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Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

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Kapitel 23


 

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An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 23

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition
 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Gib Acht, dass du keine Tinte auf dem Boden verschüttest, Frodo.“
 

Die beiden Hobbits saßen gerade im Herzen der riesigen Bibliothek des Erebor und wurden von einem prasselnden Feuer aus dem Kamin in der Ostmauer gewärmt. Bilbo selbst war seit dem frühen Morgen damit beschäftigt, zahlreiche riesige Manuskriptstapel zu registrieren und zu katalogisieren, wobei er einige Male in den vorderen Bereich zurückgekehrt war, um Ori und Dhola mit einem besonders verwirrenden Haufen von Landkarten der fernöstlichen Reiche zu helfen. Sein Neffe hatte die meiste Zeit des Tages mit Donel und Nori verbracht, von denen der Letztere sich freiwillig bereiterklärt hatte, die beiden Jungen für den Nachmittag zu beaufsichtigen. Da nun jedoch bald Zeit zum Abendessen war, würde sich Bilbo leider von den faszinierenden Schaubildern eines fernen Dschungels losreißen müssen, um sich stattdessen einer Horde hungriger Zwerge zu stellen. Offen gestanden versuchte der Hobbit herauszufinden, ob einige von ihnen hohle Beine oder einen zweiten Magen hatten, da Fíli und Bofur nicht bei einer einzigen Mahlzeit so viel essen können sollten.
 

„Ich bin fast fertig“, verkündete Frodo, der seine rosige Zunge vor Konzentration herausgestreckt hatte. „Muss ich am Ende Merrys langen Namen schreiben?“
 

„Nein, sein normaler Name reicht vollkommen aus“, antwortete sein Onkel. „Pass nur auf, dass du ihn richtig schreibst, sonst könnte dein Brief in die Hände eines anderen Verwandten fallen, der denselben Namen trägt. Die Valar wissen, dass wir genug solcher Verwandten haben.“
 

„Geht in Ordnung.“
 

Die darauffolgenden Minuten verstrichen in relativem Schweigen, wobei des Rascheln von Papier und die leise Stimme von Ori, der mit seiner Tante plauderte, wie ein beruhigender Balsam auf Bilbos aufgeregte Gedanken wirkten. Seit Wochen hatte es ihn nun gedrängt, die Archive zu erkunden,  weshalb die vergangenen drei Tage für den bücherliebenden Hobbit geradezu paradiesisch gewesen waren und sowohl Landkarten als auch Bücher still und leise seine Gemächer und sogar einen ungenutzten Winkel von Fílis Schlafgemach eingenommen hatten. Thorin und seine Schwester hatten einen der Durchgänge geöffnet, der von dieser Ebene hinunter in die tiefgelegenen Archive führte und so zwängte sich Bilbo mit Leichtigkeit  durch die dunklen Räume unter der Bibliothek. Und nachdem Nori die Jungen zurückgebracht hatte, hatte der mutige kleine Donel angeboten, sich in die engeren Bereiche am hinteren Ende zu zwängen und holte daraufhin Dutzende von Landkarten und Büchern aus den staubigsten Winkeln der Archive.
 

„Ich habe noch eine“, verkündete Donel und gab dem älteren Hobbit ein Zeichen, ihm die Leiter hinauf zu helfen. „Aber sie sieht wirklich seltsam aus. Was steht da?“
 

Bilbo setzte den kleinen Jungen neben sich auf dem Boden ab und befreite die altertümliche Landkarte von dem Faden und den Klammern, die sie zusammenhielten. Die lange Zeit, die sie nicht in Gebrauch gewesen war, hatte sie so sehr vergilben lassen, dass ihre gesamte linke Hälfte wohl nur durch ein Wunder restauriert werden konnte, aber dennoch gelang es Bilbo, in ihrer rechten oberen Ecke zahlreiche Runen und elbische Schriftzeichen zu entziffern, die dem Hobbit jedoch unglücklicherweise nicht vertraut waren.
 

