließ. Vielleich, so ging es Kaidoh durch den Sinn, vermochte es die Ruhe und das Fern sein von jeglicher Hektik ja auch Momoshiro etwas zu bändigen, schien sich diese Wirkung gerade ja recht deutlich zu zeigen. Und vielleicht, würde er dann die nächsten Tage nicht allzu oft von dessen sonst so aufreibenden Eigenheiten gestresst werden, sondern konnte seine kleine Freiheit auch ausreichend nutzen und genießen. „Oi Mamushi, lass uns den Ort anschauen.“ Es war noch nicht all zu spät, und so gesehen hatte Kaidoh auch nichts weiter geplant für diesen Tag außer, dass er zum Abend sein übliches Lauftraining absolvieren würde. Doch der Gedanke ausgerechnet mit Momoshiro durch den Ort zu laufen, brachte nicht gerade ein Gefühl von Begeisterung mit sich. „Kein Interesse. Geh allein.“ Mit diesen Worten ließ er Momoshiro stehen und suchte das Badezimmer auf, jedoch nicht ohne Momoshiros „langweilige Schlange“ noch zu hören. Erstaunlicherweise war Momoshiro dann auch aus dem Zimmer verschwunden als Kaidoh zurück kam, was ihn etwas erleichtert aufatmen ließ. Momoshiro war selbst schuld, wenn er sich so einfach in seine Pläne schmuggelte, so brauchte er nicht zu erwarten, dass er seine gesamte Zeit mit ihm verbringen, oder gar seinen Vorschlägen widerstandslos zustimmen würde. Er war in erster Line darauf aus gewesen allein seinen Urlaub zu verbringen und das würde er auch tun, wenn sich die Möglichkeit ergab. Doch zuerst sollte er sich einmal zu Hause melden und mitteilen, dass sie gut angekommen sind. Kapitel 2: ----------- Mit einem Informationsheftchen bewaffnet, das er im Eingangsbereich des Hotel ausfindig gemacht hatte, war Momoshiro auf dem Weg die Ortschaft etwas erkunden zu wollen, dachte er nicht daran den restlichen Tag in ihrem Zimmer zu hocken, nur weil die Viper ihn auf seiner Tour nicht begleiten wollte. Er würde auch allein seine Zeit nutzen, alles was er dazu wissen musste stand in dem Prospekt, das er in seinen Händen hielt und welchem er auch zu einem ersten Ziel folgte. Es war eine nette, kleine Ansiedlung mit alten Häusern, die jedoch alle gut erhalten worden waren und aufgereiht an schmalen gepflasterten Gassen und Straßen standen. Ein Fluss zog seine Bahn durch die gemütliche Gemeinde, an welchem ein paar Kinder spielten, deren freudiges Lärmen er vernehmen konnte. Momoshiro schaute noch einmal auf seinen Plan, bevor er in eine Seitenstraße abbog und vor einem kleinen Lebensmittelladen zum Stehen kam. Den hatte er schon einmal ohne Mühe gefunden. Nach einen großzügigen Schluck aus seiner eben gekauften und gut gekühlten Sodaflasche, setzte sich Momoshiro auf eine Bank gleich neben dem Geschäft. Dies brachte ihm die recht müde Aufmerksamkeit einer im Schatten dösenden Katze ein, die sich ihren Platz unter der Auslage mit Sämereien gesucht hatte, welche vor dem Geschäft aufgestellt worden war. Mit einem ausgedehnten Gähnen erhob sie sich schließlich und kam auf ihn zu. Momoshiro senkte seine Hand, worauf diese daran auch zu schnuppern begann, bevor sie das kühle Kondenswasser an seinen Fingern ablenkte. „Ich kenne da jemanden, dem würdest du eine riesige Freude mit so einer Aktion machen.“ Momoshiro musste selbst etwas über diesen Gedanken schmunzeln dachte er daran, wie vernarrt Kaidoh auf Katzen reagieren konnte. Würde es sich nicht gerade um Kaidoh handeln, könnte man es fast schon als niedlich bezeichnen. Nur war Kaidoh alles andere als das. Ein weiterer Schluck aus seiner Flasche und Momoshiro erhob sich schließlich wieder, was die Katze dazu veranlasste ihm kurz um die Beine zu streichen und dann davon zu trotten. Und auch Momoshiro ließ das Geschäft und die Straße hinter sich, um sich noch etwas weiter umzusehen. Bis zum Abendessen war es noch etwas Zeit, wie ein Blick auf seine Uhr verriet. Also konnte er noch ein wenig umherstreifen. Vielleicht würde er Kaidoh ja dazu überreden können, morgen etwas gemeinsam zu unternehmen. Laut seines Heftchens, gab es einige interessante Plätze in der Umgebung zu denen man wandern konnte. Und wandern war ja nichts anderes als langsames joggen. Also etwas, dass in Kaidohs Sinne sein dürfte. Er musste nur einen passenden Moment finden, ihm diesen Vorschlag interessant reden zu können, ohne das es darauf hinaus lief, dass Kaidoh am Ende zwar zustimmte aber auch nur wenn sie getrennt losziehen würden. Ein frustriertes Zischen verließ Kaidohs Lippen, als er von seiner Joggingrunde zurückkehrte, nur um im Hotel einem defekten Getränkeautomaten gegenüberstehen zu müssen, der ihm seinem Sport-Drink verwehrte. Es war Routine nach getanem Training solch ein Getränk zu sich zu nehmen, um verlorengegangene Minerale wieder aufzufrischen und Kaidoh mochte es nicht, wenn etwas seine Routine zu unterbrechen wusste. So wie es aussah würde er dann wohl noch einmal in den Ort müssen, um sich aus dem kleinen Geschäft, nicht weit von hier, seinen isotonischen Durstlöcher zu holen. Aber zuerst würde er eine rasche Dusche nehmen und seine verschwitzte Kleidung wechseln. Ein Blick ins Zimmer sagte, dass Momoshiro noch immer oder schon wieder nicht zu gegen war, was das angespannte Gefühl, das ihn beim Heraufkommen eingenommen hatte, wieder verfliegen ließ. Er wusste selbst nicht warum er solch eine Reaktion zeigte, wenn er daran dachte sich gleich wieder Momoshiro gegenüber zu sehen. Vielleicht war es reiner Schutzinstinkt da er wusste, dass eine Konfrontation mit ihm meist in eine stressige Angelegenheit ausarten konnte. Und Stress war etwas, dass er hier eigentlich hinter sich lassen wollte. Sein Weg führte ihn zu seiner Tasche aus welcher er frische Kleidung nahm, um sich daraufhin ins Bad zu begeben. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn wissen, dass es auch nicht mehr lange bis zu Abendessen sei und er überlegte, ob er trotzdem noch einmal schnell losziehen oder es auf später verlegen sollte. Aber eigentlich war der Weg nicht allzu weit und wenn er sich beeilte, müsste er es auch so noch rechtzeitig schaffen. Außerdem war etwas Verspätung auch nicht ausschlaggebend. Das einzige was passierte war, dass von den guten Sachen dann meist schon alles weg war. Aber das, würde er auch überleben. Mit einem flinken Hineinrutschen in seine Schuhe verließ er also die Unterkunft erneut und ohne das er es beabsichtigt hatte kam ihn die Frage in den Sinn, ob Momoshiro überhaupt wusste, wann es Abendessen geben würde. Nicht das er es verpasste und ihm dann den ganzen Abend und sicherlich auch die Nacht vor jammerte das er Hunger habe. Kaidoh wollte sich gar nicht vorstellen, was Momoshiro alles anstellen würde, wenn er wirklich auf eine üppige Mahlzeit verzichten musste. Bei den Massen die dieser hinunterschlingen konnte. Es war ein angenehmer Abend. Die Sonne senkte sich langsam und das Zwitschern der Vögel wurde leiser. Ein paar davon zogen noch ihre Kreise vor der rot-goldenen Leinwand, die von den letzten Strahlen der Sonne bemalt wurde. Ein leichtes Lächeln huschte Kaidoh bei diesem herrlichen Anblick über die Lippen. Eine seichte Böe tänzelte an ihm vorbei, hinauf in das frische, grüne Laubwerk der umherstehenden Bäume, was diese melodisch rascheln ließ. Es dauerte keine 10 Minuten, bis er sein Ziel erreicht hatte und den kleinen Laden betrat. Die Auswahl war nicht zu vergleichen mit einem Geschäfte, wie es in einer Großstadt zu finden war, doch gab es dennoch von allem etwas und somit auch das erhoffte Getränk. Kaidohs Aufmerksamkeit schweifte über einige der Regale, was ihn etwas unentschlossen verharren ließ. Mit einigen, eher unkoordinierten, Griffen nahm er noch das ein oder andere daraus mit sich und ging schließlich zum Bezahlen über. Mit einer der typischen, schmucklosen, weißen Plastiktüten begab er sich wieder zurück, nur um feststellen zu dürfen, dass Momoshiro noch immer nicht wieder zurück war. Sollte er sich jetzt doch darüber Gedanken machen? War dem Trottel womöglich etwas passiert? Oder hatte sich dieser durch seine große Klappe etwa Ärger eingehandelt? Zwar konnte er sich nicht recht vorstellen, wie er dies in so einem kleinen, friedfertigen Ort angestellt haben konnte, aber bei Momoshiro sollte man stets mit allem rechnen. Ein erneuter Blick auf die Uhr und Kaidoh beschloss, dass es noch keinen triftigen Grund gab sich weiter damit zu befassen und begab sich erst einmal zum Abendessen. Früher oder später würde Momoshiro schon herzu kommen. Es war fast halb acht und die Dämmerung hatte schon in ein dunkles Himmelzelt gewechselt, was Kaidoh von ihrem Zimmerfenster aus hatte gut verfolgen konnte. Etwas ungehalten klopfte sein Finger auf die Tatamimatte auf welcher es saß, im Zwiespalt, was nun angebracht wäre zu tun. Die Seite in ihm die sich stets und ständig durch Momoshiro provoziert fand sagte Kaidoh, dass es ihm egal sein könne und er die Zeit in der er seine Ruhe hatte einfach auskosten solle. Eine andere Seite wurde das Gefühl nicht los, dass es Momoshiro sicherlich mehr als gut ging, da er sich womöglich mit irgendwelchen Leuten spontan angefreundet hatte, und sie nun zusammen saßen und Kaidoh sich vollkommen umsonst Gedanken machte. Und genau durch diese Vorstellung fühlte er wieder den allzu bekannten Unmut in sich aufsteigen, der groß und breit Momoshiros Namen umhängen hatte. Eine leise und sonst eher schweigende Stimme, wenn es um besagten Nervtöter ging, merkte jedoch an, dass es nicht schaden konnte sich einfach mal etwas umzuschauen. Nicht zuletzt, weil auch die Worte seiner Mutter in seinem Kopf nachhallten, die ihm bei ihrem Telefonat vorhin noch mitgeteilt hatte, das sie gut aufeinander Acht geben sollten, da man nie wissen könne was passieren mochte. Und auch wenn Kaidoh dabei innerlich nur ein abwertendes Zischen beipflichten konnte so wusste er, sollte Momoshiro etwas passieren, dann würde es auf jeden Fall auf ihn zurück fallen und das war etwas, dass er nicht heraufbeschwören wollte. Also folgte er diesem leisen aber merklichen Drängen und zog erneut los. Eines war klar, sobald ihm Momoshiro unter die Augen kommen würde, bekäme dieser erst einmal eine verpasst. Ein herzhaftes Gähnen trieb Momoshiro ein paar Tränen in die Augen, als er sich ausgiebig streckte, nur um dann etwas konfus in die Umgebung zu blicken in welcher er sich vorfand. Für einen Moment war er ratlos, entsann sich aber wieder, wie er hier her gefunden hatte. Er war mit Kaidoh im Urlaub. Aber da die mürrische Schlage mit ihm nicht auf Erkundungstour gehen wollte, hatte er sich allein auf den Weg begeben und war schließlich bei diesem kleinen, versteckten Tempel gelandet. Er war wohl eingeschlafen, nachdem er sich unter einen der großen Kampferbäume gelegt hatte, um in dessen Schatten ein wenig auszuruhen. Und so wie es aussah, hatte er nicht nur fünf Minuten gedöst, zeigte sich das Stück Himmel, das er durch das Blätterdach ausmachen konnte doch schon in vorabendlicher Stimmung. Der nun merklich kühlere Wind ließ ihn kurz frösteln. Kaidoh fragte sich bestimmt schon wo er denn abgeblieben sei. Momoshiro konnte sich ein etwas irrwitziges Auflachen, über diesen Gedanken, nicht verkneifen. Kaidoh war es sicherlich ziemlich egal, wo er war. Dieser hoffte bestimmt schon innig, dass er gar nicht mehr auftauchen würde und er somit seinen Urlaub, wie geplant, allein gestalten konnte. Das enttäuschte Seufzen das Momoshiro nun herausrutschte, ließ ihn seinen Kopf etwas hängen lassen. Er hätte wohl doch besser zu Hause bleiben sollen, als sich auf diesen Ausflug einzulassen. Denn eigentlich wusste er selbst schon nicht mehr, was er sich von seinem Überraschungsangriff auf Kaidoh versprochen hatte. Die Tatsache, dass dieser nun stets übellaunig reagierte sobald sie aufeinander trafen, war von vorn herein abzusehen gewesen. Dennoch hatte er irgendwo gehofft, dass es vielleicht möglich wäre sich etwas besser verstehen zu lernen, nun wo sie bald zusammen ihren Tennisclub leiden würden. Es war definitiv von Vorteil, wenn sich ein Captain und dessen Stellvertreter gut verstanden, wenn es um solch eine Aufgabe ging. Und da Kaidoh es vermied, dass sie sich auch außerhalb von Schule und Clubaktivitäten über den Weg liefen, hatte er gedacht sein Mitkommen wäre die perfekte Gelegenheit, da sie hier quasi unter sich waren. Etwas träge verließ Momoshiro seinen Ruheplatz und begab sich die Stufen des Schreins wieder hinab. Unten angekommen blickte er überlegend in beide Richtungen. Von wo war er noch einmal gekommen? Einer Entsinnung folgend, suchte er seine Taschen nach dem Prospekt ab, das ihn auch hier her geführt hatte. Doch so wie aussah, war es ihm doch tatsächlich abhandengekommen. Womöglich war es während seines Schläfchens vom Wind davon geweht worden. Oder irgendjemand hatte es entwendet, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wer so etwas tun sollte. Mit einem erneuten Griff in seine hinter Hosentasche stellte er erleichtert fest, dass sein Portemonnaie auf jeden Fall noch vorhanden war. Also hieß es, auf -Gut Glück- losziehen. So groß war der Ort nicht, zumindest machte er auf dem verlorengegangen Plan nicht solch einen Eindruck. Am Ende würde er auch immer noch jemanden fragen können, wie er wieder zum Hotel gelangen konnte. Eine halbe Stunde später und keine Menschenseele weit und breit, die ihm hätte Auskunft geben können, ließ Momoshiro schon etwas unruhiger werden. Es konnte doch nicht so schwer sein, dass einzige Hotel hier ausfindig zu machen. Leider half das Zwielicht der Straßenbeleuchtung Momoshiro auch nicht weiter sich besser orientieren zu können. Letztendlich war er sogar im Kreis gelaufen und hatte es noch nicht einmal mitbekommen, weil ihn die Umgebung ständig anders vorkam. Erneut stahl sich der Gedanke an Kaidoh in seinen Kopf und wie dieser wohl auf sein Ausbleiben reagierte. Ein hämisches Lachen zeigte sich auf dem Gesicht seines erdachten Kaidohs, während dieser seine Tasche aus dem Fenster ihres Zimmers warf. Am besten er übernachtete auf einer Bank, die er hoffentlich noch irgendwo ausfindig machen konnte. „Oi Pfirsichkopf!“ Diese unfehlbar mürrische Stimme, verbunden mit dieser einfallslosen Titulierung; Momoshiro kannte nur eine Person auf die beide Faktoren zutrafen. Suchend schaute er sich um, bis er im dimmen Schein einer Vorgartenbeleuchtung Kaidoh erkennen konnte, der ihn mit dem üblichen finsteren Blick bedachte. Ein neuer Zwiespalt tat sich nun in Momoshiro auf, als er sich bewusst wurde, dass er nun wahrscheinlich gefragt werden könnte, was er hier tun würde. Und zuzugeben, dass er sich verlaufen hatte war gerade vor Kaidoh etwas, dass er nicht vorbringen wollte. Dafür war sein Stolz einfach zu groß. Und eben als er sich eine passende Ausrede zusammen gesponnen hatte, sah er wie sich Kaidoh wortlos abwandte und sich langsam von ihm entfernte, was ihn seine kleine Story rasch wieder verwerfen ließ und er Kaidoh eilig hinterherlief. Der Weg zum Hotel wurde schweigend und mit einem drei Meter Abstand zueinander zurückgelegt. Aber Momoshiro war froh, dass er nun nicht doch noch unter freiem Himmel nächtigen musste. Mit einem geschafften Seufzen ließ sich Momoshiro schließlich auf die Tatamimatte ihres Zimmers sinken. Zu allem Übel hatte er nun auch noch das Abendessen verpasst, was sein Magen mit einem protestieren Knurren auch deutlich machte. Er hätte sich auf der Herfahrt eben zurückhalten müssen und nicht all seine Snacks schon da verspeisen sollen. Somit hatte er nun keine andere Wahl, als hungrig zu bleiben. Das Einschlafen würde ihm somit um einiges schwerer fallen, das wusste er schon jetzt und aus Erfahrung heraus. Gerade als er sich über sein unglückliches Los auch akustisch beschweren wollte, traf ihn etwas an seinen Kopf. In seinem Schoß befand sich daraufhin ein Beutel mit Reiscrackern. Und noch bevor er irgendetwas dazu sagen konnte, sah er Kaidoh an sich vorbei gehen, der eine dieser Einkaufstüten neben ihm fallen ließ, um schließlich anzumerken, dass er sich nun ein Bad genehmigen würde und somit Momoshiro und das Zimmer hinter sich ließ. Etwas konfus schaute Momoshiro auf die Snacks in der Tüte und dann zurück zur geschlossenen Zimmertür, bevor sich ein breites und dankbares Lächeln auf seine Lippen legte. Vielleicht bestand ja doch noch eine Chance, in den hier verbleibenden Tagen, die Wogen, die sich über die letzten Jahre zwischen ihnen aufgebaut hatte, etwas zu glätten. Kapitel 3: ----------- Kaidoh fühlte sich etwas verspannt, was er eindeutig auf den Mangel an Schlaf zurückführte, denn er, wie nicht anders zu erwarten, Momoshiro zu verdanken hatte. Dieser hatte die ihm ausgehändigten Nahrungsmittel bis auf dem letzten Krümel aufgebraucht und schien damit auch soweit zufrieden, dass Kaidoh hoffte nicht durch dessen hungrigen Magen seinen Schlaf einbüßen zu müssen. Und so gesehen hatte sein Plan auch funktioniert, nur leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Momoshiro auch noch im Schlaf die Angewohnheit besitzen würde ihn derart aufzuregen. Schnarchen sollte etwas für alte Leute sein! Aber wie immer überraschte ihn Momoshiro negativ. Nicht einmal auf ein paar Tritte gegen dessen Seite, hatte dieser in seinem geräuschvollen Schlummer reagiert, außer dass er sich mit einem Schmatzen auf die Seite gerollte und zufrieden in sein Kissen gesabbert hatte. Außerdem war er unvorsichtig genug gewesen und hatte Momoshiro gestern Abend noch mitgeteilt, dass er heut eine Wanderung geplant hatte und dies gut den ganzen Tag dauern könnte. Er hatte angenommen das Momoshiro bei dieser Information lediglich sagen würde, dass er das ruhig tun könne, er aber bevorzuge hier zu bleiben und sich bei irgendwas zu entspannen. Womit er ganz und gar nicht gerechnet hatte, war dessen prompte Äußerung, dass er mitkommen wolle, da ein Ausflug in die Natur doch ideal wäre um abschalten zu können. Und nun waren sie hier, auf einem schmalen, leicht steinigem Pfad, umgeben von alten, meterhohen Bäumen die ihre Kronen gemütlich im seichten Wind wiegten und Fragmente des warme Sonnenlichtes um sie herum streute, die um sie her tanzten. Das einzige was diese harmonische Szenerie zu durchbrechen wusste, war Momoshiros anhaltendes Geschwätz über alles nur Mögliche. Keine brauchbare Voraussetzung um Erholung auch nur ansatzweise zuzulassen. Er hatte bei Momoshiros Vorschlag, ihn zu begleiten, eigentlich schon aus Reflex ablehnen wollen, aber dann erinnerte er sich daran, dass es womöglich nicht die klügste Idee wäre Momoshiro den ganzen Tag allein mit sich und seinen verqueren Gedankengängen zu lassen. Nicht nachdem dieser schon am ersten Tag solch einen Stress durch sein Fernbleiben, bei ihm ausgelöst hatte. Ob er wollte oder nicht, irgendwie hatte er das Gefühl von Verantwortung. Etwas das er in Bezug zu seinem Posten als Captain auch ausbauen sollte. Würde er es meistern Momoshiro in diese Voraussetzung einbauen zu können, dann würde er auch bei allen anderen kein Problem damit haben. Er sollte es daher als einen kleinen Test betrachten. Denn wenn er ein wirkliches Ziel vor Augen hatte, dann konnte er sich anfallenden Situationen doch noch etwas besser stellen. Im Falle von Momoshiros endlosen Redeschwall, wäre ignorieren somit die einfachste und friedfertigste Lösung. So erduldete Kaidoh schließlich sein Los und mit etwas Übung war es ihm sogar möglich, sich wieder auf die beruhigenden Aspekte ihrer Umgebung zu konzentrieren. Das vereinzelte Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter, oder das leichte Knarren der Äste im Wind. Die Klänge der Natur vermochten es wahrlich, dass er sich ausgeglichener zu fühlen begann. Einer plötzlichen Erkenntnis folgend blickte Kaidoh nun zu seiner Linken, nur um die Abstinenz von Momoshiro zu registrieren, dessen plötzliches, fehlendes Gebrabbel ihn hatte stutzig werden lassen. Ein weiterer Blick nach hinten zeigte, dass Momoshiro den Weg verlassen hatte und etwas waldeinwärts stand, wo er etwas zu begutachten schien. Mit einem genervten Murren und dem Gedanken einfach weiter zu gehen, schaute Kaidoh etwas unentschlossen auf Momoshiro, bevor er sich in dessen Richtung begab, um diesen wieder auf den Weg zurück zerren zu wollen. Kaidoh konnte nun verfolgen, wie Momoshiro eine Pflanze mit farbintensiver Blüte von Boden pflügte und dann daran roch. Die zielgenaue Treffsicherheit einer aufgegriffenen Zapfe, die Momoshiro an der Wange traf, ließ diesen empört in Kaidohs Richtung blicken. Ungehalten deutete er mit der gerade gepflückten Pflanze auf ihn, um sich ebenso aufgebracht zu erkunden was das sollte, als ihn erneut solch ein Geschoß traf und er die Pflanze schließlich fallen ließ. Mit finsterem Gesicht schloss Kaidoh nun zu Momoshiro auf und packte diesen am Kragen seines Shirts. „Wie dämlich bist du eigentlich?!“, grollte er diesem entgegen und rüttelte Momoshiro leicht. „Ist dir vielleicht auch mal der Gedanke gekommen, dass diese Pflanze giftig sein könnte?“ Momoshiro war deutlich der Protest über Kaidohs Umgang mit ihm anzusehen, doch schien er sich dessen Worte erst einmal durch seinen Kopf gehen zu lassen. „Sie sah aber nicht giftig aus.“ Kam seine etwas zu naive Antwort, was Kaidoh entgeistert knurren ließ, bevor er von Momoshiro abließ und seinen Rucksack öffnen zu können, um kurz darauf ein Buch hervor zu holen. Suchend blätterte dieser darin herum, bis er einen zustimmenden Laut von sich gab und Momoshiro die aufgeschlagene Seite direkt vor sein Gesicht hielt. „Hier steht leicht giftig.“ Mit einem ruppigen Handgriff entzog er Momoshiro den Pflanzenführer wieder. Unter dem Murren, es aufzugeben und einen Trottel eben Trottel sein zu lassen, verstaute er diesen wieder und begab sich zurück auf den Pfad, von welchem aus er Momoshiro aber noch eine Zapfe an den Kopf donnerte. Jetzt fühlte er sich schon wieder etwas besser. Es waren gut drei Stunden vergangen, die sie nun schon unterwegs waren und Momoshiro hatte noch ein um das andere Mal gezeigt, dass er von Natur keine Ahnung hatte. Zumindest nicht von Flora und Fauna. Dabei hätte man meinen sollen, dass er es durchaus besser wusste, hatte er im Spiel gegen Oshitari von Hyotei doch Wissen über das Einbringen von natürlichen Elementen bewiesen gehabt. Aber anscheinend reichte es auch nur dafür, der Rest war für Momoshiro wohl einfach nur ein großer Abenteuerspielplatz. Auf einer lichten Anhöhe, welchen ihnen den Blick über das unter ihn befindliche Tal darbot entschloss Kaidoh, dass sie diese Aussicht ruhig mit einer Pause verbinden konnten, was er Momoshiro auch knapp mitteilte. Noch immer war diesem anzusehen, dass er beleidigt war, da man ihn über die letzten Stunden so oft auf seine Ahnungslosigkeit, was ihre Umgebung betraf, hatte hinweisen müssen. Woher sollte er das auch alles wissen? Deshalb platzierte sich Momoshiro auch demonstrativ in etwas Abstand zu Kaidoh auf einem Baumstumpf, um etwas zu essen von dem er wusste, dass man es ihm nicht mit dem Hinweis auf Dummheit aus der Hand schlagen würde. Trotzdem ärgerte es ihn, dass Kaidoh ihn so oft hatte zurechtweisen müssen. Es kratzte einfach an seinem Stolz. Frustriert stopfte er sich das in seiner Hand befindliche Onigiri in den Mund. Auch wenn Essen ihn sonst immer mit guter Laune versah, so war er momentan viel zu abgelenkt von seinem Unmut, als das er dieses Gefühl hätte durchlassen können. Ein versteckter Seitenblick auf Kaidoh zeigte, dass dieser ebenso etwas zu essen zu sich nahm, während er am Rande der Anhöhe stand und ab und an auf seine Wanderkarte schaute, welche er in einer Hand hielt. Kaidohs Gesicht wirkte deutlich entspannt, als er seine Aufmerksamkeit über die Landschaft vor sich schweifen ließ. Ein Ausdruck den man nicht allzu oft an ihm ausmachen konnte. Und ohne das Momoshiro sich dem bewusst war, starrte er Kaidoh gedankenverloren aber recht offensichtlich an, was dieser auch zu registrieren begann und sich nun auch Momoshiro zuwendete. „Oi, was soll das dumme Gestarre?“ Kaidohs tiefe und leicht aggressiv klingende Stimme holte Momoshiro wieder zu sich, worauf er Kaidoh jedoch nur weiter wortlos anschaute, hatte er den Inhalt seiner Frage doch nicht wirklich verstanden. „Huh?“ „Trottel.“ Damit lenkte Kaidoh seinen Blick wieder nach vorn, da er nicht annahm, dass noch etwas Intelligenteres von Momoshiro folgen würde. Weswegen ihm auch dessen verärgertes Gesicht entging, auf diese erneute Betitelung. Und eigentlich war Momoshiro nun wirklich danach sich lautstark über dessen Allüren aufregen zu wollen, aber er wusste leider auch, dass er aus eigenem Verschulden solch eine Reaktion von Kaidoh erhalten hatte. Was ihn nur noch mehr aufregte! Seine ganze Mission sich mit Kaidoh besser verstehen zu wollen, ging völlig den Bach runter. Auch wenn es seinem Ego nicht gut tat, so musste sich Momoshiro eingestehen, dass er eigentlich gar nicht so recht wusste, was er tun sollte, um dieses Ziel erfolgreich zu erreichen. Er hatte versucht Kaidoh in ein Gespräch zu verwickeln, aber dieser zeigte nie Interesse an einem angeschnittenen Thema. Selbst wenn es um Tennis ging, war dessen einzige Reaktion ein Murren wenn er etwas zuzustimmen schien oder ein Zischen wenn er einer anderen Ansicht war. Dann hatte er sich gedacht, er könnte Kaidohs Interesse für die Natur etwas kitzeln, indem er ihm ab und an ein paar Fragen zu Pflanzen oder Tieren stellte. Doch das Resultat war abermals recht dürftig und nicht weniger peinlich, wenn er sich wieder zurechtgewiesen sah. Woher sollte er auch wissen, dass Salamander zum Selbstschutz Gift absondern konnten, als er so einen angebracht hatte. Zum Glück befand sich ein Bach in ihrer Nähe in welchem er seine Hände hatte gründlich waschen können. Mit einem ergebenen Seufzen angelte sich Momoshiro einen, in Reichweite liegenden, dürren Ast mit dem er im moosigen Boden herumstocherte und damit einen kleinen Nager aufscheuchte, der flink zu seinen Füssen vorbei huschte. Im Augenwinkel konnte Momoshiro eine weitere Bewegung am Boden ausmachen, worauf er dieser folgte und wie vom Blitz getroffen aufsprang. „SCHLANGE! SCHLANGE! SCHLANGE!“, drang es panisch an Kaidohs Ohren, der zuerst annahm, dass Momoshiro ihn wieder einmal zu provozieren versuchte. Bei genauerem Hinschauen konnte er aber erkennen, wie Momoshiro rückwärts von seinem Sitzplatz wegstolperte, seinen Blick auf das züngelnde Reptil gerichtet, das ihm nachzusetzten schien. Und noch bevor Kaidoh die Situation komplett aufgegriffen haben konnte, weiteten sich seinen Augen schreck erfüllt, als Momoshiro in seiner Panik viel zu nahe an den Rand der Anhöhe gehastet war und sein letzte Schritt nach hinten ins Leere ging. Mit einem raschen Satz auf Momoshiro zu, war es Kaidoh möglich dessen Handgelenk noch zu fassen zu bekommen, doch war die Kraft die Momoshiros Körper nach unten zog zu heftig. Dennoch ließ er Momoshiro nicht los. Der Sturz den schroffen Abhang hinab war schmerzhaft und rapide, da nichts ihren Fall zu bremsen vermochte. Ein gleisender Schmerz durchzog Kaidoh, als etwas gegen seinen Burstkorb traf und ihn unter einem Japsen die Augen zusammen kneifen ließ. Unter gequältem Stöhnen öffnete Kaidoh sie wieder, wo ihn der Blick in einen leicht orangefarbenen Himmel empfing. Sollte es etwa schon wieder Abend werden wollen? Der Versuch sich zu bewegen, ließ deutliche Schmerzimpulse durch Kaidohs Körper ziehen. Trotzdem versuchte er sich aufzurichten. Der Widerstand in seiner Hand ließ seinen Puls kurz stoppen. Rasch wendete er sich Momoshiro zu der neben ihm lag, sich aber nicht rührte. Kaidohs Herz ging augenblicklich in ein hektisches Rasen über. Er begab sich auf seine Knie und drehte Momoshiro so, dass dieser auf dem Rücken zum Liegen kam. Aus einer Wunde an dessen Stirn ran Blut über dessen Gesicht, was Kaidoh ein beklemmendes Gefühl in seinem Magen verschaffte. „Momoshiro?“ Kaidohs Stimme klang untypisch gebrochen und unsicher, als er den Namen des anderen sagte. Aber eine Reaktion bekam er trotzdem nicht. Was sollte er nun tun? Einer Eingebung folgend suchte er in seinen Hosentaschen nach seinem Handy. Nur musste er feststellen, dass es nach diesem Sturz nicht mehr einsatzfähig schien, zeigte sich das Display, auch nach diversen Tastendrücken weiterhin schwarz. Vielleicht hatte Momoshiro seines dabei. Vorsichtig tastete Kaidoh dessen Sachen ab, worauf er die typische Form in einer Seitentasche von dessen Hose ausfindig machen konnte. Eilig zog er es hervor und zu seiner Erleichterung schien es auch noch zu funktionieren. Nur war das nächste Problem mit dem er sich konfrontiert sah, dass es keinem Empfang anzeigte. Mit einem Zischen, ausgelöst durch seinen Zustand, richtete Kaidoh sich auf, im Versuch irgendwo doch ein Signal einfangen zu können. Doch so wie es aussah schienen die Berge um sie herum, diese Möglichkeit vollkommen abzuschirmen. „Verdammt!