Spaceapes von Gamesh ================================================================================ Kapitel 13: King and Queen I ---------------------------- Vegeta sah zum Fenster. Laternen von draußen warfen Lichtstreifen an die Decke von Bulmas Schlafzimmer. Er lag in T-Shirt und Hose auf ihrem Bett, sie schlummerte vollständig bekleidet in seiner Armbeuge. Es war halb zwei in der Nacht. An Schlaf war für Vegeta nicht zu denken. Sein Handy vibrierte. Der Sänger zog es aus seiner Hosentasche und las die Nachricht von Radditz. Glücklicherweise war seine freie Hand die gute Hand. Er tippte, schickte die Nachricht ab, ließ den Arm sinken. Er würde sich kümmern... Oder? Gedanken rasten durch sein Hirn. ___________ „Gib mir Radditz' Nummer!“, verlangte Bulma von Goku. Bei Vegeta versuchte sie es gar nicht erst. Ihr Gesicht war verquollen vom Weinen, ihre Augen blitzten vor Wut. „Ich warne dich, Goku!“ „Er wird nicht rangehen. Wirklich, vertrau mir. Es macht keinen Sinn“, Goku versucht sein Handy in Sicherheit zu bringen, indem er es hinter sich hielt. Bulmas Tonlage wurde schriller:„Was Sinn macht, entscheide noch immer ich! Gib mir seine verdammte Nummer!“ Sie stand kurz vor einem neuem Weinkrampf. Vegeta war genervt: „Selbst wenn er rangeht, du bist zu aufgeregt, Frau. Er wird auflegen. Du weißt, wie er ist.“ „Trunks und Goten sind gut bei ihm aufgehoben“, versicherte Goku. Bulma war dadurch nicht milder gestimmt. Im Gegenteil, jetzt holte sie erst richtig Luft. Ihr Gezetere half der Situation nicht, aber zumindest konnte die Producerin so Stress ablassen. Sie wussten alle wie Radditz war - wie wenig er damit zurecht kam, wenn Frauen die Fassung verloren und weinten. Bulma ballte die Fäuste: „Ich will nur eine SMS schreiben! Aber ich MUSS eine SMS schreiben! Mein Sohn ist allein und aufgebracht da draußen!“ „Das ist sein Sohn auch“, erwiderte der Sänger trocken mit einem Nicken auf Goku. Der sah Vegeta an, als hätte er etwas wichtiges bemerkt. Dann gab er zu bedenken: „Es ist auch dein Sohn, da da draußen mit Goten unterwegs ist, Vegeta. “ Vegeta antwortete nicht. Tsk! Sein Sohn! Sein Sohn? Sein Sohn. Der Sänger kniff die Augen zu. Er rieb sich die Nasenwurzel, weil er Kopfschmerzen bekam. Was war das heute eigentlich? Was machten die Leute mit ihm? „Gib ihr die verdammte Nummer, Kakarot. Soll Bulma Radditz schreiben. Es ist nicht so, als würde er darauf antworten - Idiot bleibt Idiot – aber wenn es ihrem Seelenfrieden hilft, bitteschön.“ __________________________________ Sie hatte geschrieben. Mehrfach. Radditz hatte nicht ein einziges Mal geantwortet. Nach der sechsten SMS hatte Bulma wieder geweint. Nicht nur wegen dieses verdammten Tages mit all seinem Drama, sondern auch um die verpassten Gelegenheiten der Vergangenheit und wegen der Sorgen, die noch in der Zukunft verborgen liegen mochten. Goku und Vegeta hatten sie abwechselnd getröstet, bis sie keine Tränen mehr gehabt hatte. Vegetas Augen wanderten zum tausendsten Mal durch das Schlafzimmer. Möbel und Dekoration schrien Bulmas Namen und Lifestyle laut in die Welt hinaus. Er kannte das Zimmer nicht und hätte es doch unter hunderten als ihres erkennen können. Sein Blick glitt über seine Füße. Die verdammte, rechte Socke hatte ein Loch am kleinen Zeh. Er hoffte inständig, dass sie es nicht bemerkt hatte. Es wäre ihm tödlich peinlich. Chichi war gegen elf Uhr bei Bulma erschienen - ein feuerspeiender Drache, der sich in ein erschrockenes Weibsbild verwandelte, nachdem Goku wieder die Kraft, noch seine übliche Deistigkeit besaß, ihr Auftreten zu ignorieren. Er hatte eingesehen, dass er das Gespräch mit Goten völlig falsch angegangen war, hatte sich in Chichis Umarmung begeben und sich mitnehmen lassen. Auch Gotens Mutter war unzufrieden mit der Gesamtsituation, befand jedoch, es gäbe schlechtere Entscheidungen, als beim eigenen Onkel bzw. einem Kollegen des Vaters Unterschlupf zu suchen. Sie kam mit der Situation besser zurecht als Bulma. Doch Chichi hatte durch Gohan auch schon Übung mit dramatischen Teenagerhandlungen. Durch Bulmas schlafenden Körper lief ein Zittern. Anscheinend war sie ausgekühlt. Kein Kunststück, sie lagen ja auch beide AUF der verdammten Decke, damit keiner von ihnen auf Gedanken