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Er und Sie

und der Rest vom Haufen
von

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Nachts bei den Briefs

Drei Stunden, mehr nicht. So lange hatte die Nacht für Vegeta angedauert, auch wenn sie für die anderen Mitglieder des Haushalts noch lange nicht beendet war. Jetzt, um zwei Uhr nachts, saß er mit verschränkten Armen auf der Wohnzimmercouch, um sich mit fernsehen abzulenken.

Es lief nur Unsinn auf den Standardsendern und das halbe Dutzend Shoppingkanäle stand völlig außer Frage. Als Ergebnis dudelte eine Hausrenovierungssendung auf lautlos vor sich hin.
 

Vergeta übte mit Zeigefinger und Daumen Druck auf seine Nasenwurzel aus. In seinem Kopf entwickelte sich eine prächtige Migräne. Aber er war selbst Schuld. Es war Trunks' Geburtstag gewesen und er hatte nicht nur seine übliche Tagesroutine über den Haufen geworfen, sondern auch über die Strenge geschlagen, was Zucker und Alkohol anging. Kakarot und sein verdammter Reiswein. Dazu kam die Meute schreiender Blagen, die bis morgen Nachmittag hier einquartiert war. Der plötzliche Wetterumschwung war da nur das Tüpfelchen auf dem i.

Supersayajin am Arsch.
 

Vegeta schaltete den Fernseher aus, bettete den Kopf an die Lehne, schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Manchmal besserte sich sein Zustand dadurch.

Nach einer halben Stunde ließ er es bleiben. Das Einzige was geschah war, dass irgendetwas am Rande seines Wahrnehmungsfeldes vorbeizuwabern schien. Aber da war nichts.
 

Die Migräne wurde stärker, also war die Küche sein nächstes Ziel. Ein Triumvirat aus Ballaststoffen, einer eiskalten Kompresse und Koffein könnte als Erste-Hilfe-Maßnahme gegen die inzwischen eingeschränkte Sicht auf dem linken Augen funktionieren. Danach würde er sich das Körperöl mit den beißenden Inhaltsstoffen schnappen und seine Schläfen damit massieren. Der Geruch war abartig, aber das Zeug hatte die letzten Male auch schon geholfen.
 

Kurz vor dem Kühlschrank blieb Vegeta stehen. Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Er sah sich um, soweit es mit einem funktonstüchtigen Auge möglich war. Aus Richtung Wohnzimmer war alles unauffällig... aber der Gang hinaus in den Flur war nicht in Ordnung.
 

Irgendetwas merkwürdiges ging vor sich.

Innerlich fluchte der Saiyajin. Die Migräne machte es ihm schwer Ki zu spüren, also schloss er das nutzlose Auge, starrte in den dunklen Gang und spitzte die Ohren. Ein Kichern?
 

Vegetas Ohren täuschten ihn nicht. Das Kichern wiederholte sich.

Es klang nach Trunks... um diese Uhrzeit?!
 

Vegeta ließ seinen Antimigräneplan fahren und betrat den Flur. Barfuß war er nicht zu hören und bis auf einen gelegentlichen Lichtschein aus den Zimmern war es dunkel genug, dass er verborgen blieb. Die blasse Gestalt, die ganz am Ende des Flurs von Empfangszimmer zu Eingangshalle waberte, bemerkte ihn nicht.
 

Die Größe stimmte mit der von Trunks überein, die Bewegungsmuster taten es nicht. Als Vegeta näher heranpirschte, hörte er eine Melodie. Diesmal klang es nach dem mäßigen Gesangstalent von Kakarots Bratze, aber was stellte der Junge um halb drei nachts gemeinsam mit Trunks in der Eingangshalle an?!
 

Da Vegeta keinen Grund für ein Versteckspiel sah, trat er in den Türrahmen und konfrontierte das Problem.
 

