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Zwei Tiere in Ionia

von

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Kapitel 31 - Wieder Daheim

Neru PoV

 

...Starkes Schiffschaukeln weckte uns am nächsten Morgen. Den Sturm haben wir zwar verschlafen, aber er klang nur sehr langsam ab.

 

Yi setzte sich zu mir aufs Bett und fragte: ,,Kommt es öfter vor, dass du im Schlaf redest? Ich habe es nämlich noch nie mitbekommen" Er schien etwas besorgt. Ich antwortete: ,,Ich rede fast nie. Meine Schwester erzählt es mir immer, wenn ich wach bin, falls es doch mal vorkommt. Ich kann mich aber nie an den Traum erinnern. Doch es sind wie kleine Visionen; wenn irgendwas passiert erinnere ich mich in dem Moment daran, dass ich es schon mal geträumt hatte. Es sind meist sehr unwichtige Sachen, bis auf den Tod unserer Mutter... Ich habe ihn im Traum gesehen, aber konnte mich nicht dran erinnern. Vielleicht bin ich deshalb kurz nachdem ich den Traum sah nachts ausgerastet und bin Amok gelaufen. Irgendwas in mir wusste was passiert war - oder wohl eher passieren würde - und ist sauer geworden, aber ich selbst wusste es nicht..." ,,Warte. Du hast also eine Vermutung wie das vor Kurzem passieren konnte?" ,,Habe ich denn vorher was gesehen, worüber ich wütend sein könnte?" ,,Nicht dass ich wüsste", meinte er. ,,Na also. Habe ich nämlich auch nicht" ,,Aber der Traum, den du gestern hattest, das war offensichtlich ein Albtraum" Ich spitzte die Ohren und schaute ihm ins Gesicht: ,,Was habe ich gesagt?" ,,Du hast nach mir gerufen, warst ganz verkrampft und fertig. Du meintest ich solle irgendetwas nicht tun", klärte er mich auf. ,,Yi, mach mich nicht paranoid. Es ist bestimmt nichts Schlimmes, aber lass es uns im Hinterkopf halten und aufpassen, dass wir, solange wir hier sind, in keine Schwierigkeiten kommen" ,,Einverstanden" Damit war das Thema gegessen.

 

Wir machten uns fertig und trafen uns mit dem Käpt'n in der Kombüse. Es gab Fisch... hurra... Ich war kein Fisch-Hasser, aber ich konnte ihn nur essen, wenn ich auch Lust hatte. Trotzdem schluckte ich ihn Stück für Stück schwer runter. Ich hoffte einfach mal später an Deck noch eine Möwe oder so fangen zu können, auch wenn sie angeblich ein zähes Fleisch haben sollen. Besser als dieser Ranz.

 

Yi hingegen bewegte keine Miene. Er saß einfach gerade am Tisch und aß. Ich glaubte nicht, dass es ihm schmeckte, aber er hatte schon immer eine hervorragende Selbstdisziplin.

 

Draußen stellte ich mich auf die Reling, sobald das Wetter aufklarte. Bewölkt, aber grell strahlte der Himmel und gab der dunkelblauen See ihre kalte Wirkung. Ich schloss die Augen und sog die salzige Luft ein und atmete frei wieder aus.

 

Ich hörte Yi die Stufen hoch laufen und bereitete mich schon mal auf eine Moralpredigt vor, dass es doch so gefährlich sei, auf der Reling zu stehen. Als er mich sah, kam er zu mir, packte meine Rute, die über das Deck hin und her strich, und legte sie sich um den Hals. Ich schaute ihn verblüfft an. ,,Deine Sicherung ist da", lächelte er mich an. ,,Du hältst jetzt keinen ellenlangen Vortrag darüber, dass ich vorsichtig sein soll?", fragte ich. ,,Warum sollte ich? Ich weiß auch so, dass du vorsichtig bist. Du kannst auch das Gleichgewicht besser halten als ein Mensch. Dafür nutze ich es aus und genieße diesen Anblick mit dem kuscheligsten Schal, den ich je hatte", er rückte ihn sich nochmal zurecht. Ich lächelte und schaute wieder aufs Meer. Er hatte vollstes Vertrauen zu mir... und ich in ihn natürlich auch... und er konnte echt süß sein.

 

Die nächsten Tage auf dem Schiff vergingen unfassbar langsam. Man konnte halt nichts machen. Doch am Morgen des vierten Tages konnte ich endlich das Land sehen. Die heiße Sonne Shurimas war schon Meilen vor der Küste zu spüren. Und jetzt spürte ich die sandige Luft an mir vorbei streifen. Ein Gefühl, das ich schon ziemlich vermisst hatte.

 

Kurz vorm Anlegen holte ich Yi zu mir rauf und sprudelte wie ein Wasserfall und erzählte über meine Kindheit und Jugend in Shurima, auch über unser Training in den Wäldern, die eigentlich nicht mehr zu Shurima gehörten.

