Something Worth Fighting For von SocialDistortion (»[AcexOC]«) ================================================================================ Kapitel 28: To Go All Out ------------------------- Nikira betrachtete das riesige Gebäude vor sich. Jede sichtbare Seite war von großen Scheinwerfern beleuchtet. Vor dem Eingang war ein roter Teppich ausgelegt, auf dem sich bereits einige Personen tummelten. Allesamt mit edler Kleidung und noch edlerem Schmuck. Ein Blick reichte, um zu wissen, dass Nikira und Ace absolut fehl am Platz waren. Eigentlich, denn zumindest optisch passten sie zum Rest der eingeladenen Gäste. Wie mechanisch fuhr sich die Rothaarige über den weichen Stoff, den sie trug. Es war das Kleid, welches sie damals unabsichtlich gestohlen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie es jemals wieder tragen würde. Wie falsch sie doch gelegen hatte. Sie sah zu ihrer Linken und fühlte die Hitze in ihr aufsteigen. Seit sie Ace in dem Anzug gesehen hatte, konnte sie nicht aufhören zu denken, wie gut er darin aussah. Richtig gut und verdammt heiß. Gott! Sie hatte noch nie solche Gedanken gehabt. Es war ihr unangenehm. Schnell sah sie wieder nach vorne, damit er sie nicht beim Starren erwischte. Sie musste an die vergangenen Tage denken. In diesen Tagen hatte sie nicht viel Zeit mit Ace verbracht. Sie war damit beschäftigt gewesen, die Krankenschwestern zu ertragen und tanzen zu lernen. Beides gehörte nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Sie wäre lieber bei dem Piraten gewesen. In seiner Nähe fiel ihr auf, dass sie sich nicht nur seelisch zu ihm hingezogen fühlte, sondern auch körperlich. Es war merkwürdig. Beide Bedürfnisse waren so neu für sie, aber vor allem zweites setzte ihr mehr zu als gedacht. In den Pausen hatte sie öfters den Gesprächen der Krankenschwestern gelauscht. Dabei hatten sie über jenes physische Verlangen geredet. Nikira hatte nicht geglaubt, dass sie so rot werden konnte. Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie sie darüber geredet hatten, denn diese Frauen scheuten sich nicht vor detaillierte Ausführungen ihres Liebeslebens. Für die 18-Jährige, die nicht mal ansatzweise etwas hatte, das man ein Liebesleben nennen konnte, war das recht schnell unangenehm. Das bemerkten auch die anderen. Doch anstatt mit ihren Gesprächen zu stoppen, quetschten sie die Rothaarige aus. Es war überraschend, wie gefasst sie sonst war und wie zurückhaltend und unsicher sie wurde, wenn es um Ace oder dieses spezielle Thema ging. Es war, als wäre sie eine andere Person. Vor ein paar Monaten hätte sie nie gedacht, dass sie sich jemals über so etwas Gedanken machen würde. Vor zwei Monaten hätte sie aber auch nicht gedacht, dass sie Gefühle für Gol D. Ace entwickeln würde. „Bist du bereit?“, fragte Ace plötzlich und riss sie aus den Gedanken. „So bereit wie ich sein kann.“ Sie lächelte und nahm ihm die Maske ab, die er ihr entgegenhielt. Sie betrachtete das schwarze Teil mit den silbernen Verzierungen, atmete tief ein und setzte sie auf. Es verdeckte die Hälfte ihres Gesichts, sodass sie schwer zu erkennen war. „Du gehst zuerst. Ich komme in ein paar Minuten nach. Alles klar?“ Sie nickte und ging auf das Gebäude zu. Überall waren Wachen postiert, doch das störte sie nicht. Sie war darauf vorbereitet. Es war nichts, was sie nicht kannte. Deshalb betrat sie gefasst den roten Teppich und stieg die Treppen hinauf. Mittlerweile konnte sie in den Schuhen laufen, ohne dass es bescheuert aussah. Oben angekommen, ging sie auf den Mann zu, der die Gästeliste kontrollierte. Als sie an der Reihe war, nannte sie ihren gefälschten Namen, den sie einer Freundin von Thatch zu verdanken hatte: „Viola Montez.