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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 87 - Phantom

Turn 87 – Phantom

 

 

Irritiert kratzte sich David an der Stirn. „Ich habe zwar keine Ahnung, wovon du da sprichst, aber du bist auf einmal ziemlich sauer, also …“

Sein Blick festigte sich, als er sagte: „… benutze ich schnell [Nekroz Of Trishulas] Effekt, ehe das hier noch ausartet! Wenn er beschworen wird, verbannt er eine Karte in deiner Hand, in deinem Friedhof und auf deinem Feld! Da du nur eine Handkarten hast, wähle ich die, deinen [Evigishki Soul Ogre] auf dem Feld und den [Gishki Aquamirror] in deinem Friedhof als Ziel!“

Der blanke Schrecken stand Valerie im Gesicht geschrieben, als das Monster ihres Gegners dessen Eisschwert nach vorne richtete und einen gewaltigen Schneesturm damit entfachte. Dieser riss ihre Amphibie förmlich auseinander. Ein Lichtblitz schoss aus ihrem Ablagestapel, wodurch der Ritualzauber ausgestoßen wurde. Dabei ließ die Schwarzhaarige noch ihre Handkarte los, die in der Dunkelheit davon flog.

„Nein!“, keuchte Valerie entsetzt.

 

Plötzlich stand sie nur noch mit einem verdeckten Monster da. Ohne einen ihrer [Gishki Aquamirror] war es nun viel schwerer, noch weitere Ritualbeschwörungen durchzuführen. Ihr gegenüber auf dem schimmernden Pfad mitten in einer vom Weltall symbolisch geprägten Umgebung, stand der junge Mann mit festem Blick. Vor ihm verharrte der rothaarige Krieger [Nekroz Of Trishula], von dessen Rücken sich Schwingen ganz aus Eis erstreckten.

 

Nekroz Of Trishula [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

Jene beiden waren von einem goldenen Energiekäfig eingeschlossen, der von Davids permanentem Zauber [Ritual Cage] ausging. Genau wie Valerie hielt auch der Bursche mit einer blau gefärbten Haarsträhne im Pony keine Karten mehr auf der Hand und ebenso wenig lagen bei beiden Spielern verdeckte Karten in Reserve. Die letzte Gemeinsamkeit zwischen ihnen war der kritische Lebenspunktestand.

 

[Valerie: 300LP / David: 600LP]

 

Valerie, die immer mal wieder an ihrem Gegner vorbei zum Sammler sah, der einige Meter entfernt auf dem Pfad zusammengebrochen war, konnte ihre Gedanken kaum noch beieinander halten. Ihr Gegner, er spielte wie ihr alter Lehrmeister! Kannte er ihr ihn? Waren sie sogar verwandt? Oder war das alles vom Sammler geplant um sie zu verwirren? Aber selbst er hätte nicht ahnen können, dass sie sich eines Tages seinem Diener gegenüberstellen würde. Oder doch?

Wusste der Sammler um die Tatsache, wie sehr sie den Menschen vermisste, der ihr vor Jahren ihr volles Potential eröffnet hatte? Der eines Tages einfach verschwunden war? Diese Karten zu sehen, die den seinen so ähnelten, nahm sie mehr mit als es eigentlich sollte …
 

„Angriff!“, befahl David in der Zwischenzeit. „Vernichte ihr verdecktes Monster! Zero Kill!“

Die eisigen Schwingen von sich streckend, stieß sich der gealterte Rotschopf Shurit vom Boden ab und flog geradewegs auf Valeries Monster zu, dessen Karte herum wirbelte und eine kniende, blauhaarige Priesterin mit Zepter in der Hand offenbarte.
 

Gishki Ariel [ATK/1000 DEF/1800 (4)]

 

Als die kleine Hexe den Schwerthieb parierte, wurden ihre schwarze Robe und der gleichfarbige Spitzhut in Windeseile von einer dünnen Eisschicht überzogen. Ihre Haut verfärbte sich blau und einen Moment später zerbrach sie wie eine Skulptur in tausend Teile.

Valerie schnappte: „[Gishki Ariels] Flippeffekt aktiviert sich jetzt. Wird sie aufgedeckt, erhalte ich ein beliebiges Gishki-Monster von meinem Deck.“

Nur wusste die Schwarzhaarige nicht, welches sie überhaupt wählen sollte. Ein einzelnes Monster konnte das Blatt nicht wenden. Alles hing entsprechend von der nächsten Karte ab, die sie zog, doch aufgrund der Tatsache, dass sie selbst mit einer zweiten Karte wenig bewirken können würde, musste sie jetzt gut überlegen. Fakt war, dass sie an David vorbei musste. Das wollte sie mit Anyas Karte, [Moulinglacia The Elemental Lord], erreichen, welche ihren Gegner nur für einen Moment einfrieren sollte, damit sie ungehindert dem Sammler den Gnadenstoß versetzen konnte. Um diese Kreatur jedoch beschwören zu können brauchte sie fünf Wasser-Monster in ihrem Friedhof und die hatte sie nicht. Dabei helfen könnte ihr zum Beispiel [Gishki Noellia], doch ihr Effekt war zu riskant und es war auch nicht gesagt, dass sie Moulinglacia überhaupt im nächsten Zug zog.

„Langsam wird die Luft dünn für dich“, lachte ihr Gegner vergnügt.

„Ruhe, ich muss mich konzentrieren!“, fuhr Valerie ihn daraufhin ungehalten an.

Nein, sie konnte sich hier nicht auf Glück verlassen. Die Gishkis konnten sehr vorausschauend arbeiten und so etwas brauchte sie jetzt! Sie musste eine Karte in ihrem Deck finden, die David aufhalten konnte!

„Ich wähle [Gishki Mollusk]!“ Sofort wurde die Karte von ihrem Deck ausgeworfen und von ihr aufgenommen. „Ich nehme an, dein Zug ist jetzt beendet?“

Ihr Gegenüber nickte knapp.

 

„Gut. Draw!“ Schwungvoll zog Valerie auf und betrachtete den gezogenen Zauber, platzierte ihn neben ihre [Gishki Mollusk]-Karte.

Wenn jenes Monster auf den Friedhof gelegt wurde, konnte sie die obersten drei Karten ihres Decks betrachten und neu anordnen, die unerwünschten gar unterhalb des Decks legen. Das Problem war nur, dass eine Monsterbeschwörung von David ausreichen würde, um es endgültig zu beenden. Und ihre Zauberkarte [Salvage] konnte ihr dabei nicht helfen. Was sollte sie tun?

Die Antwort war simpel. „Ich setze eine Karte verdeckt und beschwöre [Gishki Mollusk].“

Ihre Zauberkarte erschien mit dem braunen Rücken nach oben vor ihr, ebenso wie ihre säbelschwingende Unterwasserkreatur. Während der dunkelbraune Körper humanoid war, saß auf dem Hals tatsächlich kein Kopf, sondern eine Muschel mit spitzen Zähnen und blauen, pupillenlosen Augen.

 

Gishki Mollusk [ATK/1700 DEF/900 (4)]

 

„Zug beendet“, kündigte die Schwarzhaarige selbstbewusst an und verschränkte die Arme.
 

„Im Angriffsmodus?“, wunderte sich David leise, als er mit großen Augen aufzog.

Valerie entgegnete nichts darauf. Sie hoffte, dass er ihren Bluff nicht durchschauen würde. Wenn er sie wirklich so gut kannte wie es bisher den Anschein hatte, würde er Vermutungen anstellen, welche Karte sie gesetzt hatte. Und hoffentlich bei [Poseidon Wave] ankommen, welche einen Angriff gegen ihn richten und seine Lebenspunkte auslöschen würde.

Nachdenklich betrachtete der junge Mann seine gezogene Karte und sah dann auf. „Also, uhm …“

Dank ihrer angestauten Wut fiel es Valerie zum Glück nicht schwer, ihre kämpferische Miene aufrecht zu erhalten. Sie hatte noch nie so waghalsig geblufft. War ihr Herzschlag zu hören? Wenn ja, würde er sie verraten.

„Uhm“, stammelte David aber weiter, „das ist eine Falle, schätz' ich. Ich denke, ich passe erstmal.“

 

Obwohl Valerie am liebsten aufatmen würde, musste sie sich dies fürs Erste verkneifen. „Draw!“

Wieder zog sie schwungvoll ihre Karte, die sie, als sie sie erblickte, sofort aktivierte. „Zauberkarte [Pot Of Desires]! Zwar kostet es mich zehn Karten meines Decks, die verdeckt verbannt werden, dafür darf ich aber auch zwei weitere ziehen.“

Es war eine äußerst riskante Karte, deren Timing stimmen musste. Aber Valerie musste sie jetzt aktivieren, selbst wenn es bedeutete, potentiell gute Karten zu verlieren. Blieb nur zu hoffen, dass Moulinglacia nicht unter ihnen war.

Gleich einen ganzen Stapel an Karten nahm sie von ihrem Deck und schob diese in den Schlitz der Verbannungszone. Danach zog sie zweimal hintereinander auf und betrachtete die neuen Karten, welche sie zumindest für den Moment mit neuer Zuversicht erfüllten.

Mit einem berechnenden Lächeln auf den Lippen verkündete sie: „Verdeckte Karte aktivieren, [Salvage]! Damit erhalte ich zwei Wasser-Monster mit maximal 1500 Angriffspunkten von meinem Friedhof!“

Der Zauber klappte auf und Davids Kinnlade hinunter. „Ein Bluff!? Ich dachte schon-!?“

„Das solltest du auch“, erwiderte Valerie eiskalt und nahm [Gishki Ariel] und [Gishki Shadow] von ihrem Friedhofsschacht in ihr Blatt auf.

Jenes betrachtete sie noch einmal. Binnen eines Zuges war es auf vier Karten angestiegen. Sie hatte wirklich glücklich gezogen. Ein wehmütiges Lächeln zierte ihre Lippen, das jedoch schwand, als sie die Monsterkarte ganz am Rand ergriff. „Du hast auf dich warten lassen.“

Als sie jene auf ihre hellblaue Duel Disk legte, fragte David mitfühlend: „Alles in Ordnung? Du siehst auf einmal so traurig aus.“

Der Pfad vor Valerie gefror zu einer einzigen Eisschicht. Sie antwortete: „Dieses Monster hat mir jemand sehr Wichtiges geschenkt, kurz bevor er verschwunden ist. Es ist das erste Mal, dass ich es einsetzen kann. Erscheine, [Lyza The Ice Mistress]!“

Aus dem Eis schoss die Eisskulptur einer jungen Frau, welche sich tatsächlich in einen Menschen verwandelte. Pink war ihr bis zum Boden reichendes Haar, hellblau sowohl ihre Robe, als auch der Schleier auf ihrem Kopf, welcher mit dem Wappen der Eisbarriere, einem Sechsecks mit blauem Stein in der Mitte, bestickt war. Nicht nur zeichnete sie eine unbestreitbare Schönheit aus, wie sie kämpferisch mit einer Eispeitsche in der Hand da stand, nein, sie ähnelte Valerie dabei in gewisser Weise.

 

Lyza The Ice Mistress [ATK/800 DEF/800 (2)]

 

David blinzelte verdutzt. „Lyza? Ist das nicht die Schwester von Reese in-!?“

Als sie den Schrecken in seinen Augen sah, konnte Valerie sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. Sie streckte den Arm in die Höhe. „Ich stimme meine Stufe 2-Lyza auf mein Stufe 4-[Gishki Mollusk] ein!“

Die junge Frau sprang schreiend in die Luft und verwandelte sich in zwei grüne Lichtringe.

Valerie zitierte: „Wisdom and courage, hidden underneath an impenetrable armor!“

Ihr Muschelkrieger zerplatzte anschließend in vier grüne Sphären, die nacheinander die beiden Ringe passieren. „Come forth, beast of justice! Synchro Summon!“

„Oh verdammt!“, fluchte David, als ein greller Lichtblitz durch die Ring schoss.

