Unerwarteter Familienzuwachs von Traumschreiberin (An Unexpected Addition) ================================================================================ Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   An Unexpected Addition – Unerwarteter Familienzuwachs   Teil 21   Autor:   karategal   Übersetzer:   Lady Gisborne   P16-slash   Inhalt:   [Autorisierte Übersetzung] Alle Zwerge überleben die Schlacht der fünf Heere, doch Bilbo muss ins Auenland zurückkehren, um sein altes Leben in Ordnung zu bringen und den Weg für ein neues Leben im Erebor zu ebnen. Ein Jahr später kehrt er mit einem vor kurzem verwaisten Frodo zum Einsamen Berg zurück. Thorin ist sich nicht ganz sicher, was er von diesem neuen, winzigen Zuwachs zu seiner Gemeinschaft halten soll.   Disclaimer:   Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine autorisierte Übersetzung von karategals englischer Originalstory An Unexpected Addition. Die Charaktere und Orte gehören selbstverständlich Professor Tolkien bzw. seinen Erben und ich verdiene mit dieser Story bzw. Übersetzung kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. ^^   Link zur Originalstory:   An Unexpected Addition Anmerkung:   Wie einige von euch vielleicht bemerken werden, habe ich mich bei der Übersetzung dieser Story ausdruckstechnisch etwas vom Original entfernt, was in diesem Fall aber beabsichtigt war. Zwar bemühe ich mich, wenn ich Geschichten übersetze, so nah wie möglich am Original zu bleiben, aber mir ist auch und vor allem wichtig, einen flüssigen und sinnvollen deutschen Text zu schreiben und die erwähnten Abweichungen habe ich in diesem Fall vorgenommen, weil ich hoffe, dass die Geschichte für euch dann „flüssiger“ ist und ihr mehr Spaß beim Lesen habt. ^^   ♔~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~♔ „Nun halte schon still, Fíli. Ich bin fast fertig.“ Während der vergangenen Woche hatte der Hobbit jeden einzelnen seiner wachen Augenblicke damit verbracht, sich um den ältesten Prinzen des Erebor zu kümmern und die Infektion, die sich in der Wunde in Fílis Oberschenkel eingenistet hatte. Glóin, Dori und Bombur waren ihm dabei eine sehr große Hilfe gewesen, denn die drei hatten entweder auf Frodo aufgepasst oder die Mahlzeiten zubereitet und die Zutaten dafür zu besorgen, während sich Bilbo und Óin mit Fíli beschäftigt waren. Alle übrigen Mitglieder der Gemeinschaft kümmerten sich gemeinsam mit Thorin um die Verräter, doch Bilbo selbst wollte mit dieser heiklen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben, da sie nur die Zwerge betraf und keiner der anderen erhob Einwände dagegen, dass sich Bilbo lieber davon zurückzog. „So, damit wäre ein frischer Kräuterumschlag einsatzbereit“, meinte der Hobbit mit einem schwachen Grinsen. „Und die Röte und Entzündung fangen auch an, ein wenig abzuklingen. Óin wird sehr erfreut sein, wenn er heute Abend zurückkommt.“ „Ich höre die Kleinen nicht mehr“, murmelte Fíli. „Wo sind sie hin?“ Bilbo kroch zur Kante des großen Bettes hinüber und als er um den an einem Bettpfosten befestigten Vorhang herumspähte, wurde er bald auf ein leises Stimmengewirr aufmerksam, dass von der gegenüberliegenden Seite des Gemachs kam. Frodo und Donel hatten sich mit Dutzenden von Spielsachen, die überall verstreut lagen, in die Nähe eines etwas abseits stehenden Bücherregals verkrochen und besiegten gerade eine Figur des Dunklen Herrschers, die Bifur vor Kurzem geschnitzt hatte. In der kleinen Küche des Prinzen konnte der Hobbit Dwinas Stimme hören, denn Bomburs  köstliches Essen lockte das kleine Zwergenmädchen unfehlbar von ihren Freunden fort. Zwar hatte es mehrere Tage gedauert, bis sich die Kinder sicher genug gefühlt hatten, um ihren Eltern von der Seite zu weichen, doch sie alle schienen sich recht gut von ihrer beängstigenden Tortur zu erholen und keinen allzu großen bleibenden Schaden davongetragen zu haben. „Die Jungs führen dort in der Ecke Krieg und Dwina scheint Bombur in der Küche zu helfen“ erwiderte Bilbo. „Wie es aussieht, haben wir wohl eine angehende Küchenchefin am Hals.