Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 67: ...oder Kreisverkehr -------------------------------- Yamato Während Yamato seinen Song sang und hoffte, dass Sora diese Botschaft verstand, änderte sich mit einem Wimpernschlag alles. Dieser Akuma tauchte auf und zog Sora besitzergreifend in seine Arme. Von dem Zeitpunkt an sah die Rothaarige kein einziges Mal mehr zur Bühne. Als der Song beendet war, konnte Yamato nicht schnell genug von der Bühne verschwinden. Er verließ die Location und zum Glück war der Wald nicht allzu weit von dem Hotel entfernt. Die ganzen Bäume würden ihn wenigstens versteckt halten. Sofort ging er vom Weg ab. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Das war so dumm. Er hätte auf Kisho hören sollen. Ja, auf Kisho, der gleich gesagt hatte, dass es nichts bringen würde, diesen Song zu performen und wenn, dann würde er sich nur selber lächerlich machen. Und genau das hatte er jetzt getan. Er hatte sich selber lächerlich gemacht. Was hatte er auch erwartet? Dass Sora auf die Bühne kommen würde, um ihn… was? Zu küssen? Schließlich wusste der Sänger doch, dass sie in einer neuen Beziehung war. Er sollte dies respektieren und sie in Frieden leben lassen und stattdessen hoffte er auf ein… ja auf was eigentlich? Er wusste selber nur zu gut, dass eine Beziehung sinnlos war. Solange Yamato Musik machen würde, würde es kein zurück geben können. Deswegen hatte er gar nicht erst versucht, sie zurückzugewinnen, das einzige was er mit dieser Aktion bewirkt hatte war, zusätzlich Salz in die Wunde zu streuen. Großartig. „Matt?“ Yamato horchte auf. Taichi schien wohl nach ihm zu suchen. Er sah sich um und entdeckte hinter einem Baum die Sturmfrisur seines besten Freundes. „Hier.“ Taichi kam näher auf den Musiker zu und ließ ebenso Bäume und Sträuche hinter sich. „Meine Güte, warum bist du denn so tief in den Wald hinein gelaufen?“ „Warum wohl? Mich bekommen keine zehn Pferde mehr zurück auf die Hochzeit!“, erwiderte Yamato energisch. Taichi sah ihn nur mit diesem dein Ernst-Blick an. "Was? diese ganze Aktion war einfach nur...“ „Ehrlich?“, unterbrach Taichi ihn. „Matt, ganz ehrlich, seit unserem letzten Telefonat und seit unserem Gespräch habe auch ich mir so meine Gedanken gemacht. Du hast es geschafft deinen Traum zu verwirklichen, aber ohne Sora bist du leider nichts. Sie macht dich irgendwie aus. Alter, ich kenne euer neues Album. Jedes zweite verdammte Lied ist doch für Sora. Ihr hättet euer Album auch einfach Songs about Sora nennen können. Sie geht dir nicht aus dem Kopf und auch nicht aus deinem Herzen. Ich kenne das, es ist ätzend und doch...“ Taichi zuckte mit seinen Schultern. „Und doch bist du auch froh darüber, weil es die einzige Verbindung ist, die du noch zu ihr hast.“ Darauf konnte Yamato nichts erwidern, denn leider stimmte es, was Taichi sagte. „Ändert aber alles nichts“, erwiderte Yamato und versuchte so zu tun, als würde die Tatsache das Sora einen Freund hat, ihm nichts ausmachen. „Matt, macht dir die Musik eigentlich noch so großen Spaß wie früher?“ Yamato seufzte. Die Musik war nicht das Problem. Seit Yamato denken konnte, war die Musik Bestandteil seines Lebens, wenn ihm etwas zuviel wurde, wenn er wütend, verletzt oder auch glücklich war, die Musik war immer sein Ventil gewesen. Sein Zufluchtsort und sein Kummerkasten. Er konnte sich nicht vorstellen etwas anderes zu tun. Er konnte doch nur das! „Die Musik wird mir immer Spaß machen… eher das drum herum ist irgendwie echt anstrengend… Diese Fotoshootings für irgendwelche Covers oder Poster, diese nervigen und eintönigen Fragen und das Verstellen der eigenen Person um dich als Produkt besser zu vermarkten. Ich verstehe nicht, warum ich nicht genüge, warum ich so wie ich bin, nicht ausreiche...