Zum Inhalt der Seite

Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 29


 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.

 

An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 29

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition

 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Nun, wann findet die Khalâk-Zeremonie statt?“
 

Die Hautwechsler waren zweifellos die seltsamsten Wesen, denen Bilbo in seinem zugegebenermaßen behüteten Leben jemals begegnet war. Nun war er nicht mehr so behütet wie einst, aber jeder einzelne der Hautwechsler benahm sich auf eine Art, die ihn von den anderen zivilisierten Völkern von Mittelerde unterschieden. Die Dachse waren natürlich die schlimmsten von ihnen, doch die vier Wölfe legten ebenfalls ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag. Sie versuchten, an allem zu schnüffeln und zu riechen, das sich in einem Umkreis von zwanzig Fuß befand und das war eine Angewohnheit, die den meisten Zwergen auf die Nerven ging und dazu führte, dass ihnen zahlreiche verwirrte Blicke zugeworfen wurden. Und die Hautwechsler schienen die verwunderten Reaktionen ihrer stämmiger gebauten Gastgeber zu genießen.
 

„Wie bitte?“
 

Currin lächelte ihn als Antwort nur an. „Ah, also haben sie es dir noch nicht erzählt.“
 

„Denkt an Eure Manieren“, warnte Balin, der auf der gegenüberliegenden Seite des mit Landkarten bedeckten Tisches saß. „Der König und Meister Beutlin haben aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen Sitten und Bräuche vieles in ihrer Beziehung zu klären. Ihr solltet eine solche Angelegenheit besser verstehen, als irgendjemand sonst, Schwester Currin.“
 

„Ah, Ihr wisst von meiner Abstammung“, stellte die Wölfin fest. „Oder habt Ihr nur eine Vermutung angestellt, wie so viele andere zuvor?“
 

„Ein Elternteil von Euch war ein Mensch“, antwortete Balin und platzierte sorgfältig mehrere Steine auf der Karte, um die wahrscheinlichsten Reiserouten der Eisenfäuste zu kennzeichnen. „Ihr verhaltet Euch in der Gegenwart von Außenstehenden viel ruhiger und zurückhaltender, als die echten Hautwechsler, wie die Dachse und die dunklen Wölfe in Eurer Gemeinschaft. Und Euer jüngerer Bruder ist anscheinend genauso. Diese Art der Zurückhaltung ist für gewöhnlich nur bei Hautwechslern von gemischter Abstammung zu sehen oder bei jenen, die ständigen Umgang mit Außenstehenden pflegen. Für jeden Eurer Verwandten ist die erste Möglichkeit sehr viel wahrscheinlicher, als die zweite.“
 

Die Wölfin antwortete mit einem Schnauben. „Ich mag diesen Zwerg. Er ist schlau.“
 

„Weil es notwendig ist, Mylady.“
 

„Es ist wirklich schade, dass Ihr und der Seesternkopf keine guten Nasen oder Ohren habt. Es wäre unmöglich, Euch beide aus dem Hinterhalt zu überfallen oder zu überlisten.“
 

„Ich werde Nori Euer Kompliment ausrichten. Er wird sich geschmeichelt fühlen.“
 

Bilbo war über das Ausmaß der Nachsicht und Freiheit überrascht gewesen, das die Zwerge den Hautwechslern gewährt hatten, besonders, da sie außer Bard und seinen Bürgern noch keine Menschen den Berg betreten lassen wollten. Als er Balin schließlich danach gefragt hatte, hatte der betagte Berater ihm erklärt, dass Mutter Nymerias Rudel Durins Volk nach Smaugs Angriff auf den Erebor zur Hilfe gekommen war und den heimatlosen Zwergen alles zukommen lassen, was es an Nahrung, Kleidung oder sonstigen Vorräten entbehren konnte. Es war zwar nicht viel gewesen, doch die Hautwechsler hatten ihr Bestes getan, um einem langjährigen Verbündeten zu helfen und Durins Volk hatte es nicht vergessen.
 