„Ich bin mir nicht sicher“, gestand Bilbo. „Aber dieses Wort hier oben wurde unterstrichen und deshalb hege ich den starken Verdacht, dass dies der Name der Region ist. Ich glaube, sie heißt Desdursyton. Was für ein seltsamer Name, wenn es stimmt.“
 

„Und diese hier habe ich auch gefunden“, fügte Donel mit einem stolzen Grinsen hinzu. „Sie waren hinter die Regale gefallen und bei dem Versuch, an sie heranzukommen, habe ich einen Splitter abbekommen.“
 

„Komm, lass mich einmal sehen. Ah, er steckt nicht allzu tief. Mit ein wenig Druck sollte ich ihn herausbekommen“, beruhigte Bilbo ihn, während er mit seinen Nägeln behutsam die gereizte Haut an Donels linkem Daumen bearbeitete.
 

„Wir Hobbits bekommen ständig Splitter ab, wenn wir draußen in unseren Gärten arbeiten und auch ich selbst habe die unglückselige Angewohnheit, sie mir zuzuziehen, besonders an dieser einen kleinen Stelle an meinem rechten Fuß, genau zwischen meinen beiden größten Zehen. Wahrscheinlich habe ich dort einfach nie genügend Hornhaut entwickelt. Eine unangenehme, missliche Lage für einen Hobbit, wie du mir sicherlich glauben wirst und auch ziemlich…ah! Da haben wir ihn! Der Splitter ist draußen.“
 

Donel hatte seine Augen irgendwann während dieses Eingriffes geschlossen und sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen, als Bilbo den dünnen Holzsplitter aus seinem empfindlichen Finger entfernte, aber Bilbos Meinung nach war Donel ein wahrer Krieger. Der rothaarige Zwergling gab während der gesamten Tortur keinen einzigen Klagelaut und nicht einmal das leiseste Wimmern von sich und Bilbo wusste, dass ihm so etwas nicht gelungen war, wenn Belladonna ihm einen Splitter herausgezogen hatte.
 

„Und es war obendrein ein sehr fieser“, verkündete Bilbo und bekräftigte seine Worte mit einem entschlossenen Nicken. „Deine Mutter wird sich das später noch einmal gut ansehen müssen. Wir zeigen ihr, wie tapfer du mit diesem schrecklichen Ding in deinem Finger all meine Landkarten herbeigeholt hast.“
 

Donel nickte und lächelte erneut stolz. „Ich hasse Splitter. Sie sind wirklich fies. Müssen wir noch irgendetwas anderes suchen?“
 

„Nein, ich denke, das ist mehr als genug für heute“, entgegnete Bilbo. „In einer oder zwei Stunden ist es Zeit zum Abendessen und ich muss immer noch alle diese Landkarten ordnen. Frodo, bist du mit deinem Brief schon fertig?“
 

„Ja. Und ich habe Merrys Namen richtig geschrieben.“
 

Bilbo nahm das Blatt Papier entgegen, das sein Neffe ihm reichte und überflog schnell die unordentlichen Zeilen, wobei seine scharfen Augen nach irgendwelchen schlimmen Schreib- oder Ausdrucksfehlern suchten, doch Frodos schriftliche Ausdrucksfähigkeit war wie immer hervorragend für sein junges Alter und Bilbo musste keinerlei Verbesserungen vornehmen.
 

„Was ist auf diesen Karten?“ fragte Donel.
 

„Nun, bei diesen hier bin ich mir auch nicht ganz sicher“, antwortete der ältere Hobbit. „Auf beiden scheint irgendetwas in elbischer Sprache an den oberen Rand geschrieben worden zu sein, aber es ist mir unbekannt. Trotzdem glaube ich, dass es sich bei den unterstrichenen Worten um die Namen der jeweiligen Regionen handelt. Diese Karte hier scheint irgendeinen Ort zu zeigen, der…Lú Tyr Sû heißt… Ein überaus seltsamer Name. Und diese Gebirgsregion dort wird anscheinend…Orocarni genannt? Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, was das bedeutet. Vielleicht ist es die Bezeichnung des Gebirgszuges in der Sprache dieser Region. Hmmm, Karn Ord…“
 