 

~-~-~

 

Die Art, wie Gardenia diesen einen Satz aussprach, bescherte Anya einen kalten Schauder über den Rücken. Sie war allein, gefangen in diesem endlosen, weißen Raum, durchzogen von goldenen Linien, die Decke und Boden in Kacheln unterteilten.

Und diese Hexe sagte tatsächlich: „Weil es für dich nie einen Platz in jener Welt gab.“

Das äußerlich ziemlich angeschlagene Mädchen wollte etwas Beleidigendes zurückkeifen, doch etwas hielt sie zurück. Die Furcht, was diese Worte bedeuten könnten. Bisher war sie nur davon ausgegangen, dass Kali sich wegen irgendetwas an ihr rächen wollte. Nichts weiter Ungewöhnliches. Was aber, wenn … nein! Gar nicht daran denken, mahnte sie sich. Überhaupt nicht darüber nachdenken, denn das war immer noch ihre Feindin, die -natürlich- versuchen würde, sie mit irgendwelchen scheinheiligen Worten aus dem Takt zu bringen!

 

Anstatt sich durch wütende Worte angreifbar zu machen, erwiderte Anya selbstbewusst: „Ich glaube daran, dass jeder Mensch sich seinen Platz in der Welt selbst schaffen muss.“

„Und das versuchst du mit aller Kraft.“ Die brünette Hexe in weißer Robe, von deren Schultern ein grauer Umhang herabhing, lächelte besonnen. „Durch deinen Traum, die Duel Queen zu werden.“

„Yeah, na und?“

„Sag mir, Anya Bauer, ist es dir gelungen?“

Verwirrt neigte die Blonde den Kopf zur Seite. „Was ist mir gelungen?“

„Dich selbst davon zu überzeugen, dass du damit deine Existenz begründen kannst.“

Wirklich etwas anfangen konnte Anya mit der Frage nicht. „Mein Leben besteht nicht nur aus diesem Traum, falls du das meinst.“

„Aber er treibt dich an“, entgegnete Gardenia, „aber wie kann dich etwas antreiben, das dir keinerlei Freude bringt?“

Ihre Widersacherin fuhr zusammen. „W-was soll das jetzt heißen?“

„Duel Queen zu werden, die stärkste Duellantin von allen, bedeutet einen eisernen Willen zu besitzen, jeden Herausforderer zu bezwingen, keinerlei Schwäche zu zeigen.“ Gardenia betrachtete Anya nachdenklich. „Aber es heißt auch, am Duellieren Freude zu empfinden, denn das ist das Handwerk einer Duel Queen. Etwas, das dir fehlt.“

„Was!?“, polterte Anya. „Natürlich macht mir Duel Monsters Spaß!“

Bezweifelnd schüttelte ihre Gegnerin den Kopf. „Ist das so? War der Legacy Cup für dich Vergnügen oder eine Zerreißprobe? Kannst du mir sagen, wann du zuletzt ein Duell richtig genossen hast?“

 

Sofort öffnete Anya den Mund um die Behauptung zu widerlegen, gelang dann jedoch ins Schleudern, als ihr tatsächlich kein wirklich gutes Duell einfiel. Die ganzen Kämpfe während des Turniers waren alle nur darauf ausgelegt gewesen, Claire Rosenburg gegenüber zu stehen. Und davor war sie auch permanent in irgendetwas verwickelt gewesen, bei dem etwas auf dem Spiel stand, ob nur eine Kleinigkeit oder etwas Wichtiges wie ihr Leben.

So stand sie da, der Hexe gegenüber, um eine Antwort verlegen. Das Duell mit Redfield damals während der Abschlussfeier fiel ihr schließlich ein, aber das war fast ein Jahr her!

 

„Du musst nicht antworten“, sagte Gardenia schließlich, „jede Existenz strebt danach, fortzubestehen, ob sie nun sein soll oder nicht. Träume sind nur Nebeneffekte.“

War mit Existenz sie gemeint, fragte sich Anya verwirrt. Sah diese Frau in ihr nicht einmal einen Menschen, sondern nur irgendein Ding?

„Warum willst du, dass ich ausgelöscht werde!?“, fragte sie mit einem Hauch Verzweiflung.

So einem Gegner hatte sie noch nie gegenüber gestanden. Alle anderen vor ihr hatten sie … anerkannt, aber bei Gardenia war es anders, auch wenn Anya selbst nicht genau beschreiben konnte, was sie so sehr irritierte.

„Ich? Sagte ich nicht bereits, dass meine Einstellung dazu irrelevant ist?“

„Ja, du kämpfst für Kali, das habe ich kapiert! Aber wieso bin ich in deinen Augen jemand, der gar nicht existieren dürfte!?“

Wieder dieser mitleidige Blick. „Als du mir meine Frage nicht beantworten konntest, fandest du es da nicht wesentlich schmerzhafter, gar keine Antwort zu haben, als sie einfach ehrlich zu verneinen?“

Sie hätte sehr wohl antworten können, dachte Anya stur.

„Ich würde dir gerne mehr über dich erzählen, aber ich habe versprochen, dies zu unterlassen. Die Wahrheit ist: Ich bin froh, nicht über dein Schicksal entscheiden zu müssen. Mich jetzt gegen dich zu duellieren ist meiner Neugier geschuldet, mehr nicht.“
 

„Gut für dich, denn wenn jemand dabei das Sagen hat, dann sowieso nur ich!“ Anya griff nach ihrem Deck und zog voller Schwung auf. „Draw!“

Bloß nicht verunsichern lassen, mahnte sich Anya. Dieses ganze Geschwätz schindete nur Zeit, Zeit, die in der Außenwelt wie im Flug verging!

Neben ihrem weißen [Gem-Tiger] lag eine verdeckte Karte zu ihren Füßen.

 

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

 

Die zwei Ritter Malachite und Pyrite in den hellblauen Lichtsäulen links und rechts neben ihr bildeten ihren Pendelbereich. Beide waren von einem leichten Schimmer umgeben, dessen Ursprung die [Gem-Knight Fusion]-Karte in ihrer Hand war, welche den blau-grünen und den weißen Schildritter vor Zerstörungseffekten bewahrte, solange sie ihren Zauber nicht benutzte.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Gegenüber bestand Gardenias Feld aus ihrem mächtigen, violett-beschwingtem Dämonenwesen, der in seiner Form einer Motte ähnelte, wenn man den langen Schweif außen vor ließ. Neben einer verdeckten Karte und ihrer permanenten Zauberkarte [Void Vanishment] besaß sie auch noch den Spielfeldzauber [Void Expansion], der für die düsteren Flammenansammlungen verantwortlich war, die hier und da in der Luft hingen.

 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 DEF/3000 (10)]

 

Anya wusste, dass sie nicht mehr lange so weitermachen konnte. Denn selbst wenn sie Onuncu zerstörte, würde er nur zurückkehren und all ihre Monster auslöschen. Sie musste mit einem gebündelten Angriff zuschlagen und es nicht mehr dazu kommen lassen!

 

[Anya: 1000LP / Gardenia: 3300LP]

 

Erst jetzt betrachtete Anya die Karte in ihrer Hand. Und was sie erblickte, führte augenblicklich zu neuer Entschlossenheit. Bestimmend richtete sie den rechten Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“

Sie dachte an Othello, der diesen Spruch stets benutzte, um seinen Odd-Eyes zu rufen. Auch er hatte sich trotz der Umstände nicht von seinen Gefühlen mitreißen lassen. Irgendwann würde sie sich wieder mit ihm duellieren und von ihrer 'Pitchest Black List' streichen!

Über ihr öffnete sich ein blaues Portal, umschlossen von dutzenden Lichtellipsen. „Pendulum Summon! Aus meinem Extradeck rufe ich [Gem-Eyes Value Dragon] im Angriffsmodus!“

Ein einzelner roter Blitz schoss aus der Öffnung und schlug vor ihr ein. Aus der Rauchwolke erhob sich der rote Drache in goldener Rüstung.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

Anya kniff die Augen fest zusammen. Sie würde mit allem was ihr zur Verfügung stand kämpfen!

„Ich schicke ein Licht-Monster von meinem Deck auf den Friedhof“, rief sie lautstark, nahm ihr Deck aus der Fassung und zeigte den [Alexandrite Dragon] daraus hervor, „um es als Empfänger-Monster auf meinen [Gem-Tiger] einzustimmen!“

Hinter ihr schoss ein großer, goldener Ring in die Luft, von dem sich vier weiße Federschwingen erstreckten. Die wässrige Oberfläche in ihm schimmerte unheimlich. Das Mädchen zitierte: „From the light of a different world, the herald of starlight descends upon the ravaged land!“

Dabei sprang ihr weißer Diamantentiger in die Luft und zersprang in vier grüne Lichtkugeln, die rückwärts in die dünne Wasserschicht eintauchten. „By discarding a single star, I call upon you! Synchro Summon!“

Ein greller Blitz schoss durch den weißen Raum, doch obwohl sie geblendet wurde, wandte Gardenia sich nicht ab. „Shine forth, [Angel Wing Dragon]!“

Stattdessen schmunzelte sie geheimnisvoll beim Anblick des schlangenhaften Drachen, der sich in beide Richtungen aus dem Ring schob, ehe die beiden Körperhälften ein Ganzes ergaben. Stolz bäumte sich Angel Wing auf, wirkte dank des goldenen Kragengestells wie eine lauernde Kobra.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]

 

Die Blonde schwang den Arm aus. „Effekt von Gem-Eyes! Sight Transition! Damit wechsle ich einmal pro Zug seinen Typen! Pyro!“

Sofort begannen die Klappen am Helm ihres Drachen sich zu drehen, bis sich das transparente, rote Viertel vor seinen Augen schob und sich um diese wie ein Visor legte. Gleichzeitig begannen rote Energielinien von seiner Rüstung zu strahlen, die dreifach segmentierten Goldschwingen gingen in Flammen auf.

„Als Pyro-Monster kann er einmal pro Zug 500 Punkte Schaden austeilen!“, hielt Anya ihr strammes Tempo bei. „Ruby Flare!“

Auf ihr Kommando hin spie Gem-Eyes eine schimmernde, dunkelrote Flamme auf Gardenia, die ihren linken Arm unter ihrem grauen Umhang verbarg, um diesen dann zum Schutz anzuheben. Gegen das folgende Inferno war sie damit ausreichend geschützt.

 

[Anya: 1000LP / Gardenia: 3300LP → 2800LP]

 

Kaum hatte sich der Qualm um Gardenia gelegt, richtete Anya bereits den Zeigefinger auf das riesige Drachenmonster über ihr. „Angel Wing, nimm [Infernoid Onuncu] auseinander! Seraphim Judgment!“

Ihr eigener Drache öffnete sein Maul und bündelte darin weiße Flammen, die er in einem komprimierten Strahl abfeuerte. Um diesen drehte sich eine kleinere, goldene Flammenspirale.

„Spar' dir deine Kommentare bezüglich der geringeren Angriffspunkte meines Monsters“, keifte Anya dabei, obwohl ihre Gegnerin gar keine Anstalten machte, den Zug infrage zu stellen, „das wird sich jetzt nämlich schlagartig ändern! Aus meiner Hand der Schnellzauber [Forbidden Lance]!“

Energisch rammte die Blonde die Karte in ihr rotes D-Pad. Als der Zauber sich vor ihr aufstellte, trat aus ihm eine lange Lanze heraus, die dann wie ein Pfeil auf Onuncu abgefeuert wurde. In der Brust getroffen, schrie die düstere Bestie auf, wurde mit Blitzschlägen gepeinigt.