“ Sie betrachtete abschätzig die anderen, während er ihren Namen checkte und sie eingehend musterte. Dabei fiel ihr auf, wie er etwas länger an ihrem Ausschnitt hängen blieb. Sie schnaubte abfällig, woraufhin er zusammenzuckte und mit einer schnellen Handbewegung klarmachte, dass sie eintreten durfte. Er wünschte ihr einen schönen Abend, den sie nicht erwiderte. Was für ein Idiot! Dafür, dass dies eine Feier des Unterweltkönigs war, waren die Sicherheitsvorkehrungen nicht besonders professionell. Nikira ging nach vorne und stellte sich an das Geländer. Neugierig ließ sie ihre Augen über den imposanten Raum schweifen und war schnell vom Anblick beeindruckt, aber was erwartete man von einem Mafiaboss? An der Decke hing ein gewaltiger Kronleuchter, der aufgrund tausend kleiner Diamanten funkelte und somit kaum zu übersehen war. Die gesamte Länge der rechten Wand war von Wasser überzogen. Damit wollte man wohl einen Wasserfall simulieren. Auf der linken Seite war die Bar. Hinter dieser Bar befand sich eine Reihe von Spiegeln, vor denen Tänzerinnen positioniert waren und all ihr Können in die professionellen Bewegungen legten. Alles in allem wollte sie nicht wissen, wie viel das alles hier gekostet hatte. Bestimmt ein Vermögen. Sie wandte sich von dem beeindruckenden Anblick ab und ging mit einer Hand auf dem marmorierten Geländer langsam die Treppe hinunter. Dabei konzentrierte sie sich auf ihre Schritte, denn noch war sie kein Profi auf diesen Schuhen. Außerdem wollte sie so elegant wie möglich auftreten. Unten angekommen, begab sie sich zur Bar, um sich etwas zu trinken zu holen. Niemand hatte gesagt, dass sie es nicht durfte. Noch dazu konnte ein wenig Alkohol nicht schaden. Er machte sie ein wenig lockerer. Sie bestellte sich also einen Sake, der nicht wie auf dem Schiff in billigen Flaschen getrunken, sondern in einem Glas serviert wurde. Die Barfrau informierte sie, dass alle Getränke gratis waren. Darüber staunte Nikira, nahm es aber erfreulich zur Kenntnis. Vermutlich hätte ihr dieses Glas die Hälfte von ihrem Ersparten gekostet. Sie nippte an dem Sake und setzte sich auf einen Barhocker. Dabei überschlug sie die Beine. Mit einer Spur an Desinteresse ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen. Thatch meinte, dass sie den Unterweltkönig erkennen würde, ohne ihn vorher gesehen zu haben. Er stand angeblich auf pompöse Auftritte. „Wenn ich nicht wüsste, dass du es bist, würde ich dich schamlos anmachen.“ Bei diesen Worten musste die Rothaarige leicht grinsen. Sie drehte sich nicht zu ihm, denn diese Stimme erkannte sie unter Millionen wieder und wer außer ihm sollte sonst hier sein? „Gleichfalls.“ Sie warf ihm ein Lächeln zu, welches Ace kurz aus der Bahn warf. Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, aber es hatte etwas Verführerisches an sich und das machte ihn verrückt. Doch er versuchte sich zusammenzureißen. „Ach ja? Würdest du das?“ Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie offensiv auf ihn zuging. Nikira wandte den Blick ab, nahm einen Schluck von ihrem Sake und lächelte belustigt. „Vielleicht, wenn ich betrunken wäre.“ „Dachte ich mir.“ Ace lachte. „Lust zu tanzen?“ Irritiert sah sie wieder zu ihm. „Du willst tanzen?“ „Klar. Wir haben es schließlich nicht umsonst gelernt.“ Er hielt ihr die Hand auffordernd entgegen. „Also?“ Ohne zu überlegen, ob das eine gute Idee war, stellte sie ihr Glas ab, stand auf und kam seinem Angebot nach. Während sie ihm zur Tanzfläche folgte, betrachtete sie ihre Hand, die in der von Ace lag. Selten hatte sich etwas so gut und richtig angefühlt. Diese einfache Geste löste in ihr Emotionen aus, die sie so selten verspürte, aber sich so sehr wünschte. Sie wollte nie wieder etwas anders fühlen und doch würde es bald so sein. Sie würde die geballte Wut ihres Vaters zu spüren bekommen und falls er sie verschonte, würde sie wieder in diesen alltäglichen Rhythmus verfallen. Wieder diese Verachtung von jeder Seite erhalten. Das Schlimmste daran war jedoch, dass jeder von den Whitebeards nichts als Hass für sie übrighaben würde. Dass Ace sie abgrundtief hassen würde. Nikira sah erst auf, als sie stehengeblieben waren. Sie erwiderte das Lächeln des Schwarzhaarigen leicht und versuchte ihre deprimierenden Gedanken vorerst zu vergessen. Sie wollte nicht daran denken, sondern die Zeit, die ihr noch blieb, genießen. „Bereit für den besten Tänzer auf der gesamten Grand Line?