Lily Severus Evans- Wie der Vater, so die Tochter... von sadAngel666 ================================================================================ Kapitel 7: Weihnachtsferien -I- Ankunft in Spinner's End -------------------------------------------------------- Donnerstag Abend. Professor Severus Snape hatte seine junge Tochter zu sich ins Büro rufen lassen. Lily Severus erschien auch schon bald darauf, selbstredend in ihrer Schulrobe, die sie nur seinetwegen erneut angezogen hatte. Nicht ganz so begeistert schleppte sie sich in die Kerker zu seinem Büro. Was wollte ihr strenger Professor bloß von ihr, dachte sich das Mädchen. Und das kurz vor Ausgangssperre fügte die Ravenclaw gedanklich hinzu. Aber dies würde sie nun ja herausfinden und betrat die unterkühlte Räumlichkeit, die sich sein Arbeitsplatz nach Unterrichtsschluss schimpfte. Er schaute von seinen Korrekturen ungerührt auf. Die grünen Augen der jüngeren Snape fokussierten sich auf die schmale schwarze Gestalt des Lehrers, der sie einen Moment lang nur streng ansah. „Schließ die Tür hinter dir“, raunte befehlshaberisch seine tiefe Stimme. Gesagt getan. Sie schloss die Tür, schritt vorsichtig in seine Richtung und blieb vor seinem Pult stehen und wartete. „Morgen ist der letzte Schultag vor den Ferien, wie es dir nicht entgangen sein dürfte“, Severus ließ seinen Blick auf das Mädchen ruhen und schaute weiterhin düster. Lily nickte bloß und murmelte ein einfaches: „Ja, Sir...“ „Desweiteren werde ich die Ferien über nicht hier in der Schule sein, sondern bei mir zu Hause in Cokeworth verbringen.“ Er hielt kurz inne und beobachtete Lily Severus. Sie sah ihn nicht blöd an, stellte keine Fragen sondern nickte stumm. Dann fuhr er auch schon fort: „Nun, und da ich es dir nicht einfach so erzähle wirst du natürlich nachvollziehen, dass ich dich mitnehme.“ „P-Professor? I-ich soll mit... mit dir zu dir gehen? Ist es denn okay? Ich meine, ich könnte auch in der Schule...“, setzte das Mädchen an. Noch immer keine Rührung in seinem Gesicht. Streng gezogene kühle Gesichtszüge zierten weiterhin sein herablassend wirkendes Antlitz. „Wo denkst du hin, dummes Gör? Ich bin letzten Endes dein Vater... Es ist durchaus nicht mein Vergnügen, ebenso wenig wie das deine. Daran lässt sich dennoch nichts ändern. Ich bin für dich und dein Wohl zuständig. Ich dulde keine Widerworte...“, schnarrte der Tränkeprofessor unbehaglich. Nicht zuletzt war es Dumbledore zu verdanken, der ihn überredete ein wenig mehr Zeit mit Lily zu verbringen. Diese nickte leicht. Ihre grünen Augen trafen die Onyxfarbenen ihres strengen Lehrers. Eine Weile trat Schweigen in den unterkühlten Raum ein in der sie beide sich einfach anschauten. Snape knurrte, alles andere als amüsiert. „V... Sir?“ „Hier in der Schule bin ich noch immer vordergründig dein Lehrer. Und während der Schulzeit wirst du mich weiterhin Professor oder Sir anreden, das ist dir bewusst?“ Die Ravenclaw räusperte sich und gab mit mehr Selbstbewusstsein zur Antwort: „Natürlich, Sir. Ich bin weder lebensmüde noch so doof. Und beides am allerwenigsten.“ Ihr Gegenüber fixierte sie weiterhin durchbohrend, erhob dabei allerdings vielsagend eine Augenbraue. Er schien mit der Antwort nicht gänzlich unzufrieden. Immerhin etwas. „Das habe ich von einer Ravenclaw auch nicht anders erwartet. Und wärst du mutig genug gerade mich herauszufordern und zu deinem schlimmsten Albtraum deiner Schulzeit zu erküren, wärst du wohl in einem gewissen anderen Haus gelandet... Allerdings bist du außerschulisch -leider- meine Tochter.