„[Forbidden Lance] schwächt das Ziel um 800 Angriffspunkte und immunisiert es gleichzeitig gegen alle anderen Zauber- und Falleneffekte.“

 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 → 2200 DEF/3000 (10)]

 

Anya hatte ihre Erklärung noch gar nicht beendet, da schlug der Odem ihres weißen Drachen schon in dessen Ziel ein. Gardenia wurde von einer erstaunlich mächtigen Druckwelle einen halben Schritt zurückgestoßen, konnte jedoch ihre Balance halten. Dichter Rauch umhüllte ihr Feld.

 

[Anya: 1000LP / Gardenia: 2800LP → 2300LP]

 

„Noch ein direkter Angriff und du bist erledigt, Miststück!“, fauchte Anya und schwang bereits den Arm aus, um ihrem Gem-Eyes ebenjenen zu befehlen. Doch als der Rauch sich im selben Moment verzog, hielt sie erschrocken inne. Denn der mottenartige Drachendämon war nicht gefallen.

 

Infernoid Onuncu [ATK/2200 DEF/3000 (10)]

 

„W-was!?“

Gardenia nahm eine Karte aus ihrem Friedhof und zeigte sie vor. „Der Zauber [Void Seer], welcher vor Vernichtung warnt. Er hat einen zweiten Effekt, der sich vom Friedhof aus aktivieren lässt. Indem ich ihn verbanne, kann ich einmalig die Zerstörung eines Infernoids verhindern.“

Aber die Weiße Hexe war noch nicht fertig, streckte sie plötzlich die Hand Richtung ihrer aufrecht stehenden [Void Vanishment]-Karte aus. „Auch diese hier hat einen zusätzlichen Effekt, den ich nun aktivieren werde. Am Ende eines Kampfes kann ich sie opfern, um die beiden am Kampf beteiligten Monster zu verbannen.“

Anya klappte die Kinnlade hinunter, als ihr [Angel Wing Dragon] schrie und zunehmend durchsichtiger wurde, bis er einfach nicht mehr da war. Im Gegensatz zu [Infernoid Onuncu], der unbeschadet über Gardenia thronte.

„Verbannt ist es dem [Angel Wing Dragon] unmöglich, zurück aufs Feld zu kommen.“

„Du sagtest, beide Monster würden verbannt werden!?“ Anya verstand die Welt nicht mehr, zumindest für einen kurzen Augenblick. Denn als sie den so-gar-nicht-verbannten Onuncu betrachtete, kam die Antwort in Form eines blitzenden Speeres in seiner Brust von selbst. „Shit!“

Ihre Gegnerin lachte amüsiert. „So ist es, deine eigene Karte hat dafür gesorgt, dass mein Monster nicht vom Effekt von [Void Vanishment] betroffen war.“

Zähneknirschend musste Anya akzeptieren, dass sie besser hätte aufpassen müssen. Allerdings fachte dieser Fehler ihre Wut nur umso mehr an, sodass sie den Arm ausschwang: „Trotzdem habe ich noch Gem-Eyes! Los, vernichte dieses Scheißvieh endlich! Spectral Burst Stream!“

Der flammende Drache öffnete sein Maul und stieß einen farbenfrohen, schimmernden Odem aus, der, als er auf sein Ziel traf, eine gewaltige, bunte Explosion auslöste. Und diesmal war Onuncu wirklich verschwunden.

 

[Anya: 1000LP / Gardenia: 2300LP → 2100LP]

 

Mit ihrer verbliebenen Handkarte verkündete Anya übellaunig: „Zug beendet!“

Komm schon, dachte sie dabei grimmig. Sollte Gardenia ihr Assmonster ruhig wiederbeleben und ihre Monster auslöschen. Noch einen Treffer würde sie nicht landen!

 

Die Brünette zog still mit geschlossenen Augen und besonnenem Gesichtsausdruck eine zweite Handkarte auf. Dabei erklärte sie: „Während der Standby Phase wird aufgrund des Effekts meiner [Void Expansion] ein neuer Infernoid-Schatten geboren.“

Einige der finsteren Flammen sammelten sich vor der weißen Hexe und wurden von einem gläsernen Behältnis eingeschlossen.

 

Infernoid-Spielmarke [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

Die brünette Frau streckte die Hand über ihre gesetzte Karte, welche daraufhin aufsprang. Dabei öffnete sie die Augen und sagte: „In diesem Moment kann ich auch den Effekt von [Void Launch] benutzen. Solange ich ein Infernoid-Monster kontrolliere, werden auf meinen Wunsch während meiner Standby Phase zwei Infernoids von meinem Deck auf den Friedhof gelegt. Sjette, Devyaty.“

Jene Karten schoben sich aus dem Kartenschacht ihrer Halbmond-Duel Disk und wurden prompt dem Friedhofsschlitz zugeführt.

Anya ihrerseits zuckte mit den Augenbrauen. „Yeah, mehr Futter für [Infernoid Onuncu]. Berechenbarer geht’s nicht …“

„Dann liegt hier ein Missverständnis vor. Ich verbanne von meinem Feld den Infernoid-Schatten und von meinem Friedhof die Infernoids Sjette und Onuncu …“

Die Blonde gab ein verwirrtes Geräusch von sich, als sie das hörte.

„… um [Infernoid Devyaty] durch ihren eigenen Effekt auferstehen zu lassen. Komm!“

Türkise Flammen stiegen rund um Gardenia auf. Aus ihnen erhob sich eine gewaltige Kreatur. Deren Schweif war so lang, dass er hinter der weißen Hexe schier endlos weiter verlief. Von serpentinenhafter Gestalt, an deren Nacken sich gläserne Schwingen befanden, flößte Devyaty selbst einer Anya Bauer Respekt ein. Der gehörnte Drachenkopf knurrte das Mädchen an.

 

Infernoid Devyaty [ATK/2900 DEF/2900 (9)]

 

„Nicht das, was du erwartet hast“, kommentierte Gardenia Anyas erschrockenen Ausdruck und hob langsam eine flache Hand, „aber sei dir gewiss, dass [Infernoid Devyaty] nicht weniger gefährlich ist als [Infernoid Onuncu]. Wo jener alle Monster bei seiner Geburt zerstört, vernichtet sie alle Zauber- und Fallenkarte, mit Ausnahme derer, die Void im Namen tragen.“

Gardenia richtete die flache Hand nach vorne. „Hinfort!“

Das Monstrum spreizte seine transparenten Schwingen bis zum Anschlag, welche sich finster verfärbten. Nur eine Sekunde später sah Anya sich zwei pechschwarzen Energiestrahlen gegenüber, die auf sie zu kamen. Als [Gem-Knight Malachite] und [Gem-Knight Pyrite] in den beiden blauen Lichtsäulen neben ihr getroffen wurden, sorgten simultane Schockwellen dafür, dass Anya in die Knie sank. „Uch!“

Als sie auf blickte, näherte sich bereits ein dritter Strahl und schlug direkt vor ihr ein. Die Explosion schleuderte das Mädchen im hohen Bogen davon und zerfetzte ihre gesetzte [Negate Attack]-Falle.

Anstatt aber erneut einen harten Aufprall hinzunehmen, fing sich Anya in der Luft, verlagerte ihr Gewicht so, dass sie einen Rückwärtssalto vollzog und landete einige Meter entfernt in der Hocke.

„Kch! Netter Versuch.“ Der Rauch vor ihrem Feld löste sich. „Aber hast du es schon vergessen? Meine Gem-Knights in den Pendelzonen sind sicher, solange ich [Gem-Knight Fusion] auf der Hand halte.“

Zur Demonstration drehte sie jene zwischen ihren Fingern Gardenia zu. Da diese jedoch keine Miene verzog, ging Anya davon aus, dass ihre [Negate Attack] das eigentliche Ziel war.

„Angriff, [Infernoid Devyaty]“, befahl ihre Gegnerin autoritär.

Schrill kreischend reckte ihr Serpentinenmonster den Kopf nach hinten, nur um ihn dann wieder nach vorne zu strecken und dabei einen smaragdgrünen Flammenodem zu speien. Anya wandte sich mit erhobenen Armen ab, als ihr Gem-Eyes vom Inferno verschlungen wurde. Sie selbst spürte die Hitze auf ihrer Haut, stechend, unerträglich und das, obwohl ihr Monster eine Kerbe ins Flammenmeer schlug. „Ugh!“

 

[Anya: 1000LP → 500LP / Gardenia: 2100LP]

 

Die Flammen auf Anyas Spielfeldseite waren noch gar nicht verklungen, da legte Gardenia bereits eine ihrer beiden Handkarten in ihre Duel Disk ein. „Mit einer gesetzten Karte gebe ich an dich ab.“

Zischend tauchte jene in vergrößerter Form zu ihren Füßen auf.

 

Anya griff nach ihrem Deck. Ihre Haut war rot, brannte wie Feuer, die Kleidung dazu teilweise aufgerissen, rußschwarz. Langsam wurde die Luft echt dünn für sie. Nächste Runde würde Gardenia neue Infernoid-Monster auf den Friedhof schicken, die sie dazu verwenden würde, ihre dicken Brummer auferstehen zu lassen.

„Draw!“, rief sie angespannt und hoffte, irgendetwas zu ziehen, das ihr dabei half, das Duell in diesem Zug zu gewinnen. Ohne Levrier konnte sie dem Schicksal keinen neuen Pfad hinzufügen und selbst wenn er jetzt hier wäre, würde sie sich wie eine Betrügerin fühlen. Eine vom selben Schlag wie Claire Rosenburg.

Gespannt betrachtete Anya die neue Karte, die sie als [Gem-Knight Emerald] identifizierte. In dem Moment begann sie zu überlegen. Wenn sie hier überhaupt entkommen wollte, musste sie Gardenia so schwer zusetzen wie nur möglich. Und das einzige Monster in ihrem Deck, das das neben den Hüterkarten konnte, war momentan [Gem-Knight Master Diamond]. Doch um den zu beschwören brauchte sie drei Gem-Knights. Mit Emerald und Gem-Eyes hatte sie aber nur zwei. Es sei denn …

„Effekt aktivieren! [Gem-Knight Pyrite]!“ Der weiße Ritter mit den riesigen Schildhälften an seinen beiden Armen begann von seinen silbrigen, kubenförmigen Schulterplatten grelles Licht auszustrahlen, das die hellblaue Lichtsäule, in der er sich befand, durchdrang. „Vielleicht erinnerst du dich noch, aber mit ihm kann ich eine Gem-Karte direkt von meinem Deck auf den Friedhof befördern.“

Anya schnappte sich ihr Deck aus dem Schacht und nahm die gewünschte eigenhändig heraus. Das Leuchten klang ab und Gardenia verschränkte abwartend die Arme.

„Ich habe mich für [Gem-Knight Lazuli] entschieden“, verkündete ihre fast einen Kopf kleinere Gegnerin mit einem gehässigen Grinsen und legte ihr Monster auf den Ablagestapel. Von welchem sofort ein grelles Strahlen ausgestoßen wurde. Vor Anya tauchte der Geist einer kleinen Ritterin in beigefarbener Rüstung auf, von deren Helm zwei lange Schlaufen herabhingen. Ihre Besitzerin erklärte: „Wird sie durch einen Karteneffekt auf den Friedhof gelegt, erhalte ich von dort ein normales Monster zurück.“

Vorbereitung zahlte sich eben aus, dachte Anya dabei, als ihre Lazuli verschwand und eine Karte aus ihrem Friedhof ausgeworfen wurde. Mit grimmiger Zufriedenheit stellte Anya diese vor.

„[Gem-Knight Sapphire]. Den hab ich während meines zweiten Zuges als Ressource für später mit Pyrites Effekt dort gelagert, nachdem du mir Tourmaline genommen hast, schon vergessen?“

Ein unterkühltes Lächeln war die entsprechende Antwort.