„och, nun sieh nur, was du angerichtet hast“, stöhnte Frodo. „Er fängt schon wieder damit an. Nun gibt es keine Hoffnung mehr, dass wir ihn von hier fort bekommen.“
 

„Das würde ich nicht sagen.“
 

Als die drei aufschauten, entdeckten sie Kíli, dessen Kopf hinter einem Bücherregal hervorschaute und der mit einem breiten Grinsen auf seinem bartlosen Gesicht die wahllos auf dem Boden aufgehäuften Landkarten betrachtete. Mit einem doppeldeutigen Pfiff trat der jüngste Prinz zu ihnen in die Nähe des Kamins und versuchte, so unschuldig wie möglich dreinzuschauen, wobei er jedoch kläglich versagte.
 

„Was willst du, Kíli?“
 

„Oh, ich dachte nur, dass unser goldiger kleiner Hobbit und unser ebenso goldiger kleiner Zwergling gerne wissen würden, dass sich seit der Mittagsstunde etwas sehr Bedeutsames ereignet hat“, erwiderte der Prinz gedehnt und stocherte dabei lässig unter seinen schmutzigen Fingernägeln herum. „Aber leider scheint ihr alle drei sehr beschäftigt zu sein. Das ist wirklich äußerst bedauerlich.“
 

„Was ist passiert?“ wollte Frodo wissen, denn der Tonfall in der Stimme des Prinzen hatte seine Neugier geweckt. „Hat es eine Explosion gegeben? Sind Elben hier?“
 

Für einen kurzen Augenblick sah der Prinz verwirrt aus. „Ähm, was? Nein, nein! Es sind keine Elben hier eingetroffen. Unser Onkel ist immer noch viel zu paranoid, um auch nur Menschen, die nicht in Thal oder in der Seestadt leben, in die Stadt zu lassen, von einem Haufen dieser zimperlichen Baumrammler ganz zu schweigen.“
 

„Kíli!“
 

„Tut mir leid, tut mir leid, ich hatte vergessen, dass du solche Bezeichnungen nicht magst“, jammerte der Prinz. „Aber ich kenne auch ein paar nettere Namen. Wie wäre es mit…‘spitzohrige Bastarde‘?“
 

„Nein! Auf keinen Fall!“
 

„‘Unkrautfresser‘? Das klingt ziemlich gut, wenn du mich fragst. Sogar Tauriel fand es lustig.“
 

„Ohh, warum mache ich mir überhaupt die Mühe“, murmelte Bilbo. „Niemals hören diese sturen Zwerge auf irgendjemanden, außer auf sich selbst.“ Er rollte die Landkarten wieder zusammen und gab Kíli mit einer von ihnen einen liebevollen Klaps auf den Kopf. „Nun, warum bist du hier heruntergekommen, kleiner Vogel? Ich würde das alles hier gerne noch vor dem Abendessen katalogisieren, also spuck es aus.“
 

„Es schneit!“
 

Bei diesen Worten verschwand augenblicklich alles aus dem Raum, das auch nur entfernt an Ruhe erinnerte, da sowohl Frodo als auch Donel den älteren Hobbit beinah umwarfen, als sie verlangten, dass sie sich sofort aufmachten, um im Schnee zu spielen. Der Schlinger, der all die Unruhe verursacht hatte, bettelte ebenso schamlos und betonte, dass kleine Hobbits sehr viel frische Luft, Schneeballschlachten, Schneemänner und fruchtige Eiscreme brauchten, um groß und stark zu werden und nicht in den dunklen Tunneln des Erebor zu verkümmern. Mehr als nur einem von ihnen versuchte Bilbo vorzuwerfen, dass sie mit unfairen Mitteln kämpften, doch als er von zwei ausgelassenen Kindern gepackt und umarmt wurde, auf deren Seite Kíli fünfundsiebzig Prozent der Zeit war, fiel es ihm sehr schwer, auch nur zu versuchen, ihnen zu widerstehen.
 