“ Das Mädchen schluckte. Der strenge Ton ihres Erzeugers ließ sie ruhiger werden. Aber nur zu Schweigen war unhöflich. Und das mochte ihr Gegenüber nicht. Das würde ihm nur wieder eine Gelegenheit bieten, sich unnötig Strafen auszudenken. Deswegen bestätigt sie ihm nur mit einem leisen 'Ja, Sir'. Erneut trat Stille ein. Der Hauslehrer Slytherins erhob seine Stimme auch erst wieder als er ihr anmerkte wie unwohl sie sich gerade in seiner Gegenwart fühlte. Nun immerhin wirkte er als der unheimlicher Lehrer der er auch zweifelsohne auch war. Aber er konnte es wiederum nicht verkraften außerhalb des Unterrichts ständig mit Lehrertitel angesprochen zu werden. Das bisschen Auszeit von den Plagen musste sein. Obwohl... er hatte nun selber eine Plage noch zusätzlich außerhalb des Unterrichts am Hals. Aber deswegen wollte er nicht ständig an seinen Beruf erinnert werden. Nach reiflichen Überdenken durchbrach er die eingetretene peinliche stille zwischen ihnen: „Wenn wir unter uns sind darfst du mich meinetwegen bei meinem Vornamen nennen... oder wenn es denn unbedingt nötig ist mich mit 'Vater' oder 'Dad' anreden. Ich selber werde dich lediglich auf den Namen Lily rufen. Das mit Severus klingt dann doch etwas komisch aus meinem Munde...“ Auf Lilys Lippen zuckte es flüchtig, ein Lächeln andeutend aber unterdrückend. Nicht, dass er sich noch beleidigt fühlte. Er bemerkte ihre Reaktion dennoch und sah sie entsprechend finster an: „Nun wie auch immer...“ Einen Moment schwieg er wieder und korrigierte weiter. Aber dann deutete er auf seine Nase. „War das wieder einmal ein Streich deiner Hauskameradin?“, brachte er es tonlos über die Lippen. Lily wusste sofort, dass er damit ihre Verletzung an ihrer unförmigen Nase meinte. Es war für sie nur eine Kleinigkeit, keine beachtenswerte große Sache. Aber ihm schien dies direkt aufzufallen, was sie ein wenig in Staunen versetzte. Gute Augen und Erinnerungsvermögen, vermutete sie. Und dass er von den Schandtaten ihrer älteren Mitschülerin so gut informiert war, überraschte sie ebenfalls. Und dennoch bemühte sie sich es nicht anmerken zu lassen. „Nun... mitunter, aber ich denke, dass es meine eigene Schuld ist...“, gab die junge Ravenclaw zu, sichtlich etwas verlegen. Jedoch war sie ein wenig erstaunt, dass ihr düsterer Gegenüber doch irgendwie ein klein wenig menschlich zu sein schien. Ob er als Vater umgänglicher war als in der Schule, daran mochte Lily Severus keine Theorien aufstellen. „Lüg. Nicht. So frech..“, kam es unüberzeugt von ihm während er wieder zu ihr streng aufblickte. „A-aber ich bin doch selber die Treppen hinuntergestürzt, Professor“, beteuerte die Erstklässlerin. „Sicher, Kindchen. Erzähl mir noch, dass du an dem Tag so viel Pech hattest, dass du ständig gegen die Türen liefst“, höhnte er, „Ich mag zwar kein Heiler oder ähnliches vom Beruf sein, aber mir entgeht nicht wenn die Schüler auch nur leicht verletzt sind, merk dir das. Und ob es bloß ein Unfall oder nicht, das lass mich beurteilen.“ „Ja, Sir...“, kam es kleinlaut von der Schülerin. „Und glaube mir, ich habe da so eine Macke, dass mir sofort bei eher weniger regelmäßig und 'schön' geformten Köperteilen auffällt ob diese Verletzungen erlitten haben oder nicht. Und das Riechorgan befindet sich nun einmal mitten im Gesicht, also übersehen kann man es nicht... Ich jedenfalls nicht.“ Lily wirkte verwundert und hatte den Mund leicht geöffnet. Der Hauslehrer Slytherins grinste hämisch: „Für ein kleines Balg wie dich, beeindruckend, nicht wahr? Also was ist nun?“ „Ähm... dass ich die Treppen hinunter gestürzt bin, stimmt aber schon...“ „Das weiß ich bereits, und weiter?“, erklang es ungeduldig von seinerseits. „Na ja, ich glaube jemand hat mir ein Bein gestellt als ich es eilig hatte... auf dem Boden liegend ist...“, Lily überlegte kurz fuhr dann aber fort ohne genauer darauf einzugehen, „... kam jemand und trat 'versehentlich' gegen meine Nase. Das wars aber auch echt!