“, brach es wütend aus ihm hervor, was ihm ein leises Stöhnen von Momoshiro einbrachte, der anscheinend wieder zu sich fand. Mit ein paar Schritten war Kaidoh wieder an dessen Seite und beobachtete jede Regung die Momoshiro von sich gab, bis dieser seine Augen schließlich aufschlug und ihm etwas verklärt in das besorgte Gesicht schaute. „Oi Mamushi, was ist…passiert?“ War Momoshiros erste Frage, die ihm Kaidoh mit ein paar Worten zu erklären wusste, bevor er sich nach dessen Befinden erkundigte. „Ging mir schon besser.“ Es war ein Funken von Erleichterung, als Kaidoh Momoshiros etwas wehleidiges Grinsen ausmachen konnte. Irgendwie schien ihm das wohl nie wirklich auszugehen. „Kannst du dich hinsetzen?“, erkundigte sich Kaidoh, auch um feststellen zu können, wie weit Momoshiro wirklich noch in der Lage war sich zu bewegen. Unter ein paar schmerzbedingten Lauten versuchte sich Momoshiro aufzurappeln, musste aber feststellen, dass sein linker Arm schon bei der kleinsten Bewegung ungemein schmerzte. „Ich glaube der ist gebrochen.“, brachte er seinen ersten Gedanken hervor, was Kaidoh nicht weiter zögern ließ und er sich vor Momoshiro platzierte, um dessen Arm genauer in Augenschein nehmen zu können. „Wo genau?“ „Schulter.“ Behutsam streifte Kaidoh den Ärmel von Momoshiros Shirt nach oben, wo er auch gleich eine erkennbare Schwellung und die Ansätze eines Hämatoms erkennen konnte. So etwas Ähnliches hatte er schon einmal gesehen und durch Abtasten der getroffenen Stelle bestätigte sich sein Verdacht. „Sie ist ausgerenkt. Und sollte schnellst möglich wieder eingerenkt werden, sonst kann es noch zu Folgeschäden kommen.“ Kaidohs Analyse ließ Momoshiro erst einmal wortlos zurück, auch weil er sich grade mehr als mitgenommen fühlte. „Wir können von hier keine Hilfe anfordern, da es keinen Empfang gibt.“ Nach dieser Erklärung fiel Kaidoh auch wieder ein, dass er noch immer Momoshiros Telefon hatte, welches er ihm nun wieder zurückgab. „Meines ist hinüber.“, erklärte er den kurzzeitigen Besitz des fremden Mobilfunkgerätes, was Momoshiro nur verstehend nicken ließ. „Was nun?“ Ein prüfender Blick den Abhang hinauf der sie hier her befördert hatte und ein Blick zurück auf Momoshiro machte Kaidoh klar, dass ein Hochklettern für diesen nicht möglich war. Selbst für ihn wäre es noch ein recht riskantes Unterfangen, waren es doch einige Meter die nach oben führten, die mit vereinzelten, steilen Abschnitten versehen waren. Es war so gesehen wirklich unglaubliches Glück, dass sie beide nicht um einiges schlimmer verletzt waren. Trotzdem könnte er es versuchen. Denn irgendetwas mussten sie tun. Er glaubte nämlich nicht, dass man sie hier finden würde. Und selbst wenn man nach ihnen suchte, dann würde es sicherlich seine Zeit dauern, denn erst musste man ihre Abwesenheit bemerkt haben. Und da sie hier so gesehen auf sich gestellt waren, würde es womöglich Tage dauern, bis sie auf Hilfe hoffen konnten. Zeit die sie nicht wirklich hatten, in Anbetracht, dass sie nichts weiter mit sich führten, als das was sie am Leibe trugen und ein Telefon dessen Akku auch nicht ewig aushalten würde. Außerdem bestand die Gefahr auf wilde Tiere zu treffen, sobald die Nacht hereinbrechen würde, was schon im unversehrten Zustand fatal sein konnte. Noch immer war er Momoshiro eine Antwort schuldig, da er selbst einfach nicht wusste was die beste Lösung wäre. Es würde bald dunkel werden und er konnte nicht sagen, wie lange er brauchen würde um wieder hinauf zu klettern. Überhaupt wusste er nicht, ob es ihm gelingen würde. Am Ende würde er erneut abrutschen und wer wusste schon, ob er dann noch einmal so glimpflich davon kam. Dann war dann noch die Sache mit Momoshiro, den er verletzte nicht allein zurück lassen wollte. „Wir werden die Nacht hier bleiben, alles andere ist momentan einfach zu riskant.“ Ein Blick auf Momoshiro ließ annehmen, dass dieser ihm wohl gar nicht zugehört zu haben schien, zeigte er auf diesen Vorschlag keine Reaktion. Erst als Kaidoh nachhaken wollte, ob er damit einverstanden sei nickte dieser, behielt seinen Kopf aber weiter gesenkt. „Weiß…weißt du wie man das macht? Das mit dem Einrenken?“ Etwas perplex über diese Frage sagte Kaidoh zuerst nichts, bis ihn Momoshiro direkt mit ernsten Ausdruck anschaute. „Theoretisch weiß ich es, aber ich habe es noch nie gemacht.“ Kaidoh wusste, das es eine schmerzhafte Angelegenheit war und wie sich Momoshiro momentan deswegen fühlen musste. Aber er gab auch zu, dass er Angst davor hatte etwas falsch zu machen, sollte er es versuchen. Am Ende wäre er daran schuld, wenn Momoshiro einen bleibenden Schaden an seinem Arm zurückbehalten würde. Auf der anderen Seite könnte dieser Fall ebenso eintreten, wenn er gar nichts unternahm, da es umso schwieriger wurde das Gelenk zurückzuschieben, je länger man damit wartete. „Du bekommst das schon hin.“ Mit einem schwachen Lächeln unterstrich Momoshiro seine Bitte, was Kaidoh kurz tief durchatmen ließ, bevor er sich erneut Momoshiros Schulter zuwandte. „Es wird wehtun.“, gab er Momoshiro vorsichthalber noch zu verstehen, damit dieser wusste was ihn erwarten würde. „Das dachte ich mir schon.“ Auch wenn Momoshiro versucht es sich nicht anmerken zu lassen, so war die Unsicherheit in dessen Stimme doch zu erkennen. Es macht Kaidoh noch etwas nervöser, als er es eh schon war. „Sag mir wenn es zu unerträglich wird.“ Damit legte er eine Hand an Momoshiros Schulter, wo er das deplatzierte Gelenk spüren konnte und mit der anderen griff er nach dessen Handgelenk. Vorsichtig winkelte er Momoshiros Arm an, was diesen schon leicht mit den Zähnen knirschen ließ, aber noch nichts weiter dazu sagte. Kaidoh wusste das Momoshiro sicherlich auch versuchte, es ohne viel Regung ertragen zu wollen. Schon weil er sich vor ihm nicht die Blöße von Schwäche geben wollte. Deshalb beobachte er auch weiterhin jede noch so kleine Veränderung von dessen Gesichtszügen bei seiner Prozedur, um selbst abschätzen zu können, ob es zu viel werden würde. Langsam und mit Bedacht drückte er Momoshiros Unterarm nun von dessen Körper weg, während er dessen Ellenbogen anhob und den gesamten Arm vorsichtig nach oben dirigierte. Die Spannung die sich in Kaidohs Körper befand war immens, wollte er doch keine unbedachte Bewegung ausführen. Momoshiros stoßweise gehende Atmung zeigte, dass es auch für ihn eine große Anstrengung darstellte und er ein schmerzerfülltes Ächzen nicht mehr zurückhalten konnte, worauf Kaidoh unsicher innehielt. „Schon gut…“, versicherte ihm Momoshiro daraufhin, und ließ ihn wissen, dass er nicht aufhören solle, bis es vollbracht wäre. Erneute atmete Kaidoh tief durch und überging das leise Jammern vorerst, sollte Momoshiro nicht doch noch intensiver auf den Schmerz reagieren. Ein scharfes Zischen von Momoshiro als Kaidoh den Winkel des Armes erneut etwas veränderte und ein schabender Laut von dessen Schulter und es schien geschafft. Überprüfend fühlte Kaidoh den Zustand des Schultergelenks, welches nun hoffentlich wieder seinen ursprünglichen Platz eingenommen hatte. „Und?“ Er konnte nur mutmaßen ob es geklappt hatte, solange ihm Momoshiro nicht etwas Genaueres dazu sagen würde. Mit einer bedächtigen und leichten Bewegung konnte Momoshiro feststellen, dass der anfängliche Druck fast verschwunden war und der Schmerz sich etwas abgemildert hatte. „Besser.“ Und auch wenn ihm zu einem winzigen Lächeln zu Mute war, so fühlte er sich mit einem Mal wieder so benommen, als hätte er ewig nicht geschlafen. Er konnte somit nichts gegen diesen Drang tun, sich diesem Gefühl von Kraftlosigkeit zu ergeben. Erschrocken fing Kaidoh den nun wieder reglosen Körper auf, der ihm entgegen gesunken kam, gerade als er sich aufrichten wollte. „Momoshiro? Hey…“ Womöglich hatte ihn der schmerzhafte Prozess in seinem derzeitigen Zustand doch mehr zu schaffen gemacht, dass er nun in Ohnmacht gefallen war? Prüfend fühlte Kaidoh Momoshiros Puls, der relativ normal zu gehen schien, worauf er diesen an einen Baumstamm lehnte und nochmals kritisch musterte. Momoshiro sah wirklich mitgenommen aus. Das leise Rauschen, das sich nun an seine Ohren stahl, ließ Kaidoh sich umschauen, um Orten zu können aus welcher Richtung genau es an ihn herangetragen wurde. So wie es aussah gab es einen Fluss in ihrer Nähe, dessen eigentümliches Tosen ihm erst jetzt auffiel. Noch war es hell genug, dass er sich danach umsehen konnte. Es wäre auch von Vorteil, wenn sie ihre Wunden reinigen und irgendwie ein Feuer bewerkstelligen könnten. Auch um wilde Tiere über die Nacht fernzuhalten. Er sollte sich also beeilen und versuchen etwas von dem umzusetzen, von dem er schon einmal in einem Survivalbuch gelesen hatte. Er trug nun die volle Verantwortung. Ein erneuter Blick auf Momoshiro und Kaidoh löste die Jacke die er sich um seine Hüften gebunden hatte, um ihn damit etwas zuzudecken, bevor er sich auf den Weg machte. Ein weiter glücklicher Umstand war, dass Kaidoh ein vernünftiges Mehrzweckmesser einstecken hatte, da so etwas immer von Nutzen sein konnte, wenn man in der Natur unterwegs war. Es war wirklich nicht weit bis er den Fluss erreichte und sich etwas ausgiebiger umsah, um vielleicht schon etwas ausfindig machen zu können, das von Nutzen sein würde. Etwas Bambus kam ihm sehr gelegen, da er diesen zerteilen und die Segmente als Wasserbehälter nutzen konnte. Ein paar trockene Äste, welches für ein Feuer dienlich sein sollten, nahm er ebenfalls gleich mit. Nun hieß es sich zu beeilen, wenn er noch vor Einbruch der Dunkelheit etwas zu Stande bringen wollte. Kapitel 4: ----------- Es war ein ruckartiges Erwachen, das Momoshiro wieder zu sich holte und ihn angestrengt nach Luft ringen ließ, war es ihm, als würde etwas seinen Hals zuschnürten wollen. Das zweite, das ihm bewusst wurde war der heftige Schmerz, der seinen kompletten Körper in Beschlag genommen zu haben schien und es ihm ersichtlich erschwerte sich bewegen zu können. Momoshiros Aufmerksamkeit wurde schließlich auf den leicht flackernden Lichtschein gezogen, dessen Quelle ein kleines Feuer, nicht unweit vom ihn, darstellte. Auf der anderen Seite saß eine Person die leicht in Schatten gehüllt war und gedankenverloren in die Flammen schaute. Ein gequältes Stöhnen rutschte Momoshiro über die Lippen, als er sich erneut versuchte zu bewegen, was die Person ihm gegenüber aus ihrer augenscheinlichen Starre zu holen wusste. „Oi übertreib es nicht gleich.“ Momoshiro war sich nicht sicher, aber er glaubte Kaidohs Stimme vernommen zu haben, welcher nun auch auf ihn zukam und sich mit wachsamen Augen vor ihn hockte. Etwas verwirrt über dessen Erscheinen und die ganze Situation in der er sich gerade befand, schloss Momoshiro seinen Augen einen Moment. Träumte er etwa wieder einen dieser seltsamen Träume, in welchen er stets mit Kaidoh allein war und die ihm nach dem Erwachen immer reichlich peinlich erschienen? „Wie fühlst du dich?“ Es war noch immer Kaidohs Stimme die er vernahm, was ihn seine Augen auch wieder öffnen ließ, nur um einen ungewohnt besorgten Ausdruck auf dessen Gesichtszügen einfangen zu können. Er träumte ganz bestimmt. „Fühl mich wie von einem Bus angefahren.“, antwortete er mit der Ehrlichkeit die ihm sein Befinden vermittelte, was das Kratzen in seinem Hals nur intensivierte. Kaidoh nickte verstehend. „Wo sind wir hier eigentlich?“ Momoshiro wusste das er keine wirklich hinweisende Erklärung zu erwarten hatte, war in Träumen doch oft alles etwas wage was Ereignisse anbelangte. Aber einen Versuch war es wert. „Wir sind noch immer dort, wo wir nach unserem Absturz gelandet sind. Es hatte gut vier Stunden gedauert, bis du wieder zu dir gekommen bist.“ Absturz? Es war gleich einem elektrischen Schlag, der Momoshiros Kopf mit einem penetranten Pulsieren zurückließ, als Stücke der Erkenntnis zu ihm zurückfanden, und die erklärten, wie sie hier her gekommen waren. Das Gefühl von Panik machte sich nun wieder in Momoshiro breit, als er sich ihrer Lage vollkommen bewusst wurde. Aber kaum das er ansetzen konnte loszupoltern, was nun mit ihnen wäre, erhob sich Kaidoh wieder und holte etwas, dass in der Nähe des Feuers stand. „Du solltest etwas trinken.“ Damit begab er sich wieder vor Momoshiro und führte das zylinderförmige Gefäß an dessen Lippen und kippte es soweit an, dass die klare Flüssigkeit diese leicht benetzte. Das aufkommenden Verlangen etwas trinken zu wollen wurde Momoshiro dadurch erst richtig bewusst. Rasch öffnete er seinen Mund und schluckte etwas zu hektisch, was ihn angestrengt Husten ließ. Er wusste daraufhin nicht auf welchem Impuls er eher reagieren sollte, zeigte sich neben dem Hustenreiz erneut starke Schmerzen. „Immer mit der Ruhe, ich habe genug präpariert.“ Röchelnd kam Momoshiro wieder zur Ruhe und leerte den Rest Wasser in gemäßigtem Tempo. „Brauchst du mehr?“, erkundigte sich Kaidoh, was Momoshiro aber nur leicht mit dem Köpf schütteln ließ. „In Ordnung, aber sag mir Bescheid, wenn du dich wieder unwohl zu fühlen beginnst, verstanden?“ Momoshiro lächelte etwas über diesen Befehlston. Das war der Kaidoh den er kannte. Dieser richtete sich erneut auf, um daraufhin etwas das Feuer zu schüren und neues Holz hineinzulegen. Ein heftiges Stechen in Momoshiros linken Arm ließ diesen ungewollt zucken, was den Schmerz nur noch verstärkte und er seinen Blick auf die lädiert Schulter richtete nur um festzustellen, dass er mit etwas zugedeckt worden war. Kaidohs Jacke. Etwas unbeholfen schob er diese etwas nach unten, wo ihn die nächste Überraschung empfing, als er sah, dass sein Arm durch eine Art provisorische Schlaufe fixiert worden war, damit er seine Schulter nicht zu sehr belasten würde. Das Einstürzten von Schuld, das er bis jetzt irgendwie hatte ausblenden können, brach mit ziemlicher Wucht über ihn herein, als er erkennen konnte aus was Kaidoh diese Schlaufe gefertigt hatte. Er hatte sein grünes Bandana in diverse Streifen reißen müssen, um ausreichend Material verfügbar zu haben, damit es auch seinen Zweck erfüllen konnte. Außerdem fiel Momoshiro noch auf, dass Kaidohs Hose nun nicht mehr bis zu dessen Knöchel reichten, sondern nun einer Short glichen. Er konnte den Verband an Kaidohs Oberarm ausmachen und bei sich selbst noch einen am Knie, war er heute Morgen schon in kurzen Hosen losgezogen. Er hatte sie beide in eine reichlich unangenehme Lage gebracht. Und zu allem Überfluss musste sich Kaidoh nun auch noch um ihn kümmern. Momoshiro glaubte nicht, dass er das je wieder gut machen würde können. Diesmal hatte er es wirklich geschafft. „Hier.“, hörte er Kaidoh sagen, der ihm nun einen Stock entgegenhielt, an dessen einem Ende etwas aufgespießt war. „Was ist das?“, rutschte es Momoshiro konfus heraus, nahm den Stock aber dennoch entgegen. „Nagaimo. Es war Glück hier eine wild wachsende Variante zu finden. Auch wenn es nicht mit deinem üblichen Junkfood mithalten kann, ist es besser als nichts.“ Momoshiro nickte verstehend, bevor er kurz daran schnupperte, um dann einen Bissen von dem, durch das Garen am Feuer, leicht bräunlichen Wurzelwerk zu versuchen. Und Kaidoh hatte durchaus recht, es war nicht mit einem Burger oder Hot Dog zu vergleichen. Aber es war dennoch genießbar, dass er auch denn Rest davon verspeiste. Wieder driftete sein Blick zu Kaidoh der gerade noch ein paar Äste vom Boden aufnehmen wollte, dabei aber für einem Augenblick innehielt und sein Gesicht scheinbar unter Schmerzen leicht zu verziehen schien. Mit einen üblichen Zischen verwischte er diesen kurzen Reflex und widmete sich weiter seinem Vorhaben. Es sollte nicht auszuschließen sein, dass Kaidoh etwas mehr bei ihrem Sturz abbekommen hätte, als er bereit war durchblicken zu lassen. Und dies bestätigte sich auch, als er Momoshiros Frage nach seinem Befinden mit einem, „ich werd es schon überleben,“ beantwortete. Momoshiro wusste, dass es keinen Sinn machte weiter auf Kaidoh einzureden, da dieser schon aus Starrsinn allein nichts weiter dazu sagen würde. Das beständige Knistern des Feuers, verbunden mit dessen unruhigen Flammen auf die Momoshiro sich konzentrierte, machten ihm die Lider schwer und er spürte, dass ihn die Müdigkeit bald vollends übermannt haben würde. Trotzdem wollte er sich dem Schlaf nicht ergeben, da er Kaidoh nicht allein die Aufgabe des Wachehaltens auferlegen wollte. Dieser hatte schon mehr geleistet, als er ihm zugetraut hätte, was in ihm eine Frage aufkommen ließ. „Wie hast du das Feuer gemacht?“ Vielleicht hatte Kaidoh ja ein Feuerzeug bei sich, aus welchem Grund auch immer. Es konnte außerdem nicht schaden etwas Konversation zu betreiben, um sich abzulenken. „Mit meinem Hitzeblick.“, bekam er die etwas zynische Antwort. „Sehr witzig Mamushi.“ Damit schien für Kaidoh das Gespräch auch schon wieder beendet, was Momoshiro leicht frustriert seufzen ließ. Egal in welcher Lage, er kam an Kaidoh einfach nicht heran. Eine normale Unterhaltung war anscheinend etwas, dass einfach nicht zwischen ihnen funktionieren wollte. „Du solltest versuchen zu schlafen. Sobald es wieder hell genug ist werden wir sehen, dass wir einen Weg zurück finden.“ Zuerst sagte Momoshiro nichts zu diesem Hinweis, auch wenn er das Gefühl nicht los wurde, dass ihn Kaidoh wie ein kleines Kind behandelte. „Was ist mit dir? Willst du die ganze Nacht munter bleiben?“ „Jemand muss auf das Feuer achten.“ Kaidoh hatte also nicht vor sich etwas Ruhe zu gönnen. Genau wie er es sich gedacht hatte. Und auch wenn er sich momentan nicht in der Position befand einen genau so taffen Typen darstellen zu können, passte es ihm nicht, dass er so nutzlos erschien und Kaidoh somit alle Verantwortung auf sich zu laden gedachte. „Wie wäre es, wenn wir uns abwechseln? Auf ein Feuer aufpassen bekomm selbst ich noch hin.“ Kaidohs skeptischer Blick der daraufhin auf Momoshiro ruhte, sagte diesem auch ohne Worte, das Kaidoh ihm nicht wirklich zutraute, dass er diese simple Aufgabe bewältigen könnte. Dennoch gab er ein Brummen von sich von dem Momoshiro wusste, dass es eine Art von Zustimmung war und es ihn ein kurzes Grinsen aufsetzen ließ. Damit lehnte sich Kaidoh nun ebenso an einen der umherstehenden Bäume, welcher noch im Radius der Feuerwärme stand und schloss seine Augen. Jedoch wies er Momoshiro dennoch darauf hin, was er zu tun hatte damit das Feuer nicht erlöschen würde. Mit einem genervten Raunen und Augenrollen, rutsche Momoshiro nun soweit an ihre Lichtquelle heran, damit er auch in Reichweite war um nachlegen zu können. Mit sich allein ließ Momoshiro den vergangen Tag noch einmal Revue passieren, was ihn erneut ein unangenehmes Gefühl verschaffte, wenn er an seinen wortwörtlichen Fehltritt dachte. „Und wenn etwas ist, dann weck mich gefälligst.“, schreckte ihn Kaidohs grummelige Stimme plötzlich aus seinen Gedanken, war es diesem wohl doch nicht so einfach möglich gerade Momoshiro das Vertrauen entgegen bringen zu können, dass auch nichts weiter vorfallen würde unter dessen Aufsicht. „Schlaf endlich nervige Viper!“ Ein Zischen war vorerst das Letzte was er von Kaidoh zu hören bekam. Ein leichtes Frösteln durchlief Kaidoh, welches seinen Schlaf beendete und ihn seine Augen aufschlagen ließ. Um ihn herum war es Dunkel. Nur ein Fleck roter Glut unterbrach das nächtliche Gewand. Er hatte es doch gewusst! Rasch erhob er sich, nur um sich durch den plötzlichen, heftigen Schmerz auf seinen Knien wiederzufinden, wo er sich unter einem gequälten Laut einen Arm um seine Brust schlang. Aber er durfte jetzt keine Schwäche zulassen! Nicht solange sie noch in diesem Wald verloren waren. Mit einen gedämpften Stöhnen richtete sich Kaidoh wieder soweit auf, dass er den Abstand zum Rest des Feuers auf seinen Knien überbrücken konnte. Tastend suchte er nach einem Ast den er an der Glut hoffentlich noch würde entzünden können. Erleichtert atmete er durch, als es ihm gelang. Es dauerte nicht lange und er hatte wieder ein halbwegs ordentliches Feuer entfacht, das ihm auch die Sicht auf Momoshiro wiedergab, der zur Seite gesunken vor ihm lag und geräuschvoll vor sich hin atmete. „Idiot.“, murmelte Kaidoh verdrossen, hatte ihm sein Instinkt doch gewarnt, dass er nicht auf Momoshiros Vorschlag hätte eingehen sollen. Damit packte er diesem an seinem Shirt, um ihn in eine sitzende Position zu befördern, war es weniger ratsam auf dem blanken Waldboden zu liegen, wollte man nicht das irgendwelche Insekten einem in Ohren, Mund und Nase krabbelten. Und kaum das Momoshiros Gesicht seinem Gegenüber war, bemerkte Kaidoh das etwas nicht stimmte. Momoshiros Atmung war unregelmäßig und sein Gesicht von einem deutlichen Schweißfilm bedeckt. Das Auflegen einer Hand auf dessen Stirn ließ die Hitze die davon ausging sofort in Kaidohs Finger ziehen. Momoshiro hatte Fieber. Dessen Körper schien vom Stress, den ihr ungewolltes Abenteuer verursacht hatte, wohl genug geschwächt, um ihn nun in diesen Zustand versetzt zu haben. Vorsichtig legte er Momoshiro wieder auf den Boden, doch nicht bevor er seine Jacke zu einer Art Kopfkissen zusammengerollt hatte, wo er dessen Kopf drauf ruhen lassen konnte. Das Beste war er jetzt tun konnte war zu versuchen, dass Fieber etwas herunter zu kühlen, was mit dem vorhandenen Wasser vielleicht auch gelang. Fest stand jedoch, dass Momoshiro nicht in der Lage sein würde auf eigenen Beinen einen Weg zurück in die Zivilisation zu finden und er, trotz ihrer Differenzen, nicht bereit war ihn einfach hier zu lassen. Es würde ein reichlich beschwerlicher Weg werden, dem war sich Kaidoh durchaus bewusst, aber er musste es wenigstens versuchen. Aufgeben stand nicht zur Debatte. Ein unruhiges Stöhnen drang von Momoshiro an seine Ohren, worauf Kaidoh den provisorischen Umschlag den er aus einem Stoffresten gemacht hatte erneut mit Wasser befeuchtete und zurück auf dessen Stirn legte. Etwas erschrocken zuckte seine Hand zurück, als diese plötzlich ergriffen wurde und Momoshiro ihn mit glasigem Blick anschaute. „…es tut mir…leid…“, brachte dieser seine Worte im kratzigem Flüsterton hervor, worauf Kaidoh einen Moment schwieg dann aber mit dem Kopf schüttelte. „Das kann warten, bis wir zurück sind.“, ließ er diesen wissen, worauf sich der Griff um seine Hand leicht verstärkte, bevor Momoshiro seine Augen wieder schloss und abermals abdriftete. Für eine Weile beließ Kaidoh dessen Hand um die seine. Einfach weil er meinte, dass Momoshiro vielleicht etwas brauchte das ihm vermittelte, dass er nicht allein hier war. Der Blick in den nun schon blau-grauen Himmel zeigte, dass es nicht mehr all zu lange dauern würde, bis das Tageslicht ausreichte damit sie aufbrechen konnten. Kaidoh nutze die Zeit, um mit der vorhandenen Holzkohle noch etwas von dem Flusswasser zu filtern, damit er dies in einem der Bambussekmente mitnehmen konnte, das er mit einer leeren Tüte verstopfte, die er in Momoshiros Hosentasche gefunden hatte auf der Suche nach dessen Handy. Nun musste er sich nur noch überlegen, wie er Momoshiro transportieren sollte. Ihn per Huckepack auf dem Rücken tragen würde nicht funktionieren, da dessen linker Arm verletzt und er auch nicht wirklich bei Bewusstsein war, um sich selbst an ihm festhalten zu können. Um etwas wie eine Trage zu bauen, die er hätte hinter sich her ziehen können, fehlte ihm ausreichend Material, und außerdem war nicht abzusehen, wie unwegsam das Gelände werden würde. Er musste sich also etwas anderes einfallen lassen. Nach ein paar weiteren Szenarien die er in seinem Kopf durchging, empfand er es als das Beste Momoshiro über die Schulter zu transportieren, auch wenn dies nicht unbedingt die bequemste Lösung war, so konnte er immer noch eine Hand freihalten, sollte es eine Situation erfordern. Erneut prüfte Kaidoh Momoshiros Temperatur. Doch leider konnte er keine wirkliche Verbesserung verzeichnen. Trotzdem wäre es wohl angebracht ihn noch zu informieren, was er vor habe. „Oi Momoshiro.“ Sachte stippte er mit seinen Fingern gegen dessen Oberschenkel, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen, welche sich jedoch nur in Form eines gequälten Raunens zeigte. „Wir machen uns jetzt auf den Weg, also halt noch etwas aus, ok?“ Kaidoh wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging gleich dazu über Momoshiro so zu positionieren das er ihn, zwar etwas umständlich, über seine Schultern legen konnte, wo dessen gesunder Arm auf dessen Oberkörper zum Liegen kam und er seinen rechten Arm dazu nutzen konnte dessen Beine zu fixieren, damit er ihm nicht runterfallen würde. Unter einem angestrengten Schnaufen seinerseits und einen weiteren matten Stöhnen von Momoshiros Seite, richtete sich Kaidoh auf. Auch wenn es unangebracht schien ging ihm durch den Sinn, dass Momoshiro ruhig etwas weniger wiegen könnte. Mit einem letzten Blick, ob er auch alles bei sich hatte was er brauchen konnte und auch das Feuer richtig gelöscht war, machte sich Kaidoh auf in Richtung Fluss. Er hatte einmal gelesen, das ein Fluss meist auch zu einem bewohnten Gebiet führen würde. Und diesem Hinweis würde er nun einfach folgen. Er wüsste eh nicht recht wo er hätte ansetzen sollen. Und soweit er sich erinnerte, war auf seiner Karte auch ein Fluss eingezeichnet gewesen, der sich durch eine Ortschaft zog. Wenn er Glück hatte, war es genau dieser Fluss. Eine Weile konnte er direkt dem Wasser folgen, ohne das es zu uneben wurde oder ihm etwas den Weg versperrte. Doch ab einem gewissen Abschnitt wurde er immer beschwerlicher sich direkt am Ufer weiter zu bewegen. Auch weil er stets darum bemüht sein musste seine Balance zu halten, um sich und Momoshiro nicht noch in größere Schwierigkeiten zu bringen. Ein Sturz in den Fluss musste nicht auch noch riskiert werden. Deshalb entschloss sich Kaidoh etwas weiter in den Wald zurückzukehren, so dass er trotzdem noch den Lauf des Wasser erkennen und sich danach richten konnte. Er wusste nicht wie lange er schon unterwegs war, als er sich zugestehen musste, dass er eine Pause nötig hatte und sich einen Platz zum Ausruhen suchte. Er hoffte, dass es ihm möglich sein würde noch vor dem Einbruch der Dunkelheit den Wald verlassen zu haben, da er auch nicht abschätzen konnte, wie Momoshiro eine weitere Nacht ohne richtige Versorgung verkraften würde. Dieser war noch immer nicht weiter bei Bewusstsein, weshalb Kaidoh auch nicht sagen konnte, wie es nun generell um ihn stand. Alles was er wusste war, dass er so schnell wie möglich einen Auswegs finden musste. Selbst wenn er sich ebenso fern von wohl fühlte, machte ihn der anhaltend, starke Schmerz im Brustbereich doch ziemlich zu schaffen. Ein leises Rumoren von Momoshiro neben ihm ließ Kaidoh schon automatisch seine Hand ausstrecken und dessen Temperatur fühlen. Keine zu bemerkende Veränderung. Ein weiterer Griff zu dem mitgenommenen Trinkwasser und er positionierte sich so, dass sich Momoshiro an ihn gelehnt befand und er versuchte ihn durch das Wiedergeben seines Namens etwas wach zu bekommen. Träge öffnete Momohiro seine Augen ein Stück und rutschte noch etwas mehr gegen Kaidoh, der einen Arm um dessen Schulter gelegt hatte, um ihn in seiner sitzenden Haltung zu stabilisieren. „…Mamushi…“, war auch das Erste was Momoshiro von sich gab, was Kaidoh leicht mit den Augen rollen ließ, als er diesen unliebsamen Spitznamen hörte. „Trink etwas.“, gab er diesem zu verstehen und hielt ihm das Gefäß auch direkt an seine Mund. Diesmal aber darauf bedacht, dass es Momoshiro nicht gleich wieder übertreiben würde und sich verschluckte als sich seine Lippen ein Stück teilten und er die Flüssigkeit zu sich nahm. Das Wasser tat seinem trockenen Hals unglaublich gut und er war dankbar für diese Linderung. Momoshiro ließ seinen Blick etwas schweifen. Es hatte sich nicht viel geändert, sie waren noch immer im Wald. Vom Stand der Sonne her waren sie aber anscheinend schon eine Weile unterwegs. Nur wie weit Kaidoh es schon geschafft hatte, war ihm unbekannt. Erneut ergriff Momoshiro dieses beißende Gefühl von Schuld, als er sich abermals bewusst wurde, dass diese ganze Sache ihm zuzuschreiben war. Und als wäre dem nicht genug, musste Kaidoh ihn nun auch noch mit sich schleppen. Mit einem Mal fühlte sich Momoshiro wie ein kleines Kind, das über seine Missetat nicht anders konnte, als loszuheulen, woran sein Zustand seinen Teil beitrug. Er hasste es schwach zu sein. Und er hasste es genau deswegen, anderen zur Last zu werden. Dies alles wäre auch nie passiert, hätte er sich nicht so selbstverständlich in Kaidohs Urlaubspläne eingeklinkt. Zwar basierten seine Gründe auf dem Wunsch sich besser mit ihm verstehen zu wollen, aber am Ende hatte er wirklich alles derart ins Chaos gestürzt, dass er nicht mehr anders konnte, als schuldbewusst seinen Tränen freien lauf zu lassen. Das plötzliche Schniefen und Zittern, das von Momoshiro ausging und der feste Griff von dessen rechter Hand die sich in seinem Shirt verkrallte überraschte Kaidoh gekonnt, ging er sofort davon aus, dass sich dessen Befinden erneut verschlechtert hatte, um dieses Reaktionen hervorzurufen. „Oi Momoshiro, was ist los?!