Pretty Boy von Serato ================================================================================ Kapitel 4: Teil 4- Normalität ----------------------------- Pretty Boy Teil 4 - Normalität Festen Griffes und Schrittes zieht sie mich immer noch hinter sich her. Sie ist stark, wie es sich für eine Kriegerin des Kaisers gehört. Ach, jetzt fange ich schon wieder mit diesem Quatsch an. Nein, natürlich ist sie keine Kriegerin! Ihre Kleidung sagt mir aber, dass es hier an der Schule einen Kendo Club gibt, oder sie ist ganz einfach verrückt. Scheinbar ziehe ich solche Leute seit neusten magisch an. Also wäre diese Variante denkbar. Ich schaffe es einfach nicht mich gegen sie zu wehren. Sie schüchtert mich ein mit ihrem Auftreten. Und was soll das eigentlich heißen, sie will mir noch mehr helfen? „Bitte lass mich los. Haruno und Shiba warten auf mich. Sie machen sich sicher schon sorgen.“ Ich lache mich innerlich aus für diese Bemerkung. Sie merken wahrscheinlich nicht einmal das ich nicht da bin. Der Igelkopf wird noch immer vor den Scharen kreischender Mädchen flüchten. Er ist jetzt schon ein echter Superstar. Auf ihn wartet eine rosige Kariere im Showbusiness. Shiba hingegen sitzt auf dem Dach, mit meiner mehr als üppig gefüllten Bentó Box und ringt mit sich, oder hat sich längst darüber hergemacht und verspeist all die niedlich angerichteten Snacks. Sie kommt zum stehen und mustert mich nachdenklich. „Takeo Shiba?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen nicke ich stumm. Sie kennt ihn? Abwechselnd sieht sie zu mir und in die Richtung in der sie mich zieht. Sie ringt mit sich und kaut auf ihrer Unterlippe. Nach einem Augenblick jedoch schüttelt sie fast unmerklich den Kopf. Sie hat eine Entscheidung gefasst und zieht mich weiter. Wir gehen durch eine schwere metallene Doppeltür. Sie führt in eine große Halle. Das Parkett ist auf Hochglanz poliert. Die Wände haben auf halber Höhe eine Holzvertäfelung. Sprüche wie „Erfolg“, „Stolz“ und „Innere Ruhe“ prangen auf großen Bannern an den Wänden. In einer Ecke der Halle steht eine viel zahl an Ausrüstungsutensilien, so wie eine Mehrzahl des bereits gesehenen Holzschwertes. Sie ist also doch nicht so verrückt wie befürchtet. Ein leises 'wow' kommt mir über die Lippen. In der Halle stehen noch drei weitere Krieger und Kriegerinnen des Kaisers. Verdammte Fantasie! „Was soll ich hier?“, stammle ich verlegen. Die drei bemerken uns und kommen breit lächelnd auf uns zu. „Mishiro-senpai! Wen hast du da mit gebracht?“; fragt das einzige Mädchen der drei. „Sie wird unsrem Club beitretn.“, bestimmt sie. Mir fällt die Kinnlade runter. Bitte was? Wann habe ich das denn entschieden? Überrascht und nach Worten suchend stottre ich vor mich hin, bekomme jedoch keinen klar verständlichen Satz heraus. Mishiro wendet sich mir ruckartig zu. Ich kann ihren Blick nicht deuten, er wirkt ernster als sie möchte denke ich. „Das sind Hidaki,...", sie zeigt auf einen groß gewachsenen Jungen mit weichen Gesichtszügen. Er wirkt wie ein sanfter Riese. „Kitazawa,...“, fährt sie fort und zeigt auf den zweiten Jungen. Ich stutze. Seine Augenbrauen sehen aus wie zwei dicke Nori Blätter. Sie lassen ihn wahnsinnig grimmig aussehen, selbst jetzt wo er lächelt. Ich muss unwillkürlich schwer schlucken. Nun zeigt sie auf das Mädchen. „Und Sakuragi. Sie is mit mir am längstn hier. Wir habn den Club gegründet. Ich bin Haruka Mishiro die Leiterin und Trainerin des Clubs.Wie heißtn du?