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Zwei Tiere in Ionia

von

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Kapitel 18 - Ausflug

...Des Geldes wegen verbrachten wir die letzten Nächte unter freiem Himmel. Uns störte es nicht, aber das Wetter wurde zunehmend schlechter. Es regnete den ganzen Tag und nachts waren Boden und Äste immer nass. Keine guten Bedingungen für einen gesunden Schlaf. Außerdem sehen wir Yasuo jetzt noch seltener, weil wir ebenfalls immer wo anders sind.

 

Heute regnete es wieder in Strömen. Ich überlegte krampfhaft was wir dagegen tun könnten. Dann schaute ich zum Himmel über die Bäume und sah Bergspitzen. Schneebedeckte Bergspitzen. ,,Schwesterchen?", stupste ich Bastet an, die neben mir versuchte das Wasser von sich fernzuhalten. ,,Was ist denn? Wenn du mich schon so fragst, willst du auf jeden Fall etwas, was mir nicht besonders gefällt", sie folgte meinen heiteren Blicken. ,,Nein... Nein", mehr sagte sie nicht. ,,Wenn es hier regnet, schneit es dort!", freute ich mich. ,,War Freljord nicht genug?" ,,Nein." ,,Verdammt, Neru! Du weißt ich mag Kälte nicht", wollte sie mich umstimmen. ,,Katzen halten bis -40°C im Schnee locker aus", widersprach ich ihr. ,,Ja, aushalten. Aber wer sagt, dass es mir gefällt? Außerdem bin ich nur zum Teil eine Katze und habe kein Fell." Ich schaute sie mit großen Hundeaugen an. ,,Nein", sie drehte sich von mir weg. ,,Gut, dann geh ich alleine. Bis morgen und viel Spaß im Regen", ich streckte ihr noch die Zunge raus und stand auf. Bastets Wut war deutlich zu spüren. Ich ging paar Schritte weiter und hörte sie dann aufstehen. ,,Verdammt! Ich kann dich doch nicht alleine gehen lassen! Wer passt dann auf dich auf?" Ich grinste: ,,Ich kann doch auf mich selbst aufpassen." ,,Ja, haben wir gesehen." ,,Willst du mir das mit Zed noch ewig vorwerfen?!" ,,Vielleicht" ,,Als ob er in den Bergen ist" ,,Vielleicht" Ich winkte ab: ,,Ach, vergiss es. Ich geh Yi fragen, ob er etwas richtiges zu Essen hat." ,,Hey, warte! Denkst du ich habe keinen Hunger? Paar kleine Vögel und Nagetiere machen mich auch nicht satt", sie griff nach meinem Arm und zog sich ran. Aber sie hatte Recht. Wir haben um die Stadt herum gesucht, aber nichts Großes gefunden. Und die meisten Vögel wollte ich nicht essen, weil sie so schön waren und ich lieber ihre bunte Pracht beobachtete. Also gingen wir zu Yi.

 

Als ich an seiner Tür klopfte war ich schon zur Hälfte verhungert. Er öffnete und sah uns etwas geschockt an. ,,Kommt schnell rein. Ihr seid ja ganz nass", er zog uns in die Wärme. ,,Natürlich, es regnet ja", entgegnete ich. ,,Wie lange hockt ihr schon draußen bei diesem Wetter rum?" ,,Zu lange", antwortete Bastet. Yi seufzte. ,,Ihr mögt vielleicht nicht ganz menschlich sein, aber das macht euch nicht immun gegen Krankheiten." Aaaw, er sorgt sich um uns! ,,Wir passen schon auf", versicherte meine Schwester ruhig. ,,Yi?", ich setzte den Hundeblick auf. ,,Neru?", erwiderte er. ,,Hast du was zu Futtern?" ,,Neru, hast du denn keine Manieren?", meckerte Bastet mich an. Yi musste darüber lachen. ,,Doch, aber wenn ich Hunger habe ist mir sowas egal", sagte ich verdutzt. ,,Keine Sorge, natürlich habe ich was für euch. Aber ich müsste es noch zubereiten", sagte er lächelnd. ,,Du brauchst doch nicht für uns zu kochen!", schlug Bastet aus. ,,Doch. Sonst wird Neru zum Kannibalen." Ich sagte über beide Ohren grinsend und mit der Rute wedelnd: ,,Das will ich auch nicht riskieren." Jetzt seufzte Bastet.