„Jetzt mach dich schon mal frisch!“, verkündete Anya und streckte ihren Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“

Über ihr öffnete sich zum wiederholten Male das Pendelportal und stieß gleich vier rote Lichtblitze hintereinander aus. „Aus meinem Extradeck [Gem-Tiger] und [Gem-Eyes Value Dragon]! Und von meiner Hand [Gem-Knight Emerald] und [Gem-Knight Sapphire]! Pendulum Summon!“

Alle vier Strahlen schlugen der Reihe nach vor ihr ein und nahmen die Formen des weißen Diamantentigers, des in goldener Rüstung steckenden Drachen, des hellgrünen Ritters mit Rundschild am Arm und des in hellblauer Panzerung steckenden Eisritters an.

 

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

Gem-Knight Emerald [ATK/1800 DEF/600 (4)]

Gem-Knight Sapphire [ATK/0 DEF/2100 (4)]

 

Anya betrachtete nachdenklich ihre letzte Handkarte, [Gem-Knight Fusion]. Sie könnte jetzt fusionieren, aber für den Fall, dass etwas schief ging, musste sie ihren Pendelbereich schützen.

„Wenn du denkst, dass ich [Gem-Knight Fusion] jetzt benutze, hast du dich geschnitten! Stattdessen aktiviere ich Gem-Eyes' Effekt! Sight Transition!“

Die beiden Scheiben am Helm ihres roten Drachen begannen sich in hohem Tempo zu drehen. Anya schwang den Arm aus. „Jetzt lernst du den letzten Typ-abhängigen Effekt von Gem-Eyes kennen! Fels!“

Schlagartig hielten sie bei den grünen Segmenten, die sich erneut als Visor vor die Augen ihres Besitzers klappten. Grüne Energielinien zogen sich durch seine goldene Rüstung, die drei Tragflächen an beiden Seiten des Rückens, welche seine Flügel symbolisierten, platzten auf und gaben knorrige Lederschwingen preis, besetzt mit unzähligen Edelsteinen.

„Glaub es mir oder auch nicht, aber ich kann auch ohne die hier fusionieren.“ Anya zeigte ihren Zauber noch einmal demonstrativ vor. „Dank des Fels-Effekts von [Gem-Eyes Value Dragon]! Emerald Perfection!“

Ihr Gem-Eyes reckte den Kopf gen Decke und stieß einen kämpferischen Schrei aus. Über ihm öffnete sich daraufhin ein blau-orangefarbener Vortex, der sowohl ihn, als auch die beiden Ritter an seiner Seite in sich hineinzog.

Anya legte die Augenbrauen an und rief, ja schrie fast: „Herz, Seele, Gefäß! Vereint euch zur reinsten aller Ritterinnen, deren Klinge jeden Hoffnungsstrahl zerteilt! Fusion Summon!“

Der Wirbel an der Decke änderte seine Aufmachung, wurde weiß und stieß zahllose Edelsteine aus. Zwischen ihnen schwebte majestätisch die mächtigste Ritterin in Anyas Deck herab, gekleidet in einer einfachen, beigefarbenen Rüstung, von deren spitzen Schulterplatten ein kurzer, roter Umhang flatterte. Elegant landete sie auf beiden Füßen vor Anya und zog ihr schlichtes Schwert aus der Scheide. Die Brillanten in ihrer Brustplatte funkelten dabei stärker als alle anderen Edelsteine vor ihnen.

„Kämpfe für mich, [Gem-Knight Lady Brilliant Diamond]!“, nannte die Blonde schließlich ihren Namen.

 

Gem-Knight Lady Brilliant Diamond [ATK/3400 DEF/2000 (10)]

 

„Aber ich bin noch nicht fertig.“ Anya schwang den Zeigefinger und deutete auf ihren weißen Tiger, der neben der Ritterin fast schon unauffällig wirkte. „Lady Brilliant Diamond hat einen besonderen Effekt, der mich ein beliebiges Monster opfern lässt, um ein Gem-Knight-Fusionsmonster aus meinem Extradeck zu beschwören.“

Genau wie Anya es getan hatte, schwang die Ritterin ihr Schwert aus und zeigte mit dessen Spitze auf [Gem-Tiger], der sich in funkelnde Partikel auflöste. Über Anya öffnete sich das Pendelportal, das gleichzeitig einen roten Strahl aufsaugte, welcher ebenfalls aus dem verschwindenden Körper des Ungeheuers drang.

Das Mädchen ballte eine Faust. „Contradiction Fusion! Drei Lichter kreuzen den Weg des Lichts! Körper, Seele und Herz verschmelzen und werden zu der Macht, die in ihrer Reinheit einem Diamanten gleicht!“

Weißer Staub begann an der Stelle zu wirbeln, an der der Tiger eben noch gestanden hatte. Und Gardenia lächelte nur berechnend, als Anya schrie: „Werdet eins! Werdet [Gem-Knight Master Diamond]!“

Aus dem Nichts flog ein mächtiges Breitschwert an Anya vorbei, das schräg vor ihr im Boden stecken blieb. Die geballte Faust anhebend, ließ sie jene in violetten Flammen aufgehen.

 

~-~-~

 

Das Ephemeria Bridge Stadium war verlassen. Im mittleren Teil waren Spuren des Kampfes ersichtlich. Ansonsten aber fehlte von Anya und Kali innerhalb des über anderthalb Footballfelder großen Stadions jede Spur. Die Undying konnten keine Präsenzen spüren.

 

Matt sackte auf sein Hinterteil und atmete schwer durch. Er zog die Beine enger an sich heran und umschlang sie mit beiden Armen, legte das Kinn auf sie, starrte leeren Blicks ins Nichts. So gern er sich um Anya jetzt sorgen würde, beschäftigte ihn nur der Gedanke, wie es jetzt wohl Tara ging.

Ricther und Stoltz näherten sich ihm.

„Wir haben an mehreren Stellen Blut entdeckt. Es muss ein heftiger Kampf gewesen sein“, sprach der Anführer der Undying in seiner monströsen, gold-silbernen Rüstung unheilvoll. „Insgesamt drei Ätherspuren weisen darauf hin, dass sie es mit mehr als einem Gegner zu tun hatte.“

Matt sah zu ihm auf, blickte dann zum langen, hageren Stolz, der im hellen Mondlicht dank seiner Bandagen am ganzen Körper tatsächlich aussah wie eine Mumie mit Ritterhelm. Sein rechter Arm endete in einem Stummel.

„Natürlich war es eine Falle. Bestimmt hat Zachariah, Anyas Bruder, Kali dabei geholfen“, mutmaßte Matt halbherzig.

„Die Undying vermuten, dass die Weiße Hexe ebenfalls hier war“, ergriff Stoltz das Wort ungewohnt ernst für seine sonst eher psychopathischen Verhältnisse.

„Die was!?“, schrak Matt jetzt doch auf. „Gardenia die Gelehrte!?“

Ricther nickte stumm. Der Dämonenjäger ließ den Kopf hängen. „Dann ist Anya jetzt vermutlich … scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!“

Sein direkter Gegenüber, der majestätische Undying, ging vor Matt mit einem Bein auf die Knie und packte ihn brutal am Kinn, um in sein tränennasses Gesicht zu sehen. „Es ist noch zu früh um solche Schlüsse zu ziehen. Womöglich hat die Weiße Hexe sie in ihre Domäne entführt.“

Matt packte den Arm und riss sich los. „Könnt ihr die ausfindig machen?“

„Bevor wir etwas unternehmen, wirst du uns ein paar Fragen beantworten. Auf welcher Seite stehst du, Matt Summers?“

 

Auch wenn jener die Augen hinter Ricthers federbesetzten Helm nicht sehen konnte, spürte er, wie dessen Blick ihn durchbohrte. Er wusste, dass Matt mit dem Sammler gehandelt hatte und hinterfragte jetzt seine Intentionen.

Der Schwarzhaarige ließ seufzend den Kopf hängen. „Ungefähr vor einem Jahr ergriff eine Immaterielle namens Urila Besitz von meiner Freundin Tara. Sie wollte Livington opfern, um zwanghaft das Tor Eden zu opfern, das nach der Zerstörung des Turms von Neo Babylon verloren ging.“

„Die Undying kennen die Geschichte“, schnalzte Stoltz hinter Ricther.

„Tara wurde schwer verletzt, so schwer, dass ich einen Handel mit dem Sammler eingehen musste, um ihre Wunden zu heilen.“ Matt schluckte. „Im Gegenzug … musste ich ihm versprechen, an dem Tag, an dem Anya Bauer mich erneut um Hilfe bitten würde, bis zur Vollendung ihrer Mission an ihrer Seite zu bleiben und ihr zu helfen.“

Ricther drehte den Kopf zu Stoltz, der eine erstaunlich lange Zunge herausstrecke.

„Also ja“, sprach Matt dabei schuldbewusst weiter, „ich wusste schon lange vorher, dass irgendetwas passieren würde.“

„Verstehe. Dann bist du ebenfalls ein Handlanger des Sammlers.“

„Yeah.“ Der Schwarzhaarige blickte auf. „Und als solcher euer Feind.“

Zu seinem Erstaunen aber schüttelte der Undying den Kopf. „Nein. Du bist auch nur eine weitere Schachfigur in seinem Spiel. Eine, die sich gegen ihn gestellt hat. Es besteht kein Bedarf mehr, dich zu eliminieren.“
 

Matt klopfte mit beiden Händen auf seine Oberschenkel und erhob sich langsam. „Ihr seid … anders als ich gedacht hätte. Die Undying, die sich nicht in menschliche Belange einmischen, so haben wir euch kennengelernt. Aber jetzt …“

„Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ein Problem dieses Ausmaßes nicht ohne Hilfe von Außenseitern gelöst werden kann. Neben dem Sammler scheinen noch andere Gruppierungen involviert zu sein, Parteien, die selbst wir Undying nicht kennen.“

Eine seltsame Begründung, befand Matt, der sich am Kopf kratzte und fragte: „Ist das wirklich alles? Ihr seid mächtiger als wir anderen zusammen, wie könnten wir euch helfen, den Sammler aufzuhalten?“

Stoltz mischte sich kichernd ein. „Tut seine andere Freundin dies nicht in genau diesem Moment?“

„Valerie!“ Sie hatte er beinahe vergessen. „Wir müssen-!“

Ricthers autoritäre Stimme gebot ihm sofort Einhalt. „Für dieses Mädchen können wir im Moment nichts tun.“

Fassungslos sah der Dämonenjäger die beiden Undying abwechselnd an. „Sie ist in Lebensgefahr!“
 

„Wir sollten uns auf das konzentrieren, das wir momentan erreichen können.“

Erschrocken von der weiblichen Stimme wirbelte Matt herum und erblickte Zed, wie sie gerade aus einem ovalen, schwarz glänzenden Portal trat. Ihre weiße Robe wallte regelrecht, genau wie die fast bis zum Boden reichende, schwarze Haarpracht, als sie auf die Drei zu schritt. Die Wunden, die ihr vorhin erst zugefügt worden waren, waren vollkommen verheilt, wie ihr nackter Bauch verriet.

„Wie geht es Tara!?“

„Sei unbesorgt, ihr ist nichts geschehen“, versicherte ihm Zed mit einer wischenden Handgeste.