“ Eindringlich sah er sie an und brachte sie dazu leicht zu lachen. „Klar.“ Sie warteten einen Augenblick und fingen dann an. Zuerst musste sich Nikira fürchterlich konzentrieren, aber da es ein ruhiges Lied war, ging es schnell von allein. So konnte sie ihre Aufmerksamkeit auf Ace richten. „Du tanzt gar nicht so übel wie ich gedacht habe“, fing sie scherzend an. „Danke. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals auf so einem Ball tanzen würde.“ Er lachte leise. „Ich auch nicht. Irgendwie fühlt es sich komisch an. All dieser Prunk und dieses teure Kleid. Das…ist ungewohnt.“ „Ich finde es steht dir. Alles.“ Er machte eine kurze Pause. „Du siehst heute übrigens wirklich wunderschön aus.“ Nikira wurde bei seinen Worten rot und sah zur Seite. „Danke.“ Nach all den Komplimenten, die er ihr bereits gemacht hatte, hatte sie sich noch immer nicht daran gewöhnt und wurde unheimlich verlegen. „Ich mag es, wenn du rot wirst“, lachte er leise und wartete gespannt auf seine Reaktion. Ihre Wangen glühten noch immer. „Ich eigentlich nicht!“ Sie sah ihn an und lächelte verlegen. Wie zuvor auch, brachte Ace diese kleine Geste, trotz ihrer Maske, um den Verstand. Nikira hingegen fiel das gar nicht auf. „Hör‘ bitte auf mich so anzusehen“, sagte Ace deshalb heiser und seufzte. „Wieso?“ Sie war etwas irritiert von seiner Bitte. Ace, der genau wusste, dass ihr nicht klar war, was sie mit einem kleinen Lächeln bei ihm bewirkte, schluckte. „Weil…ich dich gerade am liebsten küssen würde.“ Es dauerte einen Moment, bis Nikira seine Worte verinnerlicht hatte. Er wollte sie küssen? Sie? Mit großen Augen hatte sie die Luft angehalten, während ihr Herz in doppelter Geschwindigkeit weiterschlug. Seine Aussage brachte sie so sehr aus der Bahn, dass sie die Schrittfolge vergaß und den Rhythmus neu anpassen musste. Angestrengt und atemlos fragte sie anschließend: „Was?“ Bei ihrer ungläubigen Reaktion musste er schmunzeln. Sie hatte absolut keinen Grund überrascht darüber zu sein. Sie war…einzigartig. Mit seiner Hand, die unterhalb ihres Rückens lag, drückte er sie ein wenig näher an sich. Er genoss ihre Nähe sehr und wollte sie so nahe haben, wie nur möglich. „Ich…“, fing er an, wurde aber von der plötzlich lauterwerdenden Musik unterbrochen. Ace und Nikira lösten sich aus der Tanzhaltung und sahen nach vorne. Das Licht im gesamten Saal wurde gedimmt und mehrere Scheinwerfer lenkten die Aufmerksamkeit auf den Beginn der Treppe, die zu einer Etage führte, die anscheinend nur für bestimmte Personen gedacht war. Die Leute um sie herum fingen an zu tuscheln. Auch die 18-Jährige drehte sich zu dem schwarzhaarigen Piraten, doch dieser stand nicht an seiner Stelle. Überrascht sah sie nach hinten und entdeckte ihn am Ende der Bar. Seufzend wandte sie sich wieder zum eigentlichen Geschehen. Sie wusste, dass er aufgrund ihrer Mission nicht in ihrer Nähe sein sollte, dennoch wollte sie ihn an ihrer Seite wissen. Weil sie sich dadurch wohl fühlte und es schlichtweg genoss. Vor allem seine Berührungen lösten in ihr kleine Explosionen aus, die all das Negative in ihr zum Verschwinden brachten. Und die Tatsache, dass er sie küssen wollte, machte die Sache nicht besser. Vielleicht war es doch ein Vorteil, wenn er jetzt nicht an ihrer Seite war. Sie wusste noch immer keine vernünftige Antwort auf seine Aussage, die sie so unheimlich verlegen gemacht hatte. Mit mäßigem Interesse verfolgte sie also das Spektakel vor ihr. Ein Mann tauchte oben auf und prompt wurde aus dem Getuschel ein aufgeregtes Gejubel. Es war kaum zu übersehen und zu überhören, dass es sich bei dieser Person um den Unterweltkönig handelte. Thatch hatte recht. Man erkannte ihn, wenn man ihn sah. Auf dem gesamten Weg nach unten ließ er sich feiern. Doch das interessierte Nikira nicht. Sie scannte den vorderen Bereich des Raumes mit ihren Augen. Dabei fiel Nikira auf, dass unzählige Sicherheitsleute an jeder Ecke positioniert waren. 