You want society to accept you, but you do not even accept yourself! von xRiLey ================================================================================ Kapitel 28: Das Lagerfeuer. --------------------------- Da die Sommerferien sich langsam dem Ende zuneigten, wurde Kazuha von ihren neuen Freunden, die sie über die Sommerferien kennengelernt hatte, in Tokio abgesetzt. Lächelnd waren sie mit der Schleifenträgerin ausgestiegen, um sich von ihr zu verabschieden. Dabei ließen sie jede Menge aufmunternde Worte fallen, denn sie wussten von ihrem Chaos. Sie verstanden ihre Beweggründe für die lange Auszeit und waren guter Dinge, dass die Freundschaft diese Tiefen stand hielt. Dennoch nagte an Kazuha Zweifel, dass ihre langjährige Freundin sie nicht verstehen würde und sie sich, durch ihre Reise, von ihr entfernen würde. Ein furchtbarer Gedanke ihrerseits! „Ran ich weiß es war keine Glanzleistung von mir den ganzen Sommer zu verschwinden, aber ich musste irgendwie über dich hinweg kommen und es hat endlich geklappt! Also wie wäre es, wenn wir wieder beste Freundinnen werden, denn unsere Freundschaft ist das aller wichtigste auf der Welt für mich.“, sagte die junge Toyama und sah erwartungsvoll zu ihren neuen Freunden, was sie denn davon hielten. „Ähm schwach. Wozu der Stress? Eure Freundschaft hat sich erledigt, also spar dir die quälenden Schmerzen!“, zischte Akiko und verschwand im Wohnwagen, in der Hoffnung, dass ihre restlichen Freunde ebenfalls bald einsteigen würden und sie sich wieder auf den Weg machten. Akiko war die einzige Person, mit der Kazuha sich nicht anfreunden konnte. Sie waren vollkommen verschieden und ihre Ansichten, stimmten nie über ein. Oftmals entfachte eine Diskussion zwischen den Beiden, die kein Ende fand, bis einer schließlich abwinkte und einfach sich umdrehte, um zu verschwinden. „Ich fand es süß und ich hoffe es klappt.“, nickte Asami und nahm Kazuha in die Arme, ehe sie ebenfalls einstieg. Lächelnd stand ihr Yoko entgegen, sah sie entschlossen an als sie ihr sagte, dass sie sich bloß nicht entschuldigen dufte. Zudem hatte sie ihr angeboten, dass sie ihr jederzeit ein Besuch abstatten durfte und Yoko sie durch ihre Stadt rund führen würde, was sie dankend annahm. Lächelnd stieg sie anschließend in den Wagen, winkte Kazuha zu, ehe das Fahrzeug sich in Bewegung setzte und kurze Zeit später nicht mehr in Reichweite gewesen war. Tief durchatmend wandte Kazuha sich dem Eingang des Freibads zu, denn sie wusste, dass Ran sich als Rettungsschwimmerin beworben hatte und Wassergymnastik betrieb. Die junge Mori stand in einem roten Badeanzug, der ihre Rundungen perfekt betonten, im Wasser und zeigte die verschiedensten Übungen, und alarmierte jeden von den Teilnehmern zum Mitmachen. Lächelnd trat Kazuha ans Becken, als auch Ran Freudestrahlend zu ihr rauf sah, „Kazuha.“ „Hey.“, winkte diese und erschrak kurz, als Ran für einen Moment aufschrie. Heiji war zwischen ihren Beinen geschwommen und hatte sie so auf die Schultern genommen, „Mori, wann merkst du dir endlich, nicht breitbeinig im Wasser zu stehen?“ Herzlichst begann Ran zu lachen, was Kazuha eher irritiert beobachtete. Was war bitte hier los? Sie wollte schnell eine Erklärung haben und bat die Beiden aus dem Becken zu kommen. Breit grinsend richtete sich der attraktive Hattori vor ihr auf, „Verrückt oder? Wir waren Erzfeinde, Erzgegner, Erz... Irgendwas.