Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 68: Kostbare Momente ---------------------------- Taichi Für Taichi war dieser Tag ganz schön aufwühlend gewesen. Mittlerweile war es spät geworden. Der größte Teil der Hochzeitsgesellschaft hatte sich bereits verabschiedet und nur noch der berühmte harte Kern versammelte sich auf der Tanzfläche. Bis auf vier Personen. Yamato und Sora hatte Taichi seit dem etwas fragwürdigen Auftritt von Yamato nicht mehr gesehen. Er hatte nicht gewusst, was genau das zu bedeuten hatte, aber er war sich sicher, dass es klüger gewesen war, seine beiden besten Freunde jetzt erst einmal alleine zu lassen. Sie würde ja wissen, wo sie ihn finden würden, wenn sie ihn brauchten. Stattdessen ging sein Blick immer wieder zu Mimi, die sich gerade auf ihrem Platz am Tisch niederließ. Sie hatte jetzt bestimmt fast zwei Stunden durchgehend mit Miyako, Hikari und dem Hochzeitspaar getanzt und scheinbar brauchte auch sie irgendwann mal eine Pause. Wer hätte es gedacht? Sie fächerte sich mit einer Hand Luft zu und sah sich im fast leeren Saal um. Es sah so aus, als wäre sie überrascht, wie leer er mittlerweile geworden war. Erst als ihr Blick den von Taichi kreuzte, sah sie mit roten Wangen weg. Brachte er sie etwa durcheinander? Taichi wollte diesen Tag nicht enden lassen, ohne mit Mimi geredet zu haben. Er wollte es wenigstens versuchen. Mutig schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und ging langsam auf den Tisch der Brünetten zu. „Darf ich?“, fragte er und warte auf ihre Reaktion. Mimi kräuselte ihre Lippe und schien nachzudenken. Ob sie wusste, wie hübsch sie gerade in diesem Moment aussah? Schließlich nickte sie mit dem Kopf und Taichi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wie hat dir die Hochzeit gefallen?“, fragte er schließlich nach, weil er gar nicht so genau wusste, was er eigentlich sagen sollte. „Sie war beziehungsweise ist wirklich sehr schön. Ich habe Joe noch nie so glücklich gesehen und wünsche ihm und Saori nur das Beste.“ Sie lächelte leichte, wirkte aber auch sehr nervös. „Ja, die beiden passen zusammen wie Arsch auf Eimer.“ „Tai!“ „Was ist? Stimmt doch.“ „Schon, aber… ach vergiss es.“ Mimi trank schnell ihr Glas Wasser leer. Sie hatte auch schon einiges an Alkohol intus gehabt, während sich Taichi hingegen für seine Verhältnisse sehr gut zurückgehalten hatte. Er wusste nicht, ob er sonst so ruhig und besonnen gehandelt hätte, als wenn er über seine Maßen hinweg getrunken hätte. Daher hatte er sich dazu entschlossen, nach einigen Bieren gar nichts mehr zu trinken. Er musste einfach einen kühlen Kopf bewahren. „Und… und wie geht es dir?“, fragte er dieses Mal etwas zögernd nach. Erst jetzt sah Mimi kurz zu Taichi. Er konnte ihren Blick nicht deuten, aber es war ihm klar gewesen, dass sie ihm ihre wahren Gefühle sicher nicht offenbaren würde. „Mir geht es gut.“ Taichi wollte gerade eine neue Frage stellen, als durch den Saal Yamato und Sora kamen, und zwar händchenhaltend! Er blinzelte ein paar Mal mit den Augen, als könnte er kaum glauben was er da sah und auch Mimi schien es gerade erst bemerkt zu haben. „Sind die etwa wieder zusammen?“, fragte Mimi fassungslos nach. „Ähm… keine Ahnung. Ich schätze schon.“ Auch die anderen Gäste sahen irritiert und fragend zu den Beiden, die sich gleich auf die Tanzfläche begaben, die Arme umeinander legten und begannen engumschlungen zu tanzen. Zu einem Song, zu dem man normalerweise gar nicht so tanzen würde. „Wow...“, hauchte Mimi ergriffen und schien sich für die Beiden zu freuen. Taichi sah zurück zu der Jüngeren, die in diesem Augenblick auch wieder zu Taichi sah. „Matt hat nie aufgehört Sora zu lieben...“ „Sora hat auch nie aufgehört, Matt zu lieben.“ „Die Trennung war für beide damals sehr hart gewesen.“ „Sie war schmerzhaft...