Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 63: Ein verrückter Tag ------------------------------ 21.10.2012 Mimi drehte sich zufrieden auf den Bauch und kuschelte sich weiter in ihr Kissen. Bildete sie es sich ein oder roch es tatsächlich etwas nach Taichi? Der Geruch war einfach traumhaft und am liebsten würde sie ihre Nase für immer in dieses Kissen stecken. Obwohl sie immer noch ihre Periode hatte, ging es ihr heute schon wesentlich besser. Taichi und auch Ethan waren am Vortag bei ihr gewesen und wollten ihr helfen, dass sie sich besser fühlte. Sie musste schon zugeben, dass sie das wahnsinnig lieb von beiden fand. Und Taichi? Er hatte sie berührt, ganz sanft, ganz leicht, ganz kurz und doch… kribbelte ihr ganzer Körper nach dieser kurzen Berührung. Wie konnte das nur sein? Mit einem Lächeln im Gesicht sah sie zu ihrem Wecker. Heute war Saoris Junggesellenabschied und sie wollte wissen, wie viel Zeit sie noch hatte, ehe sie ihren Träumen zunächst auf Wiedersehen sagen musste. „Himmel hoch zehn. Ich komme zu spät zum Junggesellenabschied...“ Panisch setzte Mimi sich auf und sah zur Uhr. 9:15Uhr. Es war bereits viertel nach neun! Um 10 Uhr sollten sie sich vor Saoris und Joes Wohnung treffen. Wie sollte sie nur in weniger als einer Stunde schaffen fertig angezogen und gestylt da zu sein? „Ich… ich... Yolei bringt mich um.“ Mimi schmiss die Bettdecke auf den Boden, stürmte ins Badezimmer und sprang unter die Dusche. Hatte sie vergessen den Wecker zu stellen? Sie brauste sich ab, machte sich weiter frisch und zog sich das erstbeste an, was sie aus dem Kleiderschrank erwischte. Jeanshose und ein grünes Blumentop. Ja, passte, dachte sie ohne weiter nachzudenken, nahm sich ihre Handtasche, steckte ihr Handy hinein und lief in den Flur. Anschließend schlüpfte sie in ihre weißen Ballerinas, steckte den Haustürschlüssel ein und rannte los. 10:20 Uhr. Obwohl Mimi wir eine verrückte durch die halbe Stadt gelaufen und die letzten Meter wirklich gerannt war, wie nie zuvor in ihrem Leben, kam sie zwanzig Minuten zu spät. Wütend tippte Miyako mit einem Fuß auf und ab, verschränkte die Arme übereinander und fixierte die keuchende Mimi. „Ernsthaft? 20 Minuten? Und wo ist dein T-Shirt und wie siehst du überhaupt aus?“ Eine Frage nach der anderen schoss Miyako auf Mimi ab, die immer noch schwer atmend an der Wand ruhte und sich Luft zu fächerte. Sora legte eine Hand auf die Schulter der Jüngeren ab und reichte ihr ein Wasser, welches sie in ihrem Rucksack verstaut hatte. „Hier trink mal etwas.“ „Da-Danke...“ Mimi schraubte den Deckel auf und trank gierig ein paar Schlücke. „Es… tut mir wirklich leid. Verschlafen. Das T-Shirt? Also das ist eine lustige Geschichte...“ Oder auch nicht. Sie hatte es bei ihrer Oma vergessen, weil sie die ganze Nacht wegen Taichi und Ethan keine Auge zubekommen hatte und als sie endlich eingeschlafen war, war die Zeit nur so an ihr vorbei gerast. Hatte sie es sich nur eingebildet oder hatte er sie kurz geküsst? „Wie sieht das denn jetzt aus? Wir kommen zu spät zum Lasertag. Was zur Folge hat, dass wir zu spät zum essen kommen. Was dazu führt, dass wir zu spät zum feiern kommen. Was dazu führt, dass wir jetzt alle nach Hause gehen können.“ Beleidigt stand Miyako da und wollte schon los dampfen, als Hikari sie aufhielt. „Yolei, jetzt warte doch mal.