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In the spider's web

von

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A reunion with death

Auf dem Friedhof wehte ein rauer Wind. Er zerrte an meinen Haaren, an meiner Kleidung und ließ mich frösteln. Doch das störte mich nicht. Denn ich war nach langer Zeit mal wieder allein. Nur das Flüstern der Bäume war zu hören.
 

Ich lehnte mit dem Rücken an einem alten, verwitterten Grabstein. Er war so alt, dass man den Namen des Toten nicht mehr lesen konnte. Der Stein war zerfallen, von Moos bewachsen. Wer immer hier lag, den hatte die Welt längst vergessen.
 

Es gab niemanden mehr, der hierher kam und eine Träne um denjenigen weinte. Nichts erinnerte mehr daran, dass dieser Mensch einmal gelebt hatte. Nichts außer diesem Grabstein. Sicherlich würde ich einmal genauso enden.
 

Denn werde würde sich schon an mich erinnern? Selbst Alois würde mich vergessen und wer würde mir schon einen Grabstein widmen? Ich war schließlich ein niemand. Vermutlich würde man mich nach meinem Tod einfach irgendwo auf einem Feld verscharren.
 

Ich seufzte und zog die Knie an meinen Oberkörper. Ich hasste es mich selbst zu bemitleiden, doch in Momenten wie diesen konnte ich nicht anders. Es war nun einmal eine traurige Tatsache, dass mein Leben nicht gerade glücklich war. Doch ich hatte auch gelernt, dass es nichts brachte sich darüber zu beschweren.
 

Entweder akzeptierte man alles so wie es war oder man änderte etwas an den Umständen in denen man lebte. Es gab nur diese zwei Möglichkeiten und nichts dazwischen.
 

Ich ließ meinen Blick über die schier unendliche grüne Fläche schweifen. Das Gras wiegte sich im Wind hin und her, vereinzelt standen Bäume und die Grabsteine warfen mal größere und mal kleinere Schatten. Nahe dem gewaltigen Eisentor, das den Eingang des Friedhofes markierte, befand ich eine kleine, in schwarz gekleidete Menschenmenge.
 

„Der letzte Akt im Leben einer Lady.“, erklang es plötzlich hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen. „Oh Verzeihung, warst du in Gedanken, mein Kind?“ Ich schaute nach oben und blickte in das bleiche Gesicht des Mannes, der mir den Weg zum Friedhof gezeigt hatte.
 

„Was...was um alles in der Welt machen sie denn hier?“, stotterte ich. „Was ich hier mache? Offensichtlich dasselbe wie du. Die Ruhe genießen. Nirgends ist es so still wie hier.“, antwortete der Mann. „Und um meine Arbeit zu bewundern.“ Ich runzelte die Stirn. „Ihre Arbeit?“
 

Der Mann grinste breit und deutete auf die schwarzen Gestalten. „Lediglich den Schuh der Toten inmitten von Lilien zu beerdigen war meine Idee.“ „Sie sind Bestatter.“, stellte ich fest. „Ja, in der Tat. Das Geschäft mit den Toten ist meine Leidenschaft.“, erwiderte der Mann.
 

„Haben sie auch einen Namen?“, wollte ich wissen. „Hm, den habe ich, aber in London bin ich bekannt als der Undertaker.“ Der Mann trat hinter dem Grabstein hervor und verbeugte sich. „Habe ich nun auch das Vergnügen deinen Namen zu erfahren, hübsches Kind?“
 

Ich zögerte kurz. War es klug einem Fremden einfach so meinen Namen zu nennen? Vermutlich nicht. Aber was sollte schon noch groß passieren? Ich lebte doch bereits in einem Haus voller Dämonen.
 

„Mein Name ist Genevieve.“ Der Undertaker ergriff meine Hand. „Reizender Name, auf einem Grabstein aus Marmor sähe er sicher entzückend aus.“ Ich lächelte nervös. „Ja, sicherlich.“ Mein Blick fiel wieder auf den Eingang des Friedhofes. Zu der trauernden Menschenmenge hatten sich nun zwei weitere Gestalten gesellt.
 