„Bitte, Onkel Bilbo, bitte“, quengelte Frodo. „Im Auenland hat es die letzten Jahre kaum geschneit. Ich verspreche dir auch, dass ich dir einen wunderschönen Schneehobbit baue, mit großen Ästen als Arme und einer Karotte…“
 

„Ja, wir werden einen wunderbaren Schneehobbit bauen, Onkel Bilbo“, flehte Kíli, schlang seine Arme um den älteren Hobbit und schaute ihn so treuherzig an, wie er nur konnte. „Und wir werden ihm eine hübsch verzierte rote Weste anziehen, ihm einige krause Blätter auf den Kopf setzen und ihm eine schön geschnitzte Pfeife in den Mund stecken, um…“
 

„Und die Eisrampen“, fügte Donel hinzu. „Meine amad hat mir erzähl, dass die Treppe immer mit viel Wasser übergossen wurde und sie dann hinuntergerutscht sind wie…“
 

„Genug!“ rief Bilbo aus und schob sie alle drei behutsam zu Boden. „Helft mir, diese Stapel zu ordnen und sie auf den Tisch dort drüben zu legen, dann gehen wir hinauf in unsere Gemächer und kleiden uns um. Habt ihr verstanden? Dann an die Arbeit.“
 

Niemals zuvor in seinem Leben hatte Bilbo Beutlin gesehen, dass sich zwei Jungen und das zwergische Gegenstück eines halbwüchsigen Hobbits so schnell bewegten. In nicht einmal zwölf Minuten lagen die Stapel ordentlich auf den Tischen aufgereiht und alle vier marschierten hinauf in den königlichen Flügel, um sich so schnell wie möglich warme anzukleiden. Zu diesem Zweck ging der Prinz von dort aus zu seinen eigenen Gemächern, während Bilbo die Aufgabe übernahm, Frodo und Donel in die Winterkleidung zu hüllen, die Ori eigens für sie angefertigt hatte. Er packte Donel warm in die zweite Garnitur seines Neffen ein, die aus einer langen Unterhose, einer Hose, Stiefeln, Mantel, Hut und Handschuhen ein, wobei er sich heimlich vornahm, jeweils eines dieser Kleidungsstücke für den verschmitzten Zwergling zu bestellen, sobald er Ori das nächste Mal sah oder zum Markt ging. Thana und ihr Gemahl würden diese Geschenke nicht ablehnen können, wenn Bilbo sie als ein frühes Geschenk zur Wintersonnenwende ausgab und sie obendrein von der Familie Durins kamen.
 

Wer hatte jemals behauptet, dass Hobbits nicht hinterlistig sein konnten, wenn es die Situation erforderte?
 

„Also gut, seid ihr alle bereit zum Aufbruch?“ fragte Bilbo, sobald sie draußen auf dem Gang waren. „Sind eure Ohren bedeckt? Sitzt auf jeder Hand ein Handschuh? Habt ihr eure Stiefel fest geschnürt?“
 

„Jawohl.“
 

„Kommst du auch mit, Fíli?“ erkundigte sich Bilbo, als er den älteren Prinzen entdeckte, der ebenfalls warm eingepackt war und sich auf seine Krücken stützte. „Wenn du es tust, werde ich dich mit deinem verletzten Bein nicht aus den Augen lassen und du wirst neben mir sitzen.“
 

„Es würde mir nicht einmal im Traum einfallen, irgendetwas anderes zu tun, Onkel Bilbo“, erwiderte der ältere Prinz mit einem frechen Grinsen. „Ich liebe deine Gesellschaft.“
 

„Ihr beide haltet euch wohl für unglaublich niedlich, nicht wahr?“ fragte der Hobbit seufzend. Seit einer Woche nannten sie ihn nun ihren Onkel und Bilbo konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihre Mutter dahinter steckte. „Was rede ich da, natürlich tut ihr das, aber anders als bei eurem Onkel und eurer Mutter sind eure treuherzigen Welpenblicke bei mir wirkungslos. Also benehmt euch, sonst…“
 

Er versetzte den beiden einen liebevollen Stupser auf ihre großen Zwergennasen, wobei diese Bezeichnung nicht für Kílis Nase galt, die für die Nase eines Zwerges ungewöhnlich klein war. Trotzdem reagierte sie jedoch ebenso empfindlich auf einen kleinen aber kräftigen Klaps, was Bilbo stets zu seinem Vorteil ausnutzte, wann immer es die Situation erforderte.
 