“ „Du kennst ja den Spruch: Nichts verbindet einen mehr, als eine lebensgefährliche Situation.“, fuhr Ran nickend fort. Noch immer war Kazuha sichtlich verwirrt und fragte sich, ob sie, in der Zeit, wo sie weg war, in eine andere Dimension geraten war. „Ist etwa jemand ertrunken?“, fragte diese schließlich. „Schlimmer. Der Automat hatte keine Light- Getränke.“ „Fußballmamis haben sich um Liegen gekloppt. Das war ein echtes Schlachtfeld.“, erklärten die Beiden und Heiji sah zu Ran, als er fortfuhr, „Und dann kamen Mori und ich uns näher. Merkwürdig, denn ich fand mal, dass du Minderwertigkeitskomplexe hast.“ „Und ich habe dich immer selbstverliebter Macho genannt.“, sagte Ran und kniff ihn in die Wange. Mit einer gerunzelten Stirn und einem angewiderten Gesicht, hatte Kazuha das Schauspiel der Beiden verfolgt und fand, dass dies auf einer Art und Weise falsch war. „Ich muss dann auch los. Ihr zwei habt euch sicher eine Menge zu erzählen.“, verabschiedete sich Heiji und hob die Daumen symbolisch zu Ran, was sie mit einem Luftkuss erwiderte. „W- wow.. O-kay.. Ihr zwei seid jetzt Freunde?“, fragte diese noch einmal nach, was Ran mit einem nicken bestätigte. Begeistert dachte Kazuha laut nach, „Dann besteht doch noch Hoffnung für den Bürgerkrieg in Afghanistan.“ „Ich wollte dir das alles ja erzählen, aber du bist abgetaucht. Und oh, wir wohnen jetzt wieder im Haus.“ „Das ist toll! Das heißt, dein Sommer war gar nicht so übel?“, strahlte Kazuhe. Zu wissen, dass der Sommer der Brünetten nicht schlimm war, bestätigte ihr nur, dass ihre Entscheidung über den Sommer zu verreisen, die richtige war. Ran legte ihren Kopf in den Nacken und dachte über die Frage intensiv nach. Anschließend sah sie in die grünen Augen ihrer besten Freundin und antwortete wahrheitsgemäß, „Naja.. er fing schon etwas holprig an.“ „Ran was das angeht.. Ich weiß mein Abgang war wirklich keine Glanzleistung, aber...“, begann sie und stoppte abrupt, als sie von zwei kleinen Kindern mit Wasser abgespritzt wurde. Sofort pfiff die junge Mori in ihre Pfeife und ermahnte die Zwei, dass wenn sie noch einmal andere Leute mit Wasser bespritzten, sie die Wasserpistolen einkassieren würde. Anschließend richtete sie sich wieder ihrer Sandkastenfreundin zu, „Sorry, du warst gerade bei deiner Entschuldigung.“ „Was? Nein.. ich war.. ich wollte mich gar nicht..“ „Was wolltest du nicht?“ „Mich entschuldigen.“, erklärte diese und sah entschlossen zu ihr. Sie musterte die Haltung und merkte, dass sie sich veränderte, als Ran ihr Lächeln mit einem Schlag verschwand, „Oh.. Die Pause ist vorbei. Bis dann.“ „Hast du Lust auf einen Mädelsabend so wie früher?“ „Klingt gut, aber geht leider nicht.“, lehnte Ran ab und erklärte ihr auch gleich wieso, „Wir Rettungsschwimmer feiern den Ende des Sommers mit einem Lagerfeuer.“ „Dann morgen?“ „Ich muss los, aber wir hören uns. Es ist alles gut!“, gab Ran schroff von sich und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Eine Weile stand Kazuha noch an Ort und Stelle, sah ihrer Sandkastenfreundin zu, wie sie in ein kleines Häuschen verschwand. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit und sie hoffte, dass sie sich mit ihrem Bauchgefühl täuschte. Nachdem Kazuha im Freibad bei ihrer besten Freundin gewesen war, da machte sie sich auf dem Weg nach Hause, um ihren Koffer auszuräumen. Außerdem freute sie sich sogar darauf, ihre Stiefschwester endlich wieder zu sehen. Obwohl die Beiden einen holprigen Start hatten, waren sie nun sehr enge Freundinnen geworden. Kazuha konnte sich ihr anvertrauen und andersherum war dies genauso. Weshalb die Schleifenträgerin wusste, dass die junge Suzuki ein offenes Ohr für sie hätte. Freudig stand die Kurzhaarige vor dem Spiegel und puderte ihr Gesicht, während sie strahlend von ihrem Sommer erzählte. Nach ihrer Rede an der Schule, wollten die Schüler sie als Schulsprecherin haben und sämtliche Schüler wollten auch was mit ihr unternehmen. Es ehrte sie zudem, dass die Jungs nun Schlange bei ihr standen und ihr Geschenke machten. Sie bekam etliche Blumensorten, Süßigkeiten und Kuscheltiere. Mittlerweile wusste sie gar nicht mehr, wohin damit. Dies hatte sich aber im Laufe des Sommers auch wieder gelegt, als die meisten merkten, dass Sonoko kein Interesse an ihnen hatten und sie es schlichtweg aufgaben. „Meine Rede an unserer Schule war der Wahnsinn und ich bin jetzt eine Inspiration sämtlicher Schüler. Ich wurde sogar interviewt.“ Lächelnd sah sie in den Spiegel und wartete auf eine Reaktion ihrer Stiefschwester, doch diese stand nachdenklich am Türrahmen. „Hallo? Bist du nicht beeindruckt?“ „Wenn wirklich alles gut ist, wieso lädt sie mich dann nicht zu ihrem blöden Lagerfeuer ein? Das ist doch keine Oskarverleihung!“, fragte diese sich laut und weniger an Sonoko gerichtet. Diese warf genervt ihren Kopf in den Nacker und sah sie dann grinsend an. „Puh.. Wie ich es vermisst hatte mit dir über Ran zu reden.“, gab diese von sich und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und wechselte kurz darauf das Thema, „Weißt du, was du verpasst hast?“ Sonoko wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern fuhr direkt in ihrer Erzählung fort, „Deine Mutter auf dieser Datingapp, wo es nur um das eine geht. Die Frau verschlingt Männer, wie das Krümelmonster Kekse.“ „Okay.. Bist du sauer auf mich oder habe ich einfach vergessen wie du bist?“ „Sauer? Warum? Oh, weil du mich angebettelt hast, dass ich hier bleibe und dann abgehauen bist?“ Mitten im Satz drehte Sonoko ihrer Stiefschwester den Rücken zu und ging aus dem Badezimmer. Ihre Stimme triefte förmlich voller Vorwurf und ihre Stimme war merkwürdig quietschig. „Ich habe dich nicht angebettelt.“, stellte Kazuha klar und folgte ihr. „Ich verstehe dich ja. Niemand will lieber, dass du Ran vergisst. Ich bin nur genervt, dass es nicht geklappt hat. Du bist kaum hier und redest nur über sie.“ „Das stimmt nicht! Glaub mir, ich habe mich verändert.!“, protestierte sie und beide gingen die Treppen hinunter ins Wohnzimmer, dass voller Teenager war. Irritiert sah Kazuha zu dem Besuch, als Sonoko sie aufklärte, dass sie jemand neues brauchte, der für sie einige Aufgaben machte. Sie nannte dies Freundikantin, die ihr dabei half, ihren Blog, den sie ebenfalls in den Ferien begonnen hatte, zu aktualisieren und außerdem, machte dies einen guten Eindruck, auch wenn nur sie dies so empfand. Eigentlich hatte sie Zwei von ihnen, aber eine hatte tatsächlich während den Ferien an einem Casting teilgenommen und die Hauptrolle bekommen, weshalb sie nun ziemlich beliebt war. Zu beliebt. Nun musste eine Neue her. Ein Ersatz. Aber da man nicht einfach irgendwen nehmen konnte, veranstaltete Sonoko eine Art Casting, wie diese Shows, die im Fernseher liefen. „Du castest eine neue Freundin?