„Ah, sieh mal einer an. Der Earl Phantomhive gibt sich die Ehre.“, lächelte der Undertaker. „Sie kennen ihn?“, fragte ich erstaunt. „Natürlich kenne ich ihn. Auch der Adel des Bösen braucht Informationen, um die Unterwelt in Schach zu halten.“, antwortete der Undertaker und schmunzelte.
 

Ich nickte. „Verstehe, sie sind der Informant des Wachhundes.“ „Ohhh, du weißt es also. Na wenn dich dieses Wissen nicht noch mal in Gefahr bringt.“, raunte der Undertaker. Ich seufzte. „Ich glaube das hat es schon.“
 

„Alle Menschen, die mit dem Earl etwas zu tun haben geraten in Gefahr. Er zieht das Unglück praktisch magisch an.“, erwiderte der Undertaker. „Oder das Unglück folgt ihm einfach auf Schritt und Tritt.“, murmelte ich. „Sprichst du von dem Butler, der dem Earl stets wie ein Schatten folgt?“ Der Undertaker hatte sich nahe zu mir herüber gelehnt.
 

Zwischen den grauen Haarsträhnen konnte ich nun ein Paar grüner Augen erkennen. Aber es war kein normales Grün. Es war stechend, beinahe leuchtend und ich hatte das Gefühl, als könnte er mit diesen Augen direkt in meine Seele blicken.
 

„Ich...ich sollte gehen.“, sagte ich und stand auf. Der Undertaker grinste und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Grabstein ab. „Vor wem läufst du davon Genevieve?“ Ich starrte mein Gegenüber an. „I-Ich laufe nicht weg!“ Der Undertaker nickte. „Oh doch und das schon dein ganzes Leben lang.“ Ich kehrte ihm den Rücken zu. „Leben sie wohl.“
 

„Oh, ich bin nur am Tod interessiert.“, säuselte der Undertaker, woraufhin ich jedoch nichts erwiderte, sondern den Hügel hinab stolperte. Ich machte einen großen Bogen um die Beerdigung und huschte durch das offen stehende Tor.
 

Das war doch nicht zu glauben!

Egal wo ich hinkam, der Wahnsinn folgte mir und ich wurde ihn nicht los.
 

Ich ging den Weg zurück, den ich gekommen war, nahm ein paar Umwege über die ein oder andere Gasse und stand schließlich wieder vor dem heruntergekommenen Gasthaus. Ich erwartete nicht Claude hier anzutreffen und ich hatte auch keine besonders große Lust darauf.
 

„Warst ja ziemlich lange unterwegs.“, bemerkte der Mann am Tresen. Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Geht sie das etwas an?“, fragte ich. Der Mann musterte mich und winkt mich dann zu sich. „Komm mit, es gibt Essen für dich.“ Er kehrte mir den Rücken zu und verschwand durch die knarzende Tür, durch die man in die winzige Küche gelangte.
 

Ich seufzte. Garantiert hatte Claude diesem Mann aufgetragen mich im Auge zu behalten. Wie lästig... Ich folgte ihm durch die Tür und ließ das Essen schweigend über mich ergehen. Claude’s geheuchelte und erzwungene Fürsorge war schlimmer als alles andere. Es erstickte einen förmlich.
 

Oben im Zimmer lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und atmete tief durch. Ich hatte so ein ungutes Gefühl, dass das Ganze noch nicht vorbei war. Diese Frau, die in Flammen aufgegangen war. Claude hatte definitiv etwas damit zu tun und jetzt hatten sich auch noch Ciel und Sebastian eingemischt.
 

„Oh Gott, das geht alles viel zu weit...“, seufzte ich und fuhr mir durch die Haare, als mir plötzlich ein Geruch in die Nase stieg, der mich die ganze letzte Nacht verfolgt hatte. Der Geruch von Asche und Feuer.
 

Ich stürzte zum Fenster und sah sofort den dicken, schwarzen Qualm, der sich in den immer dunkler werdenden Himmel hinaufschob. Es brannte und zwar lichterloh. Alle Stimmen, die mir rieten mich von den Flammen fernzuhalten ignorierend, stürzte ich aus dem Zimmer und stolperte die Stufen nach unten.
 