“, erkundigt sie sich nun mit ihrem leichten Akzent. Ich zwinge mich zu einem schwachen lächeln. „Ich heiße Misaki Watanabe. Ich bin seit gestern an dieser Schule.“ Und habe mich definitiv für die falsche Schule entschieden! Ich wollte so weit weg wie möglich von meiner alten. Da hin wo mich hoffentlich keiner kennt. Kalifornien wäre mir lieber gewesen, aber weil mein Vater nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat, darf auch ich nicht länger bleiben. Und auf die schnelle eine willige Amerikanerin zu heiraten, um bleiben zu dürfen, kommt für uns nicht in frage. Für ihn nicht, weil er meine Mutter abgöttisch liebt und für mich, weil... ja, weil ich mit Frauen nichts anfangen kann. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. „Schön das du hier bist.“, sagt Sakuragi und reißt mich zurück in diese diffuse Situation. „Wir brauchen dringend neue Mitglieder, sonst müssen wir unseren Club schließen. Noch ein Mitglied und wir können wieder an Turnieren teilnehmen.“, strahlt sie mit engelsgleicher Sanftmut. Ich schmelze dahin. Sie ist wahnsinnig niedlich. Große Augen, kleine runde Nase, Haare wie Seide. Das perfekte Gegenstück zu Haruno. Wenn sie sich zusammen tun wären sie genauso erfolgreich wie Brad Pitt und Angelina Jolie, vor ihrer Trennung. Ich fasse mir unwillkürlich an die Brust. Da ist er wieder. Dieser Stich. Nicht das erste mal, dass ich ihn heute spüre. Wahrscheinlich bin ich einem Herzinfarkt nahe, bei dem was hier im Stundentakt mit mir geschieht. Ich will doch nur in meinen pinken Albtraum zurück und mich in mein Rüschen beladenes Bett kuscheln. Ich wette, ich könnte eine Woche durchschlafen, bei dem was mein Gehirn gerade alles verarbeiten muss. „Ähm... t... tut mir leid, aber... ich werde den Club nicht beitreten.“, schaffe ich es endlich auszusprechen. Ich sehe sofort drei enttäuschte Gesichter, nur bei Kitazawa bin ich mir nicht sicher ob es Enttäuschung ist oder Wut. Seine Augenbrauen verwirren mich. „Doch!“, bestimmt Mishiro und sieht mich ernst an. „Was? Nein, ich...“, setze ich an. „Du hast zu wenig Selbstbewusstsein.“, fällt sie mir ins Wort. „Kampfsport wird dir innere stärke geben. Die Mädchen werden dich nicht in ruhe lassen. Ich kenne sie. Du darfst dich nicht so herumschubsen lassen.“ „Aber du darfst das?“, ich strafe sie mit einem finsteren Blick. Sie stockt. Das erste mal, seit dem ich ihr begegnet bin, löst sie ihre Körperspannung und macht einen leichten Buckel während sie tief seufzt. Sie verharrt so und alle sehen sie erwartungsvoll an. Mishiro sieht zu mir auf von ihrer leicht gebückten Haltung. Ihr Gesicht wirkt weniger streng als eben. Sie hebt eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen und sagt, „Überleg es dir wenigstns. Es kommt uns beidn zu gute. Wir gewinnen ein weiteres Mitglied und du wirst Selbstbewusster. Das könnt dir wirklich nich schaden.