„Balin?“
 

Der ältere Zwerg schenkte ihnen ein Lächeln, bevor er sich auf den Weg machte, um seinem König zu helfen, der nun seit den vergangenen fünf Stunden über einem weiteren Haufen Landkarten, geologischen Schaubildern und verschiedenen dicken Büchern brütete. Und wenn Bilbo seinen Auserwählten so gut kannte, wie er inzwischen gerne glauben wollte, dann würde der Zwergenkönig bald vor Frustration einen heftigen Wutanfall bekommen und davonstapfen, um Dwalin in der Trainingshalle zu verprügeln. Den beiden schien es Spaß zu machen, sich gegenseitig jede Woche windelweich zu prügeln, eine Angewohnheit, die Bilbo nach wie vor verunsicherte, obwohl Dís beteuert hatte, dass es vollkommen sicher und notwendig war. Ganz gleich, wie lange Bilbo im Erebor lebte, die brutaleren Gepflogenheiten der Zwerge würden ihn immer verwirren.
 

„Hmmmm“, knurrte Currin und prüfte mit ihrer Nase die Luft um sie herum. „Anscheinend will sich der König mit dem Hobbit paaren. Genau, wie ich vermutet habe.“
 

Bilbo fiel vor Überraschung beinah von seinem Stuhl.
 

„Diese Dinge sagt man nicht in vornehmer Gesellschaft, Schwester Currin“, seufzte Balin, während er gleichzeitig versuchte, einen gereizten Thorin auf seinem Stuhl zu halten. „Bei Mahâls Bart, ihr Hautwechsler seid genauso offen, wie ich es in Erinnerung habe. Das muss an den Nasen liegen.“
 

„Ich sage nur, was ich rieche.“
 

Dann verstummte die junge Frau und neigte den Kopf zur Seite, während ihre spitzen Ohren vor Konzentration zuckten. Als sie sich nun zu ihrer vollen Größe aufrichtete, fühlte sich Bilbo neben der hochaufragenden Wölfin sehr klein und er war sich sicher, dass es vielen der Zwerge ebenso ergangen war. Wie Beorn vor ihnen, waren Currin und ihre Verwandten sowohl körperlich als auch geistig beeindruckend und verhielten sich wie eine seltsame Mischung aus Tier und Mensch, was die Einwohner des Erebor unendlich zu verwirren schien.
 

„Ich kann deinen Kleinen hören“, meinte Currin. „Draußen auf dem Gang. Er weint.“
 

„Oh je...“
 

Innerhalb weniger Sekunden war Bilbo aus dem Kriegsraum verschwunden, Thorins Rufe ignorierend und lief schnell durch die Gänge zum königlichen Zeichensaal. Lange bevor er durch die Tür trat, die von irgendjemandem, der sich bereits dort aufhielt, ein Stück offen gelassen worden war, konnte er den Klang von Frodos Weinen hören. Dori, Óin, Dís und Dala standen um die Tische in der Mitte des Raumes herum und in ihren Armen zappelten zwei schreiende Kinder, wann immer der königliche Heiler versuchte, die Platzwunden und Kratzer zu behandeln, mit denen ihre Gesichter bedeckt waren. Die arme Dís ließ Donel beinah fallen, als ein mit Desinfektionsmittel getränktes Tuch auf sein blutiges Knie und seine geschwollene Nase gedrückt wurde und ein weiterer Schmerzensschrei aus der Kehle des kleinen Jungen ertönte.
 

