Something Worth Fighting For von SocialDistortion (»[AcexOC]«) ================================================================================ Kapitel 24: How Not To Get Apples --------------------------------- Mit verschränkten Armen stand Nikira vor Marco, der nicht gerade erfreut aussah. Eine Zeit lang hatte die Rothaarige nur das Gesicht des Vizes betrachtet. Auf seiner Stirn stand noch immer gut sichtbar I ❤ Pineapples. In Gedanken lobte sie sich sarkastisch für ihre enorme Kreativität. Bei all den Möglichkeiten hatte sie sich für diese selten dämliche Aussage entschieden. Wie bescheuert war ihr betrunkenes Ich eigentlich? „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich mehr erstaunt hat. Die Tatsache, dass gerade du diese Idee hattest“, fing Marco an und deutete auf sein Gesicht, „oder, dass du Ace nicht verpfiffen hast.“ „Wieso sollte ich ihn verraten?“ Nikira runzelte fragend die Stirn und versuchte nicht zu intensiv auf seine Wange zu starren, auf der sich Ace genauso kreativ ausgetobt hatte, wie sie auf seiner Stirn. Mit seinem üblichen ausdruckslosen Gesicht lehnte sich Marco gegen den Türrahmen seiner Kajüte. „Du bist nicht der Typ, der andere deckt.“ „Achja? Und das weißt du, weil du mich so gut kennst?“ Ihre Miene änderte sich schlagartig und wurde verärgert, als er diese Vermutung anstellte. „Nein. Ich sage das gerade deshalb, weil ich dich nicht gut kenne.“ Er durchbohrte sie mit seinem Blick und Nikira überkam ein merkwürdiges Gefühl. Dieses Gespräch verlief in eine Richtung, die ihr nicht geheuer war. Sie wusste, dass Marco niemandem einfach so vertraute. Auch wenn sie geglaubt hatte, dass er die Skepsis ihr gegenüber mittlerweile abgelegt hatte. Anscheinend war dem nicht so und dies erinnerte sie an ihre Mission, die sie insgeheim bereits abgeschrieben hatte. „Dann solltest du mich vielleicht besser kennenlernen“, meinte sie überraschend nonchalant. Würde er ihr auf die Schliche kommen, würde er ihr eine schwere Entscheidung abnehmen. Sie müsste nicht von selbst die Wahrheit sagen, denn das hätte er übernommen. Dieser Gedanke wurde immer attraktiver, doch die Angst von den Konsequenzen ebenfalls. Deshalb hielt sie sich zurück. Vor allem, als über Marcos Gesicht ein Schatten huschte. Bevor er etwas erwidern konnte, fragte sie: „Also? Darf ich jetzt die Toiletten putzen?“ Er musterte sie einen Augenblick verbissen und fuhr sich anschließend seufzend durch seine blonden Haare. „Planänderung. Wir gehen in die Küche.“ Ohne ihr noch einen Blick zu schenken, ging er an ihr vorbei in Richtung Speisesaal, von dem sie gerade kamen. Seufzend folgte sie ihm still. In der riesigen Schiffsküche befand sich nur Thatch, der über die Arbeitsfläche gebeugt war und einen Zettel studierte. Während Marco mit dem Koch redete, ließ die Rothaarige ihren Blick durch den Raum schweifen. Wie zu erwarten war die Kombüse der Moby Dick riesig, was sie bei der riesigen Besatzung nicht wunderte. Als Nikira ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Kommandanten richtete, fiel ihr auf, dass Thatch alles andere als begeistert aussah. Wenn sie ehrlich war, konnte sie ihm das nicht verübeln. Er hatte bestimmt auch besseres zu tun, als einer Laiin jeden einzelnen Schritt erklären zu müssen. Denn das war sie. Ein absoluter Loser, wenn es ums Kochen ging. Nachdem Marco ohne weitere Worte abgerauscht war, lehnte sich Nikira abwartend gegen die