“ „Ja, das Lasertag fängt doch erst um Zwölf Uhr an, dann sputen wir uns jetzt etwas und dann klappt das schon alles“, schlug Sora diplomatisch vor. „Saori wird jetzt einfach von uns überfallen und so weit ist es bis zum Lasertag auch wieder nicht“, erwiderte Hikari und zog ihre beste Freundin einfach hinter sich her. „A-aber was ist mit Mimis T-Shirt?“ „Also ich habe noch ein zweites mit...“, murmelte Yuri, die sich bis jetzt aus dem Gespräch zurückgehalten hatte. „Wie bitte?“ Hoffnungsvoll sah die Brillenträgerin zu Koushiros Freundin. „Ja, falls sich eine von uns versaut hätte, dann hätte ich so noch ein Ersatz für uns gehabt.“ Sie trugen alle ein weißes T-Shirt mit dem Schriftzug Team Braut und da eigentlich noch eine Kommilitonin von Saori mitkommen wollte, die aber dann kurzfristig abgesagt hatte, weil sie doch arbeiten musste, hatte Yuri das T-Shirt zusätzlich eingepackt. „Man merkt voll, dass du Izzys Freundin bist“, kicherte Hikari und war froh, dass sich jetzt alles wieder entspannte. Yuri reichte Mimi das T-Shirt. „Soll ich mich jetzt mitten auf der Straße umziehen?“, fragte diese irritiert nach. „Ja“, sagte Miyako. „Wir bauen eine Mauer um dich.“ Sora, Yuri und Miyako stellten sich schützend vor Mimi auf. Die drehte sich zur Wand, zog ihr Bluementop aus und zog das T-Shirt über. Plötzlich klickte es. Verwirrt blickte Mimi sich um. Hikari hatte natürlich ihre Kamera dabei. „Was? Das muss man doch festhalten. Man sieht auch nichts. Ich schwöre“, beschwichtigte die Jüngste. „Das will ich dir auch geraten haben...“ „Überraschung!“, brüllten die Mädchen mit schriller Stimme und umarmten die künftige Braut stürmisch. „Äh… Hallo...“ Total verwirrt blickte Saori sich um. Joe, der eingeweiht war, stand grinsend im Flur und flötete unschuldig vor sich hin. „Ja, jetzt weißt du wie das ist.“ „Wow. Damit hätte ich jetzt gar nicht mehr gerechnet...“ „Hast du wirklich gedacht, wir lassen dich so einfach davon kommen? Kannst du vergessen...“, flötete Miyako fröhlich und bereitete mit Hikari für alle Sekt vor. Sie hatten rosa farbende Pappbecher besorgt und jede Menge Sekt für unterwegs. „Schau mal was ich habe“, lächelte Sora aufgeregt. Sie hatte zusätzlich eine große Tüte mit und zog einen weißen Schleier heraus, der an einem Haarreifen befestigt war. Sora hatte ihn aus weißen Stoffresten zusammengenäht. „Der ist ja hübsch“, sagte Saori anerkennend. „Anziehen!“, forderte Mimi auf. Saori stellte sich vor dem Spiegel der im Flur aufgebaut war und setzte den Schleier auf. „So?“ „Warte mal.“ Mimi stellte sich hinter Saori und platzierte den Haarreifen etwas anders. „So gefällt er mit besser und dir?“ Saori musterte sich im Spiegel und nickte schließlich. „Ja, mir auch.“ „Dann kann es ja losgehen“, klatschte Miyako aufgeregt in die Hände und reichte Saori schon mal einen Pappbecher mit spritzigem Inhalt. Sie hatten immerhin nicht viel Zeit. – Die Mädchen kamen um 12:15 Uhr an. Etwas unsicher stand Miyako vor der Türe. „Hoffentlich lassen die uns jetzt noch da rein“, murmelte die Brillenträgerin betrübt. „Bestimmt. Es sind doch nur 15 Minuten...“, erwiderte Hikari und versuchte die Trauzeugin aufzubauen. „Na ja, ein Spiel dauert aber auch 15 Minuten“, überlegte Yuri nachdenklich. „Wo ist Mimi eigentlich?“, fragte in dem Moment Sora nach und sah sich nach ihrer besten Freundin um. „Ähm… Sie ist schon reingegangen...