„Was ist passiert?“
 

„Eine der Stufen in der Eingangshalle ist unter Donels Füßen abgebrochen“, erklärte Dori, dessen gewöhnlich makelloser Bart durch Frodos ständiges Zappeln zerzaust worden war. „Er ist hinunter gestürzt und gegen Frodo geprallt und dann sind sie beide bis an das untere Ende der Treppe gerollt. Ich habe versucht, sie zu schnappen, aber sie sind in einer solchen Geschwindigkeit hinuntergestürzt, dass ich nicht hinterherkam und…“
 

„Es ist schon gut, Dori“, versicherte Bilbo ihm. „Solche Dinge passieren manchmal, wenn kleine Hände und Füße im Spiel sind. Und wie es aussieht, sind sie beide noch in einem Stück. Es ist nichts gebrochen, nicht wahr, Óin?“
 

„Frodo hat eine ziemlich große Beule am Kopf und ihm fehlen einige Zähne, aber keiner der beiden scheint sich etwas gebrochen zu haben“, erwiderte der Heiler. „Doch sie haben eine Menge Schnittwunden und Blutergüsse.“
 

„Ich habe meine Zähne verloren, Onkel.“
 

Sanft strich Bilbo mit einer Hand über Frodos zerschrammte Wange. „Es ist schon gut, Liebling. Bevor das Jahr vorüber ist, werden deine neuen Zähne nachwachsen und außerdem können wir sie für deine Milchzahnkette verwenden.“
 

„Aber sie sind fort“, jammerte Frodo. „Sie sind abgefallen.“
 

„Fort?“
 

Dori umschlang Frodo noch fester mit seinen Armen und fuhr mit seinen dicken Fingern am Rücken des Jungen hinauf und hinunter, während Óin seine blutigen Augenbrauen, Wangen, Kinn und Hände abtupfte. Die Gesichtszüge des kleingewachsenen Zwerges hatten eine grüne Farbe angenommen, wie Bilbo sie bei ihm bislang nur gesehen hatte, wenn sich ein Mitglied der Gemeinschaft wie ein ungehobelter Dummkopf benahm oder einer seiner Brüder während der Reise verletzt wurde. Es war, gelinde gesagt, ein nervenaufreibender Anblick und Frodo schien den Vermutungen des älteren Hobbits zuzustimmen, denn er streckte seine kleinen Arme nach oben und legte sie über Doris steife Schultern.
 

„Es ist in Ordnung, Dori. Ich habe noch mehr davon. Siehst du…“
 

„Oh, ich weiß, Kleiner. Und was für schöne, perlweiße Zähne das sind“, gab Dori zurück. Er hielt Frodo regelrecht umklammert, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass Bilbo nach wie vor wesentliche Teile des Puzzles fehlten, das diesen Treppensturz betraf. „Aber ich glaube, es wird das Beste sein, sie in Zukunft von harten Oberflächen fernzuhalten.“
 

Frodo nickte und verzog das Gesicht, als Óin erneut sein Kinn abtupfte.
 

„Was hast du damit gemeint, dass sie hinuntergefallen sind?“ fragte Bilbo, als die beiden Jungen durch Óins weitere Behandlung abgelenkt waren. Die Anhänglichkeit seines Freundes fing allmählich an, ihn zu verunsichern. „Dori? Was ist passiert?“
 

„Sie wären beinah hinuntergefallen, Bilbo“, flüsterte der Zwerg. „Ich habe ihnen nur erlaubt, ein paar Schritte vor mir zu gehen, aber dann ist Donel plötzlich gestolpert und die beiden wären beinah über die Kante des Steges gestürzt. Es war einer der Bereiche, in denen Smaug in seinem Zorn die Geländer zertrümmert hat. Ich würde die Kinder niemals auch nur in die Nähe der Stege ohne Geländer mitnehmen, das schwöre ich. Aber es war längst Zeit für ihr Abendessen und an diesem Steg fehlten nur auf der linken Seite ein paar Teile des Geländers, deshalb beschloss ich, mit ihnen eine Abkürzung zu nehmen.“
 

Doris Finger massierten in sanft kreisenden Bewegungen Frodos Seite in einem offensichtlichen Versuch, sowohl sich selbst, als auch den verletzten Jungen zu trösten. Es hatte Dori zutiefst erschreckt, dass dieser Zwischenfall so einfach und schnell passiert war. Es waren nur eine Sekunde und ein brechender Steinbrocken nötig gewesen, um zwei Kinder in die Abgründe der Minen des Erebor stürzen zu lassen. Und Dori war vor nicht einmal zwanzig Minuten beinah einer solchen Tragödie zum Opfer gefallen.
 