“, fragte Kazuha schockiert und zog ihre Augenbrauen in die Höhe. „Nein, das wäre armselig. Eine Freundikantin! Meine fünftausend Follower die ich habe, haben Erwartungen an mich.“ „Sind das denn viele?“, fragte Kazuha kleinlaut. „Sind es. Ganz ehrlich..“, fing Sonoko an und besah sich den Teenagern, „ich hätte viel mehr erwartet von den Bewerbern. So oder so.. zwei von ihnen dürfen heute Abend mit zum Lagerfeuer kommen.“ „Warte.. Du wurdest zum Lagerfeuer eingeladen?“ „Das ist keine Oskarverleihung, schon vergessen?“, erwiderte diese nur und wandte sich nun ihren Gästen zu. Kazuha verschränkte ihre Arme als ihr klar wurde, dass Ran sie scheinbar bewusst nicht zu diesem Lagerfeuer eingeladen hatte. Was sollte das denn bitte? Einige Stunden waren vergangen und Heiji hatte sich nach seiner letzten Schicht im Freibad, mit seinem besten Freund getroffen. Sie standen gerade an der Kasse einer bekannten Bar, bestellten sich jeweils zwei Eiskaffee, ehe sie sich an einem freien Tisch niederließen. Den ganzen Sommer über hatten die zwei Freunde sich kaum gesehen, denn Heiji war mit seinem Ferienjob beschäftigt gewesen und Shinichi hatte sich auf die Suche nach seinem Vater konzentriert. Zudem hatte er seit knapp drei Wochen eine neue feste Freundin. Shiho. Er war zu Beginn der Ferien zu ihr gezogen, da er weder Heim zu seiner Familie konnte, noch zu seinem besten Freund, da diese ihre Differenzen hatten. Eigentlich war von ihm nicht geplant gewesen, eine Liebesbeziehung mit Shiho einzugehen, aber als sie für ihn da war und ihm half, da hatte sich dies irgendwie ergeben und im nach hinein war er sogar glücklich. Immerhin war Shiho eine hübsche, junge Frau mit Charme und Humor. Er liebte sie und war glücklich. „Die gute Nachricht, ich habe endlich meinen Dad gefunden und die Schlechte.. er ist tot.“, erzählte Shinichi und fuhr gleich fort, als er Heiji seinen traurigen, mitfühlenden Gesichtsausdruck aufsetzte, „Ich meine, das ist zwar eine Enttäuschung, aber jetzt habe ich eine Tante und vier Cousins. Aber genug von mir. Wie war dein Sommer?“ „Äh.. Ich war Rettungsschwimmer hier im Freibad.. Du bist eher der Interessantere von uns, immerhin fliegst du mit einer reichen Freundin um die Welt. Erzähl mir mehr von dir.“, antwortete dieser knapp und trank an seinem Eiskaffee. Skeptisch zog Shinichi seine Augenbrauen zusammen, „Heiji, was ist los?“ „Was meinst du?“, lachte dieser gespielt, was Shinichi noch mehr verunsicherte. „Ich frage nach dir und du wechselst das Thema, dabei liebst du es über dich selbst zu sprechen.“ „Das ist eine Beleidigung!“, kam es empört aus dem Kappenträger. Kopfschüttelnd wandte er seinen Blick aus dem Fenster und seufzte laut, ehe er erneut in die blauen Augen seines besten Freundes sah. Er kam da nun einmal nicht drum herum und müsste es ihm sagen, spätestens am Montag, wenn die Schule wieder los ging, da würde er es erfahren. „Also diesen Sommer.. da haben Ran und ich...“, begann dieser und machte eine kurze Pause, um das richtige Wort zu finden. „Oh Gott.“, entfuhr es dem attraktivem Fußballer, der bereits das Schlimmste befürchtete. „Uns angefreundet.“, beendete dieser schließlich seinen Satz. „Das ist alles?