Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 16: Einen Schritt zulassen! ----------------------------------- Wärme umgibt mich. Gibt mir das Gefühl von Sicherheit. Geborgenheit. Halt! Ein Geruch, den ich kenne, steigt mir in die Nase. Den ich mag! Nachdem ich mich sehne! Meine Hand liegt da auf irgendetwas. Es hebt und senkt sich. Gleichmäßig. Etwas streicht mir durch mein Haar. Eine Hand! Ich schlag meine Augen auf und sehe in die honigbraunen Augen des blonden Streuners. Er lächelt mich sanft an. Ich liege ganz eng an ihn gekuschelt. Ihm zugewandt. Eigentlich... müsste ich jetzt aufschrecken und ihn von mir stoßen. Diese Zuneigung und Fürsorge, die er mir angedeihen lässt, von mir weisen. Aber dafür genieße ich das im Moment zu sehr. Also schließe ich meine Augen wieder und versinke wieder im Genuss. Dann durchzieht mich die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Ruft mir schlagartig alles in Erinnerung, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Den Albtraum. Meine Panik. Die Unfähigkeit die Kontrolle zurück zu erlangen. Diese Dunkelheit, die aus mir strömte und mich umgab. Dann war da Jonouchi, der ein weiteres Mal Zeuge meiner Schwäche geworden war. Der mich gehalten hat. Weinen ließ. Ins Bett gebracht hat. Ruckartig setz ich mich auf. Schlage beschämt meine Hände vor das Gesicht. Wie... wie soll ich das alles wieder zurecht biegen? Wie erklären? Wie mein Gesicht wahren? Da spüre ich plötzlich, wie sich der andere vorsichtig hinter mich kniet und seine Arme um mich legt. Seinen Kopf auf meine Schulter. Seine Hände an meine Handgelenk. Er zieht sie mir vom Gesicht. Meine Hände. Meinen Schutz vor der Scham. Nein! Nicht! Doch als ich sein Gesicht sehe ist meine Panik verschwunden. Sein Lächeln. Das Verständnis in seinen Augen. Ich kann mich dagegen nicht wehren. Lass ihn mir meinen Schutz nehmen. Er flüstert mir etwas ins Ohr: Sein Drache, hätte es nicht nötig, sich jemals für irgendetwas vor ihm zu schämen! Etwas an diesen Worten berührt mich im Inneren. Ich weiß, dass er sie genauso meint, wie er sie sagt. Er hat sie nicht gesagt, weil sie so blumig und symbolträchtig sind. Er hat meine Handgelenke längst losgelassen und seine Arme eng um mich geschlungen, um mich weiter fest zu halten. Irritiert spüre ich etwas feuchtes auf meiner Wange. Eine Träne, die sich gelöst hat. Aber nicht aus Angst, Panik oder Schmerz. Da ist etwas neues in mir. Etwas... was vorher nicht da gewesen war. Was ich so nicht kenne. Es ist kein unangenehmes Gefühl. Es hat etwas mit der Gewissheit zu tun, dass der andere da ist und mich hält und dass er mich nie wieder alleine lassen wird. Egal, was ich tun oder sagen werde. Er wird bleiben. Sich vor mich stellen und mich schützen wird. Dann wird es mir bewusst: Es ist Freude! Ich bin glücklich! Glücklich? Ja, doch! Es ist, als wäre ich befreit worden. Als ob das, was mich sonst immer mit Nachdruck auf den Boden drückt, plötzlich weg wäre. Ich fühl mich einfach nur leicht! Und ich bin mir sicher, dass ich mich nur dank meines blonden Streuner so fühle. Also akzeptiere ich, was er mir ins Ohr geflüstert hat und nicke. Ist gut, ich... ich will ihm vertrauen! KANN ihm vertrauen! Das weiß ich seit der Sache mit Hayashi! Vorsichtig lehn ich mich an ihn. Er weicht nicht zurück, bleibt und gibt mir Halt. Ich schließe meine Augen. Er drückt seine Wange an meine und festigt seine Umarmung ein wenig. Das ist ein schöner Moment und ich wünsche mir, dass er noch eine Weile anhalten wird. Doch ein lautes Knurren durchbricht die Stille. Meine Augen gehen schlagartig wieder auf. Ich spüre, wie meine Wangen sich röten. Doch der Blonde lächelt mich an. Löst sich langsam von mir. Krabbelt vom Bett. Hält mir seine Hand hin. Zögerlich nehm ich die gebotene Hilfe an und krabbel auch vom Bett. Da sehe ich mein Zimmer. Die Verwüstung. All das Chaos. Ich schlucke. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das Zimmer verwüstet habe. Nur noch, dass ich versucht habe, dieses Gefühl los zu werden. Das Gefühl, das drohte mich aufzufressen. Hilflosigkeit. Mein Gesicht rötet sich noch mehr. Wieder höre ich geflüsterte Worte an meinem Ohr. Sein Drache muss sich für nichts schämen! Sanft streicht er mir über die Wange. Dann beginnt er die Kleidungsstücke aufzuheben und sie in meinen begehbaren Wandschrank zu tragen. Immer und immer wieder. Erst nach einigen Momenten erwache ich aus meiner Starre und fange an einige Bilderrahmen vom Boden aufzuheben, sie zu einem Sideboard zu bringen und wieder ordentlich aufzustellen. Alle zeigen ausnahmslos Mokuba. Ich hatte sie gestern mit einem Arm runter gefegt. Hatte den Blick Mokubas einfach nicht ertragen. Obwohl es nur