„Und dann ist Donel vorwärts gestolpert und ich konnte die beiden nicht mehr rechtzeitig auffangen“, berichtete Dori und sein Gesicht wurde blass, als er den Vorfall schilderte. „Sie sind nur wenige Zoll von der Kante entfernt gelandet, Bilbo und es gab nichts, das ich hätte tun können, um sie zu schnappen, bevor…“
 

„Du wärst beinah selbst hinuntergestürzt, Dori“, tröstete ihn Glóins Gemahlin. „Ich habe von der Ebene unter dir alles mitangesehen. Der gesamte Hauptflügel ist eine Gefahr für die Kinder des Erebor und für einen großen Teil unserer Erwachsenen ebenfalls.“
 

„Dieser dreimal verfluchte Drache hat soviel Schaden angerichtet“, knurrte Dís. „Selbst nach seinem Tod verfolgt sein Geist nach wie vor die Schritte unserer Kinder.“
 

„Auuu!“
 

Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Óin damit fertig war, die Jungen zu versorgen und ihnen anschließend die Schmerztoniken zu verabreichen, die es ihnen ermögliche würden, die Nacht durchzuschlafen. Beide hatten schlimm aussehende Schnittwunden an ihren Wangen, ihrer Stirn, ihrem Kinn und ihren Händen und eine geschwollene Nase und zahlreiche Blutergüsse bedeckten jeden Teil ihrer kleinen Körper. Donel hatte sich bei dem Sturz seinen rechten Knöchel verstaucht und Óin hatte ihn vorerst fest in eine weiche Schiene gewickelt. Der arme Frodo hingegen hatte sich auf dem Weg nach unten den Kopf gestoßen und sich außerdem seine unteren Waden aufgeschürft, was eine äußerst unglückliche Folge der traditionellen Hobbitkleidung des Jungen war. Und wie es aussah, hatte er auch fünf weitere Zähne verloren.
 

„Der arme kleine Kerl wird sein Essen wochenlang mit dem Zahnfleisch kauen“, klagte Dís. „Frerin hat damals in weniger als einem Monat die Hälfte seiner Zähne verloren, wenn ich mich recht erinnere. Er hat jedes Mal wie ein kranker Warg ausgesehen, wenn er versucht hat, sein Fleisch zu kauen.“
 

„Inwiefern unterscheidet sich das von den normalen Mahlzeiten der Zwerge?“
 

„Das Essen fiel ihm buchstäblich aus dem Mund“, erzählte Dís und lachte leise. „Das siehst du bei gewöhnlichen Zwergenmahlzeiten nicht. Unsere Männer fangen förmlich an zu wimmern und zu heulen, wenn sie es nicht schaffen, etwas in ihren Mund zu bekommen. Bei Frerin war das zweifellos der Fall.“
 

„Dann erklärt das ohne Zweifel einiges über Fíli.“
 

Die Lady des Erebor saß mit einem schlummernden Donel auf dem Schoß auf dem Sofa und kämmte mit ihren Händen sanft sein unordentliches rotes Haar, damit sie es später annähernd ordentlich flechten konnte. Bilbo saß ihr auf demselben Sofa gegenüber, über die Beine der beiden war eine große Strickdecke gelegt worden und jeder von ihnen hatte ein schläfriges Kind auf dem Schoß. Frodo zerkratztes Gesicht war zu einem unschönen Stirnrunzeln verzogen und seine verbundenen Hände zuckten jedes Mal unbehaglich, wenn er versuchte, sich im Schlaf zu bewegen. Alles in allem sahen die beiden Jungen aus, als hätten sie drei Runden mit Dwalin in der Arena an einem Freitagmorgen hinter sich.
 