kam. Vegetas Brauen zogen sich zusammen. Was tat er hier eigentlich?! Er war zu ihr gekommen, um sie verbal zu Kleinholz zu zerlegen. Stattdessen hatte er den Jungen begutachtet und machte sich nun Sorgen, ob sie es auch warm genug hatte. Verdammt! Dieses dämliche Weibsstück machte ihn fertig! Er konnte es einfach nicht ertragen, wenn sie heulte. Das war so, weil sie nie Tränen vergoss. Sie hatte ja auch keinen Grund, alles lief großartig für sie! Eigenes Produktionsstudio, Erbin eines Techkonzerns für Multimediaequipment, Besitzerin der Aktienmehrheit eines an den Konzern angeschlossenen Fernsehsenders, der die Musiklandschaft und Popkultur der Vereinigten Staaten maßgeblich prägte. Die Songwriterin und Producerin gab sie doch nur, weil ihr sonst langweilig wäre. Der Junge wirkte auch halbwegs erzogen. Sie hatte noch immer die große Klappe, die er immer bewundert hatte und für ihre 42 Jahre war sie verdammt heiß. ___________________________ Er starrte über den Konferenztisch mit der Marmorplatte. Sie hatte ihn ganz professionll zum ersten Treffen seit zwölf Jahren im Meetingraum des Aufnahmestudios empfangen. Sie redete und redete. Er konnte ihr nicht folgen. Ihre Lippen hypnotisierten ihn. Vermutlich lag es am Lipgloss. Vegeta riss seinen Blick von ihrem Mund los. An ihrem Outfit war im Gegensatz zur Wahl des Ortes nichts professionelles. Vielleicht war er spießig, aber den Ehemann, von dem man getrennt lebte, empfing man nicht in knallengenen Jeans, die wie eine zweite Haut saßen. Auch der Rest...Bulmas schimmerndes Oberteil schmiegte sich sanft an ihre Brüste. Shit! Sie hatte ihn irgendwas gefragt! Im Ermangelung an Optionen sagte er: „Hn.“ „Schön, dass wir endlich mal einer Meinung sind, Vegeta. Trunks kommt in einer Viertelstunde hierher. Dann kannst du ihn kennenlernen. Sei fair, er ist dein größter Fan! Er hat bis heute nicht gewusst, dass du sein Vater bist.“ Vegeta verschluckte sich fast. WAS?! Er räusperte sich, um die Kehle frei zu bekommen und suchte Zuflucht am Panoramafenster des Raumes, um nicht ständig den Faden zu verlieren. Der Junge stand für ihn heute gar nicht auf dem Programm! Egal, er wusste, welche Knöpfe er drücken musste, um Bulma zum Ausrasten zu bekommen. Dafür brauchte er keine fünfzehn Minuten. Die Tür flog auf. Ein Teenager stürzte herein: Lange, lavendelfarbene Haare, Bandshirt, laute Stimme, zorniger Blick. Gar nicht übel, wie der Junge loslegte. Vegeta beschloss, sich auf die Situation einzulassen. _________________________________________ Bulma bewegte sich. Sie schmiegte sich im Schlaf enger an Vegeta, seufzte. Vegeta knurrte. FUCK! Er hatte eine Erektion. WARUM WAR ES SO SCHWER BULMA ZU HASSEN?! Mit etwas Mühe schaffte er es, sich unter ihr hervorzuwinden, ohne sie aufzuwecken. Er ging um das Bett herum, um die Seiten des Comforters links und rechts von ihr umzuschlagen und über sie zu legen. Sie sah aus wie ein blauhaariger Burrito. Vegetas Blick wanderte zu der Briefs Crafter, die über dem Bett hing. Er stieg auf den Bettrahmen und nahm das Instrument von der Wand. Seine gute Hand hielt es fest. Die eingeschränkte glitt so liebevoll über die Oberfläche der Gitarre, wie es ihm möglich war. Vegetas Weg führte in Bulmas Wohnzimmer. Als Briefs hatte sie selbstverständlich eine HighEnd Multimediaanlage. Dazu zählte auch eine Boxen-Verstärker-Kombination, die an alles angeschlossen werden konnte. Beamer, Computer oder eben eine Briefs Crafter. In einer der vielen Dekoschachteln, die Frauen in ihren Wohnzimmern herumzustehen hatten, fand er ein passendes Kabel für die Schönheit, die er auf dem Wohnzimmertisch abgelegt hatte. Vegeta schloss die Wohnzimmertür, er befand die Wände für realtiv schalldicht. Dann nahm er Notizblock und den Stift aus seiner Lederjacke und setzte sich. Eine halbe Stunde später hatte er den Text fertig. Genau das Richtige für die dumme kleine Elektropop-Mieze die 'Spacepod' unter Vertrag genommen hatte. Wenn sie die Lyrics gut rüberbrachte, gab er ihr vielleicht sogar einen zweiten Song zum Singen. Sein Bauchgefühl sagte ihm, er würde in nächster Zeit öfter an Bulma denken. Dadurch würde auch sein Song-Ordner ordentlich Zuwachs bekommen. ______________ „Du musst ins Bett, Frau.