“ Der Tränkemeister erhob eine Augenbraue. Er war noch nicht zufrieden. „Das, ähm... war vorgestern passiert Sir. Ich hatte noch keine Zeit Madam Pomfrey aufzusuchen...“, entschuldigte sich die Grünäugige. „Ach so?“, fragte der düstere Lehrer für Zaubertränke weiter nach. Lily Severus nickte schließlich schnell. Da zog er auch schon seinen Zauberstab und richtete ihn auf Lily. „Episkey!“ „Argh!“ Ihre Nase knackte einmal unschön und reflexartig hielt sie beide Hände vor das Gesicht. Die Augen dabei kurz zusammenverkniffen. „Besser?“, schnarrte der Professor. Lily brauchte einen Moment und überzeugte sich ertastend, dass er ihre Verletzung geheilt hatte und nickte ihm zu: „D-danke, Professor.“ Er räusperte sich. Es klingelte sofort bei ihr. Klar 'unter sich' bezog sich wohl sogar auch auf die Schule. Wie nett. Also korrigierte sie sich: „Danke...Vat...ähm Severus.“ Er schmunzelte bösartig: „Schon besser. Und gut für dich, dass du dich noch mit der rechten Anrede retten konntest. Schließlich befinden wir uns noch immer in der Schule.“ Sie nickte. „Nächstes Mal gehst du aber direkt in den Krankenflügel und lässt dich behandeln... oder zumindest merke dir diesen Zauber. Er heilt zwar nicht alles, aber für so Kleinigkeiten reicht er alle mal...“, ermahnte er die kleine Ravenclaw ehe er auf die Uhr blickte. Sein schadenfreudiges Grinsen sagte bereits, dass es schon sehr spät war. „Nun, ich werde dich am Samstag gegen Mittag vor dem Schloss erwarten, sei pünktlich! Nun sieh zu, dass du von keinem Kollegen aufgehalten wirst und du dir bis dahin noch eine Strafe einfängst.“ Lily Severus entschwand dann auch schon aus seinem Büro in Richtung Ravenclaw Turm... ~ Samstag Mittag vor dem Schloss. Die meisten Schüler traten bereits den Heimweg per Zug an. Nicht jedoch die wenigen Schüler, die über die Ferien in Hogwarts blieben sowie Lily Severus Evans (die bisher noch nicht wusste, dass sie außerschulisch den Namen ihres Vater trug), die mit ihrem eher spärlichen Gepäck auf Snape zukam. Dieser stand weit abseits von der ganzen Schülerschar. Schließlich sollte man ihn nicht mir einer Schülerin erwischen und das (wahre) Gerücht ihrer nahen Verwandschaft bestätigt sehen. Lily hielt mit einem kleinen Koffer sowie ihrer Farbmaus im Käfig vor ihrem missmutigen Vater, der selber nur ganz wenig Gepäck bei sich hatte. Die Koffer wurden verkleinert und in die Taschen des dunklen mit Umhang ausgestattetem Wintermantels verstaut. Lily trug ihre alten gebrauchten Kleidungen und eine relativ dünne Jacke, was Severus jedoch unkommentiert ließ. „Können wir?“, fragte die tiefe boshafte Stimme des Tränkemeisters. Lily Severus nickte: „Und wie reisen wir?“ „Nun, ich würde das Apparieren bei weitem bevorzugen, aber ich halte es für keine gute Idee. Allein schon deswegen, dass ich nicht möchte, dass eine Rotzgöre sich womöglich noch auf meine Schuhe übergibt. Es ist also zu unser beider Wohl dies zu vermeiden. Deine ersten Apparierversuche überlasse ich jemand anderes...“ „Das heißt? Wir fahren mit dem Zug?“, fragte die kleine Snape mit den stechend grünen Augen. Der Ältere zog eine Augenbraue hoch und blickte sie aus seinen Augenwinkeln an: „Das wäre auch eine Möglichkeit. Und sicherlich die angenehmste Variante. Aber mir persönlich geht die weihnachtliche Vorfreude im Zug genauso sehr auf den Geist... wie ein ungewolltes Kind bemuttern zu müssen von dem ich bis zum Anfang dieses Schuljahres noch nichts wusste!“ Sein Zynismus war kaum zu überhören, was nun auch die Kleine eine Augenbraue hochheben ließ. Sie kommentierte es lieber nicht, da sie ja noch irgendwie an ihrem Leben hing. Ihn als Vater war sicher auch nicht unbedingt ihr Wunsch gewesen. Da waren sich die beiden Snapes einig. „So ungerne ich es auch tue... wir fliegen.