 

Nach paar Minuten rief Yi uns zu Tisch. Ich hatte währenddessen vor der Glaswand gesessen und seinen Hintergarten angeschaut. Eigentlich habe ich dabei nur geträumt. Es roch nach Nudeln - und meine Nase lügt nicht. Meine Schwester und ich verschlangen den ganzen Topf in Kürze. Endlich mal wieder etwas warmes im Magen. Yi saß nur am Tisch und stützte seinen Kopf auf beiden Fäusten ab. ,,Willst du denn nichts?", fragte Bastet. ,,Nein, ich hatte Frühstück", antwortete er.

,,Wir wollen die Berge erkunden. Kommst du mit?", ich strahlte. ,,Sie will. Ich nicht", warf Bastet ein. ,,Wann denn?" ,,Ja keine Ahnung. Eigentlich wollte ich sofort los", antwortete ich. ,,Ihr wollt durch den Regen und dann in den Schnee? Seid ihr lebensmüde?" So hatte ich es gar nicht gesehen. Wir waren sprachlos. ,,Natürlich komm ich mit. Aber wir gehen erst los, wenn es nicht mehr regnet und ihr trocken seid." ,,Wirklich!?" Er nickte. ,,Danke!", ich sprang auf und umarmte ihn. Dann setzte ich mich wieder vor die Scheiben und schaute zum grauen Himmel. ,,Neru? Was tust du da?", fragte Bastet mich. ,,Ich versuche Kontakt zu Vater aufzunehmen. Er soll wieder Sonne machen", antwortete ich weiterhin konzentriert. ,,Du weißt schon, dass er nicht der Gott der Sonne ist? Er kann dir nicht helfen. Außerdem antwortet er nur wann es ihm passt", erinnerte sie mich. ,,Ahja, stimmt." ,,Wer ist euer Vater, wenn ich fragen darf?", fragte Yi. ,,Oh, haben wir es dir noch nicht gesagt?", fragte ich ihn überrascht. Er schüttelte den Kopf. Bastet grinste mich an und ich grinste zurück. Ich ging auf Yi zu und reichte ihm die Hand: ,,Wir sind Halbgötter. Darf ich mich vorstellen: Neru-Anne van Anubis. Und das ist meine Schwester: Bastet van Anubis", mit der anderen Hand deutete ich auf sie. Nachdem Yi unseren Namen entschlüsselt hat, grinste er und schüttelte meine Hand: ,,Freut mich Euch kennenzulernen."

 

Etliche Stunden später hörte es endlich auf zu regnen. Yi packte noch Essen und Trinken ein. Er zog sich auch viel wärmer an. Der weiße Mantel brachte seine Augen nur noch mehr zum Leuchten. Leider zog er seinen Helm wieder an. Er ging zur Tür und sah uns verblüfft an. ,,Wollt ihr euch nicht umziehen?" ,,Nein, wieso?" ,,Du hast ein kurzes Kleid an. Und du", er wandte sich jetzt an Bastet, ,,du trägst bauchfrei und deine Kleidung ist voller Kratzer. Wird euch nicht kalt?" ,,Nö, wir sind kälte-resistent", grinste ich. ,,Na schön", er öffnete die Tür und ließ uns vor. Den ewig langen Fußmarsch erspare ich euch.

 

Es war schon längst dunkel und es war die letzte Blutmond-Nacht. Der Schnee war in ein schönes rot getaucht. Trotz der Dunkelheit glitzerte er verführerisch. Ich packte Yi und Bastet am Arm und zog sie so schnell es ging mit mir. ,,Du hast es aber eilig", meinte Yi. Ich antwortete nicht. Ich war nur auf den glitzernden Schnee fokussiert, der sich in meinen Augen wiederspiegelte. Sobald er keine paar Meter von mir entfernt war, ließ ich die beiden los und rannte vor. An einer tiefen Stelle sprang ich rein und vergrub mich. Es war noch Frischschnee. Noch weich und fluffig und kein bisschen kalt. Ich lag eingekugelt auf dem Rücken und schaute nach oben zum Loch, wo Yis Kopf auftauchte. ,,Komm, ich helfe dir wieder raus. Du willst sicherlich noch weiter gehen." Ich griff nach seiner Hand und ließ mich hochziehen. So wanderten wir dann weiter.

