Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Severus starrte einfach nur auf die Flammen vor sich. Insgeheim beglückwünschte er den Jungen dazu, hinter seine List gekommen zu sein. Anscheinend war der Kleine doch nicht nur leichtgläubig und dumm wie ein Schaf, welches zur Schlachtbank geführt wurde. Er war zwar jetzt um eine wunderbare Chance gekommen, aber egal. Dafür überraschte ihn dieser Wutausbruch des Schülers umso mehr. Der Unterton, welcher in Harrys Monolog mitschwangen, sprach keine positive Sprache.   Severus kannte solch ein Verhalten von seinen Schlangen. Sie schafften sich durch ihre List auch immer wieder Situationen in denen sie frei sprechen konnten, ohne Strafen oder Tadel befürchten zu müssen. Und Harry Potter zeigte ebenso ein Verhalten. Irgendetwas hatte dieser Bengel auf dem Herzen und Severus wollte wissen was es war. Egal was es nun war, aber um dem Versprechen Lily gegenüber gerecht zu werden, musste er dem Kleinen helfen. Doch, das musste er sich genervt eingestehen, war es nicht nur das Versprechen, welches ihn dies tun ließ. Nein, er wollte es auch, denn er machte sich Sorgen um den Jungen. Die Erinnerungsausschnitte welche er alle schon erhascht hatte, gaben ihm ein immer konfuseres Bild von dem Potter. Eins welches nicht mit all den Erzählungen zusammenpasste, welche Dumbledore ihm zuteil haben ließ. Was war die Wahrheit? Was Übertreibung? Was Wunschdenken und was dreiste Lüge? Nun, der einfachste Weg war wohl, wenn er sich dem Jungen annahm. Oh man, bei allen Tränkemeistern, wir war das alles nur so weit gekommen? Lautlos seufzend massierte er die Nasenwurzel und drehte sich schließlich langsam herum.   Das Bild welches sich ihm bot, ließ ihn einen Moment erstarren, ehe er schnellen Schrittes den Weg zur Couch überwand. “Was tun Sie da?”, fauchte er den Jungen an, ignorierte dessen wütende Miene und ergriff entschlossen die linke Hand des Jungen. Kleine, dunkelrote Blutstropfen rannen wie aus dem Nichts über die leicht gebräunte Haut.   “Ni … nichts”, stotterte der Jüngere und versuchte die Hand zu befreien, doch so schnell würde Severus den Bengel nicht freigeben.   “Von wegen”, spottete er zurück, zog seinen Stab und löste den Illusionszauber. Wobei er merkte das es nicht nur einer, sondern mehrere waren. Zu seiner Überraschung auch ein starker Schwarzmagischer welcher nicht ohne war.   “Warum haben Sie einen Schwarzmagischen Zau …”, doch die letzten Worte blieben ihm im Hals stecken, als er auch diesen letzten Zauber gelöst hatte. Bei Merlin, Morgana und allen Göttern, was war das? Die Hand des Schülers sah beinahe aus, als hätte sich ein Crup in dieser verbissen. Zahlreiche Riss- und Schnittwunden zierten die Haut in verschiedensten Heilungsstadien. Jene, welche wohl noch nicht verheilt gewesen waren, schien Harry sich wieder aufgekratzt zu haben.   “Es ist nichts …”, murmelte der Potter und versuchte erneut die Hand zu entwinden. Doch Severus griff nur energischer zu und entlockte dem Schüler so einen leisen Schmerzlaut.   “Ja … klar. Und ich trage am liebsten Rot!”, fauchte der Lehrer zurück und nutzte zugleich einen Aufrufzauber um Tränke, Salben und Verbandszeug herbei schweben zu lassen. “Sagen Sie mir, wer dafür zuständig ist, Harry! Woher kommen all die Verletzungen?” Dass er wie selbstverständlich den Vornamen nutzte, ignorierte der Tränkeprofessor. Jetzt gab es wichtigeres. Zum Beispiel das Heilen der Wunden und dann die Person bestrafen, welche hier für verantwortlich war!   “Rot würde Ihnen aber nicht stehen, Professor.” Ein verkrampftes Lächeln brachte Harry zustande, ehe er den Blick abwandte. Einen erneuten Versuch seine Hand zu befreien, traute er sich nicht. Es brannte und stach wie Messerstiche. Oh, wie dumm er doch gewesen war. Hätte er doch niemals diesen dämlichen Vorschlag gemacht. Wo waren diese dummen Zeitumkehrer wenn man sie brauchte? Bei Gott, das hier war so peinlich! Vor allen hatte er diese Schmach bisher verstecken können, doch ausgerechnet vor Snape war er versagt. MIST! Als der Lehrer einen Reinigungszauber auf seine Hand sprach, biss Harry die Lippen zusammen, denn es war ein wirklich widerliches, reißendes Gefühl als Blutkrusten, Dreck und Creme verschwanden. Kurz blickte er auf das was einmal seine Hand gewesen war und nun irgendwie mehr einer blutigen Masse glich. Doch genauso schnell musste er den Blick abwenden, denn anderer Leute Blut mochte er ertragen können, doch beim eigenen wurde ihm schwummerig. Wie lustig wenn man bedachte, wie oft er sich dieses schon vom Körper hatte waschen müssen in seinem Leben. Aber vielleicht war es genau diese Tatsache. Es erinnerte ihn immer wieder an alle möglichen demütigenden Situationen. Leise über diese Ironie des Lebens lachend, ließ er sich langsam zurückfallen. Den schweigend arbeitenden Professor einfach machen lassend. Vielleicht sollte er die Zeit besser nutzen, um eine plausible Ausrede zu finden?   “So, fertig”, kam es irgendwann von Severus, ehe dieser die Utensilien verschwinden ließ. Mit frischem Tee für sie beide, ließ dieser sich neben ihm auf der Couch nieder.   “Danke, Professor.” Schutzsuchend zog Harry die Beine auf die Couch und legte die Arme darum. Die linke Hand dick bandagiert.   “Harry, verraten Sie mir, wer das war und vor allem warum?”   “Das geht Sie nichts an. Das ist alleine mein Problem”, gab Harry monoton zurück. Er hatte es sich schließlich vor kurzem geschworen das ‘Umbridge Problem’ ganz alleine zu meistern. Vor allem, warum sollte er es gerade Snape verraten? Was konnte der Mann schon tun?   “Hören Sie, ich bin nicht ihr Feind.”   “Ach nein? Seit wann das denn nicht?”   “Noch nie…”, gestand der Professor und widmete sich seinem Tee.   Schlagartig kam Harry das Geständnis in den Sinn, welches der Lehrer Harry in seiner Wolfsform gemacht hatte.   “Sie können nichts machen, Professor. Nichts, ohne Ihren Job zu riskieren, denn Sie stehen schon auf ihrer Abschussliste.”   “Meinen Sie etwa dass hierfür”, dabei deutete Snape auf Harrys Hand “eine gewisse pinke Person zuständig ist?” Unglaube klang in der Stimme mit.   Ein bitteres Lächeln war die Antwort. “Sie und die liebreizende Feder. Tja, verdient ist verdient, schätze ich.” Schulterzuckend legte Harry seine Stirn auf die Knie. Mühevoll versuchte er so dieses erdrückende, taube und zugleich reißende Gefühl in seinem Inneren zu verdrängen. Tränen wollten sich ihren Weg empor bahnen, doch Harry erstickte sie mit Sarkasmus, noch ehe der Professor weiter auf das gesagte eingehen konnte.   “Ich bin der verwirrte Junge welcher im Turnier einen zu harten Schlag an den Kopf bekommen hat. Der womöglich Cedric selber umgebracht hat, nur weil ich ihm den Sieg nicht gegönnt habe. Der Kerl, der alle verarscht hat mit der Teilnahme an diesem Scheiß, nur um mich aufzuspielen. Ich bin der Lügner, der Voldemorts Auferstehung erfindet um alles zu rechtfertigen. Für die Leute die mir dann doch glauben dass der Kerl wieder da ist, bin ich der Junge, der zu schwach war. Eine Enttäuschung. Eine verblasste Hoffnung. Ich bin der Junge, der Bengel, der Freak der nur Ärger macht. Tadaa!”   Langsam hob er den Kopf und blickte in die schwarzen Augen Snapes.   “Mit mir kann man es ja machen anscheinend. Die Gesellschaft braucht einen Sündenbock. Anders ist es mit Umbridge auch nicht. An Dumbledore kommt die alte Hexe nicht heran, also muss sie ihren Frust an wem anders auslassen. Wer ist da besser geeignet als ich, der die Wahrheit spricht. Alleine der Gedanke daran, dass ich wirklich nicht lüge, macht ihr und alle anderen solch eine Angst, dass sie diese an mir auslassen.“ Leise lachend streckte Harry sich wieder aus. “Wissen Sie, was wirklich lustig ist? Gerade Ihnen erzähle ich all das, wo wir uns nicht mal wirklich leiden können.” Ok, Snape konnte ihn nicht leiden und Harry schmachtete den Kerl an. “Das Voldi wieder da ist, und ich nicht lüge, wissen Sie ja nur zu genau, nicht wahr, Professor?” Keck zwinkerte er dem Mann zu, welcher wie zufällig auf seinen Unterarm griff. “Machen Sie sich keine Gedanken, ich weiß es vom dunklen Lord persönlich, also entspannen Sie sich.”   “Warum? Warum reden Sie überhaupt mit dem Lord?”   “Nun, er mag einen an der Waffel und Methoden haben, welche nicht mit meiner Einstellung übereinstimmen, aber doch steht er dazu. Zudem ist es manchmal ganz lustig. Außerdem nervt er manchmal tierisch und ich kann kaum was dagegen machen. Im Moment ist es ehrlich gesagt wie nerviges Klopfen”, gestand Harry.   “Sie wissen, dass es Ihre Bestimmung ist, ihn zu töten?” Die direkte Frage Snapes ließ ihn zusammenzucken.   “Ja … das hat Dumbledore mir im ersten Jahr, nach der Geschichte mit dem Stein der Weisen, verklickert. Er meinte ich solle bereit sein eines Tages den wirklichen Voldemort zu töten. Keine tolle Info, wenn man gerade so überlebt hat und vollkommen verwirrt und verstört im Krankenbett liegt.”   Schweigen senkte sich über die beiden, in der jeder für sich den Gedanken nachhing, Tee tranken und einige Brocken Kuchen und Sandwich aßen. Wenn man davon absah, was Harry dem Professor gerade alles offenbart hatte war es eigentlich ganz gemütlich.   Severus wusste nicht worüber er zuerst und worüber er zuletzt nachdenken sollte. Der Junge hatte ihm hier Informationen vor den Latz geknallt, mit denen er nicht umzugehen wusste. Was er jedoch sehr genau spürte, war die Wut auf diese pinke Pest. Diese untalentierte, impertinente, übergeschnappte, krötengesichtige Farce einer Lehrerin und Ministeriumsangestellten. Wem genau wollte der Minister eigentlich ans Bein pinkeln? Severus selbst? Dumbledore? Oder vielleicht … vielleicht sogar dem jungen Potter?   Zwischen den Zeilen waren noch so einige Informationen mitgeschwommen. Das was der Junge da erzählt hatte, war nur die Spitze des Eisberges. Die Quintessenzs aus vielen kleinen schmerzhaften Gegebenheiten. Das für ihn Schlimme war, dass er sich Harry dadurch nur verbundener fühlte. Alles was er bisher über den jungen Schüler geglaubt hätte zu wissen, erwies sich plötzlich als falsch oder zweifelhaft. Konnte er seiner eigenen Urteilskraft trauen?   “Sie wissen was Sie hier, zwischen den Zeilen, Dumbledore sowie Umbridge ankreiden?”, erkundigte sich Severus und ließ den Jungen nicht aus den Augen. Dieser wirkte, als wenn er in Trance wäre.   “Ich kann es gerne auch ganz direkt sagen, Professor.”   “Merlin, meine Nerven. Sie verstehen sicher, dass ich es nicht einfach so als Tatsache hinnehmen kann. Jedoch können Sie sich auch diesen missbilligenden Blick sparen, denn ich werde es auch nicht als jugendliche Überreaktion oder Aufspielen deuten. Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Aussagen ernst nehme. Jedoch müssen Sie mir auch etwas versprechen.” Ernst sah er den Jungen an. Er wusste, Harry hatte keinerlei Gründe seinen Worten zu glauben - ihm zu vertrauen. “Ich möchte, dass Sie den Kopf unten halten und auch ihre neuen Freunde, alles voran die Zwillinge, ruhig halten. Fallen weder Sie noch die Anderen auf. Zudem wünsche ich, dass Sie so oft es geht Abends her kommen.”   “Äh … bitte?”   Was hatte der Bengel denn jetzt schon wieder nicht verstanden? Genervt seufzend setzte er zu einer Erklärung an, doch zum Aussprechen kam er nicht, denn sein linker Arme stach wie unter Nadelstiche und das war nichts im Vergleich dazu, wenn er sich dem Ruf verweigerte. Gequält verzog er das Gesicht. So ungern er es zugab, aber er war von dem Ruf überrumpelt worden. Hatte er doch schlicht und einfach nicht daran geglaubt, dass der dunkle Magier ihn heute oder überhaupt in nächster Zeit berufen würde. Was wollte das alte Schlangengesicht von ihm?   “Professor, geht es Ihnen nicht gut?”   “Es ist spät. Gehen Sie in Ihren Turm. Machen Sie keine Umwege.”   “Sie müssen zu Ihm, richtig?” Eigentlich klang dies ja nicht nach einer Frage, sondern eher wie eine Aussage. “Kann ich nicht hier auf Sie warten? Ich… ich will nicht … zurück.”   Aus Nadel- wurden Nägelstiche. Mühsam beherrscht ließ er den Reiseumhang herbeischweben.   “Nein. Nicht heute. Na los, Sie wissen wo die Tür ist.”   Aus Nägel wurden Messer. Brennende Messer. Das Aufrechterhalten der normalen Miene fiel immer schwerer.   “Ich will Sie hier nachher nicht mehr sehen!”, fauchte Severus bestimmt, und verschwand ohne weiter auf den Jungen zu achten durch den Kamin. Merlin, was kam denn wohl jetzt noch?   Harry beobachtete gleichzeitig besorgt und erfreut wie der Tränkeprofessor hektisch durch den Kamin verschwand. Tom hatte es übertrieben. Gut, Harry selbst war nicht unschuldig daran, war er doch auf Toms mentales Anklopfen eingegangen und hatte diesem gesteckt, dass er sich gerade in Severus Wohnung befand. Die Antwort “Wir quatschen einfach. Wobei er mir eher Löcher in den Bauch fragt”, schien den dunklen Lord auch nicht zu beruhigen. Kurz danach hatte Voldemort mit seinem Untergebenem Kontakt aufgenommen. Harry hatte das Zucken deutlich gesehen. So hart wie Severus auch sonst wirkte, für den Bruchteil einer gefühlten Sekunde hatte der Gryffindor eine ganz andere Seite an dem Mann entdeckt. Was, wie er sich eingestehen musste, zugleich erfreulich und beängstigend war. Hinter dieser düsteren Fassade steckte so viel mehr und der junge Gryffindor wollte es sehen. ALLES! Die Frage war, wo kam plötzlich der leise Wunsch her, den Mann zu beschützen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)