„Hier ist etwas Tee für euch beide“, sagte Dori, als er aus den nahegelegenen königlichen Küchen zurückkehrte. „Das ist meine Lieblingskamillemischung. Sie wirkt Wunder zum Schlafen und gegen Anfälle von Rückenschmerzen.“
 

„Danke Dori. Jetzt setz dich hierher.“ Bilbo klopfte auf den Sessel, der direkt neben dem Sofa im Zeichensaal stand. „Du siehst aus wie der wandelnde Tod, mein Freund. Ruh dich einfach etwas aus, in Ordnung?“
 

„Ja und meine Füße fühlen sich an wie Granit. Ein entsetzlicher Abend.“
 

„Ich habe Donels Mutter über das benachrichtigt, was geschehen ist“, meinte Dala ein paar Minuten später. Thorin, Óin und Balin betraten nach ihr den Zeichensaal. „Ich habe ihr versichert, dass alles in Ordnung ist, aber ich dachte, dass sie es trotzdem gerne wissen würde.“
 

„Danke, Dala. Daran habe ich noch nicht einmal gedacht“, gestand Bilbo. „Es würde dem Jungen wahrscheinlich gut tun, sie zu sehen und sei es nur für eine kurze Weile.“
 

Die arme Thana war während der letzten paar Tage sehr erschöpft gewesen, denn die Zwillinge hatten ihre ersten Zähne bekommen und deshalb hatte Bilbo ihr angeboten, für einige Nächte auf Donel aufzupassen oder wenigstens so lange, bis Thana und Farór nicht mehr aussahen, als würden sie jeden Moment ohnmächtig werden oder selbst eine Treppe hinunterstürzen. Donal war mehr als erfreut gewesen, dem lauten Weinen seiner kleinen Schwestern zu entgehen und hatte es sich bereitwillig in Frodos Schlafgemach, Spielecke und seinem poolähnlichen Waschraum gemütlich gemacht.
 

„Ist mit ihnen alles in Ordnung?“ wollte Thorin wissen.
 

„Nur zerschrammt, geprellt und aufgeschürft“, berichtete Óin, der sich mit einem Ächzen in einen der Sessel sinken ließ, die an der Seite des Raumes standen. „Alle ihre Schnittwunden sind nur oberflächlich und deshalb erwarte ich, dass die beiden morgen früh wieder auf den Beinen sind und spielen. Aber es könnte ein paar Tage länger dauern, bis Donels Knöchel verheilt ist.“
 

„Ich habe bereits mit dem Bauführer gesprochen, der verantwortlich ist für die Erneuerung der…“
 

„Khan kâknith munza lâhk!“
 

Dala seufzte. Ich werde niemals auch nur die Hälfte von dem verstehen, was dieser reizende Junge sagt. Er spricht den undeutlichsten Dialekt.“
 

„Ich habe versucht, etwas darüber nachzulesen“, flüsterte Dís. „Aber ich habe ihn auch noch nicht gefunden.“
 

„Ich auch nicht“, fügte Dori hinzu.
 

„Oh, hallo, Bifur“, sagte Bilbo, als der Spielzeugmacher zur Tür hereinkam. „Wie es aussieht, ist deine Reise nach Thal gut verlaufen. „Was hast du da?“
 

„Mûhk al-“
 

„Iglishmêk, mein lieber Vetter“, unterbrach ihn Bofur, der mit einem großen Stapel Kisten auf dem Arm in den Raum eilte. „Iglishmêk. Und wirf währenddessen nicht den Korb durch die Luft! Das wäre zweifellos eine traumatisierende Situation.“
 

„Bifur?“
 

Ich habe etwas für die Jungs, sagte der Zwerg in Zeichensprache. Ein frühes Geschenk zum Mittwinter, falls noch mehr Schnee von Norden kommt.
 