“, nuschelte Saori, die der Brünetten am liebsten gefolgt wäre. „Oh, nichts wie hinterher“, sprudelte es aus der Lilahaarigen und mit schnellem Schritt betrat sie den Laden. Mimi stand leicht angelehnt am Tresen und zwirbelte mit einer Haarsträhne herum, in dem sie diese immer wieder um ihren Finger wickelte. „Ähm… also eigentlich, sind Sie z-zu spät“, stotterte der Angestellte. Er trug eine Brille, hatte ziemlich viele Unreinheiten im Gesicht und eine schlacksige Figur. „Oh, wir sind wirklich zu spät? Kann man da gar nichts machen?“, lächelte Mimi kokett und klimperte mit ihren Wimpern. Sie sah, wie der Angestellte leicht errötete. „Ist das Mimis Ernst?“, flüsterte Hikari in Miyakos Ohr. „Wenn es funktioniert, ist mir das nur recht...“ „A-also… Ich...“ „Du hast ja eine echt schicke Brille auf… Darf ich mal?“, fragte Mimi bei dem Angestellten nach. Sie sah kurz auf das Namensschild und lächelte wieder. „Yusei, ich finde du siehst mit der Brille wirklich aus wie Jake Gyllenhaal...“ „Meint Mimi das ernst?“, murmelte Saori. „Nicht mal im entferntesten“, kicherte Hikari. „Vielleicht mit ganz viel Fantasie“, überlegte Sora. „Wie viel Fantasie hast du?“, konterte Miyako. „Ach was...“, stammelte Yusei und überließ der Brünetten seine Brille. Mimi setzte die Brille auf und spielte damit. „Und? Steht sie mir so gut wie dir?“ „N-noch b-besser...“, stotterte der Angestellte und wurde immer röter um die Nase. „Ich glaube, der kippt gleich um...“, mutmaßte Yuri. „Sollen wir wetten?“, gluckste Hikari und schielte zur Rothaarigen, die nur kichernd mit dem Kopf nickte. „Ach was…“, winkte die Brünette ab und reichte Yusei seine Brille zurück. „Leider müssen wir weiter. Wir wären natürlich sehr gerne noch geblieben, aber wenn jetzt alles voll ist und es leider nicht geht, müssen wir wohl zur Konkurrenz.“ Die brünette Frau seufzte theatralisch auf und drehte sich um. „W-warte!“ Mimi drehte sich wieder zu dem Angestellten um und sah Yusei mit großen Augen an. „Was denn? Habe ich etwas vergessen?“ „I-ich… glaube e-eine Gruppe kriegen wir nur noch unter...“ Mimi strahlte Yusei an, was ihn ordentlich ins Schwitzen brachte. „Oh, das ist aber lieb von dir Yusei.“ Sie erledigte alles mit der Bezahlung und die Mädchen durften sich die Westen und die Schusswaffen umlegen. Sie bekamen eine kurze Einweisung und los konnte es gehen. „Wer ist die Braut?“, fragte Yusei nach. „Saori“, sagte Hikari und schob die Schwarzhaarige etwas nach vorne. Wobei der Schleier die Frage hätte erübrigen sollen. Yusei reichte der Braut einen Spezialschuss, damit sie eine bessere Chance hatte, zu gewinnen. „Keine Sorge, Mimi ist noch zu haben...“, kicherte Miyako, die als letzte in die Halle ging und nochmal zwinkernd zu Yusei sah. „Wirklich?“, fragte der Angestellte hoffnungsvoll nach. Die Brillenträgerin nickte. „Ja, ihre Nummer ist...“ „Yolei!!!“, schrie Mimi von innen und zog die Lilahaarige in die Halle rein. „Was denn? Ich wollte dir nur unter die Arme greifen...“ „Ja, ist klar. Ich mache dich jetzt fertig.“ „Tzz… Das werden wir sehen.“ – Zwei Spiele durften die Mädchen insgesamt spielen. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf und waren danach ganz schön erledigt. Das Lasertag so anstrengend sein würde, hätte wohl keiner erwartet. „Und wer hat gewonnen?“, prahlte Miyako. „Einmal du und einmal ich...