“ Taichi brummte. „Hör mir mal genau zu: Ich kenne den wahren Yamato Ishida, weil er nämlich mein bester Freund ist und nur so nebenbei, wer dich nicht so kennenlernen will, wie du bist, ist doch selber Schuld. Du bist ein Mensch, der immer schon viel mit sich selbst ausgemacht hat, aber nur weil du immer dachtest, keine andere Wahl zu haben. Erst als Sora kam, hattest du jemanden, an dem auch du dich mal anlehnen konntest… und du brauchst sie und ob Sora nun ein Freund hat oder nicht… rede mit ihr und hole sie dir zurück. Egal als was, egal ob sie mit dir zusammen sein möchte oder einfach nur mit dir befreundet sein will, aber du hast doch nie wirklich versucht, sie wieder in dein Leben zu holen. Also hör auf, dich selbst zu bemitleiden und kämpfe!“ Taichi atmete laut aus und dennoch hielt er den Blickkontakt zu Yamato die ganze Zeit aufrecht. „Was ist denn mit dir? Wann fängst du an, zu kämpfen?“, erwiderte der Musiker provozierend, hob einen Stock auf und warf diesen gegen den nächsten Baumstamm. Taichi grinste und verstaute seine Hände in seiner Hosentasche. „Also ich bin schon dabei. Ich habe Mimi vor zwei Tagen besucht und ich glaube, sie hat meine Nähe genossen... Ich habe einen Plan und werde gleich nach der Hochzeit versuchen Mimi wieder zu meiner Freundin zu machen!“ Taichi klang vollkommen überzeugt von dem was er da sagte. „Na das, muss ja ein verdammt guter Plan sein...“, murmelte Yamato. „Wenn ich mal so selbstbewusst an die Sache herangehen könnte, wie du.“ „Du musst einfach nur versuchen mit ihr zu reden, was soll denn schon groß passieren? Außer dass sie dir eine Abfuhr erteilt und dass diese die erste und einzige wäre, die du je bekommen hast?“ „Ach, du bist doch ein Idiot, Yagami.“ „Jetzt ernsthaft, rede mit Sora. Wir reden hier von Sora, mit ihr kann man eher reden, als mit anderen Mädchen, die denken, du möchtest nichts mehr mit ihnen zu tun haben...“ „Wenn das so einfach wäre. Was hast du denn schon wieder mit Mimi angestellt und was macht dich so sicher, dass Sora mit mir reden wird?“ „Ich hoffe, dass sie es tut. Für dich und für sie selber. Ich glaube, sie würde es sich wünschen, dass du auf sie zugehst.“ „Hmm… Dabei hatten wir unsere Aussprache doch schon, obwohl… irgendwie fühlte sich das damals gar nicht wie eine richtige Aussprache an.“ Taichi legte seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes und sah ihn eindringlich an. „Du bist es euch schuldig. Egal was dabei rauskommt, ob sie mit dir zusammen sein will oder nur mit dir befreundet sein will. Ich für meinen Teil wäre schon froh, wenn Mimi wieder mit mir befreundet sein würde… Sie hat versucht Kontakt zu mir aufzunehmen und ich habe es vergeigt.“ Yamato sah ihn verwirrt an. „Wie jetzt und wann?“ „Na ja, sie hatte mir zum Geburtstag eine E-Mail geschrieben, aber ich habe sie nicht geöffnet, lange Geschichte...“ Yamato rollte mit seinen Augen. Das war ja so typisch für Taichi. „Ich weiß nicht, ob ich einfach so mit Sora befreundet sein kann. Sie ist… sie wird immer mehr sein, als nur eine Freundin. Ich denke, es wäre ihr gegenüber nicht fair.“ „Vielleicht solltest du das Sora entscheiden lassen. Ich glaube, bei euch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und wenn du es nicht wenigstens versuchst, wirst du es vielleicht dein Leben lang bereuen.“ Yamato sah mit ernstem Blick zu seinem besten Freund. Wahrscheinlich würde dieser damit sogar noch Recht behalten. „Klär du das mit Mimi, dann kläre ich das mit Sora.“ Taichi grinste breit, zeigte seinen weißen Zähne und hielt ihm seine Hand hin. „Abgemacht.