Ein geisterhaftes Etwas schwebte keine zwei Meter vor ihm. Es hatte keine ausdefinierten Züge oder Glieder, aber so nah dran wie er war, spürte Vegeta einen distinktiven Ki.

„Du da!“, rief er barsch.

Die Gestalt drehte sich um, sperrte ihren lochartigen Mund auf und raste mit einem irren Lachen auf den Saiyajin zu. Dieser riss aus Reflex die Arme hoch. Als das Ding ihn berührte, explodierte es mit einem aufgleißenden Licht.
 

Vegeta machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Explosion hatte ihn nicht verletzt, aber sein T-Shirt hatte nun einige Brandlöcher und das plötzlichen Licht löste einen bohrenden Kopfschmerz aus, wie ihn Vegeta noch nicht erlebt hatte.

Wütend fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. Er verharrte, bis der Kopfschmerz schwächer wurde. „Verdammte Scheiße!“
 

Etwas berührte seine linke Schulter. „Vegeta?“

Von Instinkten geleitet, drehte sich der Exsoldat um und setzte die Handfläche zu einem Ki-Stoß an. Was ihn im letzten Augenblick zurückhielt, war das Gefühl einer Frauenbrust.

„Was zum...?!“

Vegeta kniff die Augen zusammen und versuchte trotz seiner eingeschränkten Sicht etwas zu erkennen. Das Gesicht seiner Frau zeichnete sich in der Dunkelheit ab.
 

„Was ist denn in dich gefahren?!“, Bulma klang baff. Sie wusste genau, was diese Handbewegung zu bedeuten hatte.

„Schleich dich gefälltigst nicht von hinten an, Frau! Beinahe hätte ich dich...“

Vegeta schluckte. Über dieses Szenario wollte er gar nicht nachdenken.
 

Bulma schien den Schreck wesentlich besser wegzustecken als er.

„Ich habe dich zwei Mal angesprochen!“

„Bullshit!“

„Von wegen Bullshit! Du hast mich nicht gehört! Außerdem bist du doch derjenige, der ständig von 'Ki erspüren' und 'Ich weiß immer wo du bist, Frau' spricht!“ Dabei äffte sie die typische Betonung seiner Phrase nach. „Kannst du mir mal erklären, was du hier mitten in der Nacht machst?!“
 

Vegeta presste den Handballen gegen sein linkes Auge. Die Intensität seiner Migräne erreichte gerade ungeahnte Höhen, und obwohl seine Streitbereitschaft gegen Null sank, stieg sein Garstigkeitslevel rapide an.
 

Bulma hielt inne. Selbst im Dunkel der Eingangshalle konnte sie erkennen, wie schlecht ihr Mann aussah. „Was ist mit dir?“

„Nichts!“, knurrte er.

Bulmas Mund wurde zu einem schmalen Strich. Sie verkniff sich eine beißende Antwort.

„Du hast also wieder Migräne.“
 

Vegeta sah auf, sie hatte ihn eiskalt erwischt.

„Tsk, Unsinn!“, wiegelte er ab.

Bulma verschränkte die Arme und begann mit den Fuß aufzutippen. „Kopfschmerzen und eigeschränkte Sicht, verringerte Aufmerksamkeit, Übelkeit, Hypersensibilität bei Geräuschen, Gerüchen und Licht, manchmal sogar Probleme mit dem Gleichgewicht, kaum Schlaf... Soll ich weitermachen?“

„Woher...?!“

„Meine Mutter hat jeden Monat Migräne mit Aura. Sie hat dich schon in der dritten Woche bei uns geoutet. Das war der Grund, warum du damals so plötzlich in ein anderes Zimmer ziehen musstest. Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du bei deiner damaligen Laune über dem lauten, muffigen Generatorraum und ganz ohne den Luxus von Jalousien und Klimaanlage verrotten können.“
 

Vegetas Kinnlade war heruntergefallen. Bulma schob sie sanft wieder zu.

