Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Panikartig hatte er sich instinktiv versteckt. Von seinem Platz aus lauschte er dem wütenden Gezeter Snapes und dem gehässigen Gelächter Malfoys. Interessant, ein Malfoy konnte also doch herzhaft lachen. “WO IST DIE KLEINE MISTKRÖTE?”, schrie sein Tränkemeister aufgebracht und Harry robbte mit angelegten Ohren noch weiter unter das Möbelstück, welches ihm Schutz bot. Dass er in seiner kopflosen Flucht geradewegs in Snapes Schlafzimmer und unter dessen Bett geraten war, verdrängte er einfach. Ein kleiner Kasten stoppte den Versuch komplett in der hintersten Ecke zu verschwinden und irritiert wendete er sich nach hinten. Doch das wenige Licht, welches in seinem Versteck herrschte, ließ ihn nicht erkennen was für ein Karton es war. Die Frage war jedoch, was Snape so wichtig war, dass er es einerseits versteckte und andererseits in der Nähe behielt. Voller brandheißer Neugierde vergaß er sein aktuelles Problem, drehte sich komplett herum und zerrte die Schachtel vorsichtig unter dem Bett hervor. Er musste einfach wissen, was sich darin verbarg. Leicht außer Atem saß er schließlich grübelnd vor dem Karton. Er war unscheinbar schwarz und hatte links und rechts kleine glänzende Griffe. Jedoch kein Schloss oder andere Sicherungen. Hatte Snape das Ding vielleicht mit Magie geschützt? Doch wie sollte er dies rausfinden? Schließlich stand es außer Frage, sich zu verwandeln und den Zauberstab zu benutzen. Prüfend beschnupperte er den Karton. Doch alles was er wahrnahm war ein Geruch nach Staub, welcher in der Nase kitzelte und ihn zum Niesen brachte. Anscheinend war die Schachtel ungefährlich und so überwand die Neugierde sein schlechtes Gewissen und er schob den Deckel behutsam mit der Nase herunter. Was er entdeckte, ließ ihn die Stirn krausziehen und doch kam ihm der ‘Sinn’ dieser Kiste schlagartig in den Kopf. Er entdeckte alles mögliche. Krimskrams, der auf den ersten Blick wie Schrott wirkte. Und doch war sich Harry sicher, dass dieser für seinen Tränkeprofessor einen ganz anderen Stellenwert besaß. Es war Snapes ‘Erinner-mich-Kiste’. Dessen Schatzkiste! Ein Besitz, der mit Geld nicht aufzuwiegen war! Der junge Wolf wusste wovon er sprach, hatte er doch ebenso eine Kiste. Lustigerweise genau wie Snape unter dem Bett versteckt, jedoch mit Tarnzauber durch Dobby belegt. Er wusste, es war absolut gegen jeden Anstand seine neugierige Nase hier rein zu stecken. Wenn jemand an seine Kiste gehen würde, so sollte derjenige schnell verschwinden. Leise winselnd versuchte er den Deckel irgendwie wieder auf die Schachtel zu bekommen, doch die fehlenden Hände machten dies zu einer beinahe unmöglichen Aufgabe. Verzweiflung stieg in ihm auf. Wenn Snape ihn erwischte, war er, nach der Sache an der Badezimmertür, nicht mehr in der Lage sich heute Abend mit Remus und Sirius zu treffen. Dann endete er als Trankzutat! Mit Hilfe von Pfoten und Schnauze schaffte er es schließlich irgendwie, den Deckel wieder halbwegs dahin zu bekommen wo er hin sollte - endlich! - und jetzt blieb nur noch diesen geraderücken und dann den Karton wieder dahin zu bugsieren, wo er herkam. Erleichtert tapste er um den Schatz herum, als ihm ein kräftiges, dunkles Rot ins Auge sprang. Augenblick überlagerte die jugendliche Neugierde wieder das Gewissen und er angelte den Zettel mit spitzen