Follow your Heart von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 5: Das Unheil geht weiter --------------------------------- 27. September 2010 Das Wochenende lag hinter Mimi, am Wochenende hatte sie es zum Glück wieder geschafft mit Tai zu skypen, sie erzählte ihm jedoch nichts von der Begegnung mit Nick. Zum Glück konnte sie auch Matt beruhigen, sodass er es erst mal nicht Tai sagte. Er hieß, dies aber nicht gut, jedoch wollte Mimi ihren Freund einfach nicht belasten, wenn er doch nichts machen konnte. Noch immer konnte die Brünette nicht fassen, dass tatsächlich Nick vor ihr gestanden war, gleich überzog sich ihre weiche Haut mit einer kühlen Gänsehaut. Passend war es auch draußen regnerisch und ungemütlich, so langsam bemerkte man, dass der Sommer vorbei war und der Herbst bevor stand. Mimi musste nur noch den Herbst überstehen, dann würde sie Tai im Winter wiedersehen. Sie kuschelte sich noch etwas in ihrem grünen Schal ein, als sie im gelben Schulbus saß und an einer Haltestelle zum stehen kam. Nicole stieg ein, sah flüchtig zu Mimi und setzte sich zwei Reihen dahinter. Nein, sie redete immer noch nicht mit ihr und Mimi vermisste ihre Freundin, sie brauchte jemanden zum reden und sie konnte auch schlecht die ganze Zeit Matt die Ohren vollheulen, abgesehen davon hatte er die Woche über sowieso keine Zeit, weil die Band mit Proben und wer weiß was sonst noch beschäftigt war. Mimi seufzte, während sie ihren Kopf auf ihrem Handrücken ablegte und traurig aus dem Fenster sah. Mimi ging ruhig durch die Flure, während sie ihren ersten Kursraum aufsuchte. Immer wieder sah sie auf ihr Handy, ob Tai ihr geschrieben hatte, aber noch keine Nachricht. Wo er war? Und mit wem? War er beim Sport, bei Sora, machte er was mit Kari oder Izzy? Mit Leuten die sie nicht kannte, mit Mädchen die sie jetzt schon nicht ausstehen konnte? Verärgert steckte sie ihr Handy weg. Sie hatten ja gestern geskypt, versuchte sich Mimi zu beruhigen, aber trotzdem war sie regelrecht auf ihr Handy fixiert. Sie stieß die Tür zum Kursraum auf und als wäre es nicht schon schlimm genug dass Montagmorgen war, so standen auch noch zwei Stunden Mathe auf dem Stundenplan. Würg, man war sie froh, wenn sie die Schule nicht mehr besuchen musste, auch wenn sie immer noch keine Ahnung hatte, was sie eigentlich danach machen sollte. Sie wusste nur, dass sie zurück nach Japan wollte. Sie setzte sich auf einen Stuhl und schlug missmutig ihre Matheaufgaben auf. Die erste Pause stand nach 90 Minuten an und Mimi wollte eine neue Chance nutzen um mit Nicole zu sprechen. Sie saß bei ein paar anderen Cheerleadern die Mimi auch kannte. Sie stellte sich dazu und lächelte die Gruppe schüchtern an. „Hey“, begrüßte sie die Runde. „Hi Mimi“, sprach Sandy, ein blondes Mädchen und Cheerleaderkäpten, Mimi an. „Wie geht’s dir?“ „Gut und dir, Sandy?“ Die Blondine nickte und drehte ihren Kopf wieder zu einer anderen Cheerleaderin, sie diskutierten gerade darüber wer im neuen Schuljahr ins Team aufgenommen wurde. Immerhin hatten sie hohe Ansprüche und viele Bewerber und Sandy wollte nur die Besten in ihrem Team. Die Vorrunde lief letzte Woche und auf zehn freie Plätze gab es fast 50 Bewerber. Mimi konnte es manchmal selber nicht fassen, wie viele Bewerber es gab und war froh, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Sie setzte sich neben Nicole auf eine Bank und sah sie erwartungsvoll an. „Hey“, murmelte sie. Nicole erwiderte den Blick kurz, tat aber dann so, als würde sie ganz gespannt Sandy zuhören, obwohl Mimi genau wusste, dass es sie eigentlich nicht interessierte, wer neu ins Team kam. „Rede doch mit mir“, versuchte es Mimi erneut, doch Nicole ignorierte sie weiter. Mimi fischte wieder ihr Handy aus ihrer Schultasche. Keine Nachricht von Tai. Normal müsste er doch gleich ins Bett gehen, war er denn noch immer unterwegs? Und wenn mit wem? Am liebsten