„Aber je nachdem, ob Valerie den Sammler erwischt“, murmelte Matt und brach ab. Dann blickte er entschlossen auf. „Ich weiß, es ist viel verlangt, euch um noch einen Gefallen zu bitten …“

Er drehte sich zu Ricther und Stoltz um. „… aber könntet ihr Tara an einen sicheren Ort bringen?“

„Der einzige wirklich sichere Ort wäre unsere Basis“, erklärte der Hüne in Rüstung, „und es ist uns verboten, Außenseiter dort aufzunehmen.“

„Dann … Eden! Die Stadt Eden, die ihr einst erbaut habt!“

Sein Gegenüber gab einen erstaunten Laut von sich. Dann erklärte er: „Eden ist eine künstlich erschaffene Welt, die inzwischen selbst für uns unerreichbar ist.“

Als er das hörte, ließ Matt enttäuscht den Kopf hängen. „Verstehe …“

„Wir können sie jedoch in eine andere Welt bringen“, schlug Zed vor, „doch es gibt keine Garantie dafür, dass der Sammler ihr durch euren Handel nicht trotzdem schaden kann.“

Sofort drehte sich Matt wieder zu ihr um. „Wenn ihr das tun könntet, wäre ich euch unendlich dankbar. Bitte, bringt sie so weit weg, wie es nur geht!“

„Also gut. Aber sei dir im Klaren darüber, dass dies ihre Welt ins Chaos stürzen wird.“

„Ich … ich weiß. Und ich kann es ihr nicht mal erklären, da ich durch den Handel nicht in ihre Nähe darf …“ Matt biss sich auf die Lippe. „Aber es muss sein. Sie wird es verstehen.“
 

Ricther hinter ihm verschränkte die Arme. „Damit hätten wir geklärt, wie wir mit diesem Mädchen verfahren. Doch Anya Bauer ist vermutlich in der Domäne der Weißen Hexe gefangen. Und Valerie Redfield ist dem Sammler durch dessen Pfad gefolgt.“

„Dann können wir für keine der beiden etwas tun“, sagte Zed.

Matt wurde ganz klamm im Magen.

„Also bleibt dem Dämonenjäger nur zu hoffen, dass die beiden sich mit ihrer eigenen Stärke einen Weg bahnen können“, kicherte Stoltz hämisch und erntete dafür einen finsteren Blick von Matt, der über seine Schulter sah.

„Sie werden zurückkommen! Irgendwie!“

 

~-~-~

 

Schon seit einer Weile war es still in dem Zimmer gewesen. Kein hektisches Gemurmel mehr.

Als Nigel McPherson die Tür des Gästezimmers hinter sich schloss, gab er einen leisen Seufzer von sich. Zanthe, der gegenüber an der Wand lehnte, stieß sich sofort von dieser ab. „Wie geht es ihm!?“

„Er hat das Bewusstsein verloren, aber ich denke, wir haben es geschafft. Die ganze Prozedur hat ihn viel Kraft gekostet“, bekam er von dem rothaarigen Manager der Weltmeisterin eine entsprechende Antwort, „es wird eine Weile dauern, ehe er sich erholt hat.“

Zanthe atmete erleichtert auf. Nur um dann zusammen zu zucken, als der bärtige Dämon sich räuspernd korrigierte. „Zumindest würde ich das bei jedem anderen sagen, doch dein Freund ist nicht wie jeder andere.“

„Was soll das heißen? Wird er bleibende Schäden davon tragen!?“

Entgegen Zanthes schlimmsten Vermutungen aber schüttelte der Mann den Kopf und ging den in Gelb gehaltenen Flur entlang, bedeutete seinem Gast mit einem Wink ihm zu folgen. „Nein. Aber bei der Untersuchung ist mir aufgefallen, dass viele Teile seines Körpers künstlich sind. Organe, Knochen.“

Betrübt murmelte sein Freund daraufhin: „War deine Welt wirklich so gefährlich …?“

„Er stammt also nicht von dieser Welt?“, fragte Nigel, der voran ging. „Das dachte ich mir.“

„Ja. Er war der letzte Überlebende. Sein Planet wurde vor kurzem zerstört von etwas, das er selbst als Planet Eater bezeichnet. Weißt du etwas davon?“
 

Als er sie in die kleine Küche führte, in deren Mitte ein rechteckiger Tisch mit vier Stühlen stand, über dem eine Lampe hing, bat Nigel Zanthe sich zu setzen. Einer der Plätze war bereits besetzt. Claire Rosenburg saß dort regungslos und starrte ins Nichts. Und das schon seit geraumer Zeit.

„Nein“, antwortete Nigel schließlich, nachdem er einen Tisch nach hinten zog und sich setzte. Zanthe zog an ihm vorbei und nahm neben der blonden Weltmeisterin Platz. „Mir ist bekannt, dass es andere Welten gibt, doch darüber hinaus weiß ich nicht viel über sie.“

„Ist auch nicht so, als ob das jetzt noch etwas ändern würde“, murmelte Zanthe und sah Claire von der Seite an, die die beiden nicht einmal wahrzunehmen schien. Er wandte sich an Nigel, der ein Bein über das andere schlug. „Danke. Dass du Exa gerettet hast meine ich.“

„Der Junge hatte nichts mit unserem Konflikt zu tun. Es war das Mindeste.“

Das entlockte dem Werwolf ein heiteres Lachen. „Hey, eigentlich bist du gar nicht so übel.“

Sein Ausdruck wurde aber wieder ernst. „Aber ist es wirklich in Ordnung für dich, wenn ich Claire mitnehme?“

Nigel sah über die Schulter zum Flur zurück. „Manchmal stehe ich nachts auf und gehe in das Zimmer meiner Tochter um mich zu vergewissern, ob sie wirklich da ist.“

„O-oh …“

„Habe ich wirklich so viel Glück oder ist es nur ein Traum?“ Der Mann drehte sich wieder um. „Ist es nur ein Traum, kann dieser nicht ewig währen. Aber wenn du Recht hast, muss ich vor dem Erwachen keine Angst haben. Nimm sie mit. Sie ist schon zu lange in diesem Zustand.“

„Es … es tut mir leid. Vergib mir.“ Zanthe beugte den Kopf so tief er konnte herab. „Ich habe dich völlig falsch eingeschätzt.“

„Es ist eine Sache, Claire ihr Leben zurückzugeben.“ Überrascht von den Worten seines Gegenübers richtete sich der Kopftuchträger wieder auf. „Was Anya Bauer im Begriff ist zu bewirken eine andere. In dieser Hinsicht hat sich mein Standpunkt nicht geändert.“

Zanthe nickte. „Yeah …“

 

Nigel faltete die Hände ineinander und versank für einen Moment still in Gedanken. Ob er wohl darüber nachdachte wie gefährlich es war, ihn gehen zu lassen, fragte sich Zanthe? Claire würde Anya regelmäßig sehen, wenn sie ihn begleitete.

 

„Der Schaden ist bereits angerichtet“, wählte der Dämon seine Worte mit Bedacht, „schon vor unserem Duell. Was ich jetzt noch tun kann, ist dich zu warnen. Lass dieses Mädchen nicht alle sieben Artefakte sammeln. Sie wird damit ein Tor öffnen, das niemand mehr schließen kann.“

Zanthe verstand nicht genau, was das zu bedeuten hatte.

„Die Hüter sind unter anderem dazu bestimmt, das Tor zum Narthex im Einklang zu öffnen. Doch es darf nur auf Geheiß eines Auserwählten geschehen und diese Person ist nicht Anya Bauer.“ Nigel ließ den Kopf kreisen, versuchte offensichtliche Verspannungen zu lösen. „Verhindere das. Such einen anderen Weg ihr zu helfen.“

„Ich werde es versuchen“, versprach Zanthe. „Aber was, wenn es keinen gibt? Der Sammler …“

„… ist nicht allmächtig. Wenn es jemanden gibt, der das Unmögliche möglich machen kann, dann du und deine Freunde. Anya Bauers Duell mit Claire war dafür Beweis genug. Sie war kurz davor, die doppelte Illusion zu zerstören, die sie erzeugt hat.“

„Aber sie hat es am Ende nicht geschafft. Ah! Das erinnert mich an etwas. Wie wird es jetzt mit Claire als Weltmeisterin weitergehen?“

Nigel fuhr sich über die Stirn. Die Ereignisse hatten selbst einen gestandenen Mann wie ihn offenbar viel Kraft gekostet. „Offiziell nimmt sie eine Auszeit von ihren Pflichten. Da denke ich mir noch etwas aus.“

„Und ihre Kräfte? Ist damit jetzt ein für allemal Schluss?“

„Die doppelte Illusion kann nur mithilfe des Artefakts erzeugt werden. Von nun an wird sie darauf achten müssen, mit wem sie sich misst“, antwortete er und ließ von seinem Gesicht ab. Sah Zanthe mahnend an, „und ihr ebenso. Ich erwarte, dass ihr sie stets im Auge behaltet und Rücksicht auf ihr Image nehmt.“

Der Werwolf nickte knapp, doch eine Sache musste er klarstellen. „Sie wird verlieren. Eines Tages.“

„Möglicherweise. Aber unterschätze sie nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie meine Kräfte je gebraucht hat. Sie war bereits vor dem Pakt eine unglaublich talentierte Duellantin.“

„Talent hat keinen Einfluss auf Glück. Ein Pakt schon.“

Was den rothaarigen Bartträger tatsächlich zum Auflachen brachte. „Das kann ich nicht abstreiten.“

Auch Zanthe grinste. Noch etwas lag ihm auf der Zunge. „Wieso hast du nicht …?“

„Um die doppelte Illusion zu erzeugen muss der Anwender in einen komplett 'blanken' Zustand gelangen. Keine Zweifel, keine Begierden, einzig das Ziel vor Augen. So etwas kann man als normaler Mensch nicht erreichen.“ Nigel sah zu Claire herüber, von der Zanthe sich nicht einmal sicher war, ob sie dem Gespräch überhaupt folgte.

 

Nach einem kurzen Moment des Schweigens sagte er: „Nun, da Anya Bauer das Artefakt besitzt, möchte ich noch eine Warnung an dich aussprechen. Verhindere, dass sie es benutzt.“

„Weil die doppelte Illusion nun unvollständig ist?“

„Wie ich dir erklärt habe, besitzt das Artefakt die Macht, seinen Träger in einer von ihm geschaffenen Illusion zu halten. Will er keine Schmerzen spüren, spürt er keine. Aber das ist auf Dauer gefährlich, weil es zu Waghalsigkeit animiert. Die Wunden verschwinden nicht.“

Zanthe nickte. „Ich sag's ihr.“

Doch als Nigel ihn ansah, schüttelte er den Kopf. „Du verstehst nicht. Es kann das ganze Wesen seines Besitzers verändern, wenn es nicht mit Bedacht verwendet wird. Was ich dir rate ist, es ihr -nicht- zu erklären.“

„Solange sie die Fähigkeit nicht kennt, ist sie nicht gefährdet, da sie sie nicht steuern kann?“

„Ja. Artefakte können ihre Formen und Kräfte den Wünschen ihres Trägers anpassen, doch ihre Kernkraft wird immer dieselbe sein. [Angel Wing Dragon] besitzt die Macht, die körperlichen Grenzen seines Trägers für begrenzte Zeit auszublenden. [Gravity Impulse Titanium Guardian – Heavy T] dagegen verlangsamt den Alterungsprozess seines Besitzers beträchtlich. Was sie darüber hinaus jedoch bewirken, hängt allein von ihrem Besitzer ab.“

„Und [Murciélago The Thunderblade Bull] gaukelt einem das vor, an das man glauben will.“

Nigel faltete beide Hände ineinander und stützte die Arme an der Tischkante ab. „Erkennst du das wahre Potential darin?“

Der Kopftuchträger betrachtete die blonde Weltmeisterin neben sich nachdenklich. „Wirkt die Illusion wirklich nur auf einen selbst?“

„Nein. Claire war nur ein Substitut. Ich dagegen hätte den Wirkungsbereich der Illusion auch auf andere Lebewesen ausdehnen können. Die wahre Kraft Murciélagos liegt darin, Erinnerungen zu beeinflussen, doch das heißt auch, dass man die eigenen anpassen muss. Dadurch wird die Illusion zur Realität.“

„Phew.“ Langsam begriff Zanthe, wie gefährlich diese Artefakte wirklich waren. Und so etwas in Anyas Händen? Nein, in den Händen des Sammlers? „Uh … ich denke, davon sollte sie nichts wissen. Das endet nur in einer Katastrophe.“
 

Gerade als Nigel darauf antworten wollte, kam die Herrin des Hauses, eine blond gelockte, kleine Frau in weißem Nachthemd in die Küche. In ihren Händen hielt sie Teller und Besteck.