“ Bulma schluchzte schon wieder: „Nein, ich warte, bis Trunks zurückkommt!“ „Mach dich nicht lächerlich. Er ist 400 km außerhalb der Stadt.“ Die Tränen liefen: „Er hasst mich sowieso schon. Ich kann es mir nicht leisten, dass er nun auch noch denkt, ich würde nicht auf ihn warten, wenn er unerwartet zurückkommt!“ Vegeta zog sich mit sich in die Richtung, in der er ihr Schlafzimmer vermutete. „Dann ruh dich wenigstens aus.“ Er hatte Glück und erwischte beim zweiten Versuch die richtige Tür. Sie war stur: „Das kann ich auch auf der Wohnzimmercouch.“ Er zog nach: „Du kannst auch Warten, während du auf deinem Bett ruhst.“ „Ich kann sowieso nicht schlafen!“ Er schob sie unsanft auf das Bett und zog ihr den ersten Stiefel aus. „Aber du kannst liegen, Bulma! Ich lasse die Schlafzimmertür auf, dann hörst du, wenn er kommt. Deal?!“ Sie schniefte, rieb sich über das Gesicht, strich über seine Haare, vergrub die Finger in seiner Mähne. Vegeta erstarrte mitten in der Bewegung. Der zweite Stiefel war in seiner Hand. Er sah auf. „Lass mich nicht allein warten“, flüsterte sie. „Ich kann heute nicht allein sein.“ _________________________ Vegeta nahm die Gitarre an sich und legte den Block so auf den Tisch, dass er seine Notizen bei der spärtlichen Wohnzimmerbeleuchtung ein weiteres Mal lesen konnte. Später würde das Sample-Musik werden, feinster Chart-Pop für die breite Masse. Aber jetzt war ihm nach einem authentischen, rockigen Durchlauf. Er nahm sein BadBoy-Plektrum in die Linke und spielte einen Akkord damit. Die schlechte Hand ging heute, zwanzig Minuten Pinzettengriff müssten drin sein. Vegeta probierte herum, korrigierte die Verstärkereinstellung und Lautstärke. Dann begann er zu summen. Als er den richtigen Rhythmus gefunden hatte, sang er. Seine Stimme klang rau, als hätte er den ganzen Abend Whiskey getrunken, dabei hatte vor allem diese Zuckerscheiße, die sich Cola schimpfte, in sich hineingeschüttert. Den Umstand, dass die Frau zwei Zimmer weiter ihn so rau klingen ließ, ignorierte er gekonnt. „You're my discretional sin, I feel you on me when I touch my skin. You got me hooked and you're reelin' me in, And I look in your eyes, I'm on the edge!“ Das klang nicht schlecht. Die Lyrics brauchten noch etwas mehr Pathos. Vegeta spielte eine Bridge, schloss die Augen und versuchte in das richtige Mindset zu kommen. Er wippte sacht im Takt seines eigenen Songs. „You're on my mind like a song that I can't escape! I don't know how many slaps n' hits I can take! I need to know if you're feeling, feeling the same! Is it too late?“ Yeah, so war es genau richtig. Vegetas rechte Hand glitt über den Hals der Gitarre. Er ließ die sie sehnsuchtsvoll aufschluchzen. Musik zu komponieren war ein Akt mit einem Instrument. Wenn man es richtig machte, erschuf man Zärtlichkeiten für die Ohren, die sich verdammt real anfühlen konnten. Man musste es nur zulassen. Wie weiche Finger glitten die Töne über sein Gesicht. „But now it's hard to breathe, I'm not in love, it's just a game we do! I tell myself I'm not that into you, But I don't wanna sleep, it's quarter after three. But now it's hard to breathe, I'm not in love, it's just a thing we make! Oh, we're skin on skin, I need to this spell to break! But I don't wanna go and I know that you know.“ Vegeta verstummte. Seine Linke war bei den letzten Zeilen schwerfälliger geworden. Wenn er es übertrieb, würde er nur wieder einen Krampf bekommen. Er summte den letzten Teil der Melodie noch einmal, um das Gefühl der Musik auf seiner Haut länger zu konservieren. „Du brauchst noch einen tanzbaren Refrain für meinen Song.“ Vegeta zuckte zurück. Seine Lider flogen auf als hätte Bulma ihm eine Ohrfeige verpasst. Sie zog ihre Hand zurück. Der Sänger sah sich außer Stande zu antworten. Wie gelähmt saß er auf ihrer Couch, Bulmas Gitarre auf seinem Schoß, Bulma kaum dreißig Zentimeter von sich entfernt. Hatte sie alles gehört?! SCHEIßE! FUCK! HATTE SIE ALLES GEHÖRT?! ALLES?! Bulmas lächelte dieses kleine, leise Lächeln, das sie von Anfang an nur für ihn reserviert hatte. Vegeta fühlte sich, als würde er implodieren, sein Hirn schickte sich an zu platzen! Kollaps in 3...2...1... „Du hast ein Loch in der rechten Socke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)