Der Zwerg mit der Axt im Schädel hüpfte regelrecht auf der Stelle auf und ab, wobei er mit beiden Händen einen mit einem Tuch bedeckten Korb umklammerte, den er vor der Brust trug. Bifur neigte dazu, sich leicht aufzuregen und manchmal sogar in Raserei zu verfallen, doch dies war eine ganz neue Art der Energie, die Bilbo kaum jemals zuvor gesehen hatte. Es sah fast so aus, als würde der Zwerg wie einer von Gandalfs Feuerwerkskörpern explodieren, wenn er nicht bald sein Geschenk überreichte.
 

„Endlich! Ein paar gute Nachrichten“, stellte Dori mit einem lauten Seufzen fest. „Genau das, was wir jetzt brauchen. Sehr, sehr dringend.“
 

„Das war äußerst aufmerksam von dir, Bifur“, meinte der Hobbit lächelnd. „Gib Dís und mir nur ein paar Augenblicke, um die Jungs aufzuwecken, in Ordnung?“
 

Doch Bifur hüpfte weiterhin auf und ab.
 

Sie brauchten nicht lange, um die beiden Jungen aus ihrem durch das Tonikum herbeigeführten Schlummer zu wecken und ein mehrmaliges, beinah zahnloses Gähnen von Frodo zeigte deutlich, wieviele Zähne er am heutigen Tag bei seinen gefährlichen Eskapaden in der Eingangshalle verloren hatte. Doch die Erwähnung von Geschenken genügte, um beide Kinder innerhalb einer Sekunde aufzuwecken.
 

„Geschenke?!“
 

„Nun, das hat zweifellos ihre Aufmerksamkeit erregt“, meinte Balin lachend. „Nichts weckt ein Kind schneller auf, als der Klang von Geschenkkartons und zerreißendem Papier. Ah, ah, Vorsicht mit den Verbänden, Jungs.“
 

„Balin hat Recht, Jungs“, tadelte Bilbo die beiden. „Ihr habt bereits mehr als genug Schnitte und Kratzer für diesen Monat. Langsamer. Thorin.“
 

Der Zwergenkönig streckte die Arme aus, schnappte sich einen zappelnden Frodo und nickte seiner Schwester zu, die den Zwergling fest im Griff hatte. Die beiden gingen zu Bifur hinüber, jeder mit einem ungeduldigen Kind auf dem Arm, das nach vorne drängte, um zu sehen, was sich in dem Korb befand. In Anbetracht ihrer langen und anstrengenden Vergangenheit im Umgang mit zwei anderen zappeligen Zwerglingen bereitete es natürlich keinem der königlichen Geschwister Probleme, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
 

„Jetzt haltet still und denkt an eure Manieren“, brummte Thorin. „Quengelige kleine Jungen bekommen keine Geschenke, bis sie still sind und sich bei dem Schenkenden bedanken. Nun…“
 

„Danke, Bifur!“ riefen beide Jungen im Chor.
 

Nachdem das erledigt war, zog der ungeduldige Zwerg das Tuch beiseite und gestattete ihnen allen zu sehen, was genau er und Bofur gekauft hatten, als sie durch den Schnee nach Thal gestapft waren. Und ein freudiger, kindlicher Aufschrei zeigte deutlich, dass keines der Kinder und keiner der Erwachsenen im Raum von dem Geschenk enttäuscht war.
 

„Kätzchen!“
 

Innerhalb weniger Sekunden streckten Frodo und Donel ihre Hände nach dem Korb aus und die beiden Mitglieder der königlichen Familie beugten sich vor, um ihre verletzten Schützlinge  nicht fallenzulassen. Bilbo, der Tiere schon immer gern gemocht hatte, ging zu dem Korb hinüber und spähte auf die drei schlafenden Kätzchen hinunter, von denen zwei dunkelgraues und das größte dunkelorangefarbenes Fell hatte. Die begeisterten Ausrufe der Kinder schienen sie alle drei aufgeweckt zu haben.
 

