Er und Sie von Gamesh (und der Rest vom Haufen) ================================================================================ Kapitel 7: Sonntagsruhe ----------------------- Vegeta saß mit ausgestreckten Beinen auf der Wohnzimmercouch und las – er hatte vor geraumer Zeit die Literatur des russischen Realismus für sich entdeckt. Immer wenn er eine Trainingspause zur Superkompensation einlegte, gönnte er sich ein paar Seiten. Bulma hatte es sich am anderen Ende der Sofalandschaft bequem gemacht und telefonierte mit Chichi. Die Kopfhörerstöpsel ließen ihr freie Hand, sodass sie nebenbei einen Katalog studierte. Das Ehepaar hatte vor langer Zeit für sich entdeckt, dass man Freizeit auch gut nebeneinander verbringen konnte, ohne das sich einer quälen musste, aktiv am Hobby des anderen teilzunehmen. Bra kam nach einer Weile hereingewandert. Sie hatte den Zipfel einer Familienpackung Kekse im Mund und eine Kinderzeitschrift in den Fingern, deren Design definitiv zu viel pink enthielt. Sie legte sich, ohne das Lesen zu unterbrechen, bäuchlings auf den Hocker in der Mitte des Zimmers, wie es nur Siebenjährige können. Dort öffnete sie ihre Süßigkeiten. Sonntags Zeit mit Mama und Papa verbringen hatte seinen Reiz. Am anderen Telefon redete sich Chichi den Kummer von der Seele. Bulma gab hin und wieder einen Rat oder einen zustimmenden Laut von sich. Vegetas Seiten raschelten beim Umblättern, Bras Kekse knusperten. Es herrschte Ruhe. Vegeta bemerkte es, aber er sagte nichts. Solche Momente waren in der Briefsfamilie selten. Man(n) musste sie genießen, wie sie fielen. Trunks kam auf dem Weg zur Küche durch das Wohnzimmer und starrte auf die Szenerie. Seine Mutter lächelte ihm abwesend zu, seine Schwester und sein Vater ignorierten ihn. Er setzte sich auf die Freifläche zwischen seinen Eltern, rutschte an der Rückenlehne hinab und ließ alle Körperspannung fahren. Die Ruhe war irgendwie gruselig, wie sollte er mit der Situation umgehen? Zig Möglichkeiten ein Gespräch zu beginnen rauschten zwischen seinen Ohren von links nach rechts. Trunks schloss die Augen. Er könnte stattdessen ein Nickerchen machen... „Spucks schon aus.“ Vegeta schloss das Buch und sah zu seinem Sohn. Die Sofalandschaft war riesig. Trunks hatte zu jedem Familienmitglied mindestens einen Meter Abstand. Dennoch wandten ihm nun alle ihre Aufmerksamkeit zu. 'Gruuuuuselig!', dachte er erneut. „Ich muss auflegen Chichi. Wir reden morgen wieder.“ Bulma war sehr gut darin Gespräche abzuwürgen, wenn sie wollte. Sie legte das Telefon zur Seite. „Na, Liebling?“ Zum Glück benutzte sie diesen Kosenamen nie in der Öffentlichkeit. Bra hielt ihrem Bruder wortlos einen Keks hin. Das pinke Magazin war für den Moment vergessen. Trunks nahm den Keks und seufzte schwer. „Mama, warum hast du mich nach Unterwäsche benannt?“, brach es aus ihm heraus. Bulma hob die Brauen. „Deine Schwester heißt auch wie Unterwäsche.“ „Das ist kein Grund!“ „Alle in der Familie Briefs haben einen derartigen Vornamen. Das hat dich doch früher nie gestört?“ „Das war eben früher.“ Unvermittelt schaltete sich Bra ein: „Wie würdest du denn lieber heißen?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht Jeece oder Nail. Eraser klingt auch gut.“ Auch Bras und Vegetas Brauen rutschten nun nach oben. „Ich finde, diese Namen passen nicht zu dir.“ Die Kleine hatte kein Verständnis für ihren Bruder. „Alle sind irgendwann mal unzufrieden mit ihrem Namen. Das vergeht wieder“, beschwichigte Bulma. Trunks stöhnte. „Ich bin mir ziemlich sicher, andere hören nicht so viele blöde Witze über ihren Namen.“ Da lag also das Problem. Vegeta schnaubte. „Ich hätte dich anders genannt, aber das würde dir auch nicht helfen.“ Trunks setzte sich ruckartig auf. „Wie denn?“, hakte er nach. Jetzt lagen drei Augenpaare auf Vegeta. Der betrachtete seinen Sohn nachdenklich. „Celtuce.“ „Den gab's vorgestern in der Mensa. Na, danke...“ Trunks rieb frustriert über sein Gesicht. Für seinen Vater war das Thema damit beendet. Er öffnete das Buch wieder. Bulma hatte dazu eine ganz andere Frage, aber sie hütete sich, diese vor den Kindern zu stellen. Allerings war Trunks ihr Sohn. Ich ihm war es auch aufgefallen. „Warum nicht Vegeta?“ Sein Vater schwieg. Da gab es viele Gründe. Trunks war zwar sein erster und einziger Sohn, aber er war ungewollt gezeugt und unehelich geboren worden. Dazu ein Halbblut, das offiziell als verstümmelt gegolten hätte, da Bulma ihm nach der Geburt den Schwanz hatte abschneiden lassen. Der Junge hätte niemals Einlass in die Erblinie gefunden, aber ihm das zu sagen, wäre kontraproduktiv für sein ohnehin angeschlagenes Ego gewesen. Schließlich meinte der Saiyajin: „Vegetasei ist nur noch ein Asteroidenfeld und das Andenken an deinen Großvater unehrenhaft. Der Name und das Geschlecht sterben mit mir aus. Du bist ein Briefs.“ Vegeta sagte die Wahrheit, auch wenn sein Sohn nicht alles wissen musste. Die Familie ließ das eine Weile sacken. Trotzdem musste Trunks nachbohren. „Warum Celtuce?“ Vegeta verdrehte innerlich die Augen. Der Junge bettelte förmlich nach einer verbalen Ohrfeige. „Hast du mal deine Haare in Supersaiyajinform gesehen?“, fragte er trocken. Die Frauen kicherten. Bevor Trunks etwas dazu sagen konnte, schaltete sich Bra ein. „Und wie hättest du mich genannt?“ „Du meinst, wenn deine Mutter mich gefragt hätte?“ Bulma schnalzte mit der Zunge. „Canna“, antwortete Vegeta. „Ist das nicht eine Blume, Papa?“ Leichte Röte färbte Vegetas Ohrenspitzen. „Gemüse, Bra.“ „Es ist auch eine Blume, Liebes“, widersprach Bulma, um ihren Mann zu ärgern und dieser spang ganz wunderbar darauf an. „Tsk!“ Während die Erwachsenen begannen, sich leidenschaftlich zu streiten, reichte Bra Trunks einen zweiten Keks. „Ich mag deinen Namen, großer Bruder.“, versicherte sie ihm und aus irgendeinem Grund fühlte er sich besser. Bra war näher herangerückt und auch Trunks beugte sich nun zu ihr vor. Die Nasen der Geschwister berührten sich fast. „Ich hab ein neues Prügelspiel.“, bot er an. Sie bekam glänzende Augen. Er spielte sonst lieber mit Goten an seiner Konsole. „Jetzt gleich?“ Trunks nickte. Er steckte sich einen Keks in den Mund und reichte Bra die Hand. Den Sonntag mit der kleinen Schwester zu verbringen hatte seinen Reiz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)