“ „Fliegen?!“, erklang es nun doch erstaunt in kindlicher Manier. Severus knurrte: „Ja, fliegen.“ „Hm. Du meinst auf einem Besen? Wir beide zusammen? Das ist ja... irgendwie cool“, meinte Lily und ihre grünen großen Kinderaugen strahlten begeistert als sie sich das bildlich vor ihren Augen hielt. Aber sie wurde wieder etwas in ihrem Enthusiasmus abgebremst als sie zu ihrem Vater aufblickte, der grimmiger dreinschaute als zuvor. „Da muss ich dich leider enttäuschen, Kind. Wir fliegen auf 'meine' Weise.“ „Häh?“, klang es gerade sehr intelligent vom Kind. „Geistreicher hättest du dich tatsächlich nicht ausdrücken können, Mädchen... Ja, es gibt auch noch eine andere Art zu fliegen. Die kann auch nicht einfach jeder, sei dir da gewiss.“ Lilys Verwunderung stieg immens an ebenso den Schock sah man ihr im Gesicht geschrieben als der düstere Mann sie nun auch noch auf seine Arme nahm: „Ich rate dir, dich gut festzuhalten. Wir halten erst wieder wenn wir bei mir vor der Tür stehen, verstanden?“ „A-aber...“ „Was denn noch? Sag nicht, du hast Flugangst oder dir wird leicht schlecht beim Fliegen? Und das ausgerechnet von jemanden, die in die hauseigene Quidditch-Mannschaft aufgenommen werden will! Dann hätten wir beide ein Problem...“, klang es bedrohlich und finster vom Professor für Zaubertränke. Mit ihm jetzt so nah auf Augenhöhe zu sein empfand die junge Ravenclaw doch etwas unbehaglich, und sein düsterer Blick tat sein übriges. Doch sie hielt seinen Blick tapfer stand. „Sieht uns denn niemand wollte ich fragen?“, verbesserte sie ihren Vater. „Nein“, lautete darauf unverzüglich die knappe Antwort von Severus. „Du lässt mich aber auch nicht fallen, Vater?“ „Nicht solange du gehorsam bist und dich wie angeraten festhältst. Nun halt die Klappe und tu was ich dir sage!“, befahl Snape barsch. Damit nickte sie ihm zu, klammerte sich um seinen Hals und wartete gespannt darauf was er vorhatte. Ihren Kopf legte sie dabei auf seine Schulter. Lily spürte wie ihr Vater sich vom Boden abstieß, seinen Umhang sie verhüllend. Es wäre ja unpraktisch sollte sie doch jemand zusammen sehen. Und sie flogen alsbald gemeinsam als schwarzer Nebelschwaden durch die Lüfte pausenlos bis sie sein Heim in Spinner's End gefunden hatten und landeten. Den Flug hat das Kind gut und unbeschadet überstanden. Ihr war nicht schlecht geworden, was etwas verwunderlich wäre, da sie ja in den Flugstunden zu Unterrichtszeiten recht vorbildlich auf dem Besen fliegen konnte. Sie hatte ihre Arme durchgehend um ihn geschlungen und mit kindlicher Freude gesehen wie ihr alter Herr gegen seinen Willen mit ihr beladen flog. Sicherlich eine nette Erfahrung für ein Kind, und doch hasste er es fliegen zu müssen. Eine Schwäche, die er nur äußerst ungerne offenbarte wenn es sich denn nicht vermeiden ließ. „Wie hast du das gemacht?“, war prompt die erste Frage die ihn begrüßte nachdem er sie abgesetzt hatte. Toll, jetzt war sie auch noch neugierig. Weiterhin gehässig gab er knapp zur Antwort: „Hat dich nicht zu interessieren. Lediglich, dass es bei diesem einen Mal bleiben wird, verstanden? Der Rückweg wird ganz normal mit dem Zug angetreten.“ Darauf schwieg das Mädchen auch wieder augenblicklich und er führte sie in sein Haus. Sie betraten das alte Haus in Spinner's End und stellten die Koffer wieder vergrößert in den Gang ab. Lily folgte schweigend ihrem Vater. Sie konnte es nicht fassen. Sie würde tatsächlich bei ihm die Ferien verbringen müssen. Es war befremdlich und dennoch etwas aufregend. Vielleicht war er kein allzu schlechter Kerl wie sie es sich ausmalte. Unheimlich war er dennoch. Aber wer wusste schon wie er außerschulisch war. Es wäre kaum verwunderlich, wenn er auch privat ein mies gelaunter Griesgram wäre mit dem man nur ungerne abhing. Sie folgte ihm ohne weiteres bis ins obere Stockwerk wo er auch schon eine Zimmertür zu seiner Linken öffnete und das Kind mit einem Handwink anwies einzutreten. „Das hier wird dein Zimmer sein solange du bei mir lebst. Sprich hauptsächlich in den Ferien.