Zwei Tiere in Ionia von SilverDragonoid ================================================================================ Kapitel 8 - Flötenspieler ------------------------- ...Diese Nacht hab ich kein Auge zubekommen - Bastet wahrscheinlich auch nicht. Ich starrte die Decke an und ging das Geschehene noch mehrmals im Kopf durch: Wie ich dem eigenartigen Geruch ohne nachzudenken hinterher gerannt bin, wie ich ihm einfach geantwortet habe, als wäre es normal, wie ich mich durch seine Versprechen leiten ließ, wie ich durch eine einfache Berührung schwach wurde, wie ich beinahe mit ihm mitgegangen wäre, obwohl Yi mich vorher ausdrücklich gewarnt hatte. Grässlich. Ich musste eindeutig an mir arbeiten. Ich konnte mir kaum vorstellen, was passiert wäre, wären Yi und Bastet zu spät gekommen und er hätte mich mitgenommen. Irgendwann dämmerte es draußen auch schon.   ,,Hast du heute geschlafen?", fragte meine Schwester wie aus dem Nichts. ,,Nein, du?" ,,Ich auch nicht", sie drehte sich nun zu mir und zog die Decke bis zur Nase. Trotzdem sah ich ihr Lächeln und lächelte zurück. Das war schon immer so bei uns: Egal wie ernst die Lage ist, wir müssen uns nur einmal ansehen um wieder einen Lachanfall zu bekommen.   Als wir im Frühstückssaal saßen kam Yi plötzlich rein und setzte sich zu uns. ,,Also erstmal guten Morgen." ,,Buten Moben", sagte ich mit dem Essen im Mund. Meine Schwester bevorzugte es lieber den ganzen Kloß einfach runterzuschlucken und erst dann zu antworten. Er lächelte darüber. ,,Neru, du hast doch wegen Yasuo gefragt." ,,Ja" ,,Ihr könnt ihn vielleicht treffen, wenn ihr euch beeilt. Ich habe ihn ausfindig gemacht, aber er bleibt dort sicher nicht lange", nun flüsterte er, damit es keiner sonst mitbekam, ,,der kleine Berg hinter meinem Haus. Ihr müsst auf die andere Seite. Ich werde euch wohl nicht begleiten, da ihr ohne mich schneller seid. Ihr müsstet ihn schnell finden. Wenn ihr einen ganzen Haufen Menschen riecht, sind die wohl hinter ihm her, aber sonst müsste weit und breit keine Menschenseele sein," erklärte er. Wir nickten dankbar. ,,Aber dann muss ich jetzt wieder los", grinste er. ,,Wohin so eilig?", fragte Bastet. ,,Bald ist das Blutmond-Fest und ich habe mich noch nicht im geringsten darum gekümmert", er stand auf und verabschiedete sich mit einem Winken.   ,,Bastet?", fragte ich meine Schwester ernst, denn etwas in meinem Kopf hatte ,klick' gemacht. ,,Hm?" ,,Müssen wir uns nicht auch aufs Fest vorbereiten?" ,,Du hast recht! Nur noch eine Woche. Aber wenigstens können wir beide schon tanzen." Ich nickte. ,,Lass uns später Akali suchen und um Hilfe bitten. Oder wenn wir Ahri treffen würden wäre es super! Sie könnte uns mit der Kleidung helfen", sie stand auf und zog mich am Handgelenk nach draußen, bevor ich sie anhielt. ,,Warte, beruhig dich. Was ist mit Yasuo? Lass ihn zuerst suchen, oder denkst der schmort dort ewig?" ,,Oh, hab ich fast vergessen. Aber dann schnell!", wieder zog sie mich mit ihr zum Stadttor. Die Wachen haben sich mittlerweile dran gewöhnt, dass wir einfach immer durchrannten.   Dank unserer Kräfte haben wir die Stadt schnell weit hinter uns gelassen. Der Berg kam rasend schnell näher und bald konnten wir auch einen leichten, menschlichen Geruch wahrnehmen.   Kurz bevor wir unser Ziel erreicht hatten, blieben wir noch mal stehen und scannten die Lage. Wir lukten vorsichtig hinter unseren Bäumen hervor auf die Lichtung vor uns, auf die die Sonne strahlte. In der Mitte stand ein Fels hinter dem ein großer, schwarzer Haarbüschel hervorragte. Sachte wagten wir uns näher heran - stets bereit uns zu wehren. Wir wollten das komische ,Objekt' umkreisen, - Bastet von rechts, ich von links, - aber da ertönte eine wundervolle Melodie und ließ uns sofort erstarren. Ich sah zu meiner Schwester rüber, die genau wie ich die Ohren Richtung Ton stellte. Also gingen wir langsam Schritt für Schritt weiter. Dann schielte ich hinterm Fels hervor und sah einen Mann in blauer Hose am Fels angelehnt sitzen und auf einer einfachen Flöte spielen. Er hatte die Augen zu und schien ziemlich entspannt zu sein, aber hatte sein mit Wind-Mustern verziertes Katana griffbereit neben sich liegen. An seinem linken Arm war irgendein silbernes Rüstungsteil, das ich nicht verstand und mir die meiste Sicht auf sein Gesicht nahm.   