Vergissmeinnicht von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 21: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- ♥ Taichi ♥ Sein Leben war schlichtweg zum Kotzen. Ein Drama à la Wilhelm Shakespeare, ohne Aussicht auf ein Happy End. Er versuchte zu verstehen, was am Wochenende geschehen war. Hatte er sich tatsächlich mit Mimi gestritten und sie quasi damit sogar in Makotos Arme getrieben? Er hatte gemerkt, dass er es zu weit getrieben hatte, Worte verwendete, die er hinterher zu tiefst bereute, aber nicht mehr zurücknehmen konnte. Er hatte sie sogar noch eine ganze Zeitlang gesucht gehabt, weil er sich bei ihr entschuldigen wollte, doch seine Hoffnungen auf eine baldige Versöhnung wurden jäh zerstört als Yamato ihm mitteilte, dass sie mit Makoto das Fest verlassen hatte. Seither hatte er nichts mehr von ihr gehört, obwohl er ihr einige Nachrichten hinterlassen hatte, die einen versöhnlichen Unterton anstrebten. Denn auch wenn es ihm schwerfiel, musste er akzeptieren, dass sie zurzeit in einer Beziehung war. Dass er sich nicht einfach dazwischendrängen konnte, nur weil es ihm gerade in den Kram passte. Er hatte zisch Gelegenheiten gehabt mit ihr zu sprechen, ihr zu sagen, dass sie ihm mehr bedeutete als nur eine gute Freundin, aber er hatte den Schwanz eingezogen. Die Gelegenheiten einfach verstreichen gelassen, bis es zu spät war. Er könnte sich heute noch dafür in den Hintern treten, dass er damals nach dem Kuss nicht direkt mit ihr darüber gesprochen hatte. Vielleicht wäre dann alles anders verlaufen. Schwerfällig schleppte er sich zum Schultor als er plötzlich einen Klaps gegen seinen Hinterkopf spürte. Ruckartig schnellte er herum und sah in Yamato dämlich grinsendes Gesicht. „Morgen“, brummte er schlechtgelaunt. „Man, du ziehst ja immer noch ein Gesicht! Ich dachte, du hättest es wenigstens schon ein bisschen verdaut“, flötete er erstaunlich fröhlich, was nur eins bedeuten konnte. „Na, ist deine Liebste etwa wieder fit oder warum klebt dieses nervige Grinsen auf deinem Gesicht?“, hakte er nach, ohne auf das vorherige Gespräch näher einzugehen. „Herrje, du bist aber ganz schön gehässig. Sie ist auch deine beste Freundin! Du hättest dich ruhig mal öfter bei ihr melden können“, entgegnete er leicht vorwurfsvoll und traf Taichi damit mehr als er wollte. Verbittert verzog er das Gesicht, da ihm auffiel, dass er sich aufgrund des ganzen Dramas wirklich wenig bei Sora gemeldet hatte. Er wusste noch nicht mal, ob er auf ihre letzte SMS geantwortet hatte… „Geht es ihr denn wieder besser?“, fragte er versöhnlich und hoffte, dass es Sora ihm nicht übelnehmen würde. Allerdings verstand sie ihn sogar besser als Matt, was wohl daran lag, dass sie sich schon seit der frühsten Kindheit kannten. Matt hatte oftmals andere Ansichten, wie er, weshalb sie auch immer noch manchmal aneinandergerieten. Doch genau das machte ihre Freundschaft aus. Kesse Sprüche mit einem Hauch Sarkasmus, der besonders bei dem Blonden oft unabsichtlich mitschwang. „Es war ja nur ’ne Magen-Darm-Grippe“, winkte er sofort ab. „Übermorgen will sie schon wieder in die Schule kommen. Heute und morgen wollte sie sich noch ein bisschen ausruhen, aber ich habe ihr gestern eine Kleinigkeit gekocht und sie hatte wieder guten Appetit, was ich mal als gutes Zeichen sehe.“ „Ach du hast gekocht? War wieder der Hausmann unterwegs? Also, ich glaube wirklich, dass Sora…“, er hielt augenblicklich inne als die Aufmerksamkeit der beiden auf eine große Menschentraube fiel. „Was ist denn da los?