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Unerwarteter Familienzuwachs

An Unexpected Addition
von

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Kapitel 27


 

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An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs

 

Teil 27

 

Autor:

 

karategal

 

Übersetzer:

 

Lady Gisborne

 

P16-slash

 

Inhalt:

 

[Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.

 

Disclaimer:

 

Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^

 

Link zur Originalstory:

 

An Unexpected Addition

 

Anmerkung:

 

Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^

 

♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔
 

„Jetzt ziehst du die linke Strähne über die obere Strähne. Siehst du, das war es schon.“
 

Die Mitglieder der Gemeinschaft waren alle ihrer eigenen Wege gegangen, sobald die Angelegenheit mit den eiligen, von Raben gesendeten Botschaften, den nackten Hautwechslern und einer geradezu lächerlichen Anzahl gefangengenommener Verräter zu Thorins Zufriedenheit geregelt worden war. Bilbo hatte beinah eine Stunde damit verbracht, Dís dabei zu helfen, ihren ältesten Sohn zurück in seine Gemächer zu befördern, wobei dessen Krücken jedoch ständig an Teppichkanten und winzigen Geröllstückchen hängengeblieben waren, die bei der Grundreinigung der Haupthallen des Erebor übersehen worden waren. In der Stadt gab es nach wie vor sehr viel Arbeit, denn unter anderem war der Wiederaufbau der Gehwege, der unteren Gänge und der in der Mitte gelegenen Böden war sehr aufwändig. Es würden noch mindestens einige weitere Jahrzehnte sorgfältiger, ununterbrochener Arbeit vonnöten sein, um dem Einsamen Berg wieder zu seiner einstigen Pracht zu verhelfen.
 

„Zieh die Strähne hier unten über die Strähne in deiner anderen Hand“, erklärte Thorin und in seiner Stimme schwang eine Geduld mit, die er selbst in seinem Privatleben selten an den Tag legte. „Zieh sie an den Enden etwas fester, um sie straff zu halten und binde sie dann hiermit fest.“
 

„Du hast zuviele Haare“, meinte Frodo. „Wie ein Bär. Oder wie Bauer Maggots Bluthunde, wenn sie gebadet wurden. Das macht sie irgendwie struppig. Ah!“
 

„Hier, versuch es noch einmal. Aber halte die Enden dieses Mal sehr gut fest, in Ordnung?“
 

„Ich glaube, dein Haar mag mich nicht.“
 

Thorin lachte. „Das ist in Ordnung, ich glaube, mich mag es die Hälfte der Zeit auch nicht. Oder Fíli und Kíli. Meinen jüngeren Bruder und meine Schwester auch nicht. Als sie versucht haben, es zu kämmen und zu flechten, haben sie allesamt verknotete Büschel herausgerissen. Aber Kíli ist der schlimmste von allen. Weißt du, er hat einen sehr, sehr guten Grund dafür, sein Haar immer ungeflochten zu tragen.“
 

„Ich habe einmal Marmelade in meinen Haaren gehabt“, erzählte Frodo und streckte vor Konzentration seine rosige Zunge heraus, während er versuchte, Thorins Haar zu flechten. „Mama hat es abgeschnitten, weil sie das klebrige Zeug nicht herausbekommen konnte. Aber ich fand, dass es lecker gerochen hat.“
 

„Es ist nicht gesund, deine Haare zu essen, Kleiner.“ Thorin beugte sich vor, damit der kleine Hobbit die Haare hinter seinen runden Ohren erreichen konnte und seine großen Hände stützten Frodo, als dieser die Brust des Königs förmlich hinaufkrabbelte. „Ich kann mir vorstellen, dass es außerdem einige unangenehme Verdauungsstörungen hervorrufen würde und ich versichere dir, dass in dieser Gemeinschaft viele Verdauungsbeschwerden umgehen, besonders, wenn Bombur im Raum ist.“
 

„Und Glóin“, kicherte Frodo und breitete seine Arme aus, um Thorin zu zeigen, wie groß ihm der Pups erschienen war. „Letzte Woche hat er einen riesigen, stinkenden Pups fahren lassen. Er hat gerochen wie Onkel Rory, nachdem er Tante Menegildas Bohnensuppe gegessen hat. Ekelhaft.“
 

