Zwei Tiere in Ionia von SilverDragonoid ================================================================================ Kapitel 45 - Farben ------------------- ...Die Tage bis zur Abreise vergingen wie im Flug. Wir würden dasselbe Schiff nehmen, da wir herausgefunden hatten, dass es zuerst in Zhaun ankern würde. Das war trotzdem noch ein gewaltiges Stück von Noxus entfernt, aber ich dürfte es innerhalb eines Tages schaffen, wenn ich die Berge nicht mitberechnete. Die würden mich einige Extra-Stunden kosten.   Wir haben vor unseren Freunden Noxus natürlich nicht erwähnt, um Probleme zu vermeiden. So dachten sie, dass Yi und ich nur in eine Art Urlaub fuhren. Sie winkten uns noch vom Festland hinterher, als das Schiff ablegte, aber Shen war schon nicht mehr zu sehen. Er war wirklich ein beschäftigter Mann.   ,,Schon wieder auf See", sagte ich mürrisch und haute meine Stirn auf die Reling. ,,Das überlebst du schon. Diesmal sind wir ja auch viel schneller da als in Shurima. Aber du verhälst dich dort unauffällig, klar?", sagte Yi aufheiternd. Ich nickte mit einem Lächeln. ,,Ich muss es nur bis zu Kata schaffen", erklärte ich. ,,Ich weiß immer noch nicht, was du an ihr magst", schnaubte er und verschränkte die Arme. Ich lachte leicht: ,,Das wirst du noch sehen" Er drehte sich nur weg.   Ich stand auf und stellte mich hinter ihn, ehe ich meine Arme unter Yis Achseln hindurch schob und eine Hand auf seine Brust, die andere auf seinen Bauch legte. ,,Vertrau mir", sagte ich friedlich und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Lange standen wir da noch, während ich sein Vertrauen praktisch spüren konnte. Langsam, aber sicher, verschwand die Insel wieder am Horizont.   Ein Tag auf diesem versifften Schiff... Ich konnte nur hoffen, dass Zhaun mir keine Umstände bereitete, denn in diesem Loch würde ich wohl keine Stunde überleben. Bei der Vorstellung, wie die nächste Zeit ablaufen würde, bis ich endlich mit Kata reden könnte, musste ich laut seufzen.   ,,Entspann dich. Wird schon schief gehen", beruhigte mich Yi und löste sich aus meinem Griff. Dann drehte er sich zu mir und schlug vor unters Deck zu gehen. ,,Lass es uns einfach bisschen gemütlich machen", sagte er und ich nickte.   Irgendwie zerrte alles an meinen Kräften, sodass ich mich unglaublich schläfrig fühlte. Yi bemerkte dies wohl und hob mich hoch. Auf den Armen trug er mich nun durch die Gänge. ,,Bin ich dir auch nicht zu schwer?", fragte ich. Yi schnalzte mit der Zunge und entgegnete: ,,Wenn ich nicht mal dich tragen könnte, wäre ich nicht in der Lage ein ordentliches Schwert zu führen" Ich lächelte; unfähig auch nur zu kichern.   ,,Schlaf jetzt einfach. Du wirst deine Kräfte für den Weg brauchen", sagte er mit seiner beruhigenden Stimme, als wir unsere Kajüte betraten, und legte mich auf eins der Betten. Ich nickte stumm, während er mich zu deckte.   ,,Ich werde uns eine Welt schaffen, in der wir in Ruhe leben werden können", flüsterte ich müde, jedoch entschlossen. Yi gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn und antwortete im gleichen Tonfall: ,,Da bin ich mir ganz sicher" Er strich mir sanft übers Haar und ich kuschelte mich warm ein, sodass ich schnell einschlief...   ...Ich sah Bildfetzen. Unzählige rasten auf mich ein. Ich konnte kaum was erkennen, aber ich merkte, dass es düster war. Immer wenn ein neuer Fetzen vorbeiraste, nahm ich die Gefühle aus dieser Erinnerung war. Wirklich jedes erdenkliche Gefühl war dabei, und sie wechselten im Millisekundentakt. Waren es überhaupt Erinnerungen? Ich wurde daraus nicht schlau.   Ausnahmsweise blieb jetzt endlich eine Szene vor mir stehen und ich konnte mir einen Überblick über die Lage verschaffen. Es war ein Schlachtfeld, der Himmel war mit dunkelgrauen, schweren Wolken bedeckt und eigentlich waren kaum Krieger zu sehen; nur noch Leichen - Leichen, die mit offenen Mündern und Augen schlaff am Boden lagen, hier und da hingen welche mit Speeren aufgespießt in der Luft, oder sogar nur noch ihre Köpfe. Der Boden glich einer grauen, harten Wüste. Es stank nach frischem sowie trockenem Blut und sowie frischen Wunden als auch verwesendem Fleisch. Meine Gefühle waren zerstreut. Ich spürte zwar hauptsächlich Kampfgeist und auf der anderen Seite einen erweckten Jagdtrieb, aber auch ein Gefühl als wäre ich auf der Suche nach etwas. Klirren von Waffen auf Rüstungen und Schlacht- sowie Todesschreie im Hintergrund.   Plötzlich fing das Bild an wie wahnsinnig von rechts nach links zu wackeln und zu verzerren, bis es verschwand und ich an einem neuen Ort war. Vor mir erstach gerade jemand in einer Rüstung aus eher dunklem Metall einen anderen mit seinem Speer, der eher einer schwarzen Harpune glich, indem er diesen durch den Schild des Schwächeren donnerte.   Im nächsten Moment stand ich an der Stelle des Speerkämpfers und spürte nur noch warmes Blut mein Kinn runterlaufen. Schon spürte ich den Widerstand zwischen meinen Zähnen und schmeckte das Fleisch in meinem Maul, von welchem ich nicht abgetan war. Es war ein mir unbekannter Geschmack, aber als ich an mir runter sah, realisierte ich, dass ich meine Hauer in den Nacken desjenigen genagelt hatte. Widerliches Metall kratzte an meinem Zahnfleisch, da ich den Nackenschutz der Rüstung durchgebissen hatte. So schmecken Menschen also? dachte ich außerhalb des Traumes.   Ich sah zu der sterbenden Person zu meinen Füßen, die ihre Hände nach mir streckte, aber dann ließ er sie einfach fallen und schloss mit einem neutralem Gesichtsausdruck endgültig die Augen. Wenn ich es mir nicht einbildete, deuteten seine Mundwinkel sogar ein ganz leichtes Lächeln an.   Wut und Rachsucht kochten in mir. Ich warf den Körper des toten ,Tieres', welches ich noch immer im Maul hatte, einfach weg und spuckte in einem Zug das gesamte Blut aus, das sich in meiner Mundhöhle angestaut hatte. Wie ferngesteuert riss ich den Speer aus dem Körper des Leichnams, holte weit aus und schleuderte ihn dreißig Meter weiter auf die nächstbesten Gegner, wobei gleich zwei auf einmal aufgespießt zu Boden fielen.   Abermals änderte sich das Bild, aber diesmal sah ich nur ein hellgrünes Licht. Noch bevor meine Augen die Informationen an mein Gehirn senden konnten, spürte ich einen stechenden, brennenden Schmerz in meinem Bauch. Gleichzeitig erschienen in diesem leuchtenden Licht zwei genauso kräftig leuchtende, rote Farbtupfer, wobei der obere größer war. Meine Gefühle wandelten sich von Freude zu einem so bitteren und unerträglichen Schmerz, das ich ihn nur noch aus ganzer Kehle heiser ausschreien wollte. Aber es ging nicht. Diese Tupfer verbreiteten sich in Sekundenschnelle gleichmäßig in alle Richtungen. Als nach einigen Sekunden ein Großteil des Lichts vom Rot verschlungen war, fing alles an erst dunkel, und dann komplett schwarz, zu werden.   