 

,,Und wie kommen wir zu Bastet?", unterbrach er mich, als wir an Land gingen. ,,Lass das meine Sorge sein. Sie kann eh nirgends sein, außer in unserem alten Haus. Das ist in der Mitte des Landes, nicht weit von der Sonnenscheibe" ,,Und wie kommen wir da rechtzeitig hin? Wir müssen schnell wieder zurück" ,,Ich weiß. Ich überlege", dann schaute ich ihn mit einem fetten Grinsen an. ,,Oh nein. Was hast du vor?", fragte er und wich einen Schritt vor mir zurück. Aber ich nahm ihn wie eine Braut auf die Arme und setzte zum Sprung an. Binnen Sekunden waren wir ein ganzes Stück vom Hafen weg. Dann blieb ich stehen und schaute ihn an - das Lachen unterdrückend. ,,Lass mich sofort runter! Das ist peinlich!", schrie Yi und versuchte runter zu kommen. Er war sogar rot geworden. Oh nein, so leicht entkommst du mir nicht... Ich verfestigte meinen Griff um so mehr und er sah mich hilflos und flehend an. ,,Neru, lass den Scheiß. Das ist entwürdigend. Bitte lass mich runter", versuchte er es netter. ,,Och Yi, aber so geht es schneller, glaub mir. Dann sind wir in einigen Stunden da. In der Wüste sieht uns sowieso keiner", säuselte ich und sprang einfach weiter. ,,Du machst mich fertig" ,,Dafür bin ich doch da", sagte ich grinsend und legte das nächste Stück zurück. Bald war der Hafen außer Sichtweite und sogar ich konnte die Salzluft nicht mehr wahrnehmen.

 

Sand, Sand und Sand wohin das Auge reichte. Instinktiv wusste ich in welche Richtung ich musste. Yi hatte seinen Standpunkt irgendwann akzeptiert und entspannte sich. Leider würde uns bald die Hitze plagen, also erinnerte ich mich an alle Oasen und suchte eine aus, die perfekt auf unserem Weg lag.

 

Während ich weiter durch die Wüste hüpfte, stieg die Sonne am Himmel immer weiter auf. Sie glühte und die Landungen auf dem heißen Sand waren unangenehm. Schon bald überwand meine Hitzeempfindlichkeit, die ich als Mensch hatte, meine Resistenzen und Ausdauer, die ich als Raubtier hatte.

 

Als ich endlich die Oase sah und sicher war, dass es keine Fatamorgana war, waren meine Augen von der Helligkeit und körperlichen Anstrengung träge geworden, sodass ich bei meinem letzten Sprung einfach aufs Wasser zielte und die Augen zufrieden schloss. Yi, der um sich vor der Hitze zu schützen eingeschlafen ist, krallte sich, sobald wir im Wasser waren, an mir fest und ich hielt ihn ganz fest, aber genoss dabei die Frische. Als ich uns wieder an die Oberfläche brachte, wurde ich erstmal richtig angemotzt: ,,Bist du Irre!? Ich hätte ertrinken können! Warn' mich doch vorher!" Ich kicherte nur und sprang gleich weiter, weil wir keine Zeit verlieren durften. Ich hörte noch ein angepisstes Schnauben. Das Wasser hatte uns erfrischt und würde uns wenigstens paar Minuten vor der Sonne schützen.

 

Erst als die Sonne errötete und sich dem Horizont näherte, nahm ich endlich den Geruch von Menschen und einer lebendigen Stadt wahr. Die Sonnenscheibe kahm zum Vorschein und weiste mir den Weg. Yi und ich waren total fertig. Unsere Münder und Lungen waren trocken und voller Staub. Unsere Augen... davon will ich gar nicht erst reden. Noch Minuten und wir würden an Wasser kommen und Bastet wieder sehen. Ich hoffe sie hat nichts angerichtet...

 

In der Stadt ließ ich Yi endlich runter und zog ihn am Arm mit mir. Er hat sich eine Weile darüber aufgeregt, aber ich hatte andere Sorgen. Im West-Viertel nahe der Stadtgrenze stand unser Haus.

 

Als wir erschöpft und keuchend vor der Tür stehen blieben, musste ich schmunzeln. Ich hätte nicht erwartet diese Tür je wieder zu sehen. Also stieß ich die Tür auf und folgte meiner Nase. Ich fand Bastet in unserem alten Zimmer auf der Fensterbank hocken. ,,N-Neru? Was machst du hier?", fragte sie überrascht. ,,Na was wohl? Dich zurück holen!", grinste ich und umarmte sie. Sie vergrub ihr Gesicht in mir und ich spürte sie zum ersten Mal zittern. ,,Alles ist gut", ich strich ihr durchs Haar. ,,Was ist vorgefallen? Hat Vater dir noch was gesagt? Hast du dich entschieden?", fragte ich und hörte, dass Yi sich an den Türrahmen lehnte. ,,Er hat mich nur noch ein Mal angesprochen. Er fragte für welches Land ich sei, aber wartete auf keine Antwort", erklärte sie. ,,Und was ist die Antwort?", ich versuchte so sanft wie möglich zu klingen. ,,Ich weiß es nicht", schluchzte sie, ,,Ja, wir haben ein schönes Leben in Ionia und wir haben die besten Menschen kennengelernt, aber... das ist immer noch mein Land. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Dieses Land hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin...." ,,Das verstehe ich. Aber Ionia ist jetzt unsere Heimat, oder bist du anderer Meinung?", redete ich auf sie ein, ,,Selbst wenn du nicht für Ionia kämpfen möchtest, dann kämpfe bitte für Yi, für mich und", ich hielt inne und setzte einen traurigen Unterton, ,,für Yasuo." ,,Wie geht es ihm?", fragte sie sofort ernst - das Gesicht immer noch vergraben. ,,Es geht ihm gut, aber er leidet ohne dich" ,,Er fehlt mir doch auch", sie krallte sich an meinem Rücken fest, ,,ich will zu ihm... Sofort!" Ich lächelte. Ich hatte sie noch nie in so einem Zustand gesehen. Was die Liebe alles mit einem machen kann...

 

,,Wann ist das nächste Schiff?", fragte ich. ,,Morgen Mittag. Es ist das letzte nach Ionia" ,,Dann werden wir nicht viel Schlaf bekommen. Ich habe eine Menge zu erzählen; du hast eine Menge verpasst." Sie sah mich glücklich an. Dann machten wir uns zu dritt einen entspannten Abend und stellten uns einen Wecker auf ,,tief in der Nacht"...



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