“ Kaidohs Frage lag deutlich Unruhe inne und als er keine Antwort von Momoshiro erhielt, steigerte sich diese um so mehr. Mit fahrigen Fingern strich er diesem über eine Wange, wo er deutlich die feuchten Spüren wahrnehmen konnte, worauf er seine Hand nun unter dessen Kinn schob, um dessen Kopf soweit anzuheben, dass er ihm ins Gesicht hätte schauen können. Doch Momoshiro ließ es nicht zu. Zu sehr schämte er sich für seine Dummheit, dass er am liebsten über den Frust darüber hätte schreien wollen. „Lass mich hier.“, kamen mit einem Mal die recht gefasst klingenden Worte von Momoshiro, die Kaidoh irritiert seine Augenbrauen anheben ließ. „Was…?“ „Du sollst mich einfach hier lassen! Ich bin eh nur eine Last und hab es gar nicht anders verdient als zurückgelassen zu werden. Es ist eh alles meine Schuld. Ich bin…“ Mit einer Hand die er auf Momoshiros Mund presste, stoppte Kaidoh dessen Redefluss, der deutlich aus Ärger und Verzweiflung resultierte. Und das war etwas, dass sie beide nun einfach nicht gebrauchen konnten. „Du warst schon immer gut, wenn es darum ging Schwachsinn zu reden. Aber lass dir eines gesagt sein, ich werde nichts an meinem Vorsatz ändern, dein Gerede als genau das auch abzutun.“ Ein gedämpftes Schniefen drang hinter Kaidohs auferlegter Hand hervor. „Ich entscheide selbst, was mir ein Opfer wert ist, verstanden?! Also heb dir dein Selbstmitleid für später auf.“ Damit löste er seine Hand von Momoshiros Mund der nun leicht seine Zähne zusammenbiss, aber auch nichts weiter dazu sagte. Trotzdem zerrte das Gefühl von Hilflosigkeit zu penetrant an ihm, dass er betreten seinen Kopf senkte und sich am liebsten irgendwo in einem Erdloch verkrochen hätte, war ihm doch gerade wirklich nach Hysterie zumute, über sein grenzenloses Potenzial alles falsch machen zu können. Und Kaidoh entging die Anspannung die weiter um Momoshiro rotierte auch nicht, was eindeutig nicht gut für dessen Befinden war. Er war noch nie gut darin gewesen jemandem Sicherheit vermitteln zu können. Selbst bei seinem kleinen Bruder hatte er, als dieser noch klein war, stets darin versagt und diesen nur noch mehr zum weinen gebracht, ging es ihm wegen irgendetwas nicht gut. Momoshiro hatte sich leicht von ihm weggedreht, den Blick stur auf den braunen Waldboden gerichtet und gab noch immer diese aufgebrachte Aura wieder. Kurz atmete Kaidoh durch, als er dazu überging wieder an diesen heranzurücken und seinen Arm erneut um dessen Schulter zu legen, worunter sich Momoshiro noch etwas mehr verspannte. Mit leichtem Druck zwang er Momoshiro Oberkörper sich gegen ihn zu lehnen und nach ein paar Sekunden des spürbaren Widerstandes ließ es Momoshiro auch zu. „Ich werde deinen faulen Hintern schon hier raus bringen. Schließlich erwartet uns eine Aufgabe.“ Es war seltsam Kaidohs Stimme ohne diesen gereizten und dafür mit einem schon beinahe fürsorglichen Unterton zu hören. Und noch seltsamer war es, dass dieser wohl versuchte ihn damit beruhigen zu wollen und sogar physischen Kontakt als Hilfsmittel benutzte. Und genau diese etwas unbeholfenen Gesten vermochten es Momoshiro von seiner Frustration abzulenken, war das Gefühl das er durch Kaidohs Nähe spürte einfach zu ungewohnt und doch so willkommen. Und als Kaidoh dann noch dazu überging ihm sanft durch seine Haare zu streichen, konnte sich Momoshiro ein Lächeln nicht verkneifen. Somit ließ er sich schließlich vollends gegen diesen sinken und schloss seine Augen. Das Gefühl, das ihn daraufhin umspannte war ihm vertraut und er spürte sofort, dass es ihm gut tat. Das es etwas war, dass er nicht mehr würde loslassen wollen, hätte er die Möglichkeit dazu. Das nächste was Momoshiro mitbekam war ein unsanftes Rucken, das ihn zum Aufwachen zwang und ihn mit einer grauen Naturkulisse konfrontierte. Es regnete und er fühlte sich noch immer matt und elend. Und bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass seine Sicht auf die Dinge etwas schief war. Ein leises Keuchen ließ Momoshiro nun vollends registrieren, dass er sich über Kaidohs Schultern platziert befand, welcher aber gerade keinen Schritt mehr tat. Kaidoh befand sich auf seinen Knien und seine Atmung ging angestrengt, unterlegt von einem frustrierten Zischen, auf das er sich versuchte wieder aufzurappeln. Der schmale Pfad auf dem sich sich befanden war vom Regen aufgeweicht und machte es einem schwer ordentlich voran zu kommen. Aber Kaidoh gab sich nicht geschlagen. Etwas unstet auf seinen Beinen legte er ihren Weg weiter fort. Immer darauf bedacht, dass Momoshiro nicht aus seinem Halt rutschen konnte. Schritt für Schritt folgte er dem Weg denn er ausfindig gemacht hatte und von dem er hoffte, dass er sie hier herausführen würde. Oder wenigstens an einen zentralen Punkt brachte, an dem man sich orientieren konnte. Langsam bildete sich leichter Nebel der vom feuchten Boden her aufstieg und die Sicht etwas wage werden ließ. Aber noch reichte das Tageslicht aus, um weiter zu laufen. Kaidoh wollte sich nicht ausmalen, was passieren könnte würde der Regen anhalten und sie erneut eine Nacht hier draußen verbringen müssen. Momoshiro würde in seinem Zustand nur noch anfälliger sein und sich womöglich noch eine Lungenentzündung zuziehen. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und Kaidoh merkte, wie er den Halt auf dem matschigen Untergrund zu verlieren drohte, was ihn automatisch seinen Griff um Momoshiro festigen ließ und er sich noch rechtzeitig mit seiner freien Hand an einem tiefhängenden Ast festhalten konnte. Er spürte wie ihm die raue Rinde durch die Zugkraft seine Handinnenseite aufscheuerte, was ihn angestrengt grollen ließ. Es war in diesem Moment, dass Momoshiro das leichte Zittern wahrnahm, das durch Kaidohs Körper zog und er sich bemerkbar machte. „Kaidoh lass mich runter. Ich werde selbst laufen.“ Jedoch gab dieser keinen Ton von sich, noch kam er Momoshiros Bitte nach, worauf sich Momoshiro etwas zu bewegen begann, um seine Aufforderung zu unterstreichen. „Hey Mamushi!“, protestierte er nun etwas inniger, was ihn schließlich ein Zischen einbrachte und sie sich langsam absenkten, dass Momoshiro von ihm runterrutschen konnte. Etwas taumelig auf seinen Füßen richtete er sich auf und merkte, wie sein Kopf unangenehm pulsierte und seinen Magen sich verkrampft anfühlte. Er spürte das Fieber, das seinen ganzen Körper schwächte. Doch vergaß er sein Befinden kurzerhand, als sein Blick auf Kaidoh fiel, den er noch nie so abgekämpft gesehen hatte. Dessen Haut wirkte fahl und war mit Schrammen und blauen Flecken versehen. Seine Haare waren nass vom Regen, genau wie seine Kleidung, was Momoshiro bemerken ließ, dass er sich halbwegs trocken fühlte. Und als er an sich herab sah erkannte er, dass er Kaidohs Jacke trug die den Regen von ihm ferngehalten hatte, inklusive seinem Kopf der unter der Kapuze steckte. Momoshiro wusste nicht was er sagen sollte. Was angebracht erschien in diesem Moment. „Wir müssen weiter.“, drang es dann auch schon von Kaidoh zu ihm durch, der sich kurz seine aufgekratzte Handfläche anschaute, es dann aber als nichts weiter abtat und sich Momoshiro zuwendete. „Wenn es nicht mehr geht, dann sag es mir.“ Kaidoh widerstrebte es zugeben zu müssen, dass ihn seine Kräfte doch fast verlassen hatten und er Momoshiro nun doch selbst weiterlaufen lassen musste. Zumindest für ein Stück. „Es wird schon gehen.“ Obwohl sich Momoshiro nicht wirklich gut fühlte, wollte er Kaidoh nicht noch weiter zu Last fallen und ging voran. Erneut erfasste ihn ein Schwindelgefühl, das er verfluchte doch konnte er da schon Kaidohs Arm wahrnehmen, der sich um seine Hüfte legte und der andere der sich über seine Schulter legte und man ihn somit aufrecht hielt. „Nur ein Stück, dann übernehme ich das Laufen für uns beide wieder.“, hörte er diesen versprechen. Und auch wenn Momoshiro erneut nach Protest zumute war, dass er sich nicht so schinden müsse, nickte er nur leicht um seine Kräfte so gut es ging zu sparen. Sie mochten schon Stunden gelaufen sein, zumindest kam es Momoshiro so vor, zog sich der Pfad doch ins unendliche ohne das sich wirklich etwas an ihrer Umgebung zu verändern schien. Genau wie am beständigen herabregnen. Doch er wollte durchhalten, auch wenn seine Beine träge wurden, sein Körper sich immer schwerer anfühlte und es nicht zu leugnen war, dass Kaidoh ihn größtenteils zu stützen hatte. Ein unerwartetes Aufblitzen streifte Kaidohs Sehsinn und kurz hielt er in seinem Gang inne, was Momoshiro fragend zu ihm blicken ließ. Etwas überrumpelt sah sich Momoshiro mit einem Mal mitgezogen, hatte sich Kaidohs Schritttempo erhöht, dass seine Beine kaum mithalten konnten. Ziemlich außer Puste fanden sie sich plötzlich am Rande einer Straße wieder, welche sich durch den Wald schlängelte und ein unsagbares Gefühl der Erleichterung in Kaidoh loslöste. Das einzige was nun noch fehlte, war ein Auto, das hier vorbei kam. Anscheinend hatte er vorhin das Licht von Scheinwerfern gesehen. Ein Blick auf Momoshiro zeigte, dass dieser ihn leicht angrinste und er es einfach erwiderte, bevor er sich mit ihm weiter am Straßenrand entlang bewegte. Es dauerte auch nicht lange, bis Kaidoh in der Ferne das erneute Aufleuchten von Scheinwerfern sah und stehen blieb, um auf sie aufmerksam zu machen. „Sie scheinen uns gesehen zu haben.“, gab Momoshiro hoffnungsvoll von sich, als der Wagen langsamer wurde, während er auf sie zu kam. „Glück gehabt…“, vernahm Momoshiro Kaidohs etwas leise Stimme, dessen Arme sich nun kraftlos von Momoshiro lösten und dieser nur im letzten Moment verhindern konnte, das dessen Körper unsanft zu Boden ging. Mit Schreck geweiteten Augen schaute Momoshiro auf die reglose Person, dessen Gewicht sie beide in die Knie gezwungen hatte. „OI KAIDOH!“ Kapitel 5: ----------- Der unangenehme Geruch von Desinfektionsmittel ließ Kaidoh leicht die Nase rümpfen, als er aus einem für ihn recht tiefen Schlaf wieder zu sich fand und langsam seine Augen öffnete. Das leblose Weiß, das ihn empfing und das ihn größtenteils umgab, machte ihm bewusst. wo er sich befand. Und nach einer ungünstigen Bewegung, auch warum. Er fühlte sich ungemein kraftlos und je länger er seine Augen geöffnet hielt, umso deutlicher spürte er wie sein Kopf zu schmerzen begann und er somit wieder schloss. Ein paar Erinnerungen an den Grund seines derzeitigen Zustandes, lösten automatisch ein Murren bei ihm aus. Nach diesem Vorfall war das Vertrauen seiner Eltern sicherlich vertan und er würde wohl erst wieder in den Genuss von Unabhängigkeit gelangen, wenn er zu Hause auszog oder eben Volljährig wäre. Dass es bis dahin noch einige Jahre dauerte, ließ seine Laune nur noch weiter sinken. Trotzdem hoffte er, dass es diesem Trottel soweit gut ging, und sein Einsatz nicht ganz umsonst gewesen war. Es hatte ihn wirklich an seine Grenzen stoßen lassen. Etwas das er nur sehr selten vorgeführt bekam. Aber er war letztendlich auch nur ein Mensch und dann auch gerade mal ein Teenager. Erneut stahl sich der Gedanke in seinen Sinn, wie er das alles seinen Eltern erklären sollte. Ob diese überhaupt schon wussten was vorgefallen war? Er wusste ja noch nicht einmal, wie lange er schon hier und wie spät es grade war. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ Kaidoh seine Augen wieder öffnen, worauf er sich mit einer jungen Frau in Schwesternuniform gegenüber sah, die ihn mit einem Lächeln bedachte nachdem sie feststellte, das er wieder zu sich gekommen war. Natürlich blieb es nicht aus, dass man ihn fragte, wie er sich momentan fühlte, was er mit einem knappen „matt“ beantworte. Mit einem verstehenden Nicken teile die Schwester mit, dass sie die zuständige Ärztin herholen würde, und ließ Kaidoh vorerst wieder mit sich allein. Erst dann fiel ihm ein, dass er sich nicht nach Momoshiro erkundigt hatte. Es war demnach die erste Frage die ihm über die Lippen kam, als sich ein paar Minuten später eine streng dreinschauenden Frau neben seinem Bett einfand, die ihn mit kritischen Augen begutachtete, während sie sein Krankenblatt aufnahm. Eine leicht ergraute Haarsträhne rutschte ihr in das noch immer etwas hart wirkende Gesicht, als sie ihm über ihr Lesen mitteilte, dass es Momoshiro gut ginge. Seine Schulter ausreichend versorgt und sein Fieber gut zurückgegangen sei. Es erleichterte Kaidoh dies zu hören, was ihm aber nicht ersparte, das man nun dazu überging ihn noch einmal gründlich untersuchen zu wollen. Nun nachdem er wach war und mitteilen konnte, was genau ihm noch zu schaffen machte. Er wurde darüber informiert, dass sein Brustkorb geprellt und zwei seiner Rippen leicht angebrochen wären, und er sich nun eine Zeitlang zu schonen hatte, damit alles komplett verheilen konnte. Was hieß, das das Tennis spielen auch erst einmal ruhen würde müssen. Kaidoh konnte über diese Tatsache nur frustriert das Gesicht verziehen. Es war schon ungünstig, das einer von ihnen seiner neu auferlegten Aufgabe im Tennisclub nicht richtig nachgehen konnte, aber dass sie nun beide nicht zum Schulbeginn richtig einsatzfähig sein würden, ärgerte ihn ziemlich. Er war noch keinen Tag in seinem Amt als Captain, und schon musste er aussetzen. Was Tetsuka wohl dazu sagen würde? Aber ändern konnte er an diesem Umstand auch nichts mehr, auch wenn es ihn ärgerte. Aber er war einsichtig genug, um zu verstehen, dass er mit leichtsinnigem Verhalten sich und seinem Körper nichts Gutes tun würde. So hieß es in den sauren Apfel beißen. Nach Beendigung der Untersuchung und dem abermaligen Verweis sich nicht zu überanstrengen sobald er entlassen werden würde, ließ man Kaidoh wieder in Ruhe. Nun wusste er auch, dass er gut eineinhalb Tage verschlafen hatte. Damit wäre morgen auch der letzte Tag denn sie hier sein würden. Abermals klopfte es an seine Zimmertür und erneut sah er sich von einer der Krankenschwestern aufgesucht, welche sich nun nach seinen Daten und über den Hergang ihres Ausfluges erkundigte, da sie keine Informationen zu ihnen hatten finden können. Etwas wehmütig dachte Kaidoh an die Sachen zurück, die sich wahrscheinlich noch immer auf der Anhöhe befanden, auf der sie vor dem Sturz verweilt hatten. Vielleicht wäre es noch irgendwie möglich sie noch einzusammeln, bevor es wieder zurückging. Schließlich wurde ihm mitgeteilt, dass ihm auch die Möglichkeit offen stand zu telefonieren, da sich seine Eltern sicherlich schon Gedanken machten, hatten sie ja nun auch schon einige Zeit nichts mehr von ihnen gehört. Zwar klammerte sich Kaidoh etwas an die Ausrede, dass es mit der Verbindung in solch einem abgelegenen Ort schon einmal hapern konnte, aber er glaube trotzdem nicht, dass man ihm das abkaufen würde. Vor allem nicht, wenn er in solch einem Zustand wieder nach Hause kam. Und selbst wenn er seine Verletzung irgendwie verstecken könnte, so würde Momoshiros angeschlagener Arm sich nicht kaschieren lassen und somit unangenehme Fragen aufwerfen. Also blieb Kaidoh nichts anderes übrig, als sich zusammenzureißen und zu Hause anzurufen, um die vorherrschende Lage zu erklären. Wie zu erwarten war das Entsetzen und die Sorge groß und auch wenn seine Mutter es nicht direkt sagte, nachdem sie seiner Erzählung zugehört hatte, so wusste Kaidoh dennoch, dass sie auch ausreichend von ihm enttäuscht war. Er konnte sie dennoch davon überzeugen, dass sie sich nicht sofort auf den Weg machen müsse, sondern dass es zureichte, wenn sie morgen hier sein würde, um sie beide abzuholen, sie aber noch bat im Hotel anzurufen und die Situation zu erklären. Er war zwar erst eine Weile wieder munter aber er merkte, dass ihn die wenige Anstrengung des Redens schon genügend Energie gekostet hatte, dass er sich nun wieder ziemlich erschöpft fühlte. Am besten schlief er einfach wieder, denn zu tun hatte er hier eh nichts, außer vor sich hin zu starren und abzuwarten. Ein Blick auf die Uhr die ihm gegenüber an der Wand hing ließ ihn wissen, dass es auch noch etwas Zeit war, bis zum angekündigten Abendessen. Viel zu erwarten hatte er davon sicherlich nicht. Glücklicherweise hatte man ihm etwas Wasser bereitgestellt, von dem er nun auch etwas zu sich nahm, um das trockene Gefühl in seinem Hals wieder loszuwerden. Außerdem sollte er wohl ausreichend Kraft sammeln, um sich morgen seiner Familie stellen zu können. Dass dies nicht angenehm werden würde, war eine beißende Gewissheit. Das Schließen der Zimmertür drang an Kaidohs Ohren, aber er machte sich nicht die Mühe seine Augen zu öffnen, verspürte er keinen Bedarf nun mit irgendjemanden reden zu wollen. Vielleicht war es das Abendessen, da sich bis jetzt niemand an ihn gewandt hatte, um ihn zum Aufwachen zu bewegen. Ihm konnte das nur recht sein, wenn er vorerst keine Ärzte oder Schwestern erneut mit seiner Geschichte und seinem Befinden unterhalten musste. So gesehen fühlte er sich nicht mehr so angeschlagen, zumindest in seiner jetzigen Position. Das Zurechtrücken eines Stuhles machte ihn jedoch noch etwas hellhöriger, da er nicht einordnen konnte, was es damit auf sich haben sollte. Dennoch unterband er den Impuls nachzuschauen, wer sich nun mit ihm im Raum befand. Vielleicht würde besagte Person von sich aus preisgeben, um wen genau es sich handelte oder letztendlich einfach wieder gehen. Er blieb einige Zeit still, nur das gedämpfte Treiben auf dem Gang vor seinem Zimmer war zu vernehmen. Hatte er womöglich etwas falsch wahrgenommen? War er am Ende schon wieder allein, und es war ihm gar nicht aufgefallen? Das plötzliche kurze Scharren, das er dem Stuhl zuschrieb zeigte jedoch, das dem nicht so war. Und je länger es ruhig blieb, umso angespannter empfand Kaidoh die Atmosphäre. Warum saß jemand in seinem Zimmer und sagte dennoch kein Wort? Oder tat sonst irgendetwas das ihr Hiersein erklären könnte? Ein tiefes Durchatmen war schließlich zu hören. Es bedurfte nur dieser einen Geste und Kaidoh wusste genau um wen es sich handelte. Und irgendwie erklärte dies schon alles. Es dauerte noch einem Moment, bis er dann auch Momoshiros Stimme vernehmen konnte, die nicht überraschend rau aber ungewohnt leise klang. „Uhm…ich weiß es ist lächerlich, mit dir zu reden wenn du schläfst Mamushi, aber ich muss diese Dinge einfach loswerden, bevor ich gar keinen Mut mehr dazu finde.“ Wieder herrschte Ruhe, und Kaidoh fragte sich, ob Momoshiro wirklich noch etwas sagen würde, oder es sich gerade doch noch einmal anders überlegte. Denn es war wirklich etwas albern einer Person etwas mitzuteilen, von der man ausging, dass sie schlafen würde. Auf der anderen Seite handelte es sich hier aber um Momoshiro und es sollte ihn daher nicht verwundern. „Als erstes möchte ich mich bei dir bedanken, ich meine du hast mich den ganzen Weg aus dem Wald geschleppt und das obwohl du selbst so angeschlagen warst. Du weißt schon, das du ein ganz schöner Idiot bist dich wegen mir so abgequält zu haben, oder? Ist dir mal in den Sinn gekommen, was passiert wäre wenn deine Rippen durch deine ach so selbstlose Aktion komplett gebrochen wären? Sie hätten deine Lunge verletzten können und…“ Momoshiros Worte waren schwer geworden und hatten zum Ende hin an Volumen verloren. Aber dadurch, dass es keine weiteren Geräusche im Raum gab, verstand er ihn trotzdem. „…niemand hatte dir mehr helfen können in dieser Situation…und…und es wäre meine Schu…“ Momoshiro brachte diesen Satz nicht zu Ende und Kaidoh meinte ein ersticktes Schniefen zu vernehmen. Erneut erlag Momoshiros Monolog einer Pause. „Ich war so froh als man mir sagte, dass es dir soweit gut ginge. Als…als du am Ende zusammengebrochen bist…ich habe noch nie solche Panik verspürt.“ Eine unerwartete Bewegung von seiner Matratze her rührend, irritierte Kaidoh. Und es irritierte ihn noch mehr, als er plötzlich spürte wie man seine Hand berührte. Es war ein federleichtes Darüberstreichen bevor Momoshiro seine Hand um die seine schloss. Etwas überfordert mit diesem Verlauf, schob Kaidoh eines seiner Augenlider leicht nach oben, um sich ein kurzes Bild von der Szene machen zu können. Momoshiros hatte seinen Kopf auf den Rand des Bettes gelegt und seinen Blick auf ihrer beider Hände gerichtet, sodass er nicht sehen würde, wenn Kaidoh seine Augen komplett aufschlug. Und Kaidoh wusste selbst nicht warum er so tat als würde er immer noch schlafen und warum er Momoshiro noch immer erlaubte was dieser gerade tat, ohne sich zu Wort zu melden. „Es tut mir leid Kaidoh. Es tut mir leid, dass ich alles ruiniert habe. Es tut mir leid, dass ich dir so zur Last gefallen bin. Es tut mir leid das…alles… Mir tut einfach alles leid. Ich habe keine Ahnung, wie ich das je wieder gut machen soll. Ich weiß nicht mal ob ich im Stande bin dir je wieder ins Gesicht zu schauen. …dennoch…“ Kaidoh entging der niedergeschlagene Ton in Momoshiros Worten nicht und auch wenn er dessen Beschämung verstand so stellte er für sich fest, dass er keine negative Empfindung verspürte, was dieses Unglück anbelangte. Er verspürte momentan weder Aufregung noch Wut, über all die unüberlegten und nervenaufreibenden Aktionen die Momoshiro durchgezogen hatte, die sie am Ende in diese große missliche Lage gebracht hatte. Kaidoh fühlte nichts dergleichen. Es war ein seltsames Level der Neutralität. Er war einfach nur beruhigt, dass es Momoshiro ebenso gut ging, und dass sie Beide doch noch Glück hatten. Natürlich würde er so etwas nicht noch einmal durch machen wollen, aber er war definitiv an diesem Ereignis gewachsen. „Dennoch ich hätte diese Situation mit keinem anderen durchmachen wollen.“ Diese Feststellung ließ Kaidoh innerlich etwas murren, war der Gedanke das Momoshiro wohl damit meinte, dass es seinem unbeugsamen Sturschädel zu verdanken war, dass sie sich hatten durchschlagen können. Das abrupte Aufrichten von Momoshiros Kopf ließ Kaidoh schnell seine Augen wieder schließen, in der Hoffnung Momoshiro hatte nicht mitbekommen, dass er munter war und ihn eine gewisse Zeit über angeschaut hatte. Momoshiros Hand, die auf seiner geruht hatte entfernte sich nun ebenso wieder und Kaidoh glaubte, dass dieser nun wieder zu gehen gedachte, als er mitbekommen durfte, das sich nun etwas neben seinem Kopf platzierte und er einen Schatten über seinem Gesicht wahrzunehmen glaubte. „Ich stehe unglaublich tief in deiner Schuld.“ Momoshiros Flüstern strich sanft über sein linkes Ohr und seine Wange. Es veranlasste Kaidohs Puls sich ungefragt zu beschleunigen, nur um für einen Moment schlagartig stehen zu bleiben. Womöglich träumte er. Träumte das Momoshiro in sein Zimmer gekommen war und ihm all das erzählt hatte. Das dieser ohne wirklichen Grund nach seiner Hand gegriffen hatte und das er sich über ihn beugte um etwas von tiefer Schuld zu flüstern. Demnach musste er auch träumen, dass sich Momoshiros etwas trockene Lippen auf die seinen drücken. Was sonst außer einem Traum würde so etwas erklären? Kaidoh spürte die Wärme die von Momoshiro ausging, gleich einem Fieber, was ihn ein wenig wieder die Fassung gewinnen ließ. Anscheinend war Momoshiro noch immer nicht wieder ausreichend genesen und tat dies alles im Nebel seines noch immer anhaltend Fiebers. Alles andere ergab einfach keinen Sinn. Und mit einem Male konnte Kaidoh nicht anders, als seine Augen perplex zu öffnen als erneut etwas sacht seine Lippen streifte und er noch verfolgen konnte wie Momoshiros Zungenspitze nun auch über seine eignen Lippen leckte. Wohl im Bestreben der leicht spröden Struktur entgegen zu wirken. Und dann trafen sich ihre Blicke. Kaidoh ging davon aus das Momoshiro nun ertappt und völlig verschämt über sein Handeln zurück schrecken würde, um dann mit einem Schwall an unsinnigen Gebrabbel alles irgendwie erklären zu wollen. Aber nichts dergleichen passierte und es machte Kaidoh erneut nervös. Stattdessen hielt Momoshiro den Blickkontakt aufrecht ohne eine sichtbare Reaktion in seinem Gesicht wiederzugeben. Es war dieser Moment als Kaidoh sich dem erhitzen Antlitz von Momoshiro gänzlich bewusst wurde und seine Theorie, dass dieser noch nicht wieder bei klaren Verstand war sich bekräftigt sah. Trotzdem war es eine mehr als aufreibende Situation, da er selbst nicht wusste wie genau er nun reagieren sollte. Aber Momoshiro nahm ihn diese Last ab, als er sich schließlich wieder gänzlich aufrichtete, und ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ. Und kaum dass die Tür wieder geschlossen war, atmete Kaidoh langezogen aus. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er seinen Atem ab einer bestimmten Stelle angehalten hatte. Noch immer fassungslos über das was ihm gerade wiederfahren war, konnte Kaidoh nicht anders als mit dem Kopf zu schütteln. Er wusste zwar das Momoshiro ein Idiot war, aber das dieser Zustand solche Formen annehmen konnte, das hätte selbst er nicht in Erwägung gezogen. Das einzige was er hoffte war, das Momoshiro selbst nicht mehr wissen würde, was er sich hier erlaubt hatte. Denn irgendwie war der Gedanke sich noch einmal mit diesem lichten Moment konfrontiert sehen zu müssen etwas, dass ihn ein äußerst unwohles Gefühl verschaffte. Wenn das so weiter ging, dann wäre er am Ende des dritten Schuljahres gezeichnet für sein restliches Leben. ** Wie zu erwarten war der nächste Tag einer der Kaidoh noch recht lange, wenn nicht für immer in seinem Gedächtnis behalten würde. Nun wo es darum ging seine Mutter wirklich aufgebracht und, wie zu erwarten, ziemlich enttäuscht vorzufinden, als sie ihn in seinem Zimmer ausfindig gemacht hatte. Kaidoh verstand, dass sie ihren Kummer wenigstens einmal mitgeteilt haben musste, bevor sie ihn schließlich mit mütterlicher Sanftheit über die dunklen Haare strich und erleichtert lächelte. Da sie nichts weiter bei sich hatten, was man hätte zusammen packen können, dauerte es auch nicht lange, bis er soweit war, das sie das Zimmer verlassen konnten, um sich dann zu Momoshiro zu begeben, der schon auf der Kante seines Bettes saß und wartete. Ihm war bis jetzt noch erspart geblieben seinen Eltern ins Gesicht schauen zu müssen, doch soweit Kaidoh wusste waren auch sie über das Geschehen informiert, da seine Mutter es gleich weitergeleitet hatte. Somit war es wohl auch etwas Glück, dass sie allein gekommen war um sie abzuholen, musste er sich somit nicht sofort mit der doppelten Ladung vorwerfender Blicke auseinandersetzen. Kaidoh wartete im Türrahmen, während seine Mutter sich Momoshiro widmete und sich nach dessen Befinden erkundigte. Verlegen strich sich dieser über den Hinterkopf als er ihr mit einem leichten Lächeln versicherte, das er soweit in Ordnung sei, er aber nun eine Weile eben seinen Arm zu schonen hatte, welcher nun in einer weitaus professionelleren Schlaufe lag, als wie die die er zusammengeflickt hatte. Und dann schaute Momoshiro in seine Richtung. Erneut blieb Kaidoh für ein paar Sekunden das Herz stehen, war der gestrige Vorfall noch lange nicht vergessen. Aber mehr als das typische breite Grinsen war von Momoshiro nicht einzufangen, der sich nun auch erhob und nach Abklärung aller restlichen Formalitäten mit ihnen gemeinsam das Krankenhaus verließ. Die Rückfahrt gestaltete sich ungemein ruhig und Kaidoh war dankbar, dass wenigstens das Radio etwas von sich gab und das Schweigen nicht zu unerträglich werden ließ. Momoshiro war kurz nach der Abfahrt wieder eingeschlafen, weswegen er Kaidohs auf sich ruhenden Blick nicht mitbekam. „Wie genau ist es eigentlich zu diesem Unfall gekommen Kaoru?