„Seid nur sanft, Jungs“, warnte Dís die beiden. „Und Vorsicht mit euren Verbänden. Wir werden sie baden müssen, Thorin. Falls sie Flöhe haben.“
 

Thorins Augenbrauen schossen nach oben. „Du willst sie behalten?“
 

„Ich habe sicher nicht vor, nein zu ihnen zu sagen“, erwiderte Dís mit ihrem patentierten Du-bist-so-ein-Idiot-lieber-Bruder-Blick. „Die Jungs oder die Kätzchen. Hast du ihre Augen gesehen? Ich weigere mich, der Fiesling in dieser Geschichte zu sein.“
 

„Und stattdessen erwartest du, dass ich es bin?“
 

„Nun, wenn du deinen Auserwählten, deine Schwester, deine Neffen und die Kinder verärgern willst, dann verbiete doch, dass im königlichen Flügel Haustiere gehalten werden. Aber ich werde dich nicht verteidigen, wenn einige Hobbits und Zwerglinge beschließen, dich in deinen königlichen Hintern zu treten.“
 

„Du bist eine grausame Frau.“
 

„Mag sein“, erwiderte Dís schulterzuckend. „Obwohl ich nicht diejenige bin, die zögert, meinem Kind ein Kätzchen als Haustier zu schenken. Wirklich, Thorin…“
 

„Du weißt, dass ich Katzen noch nie mochte. Er hätte den Jungs irgendeinen Mischlingshund oder Jagdhund besorgen sollen, der sich gut eignet für...“
 

„Klunk!“
 

Plötzlich hatte Thorin ein pelziges, orangefarbenes Kätzchen im Gesicht und auch einen zahnlosen, überschwänglichen und zerkratzten kleinen Hobbit. Wenn es noch irgendeinen Zweifel gegeben hätte, dass Thorins königliche Haltung von den Kindern in seinem Leben in Fetzen gerissen wurde, dann wären diese allesamt von Frodos fröhlichem Lächeln in winzigkleine Stücke zerbröckelt worden.
 

„Er läuft immer wieder gegen den Tisch“, erklärte Frodo. „Deshalb habe ich ihn Klunk genannt. Und das hier ist Bumpy. Und das ist Zuzu. Seine Streifen sehen wie ein Z aus.“
 

„Das sind…sehr schöne Namen.“
 

Bilbo kuschelte mit dem graugestreiften Kätzchen namens Zuzu und plauderte dabei ununterbrochen mit Balin über den alten Kater, den er als kleines Hobbitkind in Beutelsend gehabt hatte. Die zweite graue Katze, Bumpy, rollte auf dem Boden herum und schlug nach den losen Enden von Donels Verbänden. Alle übrigen Zwerge kümmerten sich ebenfalls um die winzigen Wesen.
 

„Dürfen wir sie behalten? Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte?“
 

„Nun wir werden…“
 

Im nächsten Moment erklang ein ganzer Schwall von Bellen, Knallen und Fluchen aus der nahegelegenen Küche und Bofur stolperte mit vier kleinen, glatten Flaumbällen in den Raum, die um seine bestiefelten Füße herumliefen. Einer von ihnen trug ein hölzernes Spielzeug im Maul, was offensichtlich gegen die Regeln verstieß, wenn man Bofurs scharfen Tadel hörte. Bifur und den Kindern entfuhren begeisterte Schreie, als die Welpen erschienen, während alle anderen Zwerge im Raum staunten und angesichts dieser neuen Wendung der Ereignisse schockiert waren.
 

„Ihr habt auch Welpen?“ japste Bilbo.
 