würde sie schreiben und fragen, mit wem er zusammen war, aber das war wirklich kindisch und eifersüchtig und... warum schrieb er denn nicht? Wütend steckte sie ihr Handy zurück und schmiss die Tasche wütend zu. Nicole sah kurz zu Mimi, doch als diese den Blick erwidern wollte, drehte sie ihren Kopf schnell wieder. Mimi fühlte sich schlecht, musste das sein? Die Pause war vorbei und Mimi, sowie die restlichen Schüler gingen wieder ins Schulgebäude. Mimi und Nicole hatten nun Englisch und verbrachten die Stunde gemeinsam. Mimi setzte sich zwar wieder neben Nicole, aber unterhalten hatten sie sich nicht. Die Lehrerin trat herein und begrüßte die Schüler. „Guten Morgen“, sagte sie fröhlich. „Bevor wir anfangen, möchten ich euch noch einen neuen Mitschüler vorstellen.“ Die Tür ging auf und Nick trat ins Klassenzimmer. Mimi starrte den jungen Mann ungläubig an und konnte es nicht fassen. War das gerade ein Alptraum? könnte sie bitte einer wecken. Was machte Nick an ihrer Schule? Sie waren zwar mal ein Paar, aber besuchten unterschiedliche Schulen. Er ging auf eine Privatschule, die Eltern hatten auch genug Geld dafür, doch plötzlich eine öffentliche Schule? Ungläubig sah sie dabei zu, wie Nick neben der Lehrerin zum stehen kam. „Stell dich doch bitte kurz vor, Nick.“ „Gerne. Mein Name ist Nick Bennet und ich bin 19 Jahre alt, ging bisher auf eine Privatschule und wollte jetzt einfach mal was anderes sehen“, erwiderte er freundlich. „Das ist schön, wir sind sicher, dass du auch hier eine schöne Zeit haben wirst. Setz dich doch bitte hinter Mimi, da ist noch ein Platz frei.“ „Das mache ich doch sehr gerne“, sagte er lächelnd, ging langsam und sah bewusst zu Mimi, als er neben sie vorbei ging und sich hinter ihr nieder ließ. Mimi zitterte am ganzen Körper, das durfte doch nicht wahr sein, er durfte das doch gar nicht! Panisch sah sie nach vorne, zur Lehrerin, die sich jedoch umgedreht hatte und zur Tafel ging. Mimi drehte ihren Kopf zu Nicole, die dieses Mal den Blick nicht abwand, sondern Mimi besorgt musterte, dann sah sie zu Nick und zurück zu Mimi. Die Brünette konnte sich gar nicht auf den Unterricht konzentrieren, sie spürte permanent seinen Blick in ihrem Nacken. Sie versuchte sich irgendwie zu beruhigen und ihre Nerven unter Kontrolle zu bringen, aber in der jungen Frau machte sich die Angst breit. Warum ging er auf ihre Schule? Er konnte sich das früher nicht vorstellen. Eine öffentliche Schule kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Damals war Mimi enttäuscht gewesen, wäre sie doch gerne mit ihm zur Schule gegangen und jetzt? Sie waren schon seit fast acht Monaten auseinander und nicht gerade friedlich, was bezweckte er damit? Als die Klingel den Unterricht beendete, packte Mimi panisch ihre Schulsachen in ihre Tasche und floh aus dem Klassenzimmer. „Mimi?“, rief ihr Nicole hinterher. Die Brünette stürmte in die Damentoilette und hielt sich am Waschbecken fest, um nicht umzukippen. Kurz darauf ging die Tür erneut auf. Panisch sah Mimi zur Tür, als sie Nicole sah, beruhigte sie sich wieder und begann wieder zu atmen. „Mimi.“ Die Brünette sah ihr Spiegelbild an, während Tränen in ihren Augen brannten. Die Rothaarige ging zu ihrer Freundin und legte einen Arm um sie. „Weißt du warum er hier ist?“, flüsterte sie. Mimi schüttelte ihren Kopf. „ I-Ich hab ihn letzte Woche zufällig in einem Pub gesehen und... ich weiß nicht was er hier macht und warum“, erwiderte sie verzweifelt. Die Tachikawa musste sehr tief durchatmen um den Boden unter ihren Füßen wieder annähernd spüren zu können. „Mimi du musst das dem Direktor sagen“, sprach die Rothaarige weiter. „Der Typ ist gefährlich, er hat dich verprügelt. Du warst eine Woche im Krankenhaus und hattest einen gebrochenen Arm und dein Ba...