“ Ich nicke stumm. Ich sehe in ihren Gesichtern ihre Hoffnung. Sie werden schließen müssen, wenn sie nicht noch zwei Mitglieder finden. Das ist schade, aber den Teufel werde ich tun und mich in der Mädchen Umkleide umziehen! Mit mir sollten sie besser nicht rechnen. Wir verabschieden uns von einander und Mishiro begleitet mich mit raus. Sie sieht in die Ferne und sagt kein Wort. Ihr Rücken ist wieder gerade und gestreckt. Eine stolze Kriegerin steht hier neben mir und möchte, dass ich ihrer Armee beitrete. Aber selbst wenn diese Verkleidung nicht wäre, würde ich mir diesen Sport zutrauen? Ein wenig Selbstbewusstsein wäre nicht schlecht, aber das lässt sich nicht so schnell aufbauen wie zerstören und wenn mich eins die letzten Jahre gelernt habe, dann traue niemandem. Selbst deine angeblichen Freunde können sich gegen dich stellen. Mein Blick wird finster. Es schmerzt an die vergangene Zeit zu denken. Ich will nie wieder so leiden müssen. Ich muss mich selber davor schützen, die selben Fehler erneut zu begehen. „Ich erwart deine Antwort zu Morgn.“, sagt sie ruhig und mustert mich mit einem für mich undefinierbaren Blick. Sieht sie mir meine Gedanken an? „Misaki-chan!“, schreit eine mir vertraute Stimme. Mein Herz macht einen Sprung. Vor Schreck? Ungläubig schaue ich in die Richtung des Rufes und sehe Haruno und Shiba auf mich zu rennen. „Verdammt Liebes! Jag uns nicht so einen Schrecken ein. Takeo hat mir erzählt was los ist. Wir haben dich überall gesucht.“, keucht er völlig außer Atem. Schweißtropfen laufen seine Schläfe herunter. Mir schießt die Hitze in den Kopf und meine Wangen werden leuchtend rot. Ich senke meinen Blick. Das ist mehr Sexappeal als ich vertragen kann! Schwer schluckend deute ich auf meine Retterin neben mir. „Das ist Haruka Mishiro. Sie hat die Mädchen verjagt.“ Haruno wendet sich sofort an sie und legt sein unwiderstehliches lächeln auf. „Danke, dass du unserer Freundin geholfen hast. Misaki-chan ist noch neu hier, wäre toll wenn du auch weiterhin ein Auge auf sie hast.“ Er greift nach ihrer Hand und will seinen Prinzen Kuss vollziehen, doch sie zieht ihm die Hand weg. Mit weit aufstehendem Mund betrachte ich diese Szene ungläubig. Es gibt tatsächlich jemanden der seinen Charme nicht erliegt. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Was für eine Willenskraft. „Das werde ich, wenn sie sich dem Kendo Club anschließt.“, während sie das sagt sieht sie nur mich an. Beklommen senke ich meinen Blick. Haruno wirkt wie vor den Kopf gestoßen. Das ist ihm wohl noch nie passiert. Er bemüht sich sichtlich um Fassung und räuspert sich. „Nun, dazu wird sie sicher keine Zeit haben, weil sie viel Lehrstoff auf zu holen hat, aber trotzdem danke.“ „Das ist immer noch ihre Entscheidung und nicht deine.“, erwidert sie kühl. Wieder stutzt er. Wow. Ich bin genauso sprachlos, wie das angehende Teenie Model mit seinem angekratztem Ego. Er bemüht sich seine freundliche Maske bei zu behalten und zum ersten mal bemerke ich, dass ich ihn noch nie nicht lächelnd gesehen habe. Das muss doch anstrengend sein immer zu lächeln. Ich dachte er wäre einfach dauerhaft gut drauf, er hat genug gründe dafür, aber kann es sein, dass das nur Show ist? Ich lege meinen Kopf schief und beobachte ihn. Shiba stupst mir auf die Stirn. „Wenn du zu viel nachdenkst, bekommst du Falten.“, seine Stimme ist sanft und lässt mein Trommelfell vor entzücken vibrieren. „Drei gegen ein erschien mir sehr unfair. Da hab ich Haruno geholt. Ich hoffe das war okay. Ich habe mir sorgen gemacht. Geht es dir wirklich gut?