15 um genau zu sein. Was ihr noch auffiel war, dass jede Menge Frauen um die Aufmerksamkeit des Mannes buhlten. Sie standen in der ersten Reihe und versuchten auf unterschiedliche Arten aufzufallen. Stirnrunzelnd fragte sie sich, wie gerade sie von ihm ‚ausgewählt‘ werden sollte? Laut Ace sollte sie einfach sie selbst sein, doch reichte das? Um auf andere Gedanken zu kommen, stellte sie sich etwas abseits an einen Stehtisch und schnappte sich ein Glas von dem Kellner, der bei ihr vorbeiging. „Liebe Damen und Herren! Ich bin wieder da!“ Er hob zur Demonstration seine Arme und die Menge jubelte wieder. Dabei hatte er ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Nikira konnte nicht bestreiten, dass er gut aussah. Noch dazu war er jünger als erwartet. Kein Wunder, dass ihm die Frauen förmlich zu Füßen lagen. „Es freut mich über alle Maße, dass so zahlreiche meiner geladenen Gäste erschienen sind. Wie ihr bestimmt wisst, war ich eine Zeit lang verschwunden. Natürlich nicht ohne Grund. Zum einen war da die Marine, die nicht ganz mit dem zufrieden war, was ich getan habe.“ Gelächter erfüllte den Raum und Nikira konnte sich ein Augenverdrehen nicht verkneifen. Dennoch wunderte es sie, dass sie noch nie von ihm gehört hatte. Normalerweise verheimlichte ihr Vater nur selten Dinge vor ihr. „Zum anderen war ich auf der Suche nach etwas, das vermutlich die Welt verändern wird. Dieses Etwas ist der Grund, weshalb viele von euch von weither angereist sind.“ Er legte eine Kunstpause ein und genoss sichtlich die Spannung, die er mit wenigen Worten aufbauen konnte. Eins musste ihm die Rothaarige lassen, er wirkte unheimlich sympathisch. Auch wenn seine Taten alles andere als rühmlich waren. Waffenhandel, Menschenhandel und auch Untergrundkämpfe waren nur ein Bruchteil von dem, was er zu verantworten hatte. Vermutlich nur halb so begeistert wie viele andere in dem Saal, nippte sie an ihrem Getränk und lauschte weiter seinen Worten. „Wer träumt nicht von Macht? Wer träumt nicht davon, die Dunkelheit auf seiner Seite zu haben? Gegen Kugeln immun zu sein? All das muss kein Wunsch mehr sein, denn es ist möglich. Für eine dementsprechende Summe versteht sich.“ Er zwinkerte in die Menge und erntete verzücktes Gelächter. „Ich habe sie gefunden. Nur für euch. Die vermutlich mächtigste Teufelsfrucht der Welt!“ Er hob seinen Arm und deutete nach oben. Auch Nikira sah zur Decke. Mit passender Musik zur Untermalung und allen vorhandenen Scheinwerfern, die einen Glaskasten beleuchteten, wurde die Frucht in Szene gesetzt. Wenn sie geglaubt hatte, dass es vorhin laut war, dann hatte sie sich getäuscht. Viele konnten ihre Begeisterung kaum in Zaum halten. Selbst die 18-Jährige richtete sich mit steigernder Neugier auf. Mithilfe eines großen Bildschirms konnte sie die Frucht sehen. Sie war lila und ging beinahe ins Graue über. Ihre Blätter waren wie üblich grün. An sich nichts Besonderes und wenn sie ehrlich war, dann würde sie für keinen Berry der Welt davon essen. Sie sah ziemlich unappetitlich aus. „In Kürze könnt ihr bei den reizenden Damen in Rot euer Angebot abgeben. Der Höchstbietende wird um Punkt Mitternacht verkündet. Für Anonymität ist natürlich gesorgt. Hiermit wünsche ich noch einen schönen Abend und nicht vergessen – seid großzügig.