Arbeitsfläche und beobachtete den Kommandanten der vierten Division. Thatch grummelte leicht vor sich hin und kratzte sich am Hinterkopf. Er war nicht erfreut über seine Aushilfe. Nicht, weil er sie nicht mochte; ganz im Gegenteil! Sie hatte schlichtweg keine Ahnung vom Kochen und das nervte ihn. Er wollte niemanden in sein Reich lassen, der nicht mit voller Leidenschaft beim Braten, Blanchieren, Grillen und allem anderen war. Dennoch musste er die Sache hinter sich bringen und er hatte schon die richtige Aufgabe für sie. „Kartoffeln schälen. Das könnte passen“, murmelte er und wandte sich zu der Rothaarigen, die ihn mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen musterte. Sie hatte gehört was er gesagt hatte und war damit nicht wirklich zufrieden. Er traute ihr nicht mehr zu, aber sie wollte auch nicht rummeckern. Immerhin war sie selbst schuld an ihrer misslichen Lage. Sie und ein wenig Ace, der sie nicht davon abgehalten hatte sich zu betrinken. Thatch holte schließlich den riesigen Sack voller Kartoffeln und stellte ihn vor Nikira ab. Diese seufzte, nahm ihm das ihr hingehaltene Messer ab und holte einen kleinen Sessel. Missmutig ließ sie sich darauf fallen und schnitt den Sack auf. Während sie die Kartoffeln halbwegs ordentlich schälte, beobachtete sie ihn aus dem Augenwinkel, der voller Elan Gemüse kleinschnippelte. So ganz konnte Nikira nicht verstehen, wie man solch eine Leidenschaft fürs Kochen übrighaben konnte. Aber sie musste trotzdem leicht grinsen, als er gut gelaunt und vor sich hin summend das geschnittene Grünzeug in den riesigen Topf schmiss. Irgendwann, nachdem sie eine Kartoffel halbwegs schneiden konnte ohne die Hälfte davon zu verschwenden, unterbrach Thatch sie in ihrem angestrengten Tun. „Nikira? Ich lass dich für eine unbestimmte Zeit alleine. Deine restlichen Aufgaben habe ich Schritt für Schritt auf diesen Zettel hier geschrieben,“ meinte er und deutete auf die besagte Liste, „Alles klar?“ Die Rothaarige nickte und sah dem Piraten kurz hinterher. Sie wunderte es ein wenig, dass er sie wirklich alleine in seinem heiligen Reich ließ. Erleichtert seufzte sie jedoch auf und schmiss schlussendlich die letzte geschälte Kartoffel in die riesige Schüssel neben ihr. Für einen Moment hielt sie inne und genoss die Ruhe in der Schiffsküche. Sie stützte sich mit ihren Ellbogen auf der hochglanzpolierten Arbeitsfläche ab und besah sich die weiteren Aufgaben. „Wirklich, Thatch?“, murmelte sie leicht ungläubig, als sie all die langweiligen Dinge auf der Liste sah. Er hatte ihr nur aufgetragen verschiedene Gemüsesorten zu schneiden. Ziemlich viel Gemüse, um ehrlich zu sein. Sie rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn und begab sich in die Speisekammer. Von dort holte sie einen Sack Zwiebeln. Sie schnitt ihn auf und legte sich zahlreiche Stücke auf die Arbeitsfläche. Mit wenig Begeisterung fing sie an und stellte schnell fest, dass sie diese runden Dinger hasste. Ihre Augen brannten wie die Hölle und der penetrante Geruch stieg ihr unaufhörlich in die Nase. Genervt vergrub sie ihr Gesicht zwischen ihrem Ober- und Unterarm, um dem Geruch zu entgehen. „Alles klar bei dir?“, ertönte es auf einmal zu ihrer Linken. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. „Was willst du hier?“ Sie antwortete ohne ihre Haltung zu ändern. „Ich wollte sehen wie es dir bei deiner Arbeit ergeht.