“ Er legt seine Hände auf meine Schultern, beugt sich dicht zu mir herunter und sieht mir in die Augen. Die Wildtier gleichen Augen funkeln mich lauernd an hinter seinem Zottelpony. Ich spüre wie die Härchen in meinem Nacken sich aufstellen. Er hat sich sorgen gemacht? Um mich? Warum? Ein wohliger Schauer durchflutet mich. Er hat sich um mich gesorgt. Um mich. Warum ist egal. Aber das hat schon lange keiner mehr außerhalb meiner Familie getan. Und wenn ich in seine unglaublichen Augen sehe, sehe ich das er es wirklich ernst meint. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und bilden zwischen ihnen selber leichte Fältchen. Den Kopf leicht schief gelegt. Seine Hände noch immer auf meinen Schultern ruhend. „Misaki... du weinst ja...“, keucht er überrascht. „Was?“, wundere ich mich und fasse mir an meine Wangen die tatsächlich ein wenig feucht sind. Wie peinlich! Als Mann in meinem alter noch zu heulen! Noch bevor ich ihm oder mir eine Erklärung bieten kann, drückt er mich fest an sich. Ich schnappe überrascht nach Luft. Ich stehe hier in Shibas Armen. In seinen Armen! Der sonst so schüchterne und zurückhaltende, sich immer sorgen machende Shiba, springt über seinen Schatten und umarmt mich. Dabei ist er doch derjenige der Mädchen immer auf Abstand hält, laut Harunos Dauerkommentarschleife. Eine Hand ruht zwischen meinen Schulterblättern und die andere auf dem Bündchen meines Rocks. Meine Nase reibt an dem dünnen Baumwollstoff zwischen seiner Brust. Ich richte seinen Schweiß. Er riecht so gut. Ich schließe meine Augen für einen Moment und nehme diesen Geruch in mir auf. Es riecht süßlich. Ich vergrabe meine Finger in seinem Hemd. Ich war noch nie einem Mann so nahe. Er ist so warm. Mein ganzer Körper kribbelt wie wahnsinnig und in meinen Lenden zieht es angenehm. Ich sende ein Stoßgebet in den Himmel, dass mein Unterleib sich nicht zu selbstständig macht. Wie sollte ich mich da je raus reden?! Schweren Herzens drücke ich mit meinen Händen gegen seine Brust und er lässt wirklich locker. Sein Blick ist jedoch nicht weniger besorgt. Meine Hände ruhen noch immer auf seiner Brust. Ich schaffe es nicht mich ganz von ihm zu lösen. Mein inneres ich jault auf, 'Wie kannst du ihn nur weg drücken? So was passiert dir nie wieder! Nimm jede Zärtlichkeit von ihm an die du kriegen kannst!' Ich rüge sie dafür. Sage mir wie ein Mantra, 'Du bist ein Junge in Mädchenkleidern. Du wirst sie und dich selbst verletzen wenn du sie zu nah an dich ran lässt!' Ich atme tief durch und ziehe zitterig meine Hände von ihm. „Tut mir leid.“, sage ich schwach. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ihr euch sorgen macht.“ Ich schaffe es nicht in sein Gesicht zu sehen. Wahrscheinlich würde ich sofort wieder in seine Arme springen, wenn ich noch einen Blick in seine wundervollen Augen werfe. Aber wir sind auch nicht allein. Ich wende mich den anderen beiden zu, die mit offen stehenden Mündern uns anstarren. Ein wenig blass um die Nase und völlig regungslos. Ich werde tief rot. Denn für einen kurzen Moment hatte ich wirklich alles um mich vergessen. Er vielleicht auch, was eine passable, wenn auch keine befriedigende Antwort auf mein immer wieder hallendes 'Warum tust du