“, fragte Shinichi nach und war sichtlich erleichtert gewesen. Ja, man konnte genau hören, wie der Stein von seinem Herzen auf den Boden prallte. Immerhin hätte es alles mögliche bedeuten können, da die Beiden sogar beinahe miteinander geschlafen hatten. Unsicher legte Heiji seine Stirn in Falten. Wagte es nicht das Gespräch weiterzuführen, doch sprach kleinlaut weiter, „Ich bin dein bester Freundin und sie deine Ex- Freundin.. Ich meine, es stört dich nicht, dass ich mit ihr befreundet bin?“ „Warum? Ich bin mit Shiho zusammen und über Ran hinweg.“ „Sag mir die Wahrheit. Was du mir anvertraust, würde ich niemals ausplaudern.“ „Das ist die Wahrheit. Natürlich mag ich sie noch, deshalb will ich auch, dass sie glücklich ist.“, gestand dieser lächelnd. Doch so schnell das Lächeln sein Gesicht zierte, umso schneller verschwand es und die Unsicherheit machte sich breit, „Ist sie es? E- es kann hart sein, wenn der Ex eine Neue hat.“ Ertappt zuckte Heiji plötzlich zusammen. Mit einer raschen Bewegung nahm er sein Handy, besah sich der Uhrzeit und wandte sich an seinem Schulfreund, „Äh.. Wie die Zeit vergeht. Ich muss los, denn ich habe meiner Mutter versprochen ihr bei der Inventur zu helfen.“ „Treffen wir uns nachher zum Billiard?“ „Die ganze Garage ist voll mit ihrem Kram. Das dauert eine Ewigkeit bis die Inventur fertig ist.“, winkte dieser ab und noch bevor Shinichi etwas erwidern konnte, unterbrach eine weibliche Stimme, die Beiden nicht fremd war, das Gespräch, „Heiji! Wieso schreibst du denn nicht zurück? Es geht um Ran!“ Kazuha hatte sich mit ihren Händen an dem Tisch abgestützt und sah zweifelnd zu ihrem besten Freund. „Was für eine Überraschung.“, kam es spottend aus Shinichi und mit einem breitem grinsen. Genervt rollte Kazuha mit ihren Augen, „Doch nicht so. Ich bin über sie hinweg. Sie gehört ganz dir.“ „Danke, aber ich bin auch über sie hinweg.“ „Ach wirklich? So sah es vor dem Sommer nicht aus.“, erwiderte sie nur und wandte sich an Heiji. Dieser beobachtete amüsiert dieses Gespräch zwischen seinen zwei besten Freunden. Er setzte seinen Eiskaffee an um einen Schluck zu trinken, doch hielt in seiner Bewegung inne als Kazuha sprach. „Ich weiß, dass sie sauer auf mich ist, weil ich weg war und ich muss mich mit ihr aussprechen. Nimmst du mich mit auf dieses Lagerfeuerfest?“ „Das Lagerfeuerfest ist ja heute Abend.“, kam es gespielt überrascht aus Heiji, der so tat, als hätte er dieses Fest vollkommen vergessen. Skeptisch sah Shinichi zu ihm und es sprudelte nur so aus Heiji, „Also da muss ich vorbei schauen. Gleich nach der Inventur. Aber das ist nur für Rettungsschwimmer. Fast so Exklusiv wie eine Oskarverleihung.“ „Warte! Sonoko geht auch hin!“, warf Kazuha empört ein und Heiji war bereits aufgestanden und hatte sich seine Jacke angezogen. Er hielt den Augenkontakt zu seiner besten Freundin und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, „Nun ja... Sonoko ist eine Art Inspirationsfigur.. also dann.“ Kaum hatte er diesen Satz beendet, war er aus der Bar förmlich geflohen, so als wäre er auf der Flucht, weil er gerade eine Bank ausgeraubt hatte. Zurückblieben zwei verwirrte Schüler, die das Verhalten nicht verstanden, aber die Zwei waren sich sicher, dass irgendwas nicht stimmte. Der Abend war angebrochen und das Lagerfeuer brennte und erhellte das Freibad in einem sanftem Licht. Einige genossen die letzten warmen Stunden des Sommers und sprangen ins kalte Wasser. Andere wiederum kümmerten sich um den Grill und servierten warme Würstchen oder Steaks. Und andere saßen um das Lagerfeuer, unterhielten sich über den Sommer und lachten. Darunter waren auch Heiji und Ran. Ran spielte Gitarre und Heiji sang, so schräg es auch klang, ein frei erfundes Lied über den Sommer. Ran unterstützte ihn dabei und sang freudig mit und auch die Anderen stimmten mit ein. Die Stimmung war bei allen sehr locker. “Ich chill hier am Pool, komm doch vorbei...