„Ich dachte, du würdest dich mir früher oder später anvertrauen. Aber ich hatte nicht mit deiner Sturheit gerechnet. Und jetzt erzähl' mir, was los ist. Du siehst schlecht aus und ich würde dich lieber ins Bett stecken.“
 

Ihr Mann räusperte sich. Jetzt machte es auch keinen Sinn mehr zu leugnen. Er hatte immer gedacht, Nappa wäre der letzte gewesen, der sein Geheimnis kannte. Gerade als er ansetzen wollte, huschte ein Schemen am Rande des Blickfeldes der beiden vorbei. Ein Kichern war zu vernehmen.
 

Bulma zog die Schultern hoch. Plötzlich war sich sich allzu bewusst darüber, kurz vor der Totenstunde in der Eingangshalle zu stehen. „Was war das denn?!“

„Der Grund für das plötzliche Licht“, antwortete Vegeta.

Bulma rückte näher an ihren Ehemann. Eine Gänsehaut zog über ihren Rücken.

„Muss ich mir Sorgen machen?“

Er ließ zu, dass sie seinen Unterarm ergriff und zog die Brauen zusammen. „Nicht aus dem Grund, den du vermutest.“

„Was vermute ich denn?“

„Geisterkram.“
 

Bulma öffnete den Mund, um sich mit ihm zu streiten. Er unterbrach sie, bevor auch nur ein Wort ihren Mund verließ.

„Gesteigerte Angst nach Horrorfilmen, nachts nicht die Toilette aufsuchen, wenn 'komische Geräusche' (Vegeta machte Bulmas typischen Ton nach) zu hören sind, das Zusammenziehen der Schultern bei den Ammenmärchen der anderen Frauen, Vermeiden von Aufenthalten im Dunklen zwischen null und ein Uhr, indem die Labor- oder Wohnzimmerbeleuchtung zur Gänze ausgereizt wird...Soll ich weitermachen?“
 

Bulma hatte ihren Verstand gut genug beisammen, um den Mund von allein zu schließen. Eine steile Falte stand zwischen ihren Brauen. Vegeta war einfach unmöglich!
 

„Was ist es also?“, fragte sie spitz und verschränkte die Arme.

„Diese dämliche Spaßtütentechnik von Trunks und Goten, bei der Ki so geformt wird, dass er ein Eigenleben entwickelt und selbstständig Ziele für eine Explosion sucht.“

„Müssen die beiden dafür nicht zu Gotenks fusioniert sein?“ Bulma schob die Hände in die Taschen ihres Morgenmantels.

Vegeta zuckte mit den Schultern. Dann deutete er an ihr vorbei zu einer weiteren Lichtgestalt.
 

Als die Wissenschaftlerin sich umdrehte, streckte die Geisterscheinung ihre Zunge heraus und raste auf Bulma zu. Vegeta schob sich vor sie und entließ einen Ki-strahl aus seinem Zeigefinger, sodass die Gestalt platzte, ohne seine Frau zu verletzten.
 

Dieses Mal wandte er früh genug das Gesicht ab, um nicht vom Licht geblendet zu werden. Die Kopfschmerzen und Sichtprobleme machte das trotzdem nicht besser. „Tsk.“

Bulma straffte sich. „Die können was erleben! Komm mit!“
 

Mit großen Schritten stapfte sie ins Obergeschoss zum Zimmer ihres Sohnes. Vegeta folgte verdrießlich. Als Bulma die Klinke zu Trunks' Reich ergriff, lehnte er sich an die Flurwand und verschränkte die Arme. Es würde laut werden, lauter als die Bratzen im Zimmer ohnehin schon waren.
 

Sie riss die Tür auf und erwischte die Jungs dabei, wie sie, angefeuert von Maron, Pan und Bra, gerade einen neuen Geist erschufen.