„Warum überrascht mich das nicht?“ grübelte der König. „Ah, ah, sei vorsichtig mit dem Bart. Er ist ziemlich empfindlich, bis er ein paar Zentimeter gewachsen ist. Komm, schau mir zu, wie ich es mache. Die Strähnen müssen viel kleiner sein, bis er ein wenig länger geworden ist, aber mir ist es an den letzten paar Abenden gelungen, einen kleinen Zopf zu flechten. Aber er ist recht erbärmlich im Vergleich im Vergleich zu dem geflochtenen Bart, den ich vor Smaugs Angriff getragen habe.“
 

„Ich mag deinen Bart, wie er jetzt ist“, entgegnete Frodo. „Er ist ganz flauschig. Wie ein Pfirsich.“
 

Bilbo, der gerade in der Tür zum Waschraum stand und das Geschehen von dort aus heimlich beobachtete, konnte sein Lachen kaum unterdrücken. Bereits vor einer halben Stunde hatte der Hobbit sein Bad beendet, doch der Anblick von Thorin, der auf seinem Bett lag und einen neugierigen und zugleich schläfrigen Frodo auf seinem Schoß hatte, war für Bilbo zu schön gewesen, um diesen Moment zu unterbrechen. Frodo hatte es sich auf Thorins breiten Oberschenkeln gemütlich gemacht und flocht nun aufmerksam die schwarze Haarmähne des Zwergenkönigs, während Thorin ihm genau erklärte, was ein Hautwechsler war und wie sie dem Erebor auf lange Sicht nützlich sein konnten. Intelligent und aufmerksam wie immer stellte Bilbos Neffe genau die richtigen Fragen zu genau der richtigen Zeit und bestätigte damit ganz und gar den Verdacht des älteren Hobbits über die Schläue, die sich hinter diesen unschuldigen, babyblauen Augen verbarg.
 

Er würde in Zukunft sehr gut auf den kleinen Jungen aufpassen müssen, wenn sich dieser in Noris Nähe aufhielt.
 

„Wie ein Pfirsich? Also, das ist einfach grausam“, erwiderte Thorin anklagend und trotz des scherzenden Tonfalls in seiner Stimme war sein Gesichtsausdruck immer noch genauso gleichmütig wie immer. „Wir Zwerge sind mehr wie…“
 

„Zwiebeln! Du bist eine großartige Zwiebel.“
 

Der Zwergenkönig hatte offensichtlich genug von diesen Beleidigungen, denn er krümmte drohend seine dicken Finger, bevor er mit ihnen die empfindlichen Seiten des Hobbitkindes angriff. Frodo keuchte erschrocken auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, bis sie schließlich auf Thorins großer Nase trafen und sich anschließend weigerten, sie wieder loszulassen, bis der Kitzelangriff aufhörte. Thorin, der niemals einen Kampf aufgab, beugte sich hinunter und pustete auf Frodos weichen Bauch, worauf der kleine Junge schrill aufheulte und kicherte und dem König mit seiner winzigen Faust einen Schlag genau auf den Kopf verpasste. Und dann traf er mit seinen haarigen Füßen jeweils eines von Thorins Ohren, worauf der Zwerg vor Überraschung seitwärts vom Bett fiel und sich im Fallen auf den Rücken drehte, um Frodo davor zu bewahren, auf dem Boden aufzuprallen.
 

„Störe ich euch bei irgendetwas?“
 

Der Zwerg und das Hobbitkind sahen von Boden aus kopfüber zu Bilbo hinauf und ihre Augen weiteten sich erstaunt, dass sie von einem frisch gebadeten Hobbit in einem karierten Bademantel auf frischer Tat ertappt worden waren. Thorin reagierte als erster und als er Frodo auf das Bett setzte und sich anschließend neben ihn stellte, schlich ein Hauch von Schamesröte über seine Wangen. Natürlich hielt diese Stimmung nicht lange an, denn der kleine Junge stürzte sich sofort wieder in Thorins Arme und kletterte an dem schroffen König empor, wie er es mit einer Eiche getan hätte, die am Ufer des Flusses Brandywein wuchs.
 