“ Nicole brach ab, sie wusste selbst was er alles getan hatte, das musste sie ihr nicht wieder alles vorhalten. Mimi nickte. „Und dann? Glaubst du dass er von der Schule fliegt? Ich glaube das nicht. Die Familie Bennet hat einen großen Namen hier in New York und die Schule wird sicher davon profitieren“, grübelte die Brünette. „Mimi, er wird dich hier permanent sehen und er ist sicher nur deinetwegen hier. Wer weiß wozu der Typ fähig ist, gehe am besten doch gleich zur Polizei.“ „Ich... Das habe ich doch alles schon hinter mir. Ich hab das alles hinter mir gelassen und jetzt fängt es wieder von vorne an? Die Polizei konnte damals schon nichts machen. Ich musste erst im Krankenhaus landen, damit etwas geschah und was? Eine einstweilige Verfügung dass er sich mir nicht nähern darf.“ „Ja und dagegen verstößt er, also hast du auch etwas gegen ihn in der Hand. Lass uns das gleich nach der Schule machen.“ Mimi sah überrascht zu Nicole. „Du begleitest mich?“, fragte sie ungläubig nach. „Natürlich, du bist doch meine beste Freundin. Ich war einfach nur sauer, weil ich so lange nichts von dir gehört habe, aber ich... ich will nicht, dass dir irgendetwas passiert.“ Die Tachikawa konnte das erste Mal wieder lächeln an diesem Tag. „Du bist mir nicht mehr böse?“ Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Komm her.“ Sie umarmte Mimi und strich behutsam über den Rücken. „Wir lassen uns von diesem Jungen nicht einschüchtern, okay?“ Die Brünette nickte. Sie war gerade einfach nur froh, ihre Freundin wieder zu haben und Nick... Nein, sie durfte sich nicht von ihm einschüchtern lassen. Mimi war erleichtert, als sie feststellte, dass sie keine weitere Stunde mehr mit ihm gemeinsam hatte. Nachdem Unterricht wartete Nicole auf Mimi und überlegten, ob sie erst zum Direktor oder zur Polizei gehen sollten. Mimi wollte erst mal mit dem Direktor sprechen. Sie klopfte am Büro des Direktors an und wartete. Ein paar Sekunden später öffnete eine Sekretärin die Türe. „Ich muss ganz, ganz dringend mit dem Direktor sprechen, ist er hier?“, fragte Mimi nervös nach. „Kommen sie herein“, erwiderte sie höflich. „Wie ist ihr Name?“ „Mimi Tachikawa“, antwortete sie aufgeregt. Die Sekretärin setzte sich an ihren Schreibtisch und sah in den Kalender, dann wählte sie eine Durchwahlnummer und hielt den Hörer an ihr Ohr. „Eine Schülerin hat ein Anliegen. Ja...Ja...Tachikawa... Okay... Vielen Dank.“ Sie legte auf und sah zu Mimi. „Es dauert noch einen Moment, nehmen sie bitte Platz.“ Mimi nickte und setzte sich auf einen Stuhl im Büro, Nicole nahm neben ihr Platz. Nach 20 Minuten wurde die Rothaarige langsam ungeduldig, stand auf und ging zur Sekretärin. „Wie lange dauert das denn noch? Wir warten schon seit 20 Minuten. Es ist wichtig, sonst wären wir ja wohl nicht hier“, schimpfte sie aufgebracht. „Er wird sie sicher gleich aufrufen“, beteurte die Sekräterin ruhig. "Nehmen sie wieder Platz!" „Nicole, es ist schon okay“, versuchte die Brünette zu beschwichtigen. Die Rothaarige drehte sich um und setzte sich zurück auf den Stuhl. Nach weiteren fünfzehn Minuten öffnete sich die Tür. „Ms. Tachikawa.“ Mimi und Nicole erhoben sich und folgten dem Direktor. „Was kann ich für sie tun?“, erkundigte er sich. „I-Ich...ähm...also es geht um einen neuen Mitschüler. Sein Name ist Nick Bennet“, stammelte sie nervös. „Ach ja, ich hab ihn heute morgen und seine Eltern kennengelernt. Wirklich sehr, sehr nette und großzügige Menschen“, erwiderte er gleich. Prompt sah Mimi zu Nicole. Wieso wusste sie so etwas nur. Nicole verdrehte die Augen. „Los, kein Rückzieher.“ „I-Ich...ähm... also wir waren mal ein Paar und also es gibt einen einstweilige Verfügung und er darf sich mir nicht nähern“, nuschelte sie und blickte stur nach unten. Der Direktor wirkte nachdenklich. „Ich hab das heute morgen etwas anders gehört.“ Mimi sah den älteren Herren überrascht an. Wie anders gehört? Was hatte er erzählt? „Sowie ich das gehört habe, haben sie ihn gestalkt.