Hirschhunde. Zukünftige Jagdhunde, erklärte Bifur in Zeichensprache. Jetzt gibt es in der ganzen Stadt nur noch fünf von ihnen. Sie alle gehören Mallor. Wir brauchen mehr für die Jagdsaison.
 

„Welpen!“ kreischte eine Stimme von der Tür. „Endlich!“
 

Innerhalb von Sekunden hatte Kíli den Raum durchquert, hob die zappelnden Welpen auf und bedachte sie gurrend mit Küssen und Liebkosungen. Sein Bruder war auf wackligen Krücken dicht hinter ihm und seine blauen Augen strahlten heller, als sie es seit Bilbos Ankunft getan hatten. Zu sagen, dass die beiden Prinzen entzückt waren, wäre eine Untertreibung.
 

„Ich werde dich Granite nennen!“ verkündete Kíli. „Und du wirst Japser heißen. Und du Onyx. Und du…ähm, ups, das hier ist ein Mädchen. Nun, hmmm, du kannst Beryl heißen! Ein schöner, starker Name für ein schönes, starkes Mädchen.“
 

„Wie kommst es, dass du ihnen einen Namen geben darfst?“ verlangte Fíli zu wissen.
 

„Weil ich diese Namen seit mehr als siebzig Jahren auf meiner Warteliste hatte“, antwortete Kíli mit zur Decke gewandter Nase. „Wer zuerst kommt, gibt zuerst die Namen.“
 

„Rotzbengel.“
 

„Nun, damit ist ein Traum wahr geworden“, stellte Dís mit einem erfreuten Lächeln fest. „Sie haben jahrzehntelang um einen Welpen gebettelt. Danke, Bifur.“
 

„Und ich muss dir auch danken“, fügte Dala hinzu, die beobachtete, wie Gimli einen der Welpen liebkoste. „Gimli hat in den letzten Jahren einen ähnlichen Wunsch geäußert. Vielleicht wird es den Erebor für die Kleinen etwas…gastfreundlicher machen, wenn sie ein paar Haustiere haben.“
 

„Ich bin geneigt, dir zuzustimmen“, erwiderte Bilbo, der auf dem Boden saß. Eines der Kätzchen attackierte das Haar auf seinen Füßen. „Und Bifur hat hier einen hübschen Haufen ausgesucht.“
 

„Er konnte schon immer  gut mit Tieren umgehen“, sagte Bofur, der dem Stapel Welpen endlich entkommen war und zu dem Stapel Kätzchen hinübergewandert war. „Früher hat er sich um jeden Streuner gekümmert, den er während unserer Reisen von Dorf zu Dorf aufgelesen hat. Er hat mehr als ein paar von ihnen gerettet. Ich glaube, sie sind einer der Gründe, warum er immer noch unter uns ist. Sie haben dabei geholfen, ihn aus der anderen Welt zurückzuholen, als Azanulbizar und die Axtwunde zuviel für ihn wurden. Er wäre für uns verloren gewesen, wenn alle diese Hunde, Katzen, Ziegen, Kühe, Ponies und so weiter nicht gewesen wären. Sie alle haben ihn in unsere Welt zurückgeholt.“
 

„Und jetzt?“ fragte Bilbo in besorgtem Tonfall. „Werden diese Tiere Bifur helfen?“
 

Bofur nickte. „Ja, ich denke, das werden sie. Mein Bruder und ich glauben, dass sie dabei helfen werden, ihn in dieser Welt zu halten. Außerdem helfen sie ihm vielleicht auch im Umgang mit den Jungs. Er hat wirklich eine Schwäche für sie alle, aber es ist schwierig für ihn sich mit ihnen zu verständigen. Selbst mit jenen, die unvoreingenommen sind, wie Frodo und die Prinzen. Aber ich hoffe, dass diese Tiere ihm helfen können.“
 

Dem konnte Thorin nicht widersprechen. Oder nein dazu sagen. Und wenn er ehrlich war, wollte er das auch nicht.

 

.o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück