Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 69: Einen Schritt der erneuten Verweigerung --------------------------------------------------- Es ist Samstag und ich sitze mit meinen Freunden in der Küche am Tisch. Ich hab Kekse und Tee aufgetischt und wir unterhalten uns nett. Mokuba ist gerade mit Kai im Wintergarten bei seiner ersten Einzelsitzung. Danach ist es angedacht, dass ich Seto zu Kai bringe, damit auch er seine erste Einzelsitzung hat. Daher hab ich meine Freunde in die Küche gebeten, nicht dass Seto plötzlich wieder scheut. Schließlich kommt Mokuba zu uns. Er strahlt uns an und ich hab den Eindruck, dass ihm das Gespräch mit Kai wirklich gut getan hat. Also übergebe ich dem jüngeren Kaiba die Gastgeberhoheit und begebe mich in Richtung von Seto's Hausbüro. Seine Tür steht offen und ich trete ein. Er sitzt in seinem Chefsessel und blickt gedankenverloren aus dem großen Fenster in den schneebedeckten Garten. Als ich neben ihm zum Stehen komm geh ich in die Knie und leg ihm vorsichtig meine Hand an die Wange. Langsam kehrt er aus seinen Gedanken zurück und blickt mich überrascht an, bevor er mich sanft anlächelt. Ich erwidere sein Lächeln. Möchte wissen, wo mein Drache war. Doch er winkt ab, strafft sich etwas und setzt sich damit auf. Fragend blickt er mich an. Vorsichtig sag ich ihm, dass Kai im Wintergarten auf ihn wartet. Ich seh, wie mein Drache sich augenblicklich versteift und anspannt. Das Lächeln, welches eben noch sein Gesicht geziert hat, ist verschwunden. Er schluckt, während er sich mit seinem Stuhl dem Schreibtisch zuwendet. Murmelt irgendetwas von Arbeit. Ich dreh ihn wieder zu mir, immer noch sanft lächelnd. Sag ihm, dass er aufhören muss, davor wegzulaufen. Kai will ihm nichts böses, sondern ihm nur helfen. Das kann er aber nur, wenn mein Drachen ihn auch lässt. Er blickt mich mit einer gewissen Verzweiflung an. Will damit kontern, dass er mit mir doch darüber redet. Ich schüttle nur seicht den Kopf. Das ist nicht dasselbe, versuch ich ihm klar zu machen. Ganz vorsichtig nehm ich seine Hände in meine, streich mit den Daumen über seine Handrücken. Seine Hände sind schweißnass. Allein der Gedanke mit Kai zu reden versetzt ihn in eine Stresssituation. Sanft streck ich mich ihm entgegen und küsse ihn sanft. Dann steh ich auf, ziehe ihn mit mir und aus dem Büro heraus. Den Flur entlang. An der Küche vorbei. Ins Wohnzimmer. Von dort zum Wintergarten. Er sträubt sich noch einmal und lehnt sich gegen den Zug. Ich bleibe stehe, blicke ihm in die Augen und frag ihn, warum mein Drachen nur solche Angst vor diesem Gespräch hat. Sofort weicht er meinem Blick aus. Ich gebe eine seiner Hände frei, lege sie an seine Wange und bring ihn dazu mich wieder anzuschauen. Mir springt pure Panik entgegen. Was hat mein Drachen nur? Ich beuge mich langsam zu ihm zu und küsse ihn sanft. Hoffe, ihn so etwas beruhigen zu können. Was sonst immer gut funktioniert, scheint heute seine Wirkung völlig zu verfehlen. Ich verstehe nicht, warum er so reagiert und sonst kann ich ihn wirklich gut lesen. Dann dämmert mir da etwas. Wenn er mir sonst von seiner Vergangenheit erzählt findet das immer nach einem Albtraum und der dazugehörigen heftigen Angst- oder Panikreaktion statt. Wenn er etwas neben sich steht. Und auch nur, wenn ich mich hinter ihm befinde und ihn nicht direkt anschauen kann. Bislang haben wir uns noch nie von Angesicht zu Angesicht darüber unterhalten, wenn er mir von einem seiner Albträume erzählt hat. Solange er wach ist und keine Angst- oder Panikreaktion hatte meidet er das Thema aktiv. Deshalb wird Isono es auch nie geschafft haben, dass mein Drachen mit ihm über seine Erfahrungen mit Gozaberu gesprochen hat. Aber wie... wie kann ich ihn überzeugen, über seinen Schatten zu springen? Kann ich das überhaupt? Vielleicht muss ich die Antwort darauf aber auch nicht alleine finden. Sanft zieh ich ihn schließlich in den Wintergarten, schließe hinter uns die Tür und führe ihn zu der mittig aufgestellten Sitzgarnitur. Kai wendet sich uns zu. Scheinbar hat er sich die Blumen näher angeschaut, die hier gepflegt und aufgestellt sind. Er grüßt mich und reicht dann Seto seine Hand. Doch dieser blickt ihn an, als würde Kai etwas Unmögliches von ihm verlangen. Aber Kai wäre nicht Kai, wenn er sich von dieser abweisenden Reaktion abschrecken lassen würde. Also bittet er uns wieder Platz zu nehmen. Ich spüre, wie Seto erneut zum Zerreißen angespannt ist. Kai beginnt wie immer mit etwas Smalltalk und fragt nach unserer Woche. Doch mein Drachen presst seine Zähne so fest aufeinander, dass ich sie wieder knirschen hören kann. Immer noch hab ich eine seiner Hände in meiner eigenen und streiche sanft über sie. Ihm ist sicherlich gar nicht bewusst, dass er meine Hand mittlerweile ziemlich fest hält. Ich kann daran gut seinen Stressfaktor ablesen. Leise flüstere ich seinen Namen und er blickt mich fast schon erschrocken an. Als würde er nicht verstehen, was ich jetzt von ihm will. Vielleicht hilft es ihm, wenn ich ihm vormache, wie es geht... aber eigentlich weiß mein Drache, wie man ein Gespräch führt. Und nichts anderes soll das hier ja werden. Also grins ich Kai glücklich an und mein, dass es eine fabelhafte Woche gewesen ist. Kai blickt erst mich, dann Seto neugierig an. Dann fragt er, wieder an Seto gewandt, was denn so fabelhaft gewesen ist. Doch mein Drache scheint gar nicht erst in Erwägung zu ziehen, mit Kai auch nur ein Wort zu wechseln. Also antworte ich wieder, dass Seto und ich aufgehört haben, in der Schule so zu tun, als seien wir 'nur' Freunde. Und wie ich es nicht anders erwartet habe begrüßt Kai diese Entwicklung mit einem 'großartig', bevor er nachfragt, wie es dazu gekommen ist. Mein Drache wendet seinen Blick wieder zur großen Glasfront und blickt in den großen Garten. Nein! Heute nicht! Sanft lege ich meine freie Hand an seine Wange und wende sein Gesicht mir wieder zu. Ich versuche ihn beruhigend und liebevoll anzuschmunzeln, während ich in seinem Blick nur eine stumme Bitte erkennen kann. Aber heute kann ich ihm diese Bitte nicht erfüllen, sonst werden wir nicht voran kommen. Er schluckt. Ich bemerke, wie er kurz aus dem Augenwinkel zu Kai blickt. Gerade so kann er sich noch daran hindern auf seiner Unterlippe rumzukauen, wie er es sonst macht, wenn große Unsicherheit in ihm herrscht. Doch als er wieder zu mir blickt sehe ich, dass er sich nicht dazu durchringen kann mit Kai zu sprechen. Etwas in ihm sperrt sich einfach hartnäckig gegen die ihm gebotene Hilfe. Vorsichtig will ich seinen Kopf an meine Schulter ziehen, doch auch dem verweigert er sich. Er rutscht sogar ein Stückchen von mir weg und löst den Griff an seiner Hand, bevor er seine Arme defensiv vor seiner Brust verschränkt und seine Beine übereinander schlägt. Ich blicke fragend zu Kai, der aber nur besänftigend lächelt