das?' ist. Allerdings könnte ich mir die Frage selber auch immer wieder stellen. Ich weiß doch wie es letztes mal ausging. Es tut heute noch weh wenn ich daran denke. Was vermutlich mit ein Grund meiner Tränen war. Mir wird bewusst wie ich nervös an meinem Rock zupfe. Wie bringe ich nur wieder Normalität in diese Situation? Obwohl normal hier wohl gar nichts mehr ist. Eine Kriegerin des Kaisers, ein angehendes Teenie Model, ein lauernder Panther und mitten drin das total verkorkste Mädchen mit Zauberstab. Tadaa! Ich könnte mir die Hände vors Gesicht schlagen bei dem Gedanken. Meine kleine Schwester hat recht, manchmal bin ich echt peinlich. „Wir sollten zurück, es klingelt gleich.“ Shiba ist derjenige, der uns in die “Normalität“ zurück führt, mit einem prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Die sieht ziemlich schwer aus. Wir verabschieden uns von Mishiro. Sie erinnert mich an morgen, wirft Haruno einen vernichtenden Blick zu, aber Shiba... was ist das? Obwohl sie ein Mädchen ist und ich verdammt gut darin bin ihre Gefühle und Stimmungen zu deuten, ist sie für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Es ist nicht das erste mal, dass ich nicht erkenne was in ihr vor geht. Das muss an ihrer stählernden Willenskraft liegen, dass sie sogar Harunos Charme widerstehen kann. Schaffe ich das auch wenn ich ihrem Club beitrete? Zurück im Klassenzimmer kommt auch gleich der Lehrer herein. Nach der obligatorischen Begrüßung geht es mit dem Unterricht los. Englisch. Endlich etwas das ich kann und ich genieße das kleine bisschen mehr Normalität das sich mir bietet. Ein Blick zur Seite lässt mich schmunzeln. Ich sehe förmlich die riesigen Fragezeichen über den Köpfen der beiden. Sie sprechen sich gegen seitig ab, bevor sie mir ihr Ergebnis stolz präsentieren. Wie Kinder die über beide Wangen strahlen, weil sie einen Frosch gefangen haben und nun total verdreckt vor den Eltern stehen. Ich lobe sie, auch wenn das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit nicht ganz richtig ist, aber wer will schon kleinlich werden, wenn die beiden sich so schön freuen. Belustigt beobachte ich sie. Ich merke wie sich mein Gesicht zu einem entspanntem lächeln formt. Ich werde wehmütig, wenn ich die beiden so sehe, aber eine mir unbekannte wärme schlingt sich mit um mein Herz. Muss schön sein, wenn man so eng miteinander befreundet ist. Immer wieder fragen sie mich statt dem Lehrer. Zu recht, denn ich merke, dass sogar ich dem Lehrer noch was beibringen kann. Seine Aussprache ist grässlich. Aber der Gedanke daran, dass ich vor einem Jahr in Kalifornien so mit Michael redete lässt mich erneut schmunzeln. Er hatte bestimmt große Probleme mich zu verstehen. Sehnsüchtig seufze ich auf. Michael... ich muss dringend mal wieder mit ihm Skypen. Nach dem Klingeln höre ich viele stöhnende Stimmen. Sie sind alle froh das Englisch vorbei ist. Haruno rennt an mir vorbei, ohne ein Wortwechsel. Das übliche Spielchen beginnt von vorn. Ist das die neue “Normalität“? Frage ich mich und sehe zu Shiba. Meine Wangen werden warm. Sofort schießt mir wieder seine Umarmung in den Sinn. Er wollte dich nur trösten du Idiot! Mach nicht mehr aus der Sache, als es ist! Zeter ich mit mir. Er kommt auf mich zu und ich zucke unweigerlich zusammen. Verdammt! Mach es doch noch offensichtlicher, dass dir das unangenehm ist! Schimpfe ich weiter mit mir. Aber ist es das wirklich? Oder hofft mein Körper nur auf mehr? Tja Pech! Er hält mich für ein Mädchen und das wird der Schock seines Lebens, wenn er meinen Zauberstab findet. Ein gequältes lächeln liegt in meinem Gesicht. Manchmal hasse ich meine Gedanken. „Alles in Ordnung?