„Du bleibst heute Nacht hier, nicht wahr?“ fragte Frodo, der sich an den Zwerg geklammert hatte wie ein Faultier und sich in dem dichten Haar des Königs regelrecht vergraben hatte. „Ich bin auch artig, wenn du hierbleibst. Onkel Bilbo freut sich immer, wenn du hierbleibst. Und Rupert auch.“
 

Thorin blinzelte ihn nur stumm an.
 

„Und ich werde dieses Mal nicht deine Haare durcheinanderbringen“, versprach der kleine Hobbit und schien sich bei diesen Worten sogar noch fester an Thorins Hals zu klammern. „Oder dir wieder einen Schlag auf dein Auge verpassen. Oder auf die Nase. Ich verspreche es. Und Rupert auch.“
 

Thorin starrte ihn weiterhin nur stumm an.
 

„Ehrlich gesagt, bin ich überrascht, dass du immer noch stehst“, lachte Bilbo und trat vor, um seine Nase an Thorins rauen Wangen zu reiben. „Ich meine, können diese Augen auch nur noch ein Stückchen größer werden? Ich glaube wirklich nicht, dass die Welt das ertragen könnte.“
 

„Welche Augen?“
 

„Oh, wage es nicht, auch nur zu versuchen, dich in dieser Hinsicht dumm zu stellen“, schnaubte Bilbo und drohte mit dem Finger. Er hatte sich inzwischen eng an seinen Auserwählten geschmiegt und nahm zufrieden etwas von der intensiven Wärme auf, die von Thorins Körper ausging, der so heiß wie eine Schmiede war. „Du weißt genau, was du mit diesen Rehaugen erreichen kannst, mein Junge.“
 

„Du bist verrückt, Onkel.“
 

„Nun, die Mehrheit des Auenlandes würde dir zustimmen.“ Mit diesen Worten beugte sich Bilbo weiter vor, um etwas in Thorins rundes Ohr zu flüstern. „Er schläft besser, wenn du in der Nähe bist, denn er glaubt nicht, dass ihn die Zwerge aus Rhûn erwischen können, wenn du in demselben Raum wie er bist. Und kein weinendes Kind mehr um mich zu haben, hat während der letzte Woche wahre Wunder für meine geistige Gesundheit bewirkt.“
 

„Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht bleiben sollte, wenn es das ist, was du willst…“
 

Nach dem Zwischenfall mit der Entführung war Frodo sehr anhänglich geworden und hatte hartnäckig darauf bestanden, dass immer ein Mitglied der Gemeinschaft in Sichtweite war oder dass er am Nachmittag auf Bombur ein Nickerchen machte. Bilbo konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen, sah Bomburs riesiger Bauch doch recht gemütlich aus. Aber die dunkleren Stunden waren die schlimmsten gewesen und Frodos Albträume waren mit aller Macht zurückgekehrt, als er endlich gerade begonnen hatte, darüber hinwegzukommen, dass Drogo und Primula ertrunken waren. Und Bilbo hatte Thorin einige Tage zuvor erklärt, dass dies ein normales Verhalten für ein traumatisiertes Hobbitkind war und besonders für ein so junges wie Frodo. Hobbits waren ein robustes Volk, doch sie waren weder dafür geschaffen noch fühlten sie sich geneigt, den harten Lebensstil zu leben, der unter den Zwergen an der Tagesordnung zu sein schien. Deshalb hatte Bilbo den Zwergen deutlich zu verstehen gegeben, dass Frodo kein Zwergling war und ein wenig zusätzliche Fürsorge brauchen könnte, wann immer sich etwas besonders hobbituntypisches in der Stadt abspielte.
 

„Also, dann wäre das geregelt“, sagte Bilbo, bevor er die Decken zurückschlug und auf das große Himmelbett sprang. „Nun, Frodo hätte schon seit einer Stunde im Bett sein sollen und ich würde ihn wirklich gerne wieder an unseren Tagesablauf gewöhnen. Also beeilt euch.“
 

„Darf ich vorher eine Gutenachtgeschichte hören?“ bettelte Frodo.
 