 

Es ging oftmals hoch und runter und ich bestaunte die wunderschöne Landschaft. Was für andere alles gleich aussehen mochte, war für mich ein Meer aus Kristallen. Immer wieder grub ich mich ein Stück unter dem Schnee durch und schaufelte meine Begleiter dabei zu.

 

Bald fing es wieder an zu schneien. Wir versuchten die Flocken mit dem Mund aufzufangen, aber dann wurde der Schnee dichter. Noch mehr Frischschnee! ,,Man sieht ja die Hand vor Augen nicht", merkte Yi an. Ich schaute mich um und er hatte Recht. Die beiden waren gar nicht mehr zu sehen, so dicht war der Schnee mittlerweile. Aber von den Geräuschen her wusste ich, dass sie direkt neben mir sein mussten. Bei der Dichte konnte ich sie nicht mal mehr wittern. Dies war ein richtiger Schneesturm. ,,Wir müssen zusammen bleiben! Wo seid ihr?", rief Bastet uns zu. Ich streckte meine Arme aus und hatte Yi sofort gefunden. Aber wo war meine Schwester? Wir riefen uns gegenseitig und hörten uns, aber liegen wohl irgendwie immer aneinander vorbei. Ich konnte mit Yi an der Hand auch nicht sehr schnell laufen, weil er anfing im Schnee zu versinken. ,,Bastet!" ,,Neru!" Sie wurde immer leiser. ,,Hier hin!" ,,Wo!?", wieder etwas weiter weg. Dann reagierte sie gar nicht mehr. ,,Scheiße!", ich trat auf den Boden. Das Eis brannte in meinem Gesicht. ,,Wir müssen einen Unterschlupf finden", sagte er. ,,Aber was ist mit Bastet?" ,,Sie sollte am Besten das Gleiche tun."

 

Tatsächlich haben wir nach einigen Minuten dummen Herumlaufens eine Höhle gefunden. Sofort stürmten wir rein. Ich schaute nach draußen, aber sah nur Schnee. Ich hoffe Bastet passiert nichts. Möge Vater ihr beistehen. ,,Jetzt können wir nur noch den Sturm abwarten", meinte Yi und setzte sich auf den Boden. Ich seufzte und tat es ihm gleich, wobei ich mich mit einer Hand am Boden abstützte und meine Beine mit meinem Schwanz zudeckte. Schweigen herrschte paar Minuten, bis Yi es brach: ,,Ist dir nicht kalt? Du sitzt so unruhig" ,,Kein bisschen. Das Gestein ist nur unbequem", antwortete ich noch etwas in Gedanken verloren. ,,Willst du dich auf meinen Schoß setzten? Vielleicht ist es dir dann bequemer." Ich konnte nicht glauben was ich hörte, aber er schien es ernst zu meinen. Wie könnte ich das ausschlagen? ,,Danke", sagte ich schüchtern und setzte mich auf seinen Schoß. Um nicht runterzufallen musste ich mich an ihm festhalten. ,,Kann es sein, dass dir kalt ist?", fragte ich ihn. ,,Eh..." Ich hatte ihn durchschaut und grinste. ,,Dabei bin ich nicht mal eine warme Person", sagte ich. ,,Egal", dann schlang er seine Arme um mich. Eine wohlige Wärme durchströmte mich sofort. Irgendwie konnte ich nicht glauben, dass ihm kalt war; er war zu warm. Ich wickelte uns noch mit meinem Flauschi ein. ,,Du bist echt ein gutes Kuscheltier, weißt du das?", sagte er ruhig. Darauf konnte ich nur rot anlaufen und verlegen schmunzeln. ,,Sei bitte mein Kuscheltier. Zieh doch bei mir ein." Ich war geflasht...



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