“ Mit einem letzten charismatischen Lächeln hob er seine Hand und verschwand mit einer kleinen Explosion und einer Rauchschwade von der Bühne. „Übertrieben“, kommentierte Nikira murmelnd seinen Abgang und widmete sich ihrem Getränkt. Grüblerisch richtete sie ihre Augen auf den gläsernen Bereich über der Bühne. Die Scheiben waren leicht verdunkelt und gewährten kaum einen Einblick. Dennoch konnte sie den selbsternannten Unterweltkönig sehen, wie er auf seine Gäste herabblickte. Die Rothaarige legte ihren Kopf schief. Sie musste also irgendetwas tun, damit sie sein Interesse weckte. Nur was? Sie könnte etwas stehlen, aber das wäre bestimmt nicht von Vorteil. Sie könnte aber auch einfach nach oben gehen und sehen, was passierte. „Hey, Süße“, ertönte es auf einmal neben ihr. Für einen kurzen Moment hatte sie gedacht und gehofft, dass Ace wieder hier war, aber er würde sie weder Süße nennen, noch würde er einfach so seine Hand an ihre Hüfte legen. Langsam drehte sie ihren Kopf nach rechts. Mit einem eisigen Gesichtsausdruck musterte sie den Mann mit einer Fuchsmaske. Er hatte ein selbstsicheres Grinsen im Gesicht. „Ich glaube kaum, dass ich dir jemals die Erlaubnis erteilt habe mich anzureden, geschweige denn anzufassen. Also nimm deine Hand von mir!“ Sie klang beherrscht, auch wenn es in ihrem Inneren brodelte. Diese Situation erinnerte sie an damals in der Bar, als die Kellnerin nicht auf sie hören wollte. Nur dieses Mal hatte die Person eine absolut andere Intention sie anzufassen und darauf reagierte die Rothaarige natürlich empfindlicher, als auf eine einfache Berührung an ihrer Schulter. „Zier dich nicht so, Hübsche. Du willst es doch auch.“ Er kam ihr mit seinem Gesicht gefährlich nahe und seine Hand wanderte weiter nach unten. Kurz schloss Nikira die Augen und hoffe, dass jemand von den Sicherheitsleuten ihre missliche Lage erkennen würde. Sie wollte nicht dadurch Aufmerksamkeit erlangen, indem sie jemanden zusammenschlug. Die Mission könnte dadurch gefährdet werden. Als jedoch niemand eingriff, holte sie tief Luft. „Ich sagte…“, fing sie an, griff nach dem Handgelenkt des Mannes und drehte sich so um, dass sie schmerzhaft verdreht war. Sein Gesicht drückte sie mit ihrem Ellbogen auf den Tisch. Das alles tat sie so schnell, dass er keine Chance hatte zu reagieren. Sie beugte sich nach vorne und fuhr fort: „…du sollst mich nicht anfassen.“ Noch einmal drückte sie ihn nach unten und erntete ein angestrengtes Keuchen und ein halbherziges Nicken. Da sie sich nicht weiter mit ihm beschäftigen wollte, ließ sie ihn los, nahm ihr Glas und ging zur Bar. Dort setzte sie sich auf einen Barhocker und trank ihr Getränk auf einmal hinunter. Vermutlich hätten Thatch und die anderen bei ihrer Reaktion nur den Kopf geschüttelt und wären der Meinung gewesen, dass sie überreagierte. Jedoch war Nikira ohnehin niemand, die sich gerne anfassen ließ. Schon gar nicht ungewollt und noch weniger auf diese Art und Weise. Aber im Vergleich zu damals hatte sie sich zurückgehalten und war nicht weitergegangen. Das war dieser Typ auch nicht wert. Nikira ließ nebenbei ihren Blick durch den Raum schweifen. Jede Menge schicker Leute, aber auch einige, die ihr nicht ganz geheuer waren. Sie wollte nicht wissen, was solche Typen mit dieser Teufelsfrucht anfingen. In Thatch‘ Händen wäre sie keine schreckliche Waffe. Sie wäre vermutlich eine Hilfe. Seufzend sah sie nach rechts und stockte. Unschlüssig, wie sie reagieren sollte, rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Dabei schielte sie unauffällig zu Ace, der am Ende der Bar stand. Er war nicht alleine. Neben ihm stand eine Frau, die lachend ihre langen, braunen Haare zurückstrich. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr auf. Sie war eifersüchtig. So richtig. Noch nie hatte sie ein solches Gefühl verspürt. Mit dieser Intensität. Es war wie Duzend kleiner Nadelstiche in ihr Herz. Verbissen sah sie nochmal zu Ace und der Frau. Sie wollte keine Eifersucht verspüren und doch konnte sie nichts dagegen tun. Der Anblick war schlichtweg schmerzhaft. Angespannt beobachtete sie, wie die hübsche Frau ihn anschmachtete und seinen Arm berührte. Es war kaum zu übersehen, auf was sie aus war. Dass sie ausgerechnet Ace im Visier hatte, konnte Nikira ihr nicht mal verübeln. Abgesehen davon, dass er unheimlich gut aussah, strotzte er nur so vor Selbstbewusstsein und Charme. Wer konnte da schon widerstehen? „Miss? Verzeihen Sie die Störung, aber Sie müssen mich umgehend begleiten.“ Bei dieser autoritären Stimme sah die Rothaarige überrascht zu der Frau vor ihr und runzelte die Stirn. Das klang nicht nach einer Bitte und dennoch zierten die roten Lippen ein höfliches Lächeln. Noch dazu passte es nicht ganz zu der Tonlage, die keine Widerrede zuließ. Die 18-Jährige betrachtete die Sicherheitsleute, die mit einem Abstand von ein paar Metern zu ihnen um sie herum standen. „Gibt es ein Problem?“, fragte sie deshalb und klang dabei so arrogant, dass die Mundwinkel der unbekannten Frau zuckten. „Folgen Sie mir einfach.“ Ihr Lächeln hatte ein wenig nachgelassen. Anscheinend missfiel es ihr, dass sie als Botin missbraucht wurde. Da Nikira keine andere Wahl hatte, kam sie dieser Aufforderung nach. Außerdem war sie gespannt darauf, was sie nun erwartete. War sie aufgeflogen? Brachte man sie nun nach draußen? Oder lief alles nach Plan, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was dieser Plan gewesen sein könnte? Trotz der Unsicherheit, verspürte sie keinerlei Nervosität. Ob es an den Getränken lag, die sie getrunken hatte? Möglich. Ob das gut war? Keine Ahnung. Langsam folgte sie dieser Frau in dem auffälligen grünen Kleid nach oben. Es fiel ihr schwer, sich nicht umzudrehen und zu sehen, ob Ace noch immer abgelenkt war. Aber von nun an zählte ihre Mission. Gänzlich unpassend zierte ein Lächeln ihr Gesicht. Wenn sie darüber nachdachte, dann war diese Situation einfach nur grotesk. Sie war auf einer Mission in einer Mission. Noch dazu für zwei komplett unterschiedliche Seiten. Plötzlich stoppte die Frau vor ihr und öffnete eine Tür, die in den gläsernen Raum führte. Nikira sah sich nicht wirklich um, als sie ihn betrat. Die Ausstattung interessierte sie recht wenig. Viel wichtiger war der Mann, der an der Glasfront stand und das Geschehen unter ihm beobachtete. Sie nahm die Frau erst wieder wahr, als sie ihr ein Getränk reichte, welches verdächtig nach Sake roch. „Du kannst jetzt gehen, Jane.“ Die Frau nickte, verließ den Raum und schloss hinter sich die Tür. Argwöhnisch wartete Nikira darauf, was jetzt folgte. Sie waren alleine. Komisch, dass er sie automatisch als ungefährlich einstufte und keinerlei Sicherheitsleute hier positionierte. Sollte sie das beruhigen? „Schön, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind“, kam es wie aus dem Nichts von dem selbsternannten Unterweltkönig. Seine Stimme klang ruhig und höflich. Von Nahem sah er noch jünger aus, als sie zuerst gedacht hatte. Er konnte nicht viel älter sein als Marco und dieser war noch keine Dreißig. „Ich glaube kaum, dass ich eine Wahl gehabt hätte, oder?“ Nikira zog eine Augenbraue nach oben und setzte sich ungefragt auf die schwarze Couch. Sie überschlug ihre Beine. Dabei wurde ein Bein freigelegt. Wie von den Krankenschwestern prophezeit, wanderten seine Augen über die nackte Haut. Nur schwer konnte sie sich bei dieser Reaktion ein Grinsen verkneifen. So sehr die letzten Tage genervt hatten, sie hatten sich etwas gebracht. „Da liegen Sie vollkommen richtig.“ Er lächelte und setzte sich ihr gegenüber. „Wie ist Ihr Name?“ „Viola“, antwortete sie ihm kurz und bündig. Nach seinen Namen fragte sie nicht, denn er würde ihn ohnehin nicht verraten. „Hübscher Name“, flüsterte er mehr zu sich selbst. „Ist es ok, wenn ich Sie duze?