“ Ace lachte belustigt. Nikira hob ihren Kopf und blinzelte ein paar Mal, da ihr Blick aufgrund der Nässe in ihren Augen unscharf geworden war. Sie hasste Zwiebeln! „Woah! Kein Grund deshalb vor Freude zu weinen“, fügte er amüsiert hinzu, als er ihre roten Augen sah. Die Rothaarige warf ihm einen genervten Blick zu. „Wenn du hier bist um zu nerven, kannst du auch gleich wieder verschwinden.“ Sie widmete sich wieder ihrer Arbeit. Insgeheim war sie froh darüber, dass er sie mit seiner Anwesenheit beehrte. Wenn er bei ihr war, konnte sie sich sicher sein, dass es nicht öde werden würde. „Eigentlich wollte ich mich bedanken, dass du mich nicht verpetzt hast.“ Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Arbeitsfläche. „Kein Ding“, murmelte sie. Sie empfand es als unnötig sich dafür zu entschuldigen. Er hätte dasselbe in ihrer Situation getan. „Ich hoffe Marco war nicht allzu wütend.“ Konzentriert schnitt sie die Knolle in kleine Stücke. „Naja. Ich konnte ihn sowieso nicht ganz ernst nehmen mit dem Gekritzel im Gesicht.“ Ein Schmunzeln zierte ihre Lippen, als sie an das Bild dachte. Das würde ihm noch ewig nachhängen! Ace lachte. „Verständlich. Es sah aber auch wirklich lustig aus.“ Schweigen kehrte ein. Sie erledigte ihre Pflichten und er sah ihr dabei zu. „Brauchst du Hilfe?“, ertönte es nach einiger Zeit. Überrascht sah Nikira auf. Sie hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass er ihr seine Hilfe anbot. Dennoch nickte sie. „Eh, ja. Du könntest die Sachen aus der Vorratskammer holen.“ Sie hielt ihm den Zettel vors Gesicht, den er gleich entgegennahm. „Alles klar.“ Ace grinste und salutierte spaßeshalber. Damit entlockte er ihr kleines Grinsen, welches ihm natürlich nicht entging. Zufrieden machte er sich auf, um seine Aufgabe zu erledigen. Nikira konzentrierte sich indessen wieder auf die verhassten Dinger vor ihr. Ihr fehlten nicht mehr viele. Während sie die Zwiebeln schnitt, schweiften ihre Gedanken zu dem Schwarzhaarigen. Heute hatte sie noch nicht viel Zeit gehabt, über gestern Nacht nachzudenken. Jetzt, wenn sie auf den Abend zurückblickte, war er recht unterhaltsam gewesen. Sie konnte sich zwar nicht mehr an alle Worte erinnern, die aus ihr herausgesprudelt waren, aber sie war sich auch nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Sie konnte sich vorstellen, dass nicht alles sinnvoll gewesen war, was sie von sich gegeben hatte. Kurz kam ihr sogar in den Sinn, dass sie vielleicht etwas über ihre Mission verraten hatte. Doch wenn dem so wäre, würde Ace sich nicht so verhalten wie sonst auch. Das redete sie sich zumindest ein. Sie stoppte mit dem Schälen und senkte ihre Arme. Nikira biss sich auf die Lippen und drehte ihren Kopf in Richtung der Vorratskammer, in der sich Ace um die Lebensmittel kümmerte. Sie hatte wirklich nichts gesagt, oder? Umso länger sie darüber nachdachte, desto unsicherer wurde sie. Plötzlich ertönte ein Krachen und riss somit die Rothaarige aus ihren Gedanken. Sie runzelte die Stirn. Das kam gerade aus der Vorratskammer. Nachdem sie das Messer und die Zwiebel weggelegt hatte, begab sie sich zu dem kleinen Raum. Auf dem Boden lag eine Schüssel, die zum Glück aus einem robusten Material bestand. Der Kommandant schenkte dem keine Beachtung, sondern stand gestreckt vor einem Regal und versuchte an etwas ranzukommen. Dabei entstand ein faszinierendes Spiel seiner Muskeln, welches Nikira für kurze Zeit gespannt verfolgte. Jedoch rief sie sich schnell zur Besinnung und schüttelte den Kopf, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Brauchst du Hilfe?