“ Yamato hatte noch eine weitere Stunde mit Taichi im Wald verbracht. Mittlerweile dämmerte es und ein schöner Sonnenuntergang umhüllte den Außenbereich in sanfte orange Töne. Taichi hatte ihn in seinen Plan mit eingeweiht, wie er Mimi zurückgewinnen wollte. Er behielt jeglichen Kommentar für sich. Taichi war von seiner Idee so überzeugt gewesen, dass ihn sowieso nichts hätte davon abbringen können und deshalb hielt er es für besser, sich da raus zu halten. Außerdem war der Musiker selber vollkommen von der Rolle gewesen und wusste nicht, was er machen sollte, wie er mit Sora reden sollte. Etwas, das früher so leicht und natürlich gewesen war, stellte sich jetzt als absolute Herausforderung dar. Er sah wie Sora in die Ferne sah. Sie stand alleine da, mit dem Hinterkopf zu ihm gedreht, kein Akuma war zu sehen. Sollte er jetzt einfach zu ihr gehen? Er sollte sich wenigstens entschuldigen, vielleicht hatte er Sora eben in eine peinliche Lage gebracht oder dafür gesorgt, dass sie mit Akuma jetzt einen großen Streit hatte und das hatte er wirklich nicht beabsichtigt. Er schüttelte seinen Kopf und beschloss sich einfach zu entschuldigen. Er ging mit schnellen Schritten auf sie zu, bevor er es sich nochmal anders überlegen würde und kam erst kurz bevor er sie erreichte, wieder zum stehen. Sora drehte sich im gleichen Moment zu ihm um und riss ihre Augen weit auf, ehe sie direkt wieder weich und auch etwas traurig aussahen. Fast hätte es ihm die Sprache verschlagen, weil sie in diesem schönen Abendlicht ganz besonders bezaubernd aussah. „So… Ich… Sora, es tut mir leid...“, druckste der Musiker herum und schaffte es nicht, den Augenkontakt zu halten. „Was genau tut dir leid?“, fragte Sora gezielt nach und flüsterte beinahe. Ihre Stimme wirkte zerbrechlich. „Das mit der Liebeserklärung und dem Song. Ich… Ich weiß doch, dass du einen Freund hast und du glücklich bist. Du sollst wissen, dass so etwas nie wieder vorkommt. Ich werde dich ab jetzt in Ruhe lassen.“ Yamato straffte seine Schultern und wollte gerade wieder gehen, als Sora ihn am Ärmel aufhielt. „Wer sagt denn, dass ich glücklich bin?“ Yamato zog eine Augenbraue nach oben und musterte die Rothaarige irritiert. „Bist du nicht?“ Sora schüttelte sachte ihren Kopf und ließ seinen Ärmel wieder los. „Ich… Ich denke, ich habe es mir versucht einzureden. Ich wollte unbedingt wieder glücklich und verliebt sein. Nur leider funktioniert das nicht so einfach. Man kann sich wohl nicht auf Knopfdruck ver -oder endlieben.“ Yamato nickte mit dem Kopf. Da konnte er nicht widersprechen. „Und wo ist Akuma?“, fragte er nach und suchte nach dem Modedesigner. „Er ist vorhin gegangen. Ich habe mich von ihm getrennt.“ „Du hast was?“ „Ich habe Schluss gemacht.“ Jetzt musste der Sänger ein paar Mal blinzeln. Passierte das gerade wirklich? „Und warum, wenn ich fragen darf?“ „Weil ich gemerkt habe, dass die Gefühle für ihn nicht ausreichend waren.“ So einfach konnte es also sein. Es hatte nichts mit ihm zu tun, ihre Gefühle für Akuma waren einfach nicht stark genug gewesen. Das war es. „Du wirst schon noch den Richtigen finden, da bin ich sicher. Du ver….“ „Boah man, Matt! Ich habe mich deinetwegen von Akuma getrennt!", unterbrach Sora den Musiker forsch und starrte ihn wütend an. „Meinetwegen? Du hast noch Gefühle für mich?“ Sachte und lächelnd schüttelte die Rothaarige ihren Kopf. „Ich liebe dich immer noch Matt.“ Sie liebte ihn noch immer??? „Wirklich? Ich habe auch nie aufgehört, dich zu lieben...“ Sora lächelte traurig. „Das ändert aber alles nichts. Du bist immer noch unterwegs und tourst durch die ganze Welt. Ich will keine Freundin von jemanden sein, an dessen Prioritätenliste ich eher hinten anstehe.