“ Nikira nickte als Antwort. „Also? Was verschafft mir die Ehre, den Unterweltkönig persönlich zu treffen?“ Sie wollte das Gespräch beschleunigen. „Ich habe dich beobachtet. Deine Art und Weise, wie du dir Typen vom Hals schaffst, die dich belästigen, ist…beeindruckend. Jede andere hätte vermutlich sofort um Hilfe geschrien. Du hingegen hast ihn mit einem gekonnten Griff davon abgehalten, weiterzugehen. Wo hast du das gelernt?“ Eindringlich sah er sie an und Nikira hatte das Gefühl, dass er durch sie hindurchblickte und mehr wusste, als ihr lieb war. Sie verstand, warum er in diesem Geschäft so erfolgreich war. Warum ihn die Leute fürchteten. Er hatte eine einprägende Ausstrahlung, die nicht positiv war. Vorhin auf der Bühne, vor all den Leuten, war er anders. Sympathisch. „Dort wo ich herkomme, sollte man sich verteidigen können.“ Ihre Antwort war passend. Wie auch bei den Fragen der Whitebeards sagte sie grundsätzlich die Wahrheit, aber verriet nicht zu viel. „Nimm deine Maske ab. Ich würde gerne sehen, welch faszinierende Frau sich dahinter befindet.“ Wie zuvor auch, war es keine Bitte. Nikira zögerte keine Sekunde. Zögern würde bedeuten, dass sie etwas zu verbergen hatte. Vorsichtig entfernte sie das Teil von ihrem Gesicht und legte es beiseite. Sie hob ihren Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. Er reagierte mit einem schon beinahe zufriedenen Grinsen. „Wirklich wunderschön“, raunte er leise und sah dabei beinahe gierig aus. Für einen kurzen Moment hatte er sie angesehen, als wäre sie ein Ausstellungsstück. Diese Tatsache verursachte bei ihr eine unangenehme Gänsehaut. Sie musste vorsichtig sein. Bereits nach ein paar Minuten mit ihm alleine ließen erahnen, wie bösartig er war. Und seine Teufelskraft hatte sie auch nicht vergessen. Wie könnte sie auch? Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und doch blieb sie ruhig. Sie beugte sich ein wenig nach vorne und spielte an dem protzigen Anhänger herum. Dabei fuhr sie sich bewusst über ihr Dekolleté. „Diese Teufelsfrucht“, fing sie langsam an, „Wie viel müsste ich bieten, um sie zu bekommen?“ Nikira könnte sich natürlich nie im Leben diese Frucht leisten, aber durch ihre Frage lenkte sie das Gespräch in die richtige Richtung. Wie erhofft, lehnte er sich mit einem Lächeln über ihr Interesse zurück. Natürlich war ihr schon der Gedanke gekommen, dass das alles hier viel zu einfach war. Der Mann vor ihr war niemand, der schnell jemanden vertraute. Deshalb musste sie auf alles gefasst sein. „Hm. Ich denke mit 900.000.000 Berry wäre ich ziemlich zufrieden.“ Er sagte dies, als würde er übers Wetter reden und beobachtete ihre Reaktion auf diesen utopischen Preis genau. Er erhielt ein beeindruckendes Nicken. „Wow. Ziemlich viel Geld für eine Frucht, die vermutlich nicht mal gut schmeckt.“ Sie lächelte belustigt und zeichnete kleine Kreise mit ihren Nägeln auf ihrem Oberschenkel, der nach wie vor freilag. Die Blicke, die er ihr dabei zuwarf, waren eindeutig. Ihm gefiel, was er sah. Gut für Nikira. „Allerdings, aber sie ist jeden Berry wert. Interesse?“ Mit einem wissenden Grinsen griff er nach einer Zigarre und zündete sie an. Einen Moment beobachtete sie den Rauch. „Unheimlich großes Interesse.“ Zum ersten Mal nippte sie an ihrem Getränk. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen. „Ist das in der Box die echte Finsterfrucht, oder nur ein Imitat?“ Sie stand auf und ging auf die verdunkelte Glasfront zu. Da sie seinen Blick auf ihr spürte, konzentrierte sie sich darauf, dass sie gezielt ihre Hüften einsetzte. Die Krankenschwestern waren der Ansicht, dass ein Mann dadurch gar nicht anders konnte, als seine Augen auf gewisse Stellen zu richten. Sie hoffte, dass es funktionierte. Nebenbei nahm sie wahr, wie er ihr folgte und dicht neben ihr zum Stehen kam. „Ein Imitat. Die echte befindet sich immer in meiner unmittelbaren Nähe.