Zähnen heraus. Was er schließlich erblickte, ließ ihn laut “WAS?”, rufen. Vergessend dass er verwandelt war und daher nur ein Bellen erklang. Vor ihm lag nichts anderes als ein magisches Foto. Ein einzelnes magisches Foto von niemand anderem als seiner Mutter. Von Lily Potter! Was zum heiligen Hippogreif hatte ein Bild seiner Mutter in der Schatzkiste von SNAPE zu suchen? Es musste seinem Lehrer wirklich wichtig sein, ansonsten würde sie nicht in dieser Kiste liegen, die Frage war nur: WARUM? Seine Mum und Snape könnten sich in Hogwarts kennengelernt haben, aber seine Mutter war eine Gryff gewesen und Snape definitiv ein Slytherin. Was verband Snape und die tote Lily Potter? Weswegen … wieso … Fragen wirbelten wie wilde Schnatze in seinem Kopf, während die Gefühle wie eine wild gewordene Zentaurenherde wüteten. Plötzlich ergriff ihn eine große Hand im Nacken und riss den jungen Wolf unsanft in die Luft. Zappelnd, knurrend und fletschend machte Harry umgehend darauf aufmerksam, was er davon hielt. Nämlich gar nichts und der Schock war tief in seine Knochen gekrochen. “Jetzt hör schon auf, du Flubberwurmmade!” Das war doch wirklich nicht zum aushalten! Da hatte ihm dieses elendige Tier einfach in die Wohnung gepinkelt! Hatte er nicht vorhin noch gedacht, dass dieses Wesen einen gewissen Grad an Intelligenz besaß? Nun, das war wohl hiermit ad acta gelegt! Aber hat es nicht versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen und zudem direkt an die Badezimmertür das Geschäft verrichtet? Grimmig schob er diesen Gedanken zurück in die Tiefen seines Unterbewusstseins, ignorierte den lauthals lachenden Lucius und stapfte durch die Wohnung. Wo war dieses kleine Auslaufmodell? “Hör auf zu lachen! Such lieber mit”, fauchte er seinen besten Freund an und schubste diesen in Richtung des Privatlabors, während er sich selbst zum Schlafzimmer aufmachte. Dort angekommen blieb er wie angewurzelt stehen und versuchte zu begreifen, WAS er da vor sich sah. Da war dieses kleine Monster. Doch nicht nur, dass es seinen wertvollsten Besitz gefunden und hervor gekramt hatte, NEIN! Zu dem saß es auch noch leise wimmernd vor dem Bild von Lily! Seiner geliebten - und schmerzlich vermissten - Lily. Wütend stapfte er in den Raum hinein und ergriff den jungen Wolf mit festem Griff im Nacken, um ihn auf Augenhöhe zu halten. Anscheinend hatte er das Wesen erschreckt - oder es war einfach nur nicht begeistert von dieser Behandlung - denn es gebärdete sich wie ein tollwütiger Dachs. “Jetzt hör schon auf zu zappeln, du Flubberwurmmade”, fauchte er und schüttelte das Jungtier einmal energisch. Mit großen Augen blickte das Tier ihn still an - ein Ausdruck in diesen, den Severus nicht deuten konnte - und einzig die Lefzen zuckten noch. “Was glaubst du eigentlich, was du hier tust? Du hast hier weder was zu suchen, in meinem Schlafzimmer, noch hast du an meine Sachen zu gehen! Hast du nicht schon genug kaputt gemacht, du kleines Monster?” Noch einmal schüttelte er das Jungtier, welches versuchte den Kopf einzuziehen. Doch ehe er weiter dem angestauten Frust Luft machen konnte, unterbrach ihn Lucius. “Ich will ja diese traute Zweisamkeit nicht stören, aber ich werde nun gehen. Wenn ich noch länger fort bleibe, gibt es nur unangenehme Fragen. Zudem musst du zum Abendessen.” Damit drehte sich der Malfoy ohne weitere Worte