“ „dann sind wir schon zu zweit.“ „Wir chillen hier am Pool, komm doch mit rein... „ja, dann sind wir bald schon drei.“ „Wir chillen hier am Pool, was ist mit dir?..“ „komm, dann sind wir zu viert.“ „Wir chillen hier am Pool und gehen nicht weg...“ „Ja, jetzt sind wir komplett.“ „Dieses Duett ist ja furchtbar von den Zweien!“, entkam es aus Shinichi, der sie etwas abseits beobachtete und seine Arme verschränkte. Auch Kazuha sah ihre besten Freunde zu, wie sie am Lagerfeuer saßen und harmonisch sangen. „Vielleicht hätten wir nicht kommen dürfen. Ein paar Betrunkene die hauptsächlich ihre Badesachen tragen. Das ist mein schlimmster Alptraum.“ „Seid nicht schüchtern.“, mischte sich eine fremde, männliche Stimme ein. Ein gutaussehender Junge stand hinter ihnen und legte freundschaftlich seine Hände auf die Schultern der Beiden. Er war braun gebrannt und trug seine Haare zu einem Zopf. Sein Körperbau war durchtrainiert, vermutlich betätigte diese eine gewisse Sportart. „Hey Leute, bringt den Beiden ein Bier!“, rief er und weckte so die Aufmerksamkeit aller. Schockiert riss Ran die Augen auf, „Heiji, was machen wir jetzt?“ Langsam standen sie auf und gingen auf die Drei zu. „Shinichi. Kazuha. Was macht ihr hier?“ „Das gibt es doch nicht. Ihr seid Freunde von Hattori?“, fragte der Unbekannte die Zwei und legte nun seinen Arm um Heiji seine Schulter. Fragend sahen die Angesprochen von ihren Freunden zu der fremden Person, sichtlich überfordert von dieser Situation und untätig irgendwas zu sagen, weshalb Heiji ihn vorstellte, „Das ist Soshi. „Er ist neu hier und kommt aus Kyoto,“, fuhr Ran fort und nickte lächelnd. „Und du hast sicher Heimweh, oder?“, fragte Shinichi, auch wenn es ihm eigentlich egal war. Er hatte sowieso keine Absicht, eine Freundschaft mit ihm aufzubauen, denn seitdem er ihn sah, hatte er den Blick bemerkt, den er Ran zu warf und dies störte ihn. Aber dem schenkte er an sich keine weitere Beachtung. „Nun ja, anfangs schon. Doch dank dieser bezaubernde Frau ist es für mich ziemlich erträglich.“, erklärte dieser und ging auf Ran zu. Er legte seine Hände an ihrer Wange, legte seine Lippen auf ihre, um sie in einen zärtlichen Kuss zu fangen, was sie erwiderte. Pfeifend stand Heiji daneben, während seine Freunde schockiert dies beobachteten. Kurz darauf hatten diese sich wieder entfernt, denn Shinich wollte mit Heiji unter vier Augen reden und auch Kazuha wollte Klarheit von ihrer besten Freundin haben. Diese schenkte gerade für die Teenager kühles Bier ein und schmunzelte, als Kazuha sie darauf ansprach, ob sie noch immer sauer sei und sie deshalb nicht zu diesem Fest einlud. „So ein Blödsinn. Ich habe dich nicht eingeladen, weil ich weiß, wie sehr du solche Feste hasst.“ „Nicht mehr. Mittlerweile liebe ich Feste, denn ich habe mich diesen Sommer weiterentwickelt. Weshalb ich hier bin.“, erklärte diese und baute sich selbstsicher vor ihrer Sandkastenfreundin auf. „ „Wahnsinn, dass wir jetzt mit unseren Feinden befreundet sind.