„Nach so einer Nacht brauchen wir alle eine Stärkung.“

„Oh, vielen Dank, Mrs. McPherson“, strahlte Zanthe ob der Einladung zum Mitternachtssnack. Doch als er sah, wie unbekümmert sie wirkte, fragte er sich insgeheim, ob sie unter dem Einfluss von Nigels Illusionen stand und sich an gar nichts erinnerte. Sie und ihre Tochter.

„Vergiss nicht, was du heute gelernt hast“, mahnte der und stand auf, um seiner Frau beim Decken des Tisches zu helfen.

Der Werwolf nickte ernst. „Werde ich nicht.“

 

~-~-~

 

„Wisdom and courage, hidden underneath an impenetrable armor! Come forth, beast of justice! Synchro Summon!“

„Oh verdammt!“, fluchte David, als ein greller Lichtblitz durch die Ringe schoss.

Valerie schrie energisch: „Rise to the surface, [Coral Dragon]!“

Und da war sie, vor ihr, eine riesige Seeschlange. Von rotbrauner Färbung, schwebte sie mit wallendem, endlos langem Schweif in der Luft. Der grimmige Drachenkopf knurrte leise, bewegte seine Vorderglieder, zwei Flossenarme, die in spitzen Stacheln endeten, drohend vor und zurück.

 

Coral Dragon [ATK/2400 DEF/500 (6)]

 

Der Schwarzhaarige auf der anderen Spielfeldseite blinzelte irritiert. „Uh … huh?“

Urplötzlich überzog sich sein aufrecht stehender Zauber [Ritual Cage] mit dickem Eis, die holografischen Gitterstäbe verschwanden um Davids Spielfeldseite. Welcher murmelte: „Lyza kann offene Zauber- oder Fallenkarte für einen Zug einfrieren. Aber dieser Drache … “

„Nicht das, was du erwartet hast, oder?“ Valeries Spitze verfehlte ihr Ziel nicht, als ihr Gegner zaghaft nickte. Mit einem wissenden Lächeln nahm sie die obersten drei Karten von ihrem Deck und sah sie prüfend an. „Da [Gishki Mollusk] auf den Friedhof gelegt wurde, kann ich mein Schicksal in Form von den obersten drei Karten meines Decks in die Hand nehmen, um sie beliebig auf oder unter meinem Deck neu anzuord-“

Als sie einen Blick auf die drei Karten in ihrer Hand warf, verstummte sie abrupt. Die oberste von ihnen war [Moulinglacia The Elemental Lord]. Er dauerte nur einen Moment, da festigte sich ihr Blick wieder und alle drei Karten, die sie aufgenommen hatte, wurden in anderer Reihenfolge wieder aufs Deck gelegt.

„[Coral Dragon] besitzt einen besonderen Effekt.“ Von ihren drei verbliebenen Handkarten nahm sie [Gishki Ariel] und schob sie in den Friedhofsschacht. „Für eine Handkarte zerstört er eine Karte meines Gegners. Und wie du richtig festgestellt hast, ist der [Ritual Cage] nicht mehr imstande, -ihn- zu beschützen! Vernichte [Nekroz Of Trishula]! Aquaelicium!“

Ihr Meeresdrache reckte den Kopf in die Höhe und stieß ein wehmütiges Heulen aus. Im ersten Moment geschah gar nichts. Bis ein leises Zischen ihre Umgebung erfüllte. David sah überrascht auf und bemerkte sie, vier pechschwarze Wolken in der Ferne. Und aus ihnen schossen Wasserstrahlen, die sich in der Luft schlängelten, bis sie allesamt gleichzeitig in seinen Krieger einschlugen. „Ah!“

Massive Wassermassen schlugen um den jungen Mann. Abwartend stemmte Valerie eine Hand in die Hüfte. Dann geschah es. All das Wasser in der Luft und um David gefror mit einem Schlag. Welches kurz darauf in alle Richtungen zerbarst.

Anstatt etwas zu sagen, schnalzte Valerie lediglich missbilligend mit der Zunge. Denn nicht nur war [Nekroz Of Trishula] unversehrt, sondern wurde sogar noch von einer rothaarigen Kriegern in einer blauen Panzerung beschützt, welche ebenfalls Schwingen aus purem Eis besaß.

 

Nekroz Of Trishula [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

„Sorry, aber so einfach ist das dann doch nicht“, strahlte David und hob seine blau-umrandete Handkarte zur Verdeutlichung an, „da ich [Nekroz Of Gungnir] auf der Hand hatte. Wenn ich sie abwerfe, kann ich die Zerstörung eines Kameraden für diesen Zug vollkommen abwehren.“

Die rothaarige Hexe hob ihren Zauberstab in die Höhe und ließ von ihm helle Lichtwellen aussenden, ehe sie sich auflöste.

Wenn diese Karte seit seinem letzten Zug verfügbar gewesen war, wieso hatte er sich dann mit einem Angriff zurückgehalten? Valerie gefiel die Antwort nicht. Er musste wirklich mit [Poseidon Wave] gerechnet haben. Er kannte ihr Deck gut. Zu gut.

„Ich setze eine Karte verdeckt. Zug beendet.“

Jene tauchte zischend zu ihren Füßen auf. Feine Schweißperlen zierten ihre Stirn. Das Eis zerbarst um Davids Zauber, der goldene Käfig baute sich erneut um ihn herum auf.
 

„Draw!“, rief David energisch, betrachtete seine Karte kurz und richtete dann den Arm nach vorne, die Karte zwischen seinen Fingern geklemmt. „Zu schade, dein [Coral Dragon] kann deine Lebenspunkte nicht ausreichend beschützen.“

Seine Gegnerin verkrampfte.

„Greif ihn an, [Nekroz Of Trishula]! Zero Kill!“

Mit beiden Händen umschloss jener seine Eisklinge und begann seinen Anflug dicht über dem schimmernden Pfad. Ihm gegenüber brüllte Valeries Drache wütend, machte einen Satz nach vorne und schwamm regelrecht durch die Luft. In der Mitte des Spielfelds trafen beide Monster aufeinander. Während [Coral Dragon] mit seinen gehörnten Flossenarmen ausholte, schlug der gereifte Shurit mit seinem Schwert nach seinem Feind.

Und Valerie rief: „Falle! [Energy Drain]! Für jede Karte in deiner Hand erhält mein Monster 200 Angriffs- und Verteidigungspunkte für den Rest des Zuges!“

David betrachtete sein Blatt und erwiderte dann: „Das wird nicht reichen, um [Nekroz Of Trishula] zu besiegen!“

Dessen war sich Valerie nur allzu bewusst. Aber sie würde einen weiteren Zug überleben. Eine rote Aura begann um [Coral Dragon] zu brennen …

 

Coral Dragon [ATK/2400 → 2600 DEF/500 → 700 (6)]

 

… kurz bevor er erfolglos nach seinem Gegenüber schnappte, nur um durch eine schnelle Drehung des Kriegers enthauptet zu werden. Daraus resultierte eine weiße Schneeexplosion, vor der Valerie sich mit dem Arm schützte. „Hgh!“

Sie stöhnte vor Anspannung, denn der Angriff selbst hatte ihr auch dieses Mal keinen Schaden zugefügt.

 

[Valerie: 300LP → 200LP / David: 600LP]

 

Nachdem sich [Nekroz Of Trishula] zu seinem Besitzer zurückgezogen hatte, griff Valerie entschlossen nach ihrem Deck. „Der Verlust von [Coral Dragon] ist ärgerlich, bedeutet für mich aber auch eine neue Chance, denn nachdem er das Feld verlässt, darf ich eine Karte ziehen.“

Und Valerie wusste genau, welche das sein würde. Voller Schwung zog sie nach.

„Du bist dran“, meinte David mit einer Geste seiner Hand.
 

Wodurch die Schwarzhaarige gleich nochmal eine Karte von ihrem Deck aufnahm, die nunmehr dritte in ihrer Hand. Er hatte seine Karte nicht ausgespielt? Perfekt!

„Ich aktiviere den Effekt von [Gishki Shadow] auf meiner Hand.“ Sprachs und schob dessen Karte in ihren Friedhofsschlitz. „Damit erhalte ich einen Gishki-Ritualzauber von meinem Deck. Mal sehen, welche da noch übrig sind.“

Tatsächlich spielte es für sie keine Rolle. Als sie ihr Deck aus dem Schacht nahm und es durchsuchte, stellte sie fest, dass nur noch [Forbidden Arts Of The Gishki] verblieben war. Alle anderen mussten durch den Effekt von [Pot Of Desires] verbannt worden sein.

„Ich wähle diesen hier“, sagte sie und zeigte den Zauber vor, packte ihr Deck zurück in die Disk. Gleich im Anschluss nahm sie eine ihrer anderen Handkarten und klatschte sie mit einem siegessicheren Lächeln auf jene. „Genau fünf Wasser-Monster befinden sich jetzt in meinem Friedhof, weshalb ich dieses hier beschwören kann: [Moulinglacia The Elemental Lord]!“

Hinter ihr schoss augenblicklich eine massive Eissäule aus dem schimmernden Pfad, die das Mädchen bei Weitem überragte. Von oben nach unten schoss ein übernatürlicher Glanz über ihre Oberfläche, bevor sie aufplatzte. Eine fliegende, vogelartige Gestalt erhob sich aus den fliegenden Eisbrocken. Ihr schlangenhafter Körper bestand aus weiß-goldenen Segmenten, von denen sich je mit einem Horn besetzte Flügel spannten. Der Kopf verbarg sich hinter einer goldenen Maske.

 

Moulinglacia The Elemental Lord [ATK/2800 DEF/2200 (8)]

 

„Ach, das Ding“, kam es fast schon unbeeindruckt von Davids Seite. „Okay.“

Was Valerie nur umso fuchsiger werden ließ. „Moulinglacias Beschwörung löst auch gleichzeitig seinen Effekt aus! Instant Freeze!“

Ihr Gegner allerdings betrachtete längst seine einzige Handkarte, [Nekroz Of Decisive Armor], die schlagartig von einer dicken Eisschicht überzogen wurde und entsorgte sie auf dem Friedhof, noch bevor Valerie zu einer Erklärung kam.

Aber auch wenn er scheinbar gut Bescheid wusste, würde er sein Monster nicht vor ihrem nächsten Angriff beschützen können, ging es ihr durch den Kopf. Sie streckte die Hand weit aus, spreizte die Finger auseinander. „Angriff auf [Nekroz Of Trishula]! Neverwinter Blizzard!“

Ihr Vogel stieg in die Höhe, spannte seine Flügel und schlug sie nach vorn, wodurch er einen mächtigen Schneesturm entfachte. David sah den herannahenden, weißen Flocken und den kleinen Eissplittern, die ihnen beigemengt waren, jedoch unbesorgt entgegen.

„Solange [Ritual Cage] aktiv ist, erleide ich in Kämpfen mit Ritualmonstern keinen Schaden!“

Moulinglacias Angriff prallte auf den goldenen Energiekäfig um den Schwarzhaarigen, der nicht einmal eine Schneeflocke hindurch ließ. Doch der Krieger, der vor ihnen stand, wurde gnadenlos weggewirbelt und zersprang schreiend in seinem Flug in die Endlosigkeit.

„Ich weiß“, erwiderte Valerie kühl und schob eine ihrer beiden Handkarten in einen der Backrow-Slots ihrer Duel Disk, wodurch die Karte zischend vor ihr erschien. „Zug beendet.“

 

Jetzt, da er wieder keine Monster kontrollierte, würde er imstande sein, einen neuen Ritualzauber aus seinem Deck zu erhalten, solange er den alten auf seinem Friedhof aus dem Spiel entfernte. Doch …

„Draw!“, rief David und seine Augen leuchteten, als sie die gezogene, blau umrandete Karte erblickten. Die kurzerhand von einem langen Schwert aus dem Nichts durchbohrt und ihm aus der Hand gerissen wurde. „Ah!“

Er sah zu seiner Gegnerin auf, die mit verschränkten Armen verharrte. Vor ihr aufgeklappt stand ihre Falle: [Lightforce Sword].