Thorin kroch mit Frodo in seiner rechten Armbeuge unter die Decken und legte den kleinen Hobbit zwischen in ihre Mitte, um ihn noch mehr gegen die Dunkelheit zu schützen. Die Rücksichtnahme seines Auserwählten entlockte Bilbo ein Lächeln, denn sie erinnerte ihn einmal mehr daran, dass Thorin nun seit bereits mehreren Jahrzehnten die Rolle des Onkels mütterlicherseits und die der Vaterfigur für seine Neffen übernahm. Der kleine Hobbit kuschelte sich an den warmen Körper des Königs und nahm glücklich seinen ausgestopften Bären von Bilbo entgegen, bevor er sich gänzlich in Thorins aufgeknöpftem Hemd verkroch. Und dann, wie es zu ihrem abendlichen Ritual geworden war, lehnte sich Bilbo mit dem Rücken gegen die Kissen, um mit der Märchenstunde zu beginnen.
 

„Welche Geschichte möchtest du heute Abend gerne hören?“
 

Obwohl er immer und immer wieder wie ein verstimmter Babyotter gähnte, besaß Frodo nach wie vor die Dreistigkeit, den Zwergenkönig hinterlistig anzugrinsen. „Die über den Elbenkönig und eure Flucht in den Fässern. Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten.“
 

„Er ist ein fieses Kind, Bilbo.“
 

„Das hast du erst jetzt bemerkt?“ lachte der ältere Hobbit. „Er manipuliert euch alle nun schon seit Monaten, aber ihr seid einfach zu leichtgläubig gewesen, um es zu bemerken. Gimli ist fest davon überzeugt, dass ihr allesamt unter einem bösen Zauberbann steht oder hypnotisiert wurdet. Er murmelt immer wieder irgendetwas über magische Füße und was nicht noch alles, der arme Junge.“
 

„Gimli kann wirklich gut furzen“, schnaubte Frodo. „Es stinkt ekelhaft.“
 

„Nun, das, ähm, ist gut zu wissen“, gab Bilbo mit einem gequälten Lächeln zurück. Thorin versuchte nicht einmal, sein leises, tiefes Lachen vor dem kleinen Hobbit zu verbergen. „Ich vermute, es ergibt Sinn, dass…noch etwas anderes als rotes Haar, ein feuriges Temperament und eine ausgeprägte Liebe zum Geld in dieser Familie liegt. Diese Brüder waren schon immer sehr gasig.“
 

„Dwalin hat auch seine Momente.“
 

Bei diesen Worten lachte Bilbo, erstaunt über ihr Gesprächsthema. „Also, das finde ich schwer zu glauben, andererseits aber auch sehr glaubwürdig. Wie hast du das herausgefunden?“
 

Ich habe mir mehrere Dutzend Jahre lang ein Zelt oder ein Zimmer in einem Gasthaus mit ihm geteilt“, erwiderte Thorin mit einem übertriebenen Schaudern. Frodo kicherte in seine Halsbeuge und stupst die halbkahlen Stellen an, mit denen die Brust des Zwerges nach wie vor übersäht war. „Dank Balins Einfluss ist er normalerweise recht gesittet, aber sobald er eine oder zwei Stunden lang Met getrunken hat, kannst du dich glücklich schätzen, wenn du dich mit ihm im selben Raum aufhältst und mit vollkommen unversehrten Nasenhaaren davonkommst.“
 

„Dann werde ich dafür sorgen, dass ich zwergische Tavernen und die Trinkspiele der Gemeinschaft von nun an meide“, gab der Hobbit zurück. „Auf unserer Reise habe ich das eine oder andere über das Verdauungssystem von Zwergen gelernt und ich würde es vorziehen, nicht noch mehr darüber zu lernen, vielen Dank.“
 

„Du lebst mit Fíli und Kíli zusammen“, erinnerte der König ihn. „Es gibt kein Entkommen vor den stinkenden und ungehobelten Aspekten der Zwergenkultur, wenn sie in der Nähe sind und man ihnen zusehen muss. Trotzdem haben sie sich im Laufe des letzten Jahres ein wenig gebessert.“
 

„Nicht im Privatleben.“
 

Thorin lächelte und beugte sich vor, um seine Nase an Bilbos zu reiben. „Nein, das nicht. Aber alle ihre kindischen Eskapaden zeigen nur, wie sehr sie dir zu vertrauen und dich zu lieben begonnen haben. Sowohl die Reise als auch die Lebensumstände im Erebor haben sie in der Öffentlichkeit sehr viel zurückhaltender gemacht, besonders, wenn es um den Rat oder um Neuankömmlinge geht. Du würdest sie kaum wiedererkennen.“
 