“, stellte Ran lächelnd fest und Kazuha schüttelte kurz darauf ihren Kopf. Sie war nicht mit Shinichi befreundet, sondern fuhr lediglich mit ihm zu diesem Fest. Die Zwei waren einfach in der Lage normal miteinander umzugehen und miteinander zu reden, ohne diese ständigen Sticheleien, denn dies brachte niemanden weiter. Sie würde jetzt auch nicht sagen, dass sie ihn hasste, denn dies war auch nicht der Fall, es war lediglich zu viel passiert, als das eine Freundschaft entstehen könnte. „Du bist aber nicht...“ „Eifersüchtig?“, beendete Ran ihre Frage und schüttelte kurz darauf entschlossen ihren Kopf, „Ich habe mich auch weiter entwickelt. Ich date einen Jungen, dem Zöpfe besser stehen als mir.“ „Wieso hast du ihn nicht erwähnt?“ „Ich war bei der Arbeit und es hätte wieder Gefühle bei dir beschwören können.“ Kazuha ihre Augen wurden weich, denn es war von Ran ziemlich süß, dass sie auf ihre Gefühle scheinbar Rücksicht nahm, auch wenn diese längst vorbei waren. „Und ich wollte dir keinen Grund geben wieder abzuhauen.“, gestand sie und Kazuha lachte, „Aber das ist es doch. Ich habe diese Gefühle nicht mehr. Nach diesem Sommer bin ich zu einhundert Prozent über dich hinweg! Jetzt kann es wieder so sein wie früher. Ist das nicht toll?“ Mit strahlenden Augen sah Kazuha ihre beste Freundin an, bereit zu feiern, dass ihre Freundschaft wieder wie früher werden würde. Vor dem ganzen Drama. Bevor Kazuha sich in ihre beste Freundin verliebt hatte. Zwei Freundinnen, die am Wochenende gerne mal einen Filmemarathon veranstalteten mit Gesichtsmasken und Eiscreme. Die sich morgens zum Frühstücken verabredeten und anschließend zum Shoppen gingen. Zwei Freundinnen, die stundenlang im Bett lagen und über belanglose Dinge redeten. „Das muss noch warten. Heute ist die letzte Feier der Rettungsschwimmer. Du kannst gerne bleiben, aber rechne nicht damit, dass ich Zeit für dich haben werde. Sei also nicht sauer.“, erklärte Ran und Kazuha ihr Lächeln verschwand augenblicklich. Allerdings zwang sie sich zu einem und nickte, „Ich bin schon groß und komme sicher alleine klar.“ „Ich weiß. Es ist alles gut.“, sagte die Brünette und ließ die Schleifenträgerin zurück. Derweil erklärte Heiji seinem besten Freund, warum er nichts von Ran ihrem neuen Freund erwähnt hatte, „Ich hätte dir von Soshi schon noch erzählt. Ich wollte dich nur schonen. Du sagst selber, dass es hart sein kann, wenn der Ex eine Neue hat.“ „Es ist in Ordnung. Ich freue mich für sie. Ich bin nur überrascht, dass ihr zwei so gute Freunde seid.“, gestand dieser und sah irritiert zum Braungebrannten. Dieser schüttelte entschlossen seinen Kopf, „Sind wir nicht. Wir sind nur... na ja … Arbeitsfreunde und schon bald Schulfreunde, weil wir auf die selbe Schule gehen, aber keine Sorge ich bin noch immer der Anführer von Team Shinichi.“ Anschließend wandte Heiji sich ab und ging zurück zum Lagerfeuer und ließ sich neben Ran und Soshi nieder. Dieser erzählte gerade eine Geschichte aus seiner Heimat und anschließend von dem Klippensprung, den sie vor einigen Tagen getan hatten. Dies war ziemlich komisch für Kazuha, zuhören, dass Ran von einer Klippe sprang, immerhin leidete sie an Höhenangst und die kleine Höhe, löste in ihr Panik aus. Es war für die Schleifenträgerin unvorstellbar, aber scheinbar hatte sie es tatsächlich getan. Und auch Shinichi war erstaunt gewesen, denn