“ „Bombur wird sich freuen“, murmelte Fíli, dessen Augen erneut vor Müdigkeit zufielen. „Er mag Kinder wirklich sehr und Dwina würde einen guten Lehrling für ihn abgeben. Außerdem wäre das sehr lustig.“ „Warum?“ „Hast du gesehen, wie herrschsüchtig dieses kleine Mädchen ist?“ fragte Fíli und wimmerte leise, als Bilbo die Ränder des Kräuterumschlags miteinander verknotete. „Der arme Bombur wird keine Chance gegen sie haben und in weniger als einem Jahrzehnt wird sie über die Küchen des Erebors herrschen.“ Bilbo lachte. „Damit könntest du Recht haben. Nun sollte das Schmerztonikum bald anfangen zu wirken, also denke ich, du solltest jetzt ein wenig schlafen.“ „Bäh, ich habe nichts anderes getan, als zu schlafen. Das ist langweilig.“ „Das mag sein“, räumte Bilbo ein.  „Aber deine Infektion klingt langsam nach und Schlaf wird sie schneller bekämpfen, als alles andere. Außerdem hast du immer noch etwas Fieber, das während eines ausgiebigen Nickerchens brechen könnte. Und sobald du ausgeschlafen hast, sollte Bombur das Abendessen ohnehin fertig haben. Muffins gibt es aber noch nicht.“ „Ochhh, das ist nicht fair…“ Bilbo packte Fíli fest in die Steppdecken ein und sammelte anschließend das Verbandsmaterial ein, das er auf dem gesamten Bett verstreut hatte. Der Hobbit legte sie auf einen in der Nähe stehenden Tisch, bevor er in die winzige Küche hinüberging, in der sich Bombur vergnügt abmühte. Dem Geruch nach zu urteilen bereitete der mollige Zwerg gerade eine köstliche Gemüsesuppe mit Huhn zu, die Fílis Magen nicht zu sehr belasten und gleichzeitig die heißhungrigen Bäuche der Kinder und der übrigen Gemeinschaft füllen würden. „Das duftet herrlich, Bombur! Rieche ich da einen Hauch von Petersilie?“ „Ja, genau“, antwortete der große Zwerg mit einem erfreuten Lächeln. „Ich wollte der Brühe ein wenig mehr Geschmack verleihen, ohne Fílis Magen erneut zu belasten, daher waren Petersilie und etwas Thymian  das einzige, das mir eingefallen ist. Möchtest du sie probieren?“ „Gerne. Dann wollen wir einmal sehen“, murmelte Bilbo, während aus der riesigen Schöpfkelle des Zwerges etwas Brühe kostete. „Sie ist vorzüglich wie immer, Bombur. Und Fílis Magen sollte die Nudeln recht gut vertragen. Hmmm, ich liebe diese Nudeln.“ „Ich habe sie nach einem alten Rezept meiner Mutter zubereitet“, erwiderte Bombur, dessen schüchternes Auftreten der Hobbit immer wieder aufs Neue liebenswert fand. „Sie hat diese Nudeln früher immer für Bofur und mich gemacht, wenn wir als Zwerglinge krank waren oder uns die Knie aufgeschrammt hatten.“ „Nun, wenn das so ist bin ich überzeugt, dass die anderen alle staunen werden“, versicherte Bilbo ihm mit einem breiten Lächeln. „Und wie es aussieht, hast du hier auch eine kleine Helferin, nicht wahr?“ „Ich habe das Gemüse geschnitten!“ verkündete Dwina. „Und den Teig geschlagen.“ „Und das hast du sehr gut gemacht. Möchtest du mir mit dem Nachtisch helfen? Ich habe Appetit auf Apfelpastete und Teegebäck mit Honig und davon schicken wir später auch etwas für deine Eltern und deine Schwester zu dir nach Hause. Was hältst du davon?