“, antwortete Mimi. Die Brünette hatte das erste Spiel gewonnen und die Brillenträgerin das Zweite. „Ja, aber beim ersten Spiel war ich zweite und du warst jetzt nur Vierte. Damit ist der Gesamtsieg meiner...“ „Glückwunsch Yolei“, kicherte Saori. „Was denn? da du in meinem Team warst, hast du ja auch gewonnen… Also gut gemacht.“ Mimi schüttelte belustigt ihren Kopf. Aber es hatte wirklich allen großen Spaß gemacht. Sie gaben die Westen und die Schusswaffen wieder ab und holten ihre Handtaschen aus den Schließfächern. „Also Yusei, ich schicke dir dann Mimis Handynummer per Mail. Mimi Tachikawa heißt sie ganz.“ „Boah man, Yolei.“ Mimi drehte sich auch noch einmal zu dem Angestellten um und winkte ihm zum Abschied. „Tschüss...“ „Du meinst wohl eher bis bald...“ „Willst du unbedingt eine Freundin weniger“, zischte die Brünette und funkelte die Brillenträgerin wütend an. „Keine Sorge, ich habe ein Foto für dich gemacht. Hier.“ Hikari zeigte Mimi gleich das Foto, welches sie von Yusei fotografiert hatte. „Oh nein, nicht du auch noch.“ „Ach Mimi, nicht jeder hat einen Freund der aussieht wie Jacke Gyllenhaal“, kicherte Saori und im nächsten Moment mussten alle lachen. „Hallo? Ich habe mich für die Gruppe aufgeopfert und das ist der Dank? Unglaublich...“ – Gut gelaunt kamen die Mädchen aus dem Restaurant. Nachdem sie Lasertag gespielt hatten, waren sie noch in einem klassischen japanischen Restaurant essen gegangen, in dem sogar eine kleine Feuershow aufgeführt worden war. Als Absacker tranken alle einen Sake, der den Mädchen noch lange im Hals brannte. Der Sekt war ausgetrunken, angestoßen hatten sie mit Champagner und zu guter Letzt tranken sie nochmals Sake. Sie hakten sich beieinander unter und lallten durch die Straßen von Shibuya. „Okay liebe Saori, was wäre ein super Junggesellenabschied ohne Party? Richtig nichts. Nächste Station Rose Club.“ Miyako grinste die Braut an. Im Rose Club angekommen war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Ausgelassen stürmten die Mädchen die Tanzfläche und ließen sich mehr oder weniger von der Musik treiben. „Danke, für den lustigen Tag“, bedankte sich Saori, die ihren Junggesellenabschied sehr genossen hat. „Ach was. Gerne“, erwiderte Sora. „Yolei, hat ja auch alles gut vorbereitet.“ Miyako lächelte und winkte gleich wieder ab. „Ihr habt ja auch alle geholfen.“ „Seit wann bist du denn so bescheiden?“, fragte Mimi kichernd nach. „Stimmt. Ich bin einfach die Beste. Bingo.“ Die Mädchen kicherten und ließen wieder ihre Gläser aneinander klirren. „Auf Team Braut“, brüllte Mimi. „Auf Team Braut“, stimmten alle im Chor mit ein. Drei Stunden waren vergangen. Es war weit nach Mitternacht und auch die Mädchen hatten gut einen über ihren Durst getrunken. Miyako, Yuri und Hikari hatten sich gerade von den Mädels verabschiedet. Nur Sora, Saori und Mimi waren noch übrig. Letztere kam gerade aus einer Toilettenkabine und torkelte zu den Waschbecken. Mimi hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest. Nachdem die gute Laune, die besonders durch den Alkohol gepuscht wurde, nachließ, fühlte sie sich wieder schlecht. Taichi? Ethan? Wegen dieser beiden Männer würde sie noch durchdrehen. Da kam Ethan extra nach Tokio geflogen. Welches Mädchen würde sich so etwas nicht wünschen? Aber Taichi… Egal was sie tat, egal was sie versuchte. Sie bekam ihn dummerweise nicht aus dem Kopf und leider auch nicht aus ihrem Herzen. Sie seufzte aus. Nur warum musste alles so schwer mit ihm sein? Sollte Liebe nicht einfach und unbeschwert sein? Und wenn sie dann daran dachte, wie sie Taichi mit dieser Yuna gesehen hatte, da war es bei ihr dann vollkommen vorbei. Es schmerzte zu sehr. Sie wollte nicht mehr diese Schmerzen fühlen. Diesen Kummer seinetwegen verspüren. Sie sollte nach vorne blicken. „Ja, Genau und das werde ich ihm jetzt auch sagen!