Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 46: Einen Schritt zur Wahrheit -------------------------------------- Ich wünsch allen ein frohes, neues Jahr und als ich mich zur Terrasse wende stell ich entsetzt fest, dass weder Seto, noch Jou-kun mehr da sind. Was ist los? Wo sind sie hin? Warum sind sie schon weg? Also lös ich mich von den anderen, kehre ins Wohnzimmer zurück, doch auch da ist niemand. Kurz hatte ich gehofft, dass ihnen nur kalt geworden sei und sie sich kurz aufwärmen. Ich zieh meine Jacke aus und lass sie achtlos auf die Couch fallen. Dann schreite ich durch das dunkle Wohnzimmer zum beleuchteten Flur. Dort sehe ich Seto's Schal auf dem Flur liegen. Ich heb ihn auf und häng ihn an die Garderobe. Als ich die Treppe hinauf schaue sehe ich am Treppenabsatz Seto's Mantel. Ich laufe hoch und heb auch diesen auf. Als mein Blick in den Flur zu unseren Zimmern fällt, entdecke ich auf einem der Stühle Jou-kun's Parker mit dem schwarzen Drachen auf dem Rücken. Auch diesen nehm ich an mich und will schon nach hinten laufen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Als ich aufblicke schaue ich in Isono's Augen. Er lächelt mich behutsam an und schüttelt seicht seinem Kopf. Ich verstehe schon, was er sagen will. Also gehen wir wieder runter, ich häng die beiden Kleidungsstücke an die Garderobe und geh dann mit ihm in Seto's Büro. Seto's Büro wirkt komisch, wenn mein großer Bruder nicht in ihm sitzt. Es sieht auf einmal sehr fremd aus. Dann wende ich mich zu Isono, der gerade die Tür schließt. Also, will ich jetzt wissen. Was ist mit meinem Bruder los? Warum kann er nicht, wie alle anderen, sich am Jahreswechsel erfreuen? Er blickt mich ernst und ein wenig geschockt an. Isono setzt sich auf die Couch der Sitzgarnitur, die hier steht. Ich setz mich zu ihm. Er kratzt sich nachdenklich an der Stirn. Leise, mit zerbrechlicher Stimme, setzt Isono schließlich für eine Antwort an. Es gäbe Dämonen, die Seto nur an ganz bestimmte Tage heimsuchen. Gegen die er sich nicht wehren könne. Er versucht es, aber er verlöre diesen Kampf immer. Und sobald die Dämonen ihn niederringen erlebt er Dinge, die er sonst unterm Jahr tief in sich begraben hat. Ich schau ihn grübelnd an. Dann spüre ich etwas in mir, dass aus der Tiefe an die Oberfläche drängt. Eine Erinnerung, die mir erst jetzt wieder bewusst wird. Mich ereilt eine schreckliche Vorahnung... Ich war zehn und seit diesem Schuljahr auf einem Internat. Aber weil ich Ferien hatte war ich daheim. Trotzdem sollte ich jeden Tag lernen und überwiegend in meinem Zimmer bleiben. Doch das war langweilig und ich hatte Sehnsucht nach Seto, den ich - seit ich vor vier Tagen nach Hause gekommen war - erst zwei Mal gesehen hatte. Bei beiden Treffen war er seltsam distanziert und sah ganz und gar nicht gut aus. Er war blass und ich hätte schwören können, dass er schon wieder ein Stück dünner geworden war. Auch seine Ausstrahlung war anders. Er scheute nicht nur die Nähe zu mir, sondern auch den Blickkontakt. Ich machte mir Sorgen, also wollte ich mich zu ihm schleichen und nach dem Rechten schauen. Ich schliech mich also den Korridor entlang, als Gozaberu plötzlich die große Haupttreppe hinauf gepoltert kam. Ich drückte mich zwischen einen Stuhl und den Sockel einer Büste, die hier stand, und hoffte, dass er mich nicht sehen würde. Glücklicherweise wandte er sich dem Flügel zu, in dem Seto sein Zimmer hatte. Damals hatte ich mein Zimmer noch im Flügel, in dem heute Yugi und die anderen untergebracht sind. Vorsichtig und mit einigem Abstand folgte ich Gozaberu und hoffte, dass er nur in sein eigenes Zimmer wollte. Doch er blieb vor Seto's Zimmer am Flurende stehen und riss die Tür auf. Laut schlug er sie wieder ins Schloss, als er das Zimmer betreten hatte. Ich hörte, wie er etwas brüllte. Was genau, konnte ich nicht verstehen. Dann hörte ich ein Klatschen... noch ein Klatschen. Ein merkwürdiges schnalzendes Geräusch wiederholte sich einige Male. Ein Weinen und Wimmern. Ich war verwirrt. Das Quietschen des Bettes war zu hören, als ob etwas darauf geworfen wurde. Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt weit und da sah ich... Gozaberu... wie er Seto bäuchlings in das Bett drückte und hinter ihm stand. Seto's Klamotten hingen in Fetzen an ihm. Die Hand Gozaberus krallte sich an Seto's Hüfte und hob sie merkwürdig in die Höhe. Der entblößte Rücken meines Bruders war von Striemen überzogen. Einige bluteten sogar. Seto weinte, wimmerte, schluchzte, flehte, während er seine Hände in die Tagesdecke krallte. Gozaberu bewegte sich ruckartig nach vorne und Seto schrie auf. Wieder wimmerte er, schluchzte vor Schmerzen, flehte darum, dass unser Adoptivvater aufhören sollte. Der zog sich ein Stück zurück und für mich sah es in dem Moment aus, als hätte er Erbarmen mit Seto. Doch dann... bewegte er sich wieder ruckartig nach vorne. Wieder schrie mein großer Bruder vor Schmerzen auf. Ich wollte in das Zimmer stürme und den großen Alten von ihm wegziehen, doch ich wurde von hinten gepackt, hochgehoben, eine Hand legte sich über meinen Mund. Die Tür wurde so leise wie möglich wieder geschlossen. Dann wurde ich in mein Zimmer getragen. Immer wieder rief ich gegen die meinen Mund bedeckende Hand an, dass wir Seto helfen müssten. Als ich in meinem Zimmer abgesetzt wurde sah ich auf und erkannte Isono, der mich traurig anschaute. Wieder wollte ich an ihm vorbei. Immer noch schreiend, dass wir Seto doch helfen müssten. Doch Isono hielt mich auf. Sagte, dass wir es nur schlimmer machen, wenn wir jetzt was unternehmen! Er würde sich aber gleich um Seto kümmern, sobald das Monster von ihm ablassen würde. Wie... wie hatte ich das nur vergessen können? Damals hatte ich nicht gewusst, was unser Adoptivvater mit Seto tat. Doch heute fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Gozaberu hatte Seto vergewaltigt! Die Tränen laufen mir bereits über das Gesicht, ohne das ich sagen kann, wann ich angefangen habe zu weinen. Entsetzt blicke ich Isono an, der schuldbewusst den Blick senkt. Traurigkeit und Scham liegen in seinem Blick. In mir formt sich die Frage nach dem 'Warum'! Warum hat Isono damals mich geschnappt und weggebracht, statt Seto zu helfen? Seine Antwort klingt ernüchternd: Es lag nicht in seiner Macht zu dem damaligen Zeitpunkt Seto helfen zu können. Natürlich hätte er dazwischen gehen können, doch Gozaberu hätte ihn dann gefeuert und für Seto wäre das Leben unlängst schwieriger geworden. Zur Polizei gehen war auch keine Option. Dazu hatte der alte Kaiba zu gute Verbindungen in den Polizeiapparat. Langsam beginne ich zu verstehen. Und dann wird mir schlagartig bewusst, dass wir hier nicht von einem Einzelfall sprechen! Mein Weinen wird stärker, als ich Isono danach frag. Frage, ob so etwas... öfters vorgekommen sei. Ich wünsch mir, dass mir Isono sagt, dass es ein Einzelfall war. Doch er lässt erneut beschämt den Kopf hängen und nickt langsam. Ich schlag die Hände vor das Gesicht und schluchzte noch lauter. Isono nimmt mich tröstend in den Arm und zieht mich an sich. Er sagt nichts. Lässt mich weinen. Klar, ich hab mehr mitbekommen, als Seto weiß. Hab mitbekommen, wie er geschlagen und erniedrigt wurde. Doch das... wie konnte ich dieses Erlebnis nur vergessen? Wieso erinnerte ich mich erst jetzt wieder daran? Auf einmal ergibt sich für mich ein neues... wesentlich schrecklicheres Gesamtbild von der Vergangenheit meines Bruders. Und ich... ich war nicht für ihn da gewesen. Deshalb... deshalb hat er versucht sich das Leben zu nehmen... er konnte es einfach nicht mehr ertragen... Gozaberu wollte ihn nicht nur brechen... er wollte ihn töten! Nicht körperlich töten... aber die Seele meines Bruders zerstören, woran er dann langsam kaputt gegangen wäre. Nicht wäre... Mir wird klar, dass seine Seele nichts weiter als ein Scherbenhaufen ist. All die Jahre hat Seto versucht den Scherbenhaufen irgendwie zusammenzuhalten. Doch irgendwann musste er in sich zusammenfallen. Dieses... dieses dreckige Schwein. Wäre er nicht schon tot... ich würde ihn eigenhändig erwürgen. Und zum ersten Mal verstehe ich, warum mein Bruder manchmal nicht anders kann, als einfach zu schreien! Denn mir geht es in diesem Moment auch nicht anders. Ich schrei meine Frustration laut aus mir heraus, bevor ich wieder weinend in mich zusammensackte. Nie wieder... werde ich so blind sein! Ihn alleine leiden lassen! Ihn alleine lassen mit seinen Dämonen! Doch wie... wie soll ich ihm sagen, dass ich nun im Bild bin? Wenn ich ihn direkt darauf anspreche, wird er dicht machen. Mich von sich weißen. Die Scham würde ihm suggerieren, er hätte vor mir sein Gesicht verloren. Wie... wie kann ich ihm helfen ohne ihm das Gefühl zu geben, dass er sich vor mir eine Blöße gibt? WIE? 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