“ Dwina nickte. „Das habe ich noch nie probiert, aber es hört sich wirklich lecker an.“ Schon nach wenigen Tagen war Bilbo bewusst geworden, dass sowohl Donel als auch die kleine Dwina aus Bergarbeiter- und Kesselflickerfamilien stammten, die seit siebzehn Jahrzehnten in beinah ständiger Armut und nomadischem Elend gelebt hatten. Auch jetzt schienen beide Familien noch immer darum zu kämpfen, sich genügend Nahrung für ihre Kinder leisten zu können, was unmittelbar auf den langsamen und qualvollen Wiederaufbau des Erebor zurückzuführen war. Aus diesem Grund hatte Bilbo begonnen, die beiden zu beköstigen und darüber hinaus auch ihren Familien zusätzliche Nahrung zu schicken, wann immer sich die Gelegenheit bot. Alle Mitglieder der Gemeinschaft besaßen mehr als genug Schätze für sich selbst, weshalb der Hobbit nicht zögerte, einen Teil des Goldes für einen guten Zweck zu verwenden und das Wohlergehen von Frodos neuen Freunden war in der Tat ein sehr guter Zweck. Bilbo Beutlin würde auf keinen Fall mit einer verfluchten Arkenstein-Spange in seinem Haar herumlaufen, während Familien mit Kindern hungrig zu Bett gingen. Kein guter Hobbit, der seinem Namen Ehre machte, würde untätig danebenstehen und jene übergehen, die Nahrung und warme Mahlzeiten brauchten. Und seinen seltsamen Angewohnheiten zum Trotz war Bilbo ein guter Hobbit, was diese besondere Angelegenheit betraf und besonders, wenn es um Kindermägen ging. „Also, wir sollten mit der Kruste anfangen und…“ Dwina half dem älteren Hobbit, zwei Apfelpasteten und mehrere Ladungen Teegebäck mit Honig zu backen, indem sie mit ihren kleinen Fingern den Teig schlug und lustige Muster in die Ränder der Pastetenkruste  ritzte. Und während sich Dwina mit dem Teig amüsierte, behielt Bilbo das Teegebäck im Auge, die bereits im Ofen waren und lauschte mit halbem Ohr immer nach den anderen beiden Kindern draußen im Hauptschlafgemach. „Übrigens, Bombur, ich habe von einem gewissen, spielzeugmachenden Bergarbeiter gehört, dass du ein Auge auf ein hübsches Mädchen in den Küchen geworfen hast“, erkundigte sich Bilbo und als er sah, wie Röte in Bomburs Wangen stieg, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. „Möglicherweise hat er auch eine Schale voller köstlicher Apfelchips erwähnt haben. Oder habe ich falsch gehört?“ „Ähm, nein, du…hast richtig gehört“, stotterte Bombur. „Sie heißt Hania und sie ist wirklich ein überaus prächtiges Mädchen. Wir arbeiten nun seit über einem Jahr zusammen in den Hauptküchen gearbeitet. Im vergangenen Monat beschloss ich, ihr..ähm, einige meiner Kürbisstrudel-Brownies zu schenken, du weißt schon, nur um vorzufühlen und zu sehen, ob sie meine Gefühle überhaupt erwidert.“ Nach diesen Worten verstummte der Zwerg, was Bilbo dazu brachte, nachzufragen: „Und?“ „Nun ja, während der vergangenen Wochen habe ich sie nur selten sehen können und ich nahm an, dass sie nicht, ähm…an mir interessiert war, denn seit ich ihr diese Brownies geschenkt habe, hat sie nicht mehr mit mir gesprochen. Aber neulich kam sie einfach auf mich zu und hat mir eine Schale voller süßer Apfelchips gegeben! Und an einer Seite dieser Schale hing eine Spange! Eine Spange!“ „Das klingt nach einer wirklich reizenden Frau“, sagte Bilbo und sein Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als er die Aufregung in der Stimme seines schüchternen Freundes hörte. „Warum erzählst du uns nicht mehr von ihr, während wir darauf warten, dass das Teegebäck fertig ist? Ich bin mir sicher, dass Dwina dir einige gute Ratschläge geben könnte, mit welchen Geschenken eine Frau gerne umworben werden würde.