„Ich hoffe, sie werden niemals das Bedürfnis haben, sich mir gegenüber wie biedere Erwachsene zu benehmen“, gab der Hobbit mit einem schuldbewussten Lächeln zu. „Mir sind ihre Albernheiten und ihre eigentümlichen Persönlichkeiten viel lieber, als das, was Politik und Intrigen in Zukunft unweigerlich aus ihnen machen werden. Das Auenland und die Unschuld, die es verkörpert, werde ich wohl scheinbar nie ganz loswerden.“
 

„Und ich hoffe, dass das niemals geschehen wird“, erwiderte Thorin und beugte sich vor, um Bilbo innig auf den Mund zu küssen. „Ich habe mich in Bilbo Beutlin aus Beutelsend und dem Auenland verliebt und nicht in irgendeinen Zwerg aus den Ered Luin, der Gold oder Edelsteine liebt. Meine Neffen lieben dich dafür. Die Gemeinschaft liebt dich dafür. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Schwester dich dafür wenigstens mag. Aber das ist bei ihr manchmal wirklich schwer zu sagen, wenn es um solche Dinge geht.“
 

„Sie scheint Frodo ohne jeden Zweifel zu mögen.“
 

Beide sahen auf das kleine Kind hinunter, das irgendwann zwischen ihrem Gespräch über die Pupsgewohnheiten der Gemeinschaften und dem ernsteren, in das sie im Augenblick verwickelt waren, eingeschlafen war. Frodo hatte sich an Thorins breiter Brust zu einem kleinen Ball zusammengerollt und seinen rechten Arm um Rupert geschlungen, während sich die andere in dem dichten Nest aus Haaren vergraben hatte, das Thorins Brustkorb bedeckte. Ein ebenso haariger Bizeps lag als notdürftiges Kissen unter Frodos Lockenkopf und die eisige Winterkälte in den Tunneln des Berges wurde von seiner persönlichen Zwergenheizung bis an die Kanten des Bettes vertrieben. Und dem sentimentalen Lächeln nach zu urteilen, dass sich über Thorins strenges Gesicht ausbreitete, schien der Zwergenkönig die unterschiedlichen Verpflichtungen, die eine solche Stellung mit sich brachte, voll und ganz anzunehmen.
 

„Ich glaube, sie könnte versuchen, ihn zu entführen“, warnte Thorin ihn. „All ihrer sturen Schroffheit zum Trotz hegte meine Schwester schon immer eine tiefe Zuneigung zu Kindern. Ich habe den Verdacht, dass sie sogar ein Elbenkind aufnehmen würde, wenn es nötig wäre.“
 

„Solange sie ihn mir irgendwann zurückgibt, darf deine Schwester dieses kleine Hobbitkind nach Herzenslust entführen“, meinte Bilbo. „Ich hatte nie die Absicht, Vater zu werden, deshalb ist es sehr gut, endlich jemanden mit wirklicher Erfahrung darin zu haben, wie man Kinder aufzieht. Außer dir und Glóin jedenfalls, aber  es nicht gerade ein Erziehungsgrundsatz bei Hobbits, ungezogene Kinder mit Steinen zu bewerfen.“
 

Thorin zuckte mit den Schultern. „Bei Kíli hat es immer funktioniert.“
 

„Siehst du, genau diese Äußerung ist der Grund, warum ich Frodo immer in Doris oder Bofurs Obhut gebe, wenn ich in den Archiven beschäftigt bin“, entgegnete Bilbo. „Zwerglinge haben harte Schädel, kleine Hobbits haben weiche Bäuche und Köpfe und… was tust du da?“
 

„Ich befestige deine zweite Verlobungsspange“, antwortete Thorin und hielt eine kleine, runde Silberspange hoch, in die auf jeweils einer Seite die komplizierten Umrisse einer Landkarte und eines alten Zwergenbuches eingraviert waren. Die runenähnliche Schrift, die sich um die beiden Abbildungen schlängelte, war mit Splittern des Arkensteins geschmückt, die in dem warmen Kerzenlicht auf dem Nachttisch glitzerten und funkelten. „Ich habe Mithril, Silber und Platin  verwendet, um sie zu schmieden.  Die Splitter stammen aus der Zeit, in der der Arkenstein zum ersten Mal auf dem persönlichen Schnitztisch meines Großvaters geschliffen wurde. Der Gemahl des Königs unter dem Berge verdient nur die besten Steine, die ihm der Erebor zu bieten hat.“
 