„Für die nächsten vier Züge wird eine Karte auf deinem Blatt verbannt. Keine Ritualbeschwörungen mehr für dich.“

Jetzt war es David, dem der Schweiß auf der Stirn geschrieben stand. Denn außer seiner Zauberkarte [Ritual Cage] besaß er keinerlei Karten mehr. Valerie atmete erleichtert aus, denn jetzt konnte sie ihren Plan endlich in die Tat umsetzen. Sie prophezeite ihrem Gegenüber: „Der nächste Angriff meines Moulinglacias wird dein Ende sein. Geh endlich aus dem Weg!“

 

Und da kam es plötzlich, völlig aus dem Nichts. Erhabenes Gelächter, dessen Ursprung der auf dem schimmernden Pfad kauernde Sammler war. Der rothaarige Brite hatte sich unbemerkt von Valerie zumindest auf die Knie gerafft, hielt sich mit einer Hand die blutende Wunde in seiner Brust.

„Amüsant, Valerie Redfield. Du möchtest meinen Diener mit einer Karte besiegen, die -ich- erschaffen habe?“ Er drehte seinen Kopf über die Schulter und funkelte sie geheimnisvoll an. „Gibt es keine Grenzen bei deinem Verrat mir gegenüber?“

Beim Anblick des edel in schwarzem Anzug gekleideten Mannes gefror Valerie förmlich das Blut in den Adern. Was hatte er da gesagt? Moulinglacia war -seine- Karte!? Fassungslos sah sie hinauf zu der Vogelkreatur über ihr. Dann hatte Anya sie von ihm!?

„Ich weiß, was du jetzt denkst. War dieser eine, verhängnisvolle Satz im Halbfinale schon immer da gewesen oder hat der Sammler ihn dazu gedichtet?“, sprach jener süffisant grinsend. „Nun, vielleicht hast du ihn einfach nicht -gesehen-?“

Darauf konnte Valerie nichts erwidern, war wie gelähmt. Erst als der Sammler sich von ihr abwandte und zu husten begann, verspürte sie einen Zorn, der ihr sonst völlig fremd gewesen war.

„Ich bin dr-“

„David“, übertönte der Dämon sie jedoch sofort, „benutz' -es-.“

Jener drehte sich erschrocken zu seinem Meister um. „Wirklich!?“

„Tu es.“

Schluckend wandte sich der junge Mann seiner Gegnerin wieder zu. „Du hast ihn gehört. In der Tat gibt es etwas, das ich noch tun kann.“

Anstatt darauf einzugehen, wich Valerie instinktiv einen Schritt zurück. Wenn der Sammler den Befahl dazu gab, musste es etwas Großes sein. Nicht jetzt! Nicht so kurz vor dem Ziel!

David ballte eine Faust, die er gegen die Brust presste und schloss seine Augen. „The offering has been accepted.“

Fünf blaue Lichtkugeln stiegen parallel von Valeries, als auch von Davids Friedhofsschächten in die Luft auf, um sich allesamt hinter dem jungen Mann an verschiedenen Punkten zu sammeln. „Summoning Contract established! Witness the creation of the eternal gate!“

Nacheinander tauchten ineinander liegende Steinringe auf. In jedem befand sich eines dieser Lichter, das nun als Runensymbol darin aufleuchtete. Insgesamt zehn dieser Konstrukte bildeten ein riesiges, geschlossenes Tor.

„Cover this world with your never-melting love! Open the eternal gate!“

Schlagartig riss David die Hand in die Höhe, sämtliche Bestandteile des Tores schossen weit nach hinten, lösten sich auf und bildeten einen langen, bunten Tunnel in eine andere Dimension.

„Ah!“ Valerie traute ihren Augen nicht. Was war das!? Und dann dieser blaue Schriftzug, der plötzlich am erhobenen Arm ihres Gegners zu sehen war, in einer völlig fremdartigen Sprache geschrieben, die die Buchstaben nur erahnen ließ.

„Excel Summon! Grade 10, Mother of Ice, [Sneedronningen]!“

Valerie wurde abgelenkt von dutzenden Eissplittern, die durch den Dimensionstunnel an David vorbei schossen. Sie erhob schützend die Arme, erwartete getroffen zu werden, doch etwas anderes geschah stattdessen. Vor dem jungen Mann bildeten sie nach und nach ein Thron aus silbernem Eis. Und als dieser gebaut war, tauchte eine Frau auf, die auf ihm saß.

Mehr als: „Was … ist das …?“ bekam Valerie nicht heraus.

Auch die Haut dieser Frau war weiß wie Schnee, durchzogen von deutlichen, blauen Adern an ihrem Porzellangesicht. Ebenso das Haar, das sie mithilfe ihrer Krone hochgesteckt hatte. Die Hexe schlug ihre Beine übereinander, die in weißen Stiefel steckten. Und neben einem dicken Eisbärpelzmantel und einem knappen, silber-weißen Kleid trug sie nichts weiter am Leib.

 

Sneedronningen [ATK/0 DEF/0 X10]

 

Valerie stand der Mund offen. Excel-Beschwörung!? Was war das, davon hatte sie noch nie gehört!?

„Zug beendet“, verkündete David mit gedämpfter Stimme.

 

Wieder dauerte es einen Moment, ehe Valerie sich überhaupt regen konnte. Sie griff mechanisch nach ihrem Deck und zog [Gishki Vision], welchen sie jedoch nur rudimentär wahrnahm. Sie blickte unruhig in ihr Blatt.

Selbst [Gishki Vision] wäre stark genug, um dieses … Ding zu zerstören, damit sie dann mit Moulinglacia den finalen Schlag austeilen konnte. Aber sie befürchtete, dass es genau das war, was David, nein, der Sammler wollte. Also musste sie [Sneedronningen] anderweitig loswerden. Mit ihrem Zauber [Forbidden Arts Of The Gishki]! Wenn sie [Gishki Vision] abwarf, um ein Ritualmonster der Stufe 10 aus ihrem Deck zu erhalten, konnte sie diese Eiskönigin mit ihrem Ritualzauber opfern. Das würde sie zwar ihre Battle Phase kosten, wäre aber sicherer, als blindlings ins Verderben zu stürzen. Wobei …

„Suchst du nach einem Ausweg? Ich fürchte, deine Forbidden Arts werden dir nicht weiterhelfen, denn Excel-Monster besitzen keine Stufe“, erklärte der Sammler und erhob sich langsam.

Valeries Alarmglocken schrillten. Jetzt musste sie sich beeilen. Aber erst musste sie wissen, was dieses Monster bewirken konnte!

Gerade als sie nach einer Taste am äußersten Rand ihrer hellblauen Duel Disk griff, rief David dazwischen: „Schon vergessen? Du kannst nicht nachsehen, insbesondere nicht bei ihr. Aber ich aktiviere den besonderen Effekt von [Sneedronningen] jetzt ohnehin!“

Und plötzlich fühlte es sich an, als würden ihre Glieder gefrieren. Panisch verfolgte Valerie mit, wie die weiße Eiskönigin mit ihrem Finger auf sie zeigte.

„Phasenwechsel“, sprachen Valerie und David synchron, obwohl Erstere das weiß Gott nicht beabsichtige.

„Dieses Monster“, erklärte derweil der Sammler mit einem Lachen, „ermöglicht es seinem Besitzer, den nächsten Zug seines Gegners zu lenken.“

Unmöglich! Aber Valerie konnte nichts einwenden. Sie war im Bann der Eiskönigin gefangen.

„[Moulinglacia The Elemental Lord]“, sprachen sie und David wieder im Einklang, „greife [Sneedronningen] an! Neverwinter Blizzard!“

Entgegen ihres Willens spreizte Valeries Vogelbestie ihre Schwingen und schlug danach nach vorne aus, was erneut einen starken Schneesturm entfachte, welcher die Eiskönigin erfasste. Jene erhob sich im dichten Schneegestöber von ihrem Thron. Für nur einen kurzen Augenblick blitzten ihre Augen hellblau auf – und der Sturm, der an ihr spurlos vorbeizog, wechselte kurzerhand seine Richtung. Ehe sie sich versah, war die Schwarzhaarige darin gefangen.

„Sorry, aber das ist das Ende unseres Duells“, sagte David und drehte sich um.

„Warte!“, schrie Valerie ihm hinterher, die schlagartig wieder Herrin über ihren Körper war. Doch der Schneesturm war so gewaltig, dass sie kaum dagegen ankämpfen konnte. Sie nahm ihn nur schwerlich wahr, wie er zum Sammler ging, der nun aufrecht stand. „Wartet!“

„Wenn [Sneedronningen] durch einen deiner Angriffe zerstört wird, setzt sie ihre Macht frei. Ihr Fluch friert Herzen ein. Formt sie neu. So kann sie nie wirklich lieben, aber auch nie wirklich geliebt werden. Und ihr Besitzer, er kann nicht gewinnen, aber verlieren auch nicht“, erklärte David zum Schluss mit traurigem Unterton und half dem rothaarigen Dämon, indem er sich seinen Arm nahm und über die Schulter legte. „Wir sehen uns bestimmt wieder, Valerie.“

In dem Moment wurde Valerie durch die schiere Macht des Angriffs von den Füßen gerissen. Sie flog durch die Luft und passierte irgendetwas Weiches – ein Portal.

 

[Valerie: 200LP → 0LP / David: 500LP → 0LP]

 

Nur noch Weiß um sie herum. Kälte.

Dann ein harter Aufprall. Valerie wurde regelrecht durch die Erde gedrückt, zog eine lange Spur hinter sich. Die Reibung an ihrem Rücken verursachte fürchterliche Schmerzen. Schließlich kam sie zum Stehen. Das Portal einige Meter entfernt schloss sich so schnell, dass Valerie gar nicht reagieren konnte.

 

Sie war zurück, inmitten des riesigen Kraters in Hollow City. Sirenen erfüllten die Nacht.

Keuchend hob sie den Oberkörper an und berührte mit ihrer linken Hand die Stirn. Was war da gerade geschehen!? Sie hatte den Sammler verfolgt, diesen jungen Mann, David, gestellt und gegen ihn gekämpft. Aber all ihre Erinnerungen waren verschwommen. Er hatte Ritualmonster benutzt, genau wie sie, das wusste sie noch. Monster, die sie an ihren Lehrmeister erinnerten. Der Diener des Sammlers hatte ihr kein Haar gekrümmt. Und eine seltsame Beschwörung benutzt, Excel Summon.

Aber … es war wie ein Schleier, der ihre Erinnerungen trübte. Etwas Wichtiges, irgendetwas Wichtiges war gesagt worden.

Frustriert rammte das Mädchen die Hand als Faust in die Erde. Was spielte das für eine Rolle, der Sammler war entkommen! Verzweifelt blickte sie hinauf in einen klaren Nachthimmel. Was würde jetzt geschehen? Wie würde es weitergehen?

In diesem Moment fürchtete sich Valerie vor der Zukunft wie noch nie zuvor.

 

~-~-~

 

„Werdet eins! Werdet [Gem-Knight Master Diamond]!“, hallte Anyas Stimme durch den Weißen Raum.

Gardenia lächelte kühl, als sich die violetten Flammen um Anyas Hand sammelten. Das Schwert, das neben ihrer Ritterin steckte, wurde von glänzendem Diamantenstaub umtänzelt.

„Amüsant, aber hier endet es“, sprach die Weiße Hexe gebieterisch. Und schnippte mit den Fingern.