“, fragte Yamato, während Taichi nur ratlos mit den Schultern zuckte. Etwa eine Schlägerei? Nein, dass konnte er sich nicht vorstellen, dafür war es doch viel zu ruhig. „Lass uns mal nachsehen gehen“, schlug Taichi neugierig vor und bog nach links in Richtung des Schulhofs ab, statt zu den Schließfächern zu gehen. Etwas widerwillig folgte Yamato ihm, sagte jedoch nichts weiter. _ Gezielt drückten sie sich an der Menschenmenge vorbei, während Tai einige Wortfetzen der tratschenden Mädchen auffing, die er einfach nicht zusammenfügen konnte. Das Getuschel untereinander war sehr laut und beide hatten Schwierigkeiten sich durchzudrücken, was Taichi jedoch nicht davon abhielt es weiter zu versuchen. Plötzlich vernahm er eine brüllende Stimme, die ihm sofort einen Stich versetzte. Er erkannte die Stimme sofort, auch, dass sie geweint haben musste. Krächzend schrie sie ihr Gegenüber an als Taichi sich endlich nach vorne durchgedrückt hatte, dicht gefolgt von Yamato, der völlig perplex hinter ihm stehen blieb. „Das ist ja Mimi…“, kam über seine Lippen, doch Taichi war ganz auf sie fixiert. Wie sie zerbrechlich in der Mitte stand, umringt von zahlreichen Gaffern, die ihren bösen Zungen Ausdruck verliehen. „Ich hab‘ gehört, dass die beiden am Wochenende Sex hatten“, hörte er ein Mädchen neben ihm sagen, die gerade mit ihrer Freundin sprach. Sein Körper spannte sich augenblicklich an als er den Blick starr zu Mimi gerichtet hatte, die immer noch mit Makoto wild und ungehalten diskutierte. „Warum hast du das gemacht?“, fragte sie verzweifelt und ließ die Arme träge neben ihrem Körper baumeln. Erst jetzt fiel Taichi auf, dass auch Koushiro in ihrer Nähe war und einen besorgten Blick auf ihre brünette Freundin gerichtet hatte. Hektisch fuhr sie sich durch die Haare, während Makoto sie mit einem unterkühlten und abgeklärten Blick ansah. „WARUM?“, schrie sie unvermittelt und riss erbost die Augen weit auf. „Ich habe es nur Shinji erzählt. Ich konnte doch nicht wissen, dass er es gleich in der Schule rumerzählt“, erwiderte er nur verständnislos. Entgeistert klappte Mimi der Mund auf, während sie fassungslos mit sich selbst rang. „D-Du…was soll das? Warum erzählst du ihm überhaupt davon? Das war eine Sache zwischen uns beiden! Oder war das etwa nur ein bescheuertes Spiel für dich gewesen?“, hakte sie weinerlich nach und Taichi konnte sich schon denken, was das zu bedeuten hatte. Sie hatte tatsächlich mit ihm geschlafen. Ernüchterung machte sich in ihm breit und trieb die beißende Wut nach oben. Am liebsten würde er diesem Kerl sofort eine reinhauen. Er ballte die Fäuste und richtete einen hasserfüllten Blick zu Makoto, den er gar nicht bemerkte. Auf einmal bemerkte er, wie jemand sein Handgelenk berührte. Ruckartig drehte er sich zur Seite und sah in Yamatos mahnende Augen. „Beruhig dich, ja?“ Mürrisch verzog Tai die Mundwinkel nach unten, entspannte aber seine Hände wieder als Makoto erneut das Wort ergriff. „Was soll ich denn dazu jetzt sagen?“ „Na, die Wahrheit! Ich will wissen, warum du es rumerzählt hast! Was zur Hölle soll das?“ „Ach willst du das? Weißt du was ich wissen will?“, stellte er ihr die Gegenfrage und ging bedrohlich einen kleinen Schritt auf sie zu, sodass Mimi etwas zurückwich. Taichis Körper spannte sich erneut an. Er war bereit im schlimmsten Fall dazwischen zu gehen. „Warum du einen anderen Namen stöhnst, während wir Sex haben? War ich für dich etwa nur ’ne beschissene Ablenkung gewesen, weil der Kerl dich nicht vögeln wollte?