“ Kurz entschlossen und ohne weiter darüber nachzudenken, holte Mimi ihr Handy aus der Handtasche und wählte Taichis Nummer. Dann noch einmal. Schließlich nahm am anderen Ende der Leitung jemand den Anruf entgegen. „Ja…?“, murmelte Taichi verschlafen. „Warum hat das solange ge-gedauert?“ „Mimi?“, fragte der Sportstudent schläfrig nach. „Boah, Sherlock Yagami, ihnen kann man aber auch niemand etwas vormachen...“, lallte die Brünette. „Mimi, bist du betrunken?“ „N-Nein, ich bin total klar im Kopf.“ „Ach heute ist ja Saoris Junggesellenabschied...“, fiel es dem Braunhaarigen dann ein. „Wow… Du solltest wirklich nochmal deine Berufsziel überdenken“, erwiderte Mimi zynisch. „Wieso? Gefallen dir keinen Athleten mehr?“, fragte Taichi und das Grinsen konnte sie sich dabei nur zu gut vorstellen. Gut, dass er nicht sehen konnte, wie rot Mimi gerade in diesem Moment anlief. „D-das tut überhaupt nichts zur Sache und das ist auch gar nicht der Grund meines Anrufs!“ „Was verschafft mir denn die Ehre?“ „Ich wollte dir nur sagen, dass ich über dich hinweg bin!“ Um diese Aussage zu unterstützen, nickte sie kräftig mit dem Kopf. „Achso, war es das?“ „Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ „Ich glaube dir ohnehin nicht! Du hast immer noch Gefühle für mich!“, unterstellte er der Brünetten und das völlig gelassen. Empört blies Mimi ihre Wangen auf. Wie konnte er es wagen? „D-das ist überhaupt nicht wahr...“, stammelte sie. Blöder Alkohol. Wo waren denn ihr coolen Sprüche, wenn sie gerade einen brauchte? „Deshalb bist du auch jetzt betrunken, auf irgendeiner Toilette und rufst ausgerechnet mich an und das nur um mir zu sagen, dass du über mich hinweg bist… Schon etwas seltsam, oder?“ „Nein, betrunkene Menschen sagen schließlich immer die Wahrheit!“ Hach. Das war ein super Spruch. In Gedanken gab sie sich selbst ein High Five. „Tun sie nicht. Sie lassen dich aber an die Person denken, die du versuchst durch den Alkohol zu verdrängen. In der naiven Hoffnung, dass es irgendwie helfen würden. Hilft es dir? In Anbetracht der Umstände, dass du mich anrufst, wohl eher nicht. Aber ich kann dich beruhigen. Bei mir hat es auch nie geklappt. Ich musste auch immer an dich denken.“ Jetzt war Mimi ein Augenblick sprachlos. „Ach der hat auch noch sowas von recht, so ein blöder Mist. Ich kann auch nicht aufhören, an ihn zu denken.“ „Da hätten wir was gemeinsam.“ Ups. Hatte sie das jetzt laut gesagt? Ohne eine Antwort zu geben oder sich irgendwie zu erklären, beendete sie das Telefonat. Das lief ja mal so etwas von daneben. Von wegen, einen kühlen Kopf bewahren. Jetzt wusste Taichi einmal mehr, dass sie noch immer Gefühle für ihn hegte und ihn vermisste. Warum durften betrunkene Menschen überhaupt ein Handy besitzen? So etwas dämliches. Warum nahm es ihr niemand ab? Sie war doch vollkommen unzurechnungsfähig. Das Blut schoss ihr in den Kopf und ihr wurde heiß. Was sollte sie jetzt nur tun? „Mimi, da bist du ja“, sagte Sora, die plötzlich neben ihr stand und ihre beste Freundin besorgt musterte. „Ja, es geht mir nicht so besonders. Alkohol und dann noch Frauenprobleme. Genug für einen Tag, ich gehe heim.