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Snake Charmer in Training

Momoshiro/Kaidoh
von

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Es war der dritte Tag in Folge, an dem Momoshiro einfach kein Glück hatte mit Kaidoh reden zu können. Und das Gefühl, das Kaidoh ihm absichtlich aus dem Wege ging ließ Momoshiros Schuld ihm gegenüber nur noch weiter anwachsen.
 

Er hatte Kaidoh ein, zwei Mal aus der Distanz gesehen, aber er war ihm immer wieder entwischt. Das einzige was sich etwas gelegt hatte was das Getuschel und die nervigen Blicke.
 

Zumindest in seiner Gegenwart.
 

Er konnte nicht abschätzen, wie man mit Kaidoh umging aber wenn er das Verhalten einiger Schüler so bedachte, dann machten sie es ihm sicherlich nicht leicht über den Tag zu kommen. Dennoch hatte er noch nicht davon gehört das Kaidoh jemanden etwas angetan hätte.
 

Das Potenzial sich zu wehren besaß er alle mal.
 

Die Vorstellung wie schwer es für Kaidoh sein musste sein Temperament zu zügeln, ließ ihn nur wieder allzu deutlich spüren, wem Kaidoh das alles zu verdanken hatte.
 

Dennoch, er wollte nicht aufgeben wenigstens einmal noch mit ihm gesprochen zu haben. Er schuldete ihm neben einer Entschuldigung auch noch seinen Dank. Den wollte er auf jeden Fall noch überbringen.
 

Vielleicht sollte er versuchen Kaidoh außerhalb der Schule zu erwischen, wenn alles nichts half dann würde er ihn eben zu Hause aufsuchen müssen.
 

Und an diesem Plan hielt er auch fest.
 

Sobald das Training beendet und er der letzte war um alles abschließen zu können, machte er sich auf den Weg zu Kaidoh Haus.
 

Die Sonne stand bereits tief am Himmel und es würde nicht mehr lange dauern bis sie gänzlich am Horizont versinken würde. Etwas unsicher, ob er es wirklich wagen sollte Kaidoh zu Hause zu stören, verweilte Momoshiro vor der Haustür ohne sich bemerkbar zu machen. Das abrupte aufgehen besagter Tür ließ ihn kurz Panik verspüren, als er auch schon eine Stimme fragen hörte, was er denn hier machen würde.
 

Verblüfft schaute Momoshiro auf den Jungen der in Sportsachen vor ihm stand, eine Tasche geschultert hielt und Kaidoh ungemein ähnlich sah. Abgesehen von der Größe und dem Körperbau.
 

„Uhm... ich…mein Name ist Momoshiro und ich…“
 

„Momoshiro? Der Momoshiro? Onii-chan hat öfter mal einen erwähnt, wenn er besonders mürrisch war.”
 

Momoshiro konnte sich auf diesen Hinweis ein beschämtes Grinsen nicht verkneifen.
 

Sein Ruf eilte ihm wohl voraus.
 

„Haha ja, das bin dann wohl ich. Und ich würde gern mit deinem Bruder sprechen wollen, wenn es denn möglich ist.“
 

„Er ist leider nicht da. Oh, ich bin übrigens Hazue. Freut mich dich kennen zu lernen Momoshiro-kun.“
 

Kaidohs kleiner Bruder hielt Momoshiro seine Hand mit einen Lächeln entgegen und er erwiderte diese Geste ebenso freundlich. Hazue schien vom Charakter her doch etwas offener als sein Bruder, was Momoshiro unbewusst schmunzeln ließ.
 

„Kannst du mir vielleicht verraten, wo ich deinen Bruder finden könnte? Es wäre wichtig.“
 

„Das weiß ich leider nicht, er kommt immer recht spät vom Training in der Schule zurück und dann verlässt er kurz darauf schon wieder das Haus um joggen zu gehen. Aber ich kann ihm ja sagen das du hier warst.“
 

Diese Information machte Momoshiro nun doch etwas stutzig.
 