“ „Muffins!“ schlug das kleine Mädchen vor. „Und Rubine. Wir lieben Rubine. Und einen Saphir, wie der, den meine Mama von meinem Papa geschenkt bekommen hat, bevor sie geheiratet haben. Der ist so schön.“ Lächelnd schaute Bombur auf die beiden hinab. „Sie hat den schönsten Bart, er ist vielleicht sogar so schön, wie der Bart von Glóins Gemahlin und Saphirspangen würden wunderschön darin aussehen. Mit Silber als Basismetall, um…“ Noch weitere zwei Stunden vergingen, bevor einige der übrigen Mitglieder der Gemeinschaft einer nach dem anderen in Fílis Gemächer kamen und sie alle waren und erschöpft von einem langen Tag des Wiederaufbaus und davon, mit den Schäden fertigzuwerden, die die Verräter angerichtet hatten.  Die Mitglieder der Königsfamilie erschienen zuletzt und waren beide nicht wenig bestürzt, als Bilbo ihnen Schweigen gebot und sie zum anderen Ende des Gemachs hinüberschleifte. Als er jedoch den Kopf ein wenig schieflegte, entdeckte er gleich darauf, warum sein Auserwählter jedem Zwerg, der Fílis Schlafgemach betrat so energisch gegenübertrat. „Sie sind vor etwa einer Stunde eingeschlafen“, flüsterte Bilbo mit einem sanften Lächeln in seinem Gesicht, während er zu dem überfüllten Bett des Prinzen hinüberschaute. „Ich habe die beiden Jungs neben Fíli gelegt und kurz darauf fing auch Dwina an, schläfrig zu werden, deshalb haben wir hier nun einen Haufen aus Zwerglingen.“ Ori saß neben dem Bett auf einem Stuhl und zeichnete auf Bilbos Wunsch fleißig die rührende Szene mit einem Kreidestift. In ansehbarer Zeit würde der Hobbit sich die Fähigkeiten des jüngsten Zwerges recht oft zunutze machen. „Ist sein Fieber schon gebrochen?“ fragte Thorin und gab seinem jüngeren Neffen einen Klaps auf den Hinterkopf, als er zu laut lachte. „Ich fachte, eine so geringe Infektion müsste inzwischen überstanden sein. Immerhin ist nun fast eine Woche vergangen.“ Mit einer Hand strich Bilbo liebevoll über Thorins Unterarm. „Sein Fieber ist um einiges gesunken und er hat heute Nachmittag nicht gerade wenig geschwitzt. Ich habe den Verdacht, dass es bereits gebrochen sein könnte, aber bevor er aufwacht, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Und Óin vermutet dasselbe wie ich.“ Der Zwergenkönig sah aus, als wollte er zu dem Bett hinübermarschieren und sich selbst vom Zustand seines Neffen überzeugen, doch an der Art, wie Thorin seine Kiefer aufeinanderpresste und wie seine Finger zuckten, konnte Bilbo erkennen, dass er jenen Beschützerinstinkt unterdrückte, der allen Zwergeneltern zu eigen war. Bilbo verflocht ihre Finger miteinander und strich mit seinen viel kleineren Fingern über die rauen seines Auserwählten, bis sie sich unter dieser beruhigenden Geste langsam entspannten. Beide ignorierten Kílis aufgeregtes, erfreutes und sehr männliches Kichern, doch dass offenkundige Vergnügen des jungen Zwerges an der Zuneigung, die sein Onkel ihrem Meisterdieb endlich zeigte, war ein ständiger Quell des Ärgernisses für den älteren Zwerg. „Fíli wird wieder gesund, Thorin“, versicherte Bilbo ihm. „Du hättest mich nicht einmal mit Gewalt dazu bringen können, von seiner Seite zu weichen, wenn ich eine Veränderung zum Schlimmsten für möglich gehalten hätte.“ Thorin nickte und sah ein wenig beschämt aus, weil er Bilbos Hingabe an seine Neffen angezweifelt hatte, besonders nachdem er selbst Zeuge der hingebungsvollen Fürsorge geworden war, die Bilbo Fíli während der vergangenen Woche hatte zuteilwerden lassen. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, die einzige Vaterfigur im eben der Jungs zu sein, dass er sich in der Gegenwart ihrer Gefährten manchmal selbst vergaß und auch Balin, Dwalin und eben jener Hobbit, um den er warb, bildeten keine Ausnahme. Wäre Dís dabei gewesen, hätte sie ihm vermutlich einen Klaps auf den Hinterkopf dafür verpasst, dass er die Absichten der Personen in Frage stellte, die ihnen so nahe standen und so viel bedeuteten. „Ich weiß“, flüsterte der König. Gleich darauf drang ein müdes, aber glückliches Lachen aus der Küche an sein Ohr und ihre Gefährten bereiteten sich auf ein gutes Abendessen vor. „Ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass…“ „Sieh nur, sieh nur!“ Thorin sah hinunter und entdeckte Frodo vor seinen Füßen. Der kleine Hobbit grinste zu ihm hinauf und entblößte dabei eine neue und deutlich sichtbare Lücke zwischen seinen Vorderzähnen. Wie immer, wenn das Kind in der Nähe war, setzte Thorin seine Kraft sehr behutsam ein, als er sich hinunterbeugte, um den kleinen Jungen hochzuheben und seine große Hand nahm den Zahn entgegen, den Frodo ihm überreichte. „Ich habe einen Zahn verloren“, sagte Frodo. „Siehst du, genau hier oben.“ „Das hast du in der Tat“, verkündete Thorin und hielt den winzigen Zahn hoch, damit Bilbo und Kíli ihn betrachten konnten. „Weißt du, was Zwerglinge tun, wenn sie ihre Milchzähne verlieren? Sie bekommen eine zusätzliche Portion Nachtisch und dann machen sie aus den alten Zähnen eine Halskette. Ich glaube, meine Schwester hat Fílis und Kílis Milchzahnhalsketten immer noch.“ „Bekomme ich auch eine?“ „Dein Onkel würde sich, glaube ich, sehr darüber freuen“, erwiderte der König. „Sie symbolisieren für Eltern und Kind eine bedeutende Veränderung. Aber du musst mir alle geben, sobald du sie verlierst, denn sonst haben wir nicht genug für eine Halskette. Verstanden?“ Der Halbling nickte eifrig. „Ein anderer Zahn von mir wackelt auch schon. Siehst du? Ich habe versucht, ihn herauszuziehen, aber er steckt noch ziemlich fest.“ „Du musst ihn nicht herausziehen, Kleiner. Er wird herausfallen, wenn es an der Zeit dafür ist und dann können wir ihn auf die Kette auffädeln.“ „Ich wusste nicht einmal, dass einige seiner Zähne bereits wackeln“, seufzte Bilbo, worauf der Zwergenkönig mit seiner freien Hand sanft über seinen unteren Rücken strichen. „So früh schon…“ Plötzlich knabberte Kíli an Frodos Hand, was dem kleinen Hobbit einen überraschten Aufschrei entlockte und dazu führte, dass er dem bartlosen Zwerg einen Klaps auf die Nase verpasste. Mit einem albernen Jaulen ergriff Kíli den Halbling und rannte mit ihm davon, wobei er wieder und wieder lachte, dass er ein paar Zähne mehr für die Halskette besorgen würde und vielleicht auch ein paar für ein Armband. „Ich denke, nun ist ein Überfall auf den Prinzen fällig“, schlug Bilbo vor und warf den beiden Zwerglingen ein verschlagenes Lächeln zu. „Ist der König damit einverstanden?“ Thorin schaute in zwei vor Abenteuerlust blitzende Augenpaare. „Der König ist einverstanden. Schnappt in euch.“ Frisch und ausgeruht sprangen Dwina und Donel vom Bett herunter, um einem lachenden Prinzen und einem kreischenden Halbling hinterher zu jagen. Sie sprinteten geradewegs zwischen Bifurs gestreckten Beinen hindurch und der Zwerg schaute den Kindern überrascht hinterher, als sie aus den Gemächern rannten und in einem der Seitengänge des königlichen Flügels verschwanden. „Ausgerechnet vor dem Abendessen musste er sie ärgern“, seufzte Bilbo und ging zum Bett hinüber, um nach Fíli zu sehen, der inzwischen aufgewacht war. „Man könnte wirklich meinen, dass Kíli selbst noch ein kleines Kind wäre, so wie er sich manchmal benimmt.