Doch nachdem ich in völlige Schwärze getaucht war und ich nichts mehr als Kälte spürte, erschien ein gelb-goldenes Licht in der Mitte des Bildes, dem goldene und grüne Sterne folgten, wovon die grünen im Kreis tanzten und einen grünen Licht-Schleier hinter sich herzogen, während die goldenen wie Fisselregen zart zu Boden rieselten.   Noch eine kurze Zeit sah ich dieses Spektakel, bevor der Traum langsam erlosch...   Ich stieß einen Schrei aus und richtete mich ruckartig im Bett auf. Kalter Schweiß lief mir den Rücken und das Gesicht runter. Mein seitlicher Pony und die Haarsträhnen, die unmittelbar an meinem Gesicht gelehnt hatten, waren völlig durchnässt und baumelten nun schwer an mir runter.   ,,Neru", sagte Yi besorgt, dessen Hand gerade von meinem Kopf gefallen war. Er hatte wirklich die ganze Zeit bei mir gesessen und mich gestreichelt. Ich sah ihm nur keuchend und mit vor Schock weit aufgerissenen Augen an. ,,Wir sind fast da", sagte er ruhig, aber betrachtete mich voller Sorge.   Von automatisch stand ich einfach auf und ging auf die Tür zu, die ich ohne zu zögern passierte und trottete angeschlagen aufs Deck. Yi folgte mir einige Meter hinter mir ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Oben stellte ich mich an die Reling und hielt mir mit beiden Händen den Kopf, denn ich hatte unfassbare Kopfschmerzen. Es schmerzte so sehr in meinem Kopf, dass ich auf die Knie sackte, aber meine Ellenbogen auf der Reling ruhen ließ. Warum geht es nicht weg!? Was ist das!? Aahhh! schrie ich verzweifelt und schmerzerfüllt in Gedanken auf. Ich wollte den Auslöser am liebsten mit bloßen Krallen aus meinem Kopf rausreißen.   Ich spürte Yi neben mir, wie er mich wieder auf die Füße zog und meinen Kopf mit einer Hand nahm an seine Brust hielt. Mit der anderen drückte er mich nun auch am Rücken vorsichtig an sich und streichelte diesen sachte. Seine Wärme und sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigten mich sofort, sodass sich meiner dem seinen anpasste.   Minuten vergingen in dieser Position, bis er endlich fragte: ,,Was ist passiert? Was hast du gesehen?" Ich sah zu ihm auf und meine Knie wurden wieder weich, aber er presste mich weiterhin an sich, was mir Halt gab. Dann stammelte ich: ,,I-Ich... Ich weiß es nicht" Er sah mich nur etwas ungläubig un verwirrt an. ,,D-Du hast es vergessen?", fragte er nochmal zaghaft nach. Ich nickte nur stumm. Das ist nicht gut war uns beiden klar.   Yi schluckte schwer und sagte dann bedrückt: ,,Wie auch immer... Mach dir keine Sorgen. Egal was es war, ich bin für dich da. Schaffst du in diesem Zustand überhaupt die Reise?" Ich sah übers Meer und konnte tatsächlich schon das Festland in nicht allzu weiter Ferne erkennen. Giftige Rauchschwaden zierten den ohnehin schon grau-grünen Himmel Zhauns. Ich sah wieder zu Yi und nickte: ,,Ja, ganz sicher. Das war nur ein kurzer Rückschlag. Mach dir keine Sorgen" ,,Okay", sagte er, aber die große Sorge sowie die Falten vom Stirnrunzeln blieben ihm trotzdem ins Gesicht geschrieben. Er seufzte und er drückte mich wieder an sich, während wir darauf warteten, dass das Schiff im Hafen einlief... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)