“ Die Frage seiner Mutter schreckte Kaidoh etwas auf, war er doch gerade mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen. Auch wenn ihm nicht der Sinn danach stand darüber reden zu wollen, so wusste er das er früher oder später eine ausreichende Erklärung würde abgeben müssen. So hatte er es wenigstens hinter sich. Er erzählte ihr von ihrem Vorhaben, einfach etwas wandern zu wollen und das er, als sie an dieser Anhöhe angekommen waren, einfach nicht genug aufgepasst hatte, weswegen er Momoshiro nicht von diesem einen Fehltritt hatte abhalten können. Er gab zu, dass es sein Verschulden gewesen war, da er mit dem Wissen, was alles passieren konnte, auch die Verantwortung getragen hatte. Er ließ wissen das er sich den Konsequenzen die ihn erwarteten stellen würde. Und er entschuldigte sich aufrichtig, jedoch ohne weinerlich oder gar flehend zu klingen. Es gab nicht schön zu reden und er wartete auch nicht darauf, dass man ihn einfach so verzeihen würde, wenn er nur eindringlich genug seine Schuld gestehen würde. Dafür war er auch einfach zu stolz. Seine Mutter hörte seiner Erzählung aufmerksam zu und nickte zum Schluss nur. Mehr hatte Kaidoh auch nicht erwartet. Kapitel 6: ----------- Es war der erste Schultag des neuen Schuljahres, geschmückt von prächtig blühenden Kirschbäumen, die zusammen mit den angenehm warmen Strahlen der Sonne und dem nur leicht bewölkten Himmel, die aufgeregten und auch weniger enthusiastischen Schüler auf ihrem Weg begleiteten. Momoshiro musste sich vorerst damit abfinden, dass er nicht mit dem Rad zur Schule kommen konnte, da er seinem Arm noch immer in dieser Schlaufe zu tragen hatte, um ihn nicht weiter zu belasten. Demnach betrat er auch allein das Schulgelände, da er Echizen so auch nicht hatte abholen können. Ein langgezogenes Gähnen überkam Momoshiro, als er sich in Richtung ihres Clubraumes begab. Mit Beginn eines neuen Schuljahres kamen auch die neuen Mitglieder und Momoshiro war sich sicher, dass ihr Tennisclub da keine Ausnahme darstellte. Immerhin hatten sie sich über das letzte Jahr einen hart erkämpften Namen gemacht. Wie zu erwarten war niemand auf den Tennisplätzen zu sehen, da es mit dem Training erst nach dem Unterricht weitergehen würde. Und plötzlich fühlte Momoshiro so etwas wie Schwermut dachte er daran, dass von nun an nur noch drei der sonstigen Stammspieler zu Gegen waren. Ein seichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich an das ein oder andere Geschehen zurück erinnerte und wie weit sie es im letzten Jahr zusammen geschafft hatten. Er hoffte, dass es möglich wäre auch dieses Jahr an ihre Erfolge anzuschließen. Auch wenn er nicht sagen konnte, wie viel Ansporn die anderen Mitglieder in sich trugen, um diesem Ziel ebenso eifrig folgen zu wollen, wie sie es getan hatten und auch wieder tun würden. Dass sie erneut einen Frischling wie Echizen abbekamen, bezweifelte er. Das kleine verzogene Balg war definitiv ein Glückstreffer gewesen, der sich so schnell sicherlich nicht wiederholen würde. Momoshiro ließ seinen Blick weiter wandern, als ihm in etwas Entfernung eine weitere Person auffiel, die er schon allein durch deren Körperhaltung überall wiedererkennen würde. Und ohne das er etwas dagegen tun konnte, legte sich ein leichter Rotschimmer auf sein Gesicht, als er Kaidoh weiter beobachtete. Dieser trug seinen Kopf etwas gesenkt und hatte seine Hände, wie so oft, in den Taschen seiner dunklen Schuluniform verstaut. Kaidoh erschien nachdenklich und Momoshiro fragte sich, was diesem wohl gerade durch den Sinn gehen mochte. Sie hatten sich seit ihrer Rückkehr nach Hause nicht wieder gesehen, noch miteinander gesprochen. Obwohl Momoshiro oft den Impuls verspürt hatte diesen zu kontaktieren. Jedoch hatte ihn dieses unangenehme, aufgewühlte Gefühl stets wieder davon absehen lassen, konnte er sich gut vorstellen, das Kaidoh vorerst nichts mehr von ihm sehen und hören wollte. Er hatte ja auch allen Grund dazu. Er hatte sich oft gefragt, wie es Kaidoh nach seiner Ankunft wohl ergangen war. Wie seine Eltern mit dem unschönen Vorfall umgegangen waren und was Kaidoh als Konsequenz hatte akzeptieren müssen. Er hatte Kaidoh damals während einer Pause auf ihrem Heimweg wissen lassen, dass er bereit war seinen Eltern die Sachlage genau zu erklären. Das es ausschließlich seine Schuld gewesen sei, dass es so weit gekommen war. Aber Kaidoh hatte es abgelehnt und gemeint, das er das selbst regeln würde und er sich da nicht einmischen sollte. Es war so typisch Kaidoh. Momoshiro hatte gehört was dieser seiner Mutter im Wagen gesagt hatte und somit wusste er, das Kaidoh die ganze Schuld auf sich genommen hatte. Es machte ihm das Herz immer noch schwer. Denn diese entzogene Schuld lastete dennoch beharrlich auf seinen Schultern. Auch weil er seinen eigenen Eltern nicht die komplette Wahrheit mitgeteilt hatte. Er hatte das ganze Geschehen deutlich abgeschwächt und mit kleinen Albernheiten unterlegt, in dem kläglichen Versuch sein schlechtes Gewissen damit zu täuschen. Seine Mutter hatte ihm daraufhin gesagt, dass er Kaidoh in Zukunft nicht mehr solche Probleme bereiten sollte und er hatte verstehen das genickt. Trotzdem war da nun immer noch die Hürde Kaidoh wieder persönlich gegenüber treten zu müssen, und er wusste einfach nicht, wie er es am besten anstellen sollte. Als Teamleiter waren sie nun einmal daran gebunden zusammen arbeiten zu müssen wenn es um die Mannschaft ging. Kaidoh wandte sich nun auch wieder dem Gehen zu und Momoshiro blickte diesem gedankenversunken nach, bis ihn das Vorklingeln daran erinnerte wo er sich befand und das er sich nun zu beeilen hatte, wollte er nicht schon am ersten Tag zu spät erscheinen. „Was ist mit deinem Arm passiert Momoshiro?“ Diese Frage begleitete ihn schon über den ganzen Tag. Bis jetzt hatte er sie einfach damit beantwortet, dass es ein kleiner ungeschickter Sportunfall gewesen wäre, was ihn ebenso hervorheben ließ, das er selbst in den Ferien eifrig seinen Körper trainiert hätte und somit seine Verletzung etwas äußerst heldenhaftes darstellte. Aber all diese Leute denen er dies erzählte kannte er nur flüchtig und sah demnach keinen Grund sie über die wahren Begebenheiten aufzuklären. Generell würde er den genauen Hergang für sich behalten, da es ihm einfach nur zu peinlich war die Wahrheit zuzugeben. Doch jetzt sah er sich seinen Teamkameraden gegenüber die ihn neugierig musterten. Echizen nippte wie gewohnt an einer Dose Trauben Soda, während sich Horio und die anderen um ihn gesetzt hatten in ihrer Mittagspause. „Naja…“, brachte er etwas schief grinsend hervor und kratzte sich leicht verschämt den Hinterkopf. Vielleicht sollte er ihnen gegenüber etwas ehrlicher sein, bestand die zwar etwas geringe Möglichkeit, dass sie auch von Kaidoh etwas darüber erzählt bekamen, war dieser ja ebenso angeschlagen. Was das Interesse für den Grund nicht ausschloss. „Ich war mit Mamushi unterwegs, wegen der Teamleitersache. Ich meine irgendwie müssen wir ja nun zusammen arbeiten. Und ja, nach einer kleinen üblichen Auseinandersetzung und daraus folgender Unachtsamkeit…, also lange Rede kurzer Sinn, auf einmal war da die Schlange und zack war es passiert.“ Momoshiro hoffte das seine Erklärung ausreichen würde um die Neugier der andere zu decken. Und so wie es aussah, gaben sie sich damit auch weitestgehend zufrieden. * Momoshiro atmete tief durch, als er sich zum zweiten Male an diesem Tag vor dem Clubraum wiederfand und davon ausging, dass es nun wahrscheinlich soweit wäre, dass er Kaidoh gegenüber treten musste. Zögerlich legte er seine Hand auf den Knauf, als ihn eine bekannte Stimme etwas zurückschrecken ließ. „Momo-senpai oder eher Vize-Captain. Stimmt etwas nicht mit der Tür?” Etwas irritiert schaute Momoshiro auf Echizen ob dieser Frage, da er nicht ganz verstand was dieser grade meinte.“ „Warum?“ „Weil du schon seit fünf Minuten davor stehst und nicht hinein gehst. Ich dachte vielleicht geht sie ja nicht auf. Oder hast du den Schlüssel etwa schon am ersten Tag in deiner neuen Position verloren?“ Der etwas aufziehende Ton den er durchaus schon von Echizen gewöhnt war, ließ Momoshiro ein humorloses „Haha“ von sich geben. Und grade als er im Begriff war seine Unentschlossenheit zu überwinden, öffnete sich auch schon die Tür von innen, was Momoshiro etwas unbeholfen in den Raum stolpern ließ, hielt er den Knauf ja noch immer fest. Das nächste was ihm bewusst wurde war, das sich eine Hand an seine Hüfte legte als er gegen die Person vor sich kippte, und diese ihn somit etwas abfing. „Sei gefälligst vorsichtiger.“, hörte er deren recht nahe Stimme, und kaum das Momoshiro Bewusst wurde gegen wen er hier gestolpert war, spürte er wieder diese innere Wärme in sich aufsteigen, was ihn sich eilig von Kaidoh lossagen ließ. Er hörte wie Echizen Kaidoh begrüßte, doch klang dies etwas dumpf in seinen Ohren, was ihn rasch seinen Kopf schütteln ließ, um dem entgegen zu wirken. Eine Gruppe anderer Mitglieder trat nun ebenfalls in den Raum, was Momoshiro wieder gänzlich zur Besinnung brachte. Da er sich leider nicht komplett umziehen konnte, beließ er es schließlich dabei seine Hose zu wechseln und sich seine Trainingsjacke so über die Schultern zu hängen, damit er trotzdem ins Teambild passte. Nur mit den Schuhen wurde es etwas schwierig, da er diese mit einer Hand nicht zubinden konnte. „Daran hab ich gar nicht gedacht.“, murmelte er leise vor sich hin, und gerade als er jemanden um eine helfende Hand bitten wollte, sah er die vorletzte Person den Raum wieder verlassen. „Und nun?“ Kaidoh wäre sicherlich nicht angetan davon, wenn er sich zu viel Zeit lassen würde mit seinem Erscheinen. Doch just als er sich entschied die Schnüre dann eben offen zu lassen, stand dieser wieder ihn ihrer Umkleide, wohl um sich nach dessen Verbleib zu erkundigen. Ein kurzer Blick auf einen etwas verlegen wirkenden Momoshiro und Kaidoh legte die letzten Schritte in dessen Richtung wortlos zurück. Und genauso wortlos begab er sich in die Hocke und band Momoshiros Schuhe zu, der dies deutlich überrascht verfolgte. „Wenn es nicht geht, dann lass es mit dem Umziehen.“ Momoshiro bemerkte erneut das Kaidoh ihn nicht direkt anschaute, als er dies verlauten ließ. Genau wie vorhin schon. Er hatte auch mitbekommen das ihm Kaidoh über den Schultag hinweg auszuweichen schien, sobald sie die Präsenz des jeweils anderen registriert hatten. Zumindest war es das, was sich Momoshiro einbildete, auch wenn es nichts Ungewöhnliches für Kaidoh war ihm aus dem Weg zu gehen, wenn es außerhalb vom Club war. Aber irgendwie machte es Momoshiro auf einmal mehr zu schaffen als sonst, war der Gedanke das Kaidoh nun einen anhaltenden und durchaus verständlichen Groll gegen ihn hegte doch ziemlich prägnant. „Uhm…Kai…“ „Die anderen warten schon.“, begegnete Kaidoh seinem Ansatz etwas sagen zu wollen, worauf er Momoshiro buchstäblich stehen ließ und sich wieder nach draußen begab. So wie es aussah, würde ihr zukünftiges Miteinander wohl nur noch über ihre gemeinsame Aufgabe bestimmt werden. Und hatte Momoshiro das Gefühl, das er schon vorher nicht wirklich zu Kaidoh vordringen konnte was ihre Beziehung anbelangte, so schien dieser nun wirklich in unüberwindbare Ferne gerückt. *** Es war ein neuer Tag und Momoshiro hatte noch einmal Mut gefasst, was die Situation mit Kaidoh betraf. Er hatte sich gestern noch einige Gedanken darüber gemacht, als ihm plötzlich etwas bewusst geworden war. Er hatte sich bis jetzt nicht bei Kaidoh bedankt, noch vernünftig dafür entschuldigt, was er angerichtet und ihm letztendlich abverlangt hatte, als dieser ihn aus diesem Wald geschleppt hatte. Es war gut möglich, das Kaidoh deshalb so spröde auf ihn reagierte, da er ihn nun womöglich einfach nur als undankbar ansah und als jemanden dem man aus dem Wege gehen sollte wenn es möglich war, wollte man nicht erneut in solch eine brenzliche Gegebenheit geraten. Ein weiterer Punkt der Momoshiro dazu einfiel war, das Kaidoh vielleicht auch so distanziert wirkte, weil er eines seiner heißgeliebten Bandana für ihn hatte opfern müssen. Und er bis jetzt den Eindruck vermittelte, dass dies alles ganz selbstverständlich für ihn gewesen war. Wäre er in Kaidohs Position, würde ihn das sicherlich auch mürrisch stimmen. Aber noch, so hoffte er, konnte er sein Versäumnis nachholen. Wenn er Glück hatte dann konnte er Kaidoh allein erwischen, bevor das Training nach der Schule losging. Mit einem Lächeln schaute er noch einmal auf das dunkelblaue Tuch in seiner Hand, welches er gestern nach ausgiebiger Suche gekauft hatte, bevor er es wieder zurück in seine Jackentasche steckte. * Wie gewohnt zog sich der Unterricht in unliebsame Länge, waren die Themen die sie in ihrem neuen Schuljahr erwarteten nicht weniger spannend als die im Letzten, was Momoshiro abermals gähnen ließ, als die Stunde endlich vorüber war. Das Beugen zu seiner Schultasche ließ ein unangenehmes Stechen durch seine verletzte Schulter ziehen, was ihn leise vor Schmerz zischen ließ. Er hatte es heute Morgen schon bemerkt, dass sich der Schmerz wieder etwas ausgeweitet hatte, aber er dachte sich nichts weiter dabei, da er am Ende nur etwas ungünstig geschlafen haben konnte. Er wollte auch keine nötige Unruhe heraufbeschwören, indem er darüber klagte. Solange es nicht schlimmer wurde, würde er es auch überstehen. Es wäre auch ziemlich unfair, wenn er schon nach zwei Tagen, Kaidoh gänzlich mit ihrer Aufgabe allein lassen würde. Gerade jetzt, wo es darum ging neue Mitglieder anzuwerben. Außerdem wäre es von Vorteile, wenn jemand den freundlicheren Part neben Kaidohs mürrischen Part übernahm, um nicht alle Neuanwärter gleich wieder zu verschrecken. Aber bis es soweit war hatte er sich noch durch den Unterricht zu quälen. Sein nächster Lichtblick war demnach die Mittagspause, was seinen Magen nur bei dem Gedanken daran hungrig grummeln ließ, und ihn zu der Packung Pocky in seiner Schultasche greifen ließ. Wie gern würde er mal wieder eine Runde Tennis spielen wollen. Er vermisste es wirklich, was ihm ein verdrossenes Seufzen entlockte. Hoffentlich wäre er bald wieder fit, dann würde er als erstes Kaidoh zu einem Match herausfordern. Vorausgesetzt, dass dieser keinen allzu großen Unmut mehr gegen ihn hegte, was ihn automatisch seine Hand in seine Jackentasche schieben ließ, wo seine Finger für etwas Motivation über das blaue Bandana strichen. Er musste positiv denken. Etwas übereilig hastete Momoshiro aus dem Klassenzimmer als der Unterricht für heute beendet wurde und ein jeder seiner Wege gehen konnte, was Momoshiro schließlich zum Clubraum führte. Er wollte ganz sicher gehen, dass er vor allen anderen hier sein würde und so wie es aussah, hatte er das auch geschafft. War nur zu hoffen das Kaidoh der nächste sein würde, damit er ungestört seine Entschuldigung hervorbringen konnte. Erneut verspürte er das Stechen in seiner Schulter, worauf er leicht darüber rieb um dem etwas entgegenzuwirken. Schließlich schloss er dem Clubraum auf und trat ein. Es war ungewohnt der Erste hier zu sein, was seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Seit er dem Tennisclub beigetreten war, hatte sich hier nichts verändert, was ihm, das in letzter Zeit häufiger verspürte Gefühl von Nostalgie, einbrachte. Der erste Tag als er auf Kaidoh getroffen war, hatte schon ihre zukünftiges Miteinander zu bestimmen gewusst und er gab zu, das er Kaidoh, auch was das Tennis spielen anbelangte, einiges schuldig war. Ohne diesen Ansporn, nicht hinter ihm zurück stehen zu wollen, hätte er sicherlich einige Hürden nicht so effizient meistern können. „Es ist erstaunlich, das gerade wenn du nicht spielen kannst, mehr als pünktlich hier erscheinst.“ Kaidohs plötzliche Präsenz überraschte Momoshiro deutlich, worauf er sich diesem zudrehte und wortlos in dessen Gesicht blickte, was Kaidoh aber schnell zu unterbinden wusste, indem er an ihm vorbei und zu seinem Fach hinüber ging. Jetzt war die beste Gelegenheit, dachte sich Momoshiro folglich, musste aber feststellen, dass es ihm gar nicht so einfach fiel die richtigen Worte finden zu wollen. Unbeholfen fing er an etwas vor sich hin zu stammeln, was Kaidoh skeptisch in dessen Richtung schauen ließ, während er sich sein Hemd auszog und damit Momoshiro wieder zum Verstummen brachte. Kaidohs Oberkörper war noch immer bandgiert und man konnte noch immer deutliche blaue Flecke erkennen, welche sich aber alle samt unter der Schuluniform verstecken ließen und es somit keinen Hinweis auf Kaidohs körperlichen Zustand gab. Mit einem Male wurde Momoshiro wieder die ganze Tragweite seines fatalen Ausrutschers bei diesem Anblick bewusst. Wie hatte er das nur einfach so verdrängen können? Kaidoh war nicht weniger verletzt gewesen als er selbst, wenn nicht sogar schlimmer. Und trotzdem hatte er all die Strapazen auf sich genommen und sich bis zuletzt um ihn gekümmert. Es war wie in diesem seltsamen Traum den er im Krankenhaus gehabt hatte, als er sich unter all seinen Schuldgefühlen bei Kaidoh entschuldigt hatte, da es ihn so gequält hatte. Kaidoh hätte sein Leben lassen können, wäre auch nur eine der angeschlagenen Rippen durch einen weiteren Einfluss komplett gebrochen und hätte dann seine Lunge verletzt. Wie von selbst legte Momoshiro die Schritte bin zu Kaidoh zurück, wo er sich aufgewühlt von all seinen Emotionen starr auf die weiße Bandage fixierte. Er hatte dies zu verschulden, niemand sonst. Aus einem Impuls heraus legte Momoshiro seine Hand behutsam auf Kaidohs Oberkörper, wo er die sachten Schläge seines Herzens spüren konnte. Es war ein erleichterndes Gefühl, was ihn sogar seine Augen schließen ließ, um sich besser darauf konzentrieren zu können. Und plötzlich führte ihm sein Geist diese eine Traumsequenz wieder vor, wie er sich nach alldem Entschuldigen über Kaidoh gelehnt und ihn ohne großes Zögern geküsst hatte. Die Hitze die sich mit dieser Vision verband flutete Momoshiros kompletten Körper und er war sich sicher, dass man dies auch in seinem Gesicht erkennen würde. Der etwas grobe Griff der sich nun um sein Handgelenk legte ließ Momoshiro jedoch aus seinem tranceähnlichen Zustand erwachen, wo ihn die grimmige Miene Kaidohs empfing. Barsch stieß er Momoshiros Hand zurück, und Momoshiro konnte nicht anders als eine Art von Enttäuschung zu verspüren, was ihn selbst ziemlich überraschte. „Du regst mich wirklich auf!“, zischte ihn Kaidoh deutlich missgestimmt entgegen und es war zu erkennen, das er den Drang ihm am Kragen packen zu wollen gerade so noch unterdrücken konnte. „Lass dir eines gesagt sein, wenn ich die Wahl hätte ich würde sofort jemand anderen zum Stellvertreter ernennen. Der einzige Grund warum ich davon absehe ist, weil Tetsuka es so wollte. Wenn es nicht mit dem Club zu tun hat will ich von dir nichts wissen, hast du verstanden?! Also erspar mir deine verqueren Spinnereien!“ Kaidohs hitzige Worte trafen Momoshiro unerwartet, auch wenn er es eigentlich gewöhnt war das dieser recht schnell überreagieren konnte auf seine Aktionen. Aber diesmal fühlte es sich seltsam an. Irgendwie schienen sich Kaidohs Äußerungen wie Diamantbohrer durch seinen routiniert hochgezogenen Wall aus Ignoranz und Gleichgültigkeit, in Bezug auf solche Auseinandersetzungen, zu fressen, was ihn ungewohnt angreifbar zurückließ. Es war ein befremdliches und unschönes Empfinden das ihn regelrecht sprachlos zurück ließ, und er nichts weiter tun konnte als weiter in das von Rage gezeichnete Gesicht von Kaidoh zu blicken. Dabei wollte er sich doch eigentlich entschuldigen. Aber so wie es aussah würde Kaidoh ihm wohl nicht einmal zuhören. Dieser letzte Vorfall war anscheinend wirklich der Funke gewesen der Kaidohs Toleranz ihm gegenüber zum Explodieren gebracht hatte. Und es war ihn noch nicht mal zu verdenken. Trotzdem fühlte sich Momoshiro so ungemein schlecht bei dem Gedanken, dass es das nun wirklich gewesen sein sollte. Dass er und Kaidoh ab jetzt einander ignorieren sollten es sei denn es hatte mit dem Club zu tun. Es war ein merkwürdiges Gefühl von Einsamkeit. Aber wie sollte er das alles wieder richten? Kaidoh schien auch genug von seiner Gegenwart zu haben, und führte schweigend das Umziehen fort, bevor er an Momoshiro vorbei trat und aus dem Raum verschwand. War es das nun?Frustriert über diese gesamte Situation und die Tatsache das er es hatte tatsächlich soweit kommen lassen, schlug er gegen den neben ihm befindlichen Spint der ein erschrockenen, blechernen Laut von sich gab, gefolgt von einem weiteren Poltern was Momoshiro nach oben schauen ließ. Er konnte den Blecheimer mit den Putzutensilien noch erkennen, bevor dieser ihn mitten im Gesicht traf und folglich schmerzerfüllt jammern ließ. Mit Tränen in den Augen legte er Instinktiv eine Hand über seine geschundene Nase, die nun ein stechendes Pulsieren spüren ließ. Ein Blick auf seine Finger zeigte, dass sie zu allem Übel auch noch blutete und vereinzelte Tropfen auch auf den Boden fielen. Gestresst kickte er den Eimer in eine Ecke und verfluchte sein anhaltendes Unglück mit Inbrunst. „Verdammt!…Kaidoh…“ Momoshiro fühlte sich unglücklicher denn je über sein Unvermögen es bei Kaidoh irgendwie wieder gut machen zu können. Über sein ungebetenes Schicksal trauernd entging ihm auch, dass sich die Tür der Umkleide erneut geöffnet hatte und man ihn nun etwas entsetzt anschaute. „Momo-chan Fukubucho?“, hörte er Horios unsichere Stimme, was ihn sein Umfeld wieder genauer registrieren ließ, wo er der Gruppe an Mitgliedern ein, für seine Zustand, unwirkliches Grinsen zukommen ließ. „Hätte mal jemand ein Taschentuch für mich?“, stellte er dann auch die banal klingende Frage, und wurde prompt mit einen Dutzend davon bedacht, von denen er sich ein paar griff und kurz bedankte. Er war wirklich hoffnungslos unnütz wenn es darum ging sich einmal nicht zum peinlichen Mittelpunkt zu machen, und genau das war wohl auch einer der Gründe, warum es Kaidoh mit ihm auch nicht mehr weiter aushielt. Vielleicht sollte er ihm als Geste der Entschuldigung den Wunsch erfüllen und als Vize-Captain von selbst zurück treten. Aber fürs erste sollte er wohl mal im Krankenzimmer vorbei schauen. Bei seinem Glück was seine Nase womöglich auch noch gebrochen. Als würde er sich nicht schon jämmerlich genug fühlen. Kapitel 7: ----------- Es war zum Verzweifeln, dachte sich Momoshiro nicht das erste Mal in den letzten Tagen, aber tun konnte er gegen seine momentane Situation auch nichts. Unter gewissen Umständen hätte er sich sogar gefreut, dass er während der Schulzeit eine Art Auszeit genießen konnte, aber nicht wenn er Pflichten nachzukommen hatte. Und nicht wenn er eine ganz bestimmte Person damit nur noch wütender auf ihn machte. Nachdem kleinen Unfall den seine Nase betraf, kam am selben Tag noch hinzu, dass sich der Schmerz in seiner angeschlagenen Schulter weiter verstärkt hatte und er sich am Abend schließlich im Krankenhaus wiederfand, weil ihn seine Mutter trotz aller Versicherung, dass es nicht so schlimm sei, dorthin gezerrt hatte. Das Ergebnis war, das er sich eine Entzündung im Gelenk zugezogen hatte, was bedeutete das sich der Heilungsprozess damit unterbrochen sah und ihm erneut strengste Ruhe verordnet wurde was seinen Arm anbelangte. Seine Nase war somit das kleinste Problem, aber es reicht dennoch aus, das seine Mutter kurzum beschlossen hatte, ihn erst dann wieder in die Schule zu lassen, wenn er soweit genesen wäre, dass es nichts mehr zu befürchten gab. Und nun lag er hier, gelangweilt und fern seines sonst üblichen Umfeldes, auf dem Bett das sich im Gästezimmer seiner Tante befand. Es war nicht so, dass er sie nicht mochte. Sie war eine überaus freundliche Person und hatte ihn mit Freuden aufgenommen. Außerdem kümmerte sie sich gut um ihn, damit es ihm so schnell wie möglich wieder besser ging. Sein Aufbruch war aber derart eilig beschlossen worden, dass ihm keine Zeit gegeben war seine Abwesenheit seinen Freunden zu erklären. Auch Kaidoh nicht. Seine Mutter hatte ihm versichert, dass sie ihn in der Schule entschuldigen würde, aber das war ihm einfach zu oberflächlich. Er hatte Echizen noch eine SMS geschrieben auf dem Weg hier her, als ihm sein Handy auf eine geringe Akkuleistung verwiesen hatte und ihm daraufhin bewusst wurde, das er sein Ladekabel nicht mit eingepackt hatte. Er konnte nur hoffen, dass die Nachricht ihr Ziel noch erreicht hatte, bevor sein Telefon den Geist aufgab. Und auch wenn er sonst das Faulsein begrüßte, so war es ihm momentan einfach zu ungelegen, ob all der Dinge in seinem Kopf die er gern bereinigen wollte. Doch so wie es aussah hatte er noch eine Weile auszuharren. Der Gedanke was er dann alles an Schulstoff nachzuholen hatte, brachte ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Und da er gerade wirklich nichts zu tun hatte, weil er auch kaum etwas tun durfte, griff er schließlich zu einem Buch, das seine Aufmerksamkeit erregte, als er es bei seiner Tante im Regal hatte stehen sehen. Dass er es heimlich mitgenommen hatte, weil es ihm schon etwas peinlich war damit erwischt zu werden, musste ja niemand wissen. Frauenromane waren eindeutig unmännlich. *** Gut zwei Wochen waren vergangen, und seine Verletzung schien soweit abgeklungen, dass er seinen Arm nicht mehr in einer Schlaufe tragen musste. Dennoch riet man ihm in der ersten Zeit weiter zu Vorsicht. Nur um ganz sicher zu gehen. So sehr sich Momoshiro auch freute, das er nun keine allzu großen Probleme mehr mit seiner Schulter hatte, so war der Drang endlich wieder zurück zu fahren doch um einiges stärker, als seine Freude. So dass es ihm gar nicht schnell genug damit gehen konnte. Zu seinem Ärgernis dauerte es dennoch einen weiteren Tag, bis man ihn abholte. Alles Zeit die er schon hätte sinnvoller nutzen können. Er konnte nicht abstreiten das er nervöser wurde, je näher sie ihrem zu Hause wieder kamen. Und es ließ das Vorhaben Kaidoh sehen zu wollen immer schwerer erscheinen. Er hatte keine Ahnung wie Kaidoh auf ihn reagieren würde, würden sie sich erst einmal wieder gegenüberstehen. Er hatte viel über ihn nachgedacht in der letzten Zeit, was stets von diesem aufgewühlten Gefühl begleitet wurde. Auch jetzt hatte sich nichts daran geändert. Eher im Gegenteil. Momoshiro hatte sich so viele Worte zurechtgelegt, von denen er hoffte sie würde Kaidoh alles erklären und ihren Zwiespalt wenigstens etwas aufheben können. Er war so viele Szenarien in seinem Kopf durchgegangen, um irgendwie auf alles gefasst sein zu können, aber sicherer fühlte er sich trotzdem nicht. Das Einbiegen in eine Seitenstraße die nicht weit von seinem Haus entfernt lag, ließ ihn erneut an dem Kloß in seinem Hals schlucken. Er hatte sich schon lange nicht mehr so aufgeregt gefühlt. Nicht mal vor einem großen Match war dieses flaue Empfinden derart prägnant. Das erste was Momoshiro tat als er sein Zimmer betrat war sein Handy an das Ladekabel anzuschließen und nachzusehen, was sich über die letzten Tage darauf angesammelt haben könnte. Er dauerte einen Moment, bis er das erste Signal vernahm, das ihn auf eine Nachricht hinwies, gefolgt von ein paar dutzend weiteren. Man schien ihn ja wirklich vermisst zu haben. Die erste SMS war die Antwort von Echizen auf seine kurze Erklärung, warum er erst einmal nicht mehr in der Schule würde erscheinen können. Ein knappes „OK“ war zu lesen. Momoshiro ging nun nach und nach die restlichen Meldungen durch, welche auch von anderen Mitgliedern aus des Tennisclubs stammten. Wie zum Beispiel Arai oder Horio. Und alle samt ergaben keinen so rechten Sinn für ihn, dass er letztendlich einfach dazu überging Echizen anzurufen und ihn nach weiteren Details zu fragen. Was Momoshiro aber mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte war, dass sich das unwohle Gefühl in den letzten Minuten immens verstärkt hatte. Fassungslos blickte Momoshiro auf Echizen, der vor ihm saß und trotz der Situation keine rechte Gefühlsregung auf seinem Gesicht wiedergab. Etwas das Momoshiro auch leicht verärgerte, war das was ihm Echizen gerade alles erzählt hatte doch einfach nur unfassbar gewesen. Wie hatte die Situation in den letzten zwei Wochen nur solche Ausmaße annehmen können? „Was willst du nun tun Momo-bucho?“, hörte er Echizen schließlich fragen, was ihn gleich noch etwas wütender machte. „Nenn mich nicht so! Es gibt nur einen Captain verstanden?!“ Ungehalten ließ Momoshiro eine Faust auf die Tischplatte vor ihm aufkommen, was die zwei Gläser Orangensaft, die sich darauf befanden, kurz zum Vibrieren brachte. Echizen zeigte sich jedoch weiter ungerührt und ging dazu über Karupin hinter den Ohren zu graulen, welcher dadurch in ein genüssliches Schnurren verfiel. „Warum habt ihr ihn nicht abgehalten?“ Echizen unterbrach seine Streicheleinheiten. Nicht auf Grund von Momoshiros Frage, aber er machte sich dennoch die Mühe sie zu beantworten. „Es war seine Entscheidung, und Kaidoh-senpai ist niemand der sich so einfach in etwas hineinreden lässt. Wenn er seine Entscheidung als richtig angesehen hat, dann sollte man es auch respektieren.“ Ein abfälliges Knurren von Momoshiro zeigte, dass dieser damit aber ganz und gar nicht einverstanden war. „Diese Entscheidung beruht doch einzig und allein auf einem unglaublichen Missverständnis und nicht zu Letzt der völligen Ignoranz der Leute die doch keine Ahnung von Kaidoh haben!