“ „Dafür kannst du unserer Mutter die Schuld geben“, erwiderte Fíli, der von Kissen gestützt aufrecht im Bett saß. „Sie hat ihn immer verwöhnt, weil er der Jüngste in unserer Familie ist.“ „Warum überrascht mich das nicht?“ murmelte der Hobbit. „Und nun lass mich eine Hand auf deine Stirn legen und nachsehen, wie das…ah! Du bist nassgeschwitzt! Das ist großartig! Thorin, sein Fieber ist endlich gebrochen!“ Im nächsten Moment  war der König bei ihnen und strich mit seinen schwieligen Händen über Fílis kühle Stirn, während Bilbo den alten Kräuterumschlag durch einen frischen ersetzte. Auch Óin erschien wenige Augenblicke nachdem er Neuigkeit erfahren hatte und sprach mit Bilbo über das Aussehen der Wunde und darüber, wie die weitere Behandlung des Prinzen aussehen sollte. Keiner der beiden schenkte Kíli und den Kindern, die erneut in den Gemächern herumtobten, auch nur die geringste Beachtung. „Wir werden ihm die Kräuterumschläge und Toniken noch mindestens eine weitere Woche verabreichen“, beschloss der Heiler. Er betastete die Wunde des Prinzen und drückte auf ihr herum, achtete dabei jedoch auf die Nähte, die er erst vor wenigen Tagen erneuert hatte. „Ich möchte in dieser Sache lieber ganz sicher gehen, denn ein Rückfall wäre das schlimmste, das passieren könnte.“ „Kann ich jetzt ein paar Muffins haben?“ „Bei Mahal, man könnte meinen, dass deine Mutter und ich dir nie etwas zu essen gegeben hätten, weil du ständig von diesen Muffins anfängst“, meinte Thorin und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Im nächsten Moment hörten sie ein lautes Krachen und einen Schrei hinter sich. „Außerdem bleibt abzuwarten, ob dein Bruder schon zu alt ist, um von mir übers Knie gelegt zu werden und eine lange verdiente Tracht Prügel zu bekommen. Kíli!“ „Ich war es nicht!“ „Das sagt er jedes Mal“, klagte sein Onkel. „Morgen back ich dir eine ganze Ladung davon, Fíli“, versprach Bilbo und half dem Prinzen behutsam, sich auf die Bettkante zu setzen. „Könntest du ihm aufhelfen, Thorin? Es wird seinen Muskeln und seiner Seele guttun, aus diesem Bett herauszukommen und an einem richtigen Tisch zu sitzen. Nicht wahr, Óin?“ Der Heiler nickte. „Achtet nur darauf, den größten Teil seines Gewichtes zu stützen und seid vorsichtig mit seinem Bein. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis Fíli wieder ohne fremde Hilfe laufen kann und ich habe von einem Schmied in den unteren Hallen bereits Krücken anfertigen lassen.“ Nachdem Fíli auf einen Stuhl gesetzt worden war und von Bombur einen Teller Suppe bekommen hatte, ging der Hobbit zu dem großen Balkon hinüber und öffnete die gläsernen Doppeltüren, um etwas von der frischen Herbstluft in die vom Kaminfeuer erwärmten Gemächer zu lassen. Nur einen Moment später bemerkte Bilbo, wie sich irgendetwas den Vordertoren des Erebor näherte. „Thorin?“ Sofort stand der König neben ihm und schlang einen seiner starken Arme um Bilbos Schultern, während der Hobbit versuchte, die Gestalten in der Ferne zu erkennen. Mit einem verwunderten Brummen beugte sich der König noch ein Stück weiter vor und gleich darauf verschwand sein sonst so verhaltener Gesichtsausdruck, um von einem erleichterten Lächeln abgelöst zu werden. „Meine Schwester ist endlich eingetroffen.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)