und mir zunickt. Scheinbar überrascht ihn dieses Verhalten gar nicht. Er steht auf und bittet uns ihn zu entschuldigen, weil er mal dringend aufs Klo müsste. Dann lässt er uns alleine. Ich weiß, dass er nicht aufs Klo muss! Wir hatten abgesprochen, dass wenn der Druck auf meinen Drachen durch das Gespräch zu groß wird, er sich kurz unter einem Vorwand zurück zieht, damit Seto sich etwas entspannen kann. Nur dass wir dieses Ventil schon nach fünf Minuten benutzen müssen, damit haben wir beide nicht gerechnet. Also rück ich zu meinem Drachen auf, der sich jetzt zu mir ziehen lässt und sein Kopf auf meiner Schulter Ruhe findet. Als ich meinen Arm über seinen Rücken lege kann ich das Zittern deutlich spüren. Er versucht sich zusammenzureißen, doch es fehlt nicht mehr viel, bis seine Anspannung ihn in die Knie zwingt. Beruhigend versichere ich ihm, dass alles gut sei und er sich vor nichts fürchten muss. Nichts muss meinem Drachen peinlich sein. Für nichts muss er sich schämen. Und ich spüre, wie er eine Träne sich aus seinen Augen löst und auf meinen Nacken fällt. Er will mir so gern glauben, doch seine Gefühle strafen meine Worte lügen. Die Scham beherrscht ihn vollständig. Vielleicht weiß er, dass ihm das Gespräch mit Kai gut tun würde, doch sich dazu zu überwinden, dazu fehlt ihm die Kraft. Also ist die Frage, wie kann ich ihm helfen? Wie Kraft leihen? Sanft streich ich ihm durch das Haar. Nur sehr zögerlich scheint er sich wieder zu entspannen. Lässt etwas locker. Legt seine Arme um mich. Halt suchend. Sanft heb ich seinen Kopf, so dass wir uns anschauen können. Lege behutsam meine Lippen auf seine, lass ihn in diesem Kuss versinken. Langsam schließt er seine Augen und beginnt diese Zärtlichkeit zu genießen. Sanft streich ich ihm während dem Kuss über die Wange. Dann lass ich den Kuss langsam ausklingen. Als er seine Augen öffnet, spiegelt sie immer noch Angst. Weniger, als zuvor, aber dennoch deutlich zu erkennen. Noch einmal streich ich ihm über die Wange. Lächle ihn ermutigend an. Schlage ihm vor, dass wir heute nur ein wenig Smalltalk mit Kai betreiben. Nur belangloses Blabla. Komm schon mein Drachen, nur ein wenig über das Wetter reden oder das neuste Displaydeck von Duell Monsters. Schließlich nickt er. Ich lächle ihn weiter an. Dieses Mal stolz. Wie aufs Stichwort kommt Kai zurück. Er entschuldigt sich nochmals für die Unterbrechung und nimmt wieder auf dem Sessel Platz. Mein Drache sitzt neben mir, tastet unsicher nach meiner Hand. Ich reich sie ihm. Dann schaut Kai zwischen uns kurz hin und her. Dann wechselt Kai das vorige Thema und wir unterhalten uns tatsächlich eine kleine Weile über Duell Monsters. Auch mein Drachen sagt zwei oder drei Mal was dazu. Hey, ein kleiner Fortschritt, hatte er doch bis eben Kai nur stoisch ignoriert. Nachdem das Thema ausklingt steht Kai wieder auf und beendet das Gespräch für heute. Er lächelt meinen Drachen an und meint nur, dass er sich auf die nächste Sitzung freue. Seto erwidert nichts dazu. Dann geht Kai. Wir bleiben noch einen Moment stehen, bevor ich Seto an mich ran ziehe und meine Arme um ihn schließe. Er tut es mir gleich. Es scheint, als sei eine ewig schwere Last von seinen Schultern gefallen, jetzt wo Kai gegangen ist. Hm... das wird noch werden. Es wird Zeit kosten, aber ich bin mir sicher, dass Kai bald mit der eigentlichen Therapie anfangen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)