“ Wie konnten sie sich nur solch ein Urteil über ihn bilden, und ihn in solch eine ungerechte Lage zwingen? Momoshiro fühlte den Ärger immer weiter in sich aufsteigen. Er hätte einfach nicht in der Schule fehlen dürfen, dann wäre es nie so weit gekommen. Aber das Schlimmste war, das es erneut seine Schuld war, das man Kaidoh derart unfair zugesetzt hatte. Er wusste das Kaidoh seine Position als Captain verdient hatte. Tetsuka hatte ihn selbst ausgewählt und das auch mit Recht. Und er wusste, dass Kaidoh nicht weniger stolz und bestrebt gewesen war den Namen und die Errungenschaften ihres Tennisclub auch in Zukunft in den Köpfen der Leute präsent zu halten. Und nun das! Er hatte sich schon selbst einige Gedanken gemacht gehabt, als er den Weg zu Echizen Haus zurückgelegt hatte. Und zuerst dachte er auch wirklich, das sich dieser mit ihm einen Scherz erlaubte, als er meinte das Kaidoh von seinem Amt als Captain zurück getreten sei und dazu auch noch das Team verlassen habe. Warum sollte Kaidoh so etwas tun? Und auch wenn er Echizens störrischen Gesichtsausdruck als normal empfand, als er über dessen Worte zu lachen begann, merkte er kurz darauf das wirklich etwas nicht stimmte. „Du meinst das wirklich ernst, oder?“, hatte er ihn daraufhin unsicher gefragt und dessen Schweigen reichte aus das Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen. Auf sein perplexes „Warum?“, hatte Echizen ihn darüber informiert, das sein plötzliches Fehlen in der Schule zu ein paar wilden Gerüchten geführt hatte, was den Grund für sein Fernbleiben betraf. Anscheinend hatten sich ein paar Schüler ihre eigne kleine Gesichte zusammengeflickt, welche dann das ganze Chaos ins Rollen gebracht hatte. Man hatte sich erzählt das Kaidoh der Grund sein musste, warum Momoshiro nicht mehr zur Schule kommen konnte. Und zwar deshalb, weil Kaidoh ihn in seinem eh schon verletzten Zustand trotzdem noch verprügelt hatte. Schließlich hatte man ihn mit blutiger Nase auf dem Boden des Clubhauses vorgefunden, kurz nachdem Kaidoh diesen verlassen hatte. Es gab dafür einige angebliche Augenzeugen, so hieß es. Doch damit nicht genug des dummen Geschwätzes. Auf einmal wurden Stimmen laut die zu wissen glaubten, das Momoshiros verletzter Arm auch Kaidoh zuzuschreiben sei, da dieser ihn ja schon immer in diverse Raufereien verwickelte, und das nur weil er Momoshiro einfach nicht leiden konnte. Es hieß das er seine Aggressionen wohl nicht mehr recht unter Kontrolle hatte halten können und ihm vorsätzlich den Arm gebrochen habe. Man hätte es selbst von Momoshiro gehört das die Schlange Grund für diese Verletzung gewesen sei. Und irgendwie schien auf einmal jeder eine eigne Story über Kaidoh zu erzählen zu haben, selbst wenn man nur seinen Namen kannte oder ihn mal aus der Distanz zu Gesicht bekommen hatte. Jeder hatte eine Böswilligkeit parat die Kaidoh angeblich angestellt hatte. Diese ganze Geschichte an sich war schon mehr als schwachsinnig, aber der wahre Grund warum Kaidoh schließlich den Club verlassen hatte war der, das sich durch diese Gerüchte auch niemand der neuen Unterschüler mehr traute der Tennismannschaft beitreten zu wollen, aus Angst vor Kaidoh und seinen Gewaltattacken. Wer wollte sich schon freiwillig einen Arm brechen lassen? Selbst Mitglieder aus dem jetzigen zweiten Jahr blieben dem Training fern, da sie sich nicht trauten unter Kaidohs Führung trainieren zu müssen. Und ja, es mochte stimmen das er und Kaidoh sich öfter in den Kragen gingen, aber nie war es zwischen ihnen wirklich eskaliert. Es waren einfach nur Raufereien unter Rivalen, nichts weiter. Und nur weil Kaidoh der eher unsoziale Typ war hieß das noch lange nicht, dass er einzig und allein aus Aggressionen bestand. Es hatte auch nichts gebracht das die, die Kaidoh wirklich kannten versucht hatte etwas zu retten, wurde ihr Einsatz doch nur damit begründet, das sie entweder Angst vor ihm hatten oder eben nur an ihren eh schon so arroganten Club dachten. Und nun war das Unheil angerichtet und Momoshiro fühlte sich so ungemein schlecht und schuldig. Ein in letzter Zeit recht bekanntes Gefühl musste er sich zugestehen. Über die letzten Wochen hatte er Kaidoh mehr Kummer bereitet, als über die Zeit die sie sich nun schon kannten und es schmerzte daran zu denken, wie Kaidoh sich nach all dem nun fühlen musste. Das dieser nicht der Typ war auf das Wohlwollen anderer Wert zu legen, das stand außer Frage. So verwunderte es auch nicht, dass dieser selbst kein Wort zu all dem verloren hatte und am Ende das tat, was er für das einzig Richtige gehalten hatte. Kaidoh wollte dem Club nicht weiter Schaden und war deshalb zurück getreten. Dem war sich Momoshiro sicher. „Verdammt!“ Momoshiro wusste sich und seine momentane Gefühlslage nicht anders auszudrücken. Was sollte nun werden? Irgendetwas musste getan werden, soviel war klar. *** Der nächste Tag startete für Momoshiro mit dem Erwachen aus einen ungemein aufwühlenden Traum, der ihn sich auch jetzt noch reichlich mitgenommen fühlen ließ. Es hatte lange gedauert, bis er erst einmal eingeschlafen war, doch war seine Nachtruhe alles andere als erholsam gewesen. Die Schuldgefühle wogen vor diesen zwei Wochen an Abwesenheit schon schwer, aber nun schienen sie ihn geradezu zu erdrücken. Momoshiro wusste das seine Rückkehr in die Schule kein Leichtes für ihn werden würde. Allein schon wegen dem Gedanken Kaidoh dort begegnen zu können. Dabei wollte er nichts anderes als ihn sehn, und ihm sagen, endlich sagen, das es ihm leid tat. Dass er nichts davon gewollte hatte und das er nicht wollte, das sie einander einfach nicht mehr kennen sollten. Er wollte ihm sagen, dass er diese Gerüchte wieder aus der Welt schaffen würde, und dass er als Captain des Tennisteams wieder zurückkehren sollte. Und das es ohne ihn… Er wollte ihn einfach nicht verlieren, egal ob als Feind oder Rivalen. Ob als Teamkamerad oder Captain. Er wollte ebenso die Illusion nicht verlieren, das sie beide vielleicht irgendwann auch so etwas wie Freunde hätten sein können. Er hatte sich schon öfter mit diesem Gedanken befasst, und seit dem Tag als sie beide ihr Amt von Tetsuka und Oishi übergeben bekommen hatten, war dieser Gedanke nicht mehr ganz so unwirklich erschien. Es hatte in seinem Kopf durchaus etwas, das ihn in eine heitere Stimmung versetzen konnte. Deshalb hatte er sich auch dazu entschlossen gehabt Kaidoh auf seinem Ausflug zu begleiten. Was letztendlich aber den wohl größten Fehler seines derzeitigen Lebens darstellte. Mit dieser einen eigennützigen Entscheidung hatte er Kaidoh kontinuierlich Schaden zugefügt und sich selbst sämtliche Hoffnungen, sich mit Kaidoh richtig anfreunden zu können zerstört. Erneut knurrte Momoshiro über seine Gedankengänge, als ihm der egoistische Teil seines Nachdenkens bewusst wurde. Er sollte nicht darüber jammern was er nun für sich verloren hatte, sondern was er tun konnte um Kaidohs Namen wieder von all dem unberechtigten Schmutz zu befreien, den er über ihn gebracht hatte. Das Klopfen an seiner Zimmertür und die Stimme seiner Mutter die ihn darauf verwies, dass er sich beeilen sollte, um nicht zu spät zu kommen, ließen Momoshiro sich aufrichten und mit trägen Schritten das Badezimmer anstreben. Wie konnte er das alles nur wieder gut machen? Die Option, dass es schon längst zu spät war, wollte er einfach nicht zulassen. Was er aber mit Genauigkeit sagen konnte war, dass er Kaidoh sehen wollte. Unbedingt. Nun wo sein Arm wieder vollkommen in Ordnung war, konnte Momoshiro seinen Schulweg wieder mit dem Rad zurücklegen und er war froh das Echizen ihn wie üblich begleitete. Es gab ihm eine gewisse Art von Sicherheit, dass er nicht allein in der Schule auftauchen musste. War er sich sicher, dass man ihn ein ausreichendes Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. „Sag Echizen, hast du die Gerüchte auch nur für einen Moment geglaubt die man über Kaidohs Verhalten mir gegenüber erzählt hat?“ Diese Frage kam Momoshiro plötzlich in den Sinn und wie so oft sprach er auch einfach aus was ihm einfiel. Nichts desto trotz, interessierte ihn Echizens Antwort darauf, sollte sich dieser dazu herablassen. „Sag Momo-Bucho, kennst du die Geschichte von der Frau die sich einreden ließ man könnte durch das Baden im Meer von einem Fisch schwanger werden?“ „Huh?“ „Verrückt, oder?“ Nicht wirklich sicher wie er Echizens Worte zu deuten hatte, blieb es erst einmal still zwischen ihnen, während sie ihrem Ziel immer näher kamen. Das mulmige Empfinden das Momoshiro schon seit dem Erwachen zu schaffen machte, verstärkte sich abrupt sobald sie auf dem Schulgelände angelangten und sich die ersten neugierigen Blicke und leises Getuschel bemerkbar machten, als man Kenntnis von ihm genommen hatte. Versucht ungerührt legte er mit Echizen den Weg zum Clubhaus zurück welches, wie zu erwarten, verschlossen war. Auch sonst war keiner in der Nähe der Trainingsplätze zu sehen. Noch immer schweigend schloss Momoshiro die Tür auf und betrat den leicht dämmrigen Raum. Es hatte sich nicht verändert, außer… Kaidohs Fach war leer. Kein Anzeichen das es je von jemanden benutz worden war. Selbst das Namensschild war verschwunden. Momoshiro konnte sich dem wehmütigen Gefühl, das er bei diesem Anblick in sich aufkommen spürte nicht widersetzen, und ohne das es ihm bewusst war kam ihm Kaidohs Namen in einem leichten Flüstern über die Lippen. Jedoch hielt dieser sinnierende Moment nicht lange, vernahm er plötzlich die überraschte aber auch erfreute morgendliche Begrüßung einiger älterer Mitglieder, die ihn gleich Umrundeten und sich nach seinem Befinden erkundigten. Auch Arai gesellte sich nun zu der Truppe hinzu, welcher über die letzten beiden Wochen der vorübergehende Captain sein durfte. „Momoshiro-Bucho.“ Arais Stimme war etwas unsicher als er Momoshiro ansprach, was auch an den anderen Mitgliedern nicht vorüberging und das Geraune von Stimmen verebbte. „Ich bin nicht der Captain, sondern der Stellvertreter.“, merkte Momoshiro ernst an, was die anderen etwas betrübt in die Runde blicken ließ. „Ich habe nicht vor Kaidoh einfach so abzulösen. Mir ist bekannt, was in meiner Abwesenheit passiert ist, aber um eines richtig zu stellen, nichts davon entspricht auch nur annähernd der Wahrheit! Ich hoffe ihr habt euch nicht durch solche schwachsinnigen Gerüchte ebenso aufwiegeln lassen. Jeder von euch sollte Kaidoh gut genug kennen um zu wissen, dass er trotz seiner mürrischen Art, so etwas nicht tun würde. Deshalb möchte ich euch eindringlich bitten mich bei meinem Vorhaben, diese Sache wieder zu richten, zu unterstützen. Natürlich steht es jedem frei es anders zu sehen, aber ich werde ihn nicht so einfach aufgeben. Unser Team braucht Kaidoh einfach.“ Es verging ein kurzer Moment in dem es aussah als würde niemand etwas dazu sagen wollen, bis sich Arais Gesichtszüge aufhellten und er Momoshiro versicherte, dass er auf ihn zählen könne. Und es zeigte sich das Arai nicht der einzige war der ihm beipflichtete und damit Momoshiro schon einmal eine gewisse Last von den Schultern fiel. Seine Rückkehr zog wie zu erwarten einige neugierige fremde, wie auch bekannte Mitschüler an. Momoshiro war klar, dass die Frage nach seinem Befinden von den Meisten nur oberflächlicher Höflichkeit zuzuschreiben war und es die wenigsten tatsächlich interessierte, wie es ihm wirklich ging. Obwohl er um die ausschweifenden Gerüchte wusste, so hatte niemand auch nur ein Wort über Kaidoh an ihn verloren. Dennoch ging das Gewisper im Hintergrund nicht an ihm vorbei, wenn man sich darüber austauschte, das er derjenige sei der von Kaidoh Kaoru so übel zugerichtet worden war, das er sogar der Schule fern bleiben musste. Momoshiro spürte wie die Wut über diese Lügen ein merkliches Pulsieren in seinem Kopf verursachte. Und gerade als er sich darüber Luft machen wollte, das dieses ganze Gerede über Kaidoh purer Schwachsinn sei, läutete die Schulklingel und der Schwarm an Schülern löste sich augenblicklich auf und verschwand in den Gängen und Zimmern. Jedoch flammte das Flüstern sofort wieder auf, als er seinen Klassenraum betrat und man ihn mit interessierten Blicken verfolgte, als er seinen Platz aufsuchte. Es widerte ihn wirklich an. Das Eintreten des Klassenlehrers brachte vorerst Ruhe, doch fühlte sich Momoshiro alles andere als ruhig. „Momoshiro-kun, es freut mich das du wieder zu uns gefunden hast. Ich hoffe du bist soweit wieder in Ordnung?“, hörte er Nowaki-sensei fragen, der ihn mit einem, für Momoshiro etwas zu mitleidigen Lächeln bedachte. Glaubte hier eigentlich jeder, was über Kaidoh und ihn erzählt wurde? „Sensei, ich habe etwas zu sagen.“ Momoshiro wusste das er einen ersten Schritt zu machen hatte, um gegen diese Gerüchte zu steuern, und dies schien ihm ein passender Moment. „Uhm…bitte Momoshiro-kun, wenn es dir wichtig ist.“ Damit erhob sich Momoshiro und trat an das Pult neben Nowaki-sensei der, wie auch alle anderen der Klasse, gespannt auf ihn schaute. Kurz atmete Momoshiro noch einmal durch, um sich etwas von seinem anhaltenden Ärger zu distanzieren, bevor er sein Anliegen vorbrachte. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass nach meiner Abwesenheit einige Dinge aufgekommen sind, die mich und meinen gesundheitlichen Zustand betrafen, beziehungsweise was den Grund dafür darstellte. Ich stehe hier um endlich Eines klar zu stellen, Kaidoh Kaoru war weder die Ursache für meine Verletzungen noch hat er es verdient so niedrig von euch eingestuft zu werden. Niemand von euch könnte ihm das Wasser reichen, wenn es darum geht Disziplin und Ausdauer zu beweisen. Es ist eine Schande, das er von Leuten verurteilt wird die ihn nicht einmal richtig kennen, nur weil man irgendeinen Schuldigen sucht, um solch einem Gehetzte auch ein Ziel zu geben. Das ich verletzt war, war einzig und allein meine Schuld und vor allem meiner eigenen Dummheit zu verdanken. Ich hatte es zu verantworten, dass ein harmloser Ausflug darin endete, dass ich und auch Kaidoh selbst im Krankenhaus landeten. Das Gefühl als man mir sagte, was mit ihm hätte passieren können, nur weil er mich mit gebrochenen Rippen mit sich geschleppt hatte, war eines der Schlimmsten die ich je verspürt habe. Es steht also niemanden zu ihn für irgendetwas zu verurteilen, nur weil man ihn nicht kennt. Oder weil seine grantige Art angeblich alles beweisen würde. Also sollte ich noch irgendjemanden von euch schlecht über ihn reden hören, dann hat diese Person mit Konsequenzen zu rechnen! Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt?!“ Momoshiro wartete auf keine Reaktion als er sich auch schon wieder zu seinen Platz begab und sich hinsetzte. Die Stille im Raum lag noch einen Augenblick über den Personen die sich darin befanden, als Nowaki-sensei sich seinen Schülern wieder zuwandte und diesmal ein ehrliches Lächeln zu Momoshiro schickte. „Ich denke Momoshiro hat seinen Standpunkt deutlich gemacht und ich hoffe ebenso, dass seine Worte die, die es betrifft zum Nachdenken gebracht hat. Es ist schön zu sehen, wenn jemand für einen Freund so einsteht. Trotzdem möchte ich dich bitten deine erwähnten Konsequenzen gewaltfrei zu verteilen Momoshiro.“ Momoshiro war etwas überrascht über Nowaki-senseis Worte, hatte er viel mehr damit gerechnet, das man ihn zurechtweisen würde den Unterricht nicht für seine privaten Anliegen zu unterbrechen. Auf der anderen Seite war er jedoch dankbar für die Unterstützung und den Zuspruch seines Lehrers, auch wenn die Tatsache das er und Kaidoh keine Freunde waren erneut zu schmerzen wusste. Dennoch hoffte er, dass er schon einmal bei ein paar Leuten hier etwas bewirkt hatte und sie wieder davon abkommen würden sinnlose Anschuldigungen zu verbreiten und aufzuputschen. Es waren noch gut 10 Minuten bis zur Mittagspause, in welcher Momoshiro sich vorgenommen hatte Kaidoh aufzusuchen. Er hatte keine Ahnung was ihn erwarten würde, sollte er ihn finden. Aber er musste unbedingt mit ihm sprechen. Es war ihm egal, ob er vor der gesamten Schule um Entschuldigung bitten müsste, für das was vorgefallen war. Kaidoh sollte einfach wissen, dass er so etwas nicht gewollt hatte. Wie auch all die anderen Schwierigkeiten die er verursacht hatte. Er musste es endlich loswerden. Mit merklich erhöhtem Herzschlag nahm er die Pausenklingeln wahr und verschwendete keine Zeit, wollte er sein gefasstes Ziel ohne weitere Verzögerung in Angriff nehmen. Kaidohs Klassenzimmer war nicht weit von dem seinen entfernt, doch als er seinen Blick über die darin befindlichen Schüler schweifen ließ, konnte er ihn nicht ausmachen. Momoshiro war sich der Blicke mit denen man ihn bedachte bewusst, aber er ignorierte sie. Stattdessen ging er auf eine Gruppe sich unterhaltender Schüler zu, die ihr Gespräch bei seinem Erscheinen zum Erliegen brachten. „Wo ist Kaidoh?“, fragte er ohne Umschweife, worauf sich die Befragten schweigend Seitenblicke zuwarfen, was ungemein an Momoshiros Vorhaben zerrte, nicht sofort die Geduld zu verlieren, war er sich schon klar darüber was diese Geste mitteilen sollte. „Keine Ahnung, vielleicht hat er uns allen endlich den Gefallen getan und hat das Weite gesucht. Oder besser noch; er hat mal eine nötige Abreibung von jemanden bekommen.“ Das hämische Lachen, das auf diese Aussage von dem Redner her folgte, und auch ein paar der anderen Befragten zum Grinsen animierte war alles was Momoshiro brauchte, um seiner Rage freien Lauf zu lassen. Ohne weiter darüber nachzudenken, traf seine Faust den Unterkiefer des Rädelsführers der haltlos nach hinten taumelte und schließlich zu Boden ging. Erschrocken über diesen Akt wischen die anderen der Gruppe etwas zurück, als Momoshiro dazu überging mitzuteilen jeden, der noch einmal etwas Schlechtes über Kaidoh erzählen würde, genau das gleiche anzutun. Und bevor er das Zimmer wieder verließ, stellte er auch hier noch klar, das an all den schwachsinnigen Gerüchten, was ihn und Kaidoh anging nichts dran war. Und er musste es ja schließlich wissen. Leider zog sein grobes Handeln mit sich, das er an der Tür schon von einem herzugeholten Lehrer empfangen wurde, der ihn ohne Zögern mit den Folgen seiner Tat konfrontierte und es Momoshiro somit nicht mehr möglich war seine Suche nach Kaidoh weiter fortzusetzen. Somit verging ein Schultag, ohne dass er Kaidoh auch nur zu Gesicht bekommen hatte und dieses Resultat schlug sich deutlich auf seine Stimmung nieder. Als derzeitiger Captain des Tennisteams war es ihm auch nicht möglich nach der Schule abzuwarten, ob er Kaidoh beim nach Hause gehen würde abfangen können, hatte er sich doch gleich auf den Weg zum Clubhaus zu machen. Aber vielleicht hatte er ja morgen Glück. Kapitel 8: ----------- Es war der dritte Tag in Folge, an dem Momoshiro einfach kein Glück hatte mit Kaidoh reden zu können. Und das Gefühl, das Kaidoh ihm absichtlich aus dem Wege ging ließ Momoshiros Schuld ihm gegenüber nur noch weiter anwachsen. Er hatte Kaidoh ein, zwei Mal aus der Distanz gesehen, aber er war ihm immer wieder entwischt. Das einzige was sich etwas gelegt hatte was das Getuschel und die nervigen Blicke. Zumindest in seiner Gegenwart. Er konnte nicht abschätzen, wie man mit Kaidoh umging aber wenn er das Verhalten einiger Schüler so bedachte, dann machten sie es ihm sicherlich nicht leicht über den Tag zu kommen. Dennoch hatte er noch nicht davon gehört das Kaidoh jemanden etwas angetan hätte. Das Potenzial sich zu wehren besaß er alle mal. Die Vorstellung wie schwer es für Kaidoh sein musste sein Temperament zu zügeln, ließ ihn nur wieder allzu deutlich spüren, wem Kaidoh das alles zu verdanken hatte. Dennoch, er wollte nicht aufgeben wenigstens einmal noch mit ihm gesprochen zu haben. Er schuldete ihm neben einer Entschuldigung auch noch seinen Dank. Den wollte er auf jeden Fall noch überbringen. Vielleicht sollte er versuchen Kaidoh außerhalb der Schule zu erwischen, wenn alles nichts half dann würde er ihn eben zu Hause aufsuchen müssen. Und an diesem Plan hielt er auch fest. Sobald das Training beendet und er der letzte war um alles abschließen zu können, machte er sich auf den Weg zu Kaidoh Haus. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und es würde nicht mehr lange dauern bis sie gänzlich am Horizont versinken würde. Etwas unsicher, ob er es wirklich wagen sollte Kaidoh zu Hause zu stören, verweilte Momoshiro vor der Haustür ohne sich bemerkbar zu machen. Das abrupte aufgehen besagter Tür ließ ihn kurz Panik verspüren, als er auch schon eine Stimme fragen hörte, was er denn hier machen würde. Verblüfft schaute Momoshiro auf den Jungen der in Sportsachen vor ihm stand, eine Tasche geschultert hielt und Kaidoh ungemein ähnlich sah. Abgesehen von der Größe und dem Körperbau. „Uhm... ich…mein Name ist Momoshiro und ich…“ „Momoshiro? Der Momoshiro? Onii-chan hat öfter mal einen erwähnt, wenn er besonders mürrisch war.” Momoshiro konnte sich auf diesen Hinweis ein beschämtes Grinsen nicht verkneifen. Sein Ruf eilte ihm wohl voraus. „Haha ja, das bin dann wohl ich. Und ich würde gern mit deinem Bruder sprechen wollen, wenn es denn möglich ist.“ „Er ist leider nicht da. Oh, ich bin übrigens Hazue. Freut mich dich kennen zu lernen Momoshiro-kun.“ Kaidohs kleiner Bruder hielt Momoshiro seine Hand mit einen Lächeln entgegen und er erwiderte diese Geste ebenso freundlich. Hazue schien vom Charakter her doch etwas offener als sein Bruder, was Momoshiro unbewusst schmunzeln ließ. „Kannst du mir vielleicht verraten, wo ich deinen Bruder finden könnte? Es wäre wichtig.“ „Das weiß ich leider nicht, er kommt immer recht spät vom Training in der Schule zurück und dann verlässt er kurz darauf schon wieder das Haus um joggen zu gehen. Aber ich kann ihm ja sagen das du hier warst.“ Diese Information machte Momoshiro nun doch etwas stutzig. „Nein, schon gut, ich werde mich einfach mal nach ihm umschauen, trotzdem danke Hazue-kun.“ Nachdenklich setzte sich Momoshiro wieder auf sein Rad. So wie es den Anschein machte hatte Kaidoh wohl die Lage in der Schule verschwiegen, was ihm auch nicht zu verdenken war. Momoshiro konnte sich vorstellen, das Kaidoh keinen Bedarf verspürte seiner Familie den Grund für seine Entscheidung den Tennisclub verlassen zu haben, mitteilen zu wollen. Und auch wenn es ein egoistischer Gedanke war, so war Momoshiro in einen bestimmten Teil in seinem Inneren froh, dass er nicht schon wieder als ein ausschlaggebender Faktor für Kaidohs derzeitige Lage bei dessen Eltern vorgebracht werden musste. Zumindest nahm er dies an, war ihm Hazue recht unbefangen gegenüber getreten, als er hörte wer sich so unerwartet vor ihm befand. Aber nichts desto trotz machte es Momoshiro auch das Herz schwer, denn so war auch klar, dass Kaidoh sich niemanden anvertraut hatte und alles mit sich allein ausmachte. Für ihn wäre diese Last sicherlich nicht zu ertragen, so war sich Momoshiro bewusst, aber er hatte auch immer jemanden dem er seine Sorgen erzählen konnte. Dem er vertraute. Von Kaidoh wusste er, das dieser nur schwer jemanden sein Vertrauen schenkte und deshalb auch recht unsozial erschien, was den Mangel an guten Freunden erklärte. Wären Tetsuka und die anderen noch da, wäre es nie so weit gekommen, dass jemand die Chance gehabt hätte Kaidoh so in Verruf zu bringen. Und selbst wenn sich so ein Gerücht ausgebreitet hätte, hätte trotzdem jeder zu Kaidoh gestanden und ihn verteidigt. Wie sehr wünschte sich Momoshiro die alten Zeiten zurück. Aber egal wie sehr er darum nun trauen mochte, es würde nichts an der gegenwärtigen Situation ändern. Er musste einfach selbst einen Weg finden. Koste es was es wolle. * Die Wassertemperatur war unangenehm, aber nicht ungewöhnlich wenn man bedachte, das es gerade erst Frühling geworden war. Trotzdem hielt Kaidoh das stechende Gefühl in der unteren Hälfte einer Beine nicht davon ab schon sein über 10 Minuten an seiner üblichen Trainingsstelle im Fluss zu stehen und seinen Blick gedankenverloren auf die nun vom Sonnenuntergang goldschimmernde, fließende Oberfläche zu fixieren. Er fühlte sich so taub, wie seine Beine es wurden. Es gab keinen Ort wo er noch im Stande war seine Gedanken etwas beruhigen zu können. Außer hier, wo ihn niemand störte und auch keine weitere Beachtung schenkte. Doch auch wenn er sonst hier her kam um zu trainieren, so fehlte ihm heut einfach die Kraft. Bis jetzt war Training ein gutes Mittel gewesen, um sich von allem unnötigen Übel ablenken zu können. Aber es wäre gelogen wenn er behaupten würde, dass er nicht spürte wie ihm jeder neue Tag und jede neue Konfrontation mit seiner derzeitigen Lage, nicht zu schaffen machte. Zu Beginn hatte er sich eingeredet, dass er dem Ganzen einfach nicht weiter Beachtung schenken sollte, als man ihm auf einmal diese ungewollte und schleierhafte Aufmerksamkeit zukommen ließ, die er nicht zuordnen konnte. Und da er sich keiner Schuld bewusst war, hatte er es einfach versucht zu ignorieren, bis sich die Ausmaße soweit erstreckt hatten, dass die Konsequenzen nicht mehr zu umgehen waren. Es hatte ihn wie der Blitz aus heiterem Himmel getroffen, als ein paar Mitglieder aus dem Team ihn über dieses Gerücht aufgeklärt hatten, waren die Auswirkungen auch nicht an ihrer Mannschaft, beziehungsweise an der Rekrutierung neuer Mitglieder vorübergegangen. Momoshiro. Es war immer Momoshiro. Kaidoh wusste zwar das dieser für einige Zeit der Schule fern bleiben würde, aber das seine Abwesenheit ihn erneut in derartige Schwierigkeiten brachte hatte er nicht geahnt. Ihm war zu Ohren gekommen, das Momoshiro selbst gesagt haben sollte das seine Verletzungen Kaidohs Schuld seien und er auch der Grund wäre das Momoshiro wegen neuen Blessuren zu Hause bleiben müsse. Dass er bei diesen Anschuldigungen einfach nur sprachlos gewesen war, war offensichtlich. Und er hatte auch nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht. Warum sollte er das auch tun? Warum sollte er sich rechtfertigen für etwas das er nicht getan hatte, nur um das Wohlwollen anderer für sich zu gewinnen? Er hatte seinen Stolz und den würde er nicht wegen Momoshiro ablegen. Aber anscheinend war es egal, wie er die Situation zu handhaben gedachte, denn so oder so riss die Schlechtrederei über ihn einfach nicht ab. Er hatte miterleben müssen, wie sämtliche Bewerber aus dem ersten Jahr sich eingeschüchtert und offen verängstig durch diese Hetze wieder zurückgezogen hatten. Es war der Moment, als er die zynische Bemerkung über den Ruf ihres Teams vernehmen musste das er erkannte, dass es nur einen Weg gab Schlimmeres für ihre Tennismannschaft zu vermeiden. Und das war der Rücktritt als Captain und der Austritt aus dem Club selbst. Ryuzaki-sensei hatte seinen Wunsch nur ungern entgegen genommen, und er war ihr dankbar, dass sie trotz allem nicht an Vertrauen in ihn verloren und versucht hatte ihn von seiner Entscheidung abzubringen. Aber am Ende musste er sich einfach das gesamte Bild vor Augen halten, wenn es um das Team ging und da war nun eindeutig kein Platz mehr für ihn. Es würde auch ohne ihn weiter gehen, und Momoshiro hatte am Ende wohl auch das erreicht was er mit seiner Lüge erreichen wollte. Nämlich der nachfolgende Captain zu werden. Anders konnte er sich dessen Gerede über ihn nicht erklären. Denn der Gedanke, dass dieser mit solch einer fatalen Unterstellung einfach nur seinen hirnlosen Spaß haben wollte, brachte in ihm nur ungemeine Rage auf. Rage die er auf kein Ziel fixieren konnte, um sich davon zu befreien. Genau aus diesem Grund war er ihm bis jetzt auch aus dem Weg gegangen, da er einfach nicht wusste was er tun würde, sollte Momoshiro ihm breit grinsend gegenüberstehen und sagen, dass es doch alles nur ein Witz gewesen sei. Der dumpfe Schmerz den er in sich spürte und der ihn kaum noch schlafen ließ, war alles andere als zum Lachen. Selbst als sie in diesem Wald auf sich gestellt waren und er sie trotz angeschlagenem Zustand dort herausgeschleppt hatte, selbst da hatte er sich nicht so derart schwach und hilflos gefühlt wie jetzt. Denn das was er jetzt fühlte war mit keiner Medizin oder ärztlichen Behandlung zu kurieren. Ein plötzliches Gewirr an gedämpften Stimmen rutschte über das seichte Rauschen des Wassers, was Kaidoh sich langsam umdrehen ließ, nur um am Ufer vier Gestalten lungern zu sehen die ihn provokativ anschauten. Sie trugen keine Schuluniform, dennoch war Kaidoh klar, dass sie wohl aus seiner Schulen sein mussten, hörte er in ihrem Gewisper doch seinen Namen heraus. „Oi, du bist doch dieser Schlangentyp. Ich hab gehört, dass du ein ganz harter Kerl sein sollst, wenn es darum geht Leuten hinterrücks eine zu verpassen. Das gefällt mir.“, hörte er den größten der Truppe sagen, der sich nun mit einer Hand durch seine blondgebleichten, kurzen Haare fuhr und ihn weiter angrinste, was eine sichtbare Zahnlücke zeigte. Kaidoh blieb jedoch weiterhin unbeeindruckt, was einen der dümmlich dreinschauenden Gefolgsleute mit Glatze und einer Augenklappe dazu brachte, das Wort an ihn zu richten. „Der Boss gibt dir die Ehre sich ihm anzuschließen, also zeig etwas…“ Genervt über den Verlauf der Dinge schloss Kaidoh kurz seine Augen, während er ein gereiztes Zischen hervorbrachte. „Hast du nicht gehört Schlange?