„Hey Kleine! Hiergeblieben! Draußen brennt es!“, brüllte der Mann, der aus der Küche gerannt kam. Doch ich blieb weder stehen, noch drehte ich mich um. Ich wusste nicht wieso, aber ich wusste einfach, dass dieser Brand etwas mit den Toten und Claude zu tun hatte.
 

Bereits nach Atem ringend, erreichte ich den Tatort und sah keine fünfzig Meter entfernt das brennende Gebäude. Ich blieb stehen. Was zur Hölle ging hier vor sich?
 

Ein fast schon manisch klingendes Lachen hallte plötzlich durch die Luft und eine Frau tauchte aus dem in sich zusammenbrechenden Gebäude auf. Sie trug eine Apparatur bei sich, die aussah wie eine Kamera und mir fiel ein, dass ich sie kannte.
 

Zwar hatte ich ihr Gesicht nur ganz flüchtig gesehen, aber ich war mir sicher, dass sie auf der Beerdigung der verbrannten Frau anwesend gewesen war.
 

Zu dem Knistern der Flammen und dem Knacken des brennenden Holzes, mischte sich das Wiehern von Pferden. Im selben Moment, als die Frau an mir vorbeirannte und dabei etwas in die Luft war, das aussah wie weißes Pulver, hielt eine Kutsche neben mir.
 

Instinktiv drehte ich mich um und blickte in das ozeanblaue Auge von Ciel Phantomhive. Ohne es zu wollen erstarrte ich. „Aus dem Weg!“, rief Ciel und drängte sich an mir vorbei. Die Absätze seiner Schuhe klackerten über das Kopfsteinpflaster.
 

„Du.“ Ich hob den Blick und zog den Kopf leicht ein. Sebastian starrte mich durchdringend an. „Du hast etwas hiermit zu tun, ich weiß nur noch nicht was.“, sagte er und ehe ich mich versah, hing ich über Sebastian’s Schulter und er lief los.
 

„H-Hey! Lass mich runter!“, beschwerte ich mich. „Hör auf zu zappeln.“, kam es zurück. Das durfte doch nicht wahr sein! Wieso war jeder der Meinung mich wie eine willenlose Puppe behandeln zu können?!
 

„Sebastian, was soll das denn? Wir haben keine Zeit für so einen Unsinn!“, hörte ich Ciel schnaufen. „Vertraut mir, junger Herr. Dieses Mädchen ist in diesen Fall verwickelt.“, erwiderte Sebastian. „Bist du dir da sicher?“, fragte Ciel. „Habe ich Euch je angelogen?“, fragte Sebastian zurück und der samtene Klang macht es beinahe unmöglich ihm nicht zu glauben.
 

Ciel seufzte. „Komm jetzt, wir dürfen diese Frau da nicht aus den Augen verlieren!“ „Jawohl, sie ist die Ehefrau des Fotografen Turner.“, entgegnete Sebastian und die Beiden folgten ihr, weshalb ich ordentlich durchgeschüttelt wurde. Himmel, woher kam nur dieses Talent ständig in neue Schwierigkeiten zu geraten?
 

Plötzlich schien wie aus dem Nichts die Luft zu explodieren und im Bruchteil einer Sekunde hatte Sebastian mich von seiner Schulter herunter gezerrt und Ciel zu Boden gerissen. Geschützt durch seinen Körper, konnten uns die Hitze nichts anhaben.
 

„Diese Kamera ist die Zündvorrichtung.“, nuschelte Ciel, der halb unter mir begraben lag, wofür ich jedoch absolut nichts konnte. „Los, schnapp sie dir Sebastian!“ „Jawohl, mein junger Herr.“ Sebastian setzte sich auf, verbeugte sich kurz und nahm dann die Verfolgung auf.
 

„Runter von mir!“, meckerte Ciel und ich hievte mich von ihm runter. „Verdammt, dass er dich unbedingt mitschleppen muss. Dieser verfluchte Butler.“ Der Earl rappelte sich auf und packte mein Handgelenk. „Los, kommt mit. Und wehe du stellst was Dummes an!“
 

Ich wurde unsanft hoch gezerrt und stolperte Ciel hinterher. Denn was blieb mir auch anderes übrig? Weglaufen war keine Option in diesem Moment.
 