“ Geschockt sah Mimi den Direktor an, auch Nicole blieb der Mund offen stehen. „D-Das ist nicht w-wahr“, stammelte die Jüngere. „Ms Tachikawa, ich weiß nicht in welcher Beziehung sie zu diesem jungen Mann stehen, aber ich habe Beweise gesehen. Er sagte mir, dass sie sich freundschaftlich geeinigt und ausgesprochen haben und das sie aus ihren Fehlern gelernt hätten. Ich möchte wirklich keine High School Dramen an dieser Schule und bitte sie darum sich erwachsen zu verhalten.“ „Der Typ ist ein Spinner“, schrie die Rothaarige aufgebracht dazwischen. Der Ältere hob seine Hand. „Ich möchte nichts weiter von ihnen hören. Bisher ist mir mit ihnen noch nie etwas zu Ohren gekommen und dabei sollte es besser auch bleiben. Bitte verlassen sie das Büro, ich habe noch andere Termine“, sprach er streng und ließ keine weitere Diskussion zu. Mimi nickte, erhob sich und ging. „Aber Mimi... Hören Sie, der Typ lügt.“ „Verlassen sie das Büro.“ Nicole stieß wütend Luft aus, sah den Direktor fassungslos an, als sie Mimi geknickt folgte. Mimi verließ den Flur, wo die Türen der Lehrerzimmer und des Direktors lag. Als sie die Zwischentür öffnete, stand Nick da und grinste sie breit an. Mimi erstarrte sofort und blieb stehen. Er ging seelenruhig auf die Brünette zu und beugte sich leicht runter. „Du hast nicht die geringste Chance gegen mich. Machst du mir keinen Ärger, mach ich dir keinen Ärger. Verstanden?“ Mimi nickte unsicher. Erneut ging die Tür auf und Nicole kam dazu. Gleich schubste sie den Älteren von Mimi weg. „Lass sie gefälligst in Ruhe!“ „Nicole, schön dich wiederzusehen, warum denn so schlecht gelaunt?“, fragte er grinsend nach. „Was willst du hier?“, fragte die Rothaarige aufgebracht nach. „Meine alte und neue Freundin besuchen und etwas Zeit mit ihr verbringen, was denn sonst?“ „Wir werden nie wieder zusammen kommen. Nie, nie wieder. Selbst wenn ich keinen Freund hätte.“ „Du hast keinen Freund“, erwiderte er gleich aufgebracht. Mimi nickte entschlossen. Was sollte sie denn jetzt sagen? Dass sie einen Freund hatte der am anderen Ende der Welt lebte, das würde ihn ja schwer beeindrucken. „Du hast ihn sogar schon kennengelernt. Im Pub“, erwiderte Mimi mit schriller Stimme und konnte selbst nicht fassen, was sie gerade gesagt hatte. Ungläubig sah Nick die Jüngere an. „Das war nicht dein Freund!“ „Doch, war er. Ich hab ihn im Urlaub kennengelernt und er ist mit mir nach Amerika gekommen und wenn du mich jetzt nicht in Ruhe lässt, wirst du ihn kennenlernen und glaub mir, das willst du nicht“, schrie sie ihn an. Nick grinste und doch wirkte er etwas unsicher. Log sie oder nicht? Früher durchschaute er sie schneller. „Werden wir ja noch sehen. Bis morgen Süße.“ Nick drehte sich um und ging, während Mimi wie angewurzelt stehen blieb und ihm nachsah. Was hatte sie denn jetzt nur getan? Sie hatte Tai verleugnet und Matt als ihren Freund ausgegeben. Wie dämlich war sie eigentlich? „Aha, erzähl mir alles“, flötete Nicole los und sah Mimi begeistert an. „Es ist wirklich nicht so, wie ich es gerade geschildert habe...“, rechtfertigte Mimi sich gleich und das schlechte Gewissen konnte man in ihrem Gesicht ablesen. „Ich glaube, wir zwei gehen jetzt mal einen Kaffee trinken und du erzählst mir, was in Japan eigentlich passiert ist.“ Mimi nickte reumütig. Noch immer fühlte sie sich schlecht, weil sie Matt als ihren Freund ausgegeben hatte. Am liebsten hätte sie Tai angerufen und ihm alles gebeichtet. Das Nick wieder da war, auf ihre Schule ging, das Nick sie nicht in Ruhe lassen wird und nicht zuletzt, dass sie ihn liebte, aber sie konnte nicht. Sie konnte ihm einfach nicht sagen, dass er wieder da war. Mimi kannte Tai, er würde durchdrehen und sicher irgendwelche Dummheiten anstellen, aber das durfte sie nicht zulassen. Nicht ihretwegen. Sie hakte sich bei Nicole unter und gemeinsam verließen sie das Schulgebäude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)