„Nein, schon gut, ich werde mich einfach mal nach ihm umschauen, trotzdem danke Hazue-kun.“
 

Nachdenklich setzte sich Momoshiro wieder auf sein Rad.
 

So wie es den Anschein machte hatte Kaidoh wohl die Lage in der Schule verschwiegen, was ihm auch nicht zu verdenken war. Momoshiro konnte sich vorstellen, das Kaidoh keinen Bedarf verspürte seiner Familie den Grund für seine Entscheidung den Tennisclub verlassen zu haben, mitteilen zu wollen. Und auch wenn es ein egoistischer Gedanke war, so war Momoshiro in einen bestimmten Teil in seinem Inneren froh, dass er nicht schon wieder als ein ausschlaggebender Faktor für Kaidohs derzeitige Lage bei dessen Eltern vorgebracht werden musste. Zumindest nahm er dies an, war ihm Hazue recht unbefangen gegenüber getreten, als er hörte wer sich so unerwartet vor ihm befand.
 

Aber nichts desto trotz machte es Momoshiro auch das Herz schwer, denn so war auch klar, dass Kaidoh sich niemanden anvertraut hatte und alles mit sich allein ausmachte. Für ihn wäre diese Last sicherlich nicht zu ertragen, so war sich Momoshiro bewusst, aber er hatte auch immer jemanden dem er seine Sorgen erzählen konnte. Dem er vertraute.
 

Von Kaidoh wusste er, das dieser nur schwer jemanden sein Vertrauen schenkte und deshalb auch recht unsozial erschien, was den Mangel an guten Freunden erklärte. Wären Tetsuka und die anderen noch da, wäre es nie so weit gekommen, dass jemand die Chance gehabt hätte Kaidoh so in Verruf zu bringen. Und selbst wenn sich so ein Gerücht ausgebreitet hätte, hätte trotzdem jeder zu Kaidoh gestanden und ihn verteidigt.
 

Wie sehr wünschte sich Momoshiro die alten Zeiten zurück. Aber egal wie sehr er darum nun trauen mochte, es würde nichts an der gegenwärtigen Situation ändern.
 

Er musste einfach selbst einen Weg finden.
 

Koste es was es wolle.
 

*
 

Die Wassertemperatur war unangenehm, aber nicht ungewöhnlich wenn man bedachte, das es gerade erst Frühling geworden war. Trotzdem hielt Kaidoh das stechende Gefühl in der unteren Hälfte einer Beine nicht davon ab schon sein über 10 Minuten an seiner üblichen Trainingsstelle im Fluss zu stehen und seinen Blick gedankenverloren auf die nun vom Sonnenuntergang goldschimmernde, fließende Oberfläche zu fixieren.
 

Er fühlte sich so taub, wie seine Beine es wurden.
 

Es gab keinen Ort wo er noch im Stande war seine Gedanken etwas beruhigen zu können. Außer hier, wo ihn niemand störte und auch keine weitere Beachtung schenkte.
 

Doch auch wenn er sonst hier her kam um zu trainieren, so fehlte ihm heut einfach die Kraft. Bis jetzt war Training ein gutes Mittel gewesen, um sich von allem unnötigen Übel ablenken zu können. Aber es wäre gelogen wenn er behaupten würde, dass er nicht spürte wie ihm jeder neue Tag und jede neue Konfrontation mit seiner derzeitigen Lage, nicht zu schaffen machte. Zu Beginn hatte er sich eingeredet, dass er dem Ganzen einfach nicht weiter Beachtung schenken sollte, als man ihm auf einmal diese ungewollte und schleierhafte Aufmerksamkeit zukommen ließ, die er nicht zuordnen konnte. Und da er sich keiner Schuld bewusst war, hatte er es einfach versucht zu ignorieren, bis sich die Ausmaße soweit erstreckt hatten, dass die Konsequenzen nicht mehr zu umgehen waren. Es hatte ihn wie der Blitz aus heiterem Himmel getroffen, als ein paar Mitglieder aus dem Team ihn über dieses Gerücht aufgeklärt hatten, waren die Auswirkungen auch nicht an ihrer Mannschaft, beziehungsweise an der Rekrutierung neuer Mitglieder vorübergegangen.
 