Bilbo blinzelte. „Warte, hast du gerade Gemahl gesagt?! Ich meine, nun, äh, müsste ich nicht ein richtiger Zwerg sein, um den Gemahl zu werden? Oh weh, ein Hobbit als königlicher Gemahl?! Das ist einfach nicht möglich! Ich habe keine Ahnung, was ich zu tun habe und würde wahrscheinlich irgendjemanden mit einer Bemerkung über seinen Bart beleidigen, wie es Prinz Legolas bei Glóins Gemahlin passiert ist und dann würde ich ein Messer in den Rücken bekommen, weil ich nicht…“
 

Mit einem Kuss brachte Thorin den Redeschwall seines Hobbits zum Verstummen. „Nachdem wir die Heimat unserer Vorväter zurückerobert haben, könnte ich verkündeten, dass mein auserwählter Gemahl der Esel eines Bauern ist und keiner von Durins Volk würde sich deshalb gekränkt fühlen. Nun ja, zumindest nicht öffentlich. Und selbst wenn es bezüglich deines Volkes Missbilligung geäußert werden sollte, hat meine Schwester bereits dafür gesorgt, dass ich Thronerben habe und ein weiblicher Zwerg neben dem Thron sitzen wird, bis der Tod mich nimmt. Niemand von Durins Volk würde den Erebor wieder seine Heimat nennen, wenn deine furchtlosen Taten gegenüber Smaug und meiner eigenen, goldbesessenen Dummheit nicht gewesen wären.“
 

„Oh, es war eine ganze Menge Furcht im Spiel“, widersprach  Bilbo und nahm glücklich jeden einzelnen Nasenstupser und Kuss an, die Thorin ihm gab. „Aber während dieser letzten paar Tage warst du ziemlich unerträglich, das kann ich dir versichern.“
 

„Und was das Erdolchen betrifft“, fuhr Thorin fort, „ich bin mir ziemlich sicher, dass Nori und sein Netzwerk von Gehilfen jedem Verräter ein Messer in den Rücken gerammt und anschließend gedreht hätten, bevor sie auch nur in den Raum gelangen könnten, in dem du dich aufhältst.“
 

„Und Dori heißt das gut?“
 

„Ich glaube, es war Dori, der ihm die Messer besorgt hat. Und Óin die verschiedenen Giftarten. Dwalin hat in letzter Zeit sogar mit ihm zusammengearbeitet. Unterschätze niemals den Beschützerinstinkt eines Zwerges, mein lieber Hobbit.“
 

„Das habe ich gesehen.“
 

Frodo schniefte, schlug leicht gegen Thorins Hals und vergrub sich geradezu an der Brust des Königs, als dieser seinen gebeugten Arm ein wenig bewegte. Bilbo hatte nicht lange gebraucht, um zu bemerken, dass Frodo zu jenen Schläfern gehörte, die darauf bestanden, sich in ihrem Schlummer an irgendjemanden oder irgendetwas zu klammern. Wenn man in der Nähe seines Neffen schlief, wachte man daher am kommenden Morgen zweifellos Frodo im Arm halten. Und so haarig und warm, wie Thorin war, freute sich Bilbo insgeheim über die Aussicht, eine Nacht in der Woche nicht umklammert zu werden.
 

„Ich würde sie einflechten, aber mein Arm scheint als Geisel genommen worden zu sein“, meinte der Zwergenkönig. „Vielleicht wenn wir ihn ein wenig zur…“
 

Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“ Klopf. Klopf. „Bilbo!“
 

„Und das ist dein reizender Neffe“, lachte der Hobbit leise. „Du musst wirklich mit ihm über majestätische, königliche Auftritte sprechen, denn ich glaube nicht, dass er es richtig macht. Was willst du, Kíli?!“
 

„Darf ich reinkommen?“
 

„Warum?“
 

„Die Dachse versuchen, mich zu fressen!“
 

„Oh weh.“ Bilbo griff nach einer Dose, die auf seinem Nachttisch stand. „Er hat meine Honigkuchen geklaut.“
 

„Nun ja, er ist der Ersatz…“
 

„Thorin!“

 

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