“ Sie benutzte dieselben Worte wie er zuvor auch. Stirnrunzelnd drehte er sich um, ohne von seinem Unterfangen abzulassen. „Glaub ich kaum, Zwerg.“ Bei dem neuen Spitznamen verzog sie ihr Gesicht. „Ich bin kein Zwerg“, murrte sie, „Was holst du da überhaupt?“ Bei ihrem missmutigen Ausdruck grinste er und beantwortete schließlich ihre Frage: „Hinter dem Sack voll Mehl stehen die Äpfel.“ Er stellte sich gerade hin und wandte sich zu der Rothaarigen. „Wer ist so bescheuert und packt einen Sack voller Äpfel und einen voller Mehl ganz nach oben?“ Sie runzelte die Stirn. Ace zuckte nur mit den Schultern und sah wieder nach oben. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht, woraufhin Nikira ihn skeptisch musterte. Dieser Ausdruck bedeutete nichts Gutes. Das wusste sie mittlerweile. „Ich hebe dich hoch“, verkündete er zufrieden mit seiner Idee. „Ich glaube nicht, dass –“ „Komm schon!“ Ace unterbrach sie einfach und deutete mit seiner Hand, dass sie zu ihm kommen sollte. Nikira rieb sich den Nasenrücken und seufzte. „Schön, aber wehe du lässt mich fallen!“ Mit wenig Begeisterung machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Sie holte tief Luft, sah den Schwarzhaarigen an und stockte. Seine Lippen zierten ein schiefes Grinsen. Es war dieses besondere Grinsen, bei dem jede Frau den Verstand verlor und bei dem sogar Nikiras Herz für einen Moment aussetzte und doppelt so schnell weiterschlug wie zuvor. Und seine nächsten Worte machten es nicht besser: „Es würde mir nicht im Traum einfallen, dich fallen zu lassen.“ Seine schon beinahe sanften Worte, die durch sein mittlerweile leichtes Lächeln untermalt wurden, trieben Nikira Hitze ins Gesicht. Sie war froh, dass es hier so dunkel war, denn ihr war es unangenehm, dass solch einfache Worte ihr so zusetzten. Wenn sie ehrlich war, bedeutete ihr diese Aussage sogar unheimlich viel. Auch wenn der Kontext ein ganz anderer war und er es auch nicht so meinte. Das änderte nichts daran, dass ihr in ihrem Inneren warm wurde. Um auf andere Gedanken zu kommen, sagte sie schnell: „Hoff ich doch. Also? Wie hast du dir das gedacht?“ Sie deutete mit einem Nicken nach oben und stützte ihre Hände in die Hüften. Ace Lächeln verschwand. Stattdessen runzelte er nachdenklich die Stirn. „Ich glaube, wenn ich dich hochhebe bist du noch immer nicht hoch genug. Vielleicht anders.“ Er sah nochmal kurz nach oben, ging ein wenig in die Knie und verschränkte seine Finger miteinander. Auffordernd grinste er sie an. „Ich bin bereit.“ Nikira betrachtete ihn skeptisch. „Das sehe ich, aber bist du dir sicher, dass das klappt?“ Sie war noch immer nicht ganz überzeugt davon. „Klar! Ist ja schließlich meine Idee.“ Er lachte. „Deshalb frage ich ja“, murmelte sie zu sich selbst, ging aber auf ihn zu. Etwas zögerlich legte sie ihre Hände auf seine Schultern. Wie immer, wenn sie mit seiner Haut in Berührung kam, war sie überrascht über die Hitze, die sie ausstrahlte. Und wie immer seit einer geraumen Zeit fing ihre bei dem Kontakt an zu kribbeln. Nikira verwarf den Gedanken und stieg mit ihrem Fuß in seine verschränkten Finger. Sie hob ihren Kopf und nickte Ace zu. Dieser stand langsam auf. Kurz schwankte sie, fand aber schnell halt an dem Regal. Mit ihrem anderen Fuß stand sie auf der nächsten Ablage. „Du bist ganz schön schwer“, kam es plötzlich von dem Schwarzhaarigen. Die Jüngere warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Übertreib mal nicht.