„WAS BILDET IHR EUCH EIGENTLICH EIN?! ES IST DREI UHR NACHTS!“

Sowohl die beiden Teenager, als auch die drei Grundschülerinnen erstarrten. Sie sahen mit aufgerissenen Augen, wie Bulma ins Zimmer stürmte und begann, Feuer zu spucken. Da Trunks und Goten in ihrer Konzentration gestört wurden, verging das Energiewesen zwischen ihnen.
 

„TRUNKS BRIEFS UND GOTEN SON! ICH GLAUBE NICHT, DASS AUCH NUR EINER EURER VÄTER ERFREUT WÄRE, WENN ER ERFÜHRE, DASS IHR EXPLODIERENDE GEISTER DURCH MEINEN HAUSHALT SCHICKT!

UND IHR!“, sie wandte sich den Mädchen zu. „WENN IHR NICHT SOFORT IN BRAS ZIMMER VERSCHWINDET UND SCHLAFT, DANN SORGE ICH DAFÜR, DASS DAS EURE LETZTE PYJAMAPARTY IN DIESEM LEBEN WAR!“
 

Stille.
 

Draußen rieb sich Vegeta mit dem kleinen Finger die schmerzende Innenseite seines Ohres. Er hätte den Ausbruch seiner Frau ohne seine Migräne durchaus genossen. Aber in diesem Fall blieb einfach zu hoffen, dass die Angesprochenen parierten, denn Vegetas Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick platzen.
 

Drinnen brach hektische Aktivität aus. „Entschuldige, Mama!“, Trunks schlug seinen versöhnlichsten Ton an und Goten stimmte mit ein. „Es tut uns wirklich sehr leid, Bulma. Wir haben nicht nachgedacht.“

„Wir sind schon weg. Gute Nacht, Mama!“, versicherte Bra.

„Seid ihr nicht auch müde?“, schob die Kleine in Richtung der anderen Mädchen viel zu eifrig nach.

„Völlig erledigt. Wir gehen lieber sofort ins Bett“, bestätigte Maron.

„Entschuldige bitte, Bulma. Wir benehmen uns jetzt.“ Pan klang kleinlaut. Die Frauen in ihrer Familie waren nicht ohne, also wollte sie um jeden Preis vermeiden, dass ihr kleines Abenteuer herauskam.
 

Bulma schnaubte. Die drei Mädchen nutzten die Gelegenheit um im Gänsemarsch das Zimmer zu verlassen. Die Prozession stockte für einen Augenblick, als Vegeta in Sicht kam.

„Gute Nacht, Papa!“, presste Bra mit aufgesetzter Fröhlichkeit durch die Zähne. Sie wagte nicht, ihrem Vater in die Augen zu blicken.

„Gute Nacht“, echote Maron im Vorbeigehen mit beklommener Miene.

„Gute Nacht.“ Pans Stimme zitterte.
 

Drinnen entgleisten Trunks' und Gotens Gesichtszüge. Sie mussten Vegeta nicht sehen, um zu verstehen, dass sie knapp an einer viel größeren Katastrophe vorbeigeschrammt waren.

„Keinen Mucks mehr, oder ich schicke beim nächsten Mal deinen Vater!“, drohte Bulma ihrem Sohn.

Damit ließ sie die beiden Jungen allein.
 

Vor der geschlossenen Tür begannen ihre Schultern zu beben. „Die Gesichter!“, flüsterte sie und kicherte. Doch Vegeta gab keinen Kommentar dazu ab. Das war kein gutes Zeichen, also beruhigte sie sich.

„Entschuldige die Lautstärke. Morgen früh rufe ich im Chemiekomplex an. Vielleicht können die ein Schmerzmittel synthetisieren, das dein Metabolismus nicht sofort abbaut.“

„Hn.“ Vegeta stieß sich von der Wand ab.

„Eine kalte Kompresse und einen Snack?“, schlug Bulma vor.

Vegeta nickte.

„Dann lass uns in die Küche gehen. Ich glaube, meine Mutter hat was für dich in den Kühlschrank gestellt.“



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