Bilder waren! Plötzlich hab ich die Überreste eines Kissens in der Hand. Es ist aufgerissen und die Federn sind überall im Raum verteilt. Wann hab ich das denn gemacht? Wieder spür ich die seichte Hitze der Scham auf meinen Wangen. Dann fällt mein Blick auf den halb abgerissenen Vorhang. Beängstigend, dass ich das alles war. Dass ich so die Kontrolle verlieren konnte. Ich spüre plötzlich eine Hand an meiner Wange und schrecke kurz zusammen. Dann blicke ich in die verständnisvollen Augen des Blonden. Wie er mich sanft anlächelt. Mir die Kissenüberreste aus der Hand nimmt und in den Papierkorb wirft. Er angelt nach meiner Hand und ich reich sie ihm. Es ist merkwürdig das freiwillig zu tun. Sonst hatte ich mich immer gegen solche Gesten gewehrt. Hab sie unter keinen Umständen zulassen wollen. Aber irgendetwas ist anders in mir. Er zieht mich sanft zur Zimmertür. Öffnet sie. Verlässt mit mir mein Zimmer. Mokuba steht auf dem Flur. Blickt mich aus großen Augen an. Er versucht mich anzulächeln, aber er hat Angst. Das sehe ich. Ich geh in die Knie und zieh ihn in meinen Arm. Ich drücke ihn ganz fest an mich. Lange. Sehr lange! Komisch... das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, bleibt aus. Das, was mich sonst immer zwingt Mokuba recht zügig wieder loszulassen und ein Stück von mir wegzuschieben. Weg! Schließlich, als wir uns trennen, schaut mich Mokuba verwundert an, aber aus seinen Augen strahlt die pure Freude und Erleichterung. Er lacht über das gesamte Gesicht. Dann legt Jonouchi wieder seine Hand auf meine Schulter und ich blicke zu ihm auf. Er hält mir seine Hand hin und ich lass ihn mir beim Aufstehen helfen. Zu dritt gehen wir zur Treppe und dann ins Erdgeschoss. Sanft zieht Jonouchi uns in die Küche und platziert uns an der Theke. Nachdenklich blickt er uns beide an, bevor er anfängt zu grinsen und meint, er habe da eine Idee. Er kramt allerlei Zeug aus den Vorratsschränken und beginnt dann, etwas zu kochen. Nach einer halben Stunde hat Jonouchi drei Portionen Nabe-yaki Udon - ein Eintopfgericht mit Pilzen, Gemüse, Ei und Fleisch, sowie den typischen Nudeln in Brühe - fertig. Er stellt jedem von uns eine Schale hin und wünscht uns einen guten Appetit. Als ich das Udon probiere schließe ich wieder genießerisch meine Augen und ich kann nicht verhindern, dass meine Zufriedenheit sich in einem leisen Brummen äußert. Wo hat der Blonde so gut kochen gelernt und wieso schmeckt das immer so gut? Wenn unsere Köchin sich an traditionellem Essen versucht schmeckt es meist nur fade und lädt nicht dazu ein, sich das Essen erneut von ihr zu wünschen. Als ich meine Augen wieder öffne stell ich fest, dass sowohl Jonouchi, als auch mein kleiner Bruder mich glücklich anlächeln. Was? Wieder spür ich, wie sich meine Wangen röten. Dann fangen auch die beiden an ihr Udon zu löffeln. Nachdem wir fertig sind mit frühstücken... oder eher Mittagessen... Erst jetzt wird mir bewusst, wie spät es schon ist und ich verkrampfe mich! Ich muss ins Büro! Doch als ich aufspringen möchte hält mich Mokuba am Arm fest. Mit großen grauen-blauen Augen blickt er mich an. Als hätte er etwas aufgefressen. Dann meint er nur, dass er Isono gesagt habe, dass ich bis nach den Ferien nicht mehr in die Firma komme! Ungläubig blicke ich meinen kleinen Bruder nur an. Wie... wie konnte er so etwas weitergeben? Doch ehe ich ihn tadeln kann fragt er nur, was ich glaube, wer die Firma wohl in den letzten Wochen geleitet und am Laufen gehalten hätte und sie immer noch stehen würde! Nachdenklich blicke ich vor mich auf die leere Schale. Er hat recht! Ich war in den letzten Wochen so neben der Spur, dass ich nichts zustande gebracht habe. Und keine Katastrophe ist eingetreten, die ich sonst immer erwarte! Weder hat mir irgendwer meine Firma einfach weggenommen, noch ist sie Konkurs gegangen. Isono... er hat mich wirklich mehr als entlastet. Zu seinen Tagesaufgaben hat er ohne ein Wort der Klage oder des Vorwurfes meine übernommen. Mit Bravour hat er alles gemeistert. Vielleicht... vielleicht kann ich mir doch eine kleine Auszeit gönnen. Erst als ich von dem Blonden ein zufriedenes 'Na also' vernehme, wird mir bewusst, dass ich das Letzte laut gesagt habe. Sanft lächelt er mich an. Er hat eigentlich so ein schönes Lächeln! Wieso zeigt er es so selten und grinst stattdessen immer so dümmlich? Dann blicke ich zu Mokuba, der sich vorsichtig an meine Seite kuschelt. Langsam heb ich meinen Arm und leg ihn um die Schulter meines kleinen Bruders. Drück ihn wieder an mich. Keine Enge in der Brust! Keine Angst! Ich verstehe das einfach nicht! Was... was genau hatte sich eigentlich geändert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)