“ Ace lachte nur. Natürlich war sie nicht schwer, aber es machte zu viel Spaß sie zu ärgern. Was er nicht sah, war das kleine Grinsen in ihrem Gesicht. Sein Lachen war ansteckend und versursachte ein Gefühl der Zufriedenheit in ihr. Allein dieses Geräusch reichte aus, um all die negativen Emotionen loszuwerden. Es war plötzlich so…einfach glücklich zu sein. Mit diesem Gedanken schob sie mühsam den vorderen Sack auf die Seite und griff nach hinten zu dem anderen. Sie erwischte ihn gerade so und musste sich anstrengen, ihn überhaupt zu bewegen. Es war nicht einfach, denn die Ablage war voll mit anderem Zeug. „Kannst du dich ein bisschen beeilen, Kira?“ Ace‘ Stimme klang gepresst. Sie verdrehte die Augen. Nicht über den Spitznamen. An den hatte sie sich bereits gewöhnt. „Ich sagte du sollst nicht übertreiben. So schwer bin ich nicht.“ „Darum geht es nicht. Du bist alles andere als schwer,“ fing er an und machte eine kurze Pause, in der er anfing zu pusten, „Vor mir hängt eine riesige Spinne.“ Bei seiner Aussage runzelte Nikira die Stirn und sah auf ihn herab. Hatte sie sich gerade verhört? „Sag nicht du hast Angst vor Spinnen.“ „Angst würde ich das nicht bezeichnen. Ich finde sie nur ziemlich ekelhaft.“ Er räusperte sich, während die Rothaarige anfing zu grinsen. „Ich glaub’s nicht! Portgas D. Ace hat Angst vor Spinnen.“ Beinahe spöttisch entkamen ihr diese Worte. „Das ist keine Angst.“ Der Kommandant brummte beleidigt. Nikira umgriff wieder das raue Material und zog daran. „Rede dir das ruhig ein“, meinte sie belustigt. Fast hatte sie es geschafft. Nur noch vorbei zwischen dem Sack voll Mehl und einem Kübel, dessen Inhalt sie nicht wissen wollte. Fest zog sie daran. Sie hatte ja gewusst, dass Äpfel nicht unbedingt leicht waren, aber das war beinahe übertrieben. Während sie den Sack Stück für Stück vor bewegte, bemerkte sie nicht, dass sie den vorderen ebenfalls nach vorne schob. Erst, als er nach vorne kippte reagierte sie. Schnell griff sie mit ihren Händen an das untere Ende um Schlimmeres zu verhindern. Dachte sie zumindest. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er offen war und prompt entleerte sich der Inhalt über ihre Köpfte. Ein überraschter Ton entfloh ihrem Mund, ehe sie ihre Augen fest zusammendrückte und ihren Kopf senkte, damit sie kein Mehl ins Gesicht bekam. „Was…?“, entkam es Ace nicht minder überrascht. Sie fluchte innerlich, als sie die Luft anhielt und es einfach geschehen ließ. Nach kurzer Zeit öffnete sie zaghaft die Augen und hob wieder ihren Kopf. Das Mehl hatte eine kleine Wolke in dem Raum verursacht. Langsam sah sie nach unten zu Ace, der ebenfalls zu ihr blickte. Nikira musterte ihn mit großen Augen. Seine ganzen Haare waren nicht mehr schwarz, sondern weiß. Selbst seine Wimpern hatten eine andere Farbe angenommen. Wie in Trance ließ er sie runter. Die Äpfel längst vergessen. Sprachlos sahen sie sich an. Sein Erscheinungsbild war bescheuert, aber das Beste daran war, dass sie genauso aussah. Und obwohl sie gerade eine riesen Sauerei veranstaltet hat, dachte sie nicht mal ansatzweise daran. Viel mehr vernahm sie dieses Gefühl in ihrem Inneren, welches sich in ihrer Brust befand. Es fühlte sich an wie ein Funken, der immer größer wurde und dieser Funken fühlte sich gut an. Deshalb löste sie ihre verkrampfte Haltung und presste ihre Lippen fest aufeinander. Sie wandte den Blick von ihrem Gegenüber ab und Ace dachte, sie würde anfangen zu weinen. Ihre mit Mehl bedeckten Schultern bebten. „Alles ok?