Die Musik stoppte. Er öffnete die Augen und blickte zu uns rauf. ,,Gefällt es euch? Konnte ich euren Jagdinstinkt dadurch besänftigen? Ich konnte fast schon spüren wie gierig ihr euch rangeschlichen habt. Wer oder was seid ihr?", fragte er. ,,Götter, die dich töten wollen." ,,Genau, vor allem du, Neru." Ich musste grinsen. ,,Wir sind zwei neue Champions und wollen uns Ionia ansehen und andere Champions kennen lernen. Wir sind Neru und Bastet. Ich bin aber wirklich eine Göttin." ,,Hey, das tut gar nichts zur Sache!", mischte ich mich ein, doch sie ignorierte mich und fuhr fort: ,,Yi schickt uns. Er war der Meinung, es wäre gut Euch auch kennen zu lernen. Ihr seid doch Yasuo, oder?" ,,Ihr? Ist eine ganze Weile her, dass mich jemand so angesprochen hat. Ja, ich bin Yasuo. Und scheinbar geht es dem Alten auch noch gut", sagte er mit einer angenehmen Stimme. Bilde ich mir das ein oder hat hier jeder in Ionia eine beruhigende Stimme? ,,Ihr habt mir zwar gesagt wer ihr seid, aber was seid ihr?" Da musste ich mich beherrschen. ,,Halbgötter", antwortete ich mürrisch. ,,Ich bin die Katzengöttin und Neru ist - wie du siehst - zum Teil ein Wolf. Sie hat keine göttlichen Kräfte, aber ihre körperliche Härte ist oho", sagte sie lächelnd. ,,Danke, dann weiß ich ja womit ich's zu tun habe. Setzt euch doch. Oder müsst ihr wieder los?", er deutete vor sich aufs Gras.   Wir setzten uns und fragten ihn hauptsächlich über seine Verfolgungsjagden aus. Irgendwann kam er zum Fragen: ,,Was habt ihr schon in Ionia erlebt? Oder seid ihr noch nicht so lange hier?" ,,Also wir haben schon viele Leute kennengelernt und konnten auch schon bisschen was über Ionia lernen. Wir haben auch ein bisschen die Gegend erkundet", antwortete meine Schwester. ,,Euer erster Eindruck?" ,,Es ist hier einfach herrlich! Ich für meinen Teil möchte nicht mehr weg. Und es gibt nur tolle Menschen!", schwärmte ich und blühte dabei auf. ,,Nur tolle Menschen?", sie wurde mürrisch, ,,du hast wohl unser erstes Aufeinandertreffen mit Zed schon vergessen, das keine zwölf Stunden her ist und nur dadurch zustande kam, weil manche ihre Beherrschung verloren haben", sie schaute zu mir. Ich kratzte mich am Hinterkopf und guckte weg. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Yasuo eine Braue hob. ,,Ich will nicht weiter nachfragen, oder?" ,,Nein, willst du nicht", sie verschränkte die Arme.   Er atmete erleichtert auf und lehnte sich mit den Armen hinterm Kopf zurück. ,,Wisst ihr wie lange ich nicht mehr mit Frauen gesprochen habe?", er schloss dabei die Augen. Wir schüttelten den Kopf. ,,Zu lange", grinste der Schwertkämpfer. ,,Und was tut das jetzt zur Sache?", fragte ich - hätte ich lieber nicht machen sollen. Seine Antwort: ,,Ich habe das Gefühl irgendwie vermisst, dass jemand meine Muskeln begutachten, aber ihr übertreibt. Meine Augen sind hier oben", er deutete auf seine immer noch geschlossenen Lider. Ich wurde ultra rot und schaute entsetzt zu meiner Schwester, der es nicht anders ging. So starrten wir uns an, während er fort fuhr: ,,Aber das Witzige ist", er grinste, ,,dass ihr es immer gleichzeitig macht." Er schielte mit einem Auge zu uns rüber, während wir versuchten ein Lachen zu unterdrücken. Natürlich gelang es uns ganz und gar nicht, sodass wir anfingen lauthals loszulachen und uns auf dem Gras kugelten. ,,Mädchen", murrte er zufrieden, worauf wir nur noch mehr lachen mussten. Irgendwann beruhigten wir uns und setzten uns wieder auf - noch mit Tränen in den Augen vor Lachen.   ,,Ich muss dann weiter", sagte er plötzlich. ,,Und wie finden wir dich wieder?", fragte meine Schwester. ,,In paar Tagen bin ich auf jeden Fall in der Stadt anzutreffen. Ich will den Blutmond doch auch nicht verpassen." ,,Du kommst zum Fest?", Bastet strahlte. Er nickte. ,,Dann sehen wir uns sicher dort wieder", zwinkerte ich und zog mein Schwesterherz beim Aufstehen mit. ,,Wir wollen dich nicht zu lange aufhalten. Es ist eben nirgends sicher für dich", sagte ich noch. ,,Ja, aber macht euch keinen Kopf. Mir tut ein bisschen sozialer Kontakt auch gut. Auf Wiedersehen!", er winkte noch und verschwand im Wald... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)