Momoshiro.
 

Es war immer Momoshiro.
 

Kaidoh wusste zwar das dieser für einige Zeit der Schule fern bleiben würde, aber das seine Abwesenheit ihn erneut in derartige Schwierigkeiten brachte hatte er nicht geahnt.
 

Ihm war zu Ohren gekommen, das Momoshiro selbst gesagt haben sollte das seine Verletzungen Kaidohs Schuld seien und er auch der Grund wäre das Momoshiro wegen neuen Blessuren zu Hause bleiben müsse.
 

Dass er bei diesen Anschuldigungen einfach nur sprachlos gewesen war, war offensichtlich. Und er hatte auch nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht.
 

Warum sollte er das auch tun?
 

Warum sollte er sich rechtfertigen für etwas das er nicht getan hatte, nur um das Wohlwollen anderer für sich zu gewinnen?
 

Er hatte seinen Stolz und den würde er nicht wegen Momoshiro ablegen.
 

Aber anscheinend war es egal, wie er die Situation zu handhaben gedachte, denn so oder so riss die Schlechtrederei über ihn einfach nicht ab. Er hatte miterleben müssen, wie sämtliche Bewerber aus dem ersten Jahr sich eingeschüchtert und offen verängstig durch diese Hetze wieder zurückgezogen hatten. Es war der Moment, als er die zynische Bemerkung über den Ruf ihres Teams vernehmen musste das er erkannte, dass es nur einen Weg gab Schlimmeres für ihre Tennismannschaft zu vermeiden. Und das war der Rücktritt als Captain und der Austritt aus dem Club selbst.
 

Ryuzaki-sensei hatte seinen Wunsch nur ungern entgegen genommen, und er war ihr dankbar, dass sie trotz allem nicht an Vertrauen in ihn verloren und versucht hatte ihn von seiner Entscheidung abzubringen.
 

Aber am Ende musste er sich einfach das gesamte Bild vor Augen halten, wenn es um das Team ging und da war nun eindeutig kein Platz mehr für ihn.
 

Es würde auch ohne ihn weiter gehen, und Momoshiro hatte am Ende wohl auch das erreicht was er mit seiner Lüge erreichen wollte. Nämlich der nachfolgende Captain zu werden. Anders konnte er sich dessen Gerede über ihn nicht erklären. Denn der Gedanke, dass dieser mit solch einer fatalen Unterstellung einfach nur seinen hirnlosen Spaß haben wollte, brachte in ihm nur ungemeine Rage auf. Rage die er auf kein Ziel fixieren konnte, um sich davon zu befreien.
 

Genau aus diesem Grund war er ihm bis jetzt auch aus dem Weg gegangen, da er einfach nicht wusste was er tun würde, sollte Momoshiro ihm breit grinsend gegenüberstehen und sagen, dass es doch alles nur ein Witz gewesen sei.
 

Der dumpfe Schmerz den er in sich spürte und der ihn kaum noch schlafen ließ, war alles andere als zum Lachen.
 

Selbst als sie in diesem Wald auf sich gestellt waren und er sie trotz angeschlagenem Zustand dort herausgeschleppt hatte, selbst da hatte er sich nicht so derart schwach und hilflos gefühlt wie jetzt. Denn das was er jetzt fühlte war mit keiner Medizin oder ärztlichen Behandlung zu kurieren.
 

Ein plötzliches Gewirr an gedämpften Stimmen rutschte über das seichte Rauschen des Wassers, was Kaidoh sich langsam umdrehen ließ, nur um am Ufer vier Gestalten lungern zu sehen die ihn provokativ anschauten.
 

