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Zwei Tiere in Ionia

von

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Kapitel 4 - Netter Abend

...Master Yi setzte uns an seinen Tisch und kümmerte sich um den Tee. Dabei fragte er uns nach Herkunft und so 'nem Standartzeug aus. Meine Schwester antwortete die ganze Zeit für uns beide. ,,Hey, warum sagt Neru-Anne nichts? Ist sie stumm?", ich war überrumpelt. ,,Die kannst du vergessen. Sie ist nicht hier", antwortete meine Schwester lachend. ,,Ich bin wohl hier", antwortete ich immer noch ein wenig geistesabwesend. Master Yi fand es scheinbar lustig. ,,Keine Sorge, sie ist sonst gesprächiger. Das kann vorkommen, wenn man sie beim Schlafen stört." Ich ignorierte das und beschäftigte mich mit mir. Das kann ja noch heiter werden... Verdammt, Neru-Anne! Reiß dich zusammen! Du lebst hier und jetztBrüllte ich mich in Gedanken selbst an. Es klappte. Kurze Zeit später war ich komplett hier. ,,Warum warst du gerade so still? So eine Stimme sollte man doch nicht verstecken", sagte der Schwertkämpfer und servierte. ,,Ich- ich war in Gedanken", sagte ich und wurde leicht rot. Ich trank sofort etwas vom Tee, damit ich die Schuld auf das Getränk schieben konnte. ,,Ist nicht schlimm. Ich komm an manchen Tagen auch gar nicht mehr aus meinem Kopf raus", sagte er lächelnd.

 

,,Hat dich schon einer ohne Helm gesehen?", fragte meine Schwester. Das interessierte mich auch und ich spannte die Lauscher auf. ,,Ja, bevor ich den Helm hatte natürlich jeder, aber ohne nur eine Person. Zed, um genau zu sein. Es war ein Tausch dafür, dass ich auch sein Gesicht sehen konnte", erzählte er. ,,Zed? Hast du etwa angenommen auf seine Seite zu gehen oder warum hat er dich nicht umgebracht?", fragte ich beunruhigt. ,,Das war noch lange bevor er von Schatten besessen war. Er war damals noch ein anständiger, junger Mann. Und sein Gesicht ist fast schon beneidenswert. Ich wette viele Mädchen würden ihn deutlich sympathischer finden als jetzt, wenn sie wüssten wie er aussieht", er lehnte sich zurück und wartete auf eine Reaktion. Wir wussten nicht wirklich was wir sagen sollten. Dann fand meine Schwester die Worte wieder. ,,Hat er dich nicht schon mal gefragt, ob du ihm hilfst?" Yi lachte: ,,Er stand dafür sogar vor meiner Haustür! Nach ein paar Mordversuchen musste ich wegen dem Mistkerl umziehen, weil ich nachts keine Ruhe mehr hatte. Ich glaube er würde mich sofort versuchen zu töten, wenn er mich irgendwo sehen würde." ,,Machst du dir keine Sorgen, dass er dich jederzeit finden könnte?", ich hoffte, dass man die Sorge in meiner Stimme nicht zu sehr raushörte. ,,Soll ich jetzt für immer in Angst und Schrecken leben? Nein, die Ruhe lasse ich mir von ihm nicht nehmen." Diese Gelassenheit war wirklich beneidenswert. Ich schüttelte den Kopf.

 