“ ergänzte Mimi und schluckte einen Kloß im Hals runter. „Und dennoch… die Gefühle sind stärker, als alle Hindernisse. Sie können alles überwinden.“ „Vielleicht.“ „Ich glaube daran.“ Taichi konnte nicht aufhören, die Jüngere anzusehen. In ihre goldbraunen Augen zu blicken. So hatten sie ewig nicht mehr miteinander geredet und Taichi war sich nicht sicher, ob sie wirklich über Matt und Sora redeten oder doch über sie und ihre Situation. „Die Probleme von damals haben sich aber nicht geändert“, erwiderte Mimi gleich und sie sah zum tanzenden Pärchen. „Stimmt, aber vielleicht sind beide fest entschlossen, eine Lösung zu finden, das war damals nicht der Fall.“ „Ist das so?!“, fragte Mimi fast ein wenig höhnisch nach. „Ja, damals haben sie vielleicht zu schnell aufgegeben, weil sie glaubten, dass es so leichter für Beide ist, ist es aber nicht gewesen.“ „Tzz… Du hast uns aufgegeben...“, zischte die Jüngere und damit war Taichi klar, dass sie nicht über Yamato und Sora redeten, sondern tatsächlich über sich. „Und ich habe es jeden gottverdammten Tag bereut...“, flüsterte Taichi und wollte nach ihrer Hand greifen, doch Mimi zog sie weg, stand auf, verließ den Tisch, ging zurück zur Tanzfläche und tanzte unbeirrt weiter, als wäre nichts gewesen. War das ihr ernst? Jetzt wo sie begannen zu reden, ging sie einfach? Frustriert fuhr Taichi sich durch die Haare. Sollte er wirklich an seinem Plan festhalten? Er sah wieder zur Tanzfläche, sah zu Yamato und Sora, die miteinander tanzten. Konnten Mimi und er das auch sein? Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr wieder so nah kommen zu dürfen. Auch er ging zur Tanzfläche. Wenn alle tanzten, selbst Koushiro und Cody, konnte er unmöglich als einziger sitzen bleiben. Taichi schaffte es immerhin für einige Sekunden nicht über sein trauriges Liebesleben nachzudenken und sich der Musik hinzugeben. Es macht wirklich Spaß, dass alle Freunde zusammen kamen. Es war lange her gewesen und jeder schien es zu genießen. Es gab keinen Streit, keine Diskussionen. Keiner machte sich darum Gedanken zu lernen oder sich auf die Arbeit vorzubereiten. Es waren einfach sie. Ausgelassen, fröhlich und gewachsen war ihre Gruppe auch. Durch Saori und Yuri hatte ihre Clique Zuwachs bekommen und sie ergänzten die Gruppe sehr gut. Taichi wusste nicht, wann sie das nächste Mal alle zusammen kommen würde, aber sicher würde das so schnell nicht wieder passieren. „Hey!“, schrie Joe auf einmal los und erhaschte kurz die Aufmerksamkeit der Gruppe. „Ich finde es richtig geil, dass ihr heute alle hier seid. Ihr habt den Tag zu etwas besonderem gemacht und ohne euch, wäre er nur halb so schön geworden. Also...danke“, lallte der Brillenträger. „Ohhh Joe, das ist ist lieb von dir“, lächelte Hikari. „Ich kann es eher nicht glauben, dass Joe “geil” gesagt hat“, scherzte Takeru und führte die Braunhaarige wieder in eine Drehung. „Aber Joe hat Recht. Es ist lange her...“, sagte Taichi und legte einen Arm um Yamato und einen um Hikari. Sie stellten sich alle nebeneinander. Jeder nahm seinen Nebenmann in den Arm und schließlich standen sie in einem großen Kreis. „Es ist wirklich lange her, dass wir alle so zusammen gekommen sind“, führte Yamato den Satz von Taichi fort. „Wir werden alle nicht jünger, wir haben Ziele und Wünsche denen wir alle nachgehen wollen. Wir haben weniger Zeit füreinander und teilen nicht mehr alle Augenblicke mit unseren Freunden. Es ist manchmal schwer Freundschaften so zu pflegen, dass sie niemals auseinanderbrechen, aber für den Fall der Fälle, ich bin froh ein Teil dieser Gruppe gewesen zu sein und auch wenn ich nicht mehr so oft hier bin, vergessen werde ich euch nie und ihr werdet immer ein Teil von mir sein.“ „Wow Bruderherz, das war ja richtig… Da bekommt man ja fast Diabetes...“ „Und Karies...