“, fragte er deshalb besorgt, nicht ahnend, dass es mehr als ok war. Für Nikira, die versucht hatte sich zu beherrschen, waren diese zwei einfachen Worte ausschlaggebend. Sie überließ ihren Gefühlen das Steuer, hob ihren Kopf und lachte. Sie lachte, ließ diesen Funken frei und genoss die Unbeschwertheit, die damit verbunden war. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal dem Drang nachgegangen war zu lachen. Wann sie überhaupt das letzte Mal diesen Drang verspürt hatte. Und während Nikira einfach loslachte, stand Ace vor ihr und war sprachlos. Er hatte natürlich schon von vielen dieses Geräusch gehört, aber noch nie hatte er sich so darüber gefreut wie in diesem Augenblick. Es war mit so viel Ehrlichkeit verbunden, dass er gar nicht anders konnte, als selbst das Bedürfnis zu verspüren zu lachen. Mit einem Grinsen lehnte er sich gegen das Regal und betrachtete die Kleinere dabei, wie sie sich die Tränen aus den Augen wischte. Ihre Reaktion auf dieses Dilemma war so viel besser als alles auf der Welt und er hätte nie gedacht, dass ein einfaches Lachen ihn so glücklich stimmen konnte. Auch wenn es unbewusst passiert war, so hatte er sein Versprechen eingehalten. Sie lachte und das war, was zählte. Nicht seine Gefühle für sie, die sich mittlerweile drastisch geändert hatten und ihm zu Denken gaben. Auch nicht die Tatsache, dass sie vermutlich nicht dasselbe fühlte wie er. Nichts davon war relevant, solange er sie lachen sah. Es klang vermutlich kitschig und absurd, aber ihr Lachen war wie Musik in seinen Ohren und jetzt wo er es gehört hatte, wollte er es nicht mehr missen. Ace‘ Grinsen verwandelte sich in ein sanftes Lächeln, als Nikira Luft holte und sich anscheinend wieder beruhigt hatte. Genau im richtigen Moment, denn plötzlich tauchte Thatch in der Tür auf und besah sich wütend die Sauerei. „Wieso liegt in meiner Speisekammer überall Mehl und wieso seid ihr voll damit?“ Verärgert deutete er auf den Boden. Als er Schulterzucken und unschuldige Blicke kassierte, verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Verschwindet. Schnell. Und wehe einer von euch betritt noch einmal mein Reich.“ Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Während die junge Frau noch immer verhalten lachte und schnell aus dem Raum verschwand, verharrte der Kommandant kurz an Ort und Stelle. Er schüttelte belustigt den Kopf, klopfte Thatch auf die Schulter und meinte ehrlich: „Danke.“ Ace huschte an dem Blondschopf vorbei und folgte Nikira aus der Küche. Zurück ließ er einen verwirrten Küchenchef, der nicht ganz verstand warum sich der Jüngere bei ihm bedankte. Im Gegensatz zu ihm war Thatch nämlich nicht aufgefallen, dass die 18-Jährige zum ersten Mal, seit sie auf der Moby Dick war, gelacht hatte. Deshalb schüttelte der Mann mit der Tolle den Kopf und kümmerte sich eigenständig um die Sauerei. „Nie wieder lasse ich einen von ihnen hierher. Nichts als Ärger mit den beiden“, murmelte er vor sich hin und schnappte sich einen Besen. Dabei schwirrten ihm schon Ideen für das morgige Mittagessen durch den Kopf. „Curry mit Ananas gab es schon lange nicht mehr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)