Wir hatten mittlerweile den Tee ausgetrunken, als er fragte ob wir noch zum Blutmondfest bleiben würden. ,,Ja!", schallte es von uns beiden. ,,Schön. Und mit wem wollt ihr da hin?", er faltete die Hände und stützte sich am Tisch ab. Ich und Bastet sahen uns nur fragend an. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass wir das gleiche dachten: Waaaaaaas zum? ,,Wie, ihr wisst nicht davon? Es wird einen Ball geben. Es ist nicht schön zwei Frauen dort allein hingehen zu lassen", schaute er uns ungläubig an. Wir wussten immer noch nicht was wir sagen sollten. Ich zupfte an Bastets Ärmel. ,,Vielleicht sollten wir doch nicht hingehen", sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. Sie schüttelte mich ab und sagte bestimmend: ,,Was ein Blödsinn! Natürlich gehen wir hin! Wir finden schon jemanden, der mit uns hingeht. Ahja, Master Yi, mit wem gehst du eigentlich hin?" ,,Bitte nennt mich nur Yi. Master Yi... ich weiß nicht, es ist so förmlich und wir sind doch jetzt Freunde, oder? Da ist das nicht nötig." ,,Ja, okay. Und Neru-Anne ist zu lang. Freunde nennen mich nur Neru. Weiter, nicht ausweichen", sagte ich hetzend. ,,Ich gehe mit niemandem hin. Ich hatte vor mich nur zur Hauptveranstaltung überhaupt blicken zu lassen, etwas schönes zu essen und es mir auf meinem Dach gemütlich zu machen", antwortete er, nachdem er mich erst überrascht ansah - wegen meiner plötzlich anderen Ausdrucksweise wahrscheinlich. ,,Was? Das kommt nur ein Mal jede Generation! Das ist dir nicht Silvester, wo man sich auch mal zurückziehen kann und es nächstes Jahr nachfeiert. Wer weiß ob du den nächsten Blutmond überhaupt miterlebst? Vergiss nicht, dass die Mitglieder der Liga der Legenden im Krieg immer ganz vorne sind", meckerte meine Schwester. ,,Hast ja recht", Yi wurde nachdenklich. ,,Und hast du eine Idee mit wem du hingehen könntest?", fragte ich wieder. ,,Ich hab wirklich keine Ahnung. Ich komme bei Frauen auch nicht wirklich gut an." ,,Sag sowas nicht", war Bastet wieder dran, ,,ich bin mir sicher, dass jemand gerne mit dir auf den Ball geht." Hätte ich gewusst, was sie währenddessen gemacht hat, hätte ich ihr wohl sofort den Hals umgedreht. Sie hat beim Reden von der Seite auf mich gedeutet und ich habe es nicht bemerkt, weil ich aus dem Fenster gestarrt habe. Yi wusste wahrscheinlich nicht was er sagen sollte, denn es herrschte Stille.

 

,,Kennst du Yasuo?", wandte ich mich wieder zu ihm. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was gerade in meiner Schwester vorging. Sie verkrampfte sofort. Ach, was für eine Selbstbeherrschung. ,,Ja, natürlich. Wisst ihr, dass er unseren letzten Ältesten umgelegt haben soll?", antwortete Yi skeptisch. ,,Jap", antworteten wir. ,,Glaubt ihr daran?" ,,Nope" ,,Dann ist ja gut", war er wieder total fröhlich, ,,es stimmt nämlich nicht." Er grinste. ,,Und woher weißt du das?", fragte Bastet konzentriert. ,,Er ist nicht der Typ dafür. Er ist ein ehrenhafter Schwertkämpfer, und das weiß der Rat, deshalb finde ich den Beinamen ,entehrter Krieger' völlig absurd. Er macht seine Aufgaben richtig. Er würde niemals jemanden aus seinem Land angreifen außer in einem ehrenhaften Kampf, um jemanden zu verteidigen oder wenn es einer ist wie Zed. Er ist komplett harmlos und kultiviert", während er das sagte, hatte er sich zurück gelehnt, die Augen geschlossen und die Arme verschränkt. Meinem Schwesterherz musste wahrscheinlich ein Stein vom Herzen gefallen sein, obwohl es uns wohl beide nicht gejuckt hätte, wenn er tatsächlich der Mörder gewesen wäre. ,,Ist er zurzeit in Ionia?", fragte ich weiter. Bastet fing unterm Tisch schon an zu zappeln. Ich musste darauf grinsen. ,,Er ist immer in Ionia. Er ist nur immer wo anders. Aber ich bin mir sicher, dass er sich den Blutmond nicht entgehen lässt. Er weiß auch, dass ihn an so einem Tag keiner jagen wird", antwortete Yi. ,,Aber warum seid ihr eigentlich so interessiert an ihm?" ,,Nur so", hauchte Bastet neben mir.

 

,,Es ist schon spät. Wir müssen noch ein Gasthaus finden und du willst sicher auch schlafen. Wir gehen dann mal", sagte ich beim Aufstehen. ,,Kommt wann immer ihr wollt", sagte Yi und begleitete uns zur Tür, ,,Auf Wiedersehen und passt auf euch auf" ,,Machen wir", sagte Bastet und dann waren wir im tiefen Wald verschwunden.

 

,,Ein Ball also?", sagte sie unterwegs. Mir wurde bei dem Gedanken sehr mulmig. ,,Kannst du tanzen?", sah sie mich fragend an. ,,Wenn kein verstecktes Talent in mir wohnt, dass sich bald zeigen sollte, auf jeden Fall nicht", antwortete ich und fühlte mich jetzt schon verloren. ,,Ich auch nicht. Hoffentlich kann uns das jemand beibringen", seufzte Bastet. Sie hatte es leicht. Sie hatte den menschlichen Körper mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Sie hätte es sicher schnell lernen können. Und ich? Ich hatte sozusagen zwei linke Füße - *hust* Pfoten - die man nur zum Springen nützlich verbiegen könnte.

 

Zum Glück fanden wir noch ein nettes Gasthaus, in dem wir übernachten konnten. Ich wusste nicht, was morgen auf uns zu kommen würde...



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