Ihr serpentinenhafter Dämonendrache spreizte die weiten, gläsernen Schwingen bis zum Anschlag und schlug sie dann nach vorne aus. Ein gewaltiger Sturm wurde dadurch entfacht, welcher von düsteren Flammenherden gezeichnet war, die in Anyas Richtung zischten.

„Was!? Ah!“ Jene wurde regelrecht zurückgedrängt durch den Druck, der mit einem Mal auf sie einwirkte. Ihr Pferdeschwanz flatterte wild umher, wie sie sich mit beiden Armen erfolglos gegen den Sturm zu wehren versuchte.

Dabei hörte sie Gardenia sagen: „Eine kleine Flamme wie diese wird nicht ausreichen, um mir die Stirn zu bieten. Ich aktiviere den letzten Effekt von [Infernoid Devyaty]. Durch ihr Opfer wird ein Monstereffekt annulliert und sein Auslöser verbannt!“

Vom langen Schweif an begann sich jene Bestie in pechschwarze Flammen aufzulösen, wobei diese die ungefähre Körperform Devyatys beibehielten. Als schließlich alles bis zum Kopf aus dem lodernden Inferno bestand, machte die Kreatur einen Satz nach vorne und schoss auf eine entsetzte Anya und ihre Ritterin [Gem-Knight Lady Brilliant Diamond] zu. Dabei gab sie ein derart schrilles Kreischen von sich, dass es in Anyas Ohren nur so klingelte. Im Flug verschwand auch das Haupt Devyatys, kurz, bevor jene in Lady Brilliant Diamond einschlug. Die daraus resultierende Explosion verschlang die Kriegerin vollkommen. Mehr noch, war sie so heftig, dass es Anya endgültig von den Füßen riss. Jene flog schreiend durch die Luft und legte einige Meter weit entfernt einen ekelhaften Bauchklatscher hin.

„Urgh!“

Übelkeit stieg in Anya auf. Sie konnte sich nicht mehr rühren, war ihrer letzten Kräfte beraubt. Schwach hob sie den Kopf an, aber Gardenia war nur noch eine verschwommene Masse vor ihren Augen, mehr nicht. Es war aus. Die Weiße Hexe hatte sie ihrer letzten Hoffnung beraubt. Ohne Monster würde der nächste Angriff ihr Ende bedeuten.

Der Kopf des Mädchens sank wieder auf den weißen Marmor. Anya schloss die Augen. Shit …

 

„Da du nicht mehr imstande bist, etwas zu unternehmen, setzt mein Zug ein“, sprach Gardenia erhaben und zog eine zweite Handkarte. Anya hörte sie nur dumpf, das Schrillen in ihrem Kopf war noch längst nicht verklungen. „Während meiner Standby Phase erscheint eine Infernoid-Spielmarke auf meinem Feld.“

Die Blonde vernahm ein Zischen, wahrscheinlich hatte wieder einer dieser gläsernen Behälter etwas vom schwarzen Feuer um sie herum absorbiert.

 

Infernoid-Spielmarke [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

„Von meiner Hand aktiviere ich den Zauber [Miracle Dig]. Wenn mindestens fünf meiner Monster verbannt sind, kann ich drei davon zurück auf den Friedhof legen. [Infernoid Attondel], [Infernoid Sjette], [Infernoid Onuncu]!“

Anya hielt die Augen fest geschlossen. Gleich würde die Hexe etwas beschwören. Was würde nach dem Angriff geschehen? Kali hatte ihre Rechnung noch nicht beglichen. Aber jetzt, wo sie in der Hand des Feindes war, gab es keinen Grund mehr für ein alles entscheidendes Duell. Vielleicht würde das Miststück sie erst foltern, bevor sie sie umbrachte …

„Ich verbanne die Infernoid-Spielmarke von meinem Feld und Attondel sowie Sjette von meinem Friedhof! Erwache, [Infernoid Onuncu]!“

Grässliches Gebrüll. Dieser dämliche Mottendrache war zurückgekehrt. Mit aller Kraft hob Anya den Kopf an und öffnete noch einmal die Augen. Wieder sah sie nur verschwommen, die riesige Bestie hinter ihrer Gegnerin thronen.

 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 DEF/3000 (10)]

 

Kraftlos sackte das Mädchen endgültig in sich zusammen. Ihr Kopf knallte hart auf den weißen Boden, der Atem ging nur noch schwer. Das Blut in ihren Ohren rauschte zu allem Überfluss. Als ob sie nicht schon genug schmerzten.

„Keine Sorge … Schlaf nur … kurzer Dauer sein …“ Gardenia hörte sie sich an, als wäre sie weit entfernt. Leise, fast unhörbar.

Anya schloss die Augen erneut und spürte, wie ihr Körper leichter und leichter wurde. Als würde sie schweben.

„Direkter Angriff … Lebenspunkte …“

Stille. War es schon vorbei? Hatte der Angriff sie schon getroffen? Das Mädchen fühlte gar nichts mehr. Wenn sie das nächste Mal die Augen öffnete, würde sie dann Kali erblicken, ohne ihre Maske? Würde ihre Feindin ihr grinsend den Todesstoß versetzen?

 

Leises Klacken. Das Gefühl kam zurück, auch das Pochen in den Ohren des Mädchens. Alles was sie hörte, klang immer noch gedämpft und hohl, als wäre sie unter Wasser.

„Unmöglich … wie … hier!?“ Das war Gardenia. Und sie klang außer sich, so viel konnte Anya selbst in ihrem desillusionierten Zustand erkennen.

Eine andere Stimme. Anya erkannte sie nicht. Hell, schwer zu verstehen. „Battle Phase … meines Gegners … Excel Summon! … Excel Dragon!“

Etwas durchfuhr Anyas Körper wie ein Blitz. Da war noch jemand und er kämpfte gegen die Weiße Hexe. Aber wer? Sie musste die Augen öffnen, unbedingt. Zwar fühlten sich ihre Lider schwer wie Blei an, aber trotzdem schaffte das Mädchen es, eines von ihnen genug anzuheben, um neben sich ein Paar schwarzer Schuhe zu sehen. Doch den Kopf genug zu drehen, um zu jener Person aufzusehen, dazu fehlte ihr die Kraft.

Doch eine seltsame Wärme erfüllte Anyas Körper plötzlich. Der zurückgekehrte Schmerz verschwand wieder. Sie wurde wieder federleicht. Da war jemand, der sie beschützte. Sie kannte diese schwarzen, akkurat geputzten Schuhe. Es gab einen Menschen in ihrem Leben, der darauf immer besonders viel Wert gelegt hatte. Krächzend fragte sie: „Dad, bist du das?“

Anstatt eine Antwort zu bekommen, sprach die Person mit Gardenia: „Battle Phase … sofort unterbrochen … mein Zug!“

Anya wollte noch etwas sagen, aber ihre Stimme versagte. Ihr Lid senkte sich ungewollt über ihr Auge. Dad! Sie wollte nach ihrem Vater rufen, doch sie tauchte ein. In eine Finsternis, die jedoch nicht das Ende bedeutete.

 

~-~-~

 

„Dad!“, fuhr Anya auf, als sie wieder zu Sinnen kam.

Sofort spürte sie eine Hand, die sich auf ihren Rücken legte. „Anya! Gott sei Dank, es geht dir gut!“

Schweißnass saß Anya aufrecht auf ihrem Hinterteil und starrte ihre Erzrivalin Valerie an, deren Stirn bandagiert war. „Redfield!?“

Jene, die neben ihr kniete, stieß einen erleichterten Seufzer aus und umarmte das Mädchen so fest, dass jenem die Luft glatt weg blieb. Verwirrt starrte sie in den strahlend blauen Himmel.

„Wo warst du so lange!?“, hörte sie die tadelnde Stimme eines anderen Freunds.

Erst jetzt wurde sie sich ihrer Umgebung richtig gewahr. Sie saß an genau dem Fleck, an dem sie sich mit Kali duelliert hatte – im riesigen Ephemeria Bridge Stadion. Ihr gegenüber stemmte Zanthe, trotz seiner strengen Worte, mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen seine Hände in die Hüften. Matt neben ihm sah nicht ansatzweise so glücklich aus, lächelte aber gutmütig, als ihre Blicke sich streiften.

Und dann bemerkte Anya, dass ihre drei Freunde nicht die einzigen Anwesenden waren. Um sie herum verharrten drei riesigen Gestalten. Die Undying.

„Shit!“, keuchte sie sofort, doch Matt gebot ihrer aufkeimenden Panik mit einer Handgeste Einhalt.

Der Dämonenjäger sagte: „Keine Sorge, sie sind nicht unsere Feinde.“

„W-was?“

Valerie ließ endlich von ihr ab, sah sie immer noch besorgt an. „Sie haben uns geholfen dich zu finden. Anya … du warst zwei Tage lang spurlos verschwunden. Die Weiße Hexe hat dich gefangen genommen.“

„Eine Menge ist passiert“, fügte Zanthe ernst hinzu, „Ricther hat gegen den Sammler gekämpft, Matt und Valerie haben ein Bündnis mit den Undying geschlossen und es wäre ihnen beinahe gelungen, unseren Lieblingsmanipulator zu töten.“

Vor so viel Input auf einmal klappte Anya glatt die Kinnlade hinunter. Ricther, der hinter den beiden Jungs stand, trat an ihnen vorbei. Seine gold-silberne Rüstung glänzte in der Morgensonne. „Wir haben eine Menge zu besprechen, Anya Bauer.“

„Macht mal halblang, seht sie euch an, sie-“, wollte Zanthe dazwischen gehen, doch Matt hielt ihn mit einer Hand zurück und deutete auf das Mädchen. Der Werwolf sah jenes genau an, was ihm schließlich ein erstauntes: „Huh!?“ entlockte.

 

Anya sah daraufhin verwirrt an sich herab. Zwar war ihre Kleidung zerschlissen von all den Kämpfen, doch ihre Wunden waren spurlos verschwunden. Erstaunt davon hob Anya ihre rechte Hand an und betrachtete sie. „Wie …?“

Fragend sah sie nach links, wo die Undying in weißer Robe, Zed, neben ihr verharrte. „Habt ihr mich gerettet?“

Sie drehte sich zur anderen Seite, wo der bandagierte Stoltz sie mit einem nicht zu interpretierenden Blick musterte. „Sagt mir nicht, die verdammte Mördermumie-!?“

„Anya“, rief Matt ihre Aufmerksamkeit zu sich, „niemand von uns hat dich gerettet. Die Undying haben nur mitbekommen, dass du hier aufgetaucht bist und uns dementsprechend hierher gebracht.“

Ricther vor Zanthe und Matt nickte. „Erkläre mir, Anya Bauer, wie bist du aus dem Weißen Raum entkommen?“

Worauf das Mädchen nur irritiert stammeln konnte: „Ich glaube, da war jemand, der mir geholfen hat. Aber wenn es keiner von euch war …“

Und Valerie vollendete den Satz: „… wer dann?“

 

 

Turn 88 – Goodbye For Now

Nach ihrer Rettung heißt es für Anya Abschied von Ephemeria City zu nehmen. Während der Fahrt zum Flughafen lässt sie die Geschehnisse der letzten zwei Jahre Revue passieren. Bis eine unerwartete Begegnung …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-12-17T18:45:31+00:00 17.12.2017 19:45
Hey
Klasse Kapitel, da hat Anya ja noch einmal Glück im Unglück gehabt, aber ich frage mich ob das wirklich ihr Vater gewesen ist. Das wird bestimmt noch interessant.
Arme Valerie, sie hat alles versucht, aber es hat leider nicht gereicht... Doof ist nur, dass sie das Schwert wohl da gelassen hat. Ich wüsste zu gerne wie so eine Excel Beschwörung funktioniert und ob es dafür bestimmte Bedingungen gibt?
Zum Glück kommt Exa wieder auf die Beine und ich bin echt gespannt, wie sich die Sache mit Claire weiter entwickeln wird.
Bin gespannt wie das weiter geht.
Lg fubukiuchiha


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