“ Ein kleiner untersetzter Typ mit einer Narbe an seinem linken Auge, legte es nun ebenfalls darauf an ihn zu einer Reaktion zu bewegen, worauf der letzte im Bunde sich desinteressiert an einer seiner roten Haarsträhnen zupfte und Kaidoh wie auch seine Kollegen zu ignorieren schien. Es war der kurze Augenblick als Kaidoh seine Aufmerksamkeit gänzlich von der störenden Präsens dieser Witzfiguren weglenken wollte, als etwas haarscharf an seinen Gesicht vorbeifolg und den leicht stechenden Schmerz eines Kratzer auf seiner Wange zurückließ. „Wenn der Boss sagt, dass du ihm folgen sollst, dann hast du das gefälligst auch anzunehmen, verstanden!“ Noch immer spielte der Angreifer mit einer seiner roten Strähnen, während er Kaidoh mit einem irrsinnigen Ausdruck in seinem Gesicht fixierte. „Also wie sieht es aus?“ Das selbstherrliche Grinsen das der sogenannte Boss ihm auf seine Frage hin stellte, ließ Kaidoh abfällig zischen. „Keinen Bedarf.“, ließ er kurz und knapp verlauten, was empörtes Beschimpfen von dem kleinen Dicken nach sich zog. „Das ist schade, aber wenn wir schon mal hier sind, lass uns trotzdem etwas Spaß haben.“ Kaidoh konnte sich auf diese Aussage hin ein irrwitziges Auflachen nicht verbieten. „Nur zu.“ Die Sonne war nun bereits hinter dem Horizont verschwunden und Momoshiro fröstelte leicht, als eine kühle Böe an ihm vorbeizog und ihm ein enttäuschtes Seufzen über die Lippen trat. Er hatte einer Eingebung nach den Park aufgesucht, von dem er wusste das Kaidoh dort des Öfteren joggen ging. Aber leider hatte er ihn dort nicht auffinden können, selbst nachdem er sämtliche Wege mit seinem Rad abgefahren war. Aber letztendlich wäre es wohl auch ziemliches Glück gewesen, hätte er ihn hier tatsächlich angetroffen. Vielleicht war Kaidoh unterdessen auch schon wieder zu Hause, aber noch einmal stören wollte er auch nicht. In seine Überlegungen vertieft ließ Momoshiro den Park wieder hinter sich, und fuhr durch die Siedlung zurück bis er die Brücke erreichte. Frustriert darüber das er auch heute wieder nichts hatte erreichen können was Kaidoh anbelangte, stieg er schließlich von seinem Rad und lehnte es an das Geländer an welches er sich nun ebenfalls stellte, um auf das Wasser unter ihm zu blicken. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel, gleich einem aufgeschreckten Vogel, lenkte seinen Blick in die Richtung der Schatten. Momoshiros Augen weiteten sich erschrocken, als er erkannte was dort am Ufer vor sich ging und es setzte seine Füße automatisch in Bewegung. Eilig überquerte er die Brücke, seinen Blick ständig auf das Szenario unter sich gerichtet. Momoshiro sah zwei der ihm fremden Personen am Boden liegen und zwei die sich vor Kaidoh aufbauten, welcher schon etwas mitgenommen wirkte, durch seine nicht so wirklich aufrechte Haltung und der Hand mit der er sich seine Seite hielt. Panik durchflutete Momoshiro als er sich bewusst wurde, das es genau die Seite war die sich Kaidoh damals verletzt hatte. In einer fließenden Bewegung sprang Momoshiro über das restliche Geländer, das ihn zur Böschung gelangen ließ und rutschte diese um Balance bemüht herunter. Ein gezielter Treffer schickte gerade einen Typ mit bunten Haaren zu Boden, was Kaidoh jedoch leicht zum Straucheln brachte und ihn für diesen winzigen Moment zum Ziel eines großen Blonden machte, der Kaidoh sein Knie in den Mage rammte, was diesem keuchend in sich zusammensinken ließ. „Wirklich schade um dich Snake-boy, du wärst bei mir gut aufgehoben gewesen.“ Doch noch bevor dieser Kaidoh den angestrebten Schlag in den Nacken verpassen konnte, war es Momoshiro der ihn einen kraftvollen Hieb gegen den Unterkiefer versetzte und den Blonden damit ausreichend zusetzte, das dieser unter Jammern am Boden liegen blieb. Sich bewusst, dass er Vorsicht walten lassen musste, wollte er keinem heimtückischen Angriff zum Opfer fallen, beließ er seinen Blick auf den vier Gestalten die sich langsam aufzuraffen begannen. Das Geräusch von einer sich nähernden Polizeisirene bewirkte, dass die Vier sich panisch anschauten, und unter Fluchen und holprigem Davonstürzen das Ufer verließen und verschwanden. Momoshiro konnte das Blaulicht, das über die Brücke raste und in Richtung Siedlung verschwand noch erkennen, bevor er sich schließlich neben Kaidoh auf die Knie begab und ihn besorgt musterte. Behutsam legte er ihm eine Hand auf die Schulter. „Kaidoh…“, hörte er seine eigene brüchige Stimme fragen, was ihm aber vorerst keine Reaktion von diesem einbrachte. „Ich möchte einfach nur noch schlafen.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern aber Momoshiro hatte es vernommen, und war rechtzeitig im Stande den zur Seite kippenden Körper aufzufangen, bevor er auf dem Boden aufkommen konnte. Kaidohs Augen waren geschlossen, als Momoshiro dessen Kopf leicht anhob, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Es war zu erkennen, das Kaidoh einiges hatte einstecken müssen, aber trotzdem hatte er drei der Kerle allein niedergestreckt. Momoshiro wusste selbst nicht woher dieser Impuls zu lächeln plötzlich kam, als er sich der unglaublichen Hartnäckigkeit Kaidohs wieder einmal so bewusst werden durfte. Es war diese Eigenschaft die Kaidoh für ihn zu einer beeindruckenden Persönlichkeit machte, und er ihn wahrlich dafür bewunderte. Hatte sich Kaidoh erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, dann brachte ihn kaum noch etwas von seinem gesetzten Ziel wieder ab. Egal was er dafür auch zu leisten hatte. Es war ein Charakterzug der manchen wohl eher unheimlich erschien, weil sie selbst nicht in der Lage waren, sich soweit fordern zu wollen und lieber einen einfacheren Weg gingen. Aber wenn man erst einmal die verschiedenen Puzzleteile, die Kaidohs Persönlichkeit ausmachten, zusammengesetzt hatte, dann ergab sich ein Mensch der es wahrlich nicht verdient hatte so ungerecht behandelt zu werden, wie man es Kaidoh derzeit antat. Nur hatte sich Kaidoh diese Lage auch nicht selbst herausgesucht, sondern war unglücklicherweise nur durch ihn da hinein geraten. Einen Moment noch schaute Momoshiro in das ruhige aber recht zerschrammte Gesicht Kaidohs, bevor er diesen mit Bedacht auf der begrünten Böschung ablegte und sich rasch zurück zu seinem Rad begab, welches er samt der daran befindlichen Sporttasche mit zurück zu Kaidoh nahm. Gut, dass er stets ein paar Dinge mit sich führte sollte es einmal eine Verletzung geben, was beim Training wie auch in einen Turnier immer einmal vorkommen konnte. Wieder an Kaidohs Seite holte er seine Wasserflasche aus seiner Tasche und suchte noch etwas das er mit der Flüssigkeit befeuchten konnte, um Kaidohs Wunden etwas säubern zu können. Sorgsam tupfte er über die verschmutzten Schrammen und wischte das schon getrocknete Blut von dessen Mundwinkel was Kaidoh ein leises Zischen entlockte und leicht sein Gesicht verziehen ließ, er jedoch weiter in seinem schlafähnlichen Zustand verharrte. Mit ein paar Pflastern hatte Momoshiro schließlich seine Behandlung abgeschlossen, worauf sein Blick auf Kaidohs Füße fiel und er feststellte, dass dieser gar keine Schuhe trug. Suchend schaute Momoshiro sich um und entdeckte sie in etwas Abstand am Ufer des Flusses. Solchen Typen auch noch barfuß gegenüberstehen zu müssen, war wirklich verrückt. Verrückt wie es nur Kaidoh sein konnte. Eine genauere Inspizierung zeige, dass Kaidohs Füße nicht weniger zerschunden aussahen und es ihm das Laufen wohl eine Weile recht unangenehm gestalten würde. So ging Momoshiro dazu über sich auch darum zu kümmern und nach dem heranholen des Schuhwerkes ihm diese auch gleich wieder anzuziehen. Der Gedanke das Kaidoh womöglich so schnell wie möglich die Flucht ergreifen würde, sobald er Momoshiro sah, ließ diesen betrübt den Kopf senken. Ein erneutes Frösteln ergriff Momoshiro über sein Nachdenken hinweg, brachte die Nähe des Flusses noch etwas kältere Luft an sie heran. Doch solange Kaidoh nicht wieder munter war, würden sie wohl hier verbleiben müssen, denn egal wie Momoshiro es anstellte, er wollte einfach keinen weiteren Fehler machen. Und er war sich ziemlich sicher, dass es einer wäre, würde er Kaidoh in diesem Zustand zu Hause abliefern, wo er nichts gegen die Sorge und Mutmaßungen seiner Familie würde ausrichten können. Eltern waren, erstmal in Panik geraten, nur schwer wieder zu bremsen. Ein weiterer Griff in seine Tasche und Momoshiro beförderte eine Jacke daraus hervor die er kurz melancholisch musterte, bevor er sie Kaidoh anzog, trug dieser doch wieder nur eines dieser ärmellosen Oberteile. Mit einem zufriedenen Lächeln schaute er auf Kaidoh, der in seiner Seikaku Trainingsjacke an alte Zeiten erinnerte, und daran wie es auch jetzt sein sollte. Und dann spürte er es wieder, dieses Gefühl Kaidoh nahe sein zu wollen und er folgte ihm ohne großes Zögern, indem er sich an diesen heranlegte, so dass sie sich beinahe berührten. Momoshiro kam nicht umhin erneut Kaidohs Gesicht zu studieren. Ohne es wirklich beabsichtigt zu haben streckte er seine Hand danach aus und strich diesem ein paar verirrte Haarsträhnen zu Seite, gefolgt von dem sanften Kontakt seiner Finger mit dessen Wange die bedächtig vor dessen Lippen anhielten. Das Empfinden eines Déjà-vu zog durch seinen Kopf, das ihn sich leicht aufrichten ließ und er sich soweit über Kaidoh beugte, das er ihm nun direkt ansehen konnte. Der Instinkt diese Chance zu nutzen, solange er mit keiner Gegenwehr zu rechnen hatte, kreiste unaufhörlich durch sein Denken. Doch bevor er hätte etwas tun können, wurde er mit einem Male von Kaidoh herangezogen der nun seine Arme um ihn legte und sich enger an ihn schmiegte. Überrumpelt von dieser Aktion blieb Momoshiro starr und wartete was noch folgen würde. Aber es zeigte sich, das Kaidoh weder munter war noch sein Handeln bewusst ausgeführt zu haben schien, schlief dieser doch einfach weiter. Eine ungemeine Wärme breitete sich in Momoshiro, auf Grund dieser neu eingenommen Position, aus und der Tatsache das Kaidoh ihn von sich aus an sich gezogen hielt. Selbst wenn er dies wohl nur tat, weil er eine Wärmequelle brauchte und ihn einfach mit etwas verwechselte, wie ein Kissen oder einer Decke. Aber egal was Kaidoh glaubte festzuhalten, Momoshiro war weit davon entfernt sich dagegen sträuben zu wollen. Im Gegenteil. Er selbst legte nun seine Arme um Kaidoh, war das Gefühl das er mit dieser Sensation verbinden konnte, etwas das ihn sich unglaublich wohl fühlen ließ. Schon lange hatte sich die Nähe einer anderen Person nicht mehr so gut angefühlt und mit Schwermut im Herzen musste Momoshiro sich eingestehen, das er einfach mehr für Kaidoh empfand als die Hoffnung nur mit ihm befreundet sein zu wollen. Es hatte keinen Sinn mehr eine Ausrede für sich zu erfinden, aber er wusste genau so gut, das er trotzdem nichts erreichen würde können, egal wie präsent seine Gefühle auch sein mochten. Er würde Kaidoh nicht erreichen. Er hatte es früher kaum gekonnt und jetzt war er sogar noch weiter von ihm abgedriftet. Es änderte sich einfach nichts an der Tatsache, dass er es selbst zu verschulden hatte und eine Lösung nicht bedeutete das Kaidoh ihm wieder etwas wohler gesonnen sein würde. Es gab keine wirkliche Basis zu der sie in ihrem Umgang zurückfinden konnten, zählte er das Streiten und das Raufen nicht wirklich als solche. Freundschaft wäre eine Basis gewesen, aber nun… Momoshiro zog Kaidoh noch etwas näher an sich heran und gab diesem einen leichten Kuss auf die Stirn, was einen salzigen Geschmack auf seinen Lippen zurück ließ. Dieser Moment hier, war alles was man ihm gewährte, dem war er sich bewusst. Und genau deshalb war alles was er für sich wahr nahm Kaidoh. Nicht das Herabsinken der Dunkelheit. Nicht das Kälterwerden der Luft die sie umgab. Und nicht der Gedanke was passieren würde, sollte Kaidoh erwachen und sie in solch einer Konstellation vorfinden. Kapitel 9: ----------- Momoshiro hatte einen Plan. Und er hatte über das Wochenende versucht, alles dafür Mögliche in Bewegung zu setzen. Es war Montagmorgen. Gut zwei Stunden vor Momoshiros üblicher Zeit aufzustehen und sich für die Schule fertig zu machen. Aber heute war es eine Ausnahme, für die er gern auf seinen Schlaf verzichtete. Er hoffte inständig, das auch alles klappen würde, denn sollte Kaidoh nicht auf den Köder eingehen, dann wäre alle die Mühe und der Aufwand umsonst gewesen. Aber noch zeigte sich Momoshiro optimistisch, auch wenn er unheimlich nervös war. Mit einem etwas angekohlten Toast im Mund stieg er auf sein Rad und machte sich schließlich auf den Weg zu Echizen. Momoshiro hatte diesem von seinem Plan erzählt und fast schon damit gerechnet, dass er kein Interesse daran zeigen würde, doch zu seinem Erstaunen hatte dieser ohne Widerwillen zugestimmt. „Glaubst du Kaidoh-senpai wird auch wirklich auftauchen?“, erkundigte sich Echizen, nachdem er sich hinter Momoshiro platziert hatte und sie sich in Richtung Schule aufmachten. „Ich kann es nur hoffen, immerhin kam die Bitte, heute Morgen zum Clubhaus zu kommen, von Ruyzaki-sensei und sie meinte er hätte zugestimmt.“ Momoshiro war froh, dass sich ihre Trainerin ebenfalls dazu bereit erklärt hatte mitzumachen, zeigte es auch wie ungern sie Kaidoh hatte gehen lassen. Am Schuleingang angekommen schien es fast so, als wären sie die Einzigen auf dem Gelände, was um diese Zeit auch nicht verwunderlich gewesen wäre. Doch kaum das Momoshiro sein Rad abgestellt und abgeschlossen hatte, hörte er auch schon eine bekannte Stimme die sie euphorisch begrüßte. „Chibi, Momo-chan, da seid ihr ja.“ Momoshiro konnte sich ein etwas schiefes Grinsen nicht verkneifen, als er und Echizen sich in einer stürmischen Umarmung von Kikumaru wiederfanden, der ihnen ein heiteres „Guten Morgen“ wünschte. Und wie in alten Zeiten; wo Kikimaru war, konnte auch Oiishi nicht weit sein, der ebenfalls ein Lächeln auf den Lippen trug, seine beiden ehemaligen Teamkameraden dann aber doch etwas weniger innige begrüßte. „Ah, da komme ich wohl grade richtig.“, drang die Stimme von Kawamura zu der kleine Gruppe vor, der dieser nun beiwohnte und sich auf Momoshiros Gesicht ein dankbares Lächeln abzeichnete, dass man seinem Ruf soweit gefolgt war. Auf dem Weg zum Clubhaus hatte sich Momoshiro noch einigen Fragen zu der unglücklichen Auswirkung dieser Missverständnisse zu stellen, wobei er sich sichtlich beschämt fühlte. Zwei weitere Personen zogen jedoch die Aufmerksamkeit der Truppe auf sich, welche sich gerade in einem Gespräch befanden, dieses aber unterbrachen, als sie den Rest des alten Stammteams bemerkten und dazu übergingen ihren Freunden erst einmal einen Guten Morgen zu wünschen. „Nun was hast du mit meinen Schützling angestellt, Momoshiro?“, kam die folgende und erste Frage von Inui dessen Gesichtsausdruck etwas Unheimliches wiederspiegelte. „Ich…“ „Na, nun sei nicht so kühl Inui, immerhin sind wir hier um etwas zu retten.“ Momoshiro war deutlich erleichtert, das Fuji die sich aufbauenden Gewitterwolken um Inui, mit seinen Worten wieder etwas abschwächte, was diesen sich kurz räuspern ließ. „In Kaidohs Sinne wäre es wünschenswert, aber…“ Inui rückte sich seine Brille etwas auf seiner Nase zurecht. „…sollte es misslingen, “ Damit fixierte er Momoshiro erneut, „habe ich vorsichthalber das hier vorbereitet.“ Der Behälter mit der breiig anmutende grün-bräunliches Flüssigkeit durch die sich lilafarbene Schlieren zogen, ließ jeden der Umherstehenden angewidert das Gesicht verziehen. Selbst Fujis souveränes Lächeln schien bei diesem Anblick etwas zu schwangen. „Diese neue Kreation, ist ganz allein für dich Momoshiro.“ Ein umfassendes erleichtertes Ausatmen zog sich um Momoshiro, der schon jetzt den Drang verspürte sich übergeben zu wollen, was ihn schwer Schlucken ließ. „Wie ich sehe ist das alte Team fast komplett.“ Ryuzaki-sensei stand in etwas Abstand zu ihrem früheren Elite Team und lächelte etwas über die nostalgischen Erinnerungen der letzten Jahre. „Der Rest ist auch schon hier. Aber so wie es aussieht müssen wir die Räumlichkeit wechseln.“, fragend legte Momoshiro seinen Kopf etwas schief, während sie Ryuzaki-sensei folgten. Die Überraschung war Momoshiro deutlich anzusehen, als er die Ansammlung an Schülern sah die sich auf dem Hof befanden. Sein Plan war gewesen alle Spieler die Kaidoh aus den vergangen Jahren kannten zusammen zu rufen, sollten sie gewillt sein ihm aus seiner Lage helfen zu wollen und ihn als Captain zu akzeptieren. Außerdem wollte er all diejenigen, die aus Angst vor Kaidoh ihren Beitritt am Club widerrufen hatten davon überzeugen, das Kaidoh kein hirnloser Schläger war, sondern ein beeindruckender Charakter der mit Recht zum nachfolgenden Captain gewählt wurde. Und so wie es aussah war der Zuspruch wirklich groß und auch die Neulinge gewillt Kaidoh noch eine Chance zu geben. Deshalb hatte er auch seine alten Senpei um Hilfe gebeten, kannten sie doch die ein oder andere Geschichte zu Kaidoh. Und im Falle von Inui und Fuji gab es auch einiges an Film und Bildmaterial, das Kaidoh und das alte Team zeigten. Der letzte Schritt zum Erfolg seiner Mission wäre, das jeder der Kaidoh noch nicht zuordnen konnte, wenigstens etwas mehr von ihm wusste, um sich ein Bild von ihm machen zu können und gegebenenfalls zustimmte, das er wieder Captain wurde. So wie es sein sollte. Müde machte sich Kaidoh auf den Weg zur Schule. Erneut hatte er nicht sonderlich gut geschlafen, aber so wie es aussah musste er sich damit noch eine Weile abfinden. Das einzige Mal als ihm der Schlaf wieder ein belebendes Gefühl verschafft war… Kaidoh schüttelte leicht seinen Kopf. Er konnte noch immer nicht glauben, was an diesem letzten Freitag passiert war. Nicht nur das er sich so elend wie nie gefühlt hatte, was seinen seelischen Zustand betraf, nein man hatte ihn auch noch mit der dämlichsten Aufforderung in seinem ganzen Lebens konfrontiert. Als würde er sich je solch einer primitiven Gang von sich maßlos selbstüberschätzenden Idioten anschließen. Auf der anderen Seite hatte die folgende Auseinandersetzung ihm die Möglichkeit gegeben all seinen angestauten Frust und seine Wut rauszulassen. Und es hatte ungemein gut getan. Es tat nichts zur Sache, dass er selbst auch einiges abbekommen hatte. Er war einfach nur froh darüber gwesen, dass er sich nicht zurückhalten musste und hatte sich diesen Vier Vandalen ohne Zögern gegenüber gestellt. Doch auch wenn sein Geist voller Kampflust gewesen war, so war sein Körper durch all die Einflüsse der letzten Zeit nicht konstant dazu zu bewegen sich allen Angriffen effektiv entgegen zu stellen. Aber selbst der Gedanke zu verlieren erschien ihm akzeptabel, hatte er das was er wollte schon ausleben können. Es hätte eh keinen interessiert, was mit ihm passiert wäre, oder ob er deswegen in der Schule fehlte. Er wusste noch, dass er sich irgendwann so erschöpft und müde fühlte, dass er einfach nur noch schlafen wollte, und diesem Drang auch nachgegeben hatte. Ihn kümmerte zu diesem Zeitpunkt einfach nichts mehr. Umso verwirrter war er gewesen, als er sich durch ein Geräusch aus seinem Schlummer gezogen sah und feststellen durfte, dass er sich noch immer unter freiem Himmel befand und über ihm schon die Sterne zu sehen waren. Das hektische Aufsetzen demonstrierte ihm, dass er nicht allein war und er reichlich perplex auf Momoshiro gestarrt hatte, der wie selbstverständlich neben ihm lag und leise vor sich hin schnarchte. Diese Situation war mehr als befremdlich gewesen und er war sich nicht sicher, ob er nicht einfach nur träumte. Vielleicht eine abgeänderte Version der Erinnerungen an ihre Zeit in diesem Wald? Schließlich hatte sich Momoshiro ebenfalls geregt, doch nicht um zu erwachen sondern um sich weiter an ihn kuscheln zu wollen, womit er aber völlig überfordert gewesen war. Mit einem Fausthieb auf Momoshiros Kopf hatte er diesen letztendlich zum Aufschrecken gebracht, worauf sie sich einem Moment schweigend anschauten. Nicht im Stande die Lage überhaupt recht deuten zu können, hatte er sich wortlos erhoben und war unter leicht gepeinigtem Stöhnen verschwunden. Und er wusste auch jetzt nicht was er darüber denken sollte. Es war ihm nicht sofort aufgefallen, aber als er schließlich außer Momoshiros Sichtweite war, fiel ihm auf das er sich ausreichend verarztet befand und zu seinem Erstaunen auch eine der Trainingsjacken ihres Tennisclubs trug. Es war Momoshiros Jacke gewesen wie er nach dem Ausziehen erkennen konnte und er hatte sie mit einem verächtlichen Zischen einfach in eine Ecke seines Zimmers geworfen. Heute Morgen lag sie allerdings frisch gewaschen und zusammengelegt auf seinem Schreibtisch und er musste wirklich den Drang unterdrücken sie nicht erneut einfach irgendwo hinzustopfen, auf das sie nie wieder gesehen werden würde. Schließlich hatte er sie missmutig in seine Schultasche gepackt und würde sie diesem Trottel heute irgendwie wieder zurückgeben. Vielleicht bekam er Horio zu fassen, der dies für ihn übernehmen konnte. Doch zuerst hatte er noch etwas mit Ryuzaki-senei zu klären, auch wenn er nicht wusste was genau sie noch von ihm wollte. Sie hatte gestern bei ihm zu Hause angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie ihn heute noch vor dem Unterrichtsbeginn sprechen wollte. Er wusste nichts weiter, als das es etwas wichtiges sein solle und somit folgte er dieser Aufforderung. Aber wohl fühlte er sich dabei ganz und gar nicht. Er hoffte nur, dass sie ihn nicht weiter bereden würde, es sich doch noch einmal anders zu überlegen. Für ihn war diese Sache nun endgültig erledigt, machte es doch wenig Sinn für eine Mannschaft, wenn sie ihren angeblichen Captain nicht akzeptieren würden. Noch ihn als einen Mitglied um sich haben wollten, wegen all dem hitzigen Gerede. Bis jetzt hatte er auch noch nichts davon seinen Eltern erzählt. Und das würde er auch nicht, solange wie es möglich war vorzugeben, dass alles in Ordnung sei. Wie zu erwarten war das Schulgelände menschenleer. Nur eine Katze kreuzte seinen einsamen Weg die ihn, als sie ihn bemerkte, einen Moment interessiert anschaute. Langsam ging Kaidoh in die Hocke und versuchte das Tier mit ein paar lockenden Lauten und dem leichten Bewegen seiner Hand anzulocken. Noch etwas unentschlossen, aber schließlich nicht abgeneigt kam sie auf ihn zu, was Kaidoh sanft lächeln ließ. Wenigstens bei ihr war er frei von Vorurteilen und dafür kraulte er den kleinen roten Tiger auch dankbar hinter den Ohren. Das leise Knirschen, das von Schritten auf dem Mineral des Schulhofes her rührte, lenkte Kaidohs Aufmerksamkeit in jene Richtung, wo ihn Ryuzaki-sensei freundlich anlächelte und ihn nach einer Begrüßung aufforderte ihr zu folgen. Die Katze war bereits auf und davon und somit tat Kaidoh wie ihm geheißen. Mit einem mulmigen Gefühl durchquerten sie die Eingangshalle, hin in den dritten Stock, wo sich die Klassenräume der Oberstufe befanden. Etwas irritiert konnte Kaidoh verfolgen wie Ryuzaki-sensei an ihrem Büro vorbei ging und stattdessen eines der Klassenzimmer anstrebte, aus dem er auf einmal das dumpfe Gerede von Stimmen wahrnehmen konnte. Unsicher blieb Kaidoh stehen, ging er doch davon aus, das sich niemand weiter im Gebäude aufhalten würde, außer vielleicht einigen elanvollen Lehrern. „Kaidoh?“ Erneut lächelte ihn Ryuzaki-sensei an, als sie sein Anhalten bemerkt und sich zu ihm umgewandt hatte. Mit einer Geste ihrer Hand die Anzeigte, dass er sich zu ihr begeben sollte, blieb sie schließlich vor dem Raum stehen aus dem noch immer leises Geraune hervordrang. „Was…?“ Eigentlich wollte Kaidoh sich erkundigen, was es damit auf sich hatte. Warum genau er her kommen sollte, aber bevor er diese Fragen stellen konnte, spürte er ein kräftiges Schulterklopfen und vernahm das unverkennbare Lachen von Kikumaru, der ihm nun regelrecht um den Hals sprang und freudig begrüßte. Die Hand auf seiner Schulter gehörte niemand anderem als Kawamura der ihn verschmitzt anschaute und Kaidoh sich schließlich auf den vorgesehenen Raum zugeschoben sah. Kaidoh war eindeutig sprachlos, konnte er das Erscheinen seiner ehemaligen Senpei überhaupt nicht einordnen. „Nya Kaoru-chan du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.“, neckte ihn Kikimaru, der ihn noch mit dem Zeigefinger gegen die Wange pickte. „Warum…?“ Abermals ließ man Kaidoh nicht die Möglichkeit seine Verwirrung auch verbal mitzuteilen, wurde die Tür zu dem Klassenraum schon aufgezogen, worauf sich alle Blicke mit einem Male auf ihn gerichtet sahen. Der mit Leuten gefüllte Raum tat nichts dazu, dass seine Verwirrung sich auflösen konnte. Eher steigerte sie sich noch. Und plötzlich sah er sich auch seinen anderen Senpei gegenüber die ihn gutgelaunt anlächelten und noch etwas mehr auf ihn zukamen, um ihn mit begrüßenden Gesten willkommen zu heißen. „Was ist denn hier los?“, brachte er endlich die Worte über seine Lippen, als seine Aufmerksamkeit auf das Fernsehgerät zu seiner Rechten gezogen, wurde wo er eindeutig ein Spiel von sich ablaufen sehen konnte. Es war das Match zwischen ihm und diesem Kopiertypen von Josei Shonan. Es war ein wirklich ungewöhnliches Spiel gewesen, hatte es ihn doch auf eine ziemliche Probe seines Könnens gestellt. Er hatte quasi sogar gegen sich selbst spielen müssen. „Die gute alte Zeit, hm Kaidoh?“ Fujis Anmerkung ließ Kaidoh betrübt den Blick senken. Das alles lag in der Vergangenheit. Und je länger er sich in der Gegenwart seines alten Teams befand, umso elendiger fühlte er sich. Er hatte sie alle enttäuscht und den Namen ihres Teams in Verruf gebracht und dabei hatte das Schuljahr gerade erst einmal angefangen. Kaidohs Zustand war für die die ihn kannten ungewohnt, war der Junge mit dem Bandana doch sonst immer ein fast unerschütterlicher Charakter gewesen. „Kaidoh?“ Kurz musste er blinzeln, als man ihm ein Taschentuch entgegen hielt und er nicht wusste was er damit anstellen sollte, als ihm schließlich bewusst wurde das ihm die Tränen liefen. Er hatte es die ganze Zeit unterdrücken können, doch nun wo er all seine alten Teamgefährten vor sich sah, hatte sich dieser Drang wie von selbst von ihm befreit. Mit leicht zittriger Hand nahm er das Tuch von Fuji an sich, der ihm aufmunternd über dem Rücken strich. „Es tut mir leid.“, brachte Kaidoh reumütig hervor. „Ich habe all die harte Arbeit des letzten Jahres zu Nichte gemacht, weil ich als Captain versagt habe.“ „Kaidoh. Es ist wahrlich ein unglücklicher Start für euch gewesen, aber ich und auch die anderen denken nicht, das Tetsuka eine falsche Entscheidung bei seiner Auswahl getroffen hat. Aus diesem Grund sind wir auch hier.“ „Inui hat Recht Kaidoh. Wir stehen ebenso zu Tetsukas Entschluss, deshalb haben wir die Mitglieder und die die es werden wollten, hier versammelt um ihnen zu zeigen, warum du Tetsukas Nachfolger geworden bist.“ Oichi hatte nichts von seiner Rolle als Seelsorger verloren. Wie auch Kikumaru nichts von seiner heiteren Art verloren hatte, in welcher er nun die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zog und anfing eine Geschichte über Kaoru-chan zu erzählen, die er sogar mit Fotos untermalen konnte. Ein amüsiertes Auflachen ging durch den Raum, als Kikumaru davon erzählte wie Kaidoh einmal sein Gedächtnis verloren und sich wie eine Katze aufgeführt hatte, was er natürlich pantomimisch darzustellen wusste. Nach und nach wurden kleine Anekdoten preisgegeben die ausdrückten das Kaidoh, trotz seiner rauen Erscheinung, nicht weniger ein Mensch war, auf den man zählen und ab und an auch lachen konnte. „Aber am besten nur in ausreichend Abstand.“, fügte Echizen hinzu, was Kaidoh ein leicht knurriges Zischen entlockte, während seine Wangen einen sichtbaren Rotton annahmen, als Kikimaru ihn erneut umarmte und unter einen kleinen Spaß etwas mit Kaidoh schmuste. „Kaidoh-bucho…“ Ein Junge den Kaidoh nicht zuordnen konnte stand nun etwas verlegen vor ihm und spielte nervös mit seinen Fingern, bevor er ihn mutig anblickte, da er etwas zu sagen hatte. „Ich bitte darum unter ihrer Obhut trainieren zu dürfen.“, brachte er etwas zu laut hervor und verbeugte sich anschließend demütig, auf seine Worte. Ziemlich perplex über diese Stellungnahme, fehlten Kaidoh erneut die Worte, als sich nun auch andere vor ihm aufstellten und die Bitte des ersten Jungen wiederholten. „Kaidoh-Bucho.“ Arai und die anderen des dritten Jahrganges verbeugten sich nun ebenso vor ihm. „Onegaishimasu!“ War in unisono zu hören, als schließlich jemand eine Jacke über seine Schultern legte die einzig und allein dem Captain zustand. Kaidoh konnte sich nicht erinnern sich schon einmal so gerührt gefühlt zu haben, auch wenn er versuchte es nicht weiter zu zeigen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er erkennen wie sich jemand aus dem Zimmer begab und lenkte seinen Blick kurz in diese Richtung, als Momoshiro auch schon hinter der sich wieder schließenden Tür verschwunden war. „Momo hat uns alles erzählt. Er hat sich ziemliche Vorwürfe gemacht und das ganze hier organisiert.