„Keine Muffins mehr. Und auch kein Käsekuchen. Habt ihr mich verstanden?“
 

Die beiden Prinzen starten ihn ungläubig an und Kíli wimmerte: „Du bist ein grausamer Hobbit, Onkel Bilbo. Sehr, sehr grausam.“
 

„Schon wieder diese Welpenaugen? Die wirken bei mir nicht. Aber nun lasst uns endlich gehen und den Schnee genießen, Leute. Nein, nein, du bleibst bei mir, Fíli.“
 

Nur fünf Minuten später erreichten sie die vorderen Tore des Erebor und der Schnee fiel in dichten Flocken aus dem weißen Himmel über dem Berg. Bilbo überprüfte noch einmal sorgfältig die Mäntel, Stiefel und Handschuhe der Jungen, bevor er sie auf den Hang entließ, wies sie jedoch vorher an, immer in seinem Blickfeld zu bleiben. Anschließend ließ Kíli und seinem Bruder genau dieselbe Behandlung zuteilwerden und freute sich über die empörten Schreie der Prinzen, als er an ihren gestrickten Wintermützen herumzupfte.
 

„Wenn ihr beuch wie Kinder benehmt, werde ich euch auch wie Kinder behandeln“, erklärte Bilbo ruhig. „Ich bleibe hier am oberen Ende der Treppe wirst dich neben mich setzen, Fíli. Würdest du die Jungs für mich im Auge behalten, kleiner Vogel?“
 

Als Antwort auf diese Frage schenkte Kíli ihm einen frechen Salut. „Wie ein Adler Manwës, liebster Onkel.“ Im nächsten Moment sprang er jauchzend die Stufen hinunter. „Wer ist bereit für eine Schneeballschlacht?! Ich bin in Frodos und Donels Team!“
 

„Er wird wohl niemals damit aufhören, nicht wahr?“
 

„Nein.“
 

Die Kinder liefen überall herum und tobten jauchzend und kreischend durch den Schnee, der nach wie vor auf sie hinunterschwebte. Vereinzelt waren Erwachsene zu sehen, von denen einige mit ihrem Nachwuchs Schneemänner bauten, während andere die langen Eisrampen hinunterrutschten, die zwei gewisse alberne Bergarbeiter mithilfe mehrerer Eimer voll kaltem Wasser gebaut hatten. Bilbo selbst begnügte sich damit, einfach am oberen Ende der Eingangstreppe zu sitzen und seine schöne, drachenförmig geschnitzte Pfeife zu rauchen. Wie die meisten Hobbits zog er es vor, den Schnee aus einiger Entfernung zu betrachten, wo er vor den eisigen Schneebällen und dem ausgelassenen Toben seiner Tuk-Vettern in Sicherheit war – oder, in dieser bestimmten Situation und in diesem besonderen Fall, weit weg von Kíli, Bofur und einem ungewöhnlich lebhaften und schneeliebenden Bifur.
 

„Anscheinend sind wir genau zum richtigen Zeitpunkt hier eingetroffen“, meinte eine Stimme zu seiner Linken. „Bei Schneefall zu reisen ist immer eine furchtbare Angelegenheit.“
 

„Das kann ich mir vorstellen“, gab Bilbo zurück, nachdem er eine große Rauchwolke ausgestoßen hatte. „Uns ist es während unserer Reise gelungen, den Winter zu meiden und das sogar beide Male. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob meine Füße das überstanden hätten.“
 