Vorwärts laufen allerdings auch nicht, denn als Ciel die Gasse betrat, in welche Sebastian der Frau gefolgt war, stellte sich uns jemand in den Weg. Oder viel mehr stürzte er sich vom Dach herunter, um Sebastian mit einer Motorsäge zu attackieren.
 

„Was zum...?!“ „Sie sind das.“, knurrte Sebastian, der sein Gegenüber offensichtlich kannte. „Ein Wiedersehen mit dem Tod mein Teufelchen.“, grinste der Mann (zumindest glaubte ich, dass es ein war). Er sah ebenso außergewöhnlich aus, wie der Undertaker. Langes, feuerrotes Haar, stechend grüne Augen und spitze Zähne.
 

„Dann haben also sie im Hintergrund die Fäden gezogen, Grell Sutcliff.“, stellte Sebastian fest, der sich mit Silberbesteck gegen die Kettensäge verteidigte. „Ich ziehe nur den roten Faden, der mich mit dir verbindet, liebster Sebastian.“, jauchzte Grell, woraufhin er einen Fußtritt ins Gesicht verpasst bekam. „Au! Du bist gemein! Sei doch nicht so grob!“ „Darf ich sie daran erinnern, dass sie angefangen haben?“, fragte Sebastian und richtete den leicht zerknitterten Kragen seines Frackes.
 

„Ich stand unter enormer Anspannung und musste mich abreagieren.“, antwortete Grell, der seine Motorsäge fallen gelassen hatte und nun sein schmerzendes Gesicht betastete. „Schließlich bin ich auch hinter dieser widerlichen dicken Kuh her.“ „Hm, sie also auch?“, murmelte Sebastian.
 

„Kennst du diesen seltsamen Kerl?“, wollte Ciel wissen, der bis eben geschwiegen hatte. „Das ist ein Wesen, das die Seelen der sterbenden Menschen einsammelt.“, erklärte Sebastian.
 

Ich legte den Kopf leicht schief. „Ein Sensenmann?“ „Sensenmann?! Ich lasse mich doch nicht mit einem so unzivilisierten Begriff titulieren!“, schnappte Grell und verschränkte die Arme vor der Brust. „In bin ein Todesgott. Ein Shinigami, du kleine Göre.“ Ich hob die Augenbrauen. „Sind alle Shinigami so leicht reizbar wie du?“ Grell plusterte sich auf. „Was hast du gesagt?!“
 

Sebastian räusperte sich. „Grell, ich nehme an sie sind hier um die Seelen der Brandopfer einzusammeln. Liege ich damit richtig?“ Grell drehte sich zu dem Butler um. „Ja, aber da ich nun dich getroffen habe, höre ich doch sofort auf zu arbeiten.“, säuselte er. „Und wir beide machen uns auf in eine amouröses Abenteuer!“
 

Grell wollte sich gegen Sebastian lehnen, doch dieser trat einen Schritt zur Seite, sodass er Shinigami Bekanntschaft mit dem Kopfsteinpflaster machte. Eine laute Explosion zerriss die Stille.
 

„Für so einen Verrückten haben wir keine Zeit. Wir gehen!“, befahl Ciel und packte wieder mein Handgelenk. „Hey!“ „Sebastian, kümmere dich um sie!“, sagte Ciel und überließ mich somit seinem teuflischen Butler. „Sehr wohl.“, kam es von Sebastian und im nächsten Moment, hing ich schon wieder über dessen Schulter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2017-12-25T22:51:01+00:00 25.12.2017 23:51
Wie sie über Sebastians Schulter hängt und durchgeschüttelt wird, stelle ich mir mega lustig vor.
Das Bild werde ich ab jetzt immer vor mir haben, wenn ich diese Folge im Anime schaue, vielen Dank. XD

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Claude nicht auch noch auftaucht, oder wäre es besser, wenn er doch auftaucht?
Eine schwierige, aber auch bedeutende Frage.

Ich hoffe nur Alois ist nicht allzu einsam ohne Gen. Ich vermute nämlich eher, dass es für sie jetzt erst einmal nicht so schnell nah Hause geht. o.o

Lg. Ookami-chan


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