“ Klar. Das hatte sie auch nicht verdient. „Verstehe ich, aber sag mir was soll ich bitte tun?“ Die Stimme des Sängers wurde immer ruhiger. Es machte ihn fertig, es konnte doch nicht sein, dass zwei Menschen sich lieben, sie aber dennoch nicht zusammen sein konnten. „Gar nichts. Du lebst deinen Traum weiter und ich meinen...“ Diesmal nahm auch Soras Stimme immer mehr ab. Sie unterdrückte ein Schluchzen und auch Yamato wusste sich gerade nicht zu helfen. „Du fehlst mir aber und ich… denke so oft an dich.“ Yamato musste es einfach sagen. Taichi hatte tatsächlich Recht, wenn er jetzt nicht ehrlich zu Sora und seinen Gefühlen war, würde er es ein Leben lang bereuen. „Du fehlst mir auch… Mich von dir zu trennen, war das Schlimmste was ich je machen musste und die Zeit danach die Schwerste die ich durchstehen musste, aber doch war es damals richtig und ist es heute noch. Wir stehen einfach an unterschiedlichen Punkten in unserem Leben. Eine Beziehung in der man sich quasi nicht sieht, kann nicht funktionieren. Leider.“ „Und wenn ich dieses Leben nicht mehr hätte?“, fragte Yamato gezielt nach. „Wie? Keine Musik mehr?“ „Ja, wenn ich das alles hinter mir lassen würde, was wäre dann?“ Dieses Mal war es Sora die unaufhörlich blinzelte und versuchte zu verstehen, was Yamato ihr gerade sagen wollte. „Du kannst die Musik nicht meinetwegen aufgeben.“ „Warum? Ich habe dich für die Musik aufgeben und richtig war das auch nicht.“ „Aber… dass ist doch dein Traum gewesen. Du hast so hart dafür gearbeitet.“ „Ist es auch noch, aber jeder Traum ist irgendwann zu Ende und ich habe meinen Traum verwirklicht und das heißt ja nicht, dass ich aufhören will Musik zu machen. Ich könnte erst einmal eine Pause einlegen und sehen, was passiert. Zumindest bist du ganz fertig bist mit deinem Studium. Ich könnte erstmal an Songs schreiben oder keine Ahnung… Ich bin bereit für alles, wenn ich weiß, dass du dabei wärst.“ Yamato griff nach Soras Händen und hielt sie fest. „Wärst du bereit?“ Sanft strich er über ihren Handrücken. So nah waren sie sich lange nicht gewesen. „Ich… Ich weiß nicht, mit so etwas hätte ich wirklich nicht mehr gerechnet. Auf der einen Seite will ich, aber auf der anderen Seite…“ „Dann höre auf die erste. Sora, wir beide, wir zusammen, dass ist etwas ganz besonderes, das war es schon immer und ich will, dass nicht mehr vermasseln. Wir werden irgendwie eine Lösung für alles finden. Wir sind doch jetzt auch etwas älter geworden und ich denke, wenn wir beide wirklich wollen, werden wir dieses Mal auch eine Lösung finden. Eine Lösung, die uns beide glücklich macht.“ Yamato konnte nur hoffen, dass Sora sich diesen Ruck gab. „Gib mir noch eine Chance, eine allerletzte Chance. Ich werde sie nutzen und sonst kannst du mich höchstpersönlich – mit Tais Hilfe - auf den Mond schießen.“ „Ich werde dann ganz viel Anlauf nehmen“, schmunzelte Sora. „Soviel wie du willst“, grinste Yamato. „Wir lassen es aber ganz langsam angehen, sehen was passiert und ob wir überhaupt noch zusammen passen, ja?“ „Natürlich, dein Tempo. Wir machen es so, wie du dich wohl fühlst, okay?“ „Okay.“ Yamato lächelte erleichtert. Er hätte niemals gedacht, dass die Beiden an diesem Punkt nochmal stehen würden und auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er das Ganze seinen Bandkollegen, dem Manager, den Produzenten und sämtlichen anderen Leuten beibringen wollte, so spürte er, dass diese Entscheidung die richtige war. Yamato zog Sora noch näher an sich heran, legte sich Arme um sie und küsste sanft ihren Nacken. Er hielt sie einfach nur fest und wünschte sich, er könnte diesen Moment einfach anhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)