“, ich höre seine Besorgtheit heraus. „Mach dir keine sorgen um mich, ich hab nur einen Bärenhunger!“, lächle ich ihn gezwungen an. Ich sehe, dass ihn das nicht überzeugt. Doch wir gehen. Auf unseren Platz, der offengestanden unerträglich heiß ist. Ich ächze unter der Sonne. Das ist die einzige Situation in der ich den Rock in den höchsten tönen lobe. Ich spüre jedes kühle Lüftchen, dass ich mit dem größten vergnügen empfange. Ich setze mich im Schneidersitz und breite das Essen vor mir aus. Meine Mutter hat viel zu viel eingepackt und ich ahne warum. „Bedien dich.“, gestatte ich ihm also, denn ich sehe, dass er nicht mehr als eine Wasserflasche bei sich hat. Er reagiert nicht. „Keine falsche Bescheidenheit! Gestern hättest du mir doch am liebsten auch alles weg gefuttert.“, lächelnd sehe ich zu ihm hoch. Er starrt mich an, mit hoch rotem Kopf. Die Hitze scheint ihm auch nicht zu bekommen. „Ich darf mich... bedienen?“, raunt er heiser und schluckt. Er kniet sich langsam vor mir und dem essen hin. Seine Augen wandern vom essen hoch zu meinen. Ich sehe einen ungezähmten Schleier in ihnen. Der Panther zeigt sein Gesicht und ein angenehmer Schauer durchflutet mich. Es prickelt bis in die Fingerspitzen. Was macht er nur mit mir? Ein Blick und ich gerate völlig aus der Fassung. Haruno reißt freudestrahlend die Tür zum Dach auf und bekommt den Hammer der Hitze ab. Ich sehe ihn förmlich zu Boden sinken und ächzen. „Setz dich anders hin. Das bringt Ren nur auf dumme Gedanken.“, rät mir Shiba sich räuspernd abwendend, als er seinen Freund sieht, der fix und fertig auf uns zu kriecht. Ich schaue an mir runter. Stimmt, ein Schneidersitz ist keine gute Wahl für einen Rock. Alles wichtige ist verdeckt, aber er ist doch recht hoch gerutscht. Es ist eben erst mein zweiter Tag als Frau. Ich setze mich auf meine Knie, die Beine aneinander gedrückt, aber nicht zu fest das wichtige “Dinge“ abgeklemmt werden. Ich muss wohl bei meiner Mutter Unterricht nehmen wie sich ein Mädchen verhält. „Ach Misaki-chan...“, ächzt er weiter. „Meine Rettung!“ Zitterig streckt er die Hand aus und greift sich einen zwinkernden Onigiri mit Pflaumenmus Füllung. Und jemand muss ihm Manieren bei bringen, kicher ich leise. „Das ist aber kein gutes benehmen, dass du hier an den Tag legst. Man fragt schließlich erst bevor man sich bedient.“, spiele ich empört, doch es fällt mir schwer ein grinsen zu verkneifen. Er wird hellhörig und sieht gequält zu mir auf. „Oh liebste Misaki. Verzeih mir mein Fehlverhalten.“, spielt er mit und küsst mehrmals mein Handrücken. „Wie kann ich mein schlechtes benehmen nur je wieder gut machen?!“, sagt er zwischen den küssen. „Schon gut! Schon gut! Es ist dir verziehen.“, lache ich nun. Es tut gut zu lachen. Es ist lange her. Mir wird dabei ganz warm ums Herz. Fühlt sich so Freundschaft an? Ende von Teil 4 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)