“, brüllte er verletzt und wich wieder ein ganzes Stück zurück. Mimi blieb fassungslos an Ort und Stelle stehen, während sich ihre zitternden Finger im Saum ihres Rockes vergruben und ihre Tränen lautlos über ihr Gesicht rannen. Tai atmete unruhig und konnte das Gehörte gar nicht richtig verarbeiten als Mimi kurz den Blick zur Seite warf und ihn in der Menschenmenge entdeckte. Ihre Augen weiteten sich unter Schock, sodass sie panisch den Blick von ihm wandte, ihre Schultasche vor ihren Füßen schnappte, sich weinend an der Menge vorbeidrückte und zu den Toiletten lief. Für einen kurzen Moment überlegte Tai ihr nachzulaufen, doch Izzy hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und folgte ihr zügig. Yolei schien mal wieder zu spät zu kommen, da er sie noch nicht entdeckt hatte und sie spätestens jetzt Mimi hinterhergerannt wäre. Eine allgemeine Unruhe durchzog die Menge, auch wenn sich bereits innerhalb weniger Sekunden kleine Grüppchen gebildet hatten und Tai sowie Yamato ratlos zurückließen. Makoto ging zu seinen Freunden, die ihn grinsend in Empfang nahmen und ihm anerkennend auf die Schulter klopften. Makoto hingegen blickte traurig zu Boden und presste schweigsam die Lippen aufeinander. Wütend biss Taichi die Zähne zusammen als Matt Makoto nachdenklich fixiert hatte. „Was für ein Arsch. Ich würde ihm am liebsten die Fresse polieren“, gab Taichi boshaft zu. „Ich werde mit ihm reden! Jetzt!“, warf Yamato ein. „Halt dich einfach ruhig! Es bringt nichts, gleich auf ihn loszugehen, wenn du nicht genau weißest, was passiert ist.“ „Nimmst du ihn etwa in Schutz?“, fragte er scharf und runzelte die Stirn. „N-Nein, aber…halt dich einfach ruhig“, antwortete Yamato unwirsch und ging auf Makoto zu, während Taichi alleine zurückblieb. _ Seine Gedanken schwirrten wild umher, während er aufgeregt nach ihr suchte und hoffte mit ihr reden zu können. Er verspürte das Bedürfnis sich bei ihr zu entschuldigen. Er hatte sich an Tanabata in Rage geredet und nicht wirklich darauf geachtet, was er ihr alles an den Kopf geworfen hatte. Nein, er befürchtete sogar, dass er sie gerade deswegen in Makotos Arme getrieben und er ihren Verwirrtheitszustand schamlos ausgenutzt hatte. Daher wartete er direkt vor ihrer Klasse auf sie, während ihre Klassenkammeraden langsam, aber zügig an ihm vorbeischritten. Doch sie konnte er nirgends entdecken. „Nanu, was machst du denn hier?“, fragte Koushiro überrascht und kam neben ihm zum Stehen. „Ähm…“, druckste er herum und tätschelte sich unsicher den Hinterkopf. „Ich wollte mal nach Mimi sehen. Sie war ja ganz schön fertig gewesen.“ Überrascht über seine eigene Ehrlichkeit, wanderte sein Blick erwartungsvoll zu Koushiro, der nur betroffen den Kopf gesenkt hatte. „Ihr war das alles ein bisschen zu viel gewesen“, begann er leise und setzte sich gemeinsam mit Taichi in Bewegung, um zur Mensa zu gehen. „Sie ist schon nach der ersten Stunde zur Schulkrankenschwester gegangen und hat ihr gesagt, dass es ihr nicht gut geht. Ihre Mutter hat sie daraufhin abgeholt, was vielleicht auch besser ist. Dieser Makoto ist wirklich ein Arsch“, fast schon voller Ekel spuckte sein rothaariger Freund diese Worte aus und verzog angewidert das Gesicht. Tai hingegen hatte nur am Rande mitbekommen, was alles passiert war. Anscheinend hatte Makoto seinem komischen Freund Shinji eine SMS geschrieben, dass er mit Mimi geschlafen hatte, die Nacht aber alles andere als berauschend für ihn war. Diese winzige Kurznachricht hatte daraufhin ein Eigenleben entwickelt, bis immer mehr davon wussten und dass Getratsche seinen Lauf nahm. „Echt krass, dass es auf dem Schulhof so eskaliert ist.