Dís schaute lächelnd auf ihn hinunter. „Das sind wundervolle Stiefel.“
 

„Schnee ist eines der wenigen Dinge, die die Füße eines Hobbits angreifen oder  ihnen schaden können“, erklärte Bilbo. „Dwinas Vater war so freundlich, jeweils ein Paar für Frodo und für mich selbst anzufertigen. Um ehrlich zu sein, habe ich zuvor nicht sonderlich viele Gedanken an das Klima des Erebor verschwendet.“
 

„Dadurch, dass wir im Inneren des Berges leben, ist es nicht so schlimm“, erwiderte Dís. „Die Einwohner von Thal trifft es viel schlimmer als uns, weil die Stadt so ungeschützt gelegen ist. Aber die Menschen und die Zwerge des Nordens sind an derart schlimmes Wetter gewöhnt und bringen früh ihre Ernte ein und schützen ihre Häuser mit robusten Steinen und Holzbalken. Solange wir genügend Nahrungsvorräte für die Wintermonate haben, sollte es innerhalb der Mauern des Erebor und auch in den umliegenden Siedlungen recht behaglich werden. Falls König Bard unsere Unterstützung braucht, wird er sie bekommen.“
 

„Das hoffe ich“, murmelte Bilbo, wobei seinem Mund eine weitere Rauchwolke entwich. „Es gibt immer noch viel zu tun. Die Bibliothek neu zu organisieren und zu katalogisieren wird mindestens einige Jahre dauern und ich kann nicht einmal die Hälfte der Dinge, die sich dort befinden lesen.“
 

„Mit der Zeit wirst du lernen, einiges davon zu lesen“, versicherte ihm die Prinzessin. „Meine Güte, das ist eine wirklich außergewöhnliche Pfeife, die du da hast. Die Schnitzereien sind hervorragend.“
 

Bilbo errötete bis zu den Spitzen seiner Ohren. „Nun, ähmm…“
 

„Onkel Thorin hat sie für ihn angefertigt“, verkündete Fíli, der neben dem Hobbit saß. „Wochenlang hat er Nacht für Nacht in seinen Gemächern daran geschnitzt. Er war höchst konzentriert bei der Sache. Und siehst du das hier unten, auf der rechten Seite? Das ist Malachit und Aquamarin. Perfekt für die Augen und Schuppen des Drachen entlang des Pfeifenkörpers.“
 

„Äußerst prachtvolle Steine“, lächelte Dís. „Und nun, möchte irgendjemand…“
 

In diesem Moment traf ein Schneeball die Prinzessin seitlich am Kopf. Mit vor Argwohn verengten Augen schaute Dís zu einem Damm aus Schiefergestein hinüber und deutete mit einem Finger drohend auf ihren jüngsten Sohn. Kíli stieß ein heiteres, unmännliches Kichern aus, bevor er einen weiteren großen Schneeball auf seine Mutter warf und anschließend den Hang hinunterlief.
 

„Ich habe dich auf die Welt gebracht, kleiner Vogel“, flötete Dís, „und ich kann dich ebenso leicht wieder aus dieser Welt herausbefördern. Sagt Thorin, er soll nicht auf mich warten, in Ordnung?“
 

„Das ist Kílis Ende.“
 

„Thorin? Was hat sie damit gemeint, dass er nicht auf…“
 

„Ich bin hier“, brummte eine tiefe Stimme in Bilbos Ohr, bevor eine große Hand Bilbos von einem Hut bedeckten Kopf berührte und die Finger des Königs über die verhüllte Spitze seines Ohres strichen. „Meine Schwester hat gehört, dass es schneit und darauf bestanden, hinauszugehen, um den Schnee zu sehen. Sie liebt den Winter wirklich sehr, also mach dich auf ihre Dekorationen gefasst und auch auf ihr ausgelassenes Benehmen, wenn die Wintersonnenwende naht.“
 

Bilbo lehnte sich mit dem Rücken gegen die Beine des Königs und verschränkte seine Finger mit den größeren seines Auserwählten, während Dís in der Ferne ihren kreischenden Sohn zu Boden drückte. „Ich glaube, in dieser Hinsicht werden wir hervorragend miteinander auskommen. Nun, was hast du den ganzen Tag lang gemacht?“
 