“ ließ ihn Kikumaru wissen, der seinem Blick wohl gefolgt war. „Er meinte heute Morgen, er würde freiwillig zurücktreten.“ Nun war es Echizen auf den sich sämtliche Aufmerksamkeit bezog nach diesem Hinweis. Ein erschöpftes Seufzen von Kaidoh gefolgt von dem unausgesprochenen Wunsch seiner Senpei Momoshiro nicht so einfach hängen zu lassen, richtete Kaidoh sich an die Personen um ihn herum. „Ich werde wieder zurückkommen, wenn dies wirklich ein geschlossener Wunsch ist, aber ich sage gleich, dass ich niemanden in diesem Team brauchen kann, der nicht bereit ist sich für unser Ziel zu fordern. Ein starkes Team, braucht starken Willen. Wer das verstanden hat, darf sich gern beweisen.“ Kaidohs Ansprache spiegelte die Ernsthaftigkeit seiner Bedingung wieder, worauf jeder selbst entscheiden sollte, ob er sich dieser auch stellen wollte. Das befürwortende Schulterklopfen seiner alten Teamkameraden bestätigte sein Empfinden und ließ ihn sich zum ersten Mal wirklich als Captain fühlen. „Na nun aber los.“ Mit einem Zwinkern schob Fuji Kaidoh nun in Richtung Tür, und dieser brauchte auch nicht nach dem Grund fragen, war die Anspielung, dass er Momoshiro suchen sollte deutlich genug. Momoshiro indes streifte durch die noch leeren Gänge der Etage ohne ein bestimmtes Ziel erreichen zu wollen. Das leichte Lächeln das er auf seinen Lippen trug war der Erleichterung zu verdanken die er verspürt hatte, als sein Plan Kaidoh zurück zu bringen geglückt war. Und auch wenn es bedeutete, das er dafür seinen Platz im Team aufzugeben hatte, so fühlte er nichts weiter als das Gefühl diesmal etwas richtig gemacht zu haben was Kaidoh betraf. Auf jeden Fall würde er den Werdegang des Tennisclubs im Auge behalten, denn er war sich sicher, dass er unter Kaidohs Führung erneut zu Großem im Stande sein würde. Etwas überrascht stellte Momoshiro schließlich fest, das ihn sein Weg hinauf zum Dach des Schulgebäudes geführt hatte, worauf er den Hinweis das es untersagt sei dieses zu betreten ignorierte und die Tür auftat und hinausging. Sein Blick schweifte über die vor ihm liegende Kulisse der Stadt, als er an der Brüstung angelangte und sich dagegen lehnte. Es war ein angenehmer Frühlingstag mit blauem Himmel an welchem nur vereinzelte kleine Wolkeninseln dahinzogen. Perfekt um zu trainieren. Das Seufzen über diese Erkenntnis war gleich einem Reflex. Dennoch, er bereute seine Entscheidung nicht. Das metallene Knarren der Tür ließ Momoshiro sich fragend umdrehen, hoffte er doch, dass er nicht von irgendeinem Lehrer erwischt worden war. Aber zu seiner Verwunderung war es kein Lehrer sondern Kaidoh. Dessen Gesichtszüge gaben den Eindruck von Übellaunigkeit wieder, zumindest würde man es annehmen, wäre Kaidoh eine unbekannte Person. Aber Momoshiro hatte Kaidoh lange genug studiert um die verschiedenen Regungen auf dessen Zügen deuten zu können und somit wusste er, dass dieser eher gestresst wirkte als aggressiv. Die Stille die keiner von beiden zu unterbrechen wagte, wurde schließlich von Kaidohs öffnen seiner Tasche unterbrochen, aus welcher er etwas herauszog und es ohne Umschweife Momoshiro entgegen warf. Unentschlossen blickte Momoshiro auf die gefangene Trainingsjacke in seiner Hand. Es war seine, er hatte sie Kaidoh übergelegt als er sich nach diesem Kampf am Ufer des Flusses um ihn gekümmert hatte. „Uhm, die steht mir nicht mehr zu. Ich…ich werde das Team noch heute offiziell verlassen.“, brachte er etwas zögernd hervor, war es doch das erste Mal seit langer Zeit, das er wieder mit Kaidoh sprechen konnte. Und eigentlich gingen ihm ganz andere Dinge durch den Kopf die er ihm nun gern noch sagen wollte, war die Wahrscheinlichkeit, dass er noch einmal so ungestört dazu kommen würde doch recht gering. „Kaidoh!“ Es hörte sich ein wenig ungewohnt an Kaidohs Namen nach diesen ungewollten Vorfällen so energisch hervorzubringen. Etwas das er früher doch recht oft getan hatte, obwohl er da eher dessen Spitznamen bevorzugt hatte, ärgerte es Kaidoh doch systematisch etwas mehr. „Ich werde dir nicht mehr im Weg stehen, ich verspreche es. Ich möchte dir aber unbedingt noch sagen, dass es mir Leid tut. Ich hab dies alles nicht gewollt, angefangen mit der Last die ich bei diesem Ausflug darstellte noch dieser Unfall, oder diese bösartigen Gerüchte, die es auf dich abgesehen hatten.“ Endlich hatte Momoshiro es sagen können, doch fühlte er sich kaum befreiter von seiner Schuld. Es war einfach noch nicht genug. Ohne Zögern ging er auf seine Knie und verbeugte sich reumütig vor Kaidoh bis seine Stirn den raunen Betonboden berührte. „ES TUT MIR WIRKLICH LEID! Und ich habe mich noch immer nicht bei dir bedankt, was du in diesem Wald für mich getan hast. Ich stehe tief in deiner Schuld. Ich würde es so gern wieder gut machen…“ „Momoshiro!“ Kaidoh scharfe Stimme ließ Momoshiro in seinen Worten inne halten, hatte dieser wohl nicht vor sich seine jämmerliche Entschuldigung weiter anhören zu wollen. Es war ihm nicht zu verdenken, nach all dem. „Ich sagte dir damals schon, dass ich selbst entscheide was mir ein Opfer wert ist, und das tue ich auch jetzt noch.“ Natürlich, wie konnte er dies nur vergessen haben, Kaidoh war stur wie auch stolz, und er hatte ihn mit seinem egoistischen Anliegen sich von seiner Schuld befreien zu wollen, wohl erneut einfach nur angegriffen. Bitter lächelte Momoshiro über sich selbst. „Es ist unsere Aufgabe, verstanden!?“ Damit wendete sich Kaidoh wieder von ihm ab und ließ ihn mit sich allein. „Verstanden.“, wisperte Momoshiro mit einem nun verstehenden Lächeln, welches die vor Erleichterung fließenden Tränen einfing und seine Lippen benetzte. Wie konnte er nicht so innig für Kaidoh empfinden? Er war eindeutig auf dem Wege seine Gefühle zu Schafott zu führen, aber solange er in seiner Nähe sein durfte täte er das mit ein Lächeln. Kapitel 10: ------------ Ein Monat war vergangen, seit er sich bei Kaidoh entschuldigt hatte und seitdem ihr Club wieder unter geordneter Führung seinem Training nachging, Es würde nicht mehr lange dauern, bis das erste Tournier bevorstand, und genau dafür trainierten sie gerade eifrig. Es war nicht einfach die Nische der alten Stammspieler gebührend zu füllen. Aber es gab durchaus Potenzial in einigen Spielern, das es einfach nur weiter auszubauen galt. Ein leichtes Schmunzeln zeigte sich bei Momoshiro, als er Kaidohs kräftige und Autorität vermittelnde Stimme vernahm, um Kato darauf zu verweisen, das seine Ausdauer weitaus besser sein könnte und er daran gefälligst arbeiten solle. Und in einem etwas weniger grantigen Ton fügte er an, dass seine Präzision nicht schlecht wäre. Nur um daraufhin das gesamte Team noch einmal darüber zu informieren, was ihr angestrebtes Ziel sein. Man merkte deutlich, das Kaidoh sich alle Mühe gab ihr Team zu formen. Ob nun körperlich oder auch psychisch. Natürlich gab es auch Momente, wo er lieber Momoshiro das Reden überließ. Und er war dankbar dafür, das Kaidoh ihn als Unterstützung zu würdigen wusste. Generell hatte sich etwas an Kaidoh verändert, zeigte dieser doch nun öfter ein weitaus entspannteres Gesicht als früher und ließ sich auch nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen. Momoshiro mochte es Kaidoh zu beobachten. Sei es unbemerkt, wenn dieser nachdenklich über Trainingspläne grübelte oder offen, wenn Kaidoh selbst auf dem Tennisplatz stand und spielte. Sinnierend dachte er an die Zeit zurück, als sie zusammen im Doppel gespielt hatten. Etwas das nun leider nicht mehr zu Debatte stand waren sie beide und Echizen in den Einzelspielen nötig, um ihr Team weitestgehend zu stabilisieren. Aber noch blieb die Option in einem Trainingsmatch gegeneinander anzutreten, und dabei schenkten sie sich wie immer nichts. Momoshiro genoss diese seltenen Momente bis zum Schluss. Egal wer von ihnen gewann. Denn auch wenn sie gegeneinander antraten, so fühlte sich Momoshiro in diesen Augenblicken besonders mit Kaidoh verbunden, gehörte dessen Aufmerksamkeit doch einzig und allein ihm. Ein weiterer interessanter und nicht weniger erfreulicher Fakt war, das Kaidoh Nähe nicht mehr so scheute. Wohl um zu zeigen, das er durchaus in der Lage war soziales Verhalten zu beweisen. Manchmal erdreistete er sich Kaidoh kumpelhaft einen Arm über die Schulter zu legen. Zum Beispiel, wenn es darum ging dem Team etwas in ihrer beider Anwesenheit mitzuteilen. Früher hätte Kaidoh darauf mit einem äußerst mürrischen Zischen reagiert und sich so schnell wie möglich von ihm entfernt. Aber nun ließ er es ohne weiteres zu. Ihm war bewusst, dass er womöglich etwas zu forsch agierte mit solchen Gesten, aber solange man ihn gewähren ließ, wollte er es auch nutzen. Kaum noch ein Jahr und sie würden die Mittelschule hinter sich lassen, und danach womöglich getrennte Wege gehen, war er sich nicht sicher was Kaidoh für seine Zukunft festgelegt hatte. „Momo-senpai.“ Aus seinen Gedanken gezogen, schaute Momoshiro auf Echizen der vor ihm stand und ihn abwartend anschaute. „Was gibt´s?“ „Das Training ist zu Ende und wir sind die letzten hier.“ Etwas verwundert blickte sich Momoshiro um, und tatsächlich, die Plätze waren leer und aufgeräumt. Er war wohl ziemlich abgedriftet in seinen Überlegungen. „Oh.“ Ohne noch weitere Worte zu wechseln legten sie den Weg zum Clubhaus zurück, aus welchem die ersten Mitglieder schon wieder herauskamen und sich verabschiedeten. Das erste was Momoshiro entgegen kam, als er den Raum betrat war die Frage, ob er nicht Lust hätte sich der kleinen Gruppe aus Ikeda, Arai, Horio, und Kazuo anzuschließen, um noch etwas essen zu gehen. Ein „Warum nicht.“, war von Echizen zu vernehmen, als man sie dies ebenso fragte. Und Momoshiro sah keinen Grund nicht mitzugehen, spürte er doch deutlich das sein Hunger immer unangenehmer wurde. Momoshiros Aufmerksamkeit legte sich auf Kaidoh der gerade seine Jacke in seinem Fach verstaute und dazu überging etwas in seiner Sporttasche zu suchen. „Wie sieht aus Captain, hast du nicht Lust dich uns anzuschließen?“ Es war nicht das erste Mal, das Momoshiro Kaidoh danach fragte, ob er nicht mit ihnen nach dem Training noch etwas unternehmen wolle. Aber bis jetzt hatte dieser stets dankend abgelehnt. Umso erstaunter reagierten alle noch Verbliebenen, als dieser mit einem knappen „In Ordnung.“, zustimmte und Momoshiro sich ein breites Grinsen einfach nicht verbieten konnte. Es war ein überaus erfreulicher Nachmittag für Momoshiro, hatte Kaidoh ihm doch die Gelegenheit gegeben noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen zu können und das auch noch außerhalb von Schule und Training. Nicht das Kaidoh sich seiner guten Tat bewusst war. Trotzdem war es nett zu sehen, dass er sich Mühe gab sein unsoziales Image abzustreifen. Wie eine Schlage ihre Haut abstreifte. Es war nicht ganz einfach, aber Kaidoh legte Stück für Stück Teile seiner unzugänglichen Art ab und was zum Vorschein kam, ließ Momoshiros Herz ab und zu angetan und hektisch schlagen. So wie in diesem Moment. Kaidoh saß auf der anderen Seite ihrer ausgesuchten Sitznische neben Arai und gegenüber von Echizen, der sich neben ihm befand. Kaidoh trug ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, erzeugt durch etwas, das Arai erzählt haben musste. Ihm war der Inhalt des Gespräches ihrer Runde gerade entgangen, da er zu beschäftigt damit war sich auf Kaidoh zu konzentrieren. Dann wurde Kaidohs Lächeln noch etwas inniger, was Momoshiro automatisch mit Lächeln ließ. Völlig ungeahnt des beobachtenden Seitenblicks, den Echizen gut unter seinem Cap verstecken konnte. „Hoh, das ist interessant.“, murmelte dieser an seinem Strohhalm vorbei und leerte seinen Erdbeermilchshake komplett. „Momo-senpai, mir ist eingefallen, das ich noch etwas für meinen alten Herren zu erledigen habe. Du kannst also ohne mich nach Hause fahren.“ Momoshiro erschien auf seine Worte etwas aus dem Konzept gebracht, worauf er seinen Satz noch einmal wiederholte. „Aber ich dachte wir wollten das neue Videospiel ausprobieren. Ich hab extra auf dich gewartet und freute mich schon den ganzen Tag drauf.“ Etwas schmollend verschränkte Momoshiro auf diese Offenbarung seine Arme vor der Brust. Manche Dinge änderten sich wohl nie, so ging es Echizen durch den Sinn, als er Momoshiro noch eine Entschuldigung zukommen ließ, was diesen aber kaum wirklich gnädig stimmen konnte. „Dann probiere es ohne mich aus, wenn du es unbedingt schon spielen willst.“ „Aber allein ist solch ein Spiel langweilig. Der Computer lässt sich nicht aufziehen, wenn man ihn mal besiegt hat. Außerdem wolltest du mir bei meinen Englisch Hausaufgaben behilflich sein. Ich brauch sie bis morgen. Du hast es versprochen!" Momoshiros Gequengel erinnerte immer mehr an einen Fünfjährigen der auf sein Lieblingseis bestand, was die anderen der Gruppe ergeben die Köpfe schütteln ließ. „Kaidoh-bucho.“ Alle Blicke richteten sich nun auf Kaidoh, als Echizen dessen Namen nannte. „Er ist gut in Englisch. Vielleicht solltest du ihn fragen.“ Synchron lenkte sich alle Blicke auf Momoshiro, der nun spürte wie er im Gesicht an Farbe dazugewann, löste diese Option spontan die schmalzigsten Szenarien in seiner Fantasie aus, von denen er fast annahm das die anderen sie ohne Weiteres erahnen konnten. Natürlich war das Unsinn, aber trotzdem war es ihm peinlich genug, das er zu einem weiteren seiner Burger griff in der Hoffnung, dass man ihn sein Schauspiel, Echizens Vorschlag nicht mitbekommen zu haben, auch abkaufen würde. „Dann sollten wir das gleich erledigen.“ Kaidohs Hinweis verursachte, dass sich Momoshiro perplex an seinen Burger verschluckte und ihm von Husten her ganz warm wurde. Zumindest war es das was er sich einredete. „Danke, Kaidoh-bucho. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen.“ Damit verabschiedete sich Echizen von ihnen, zufrieden das sein kleines Manöver sogar erfolgreich gewesen war. Auch Kaidoh erhob sich jetzt und blickte abwartend zu Momoshiro der gerade an seiner Cola zog und sich nicht wirklich sicher war, ob Kaidoh seine Aufforderung auch wirklich ernst gemeint hatte. Dieser warf nun einen Blick auf seine Uhr. „Was ist nun?“, fragte er etwas ungeduldig, machte Momoshiro doch keine Anstalten sich erheben zu wollen. „Uhm…ja natürlich.“ Damit richtete sich Momoshiro eilig auf, worauf sein linkes Knie mit der Tischplatte kollidierte und ihn schmerzerfüllt murren ließ, bevor er sich reichlich nervös zu Kaidoh begab. Zusammen verabschiedeten sie sich vom Rest der Gruppe und Kaidoh wartete darauf, das Momoshiro ihm den Weg zu seinem Haus vorgab. Schweigend liefen sie nebeneinander her, während Momoshiro seinen Blick weitestgehend auf sein Rad fixiert hatte, das er neben sich her schob. Ihm lag der Vorschlag auf der Zunge Kaidoh zu fragen, ob er ihn nicht darauf mitnehmen sollte, immerhin wären sie dann schneller bei ihm. Aber fehlte ihm dazu einfach der nötige Mut. Auf der anderen Seite hatte er so auch mehr Zeit die er in Kaidohs Nähe verbringen konnte, selbst wenn sie nur nebeneinander her liefen. „Momoshiro.“ Oh, Kaidoh suchte wohl doch das Gespräch? Erst als er ihn ansehen wollte bemerkte er, dass dieser stehen geblieben war, worauf er seinen Blick zurück zu Kaidoh warf. „Bist du sicher, das das der richtige Weg ist?“, hörte er diesen skeptisch fragen, was Momoshiro seinen Kopf nach vorn drehen ließ, nur um feststellen zu dürfen, das er sich in einer Sackgasse befand. Verlegen kratze er sich nun am Hinterkopf, während er wieder umdrehte, wo er Kaidohs leichtes Kopfschütteln einfangen konnte, gefolgt von einen leisen „Knallkopf“. Ein erneuter Blick auf seine Uhr zeigte, dass sie sich sputen sollten wollten sie noch etwas erreichen, und er kurzerhand Momoshiro aufforderte sie mit seinem Rad zu befördern, um wertvolle Zeit zu sparen. Und erneut empfand Momoshiro diesen Nachmittag als ein Geschenk das man ihn machte, als er Kaidohs Hände auf seinen Schultern wahrnehmen konnte der sich für die Fahrt daran festhielt. Ohne einen weiteren Zwischenfall erreichten sie schließlich seine Behausung, wo er sein Rad ordentlich in der Garage abstellte, bevor er Kaidoh zur Haustür führte und diese aufschloss. Der Hinweis, dass er zurück sei und jemanden mitgebracht habe, ließ eine Frauenstimme aus der Küche ertönen, die zweifelsohne Momoshiros Mutter gehörte. Mit einem Geschirrtuch in der Hand betrat sie den Flur und nach einem, so erschien es Kaidoh, etwas überraschten Gesichtsausdruck, lächelte sie ihn freundlich an und teilte mit, das sie sich freue ihn einmal wiederzusehen. „Kaidoh hilft mir bei meinen Englisch Hausaufgaben.“, setzte Momoshiro seine Mutter in Kenntnis und zeigte Kaidoh an, das er ihm die Treppe hinauf folge solle, was er auch tat. Momoshiros Zimmer war nicht größer als das seine, nur um einiges unordentlicher. Man konnte fast sagen, dass dessen Zimmer auch dessen Charakter wiederspiegelte. Es herrschte Durcheinander auf den ersten flüchtigen Blick, aber fanden sich auch einige Ecke die sortiert erschienen. Wie, erstaunlicherweise, sein Schreibtisch. Außerdem gab es diverse Elemente die bunt und verspielt wirkten. Und Dinge die von persönlichem Wert zeugten. Die kleine Fotogallerie über einer eichenholzfarbenen Kommode zum Beispiel. Und die darauf befindlichen Tennis- Auszeichnungen die auch Kaidoh stolz in seinem Zimmer platziert hatte. Schnell sammelte Momoshiro noch ein paar umherliegende Kleidungstücke und Zeitschriften zusammen, und befreite den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes von allen störenden Utensilien, bevor er Kaidoh schließlich einen Platz daran anbot. „Uhm…möchtest du was trinken?“ Es war seltsam Kaidoh in seinem Zimmer zu haben. Irgendwie wusste er nicht so recht, wie er sich nun am besten verhalten sollte, wollte er nicht schon wieder irgendeine Dummheit riskieren. „Nicht nötig.“, teilte dieser mit und holte seine Englischunterlage aus seiner Schultasche die er auf dem Tisch ablegte. Momoshiro verstand dem Wink und tat es Kaidoh gleich. Hoffentlich würde er sich auch auf dessen Hilfe konzentrieren können, gingen ihm doch gerade wieder ganz andere Gedanken durch den Sinn, je tiefer die Besinnung sank, das es wirklich Kaidoh war mit dem er sich hier allein in seinem Zimmer befand. „Die richtige Vergangenheitsform ist –driven- nicht –drived-, ansonsten sieht es so aus, als hättest du alles soweit verstanden.“ Ein erleichtertes Seufzen war von Momoshiro zu hören der seinen Kopf erschöpft auf die Tischplatte sinken ließ und sich nichts sehnlicher wünschte als sich nun zu entspannen. „Das Rascheln von Papier ließ ihn jedoch wieder aufblicken. Kaidoh hatte seine Unterlagen zusammengeräumt und verstaut. „Ich werde mich wieder auf den Weg machen.“ Momoshiros erster Impuls war Kaidoh unter irgendeinem Vorwand dazu bringen zu wollen, noch etwas zu bleiben. Doch kaum das Kaidoh sich vollständig aufgerichtet hatte und sich seine Tasche umhängen konnte, klopfte es an der Zimmertür, welche sich nach einem kurzen „Dozo“ auf tat, und er dort seine jüngere Schwester Sachiko stehen sah, gefolgt von ihrer Mutter. „Kaidoh-kun möchtest du schon gehen? Ich habe euch beiden extra etwas zu essen gemacht. Lernen kostet schließlich auch Energie.“ Damit stelle Momoshiro-san das Tablett, welches sie in den Händen hielt auf dem Schreibtisch ihres Sohnes ab, und lächelte Kaidoh erneut an. Zufrieden stellte Momoshiro fest das sich Kaidoh im Umgang mit Erwachsenen seine höfliche Art nicht nehmen ließ. Mit einer leichten Verbeugung bedankte er sich für ihre Mühe und Freundlichkeit. „Kein Grund so förmlich zu sein Kaidoh-kun. Immerhin weiß ich, dass es nicht so einfach ist Takashi zum Lernen zu bewegen. Seh es also als einen kleinen Dank an.“ Mit dem Wunsch es sich schmecken zu lassen und dem Hinweis an Momoshiro seinem Gast gefälligst nichts weg zu essen, verließ Momoshiro-san das Zimmer wieder. Fragend blickte Momoshiro auf seine Schwester die noch immer im Türstock stand und wenn Momoshiro es richtig deutete, ihre Aufmerksamkeit unerwünscht auf Kaidoh fixiert hatte. War das ein Rotschimmer auf ihren Wangen? „Ist noch was?“, erkundigte er sich mit leicht genervtem Unterton, was seine Schwester noch etwas mehr an Farbe dazugewinnen ließ, als nun auch Kaidoh bemerkte, dass sie noch immer einen Besucher um sich hatten und sich dem Mädchen ebenso zuwandte. „Uhm…“ Mit ein paar Schritten kam sie auf Kaidoh und ihn zu und stellte die Flasche mit Soda hektisch auf den kleinen Tisch an welchem Momoshiro noch immer hockte. Sie schien es nun eilig zu haben sich wieder entfernen zu wollen, trat jedoch unbeabsichtigt auf einen umherliegenden Tennisball und geriet erschrocken ins Taumeln. Aus einem Reflex heraus kam ihr Kaidoh entgegen, um sie vom Fallen abzuhalten. Was darin endete, das sie gegen ihn kippte, worauf sich ihr Kopf gegen dessen Brust lehnte und ihre Finger sich haltsuchend an seiner Jacke festhielten. Und zu allem Übel lagen Kaidohs Hände nun auch noch auf ihren Oberarmen. Es war wie eine Szene aus einer dieser schnulzigen Nachmittagsshows die sich seine Mutter gern anschaute und dann oft aus dem Jauchzen nicht mehr herauskam. Kaidoh, wie auch seiner Schwester lag ein deutlicher Ton von Verlegenheit auf dem Gesicht und Momoshiro spürte das ihm diese Situation ganz und gar nicht passte. Unter einem leichten Murren stand er ebenso auf, packte seine Schwester an Handgelenk und zog diese noch immer reichlich konfus aus seinem Zimmer. Das Zuschlagen der Zimmertür verriet Kaidoh, das er sich erst einmal allein mit sich befand, was ihn kurz erleichtert durchatmen ließ. Er konnte sich nicht daran erinnern einem Mädchen schon einmal derart nahe gekommen zu sein. Gut das er einen Schweißausbruch vermeiden konnte. Es war ihm so schon peinlich genug. Aber sie duftete gut, das war ihm gleich aufgefallen. Etwas irritiert über diesen Gedanken schüttelte Kaidoh leicht seinen Kopf. Das erneute geräuschvolle Zuknallen der Zimmertür holte Kaidoh zurück aus seiner leichten Verlegenheitsstarre. Momoshiro sah deutlich missgestimmt aus und das brüske Abstellen von zwei Gläsern neben der Sodaflache unterstich diesen Eindruck nur noch mehr. Schließlich fuhr er sich etwas gestresst wirkend durch seine Haare und nach einem kurzen Seufzen, legte sich der verärgerte Ausdruck auf seinem Gesicht wieder. „Sorry.“ Kaidoh war sich nicht sicher wofür sich Momoshiro gerade Entschuldigte aber ihm schien es am Einfachsten für sie beide, wenn er es einfach annahm, in der Hoffnung die vorherrschende Atmosphäre wieder aufzuhellen. Und Momoshiro dankte ihm sein Verständnis mit einem breiten Grinsen, worauf er sich daran machte ihr Abendessen auf dem nun wieder zettelfreien Tisch aufzusetzen. Mit einen Strahlen in den Augen, das Kaidoh stets bei Momoshiro ausmachen konnte, wenn es um etwas zu essen ging, setzte sich dieser nun wieder und wartete auf Kaidoh das er es ihm gleicht tat. Momoshiro war so frei ihm auch gleich etwas von dem Reis in eine Schale zu geben und sie ihm zu reichen. Dankend nickte Kaidoh, bevor er zu den Stäbchen griff und etwas davon probierte. Ein unzufriedener Laut war von Momoshiro zu hören, was Kaidoh Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Karotten, sie weiß genau das ich dieses Zeug nicht esse.“ Mit deutlichem Missfallen im Gesicht hielt Momoshiro ein Stück des Wurzelgemüses zwischen seinen Stäbchen. „Sie sind gesund, und gut für die Augen. Und du könntest ruhig etwas mehr Durchblick gebrauchen.“ Es war offensichtlich, dass Kaidoh ihn mit seinem Kommentar etwas aufziehen wollte, er aber dennoch prompt darauf einstieg. „Wenn du sie so gut findest, dann esse du sie doch.“ Damit hielt er Kaidoh seine Stäbchen vor, und schaute diesen auffordernd an. Der etwas abwägende Blick den Kaidoh daraufhin aufsetzte ließ Momoshiros Herz erneut einen seltsamen Takt annehmen. Und dann konnte er verfolgen wie sich Kaidohs Mund den entgegengehaltenen Stück Karotte näherte und langsam öffnete, um sich dann um die Stäbchen herum wieder zu schließen. Momoshiro spürte bei diesem Anblick wie ihm die Hitze abermals heimsuchte und er dabei wie hypnotisiert auf Kaidohs Mund starrte, der sich nun wieder zurückzog. Momoshiros leckte sich unbewusst über seine Lippen. Und Kaidoh tat das gleiche, was Momoshiro ein angetanes Seufzen entlockte, weswegen er sich nun mit Kaidohs fragenden Blick konfrontiert sah. „Ich…ich bin nur froh, dass du diese Dinger isst. So muss ich mir nicht wieder eine Lektion über gesunde Ernährung anhören, weil welche übrig geblieben sind.“ Für einen winzigen Augenblick glaubte Momoshiro das Kaidoh etwas darauf zu sagen gedachte, doch zuckte dieser nur leicht mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Abendessen. Innerlich atmete Momoshiro erleichtert auf. Er sollte wirklich besser aufpassen, wenn er mit Kaidoh allein war, denn so boten sich weitaus weniger Möglichkeiten, sein etwas merkwürdiges Benehmen hinter irgendetwas oder irgendjemanden zu verstecken. Dennoch das Bild das ihm Kaidoh gerade geboten hatte, war ungemein anziehend gewesen. Momoshiro lenkte seinen Blick auf die Stäbchen in seiner Hand und wurde noch etwas röter. Kaidohs Lippen hatten sie berührt und würde er nun damit weiteressen… Irgendwo in seinen Kopf kam ihm die Erinnerung wieder ein, dass er einmal ein Gespräch von Kikumaru und Oishi mit angehört hatte, wo es um indirekte Küsse ging. So, als wenn jemand aus einem Glas trinkt und jemand anderes an genau der gleichen Stelle dasselbe Glas an seine Lippen setzt. Wäre dies nun auch solch eine Situation? Allein der Gedanke löste in Momoshiro ein aufgeregtes Kribbeln aus. „Hast du keinen Hunger?“ Der plötzliche Klang von Kaidohs Stimme ließ Momoshiro seine Gedanken wieder zur Seite schieben und ihn mit einem Grinsen, das seine Verlegenheit überspielen sollte, anschauen. „Ich wollte dem Gast einfach nur den Vortritt lassen.“ Momoshiros typisches Lachen folgte darauf, was Kaidoh, ergeben über dessen übliche Eigenarten, einfach weiter essen ließ. „Sag hättest du Lust mit mir das neue Spiel auszuprobieren? Wenn ich weiter auf Echizen warten soll, ist das Spiel schon wieder out.“ Es war ein spontaner Gedanke der Momoshiro zwischen Teriyaki und gedünsteten Bambussprossen gekommen war. Aber warum nicht einen Versuch wagen Kaidoh noch etwas zum Bleiben zu bewegen. Abwartend und mit angespannter Hoffnung verfolgte Momoshiro Kaidohs Reaktion auf seine Frage. Und als dieser einen Blick auf seine Uhr warf, sank die Erwartung auch schon wieder. Kaidoh hatte sich schon die Zeit genommen ihm bei seinem Englisch Hausaufgaben zu helfen. Etwas das er früher nicht ansatzweise in Erwägung gezogen hätte. Da war sich Momoshiro sicher. Und eigentlich wollte Kaidoh auch schon vorhin wieder nach Hause, wäre seine Mutter nicht mit dem Abendessen dazwischen gekommen. So gesehen hatte er Kaidohs Wohlwollen heute schon reichlich ausgeschöpft. Momoshiro senkte enttäuscht seinen Blick über seine Chancenlosigkeit und Kaidoh anhaltendes Schweigen. „Ich muss noch trainieren.“, war Kaidohs zu erwartende Absage, doch noch bevor Momoshiro das „Ich versteh schon.“, das ihm auf der Zunge lag, wiedergeben konnte, fügte Kaidoh seinen Worten noch etwas an. „Was ist es für ein Spiel?“ Momoshiro erhob sich darauf und griff nach der Hülle die sich auf einem der Regale befand, und reichte sie Kaidoh. „Ich denke auf eine halbe Stunde kommt es nicht an.“ Das war nun wirklich mehr als Momoshiro erwartet hatte, und ohne weiter Zeit zu verschwenden legte er das Spiel in die Konsole ein und kramte einen zweiten Kontroller hervor den er ebenfalls anschloss. „Ich fasse es nicht! Wie kann das sein, ich habe nicht ein einziges Spiel gewonnen!“, entrüstet schaute Momoshiro auf den Fernsehbildschirm der ihm zum wiederholten Male in großen Buchstaben anzeigte, das sein Spielcharakter verloren hatte. Und mit eben diesem entrüsteten Ausdruck blickte er nun zu Kaidoh, der ein äußerst zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen trug. Es war eines dieser unglaublich seltenen Lächeln. Eines das wirklich Kaidohs gesamtes Gesicht aufhellte und Momoshiro trocken schlucken ließ. Und er wünsche er könnte etwas tun um diesen Anblick so lange wie möglich zu erhalten. Oder ihn für sich einfangen, auf das er ihn immer wieder anschauen konnte, wenn er es wollte. Dieser erneute emotionale Schub war gefährlich, und Momoshiro wusste das es angebracht wäre sich abzuwenden, bevor er etwas tat das seine Zuneigung zu Kaidoh unweigerlich bloßstellen würde. Es war der Moment als sich seine Lippen auf denen von Kaidoh wiederfanden und das Hochgefühl zu unbeschreiblich wurde, als Momoshiro sein Handeln bewusst wurde. Doch anstatt sich panisch wieder zurückzuziehen, lehnte er seine Stirn gegen die von Kaidoh, seine rechte Hand in dessen Nacken ruhend. Momoshiro hatte nicht den Mut Kaidoh in die Augen zu sehen als er sprach, aber er wollte ihn wissen lassen, was er gerade fühlte. „Ich weiß ich sollte mich entschuldigen, aber…es tut mir nicht leid. Kaidoh ich…ich habe mich in dich…“„Momoshiro.