herum und kurz danach hörte Severus das vertraute, leise Geräusch seines geheimen Kamins. Abendessen? War es wirklich schon so spät? Die Versuchung das Essen in der großen Halle einfach ausfallen zu lassen, war groß, aber er musste einfach sehen ob der Potterbengel endlich wieder aufgetaucht war und zudem hatte er keine Lust auf dumme Fragen durch die Kollegen. Und sollte der Junge tatsächlich wieder einmal NICHT auftauchen, so konnte sich dieser definitiv etwas bei der Okklumentikstunde anhören! Dieser dickköpfige, verwöhnte Bengel! Dieser … oooh, er würde den Jungen erst wieder entlassen, wenn er seine ganze schlechte Laune an dem Jüngeren ausgelassen hatte! “Der kann was erleben, das sag ich dir”, fluchte Severus eine ganze Zeit später. Nicht nur, dass dieses schwarzhaarige, menschliche Magengeschwür nicht beim Abendessen in der großen Halle aufgetaucht war. Nein! Zudem verspätete sich dieser Rotzlöffel erneut. Wie sollte er so denn, selbst als erfolgreicher Spion, dieses Kind im Auge behalten und vor Schäden bewahren? Wie sollte er so all die Forderungen erfüllen und vor allem, wie das Versprechen gegenüber Lily halten? Es war doch nicht möglich, dass er an einem fünfzehn Jahre altem Teenager scheiterte! Frustriert schnaubend massierte er sich die Schläfen und ließ sich neben dem kleinen Wolf, der friedlich auf der Couch zu schlummern schien, in die Polster sinken. “Ich sag es dir, Kleiner. Der Junge wird noch der Grund dafür sein, dass ich vorzeitig den Löffel abgebe!”, schnaubte der schlecht gelaunte Professor und kraulte das Tier gedankenverloren hinter den Ohren. “Vielleicht … hey was hälst du von der Idee, ihn hier in meiner Wohnung einzusperren?” Der Wolf hob den Kopf und neigte ihn zur Seite, als wolle er ihn fragen, ob es ihm auch gut ginge. “Hey, guck nicht so, dass ist mein Ernst. Erstens kann er wohl kaum mehr Chaos hier anrichten als DU und zudem …” Gedankenverloren blickte er in das magische Kaminfeuer und drehte das herbeigezauberte Glas Elfenwein in der Hand. Der Junge würde nicht auftauchen, da konnte er sich ruhig einen Schluck genehmigen. “Warum auch immer ich dir das erzähle, aber du musst wissen, dass ich mir Sorgen um den Bengel mache. Ob nun für meine Gesundheit oder seine, sei nun dahingestellt, aber ich habe jemanden versprochen, auf den Jungen aufzupassen. Eigentlich nicht nur einer Person. Von allen Seiten heißt es “Severus, guck. Severus, mach. Severus, pass auf.” Fiepend drückte sich das Wolfsjunge gegen ihn, als wolle es ihn aufmuntern. “Du bist wirklich ein seltsames Kerlchen … weißt du das? Man könnte meinen du verstehst, was ich hier erzähle …” Musternd beobachtete er das Tier während dieser Worte, doch alles was dieses tat, war ihm plötzlich auf den Schoß zu springen und es sich dort bequem zu machen. “Weißt du, es ist nicht mal so, dass ich den Jungen hasse. Er muss es nur glauben, denn das ist definitiv besser, denn ich tanze einfach auf zu vielen Hochzeiten. Dazu zieht Harry einfach immer wieder den Ärger an, wie Licht die Motte. Weasley und Granger waren da wirklich keine Hilfe.” Ein grimmiger Zug legte sich auf Severus Lippen, denn das war in seinen Augen glasklar. Der Weasley war von Anfang an neidisch und wollte ein Stück vom Kuchen abhaben. Granger konnte an Harrys Seite hervorragend mit ihrem Wissen prahlen. Je gefährlicher die Situation und je