“ „Ja…der Typ hat Mimi ja regelrecht vorgeführt. Und sowas schimpft sich ihr Freund“, knurrte Taichi bissig und konnte nicht verbergen, dass ihn das Ganze mehr als nur wütend machte. „Naja, ich glaube nicht, dass die beiden nach dem Streit noch zusammenbleiben werden. Sie war auf jeden Fall ganz schön fertig gewesen“, untermauerte Koushiro fest, während sie langsam die Treppen runterschritten. „Schon als ich sie am Samstag mitten in der Nacht von dieser Bushaltestelle abgeholt hatte…sie hat nur geweint und wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen.“ Überrascht blieb Taichi mitten auf der Treppe stehen, sodass einige Schüler aufpassen mussten, nicht gegen ihn zu rennen. Doch das was er da hörte, war neu für ihn. „Du hast sie abgeholt? Nachdem das mit Makoto war?“ „J-Ja“, antwortete Koushiro unsicher, da sein Tonfall etwas schärfer war als sonst. Doch wieso hatte Mimi Koushiro angerufen? Er war noch nicht mal auf dem Fest gewesen… „Sie hat bei mir übernachtet, weil sie nicht nach Hause gehen wollte. Du kennst doch ihre Mutter…sie ist immer so neugierig und Mimi wollte ihr dann am nächsten Tag einfach erzählen, dass sie bei Yolei geschlafen hat“, erklärte er ihm ausführlicher. Taichi verschränkte jedoch die Arme vor der Brust und konnte dieses seltsame Gefühl, dass in ihm aufkam, nicht richtig deuten. Irgendwie störte ihn hier etwas gewaltig. Er konnte nur nicht genau sagen, was es war. „Aber in Wirklichkeit hat sie dann bei dir geschlafen?“, fragte er ruppig als das beißende Gefühl der Eifersucht ihn überkam. Er wollte sich nicht vorstellen, wie sie sich mit einem anderen das Bett teilte. Selbst wenn es nur Koushiro war. Er hatte sie in den Armen gehalten, während sie sich in den Schlaf geweint hatte. Er hatte sie getröstet, ihr gut zugesprochen, obwohl, dass seine Aufgabe gewesen wäre. Nein, er hätte sie beschützen müssen. Es verhindern sollen, solange er noch die Zeit und die Gelegenheit dafür gehabt hatte. Doch jetzt war es zu spät. Selbst bei Matt hatte Makoto nur wenig Einsicht gezeigt und spielte sowohl die SMS als auch den Streit hinunter, was ihn ärgerte und fuchsteufelswild werden ließ. Langsam steig er die Stufen hinab als er vor Koushiro direkt zum Stehen kam und ihn dringlich anblickte. „Wir müssen irgendwas machen!“ „Etwas machen? Wie meinst du das denn?“, hakte er verwirrt nach und konnte sich keinen Reim darauf bilden, auf was er hinauswollte. Doch er konnte es nicht zulassen, dass dieser Makoto ungeschoren davonkam. Bestimmt würde er auch noch Matt dazu bekommen, ihm zu helfen, da auch er sehr geschockt über Makotos Verhalten war. Und je mehr Leute er an seiner Seite wusste, desto besser. Ein spitzbübisches Lächeln schlich sich über sein Gesicht als sich bereits eine Idee in seinem Hinterkopf breitmachte. Oh ja! Dieser Kerl würde dafür büßen… „Wir werden uns an Makoto rächen! Ich habe da sogar schon eine Idee“, schlug er geheimnisvoll vor, während sein unheilvolles Grinsen ins Unermessliche wuchs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)