Zwei Tiere in Ionia von SilverDragonoid ================================================================================ Kapitel 48 - Herzsucher ----------------------- Bastet PoV   ...Yasuo und ich spielen mit dem Gedanken uns endlich ein Haus zu bauen und sesshaft zu werden, sodass wir selbst als Champions und Gesuchte ein einigermaßen normales Leben führen können. Noch wissen wir nicht wo und wie das Haus aussehen soll, aber das ist auch erstmal nicht so wichtig.   Das, was wichtig ist, ist eine traurige Soraka, die wir mit gesenktem Kopf am Stadtrand aufgefunden haben. Anstatt aufzusehen drehte sie nur ihre Augen etwas in unsere Richtung, als sie uns bemerkte. Sogar ihre Ohren waren angelegt; das sah ich zum ersten Mal.   ,,Was ist los, Soraka?", fragte ich sofort besorgt, als wir sie erreichten. Eine Begrüßung war jetzt nicht nötig.   Mit feucht-glitzernden Augen hob sie endlich ihren Kopf und starrte in meine. ,,Varus ist in letzter Zeit so komisch. Ich weiß nicht, was ich tun soll" Sofort nahm ich sie in den Arm und strich ihr zärtlich über den Rücken. ,,Hey, alles gut. Ich wette, das ist nur eine Phase. Sollen wir mal mit ihm sprechen?", versuchte ich sie aufzumuntern. Sie nickte und umarmte mich. Hilfesuchend schaute ich zu Yasuo, der wohl genauso besorgt schien.   Auf dem Weg zu ihnen erzählte uns Soraka, was falsch lief: ,,Vor einer Weile hat Varus mir zu Liebe angefangen immer weniger zu trinken und ich dachte, dass jetzt erst recht alles gut wird, aber er wurde mir gegenüber nur kühler und zurückhaltender. Wenn er mit mir spricht, kommt er mir immer so gereizt und konzentriert vor, als müsste er einen Wutanfall oder Nervenzusammenbruch unterdrücken. Und es wird immer schlimmer" Sie krallte sich an meinen Arm und vergrub ihr Gesicht in meiner Schulter, während sie all ihre Kraft darein legte, die Tränen zurück zu halten.   Sie tat mir wirklich leid. Dieses liebe, süße Mädchen sollte nicht so unter Stress stehen. Sie hatte so ein zartes und zerbrechliches Gemüt und musste auch immer wieder das Leid Anderer ertragen.   Wir kamen an der kleinen Hütte an, die Karma ihr bereitgestellt hatte, als sie auf die Erde kam, wo sie nun mit ihrem Geliebten wohnte. Meine Nase nahm bereits außerhalb schon die Anwesenheit von dunkler Magie wahr, also näherte ich mich der Tür langsam und mit Bedacht.   Drinnen fand ich einen auf einem Stuhl sitzenden Varus vor, der sich über seinen Bogen krümmte und ihn vorsichtig streichelte. Er hatte uns zwar bemerkt, aber schenkte uns keinerlei Beachtung. Er war total fokussiert auf sich selbst und seine edle Waffe.   Vorsichtig flüsterte ich seinen Namen, aber er reagierte nicht, also trat ich einen Schritt näher und wiederholte den Vorgang. Yasuo blieb in der Tür stehen und drückte Soraka trostspendend an sich. Doch auch als ich schon direkt neben dem Schützen stand, reagierte dieser nicht.   Aber dafür empfingen meine Ohren ein merkwürdiges Flüstern. Ich konnte es vielleicht zwei verschiedenen Stimmen zuordnen, die zwischen dieser Welt und dem Jenseits wanderten. Sie kamen offensichtlich aus Varus' Richtung, was mich sehr skeptisch und übervorsichtig machte. Die Stimmen schienen zu diskutieren, aber worüber konnte ich nicht entschlüsseln.   Plötzlich schloss Varus eine feste Faust um den Bogen und er sah endlich zu mir rauf. Ich sah Leid und Zerstreutheit in seinen leeren Augen, die nun unregelmäßig flackerten. Die beiden Stimmen wurden lauter, aber er stand auf und brüllte: ,,Schweigt!", dabei stampfte er einmal auf den Boden. Seine Stimme klang sehr bedrohlich, sodass Soraka hinter mir kurz zusammenzuckte. Tatsächlich verstummte das nervige Flüstern und er setzte sich mit einem lauten Seufzen wieder hin und schloss erschöpft die Augen.   Und wieder einmal fragte ich: ,,Varus?" Er öffnete seine Augen nur einen Spalt weit, um mich gerade so erkennen zu können. ,,Was ist los?", stocherte ich weiter und versuchte meine Stimme so sanft wie nur möglich klingen zu lassen. Dafür hockte ich mich auch etwas hin, um mit ihm ungefähr auf Augenhöhe zu sein.   Sein Blick wanderte für eine Millisekunde zu Soraka, als würde er sich vergewissern wollen, dass sie zuhörte, ehe er antwortete: ,,Ich ertrage die beiden nicht mehr länger. Sie wollen nicht mehr ihre Fresse halten" Er starrte zu Boden. ,,Meinst du damit die beiden Stimmen, die ich gerade gehört habe?", fragte ich vorsichtig nach, legte meine Ohren an und legte ganz leicht eine Hand auf seine Schulter. Es schien ihn tatsächlich etwas zu entspannen und gab ein schwaches Nicken als Antwort.   ,,Wer sind sie? Was wollen sie?", erkundigte ich mich nach dem Problem; vielleicht könnte man es lösen. ,,Ich wusste, dass es irgendwann raus muss...", erzählt er, ,,Sie sind mit meinem Geist verbunden. In diesem Körper stecken drei Bewusstseine. Nur Varus - also ich - bin eines anderen Volkes. Die anderen beiden waren mal normale Menschen. Mein Volk wurde von den Menschen komplett ausgerottet und seitdem befinde ich mich auf einem Rachefeldzug, aber diese Nervensägen versuchen mich davon abzuhalten. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass ich ihre Geister mit Alkohol betrüben kann, sodass sie mich in Ruhe lassen, aber das hatte Auswirkungen auf diesen menschlichen Körper. So kam ich zu Soraka und habe zum ersten Mal andere Gefühle als Hass empfunden. Ich blieb bei ihr und wollte mit ihr leben, obwohl wir so unterschiedlich sind, denn ihr nennt sie einen Engel und mich einen Dämon. Wegen meiner Gefühle ihr gegenüber haben mich auch diese beiden in meinem Kopf eine Zeit in Ruhe gelassen, also habe ich aufgehört mich zu betrinken, um Soraka einen Gefallen zu tun, aber diese Bastarde nutzen es aus um wieder die Kontrolle über mich zu erlangen. Sie spüren immer noch meine Rachsucht im Innern und sehen mich als Feind. Deshalb konzentriere ich mich zur Zeit wieder voll auf sie, weil ich nicht will, dass sie vor euch irgendeinen Scheiß machen"   Er hatte nicht mal richtig zu Ende gesprochen, da rannte Soraka auf ihn zu und nahm seine Hand in ihre beiden. Sie drückte sanft zu und lächelte ihn an, während ihre Augen feucht glänzten. ,,Varus, du hättest mir von deinem Leid erzählen sollen und wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können. Ich will nicht, dass du es alleine mit dir austrägst und uns damit nur Sorgen bereitest. Denn wir können gemeinsam alles schaffen, wie es sich für eine perfekte Bot Lane gehört, weißt du?" Er schmunzelt und nimmt ihre Hände in seine. ,,Du hörst dich fast so an wie die Spasten in meinem Kopf, weißt du? Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe, aber ich fürchtete, dass du als Heilerin mit einem großen Herzen ein von Rache und Wut getriebenes Tier wie mich zurückweisen könntest", darauf küsste er zärtlich ihre kleinen Hände.   ,,Darf ich etwas einwerfen?", meldete ich mich zu Wort. Sie starrten mich beide an und ich sagte: ,,Schaut euch mal Neru an. Sie erleidet jedes Mal eine Persönlichkeitsspaltung, wenn sie ihre ultimative Fähigkeit einsetzt oder einer von uns in Gefahr kommt, und ist von einem Monster besessen. In ihr lebt so viel Dunkles, dass nur ich durch unsere Bindung wahrnehmen kann, aber solange sie damit ringt, kann sie einigermaßen normales Leben mit uns führen. Warum sollten wir jemanden, der sein gesamtes Volk verloren hat, und jetzt verständlicherweise nach Rache sucht, zurückweisen? Hat Yi etwa Neru gehasst, nachdem sie gemordet hat und durchgedreht ist? Nein. Du machst dir zu viele Sorgen, Varus. Du bist bei uns unter guten Leuten. Selbst ein Pazifist wie Soraka wird dich voll uns ganz verstehen. Sonst fühlen wir uns beleidigt, weil du so einen falschen Eindruck von uns hast", beim letzten Satz schaute ich weg und schmollte.   ,,Sie hat Recht", warf Yasuo ein und legte dem Bogenschützen eine seiner großen Hände auf die Schulter, ,,du bist hier unter Freunden. Du musst dich für nichts schämen und um nichts fürchten" Seine ausdrucksstarke Stimme war hinterlegt mit einem freundlichen Lächeln.   ,,Danke, Leute", sagte Varus erleichtert, ,,ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde" Er nahm Soraka in den Arm und setzte sie auf seinen Schoß, um sie noch fester an sich drücken zu können, während er in der Linken immer noch den kristallinen Bogen festhielt. Sie kicherte leise, als er seine Gesicht in ihrem Haar vergrub, und strich ihm sanft durch das seine.   ,,Aber dann muss ich noch was sagen", meinte er noch ein bisschen bedrückt. ,,Hau raus", forderte ich ihn auf und wir sahen ihn alle erwartungsvoll an, bis er sagte: ,,Ich stecke eigentlich im Bogen", und seine Waffe vor sich hielt. Dafür kassierte erstmal überraschte Blicke. Dann lachte er leicht und winkte ab: ,,Ach, vergesst es"   ,,Können  wir euch beide wieder ruhigen Gewissens alleine lassen?", fragte ich und kratzte mich am Hinterkopf, weil ich mir etwas unhöflich vorkam. ,,Nein, es ist alles gut. Geht ruhig", antwortete das Sternenkind wieder glücklich und ich verließ das Haus mit Yasuo wie eine Wand dicht hinter mir.   ,,Puh, und das hätten die beiden nicht alleine klären können?", sagte ich zu meinem Partner, sobald die Tür zu war, der darauf antwortete: ,,Ich glaube, Soraka hatte einfach nicht den Mut ihn anzusprechen. Es war gut, dass wir für sie da waren" ,,Ja, da hast du wohl Recht", ich atmete erleichtert aus und lief mit Yasuo den Pfad entlang... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)