“, fügte Hikari ihrem Freund schmunzelnd hinzu. „Ja, dann seht ihr mal wie das ist, wenn man euch Beiden zusammen zusieht“, ärgerte Taichi seine Schwester, die ihm daraufhin nur die Zunge entgegen streckte. „Ich habe euch auch alle lieb, auch wenn ich solange nicht mehr hier war. Ihr habt ja keine Ahnung wie schwer das ist...“, schniefte Mimi auf einmal total laut los, was dazu führte, dass Miyako, Sora und Hikari genauso schluchzten und alle noch ein wenig näher zusammenrückten. „Dann muss eben jetzt jedes Jahr einer heiraten, damit wir uns wiedersehen“, erklärte Joe und besah sich die Runde. „Wie wäre es mit euch?“, fragte er schließlich direkt an Yamato und Sora gewandt. „Gute Eingebung. Was ist das hier mit euch?“, wollte auch Miyako wissen, die das fragte, was allen schon seit einer halben Stunde auf der Zunge lag. „Wir...“ begann Sora etwas zögerlich und sah zu dem Blonden auf. „Wir haben uns ausgesprochen, haben beschlossen es nochmal zu versuchen. Wir lassen es langsam angehen und ich werde mit der Musik eine Pause einlegen, bis Sora mit ihrem Studium fertig ist.“ „Wow.“ Jetzt waren doch alle sprachlos, das hatten wohl die wenigstens von den Blonden erwartet. „Ich bin ja so stolz auf dich“, sprach Taichi theatralisch. „Endlich sind wir wieder vereint.“ „Du meinst Sora und mich?“ „Nein, ich rede von uns. Nimm mir das jetzt nicht“, sprach Taichi unbekümmert weiter. „Dass du meinetwegen auf die Musik verzichtet...“ „Du meinst für Sora?“, „Man Alter, ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl schon verstanden...“ „Was für ein Wink? Was faselt der da?“, brummte Yamato genervt, während die Mädchen ein Kichern unterdrücken mussten. „Welcome back“, freute sich Takeru ehrlich, denn auch er freute sich seinen Bruder wieder bei sich zu haben. „Danke, Kurzer.“ „Gut, tanzen wir dann weiter oder bleiben wir so stehen und werden alle gefühlsduselig?“, fragte Daisuke in die Runde. „Ich würde sagen weiter tanzen.“ „War klar, Kari“, lächelte Takeru und nahm den Arm von Koushiros Schulter, der sich wiederum die andere Hand seiner Freundin schnappte. „Ich denke wir werden auch so langsam aufbrechen.“ „Ja, das war ein langer, zwar schöner, aber auch anstrengender Tag“, lächelte Yuri. „Ja, ich bin auch ganz schön erledigt, aber vielen Dank für die Einladung“, schloss sich auch Cody an. „Was meinst du Yolei? Möchtest du noch bleiben oder gehen wir auch hoch aufs Zimmer?“, fragte Ken. Da alle Freunde im Hotel übernachten würden, war der Heimweg nicht besonders lang. „Moment wir zahlen ja selber fürs Zimmer, dann sollten wir das auch ausnutzen. Tschüss…“ Gut gelaunt verabschiedeten sich die Freunde, Miyako zog Ken fast schon stürmisch aus dem Saal und schien den Abend noch anders nutzen zu wollen. Etwas neidisch war Taichi ja schon, wenn er so zu Mimi sah… Schnell schüttelte er den Kopf. An sowas durfte er jetzt nicht denken. „Ich denke, ich verabschiede mich jetzt auch.“ Sora lächelte schüchtern und drückte Yamato ein Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns morgen?“ Sofort nickte der Blonde und strich ihr nochmal über die Wange. „Schlaf gut und schreib mir gleich nochmal.“ „Mach ich.“ Sora umarmte alle nochmal herzlich und verließ ebenfalls den Saal. „Ihr schlaft nicht zusammen?“, fragte Taichi gleich neugierig nach. „Wie gesagt, wir lassen es langsam angehen...“ „War sicher Soras Vorschlag“, grinste Takeru ein wenig dreckig. Hikari rollte mit den Augen. „Nicht dass ich es auch ein wenig langsamer angehen lasse?“ „Eine sehr gute Idee“, lobte Taichi seine kleine Schwester, während Takeru kurz ganz blass um die Nase wurde. „Ach, war doch nur Spaß“, winkte die Braunhaarige ab. „Komm Keru, lass uns auch noch etwas… ähm… ausruhen.“ „Oh ja, ich muss mich auch noch ganz dringend… ausruhen.“ Takeru streckte übertrieben die Arme über den Kopf und gähnte, während er nach der Taille nach seiner Freundin griff. „Urgh…. Tut mir wenigstens einen Gefallen und seid leise“, erwiderte Taichi angewidert. „Tut mir einen Gefallen und seid es nicht“, grinste Yamato und wackelte wild mit seinen Augenbrauen. „Alter, ernsthaft, dass ist auch dein Bruder.