“ Nur zurückhaltend betrat Lily Severus das Gemach. Es schien recht leer, aber geräumig. Ein Bett stand in einer dunklen Ecke, ein alter Schreibtisch und ein abgenutzter Kleiderschrank standen an den Wänden. Mehr gab es auch nicht zu sehen. Naja vielleicht noch ein kleines Bücherregal mit alten Büchern und Schreibutensillien vielleicht, aber mehr bot das Zimmer auch nicht. „Keine Scheu, Kind... Ich versichere dir, bis auf dich gibt es hier keine weiteren Monster, die dir auch nur im Ansatz schaden könnten“, hörte Lily den strengen Ton ihres Vaters und sah ihn skeptisch an. Dass dieses Märchen vom 'Monster unterm Bett' oder ähnlich so weit verbreitet war konnte sich Lily echt nicht erklären. Es war zum Augen rollen. Sie war doch keine 3 mehr sondern fast 12! Er erwiderte den Blick ebenfalls kritisch mit verschmälerten Augen. Das Mädchen schien wieder irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. Wie ärgerlich, aber besser ein Jemand der seinen Verstand nicht einzusetzen weiß. Deswegen kam er ihr auch zuvor und fügte noch hinzu: „Wie du unschwer erkennen kannst, habe ich es auch überlebt...“ Ihre großen Kindsaugen, die ihn fragend ansahen zeigten ihm, dass er doch etwas voreilig war zu vermuten sie würde ernsthaft nachdenken. „Das hier war also dein Zimmer... als du... klein warst?“ Es klang deutlich so, als würde sie sich mehr wundern, dass er auch mal ein Kind gewesen war als die Tatsache, als dass es einmal als sein eigenes Kinderzimmer herhalten musste. Na wie schmeichelhaft. Im Geiste schmunzelte er fast schon darüber. Kinderlogik. „In der Tat. Auch wenn du es mir nicht zutrauen magst, aber ja. Auch ich war einmal klein...“, gab er im gefassten, monotonen Tonfall von sich während er dabei seine Arme verschränkte. Lily schwieg daraufhin und betrachtete das Zimmer genau. Sie lief ebenfalls durch den für ihr Ermessen durchaus großen Raum. Es war einfach wundervoll. Und zu schön um glauben zu dürfen, dass sie hier alleine wohnen durfte. Sie war gerade dabei den stark abgenutzten Schreibtisch zu begutachten und anzufassen, als auch schon wieder die tiefe Stimme ihres Vater hinter ihr erklang: „Nun, zugegeben, es muss etwas aufgeräumt und hergerichtet werden. Ich arbeite ja hauptsächlich unten und Gäste empfange ich so gut wie. Zumindest keine, die über Nacht bleiben. Also habe habe ich von diesem Raum kaum Gebrauch gemacht. Aber mir scheint es wird seine Funktion als Kinderzimmer weiterhin nachkommen...“ Lily Severus drehte sich wieder um und schmunzelte. Relativ gelassen und ruhig merkte sie an: „Das ist es nicht. Im Waisenhaus mussten wir zu mehreren ein viel kleineres Zimmer teilen. Und das hier ist... ja groß... Es ist wirklich großartig. Und ich darf echt alleine hier wohnen?“ „Nun- es gehört ganz dir. Ich habe mein eigenes Zimmer gegenüber. Diesbezüglich ermahne ich dich es nur bei dringenden Notfällen zu betreten. Alle abgeschlossenen Räume sind für dich tabu. Auch in mein Labor im Keller gehst du nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis geschweige denn überhaupt nicht ohne mich. Verstanden?“, mahnte er in ruhiger aber dennoch festen Stimme. „Ja, Vater“, stimmte Lily Severus den Vorschriften zu. Schließlich war sie im Grunde nur sein Gast und entsprechend musste man sich an die Hausordnung halten. Aber damit konnte sie gut leben. Glaubte sie zumindest bisher. „Und was die Zimmereinrichtung betrifft... wir richten es gemeinsam ein, du sollst mir ja nicht das ganze Haus auseinander nehmen. Aber eines sei gesagt... du willst nicht diese Wände in ein Rosa sehen.