“ „Sollen wir mitgehen? Was meinst du Saori? Ich kann sonst auch noch etwas bleiben.“ Saori, die ebenfalls neben Sora stand, schüttelte ihren Kopf. Wann waren die beiden denn auf die Damentoilette gekommen? Sie hatte eindeutig zuviel getrunken. „Ich bin auch ziemlich müde. Außerdem ist in zwei Tagen meine Hochzeit und dafür muss ich schließlich auch fit sein. Lasst uns heim gehen.“ „Okay, dann lasst uns gehen", beschloss Sora und hielt für ihre Freundinnen die Türe auf. Die drei Mädchen holten ihre Jacken ab, bezahlten ihre Rechnungen und verließen die Diskothek. „Es war aber wirklich ein sehr schöner Tag“, schwärmte die Schwarzhaarige. „So soll es ja auch sein“, erwiderte Sora. „Bist du schon sehr aufgeregt wegen der Hochzeit?“ Saori schüttelte ihren Kopf. „Nein, komischerweise gar nicht. Also natürlich ist da dieses Kribbeln, aber es ist eine positive Nervosität. Ich freue mich einfach auf den Tag und kann es kaum mehr erwarten. Hoffentlich geht alles gut.“ Mimi lächelte, während sie der künftigen Braut lauschte. „Ich bin sicher, es wird alles sehr schön werden und Joe ist sowieso schon total glücklich.“ „Ja, wer hätte gedacht, dass Joe, der Junge der immer nur am lernen war, als erster heiratet?“, erwiderte Sora kichernd. „Wohl wahr. Ich hätte es nicht gedacht. Ich habe eigentlich immer gedacht, dass du… ach egal.“ Sora winkte ab. „Schon okay. Ich würde als nächstes auf Kari und T.K wetten!“ „Ach, meinst du?“, fragte Saori interessiert nach. „Vielleicht kommen uns auch alle Nerds zuvor und Izzy heiratet erst seine Yuri...“ „Hmm… Möglich, aber sie sind noch nicht solange zusammen. Außerdem sind Kari und T.K das Paar, von dem ich felsenfest überzeugt bin, dass sie zusammen gehören. Ähm… mit Ausnahme von dir und Joe natürlich“, lächelte Sora verlegen. „Gerade noch gerettet. So ich muss dann hier lang. Bis in zwei Tagen… Ahhh“, kreischte Saori und umarmte ihre beiden Freundinnen. Lächelnd sahen die beiden der Braut nach, dann wand sich Sora an die Jüngere und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Geht es dir gut? Als wir dich in der Damentoilette gefunden hatten, hätte ich schwören können, dass dein Gesicht weiß wie die Wand war.“ „Ich habe Tai angerufen. Ich wollte ihm sagen, dass ich über ihn hinweg bin, stattdessen habe ich ihm gesagt, dass er mir fehlt. Voll peinlich.“ „Ich finde gar nicht, dass das peinlich ist. Es würde dir sowieso niemand glauben“, erwiderte Sora unbekümmert. „Na danke, außerdem wäre es deine Aufgabe gewesen, mir das Handy abzunehmen. Betrunkene plus Handy sind eine echt miese Kombination.“ „Ich weiß, aber ich hatte meine Augen auch noch bei ein paar anderen Mädchen und ich wusste nicht einmal, dass du auf den Toiletten warst. Wie hätte ich das verhindern sollen? Aber wenn es dich beruhigt, auch ich habe eine paar Mal Matts Nummer, unterdrückt, angerufen. Wenigstens konnte ich dann, wenn seine Mailbox dran ging, seine Stimme hören.“ „Hast du nie gesagt, dass du es warst?“ „Nein, vielleicht hat er es sich gedacht oder mich für einen verrückten Fan gehalten.“ „Vermisst du ihn?“ „Ich habe doch Akuma!“ „Das beantwortet meine Frage nicht, also vermisst du Matt?“ „Ja.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)