Sie trugen keine Schuluniform, dennoch war Kaidoh klar, dass sie wohl aus seiner Schulen sein mussten, hörte er in ihrem Gewisper doch seinen Namen heraus.
 

„Oi, du bist doch dieser Schlangentyp. Ich hab gehört, dass du ein ganz harter Kerl sein sollst, wenn es darum geht Leuten hinterrücks eine zu verpassen. Das gefällt mir.“, hörte er den größten der Truppe sagen, der sich nun mit einer Hand durch seine blondgebleichten, kurzen Haare fuhr und ihn weiter angrinste, was eine sichtbare Zahnlücke zeigte.
 

Kaidoh blieb jedoch weiterhin unbeeindruckt, was einen der dümmlich dreinschauenden Gefolgsleute mit Glatze und einer Augenklappe dazu brachte, das Wort an ihn zu richten.
 

„Der Boss gibt dir die Ehre sich ihm anzuschließen, also zeig etwas…“
 

Genervt über den Verlauf der Dinge schloss Kaidoh kurz seine Augen, während er ein gereiztes Zischen hervorbrachte.
 

„Hast du nicht gehört Schlange?“ Ein kleiner untersetzter Typ mit einer Narbe an seinem linken Auge, legte es nun ebenfalls darauf an ihn zu einer Reaktion zu bewegen, worauf der letzte im Bunde sich desinteressiert an einer seiner roten Haarsträhnen zupfte und Kaidoh wie auch seine Kollegen zu ignorieren schien.
 

Es war der kurze Augenblick als Kaidoh seine Aufmerksamkeit gänzlich von der störenden Präsens dieser Witzfiguren weglenken wollte, als etwas haarscharf an seinen Gesicht vorbeifolg und den leicht stechenden Schmerz eines Kratzer auf seiner Wange zurückließ.
 

„Wenn der Boss sagt, dass du ihm folgen sollst, dann hast du das gefälligst auch anzunehmen, verstanden!“
 

Noch immer spielte der Angreifer mit einer seiner roten Strähnen, während er Kaidoh mit einem irrsinnigen Ausdruck in seinem Gesicht fixierte.
 

„Also wie sieht es aus?“ Das selbstherrliche Grinsen das der sogenannte Boss ihm auf seine Frage hin stellte, ließ Kaidoh abfällig zischen.
 

„Keinen Bedarf.“, ließ er kurz und knapp verlauten, was empörtes Beschimpfen von dem kleinen Dicken nach sich zog.
 

„Das ist schade, aber wenn wir schon mal hier sind, lass uns trotzdem etwas Spaß haben.“
 

Kaidoh konnte sich auf diese Aussage hin ein irrwitziges Auflachen nicht verbieten.
 

„Nur zu.“
 


 

Die Sonne war nun bereits hinter dem Horizont verschwunden und Momoshiro fröstelte leicht, als eine kühle Böe an ihm vorbeizog und ihm ein enttäuschtes Seufzen über die Lippen trat. Er hatte einer Eingebung nach den Park aufgesucht, von dem er wusste das Kaidoh dort des Öfteren joggen ging. Aber leider hatte er ihn dort nicht auffinden können, selbst nachdem er sämtliche Wege mit seinem Rad abgefahren war. Aber letztendlich wäre es wohl auch ziemliches Glück gewesen, hätte er ihn hier tatsächlich angetroffen.
 

Vielleicht war Kaidoh unterdessen auch schon wieder zu Hause, aber noch einmal stören wollte er auch nicht.
 

In seine Überlegungen vertieft ließ Momoshiro den Park wieder hinter sich, und fuhr durch die Siedlung zurück bis er die Brücke erreichte.
 