mehr ihr Wissen geholfen hatte, desto mehr ‘Ruhm’ bekam die junge Frau. Sie mochte extrem nervig sein, aber als beste Freundin des jungen Helden, konnte sie schließlich nicht so schlimm sein. Dies war die mehr oder weniger geheime Meinung vieler Schüler Hogwarts. Da waren die drei ‘neuen’ Freunde doch um einiges besser. Auf jeden Fall für Harry. Ob dies auch für ihn und Hogwarts galt, würde die Zeit wohl zeigen. Ein feuchtes Stupsen holte den Lehrer aus den Gedanken. Mit einem kleinen Grinsen strich er durch das weiche schwarze Fell. Gegen seinen Willen bildete sich ein leichtes Lächeln, als er in die grünen Wolfsaugen blickte. Wirklich, dieses Tier war nicht normal! Wenn ihn auch nur einer seiner Schüler so sehen würde, wäre sein Ruf für alle Ewigkeit ruiniert. Dabei genoss er es die schleimige, böse Kerkerfledermaus zu sein. Es hatte einfach einige Vorteile, wie Ruhe im Unterricht oder Platz um einen herum. Er wurde nicht während des Essens von einem Schüler genervt wegen Kleinigkeiten, so wie beispielsweise Minerva. Seine Slytherin gehorchten und wussten, welche Konsequenzen auf ein Fehlverhalten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, folgen konnten. Zudem hatte er als ultimative Drohung immer noch den dunklen Lord in der Hinterhand. Das ironische an der Sache war, das gerade den Todesserkindern öfter in Erinnerung gerufen werden musste, wer in Malfoy Manor residierte. Der Trend ging unter diesen nämlich zum ‘Nicht-Todesser-Dasein’. Er leerte sein Glas mit einem Zug und rief nach Winky, die augenblicklich mit einem leisen PLOPP, erschien. “Was kann Winky für Mister Snape tun?” Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er eine Nachricht für den Potterspross auf einem Pergament erscheinen und überreichte sie der Hauselfe. Die Mitteilung war so einfach gehalten, dass selbst dieser Junge sie verstehen musste. Sagte sie doch nicht mehr, als dass Snape eine Entschuldigung und vor allem eine Erklärung erwartete für das Nichterscheinen! “Bring das in Harry Potters Schlafzimmer im Gryffindorturm! Irgendwann muss der Bengel ja mal schlafen und dann wird ihm diese Nachricht wohl auffallen.” Damit erhob sich Snape und ließ das Glas in die kleine Küchennische schweben, während sein tierischer Begleiter wieder in einen gesegneten Schlaf abgedriftet war. Die Uhr schlug dreiundzwanzig Uhr, als Severus gerade das Schlafzimmer betrat und zeitgleich ein PLOPP aus dem Wohnbereich ertönte. Irritiert schritt er zurück und entdeckte Winky sowie eine weitere, in Mitleidenschaft gezogen wirkende, Hauselfe. “Was ist hier los?”, verlangte er harsch zu erfahren, was umgehendes, nicht hilfreiches Geplapper der magischen Wesen mit sich brachte. “Mister Snape müssen schnell kommen …” “... Peeves hat …” “... das Tränkelabor …”, plapperten die beiden Elfen wild durcheinander und fuchtelten mit ihren runzligen Händen in der Luft herum. “RUHE!”, brüllte der Tränkeprofessor und kniff sich genervt in die Nasenwurzel. Die Wörter ‘Peeves’ und ‘Tränkelabor’, waren mit die letzten, die er in einem Satz hören wollte! “Egal was, zeigt mir was dieser verfluchte Geist schon wieder anstellt!” Und damit eilte er mit wehendem Umhang hinter den Hauselfen her. Es hieß jetzt diesen Poltergeist davon abzuhalten, unabsichtlich die gesamte Schule in die Luft zu jagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)