“ „Kluge Entscheidung.“ Nikira lächelte, obwohl ihr absolut nicht danach zumute war. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Die Uhr zeigte elf Uhr. Eine Stunde bis Mitternacht und somit bis zur Versteigerung. Sie trank ihren Sake auf einmal hinunter, stellte das Glas auf einen kleinen Tisch und wandte sich zu ihm. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Initiative zu ergreifen. Sie hob ihren Kopf und biss sich spielerisch auf die Lippen. Gott, sie konnte sich nicht vorstellen, dass das gut aussah. Dennoch versuchte sie all das umzusetzen, was ihr die Krankenschwestern gesagt hatten. Eher widerwillig hob sie ihre Hand. Es kostete sie mehr Überwindung als gedacht, den Mann vor sich zu berühren. Etwas zaghaft legte sie ihre Hand auf seine Brust. Sie war nicht überrascht, als sie gar nichts verspürte. Diese Berührung ließ sie absolut kalt. Ganz anders als bei Ace, aber das wunderte sie nicht. Dieser Unterweltkönig hatte keinerlei Bezug zu ihr und erreichte Nikira emotional auf keiner Ebene. Es war beinahe so, als würde sie einen Stein berühren. Die Rothaarige musste sich trotz dieser merkwürdigen Situation ein hinterlistiges Grinsen verkneifen. Er sprang darauf an und legte seine Hand auf ihre Hüfte. Dass ihr jemand anders lieber war, der sie berührte, war ihr bewusst. Sie hatte aber keine Zeit an den schwarzhaarigen Piraten zu denken, denn seine Hand strich sachte über ihre Seite. „Würdest du sie gerne sehen?“ Er grinste wissend, als er die Frage leise stellte. Nikira hielt kurz inne. Sie hätte nicht gedacht, dass er von sich aus so weit gehen würde. Statt überrascht zu reagieren, lächelte sie verführerisch und spielte mit seiner Krawatte, die sein seriöses Auftreten unterstrich. „Wer würde das nicht?“, konterte sie mit einer Gegenfrage. Sie hoffte, dass sie bald von hier verschwinden konnte. Seine Hand auf ihrem Köper war ihr unangenehm. Noch dazu hatte sie die Nähe von diesem schmierigen und unheimlichen Typen langsam satt. „Ich zeig sie dir.“ Er machte einen Schritt nach hinten und ging ans andere Ende des Raumes. Nikira holte tief Luft. Noch länger hätte sie dieses falsche Spiel nicht ausgehalten. Erschöpft fuhr sie sich über die Stirn. Ihr war seit ein paar Minuten unheimlich heiß, obwohl hier angenehme Temperaturen herrschten. Sie machte ein paar Schritte nach vorne und kniff ihre Augen zusammen. Was zum…? Wieso war ihre Umgebung plötzlich so unscharf? Irritiert sah sie nach vorne und stieß ihre Nägel verkrampft in das Leder der Couch. Irgendetwas stimmte hier nicht. Der König erschien in ihrem Blickfeld. In seiner Hand hielt er eine Frucht. Die Teufelsfrucht. „Nanu? Was ist los? Willst du sie doch nicht mehr sehen?“ Hämisch grinsend sah er ihr dabei zu, wie sie versuchte sich auf den Beinen zu halten. „Was…soll das?“, zischte Nikira angestrengt. Irgendetwas hatte er ihr gegeben. „Weißt du? Du bist wirklich etwas ganz Besonderes. Du bist wunderschön, klug und kannst dich verteidigen.“ Spielerisch fuhr er ihr über die Wange und erntete einen hasserfüllten Blick von der Rothaarigen. Als sie sich nicht mehr halten konnte, fiel sie auf die Knie. Ihre Atmung wurde unregelmäßig und statt der verschwommenen Sicht wurde es immer schwärzer. Der Mann mit der Teufelsfrucht in der Hand ging in die Knie und sah auf sie herab. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Geld du mir bringen wirst? Die alten Säcke werden mir ihr Geld hinterherwerfen, wenn ich dich zum Verkauf anbiete.“ Er lachte erfreut auf. Immer mehr verschwand Nikiras Bewusstsein. Ihre Lider wurden schwerer und schwerer, bevor sie die Dunkelheit wie eine Hülle umschloss. Das Letzte, was sie sah, war sein finsteres, zufriedenes Grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)