“ Natürlich wollt es Kaidoh nicht hören. Momoshiro musste etwas bitter lächeln, als dieser ihn in seinem Geständnis unterbrach. „Ja, was dachte ich mir nur dabei.“ Mit dem Gefühl das sein gesamtes Inneres nur noch aus einem einzigen straffen Knoten bestand, ließ Momoshiro wieder von Kaidoh ab und hoffte inständig, das es nur ein Traum sei und er sich nicht gerade derart lächerlich gemacht hatte. Die unerwartete Präsens von Kaidohs Hand auf seiner Stirn, verwirrte Momoshiro jedoch sichtlich konnte er diese Geste nicht nachvollziehen. „Du scheinst kein Fieber zu haben.“, erklärte Kaidoh sein Tun darauf auch schon, und ließ Momoshiro mit einer unangenehmen Erkenntnis zurück. Und eigentlich wäre das die perfekte Gelegenheit für eine Ausrede gewesen, die ihn noch einmal hätte retten können vor seiner ungestümen Aktion Kaidoh zu küssen. Aber ein anderer Impuls war stärker. „Wenn du denkst ich wäre nicht ganz bei Sinnen, dann muss ich dich leider enttäuschen.“, rutschte es ihm etwas zu bissig heraus, ohne das er es gewollte hatte. Oh, er hatte wahrlich ein Talent alles zu ruinieren! Verärgert über sich selbst fuhr sich Momoshiro wirsch durch seine Haare. „Es wäre nicht das erste Mal.“ „…huh?“ Mehr fiel Momoshiro auf Kaidohs Worte nicht ein. Was meinte er damit? „Es wäre nicht das erste Mal, dass du so etwas tust. Damals im Krankenhaus bist du auch in deinem Fieber in meinem Zimmer erschienen und hast nach ein paar Sätzen der Entschuldigung, genau dasselbe getan. Warum sollte ich also nicht annehmen, dass wieder etwas nicht stimmen würde mit dir?“ Momoshiro war buchstäblich sprachlos auf diese Offenbarung. Bis jetzt hatte er angenommen er hätte das nur geträumt, gab es für ihn nie ein Anzeichen, dass er dies wirklich getan hatte. Kaidoh hatte ihn auch nie darauf angesprochen und nun traf es ihn wie ein Schlag. Er hatte sich Kaidoh schon einmal so gedankenlos aufgedrängt. Momoshiro glaubte nicht das ihm schon jemals etwas derart peinlich gewesen war. Was hatte er sich nur dabei gedacht?! „Ich…Oh Gott, ich…“ „Ich denke ich sollte jetzt lieber gehen. Wir sehen uns morgen.“ Momoshiro nahm Kaidohs Hinweis nur am Rande wahr, zu chaotisch rauschten seine Gedanken durch seinen Kopf. Erst als er das Schließen der Haustür vernahm, sah er sich um und bemerkte, dass er allein in seinem Zimmer war. Er glaubte nicht das er Kaidoh je wieder ins Gesicht schauen konnte. Und viel schlimmer noch, wie würde Kaidoh nun mit all dem umgehen, nun wo er wusste das Momoshiro bei seinem zweiten Ausrutscher keine Ausrede dafür gültig machen konnte? Er wollte auf keinen Fall zu ihrem alten, kühlen Umgang zurück. Eher würde er alles Mögliche versuchen von diesen Gefühlen für Kaidoh wieder loszukommen, würde das bedeuten, dass sie wenigstens gute Freunde sein könnten. Ein frustrierter Aufschrei ging durch sein Zimmer. Er hatte es vermasselt. Schon wieder. Kapitel 11: ------------ „Kaidoh, du scheinst mir nicht ganz bei der Sache. Beschäftigt dich etwas?“ Inuis Worte ließen Kaidoh seinen Schläger ergeben senken, als er auch diesen Satz durch einen Aufmerksamkeitsfehler verloren hatte. Er gab es nicht gern zu, aber er fühlte sich wirklich nicht in der Lage sich richtig zu konzentrieren, und der Grund dafür ließ ihn erneut überfordert mit den Kopf schütteln. Er war froh gewesen, als ihn Inui-senpai für diesen Sonntagnachmittag für ein Spiel kontaktiert hatte. Doch so wie es aussah, konnte ihn auch Tennis nicht gänzlich von seinen Momoshirolasstigen Gedankengängen ablenken. Mit einem Murren verließ er den Platz, um sich zu Inui zu gesellen der gerade einen Schluck aus seiner Wasserflasche nahm und ihn daraufhin analysierend betrachtete. Kaidoh war dieses Abmessen von Inui nicht fremd. Er hatte es oft getan, als er mit ihm zusammen trainiert hatte, um ihn dann auf mögliche Verbesserungen hinzuweisen. Nur glaubte Kaidoh nicht das Inui ihn gerade aus demselben Motiv heraus so anschaute und die erneute Frage, ob ihm etwas auf der Seele lag, sicherlich nicht ausbleiben würde. Inui war einfach zu versiert, wenn es darum ging Leute zu analysieren. Vor allem diejenigen die er schon länger kannte. „Es ist nur eine Vermutung, aber könnte dein Verhalten etwas mit Momoshiro zu tun haben?“ Ertappt hielt Kaidoh darin inne sich sein Gesicht mit dem mitgebrachten Handtuch vom Schweiß zu trocknen, und überlegte krampfhaft, ob es noch Sinn machte diesen Verdacht abzustreiten. Immerhin war es Inui mit dem er hier zu tun hatte. „Gut möglich.“, gab er schließlich in einem grummeligen Ton von hinter seinen Handtuch her zu, und setzte sich auf die Bank vor ihnen. Es war ein ungemein schwüler Tag und so wie es aussah würde wohl noch ein Gewitter aufziehen wollen. Kaidoh überlegte erneut, ob es seine Schuld war das sich die Dinge zwischen ihm und Momoshiro so derart unerwartet entwickelt hatten, oder ob Momoshiro wirklich nur ein sagenhafter Idiot war. Nachdem sich die Angelegenheit mit den Gerüchten wieder soweit beruhigt hatte, hatte Kaidoh den Entschluss gefasst etwas Wesentliches an seinem Verhalten, anderen gegenüber, ändern zu wollen. Wusste er doch selbst, dass er in seiner Position als Captain einfach mehr soziale Kompetenz beweisen sollte. Deshalb hatte er auch begonnen sich nicht mehr ganz so grantig zu zeigen und auch öfter mit seinen Teamkammeraden zu kommunizieren. Dass seine Art die Leute sonst auf Distanz hielt, hatte ihn nie wirklich gestört, aber nun hatte er die Verantwortung ein Team zu leiten. Und das wollte er im bestmöglichen Masse tun. Momoshiro war ein guter Ausgleich, vermochte dieser stets eine lockere Atmosphäre zu erschaffen, wenn es nötig war dem Team etwas von dem Stress des Trainings zu nehmen. Etwas von dem Kaidoh nicht wirklich gewusst hätte, wie er es anstellen sollte. Es wäre gelogen, wäre er nicht erstaunt darüber gewesen, das er und Momoshiro doch ganz gut miteinander harmonieren konnten, wenn es notwendig war. Auch wenn kleine Auseinandersetzungen ab und zu nicht zu vermeiden waren. Aber im Großen und Ganzen hatte sich etwas Grundlegendes zwischen ihnen verändert. Nur, dass es solch einen Weg nehmen würde, damit hatte er wahrlich nicht gerechnet. Die Sache damals im Krankenhaus, hatte er einfach als einen Zwischenfall, basierend auf Momoshiros vernebelten Geist, abgetan. Was sonst hätte es auch sein sollen? Als Echizen meinte, das er Momoshiro doch bei seinem Englischproblem helfen könnte, war Kaidohs erster Gedanke gewesen das, wenn Momoshiro in Englisch keine ausreichend gute Leistung erbringen würde, die Gefahr bestand, das dieser auf Grund von schlechten Noten nicht würde im nächsten Tournier mitspielen können. Es wäre ein wirklich unsinniger Verlust gewesen, der jedoch gravierend genug für ihre Chancen sein konnte. Hatte Momoshiro diese helfende Absicht womöglich etwas fehlinterpretiert? Er hatte auch nicht vor gehabt länger als nötig bei Momoshiro zu Hause zu bleiben, aber er konnte die nette Absicht von Momoshiro-san nicht ablehnen und war deswegen auch noch zum Abendessen geblieben. Er nahm nicht an das Momoshiro selbst irgendeinen Einfluss auf diese Sache gehabt hatte. Dass er zugestimmt hatte mit Momoshiro dieses Videospiel auszuprobieren, war aber womöglich etwas das er nicht hätte tun sollen. Vielleicht hatte Momoshiro in seiner Absicht zu bleiben etwas anderes gelesen. Woher sollte dieser auch wissen, dass er nur geblieben war, weil er das Spiel schon kannte und er sich die Chance Momoshiro darin zu besiegen einfach nicht entgehen lassen wollte? Dennoch… Das was Momoshiro daraufhin getan hatte, hatte ihn deutlich verwirrt und als dieser auch noch anfing etwas so Gewichtiges sagen zu wollen, musste er ihn einfach unterbrechen. Denn egal wie er es auch drehte, Momoshiros Worte waren auch ohne dass er zu Ende gesprochen hatte, unmissverständlich gewesen. Was sonst hätte auf, „ ich habe mich in dich…“ folgen können? Kaidoh konnte bei dem Gedanken daran die wallende Hitze spüren die ihn flutete und zu einem überforderten Zischen animierte. Was sollte er nun tun? Ihm war Momoshiros verunsichertes Verhalten den Freitag darauf nicht entgangen, auch wenn dieser versucht hatte es nicht zu offensichtlich aussehen zu lassen. „Na, wenn das nicht das berüchtigte Smaragd Duo ist.“ Eine bekannte Stimme unterbrach Kaidohs Gedanken, doch konnte er ihr auf die Schnelle kein Gesicht zuordnen und lenkte seinen Blick in die Richtung aus der er sie vernommen hatte. „Die Wahrscheinlichkeit jemanden von Fudomine hier anzutreffen lag bei 78%.“, hörte er Inui in gewohnt analysierender Tonlage von sich geben, worauf Kamio und Ibu die letzten Meter zu ihnen aufschlossen. Kaidoh ließ seinen Blick kurz zwischen den beiden hin und her schweifen. „Kein Tag ohne Training, was?“, gab Kamio von sich, was Ibu nur etwas vor sich hinmurmeln ließ. „Übrigens Glückwunsch zum Posten des Captains Kaidoh-kun. Aber egal was Saikaku in diesem Jahr auch anstellen wird, gegen unser neues Team werdet ihr keine Chance haben.“ Es waren ziemlich große Töne die man ihnen hier entgegen brachte. Doch auch wenn Kaidoh der Sinn danach stand klarstellen zu wollen, das sie auch ohne Tetsuka und die anderen Senpai nicht zu unterschätzen wären, hielt er sich zurück. Ein leises Zischen war alles was er darauf erwiderte. Und anscheinend reichte diese Reaktion aus, auch Inui einen fragenden Blick auf ihn richten zu lassen, hatte er mit solch einem eher gleichgültigen Verhalten wohl nicht gerechnet. „Interessant.“ Kaidoh kam nicht umhin sich zu fragen, was es da für Inui in eines seiner Notizhefte zu schreiben gab. „Wie wäre es mit einem kleinen Match? Vielleicht überzeugen ja Taten mehr als Worte.“ Kamio schien sich nun etwas herausgefordert zu fühlen. Womöglich hatte das Ausbleiben einer Antwort für ihn dasselbe Gewicht, als wenn Kaidoh ihnen gesagt hätte, das sie mal nicht so großspurig daher reden sollten. Dieser schüttelte aber seinen Kopf und erhob sich von seinen Platz neben Inui. „Keinen Bedarf.“, fügte er an, während er seine Tasche ergriff und sie schulterte. „Läuft der große Captain Kaidoh etwa davon?“ Nun wurde es doch etwas nervig, so musste Kaidoh zugeben. An einem anderen Tag hätte er sich vielleicht auf diese Herausforderung eingelassen, aber seine verlorenen Spiele gegen Inui hatten ihm deutlich gezeigt, dass er heut einfach nicht in der nötigen Form war, sich wirklich behaupten zu können. Es wäre viel blamabler hier gegen die beiden Fudomine Spieler zu verlieren, als diese kleine Provokation zu erdulden. „Denk was du willst.“, murrte er schließlich nur und setzte dazu an sich bei Inui für seine Zeit zu bedanken und sich auch von ihm verabschieden zu wollen. „Warte, warte…“, drang mit einem Male Kamios Stimme wieder an seine Ohren, was Kaidoh annehmen ließ, das dieser nochmals versuchen wollte ihn zu einem Spiel zu überreden. Stattdessen aber kam er nun etwas näher an Kaidoh heran und beäugte ihn sich mit einem kritischen Blick, der Kaidoh etwas irritiert murren ließ. „Es ist wegen einem Mädchen, stimmt´s?“ Kaidoh Augenbrauen gingen automatisch in die Höhe über diese seltsame Frage, die er nicht ganz nachvollziehen konnte. „Was?!“, knurrte er, was Kamio wissend nicken ließ. „Ich kenne die Anzeichen genau. Schlaffe Schulter, hängender Kopf, Ergebenheit wenn es um Auseinandersetzungen geht und das eindeutigste Indiz; der nachdenkliche Blick.“ Kaidohs Augenbrauen gaben ihren Platz so kurz unter seinem Haaransatz wieder auf und verengten sich stattdessen. „Willst du mir ernsthaft glauben machen, das du wirklich weißt von was du hier redest? Diese angeblichen Anzeichen könnten alles Mögliche als Auslöser haben!“ Nun schaute Kamio etwas ertappt, worauf sich sogar ein leichter Rotschimmer bei ihm zeigte. „Er weiß darüber Bescheid, weil er sich damit auskennt. Ann hat ihn mehr als einmal abblitzen lassen, deshalb erkennt er die Symptome. Eigentlich ist es recht traurig, wenn man es…“, babbelte Ibu vor sich hin, bis ihn Kamio eine Hand auf den Mund legte, was ihn nicht stoppte aber zumindest etwas dämpfte. „Das will doch gar einer wissen, schließlich geht es hier nicht um mich, verstanden.“, versuchte Kamio diese für ihn etwas peinliche Situation in eine andere Richtung zu lenken, was Kaidoh jedoch nur den Kopf schütteln ließ. „Ich verschwinde hier.“, meinte er knapp, doch war es nun Inui der ihn erneut aufhielt. „Kaidoh, wenn Kamio wirklich Recht hat, dann bin ich gern bereit mir deinen Kummer anzuhören. Als dein ehemaliger Senpai habe ich meine Verpflichtungen nicht vergessen, wenn es um einen Schützling geht.“ Das war doch wirklich zum Haare raufen! Kaidoh hatte Inui wirklich viel zu verdanken. Und er schätzte es das dieser auch jetzt noch mit ihm ab und an trainierte und ihm kleine Tipps für die Trainingspläne ihres neuen Tennisteams gab, wenn er etwas Rat dazu brauchte. Aber er kannte ihn nun schon lange genug um zu wissen, dass dieser auch ungemein neugierig war. Und solche Dinge interessierten ihn besonders. Von dem Chaos, als man Momoshiro damals eine Freundin zugeschrieben hatte, und ihm die Hälfte ihres alten Teams hinterher geschlichen war, hatte ihm Kikumaru berichtet. Und nun wo er darüber nachdachte, wie sah es eigentlich zwischen Momoshiro und der Schwester von Tachibana aus? Er hatte ihn nie weiter über sie reden hören, aber womöglich war dies ein Punkt, wo selbst Momoshiro kein kompletter Trottel war, und solche Dinge lieber für sich behielt, anstatt damit zu prahlen. Was wenn Momoshiro sich mit ihm einfach nur einen sinnlosen Spaß erlaubte? Doch glaubte Kaidoh nicht, dass Momoshiro derart viel Energie in solch einen Scherz investieren würde. Oder? Ein seltsam befangenes Gefühl machte sich in ihm breit über diese Gedanken. Selbst wenn, sollte es ihm gleich sein. Solange er sich nicht darauf einließ, hatte er auch nichts zu befürchten. Wenn er sich nicht darauf einließ; was war dies überhaupt für ein Gedankengang? Warum sollte er sich darauf einlassen? Es wäre vollkommen unsinnig und das es ausgerechnet Momoshiro war sollte ihn schon voll und ganz reichen es als Nonsens abzutun. Nur… Kaidoh ballte frustriert seine Hände zu Fäusten. Momoshiro schaffte es wirklich ihm den letzten Nerv zu rauben. Immer und immer wieder! Erst jetzt bemerkte er, dass die Aufmerksamkeit der anderen noch immer auf ihm lag, erwartete man wohl noch irgendeinen aussagekräftigen Kommentar von ihm. „Es hat nichts mit einem Mädchen zu tun.“, zischte er verdrossen, auch weil er einfach nicht wusste, wie er sich Momoshiro gegenüber nun verhalten sollte. So tun als wäre nichts passiert? Ihn darauf ansprechen und Dinge klar stellen? Nur was genau wollte er klarstellen? „Hm, dann ist es also doch wegen Momoshiro?“, rief sich Inui ihren Wortaustauch von vorhin wieder ins Gedächtnis zurück. Kamio bedachte ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinen Gesichtszügen. „Dann stimmt es also doch! Ich dachte mir schon, das eure Art miteinander umzugehen etwas anders ist. Aber hey, ich hab echt kein Problem damit, ehrlich. Jedem was ihn glücklich macht, stimmt´s nicht Ibu?“ Ein bekräftigendes Nicken war von diesem einzufangen, gefolgt von einem weiteren Murmelschwall, dem Kaidoh aber absichtlich kein Gehör schenkte. Irgendwie kam er sich seltsam ertappt vor, was ihn sich augenblicklich lächerlich fühlen ließ, was zu Folge hatte, das er wütend über sich selbst wurde. Verdammter Momoshiro! Kaidoh kam nur dazu seinen Mund zu öffnen, als Inui ihn unterbrach, bevor er hätte etwas richtig stellen können. „Das würde so manches erklären.“ Kaidoh war kurz davon Inui sein Notizbuch aus der Hand reißen zu wollen, als dieser nach seiner Feststellung abermals etwas dort hineinschrieb. „Keine Sorge Kaidoh, ich verurteile deine Gefühle nicht. Ich stehe dir auch weiterhin zur Seite. Scheue dich also nicht dich an mich zu wenden, wenn es…“ Inui schob sich seine Brille mit einem merkwürdig anmutenden Funkeln der Gläser auf seiner Nase zurecht. „ Fragen geben sollte.“ Kaidoh fühlte wie ihm etwas flau im Magen wurde über all diese Mutmaßungen und sein plötzliches Unvermögen Einwände zu erheben. Und wie als wolle man ihn nun auch noch auf die Probe stellen, hörte er Kamio sagen, „Wenn man von Teufel spricht.“, was Kaidoh seiner Blickrichtung folgen ließ. Momoshiro hatte wie so oft ein äußerst stimmiges Timing unerwartet und, in diesem Falle, unerwünscht aufzutauchen. Dafür hatte er nun eindeutig keine Nerven. Er nutzte die Chance sich still und heimlich aus dem Staub zu machen, als die Aufmerksamkeit der anderen Drei nun komplett auf Momoshiro lag der auf sie zukam. Ein dumpfes Grollen drang von Himmel herab, was sich mit dem beständigen musizieren der Zikaden vermischte, als er auch schon außer Sichtweite war und daraufhin noch etwas eiliger das Weite suchte. Erneut fragte sich Kaidoh, warum sein Leben in den letzten Monaten nur ständig solche unberechenbaren Wege einschlagen musste. * Er war etwas enttäuscht darüber gewesen mit ansehen zu müssen, wie Kaidoh bei seinem Erscheinen buchstäblich die Flucht ergriffen hatte. Aber er hatte sich deswegen vor den anderen nichts anmerken lassen wollen. Sie schienen selbst etwas überrascht darüber gewesen, als sie bemerkten das Kaidoh nicht mehr in ihrer Runde weilte, und Inui dazu übergegangen war rasch etwas niederzuschreiben. Dann hatte es auch schon angefangen zu Regnen und ihre Wege hatten sich nach einem kurzen „Hallo“ auch schon wieder getrennt, da jeder in eine andere Richtung eilte um dem Schauer entkommen zu wollen. Und nun saß er hier in seinem Lieblings-Burgerladen und hing mit seinen Gedanken, wie so oft in letzter Zeit, bei ihrem mürrischen Captain fest. Momoshiro gab zu, das es ihn immer noch verwunderte, das Kaidoh so gelassen auf seine Annäherungen reagiert hatte. Die Sache im Krankenhaus war, laut Kaidoh, kein Traum gewesen und dennoch hatte dieser ihm sein Verhalten nie vorgehalten. Selbst wenn es unter dem Einfluss seines Fiebers passiert war. So etwas nahm man eigentlich nicht so einfach hin. Schon gar nicht von seinem männlichen Dauerrivalen, der einen fast mit seiner Dummheit umgebracht hätte. Aber Kaidoh hatte es für sich behalten. Die Tatsache, dass es ihm sicherlich auch ungemein peinlich war, trug wahrscheinlich dazu bei. Aber letzten Donnerstag war er bei vollem Verstand gewesen. Zumindest soweit, das er dazu gestanden hatte, was er sich mit Kaidoh erlaubt hatte. Der Kuss selbst war zwar eher im Affekt geschehen, aber er bereute es auch jetzt nicht. Was jedoch etwas an ihm nagte war der Gedanke, das Kaidoh es höchstwahrscheinlich für eine Albernheit von ihm halten könnte. Weswegen er auch relativ ungerührt blieb bis auf den Teil, das er danach einfach gegangen war. Momoshiro war davon ausgegangen das Kaidoh am Folgetag, und nachdem er das Ganze verarbeitet hatte, ihm gewaltig die Meinung dazu sagen würde. Aber nichts. Wie sollte er das nun also auffassen? War es Kaidoh egal? War es für Kaidoh nur ein Scherz? Dürfte er sich so etwas noch mal erlauben? Die letzte Frage war unsinnig, aber sie reite sich so übergangslos in seine Gedankengänge mit ein, das Momoshiro nur über sich selbst Seufzen konnte. Er würde es definitiv noch einmal tun. Selbst wenn es ein blaues Augen nach sich ziehen würde. Ergeben ließ er seinen Kopf hängen, während er sich die restlichen Pommes einverleibte. Essen ließ ihn sich immer etwas besser fühlen. Er fasste schließlich einen Entschluss über das letzte und etwas schwammige Kartoffelstäbchen. Er wollte mit Kaidoh darüber sprechen. Er musste die Dinge und nicht zuletzt auch seine Gefühle klar stellen. Ansonsten würde es nur noch anstrengender werden. So jedoch wären die Fronten geklärt. Etwas womit man arbeiten konnte. Entschlossen leerte er seine Cola, um sich wieder auf den nach Hause Weg zu machen. Er brauchte erst einmal einen Plan, wie er Kaidoh mit allem am besten gegenübertreten würde können. Und viel wichtiger, was er genau zu ihm sagen wollte. Der Regen war noch immer nicht abgeklungen und ließ verwaiste Gehwege zurück. Wenn er sich beeilte, würde er nicht gar so durchnässt zu Hause angekommen. Momoshiro blickte noch einmal prüfend ob er die Straße ohne Gefahr überqueren konnte und rannte los. Der Weg durch den Park war die kürzeste Variante und die Bäume boten ein wenig Schutz vor der Nässe. Dennoch behielt er sein Tempo bei. Ihn hatte ein wenig der Eifer gepackt all seine Ideen so schnell wie möglich zu Papier bringen zu wollen, damit er den perfekten Plan daraus erstellen konnte. In seine Gedanken vertieft achtete er auch weniger wohin er lief, bis ihn ein Widerstand leicht nach hinter straucheln ließ, gefolgt von einem Zischen, das er überall wiedererkannt hätte. Etwas irritiert schaute er auf die Person vor sich, die ihm in Trainingssachen gegenüberstand und ebenso anschaute. Kaidohs Sachen waren nass genug, das sie schon an einigen Stellen an seinem Körper klebten was annehmen ließ, das er schon etwas länger unterwegs gewesen sein musste. „Uhm…hey.“, war alles was Momoshiro auf die Schnelle einfallen wollte, als er sich auch schon in einer nervösen Geste durch seine feuchten Haare fuhr und zur Seite schaute. Kaidoh gab ein Brummen von sich und Momoshiro war sich nicht sicher, ob dies ein Zeichen war sich besser wieder auf den Weg zu machen. „Also sorry für…grad eben.“ Ein vorwitziger Gedanke sagte Momoshiro, das er vielleicht auch gleich anfügen sollte, das ihm auch seine Aktion vom letzten Donnerstag Leid tat, wenn er schon mal dabei war. Das Problem war nur, das es ihm einfach nicht Leid tat. Ein weiterer knurriger Laut folgte und Momoshiro zeigte sich mutig genug, das er Kaidoh nun direkt ansah. Das Bild das Kaidoh wiedergab löste eine Erinnerung in Momoshiro aus. Es war der Regen, die Stille um sie herum und die Bäume die sie umgaben, die Momoshiro zu dem Tag zurückführten, als Kaidoh ihn mit eisernem Willen durch die Wildnis geschleppt hatte. Und plötzlich gab es kein Halten mehr. Er musste Kaidoh einfach sagen, was er für ihn empfand und das es sich nicht um irgendeine Laune handelte. Wenn ihm dieser unglückliche Ausflug etwas bestätigt hatte dann das, das er mehr für Kaidoh empfand und er ihm seine Gründe alle aufzählen würde, würde er es wissen wollen. „Kaidoh hör zu, ich weiß ich bin ein Idiot und ich bin mehr als unbeholfen wenn es um…, wenn es um…“ Genau das hatte er befürchtet. Er verfiel ins Stammeln ohne überhaupt schon etwas Wichtiges mitgeteilt zu haben. „Was ich sagen will ist, dass am letzten Donnerstag, das war kein Scherz den ich mir erlaubt habe. Ich war nur so durcheinander wegen meiner Schwester. Ich meine wie sie dich angesehen hat. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn das mit dem Tennisball Absicht…“ Momoshiro schüttelte energisch seinen Kopf um sich zurecht zu weisen. Er schweifte vom Wesentlichen ab. So würde das nie etwas werden mit seinem Geständnis. „Ok warte, ich fang noch mal an. Letzten Donnerstag, als ich dich gekü…“ „STOPP!“ Kaidohs harsche Stimme klang ungemein laut über das leichte Rauchen das der noch immer fallende Regen erzeugte. „Wenn dir das Team und deine Position auch nur ansatzweise etwas wert sind, dann lass es gut sein, verstanden?“, setzte er in etwas ruhigerem Ton nach, was Momoshiro etwas verwirrt drein schauen ließ, konnte er gerade nicht so recht folgen, was Kaidoh ihm damit genau sagen wollte. „Uhm…“, war demnach auch alles, was er dazu vorbringen konnte. Kaidoh wischte sich mit einer Hand über sein Gesicht, um sich von vereinzelten Wassertropfen zu befreien die ihm darüber liefen, und auch um sich etwas zu sammeln. „Es reicht, ok. Was auch immer dir dieser Spaß bringt Zuneigung zu zeigen, wo es keine gibt. Lass es. Wenn du mir unbedingt eins auswischen willst, dann tu es wie immer. Aber dieses Spielchen hört auf, oder ich muss mir ernsthafte Konsequenzen überlegen.“ Kaidoh atmete nun sichtlich geschafft durch. Er hatte einfach keine Zeit und keine Nerven für Momoshiros Albernheiten. „Tetsuka hat uns den Club und seinen Ruf übergeben, also versuche es zu würdigen, indem du wenigstens so tust, als könnten wir das Team ohne zu ausschweifende Auseinandersetzungen zusammen führen. Mehr verlange ich nicht.“ Momoshiro war eindeutig verwirrt über diesen Werdegang, was ihn jedoch nicht davon abhielt eine Hand auf die Vorderseiten von Kaidohs regennasser Weste zu legen, wo er dessen merklich schnelleren Herzschlag spüren konnte. Ein Blick in Kaidohs Gesicht zeigte, dass dessen Wangen sich mit einem sanften Rot füllten und er nach ein paar Sekunden der Regungslosigkeit, versuchte Momoshiros Hand wegzuschlagen. Doch verkrampften sich dessen Finger rasch in dem dunklen Stoff, was einfach nur dazu führte das Kaidohs Handrücken gegen dessen Unterarm prallte ohne etwas bewirkt zu haben. „Du glaubst also wirklich, dass ich nur nach einem Zeitvertreib suche?“ Nun war es Momoshiro der etwas ergeben klang über diese Feststellung. „Aber das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben. Trotzdem…“ Er legte Kaidoh seine andere Hand nun mutig in den Nacken und zog ihn sich damit etwas mehr entgegen. „Es ist kein Spiel für mich, schon längst nicht mehr.“ Daraufhin tat er genau das, was er schon diesen letzten Donnerstag getan hatte. Doch diesmal mit Gefühl, so wie ein erster Kuss sein sollte. Kaidoh verharrte erneut wie versteinert, bevor er Momoshiro schließlich von sich schob, jedoch ohne zu grob zu sein. „Du machst mich wirklich wahnsinnig.“, gab Kaidoh in einen kratzigen Ton wieder, dessen schroffe Kanten sich jedoch von den roten Wangen und dem verlegenen zu Seite blicken deutlich abgerundet sahen. Momoshiro fühlte ein Lächeln an seinen Mundwinkeln ziehen. „Bedeutet das…?“ Momoshiro ließ seinen Satz absichtlich unvollendet, und überließ Kaidoh die folgenden Worte. „Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet!“, murrte dieser noch immer deutlich verlegen und knirschte etwas mit den Zähnen. „Was erwartest du von mir, wenn du mich ständig damit überfällst?“, fügte er in einem fast trotzigen Ton an und ging dazu über sich abwenden und verschwinden zu wollen. Aber Momoshiros Hand hatte ihren Griff in Kaidohs Weste noch nicht gelöst, und er ihn somit davon abhalten können. „Was willst du das ich tue Kaidoh?“ Es war nicht unbedingt die Frage, die er hatte stellen wollen, aber nichtdestotrotz eine dessen Antwort er wissen musste. „Ich weiß es nicht, ok! Ich war noch nie in so einer verqueren Situation.“ Momoshiro spürte wie sich Kaidoh über seine Worte noch mehr unter seinen Griff verspannte. Aber Kaidoh blieb wo er war. Auf seinem Gesicht ein Ausdruck von Unentschlossenheit. Es war nicht die Antwort die sich Momoshiro gewünscht hatte, aber selbst er war nicht naiv genug zu glauben, dass Kaidoh seine Gefühle überraschend erwiderte. Dennoch fühlte es sich für Momoshiro nicht hoffnungslos an. Wenn es Kaidoh vollkommen egal wäre, oder er sich von all dem abgeschreckt fühlen würde, dann bräuchte er es nur klar stellen. Mit Worten oder mit Fäusten. Er würde ihn in Ruhe lassen und versuchen ihre Dynamik deswegen nicht zu verfälschen. Es wäre eine harte Probe aber letztendlich müsste er es nur noch ein knappes Jahr durchstehen. Nun sah es allerdings einfach nur danach aus, als wäre Kaidoh verwirrt und Momoshiro wäre gern bereit ihm deutlich zu machen, dass er es ernst meinte. Mit allem was dazu gehörte. „Gib mir eine Chance.“ Momoshiro schaute Kaidoh entschlossen an, was diesen einen weiteren unsicheren Blick auf ihn richten ließ. „Lass mich dir beweisen, dass es nicht nur eine Laune ist. Oder sag mir hier und jetzt, dass es keinen Sinn macht und ich dich damit in Ruhe lassen soll.“ Der Regen hatte nachgelassen und ein paar Sonnenstrahlen zwängten sich wieder durch die graue Wolkendecke. „Idiot.“ Kaidoh löste sich ohne Vehemenz aus seinem Halt, gefolgt von einem leisen Zischen. Und Momoshiro kannte dieses bestimmte Zischen, er hatte lange genug Zeit die Unterschiede und ihre jeweiligen Bedeutungen zu studieren. Und dieses hier sagte ihm „mach doch was du willst“. Es war alles was er wissen wollte und somit verspürte er auch keine Enttäuschung als sich Kaidoh ohne ein weiteres Wort wieder auf den Weg machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)