sein bester Freund, zeigte genauso wie Ran, eine vollkommen neue Seite von sich. Aber am meisten nervte ihn dieser Lackaffe namens Soshi, der mehr als angab und vermutlich war die Hälfte von dem was er sagte, sowieso gelogen. Er imponierte lediglich Ran um sie zu beeindrucken und um den Finger zu wickeln, was ihn gewaltig gegen den Strich ging, weil es ihm tatsächlich geling. Eine Geschichte nach der anderen tischte er den Leuten auf, die förmlich vor lauter Lügen triefte. Merkte dies denn nur er? Waren all die Leute so geblendet von ihm gewesen? Nur weil er einen guten Körperbau hatte, Redegewandt war und einen gewissen Charme aussprühte? Aber ihm würde er gewiss nicht hinter das Licht führen. Shinichi würde diesen Möchtegern- Angeber beobachten und im richtigen Moment auffliegen lassen, dies schwor er sich. Der attraktive Kudo war zwar vergeben und wollte, dass Ran glücklich wird, aber er war sich sicher, dass dieser Kerl der Falsche war, genau wie er selbst. Die Feier zog sich noch bis spät in die Nacht und alle hatten einen gewissen Alkoholpegel erreicht. Manche ließen sich sogar in einem aufgebautem Zelt ein Tattoo stechen, dass sie an diesem Sommer erinnern sollte und auch Ran wollte dies tun. Sie war fest entschlossen und saß nun in dem Zelt. Sie hatte sich zwar immer geschworen, sich nie ein Tattoo zu stechen, aber nach diesem Sommer war sie eine neue Person. Es war nicht mehr wie früher, auch wenn Kazuha dies annahm. Nein. Es war zu viel passiert. Zu viel, was ihre Freundschaft zum brechen brachte. Angefangen mit dem Fehler, eine gefakte Beziehung zu beginnen, gefolgt damit, dass Kazuha, ihre beste Freundin, sich in sie verliebte und Ran ihre Liebe nicht erwidern konnte, da sie sich in Shinichi verliebt hatte. Und dann fing alles an. Das Disaster war vorprogrammiert. In diesem Sommer hatte sie sich so oft gefragt, ob sie es auch geschafft hätte, dass Shinichi sich in sie verliebt, wenn sie einfach ehrlich gewesen wäre, aber vermutlich wäre sie dann nicht interessant genug gewesen. Shinichi mochte den Reiz und das Verbotene, dies war jedem klar. Und dann als es endlich soweit war und alles gut laufen sollte, da ging es nur noch mehr den Bach runter, bis zu dem Punkt, an dem ihre beste Freundin und ihre Liebe sie betrog. Und was noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass Kazuha sie zurück ließ. Diesen Sommer. Nun war Ran bereit für einen kompletten Neuanfang. Sie wollte nicht mehr von einem Punkt anfangen, wo alles schief ging. Zudem hatte Kazuha sich auch noch nicht bei ihr entschuldigt! Der Tattowierer setzte die Nadel an der Stelle an, wo Ran ihr Tattoo haben wollte und fragte, „Bist du bereit?“ „Ja.“, nickte sie und spürte kurz darauf die Nadel unter ihrer Haut. Nun würde es kein zurück mehr geben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihr Freund, der neben ihr saß, lächelte sie, „Das wird gut aussehen, Mori.“ Stumm nickte sie und merkte, wie eine Träne über ihre Wange lief, denn bald besaß sie das Zeichen, was sie daran erinnerte, nie mehr an diesem Punkt zu landen, wo sie sich verlor und einen neuen Charakter aufbauen musste. Sie wollte mit der Vergangenheit durch diesem Symbol abschließen und all den Schmerz der letzten Monate aus ihrem Herzen verbannen. Jetzt sollte es nur noch um sie gehen und, so Gott will, Soshi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)