„Hinrichtungen.“
 

Neben ihnen stieß Fíli ein Schnauben aus. „Das war ein wirklich großartiger Stimmungskiller, Onkel Thorin. Auf der Skala unromantischer Äußerungen würde ich ihn mit neun von zehn Punkten bewerten.“
 

Der Hobbit konnte spüren, wie der Körper seines Auserwählten sich hinter ihm anspannte und tat deshalb aus einem Impuls heraus etwas, das er seit bereits einer Woche hatte tun wollen. Vor Aufregung schien sich ein Knoten in seinem Magen zu bilden, als er in eine Seitentasche seines Mantels griff und das Verlobungsarmband herauszog, das er vor einigen Tagen angefertigt hatte. Er ergriff das linke Handgelenk des Königs, knotete das Armband dort auf Thorins von Narben durchzogener Haut fest und bevor sich der Zwergenkönig ihm entziehen konnte, gab er ihm noch einen schnellen, scheuen Kuss.
 

Der König unter dem Berg starrte sein neu geschmücktes Handgelenk einen Augenblick lang einfach nur staunend an. „Was bedeutet das bei Hob…“
 

„Thorin!“
 

Im nächsten Moment traf ein Schneeball den König mitten ins Gesicht und Frodo sprang kichernd die Eisrampe hinunter, bevor er in die Schneefestungen verschwand, die inzwischen die Hügel säumten, die den Eingang des Palastes umgaben. Bilbo und Fíli konnten sich nicht beherrschen und brachen beim Anblick des von Schnee bedeckten Thorin in lautes Gelächter aus, dessen Gesicht hingegen eine Maske aus scheinbarer Gleichgültigkeit über den Schneeball zeigte, der soeben gegen seine große Zwergennase geprallt war – bis er die ersten Stufen hinunterging…
 

„Dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen, kleiner Hobbit.“
 

Der ältere Hobbit und der verwundete Prinz versuchten nicht einmal, ihr Lachen zu unterdrücken, sondern schauten einfach nur zu, wie Thorin durch die Schneefestungen und Schneehügel stapfte, als wäre er ein riesiges Raubtier. Keiner der anderen Zwerglinge wagte es, während ihrer Schneeballschlachten den König anzugreifen, sondern kümmerten sich stattdessen um ihre eignen Angelegenheiten, ohne ihrem Anführer mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Plötzlich bog Thorin abrupt in eine der Schneefestungen ab und erschien etwa eine halbe Minute später mit einem kreischenden Donel und einem ebenfalls kreischenden Frodo, die er mit ausgestreckten Armen vor sich hertrug.
 

„Oochh, er hat sie erwischt“, lachte Fíli. „Die armen Schlingel haben nicht die geringste Ahnung, wie gemein Onkel Thorin bei solchen Spielen sein kann. Und da haben wir es schon! Er schaufelt ihnen hinten Schnee in ihre Hemden! Der arme Kíli bekommt von Amad gerade dieselbe Behandlung verpasst!“
 

Frodo hatte sich von hinten an Thorins schwarzer Haarmähne festgeklammert und ließ eine Handvoll Schnee auf den unbedeckten Kopf des Königs fallen, während Donel von seiner Position auf Thorins unterem Rücken für Verstärkung sorgte. Zu ihrer Rechten hielten Dís und einige andere Zwergenfrauen Kíli, Bofur, Glóins Sohn und ein halbes Dutzend weiterer Bergarbeiter ohne Hoffnung auf Entkommen am unteren Ende eines Hanges fest. Doch es war das glückliche Lächeln auf Thorins Gesicht, das die meiste Wärme in Bilbo aufsteigen ließ und der Glanz dieses Lächelns war etwas, das der Einsame Berg und Durins Volk seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatten.
 

Könnte mir bitte irgendjemand den Gefallen tun und Ori hierher holen? Ich brauche jetzt sofort eine Zeichnung davon.“

 

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amad = Mutter

 

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