Frustriert darüber das er auch heute wieder nichts hatte erreichen können was Kaidoh anbelangte, stieg er schließlich von seinem Rad und lehnte es an das Geländer an welches er sich nun ebenfalls stellte, um auf das Wasser unter ihm zu blicken. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel, gleich einem aufgeschreckten Vogel, lenkte seinen Blick in die Richtung der Schatten. Momoshiros Augen weiteten sich erschrocken, als er erkannte was dort am Ufer vor sich ging und es setzte seine Füße automatisch in Bewegung.
 

Eilig überquerte er die Brücke, seinen Blick ständig auf das Szenario unter sich gerichtet.
 

Momoshiro sah zwei der ihm fremden Personen am Boden liegen und zwei die sich vor Kaidoh aufbauten, welcher schon etwas mitgenommen wirkte, durch seine nicht so wirklich aufrechte Haltung und der Hand mit der er sich seine Seite hielt.
 

Panik durchflutete Momoshiro als er sich bewusst wurde, das es genau die Seite war die sich Kaidoh damals verletzt hatte.
 

In einer fließenden Bewegung sprang Momoshiro über das restliche Geländer, das ihn zur Böschung gelangen ließ und rutschte diese um Balance bemüht herunter.
 

Ein gezielter Treffer schickte gerade einen Typ mit bunten Haaren zu Boden, was Kaidoh jedoch leicht zum Straucheln brachte und ihn für diesen winzigen Moment zum Ziel eines großen Blonden machte, der Kaidoh sein Knie in den Mage rammte, was diesem keuchend in sich zusammensinken ließ.
 

„Wirklich schade um dich Snake-boy, du wärst bei mir gut aufgehoben gewesen.“ Doch noch bevor dieser Kaidoh den angestrebten Schlag in den Nacken verpassen konnte, war es Momoshiro der ihn einen kraftvollen Hieb gegen den Unterkiefer versetzte und den Blonden damit ausreichend zusetzte, das dieser unter Jammern am Boden liegen blieb.
 

Sich bewusst, dass er Vorsicht walten lassen musste, wollte er keinem heimtückischen Angriff zum Opfer fallen, beließ er seinen Blick auf den vier Gestalten die sich langsam aufzuraffen begannen.
 

Das Geräusch von einer sich nähernden Polizeisirene bewirkte, dass die Vier sich panisch anschauten, und unter Fluchen und holprigem Davonstürzen das Ufer verließen und verschwanden. Momoshiro konnte das Blaulicht, das über die Brücke raste und in Richtung Siedlung verschwand noch erkennen, bevor er sich schließlich neben Kaidoh auf die Knie begab und ihn besorgt musterte.
 

Behutsam legte er ihm eine Hand auf die Schulter.
 

„Kaidoh…“, hörte er seine eigene brüchige Stimme fragen, was ihm aber vorerst keine Reaktion von diesem einbrachte.
 

„Ich möchte einfach nur noch schlafen.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern aber Momoshiro hatte es vernommen, und war rechtzeitig im Stande den zur Seite kippenden Körper aufzufangen, bevor er auf dem Boden aufkommen konnte.
 

Kaidohs Augen waren geschlossen, als Momoshiro dessen Kopf leicht anhob, um ihm ins Gesicht schauen zu können.
 

Es war zu erkennen, das Kaidoh einiges hatte einstecken müssen, aber trotzdem hatte er drei der Kerle allein niedergestreckt. Momoshiro wusste selbst nicht woher dieser Impuls zu lächeln plötzlich kam, als er sich der unglaublichen Hartnäckigkeit Kaidohs wieder einmal so bewusst werden durfte.
 

Es war diese Eigenschaft die Kaidoh für ihn zu einer beeindruckenden Persönlichkeit machte, und er ihn wahrlich dafür bewunderte. Hatte sich Kaidoh erst einmal etwas in den Kopf gesetzt, dann brachte ihn kaum noch etwas von seinem gesetzten Ziel wieder ab. Egal was er dafür auch zu leisten hatte.
 

Es war ein Charakterzug der manchen wohl eher unheimlich erschien, weil sie selbst nicht in der Lage waren, sich soweit fordern zu wollen und lieber einen einfacheren Weg gingen.
 

Aber wenn man erst einmal die verschiedenen Puzzleteile, die Kaidohs Persönlichkeit ausmachten, zusammengesetzt hatte, dann ergab sich ein Mensch der es wahrlich nicht verdient hatte so ungerecht behandelt zu werden, wie man es Kaidoh derzeit antat. Nur hatte sich Kaidoh diese Lage auch nicht selbst herausgesucht, sondern war unglücklicherweise nur durch ihn da hinein geraten.
 

Einen Moment noch schaute Momoshiro in das ruhige aber recht zerschrammte Gesicht Kaidohs, bevor er diesen mit Bedacht auf der begrünten Böschung ablegte und sich rasch zurück zu seinem Rad begab, welches er samt der daran befindlichen Sporttasche mit zurück zu Kaidoh nahm.
 

Gut, dass er stets ein paar Dinge mit sich führte sollte es einmal eine Verletzung geben, was beim Training wie auch in einen Turnier immer einmal vorkommen konnte.
 

Wieder an Kaidohs Seite holte er seine Wasserflasche aus seiner Tasche und suchte noch etwas das er mit der Flüssigkeit befeuchten konnte, um Kaidohs Wunden etwas säubern zu können.
 

Sorgsam tupfte er über die verschmutzten Schrammen und wischte das schon getrocknete Blut von dessen Mundwinkel was Kaidoh ein leises Zischen entlockte und leicht sein Gesicht verziehen ließ, er jedoch weiter in seinem schlafähnlichen Zustand verharrte.
 

Mit ein paar Pflastern hatte Momoshiro schließlich seine Behandlung abgeschlossen, worauf sein Blick auf Kaidohs Füße fiel und er feststellte, dass dieser gar keine Schuhe trug. Suchend schaute Momoshiro sich um und entdeckte sie in etwas Abstand am Ufer des Flusses.
 

Solchen Typen auch noch barfuß gegenüberstehen zu müssen, war wirklich verrückt.
 

Verrückt wie es nur Kaidoh sein konnte.
 

Eine genauere Inspizierung zeige, dass Kaidohs Füße nicht weniger zerschunden aussahen und es ihm das Laufen wohl eine Weile recht unangenehm gestalten würde. So ging Momoshiro dazu über sich auch darum zu kümmern und nach dem heranholen des Schuhwerkes ihm diese auch gleich wieder anzuziehen.
 

Der Gedanke das Kaidoh womöglich so schnell wie möglich die Flucht ergreifen würde, sobald er Momoshiro sah, ließ diesen betrübt den Kopf senken. Ein erneutes Frösteln ergriff Momoshiro über sein Nachdenken hinweg, brachte die Nähe des Flusses noch etwas kältere Luft an sie heran. Doch solange Kaidoh nicht wieder munter war, würden sie wohl hier verbleiben müssen, denn egal wie Momoshiro es anstellte, er wollte einfach keinen weiteren Fehler machen. Und er war sich ziemlich sicher, dass es einer wäre, würde er Kaidoh in diesem Zustand zu Hause abliefern, wo er nichts gegen die Sorge und Mutmaßungen seiner Familie würde ausrichten können.
 

Eltern waren, erstmal in Panik geraten, nur schwer wieder zu bremsen.
 

Ein weiterer Griff in seine Tasche und Momoshiro beförderte eine Jacke daraus hervor die er kurz melancholisch musterte, bevor er sie Kaidoh anzog, trug dieser doch wieder nur eines dieser ärmellosen Oberteile.
 

Mit einem zufriedenen Lächeln schaute er auf Kaidoh, der in seiner Seikaku Trainingsjacke an alte Zeiten erinnerte, und daran wie es auch jetzt sein sollte.
 

Und dann spürte er es wieder, dieses Gefühl Kaidoh nahe sein zu wollen und er folgte ihm ohne großes Zögern, indem er sich an diesen heranlegte, so dass sie sich beinahe berührten. Momoshiro kam nicht umhin erneut Kaidohs Gesicht zu studieren. Ohne es wirklich beabsichtigt zu haben streckte er seine Hand danach aus und strich diesem ein paar verirrte Haarsträhnen zu Seite, gefolgt von dem sanften Kontakt seiner Finger mit dessen Wange die bedächtig vor dessen Lippen anhielten. Das Empfinden eines Déjà-vu zog durch seinen Kopf, das ihn sich leicht aufrichten ließ und er sich soweit über Kaidoh beugte, das er ihm nun direkt ansehen konnte.
 

Der Instinkt diese Chance zu nutzen, solange er mit keiner Gegenwehr zu rechnen hatte, kreiste unaufhörlich durch sein Denken. Doch bevor er hätte etwas tun können, wurde er mit einem Male von Kaidoh herangezogen der nun seine Arme um ihn legte und sich enger an ihn schmiegte. Überrumpelt von dieser Aktion blieb Momoshiro starr und wartete was noch folgen würde. Aber es zeigte sich, das Kaidoh weder munter war noch sein Handeln bewusst ausgeführt zu haben schien, schlief dieser doch einfach weiter.
 

Eine ungemeine Wärme breitete sich in Momoshiro, auf Grund dieser neu eingenommen Position, aus und der Tatsache das Kaidoh ihn von sich aus an sich gezogen hielt. Selbst wenn er dies wohl nur tat, weil er eine Wärmequelle brauchte und ihn einfach mit etwas verwechselte, wie ein Kissen oder einer Decke.
 

Aber egal was Kaidoh glaubte festzuhalten, Momoshiro war weit davon entfernt sich dagegen sträuben zu wollen.
 

Im Gegenteil.
 

Er selbst legte nun seine Arme um Kaidoh, war das Gefühl das er mit dieser Sensation verbinden konnte, etwas das ihn sich unglaublich wohl fühlen ließ.
 

Schon lange hatte sich die Nähe einer anderen Person nicht mehr so gut angefühlt und mit Schwermut im Herzen musste Momoshiro sich eingestehen, das er einfach mehr für Kaidoh empfand als die Hoffnung nur mit ihm befreundet sein zu wollen.
 

Es hatte keinen Sinn mehr eine Ausrede für sich zu erfinden, aber er wusste genau so gut, das er trotzdem nichts erreichen würde können, egal wie präsent seine Gefühle auch sein mochten.
 

Er würde Kaidoh nicht erreichen.
 

Er hatte es früher kaum gekonnt und jetzt war er sogar noch weiter von ihm abgedriftet.
 

Es änderte sich einfach nichts an der Tatsache, dass er es selbst zu verschulden hatte und eine Lösung nicht bedeutete das Kaidoh ihm wieder etwas wohler gesonnen sein würde. Es gab keine wirkliche Basis zu der sie in ihrem Umgang zurückfinden konnten, zählte er das Streiten und das Raufen nicht wirklich als solche. Freundschaft wäre eine Basis gewesen, aber nun…
 

Momoshiro zog Kaidoh noch etwas näher an sich heran und gab diesem einen leichten Kuss auf die Stirn, was einen salzigen Geschmack auf seinen Lippen zurück ließ.
 

Dieser Moment hier, war alles was man ihm gewährte, dem war er sich bewusst.
 

Und genau deshalb war alles was er für sich wahr nahm Kaidoh.
 

Nicht das Herabsinken der Dunkelheit.
 

Nicht das Kälterwerden der Luft die sie umgab.
 

Und nicht der Gedanke was passieren würde, sollte Kaidoh erwachen und sie in solch einer Konstellation vorfinden.



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