“ Die Angesprochene schauderte es bei der Vorstellung. Nein dieses Prinzessinnen Gehabe mochte sie nicht. Die Farbe Rosa noch weniger, deswegen bestätigte sie mit Freuden: „Natürlich. Sei unbesorgt, mit Rosa und Märchenprinzessinnen vergrault man mich eher als dass man mich fesselt, Vater.“ „Ach, tatsächlich? Wie ungewöhnlich...“, spottete Snape trocken, „... stimmt. Du wärst garantiert keine hübsche Märchenfee oder wie Muggel es gerne vorziehen ihre Töchter zu betüteln... 'Prinzessin'.“ Ein siegreiches Lächeln zierte seine Lippen. Das könnte man durchaus als beleidigend sehen (und ER machte eben keinen Hehl daraus seine Schüler direkt und offen und sehr gerne zu beleidigen), aber daraus machte sich Lily Severus ja eh nichts. Vielmehr konterte sie gedanklich(!), dass er selber keine Vorzeigeschönheit von einem Prinzen verkörperte. Aber da sie nicht des Lebens müde war behielt sie dies dann doch lieber ganz für sich und widmete sich wieder ganz der Begutachtung des Raumes. „Wow...“ Die grünen Augen der jungen Ravenclaw glänzten vor Erstaunen und Begeisterung. Das Mädchen wanderte noch einmal durch den Raum und hielt erst wieder als sie vor ihrem finsteren Vater stand und zu ihm aufblickte. „Ich finde es wirklich wunderschön. Diese altmodische Flair hat was für sich, ich mag sowas sehr gerne. Meinetwegen kann es so bleiben wie es ist, Severus.“ Erstmals entfleuchte dem düsteren Mann mit Dauerfinstermiene ein leichtes angedeutetes schmunzeln, das sich zu einem bösen hämischen Grinsen entwickelte: „Nun, ich denke du wist das Zimmer eh meist nur zur Nacht gebrauchen, den lieben langen Tag wirst du hauptsächlich mit mir verbringen. Und glaube mir, du wirst dir noch wünschen, dass ich nicht dein Vater bin.“ Wie erwartet entschwand ein wenig die Freude des Kindes, was Snape innerlich siegreich feierte. In kindlich bemitleidenswerten Ton fragte sie: „Ab heute?“ Nun... das wäre wohl ein klein wenig zu viel von einer elfjährigen Rotznase verlangt nach all der Reise und Anstrengungen. Heute würde es nur bei Aufklärung der Hausordnung und Regeln bleiben, die es ab sofort einzuhalten galten. Und die großen Kindsaugen die ihn von unten herauf anstarrten passten ihm nicht. Ganz und gar nicht. Denn mit dieser Masche bekam man ihn nicht rum. Nein, er war standhaft. Schließlich war er das durchgehend von den kleinen Rabauken aus der Schule gewohnt. Dieser Tag blieb die Ausnahme, soviel stand fest. Severus' tiefschwarze Auge ruhten ungerührt auf dem Kind, während er leise zwischen seinen Zähnen hervorpresste: „Ab morgen, Lily. Nun komm. Ich bin mir sicher, dass ein kleines freches Gör wie du nach der anstrengenden Reise hungrig sein musst“ „Aber ich...“ „Keine Widerrede! Solange du unter meinem Dach wohnst musst du dich damit abfinden drei Mal am Tag ordentlich etwas zu essen. Du bist ohnehin viel zu dünn.“ Darauf nickte die Schwarzhaarige mit den grünen Augen gehorsam und brachte sogar ein Lächeln zustande was ihren Vater verdächtig vorkam und er entsprechend eine Augenbraue hochzog. Er löste sich aus der starren Haltung, legte einen Hand an ihren Hinterkopf und schob sie so aus dem Zimmer raus, während er düster sprach: „Schau mich nicht so an als ob du gerade etwas aushecken würdest. Mach mir in meinem Hause ja keinen Ärger. Du willst ganz sicher nicht meine ungemütliche Seite erleben wollen.“ Unschuldig fragte das Mädchen: „Schlimmer als in der Schule?“ „Schlimmer als in der Schule“, bestätigte er tonlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)