“ „Ja, aber er ist ein Mann, da klopft man ihm auf die Schulter und beglückwünscht ihn.“ „Ach, verschwinde wieder nach Amerika“, brummte Taichi beleidigt. „Was? Wo ich doch deinetwegen zurückgekommen bin?“ Freudig streckte Taichi sich und führte einen Freudentanz auf. „Hach. Ich habs gewusst.“ „Der weiß schon, dass das gerade ein Scherz war, oder?“, fragte Yamato in die Runde. „Kannst du voll vergessen“, erwiderte Mimi und konnte nicht aufhören zu lachen. „Das wird er dir jetzt ewig vorhalten.“ Nach einer weiteren halben Stunde verabschiedeten sich auch den Rest der Gäste inklusive dem Brautpaar. Um vier Uhr morgens waren alle ziemlich erschöpft, da der Tag auch nicht gerade spät begonnen hatte. Nur noch Yamato, Taichi und Mimi blieben zurück. „Ich werde mich dann mal anschließen...“, murmelte Mimi und wollte gerade losgehen, als Taichi sie zurückhielt. „Schenkst du mir noch einen Tanz?“ „Wie bitte?“ Mimi sah den Älteren verdattert an. Selbst der DJ hatte bereits angefangen, seine Sachen zu packen. „Ich bin müde, Tai.“ „Ein Tanz? Dass schaffst du auch noch, da bin ich sicher. Bitte.“ Er hielt ihr seine Hand entgegen und die Brünette wusste nicht, was sie machen sollte. Schnell huschte ihr Blick zu Yamato, der jedoch kaum merklich nickte. Er klopfte Taichi auf die Schulter und verabschiedete sich ebenfalls. Schließlich zuckte die Jüngere mit den Schultern und legte ihre Hand auf Taichis. Dieser zog sie gleich näher zu sich. Sie hatten nur einen Tanz und da nur noch dieser eine Song lief, würde Taichi das nehmen was kam. Zum Glück lief der Song von Alex Claire – Too Close. Auch wenn es fast ein wenig ironisch war, dass dieser Song ihn gerade sehr an die Situation mit Mimi erinnerte. Er zog die Brünette sanft aber dennoch bestimmend in seine Arme. Er legte eine Hand auf ihrem Rücken ab und mit der anderen hielt er ihre in seiner. Er führte sie und bewegte sich rhythmisch mit ihr im Kreis. Er genoss es ihren Duft, vermischt mit ihrem sinnlichen Parfüm, zu riechen. Es war himmlisch. Mimi hatte ihre Hand auf seiner Schulter abgelegt und hielt ihre Augen geschlossen, während sie mit ihrem Kopf an seiner Brust ruhte. Sicher konnte sie seinen schnellen Herzschlag spüren. Ihm fiel auf, dass Mimi sich mit jeder Sekunde lockerte und nicht mehr ganz so angespannt in seinen Armen war, wie zu Beginn des Tanzes. Nach Taichis Geschmack war der Song viel zu schnell vorbei und da auch kein neuer Song lief, löste Mimi schnell die Verbindung zu Taichi auf. Sie ging einen Schritt rückwärts und schaffte so wieder eine gewisse Distanz zu ihm. „Also… ich ähm gehe dann jetzt auch hoch.“ „Mimi!“ Die Jüngere blieb wieder stehen und drehte sich unsicher zu Taichi um. „Vielen Dank für den Tanz. Neben Matts und Soras Comeback war das mein Highlight des ganzen Tages.“ Er lächelte sie sanft an und sah, dass auch Mimi kurz lächelte. „Gute Nacht, Tai.“ „Gute Nacht.“ Taichi sah der Brünetten noch solange hinterher, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Es wusste, dass das was sie ausmachte noch immer da war. Er musste jetzt nur dranbleiben. Yamato hatte es geschafft, Sora zurückzuerobern und wenn sie es geschafft hatten, hatten dann nicht auch Mimi und er noch eine weitere Chance verdient? Er würde alles dafür tun und hoffte, dass sein Plan aufgehen würde. Er musste einfach daran glauben. Etwas verloren sah Taichi sich in der mittlerweile leeren Location um und fragt sich, ob er jemals auch in so einem geschmückten Raum stehen würde. Er verließ die Tanzfläche und somit die Hochzeit. Es war ein schöner Tag gewesen, aber irgendwie war er auch froh, dass es jetzt vorbei war und keine größere Katastrophe diesen Tag gestört hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)