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Momente

[One-Shots und Drabbles]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da die andere Geschichte ein ungeplanter Wettbewerbsbeitrag war, hier noch der regulär geplante Upload für heute :P Komplett anzeigen

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Traditionsbruch

Mit einem Ruck zog Miruna das Kabel an, das nun endlich nachgab und ihr genug Freiraum ließ, dass sie es bis zum Schreibtisch hinüberziehen konnte.

„Ha“, machte sie leise, aber deutlich triumphierend, als sie es in den Receiver einsteckte.

Warum hatte es sie eigentlich überrascht, dass es hier nichts gab? Gar nichts. Nicht einmal Fernsehempfang. Man musste alles selbst machen. Aber ernsthaft, erwarteten sie, dass eine Bibliothek sie für – nun, für wie lang auch immer sie hier festhocken würde – beschäftigen konnte? Eine Bibliothek nicht zuletzt, deren Bücher zu großen Teilen in Sprachen verfasst waren, die sie nicht kannte.

Sie sah sich in dem Zimmer um, in dem sie war, und beschloss, dass man wahrscheinlich genau das von ihr erwartete. Immerhin sah das Zimmer aus, als wäre es aus einem anderen Jahrhundert: Ein großes Himmelbett. Ein alter, mit vielen geschnitzten Details verzierter Schrank. Ein massiver Schreibtisch und ein Stuhl, dessen Polster mit roten Samt bezogen war. Ihr pinker Rollkoffer und ihr weißes MacBook standen im starken Kontrast dazu.

Irgendwie hatte sie sich das ganze anders vorgestellt. Unsterblichkeit und alles. Sie hatte eigentlich erwartet, dass auch Vampire mit der Zeit gingen. Immerhin hatten sie es ja auch irgendwie über die Jahrhunderte hinweg geschafft nicht aufzufallen, oder? Na ja, wahrscheinlich war es eher so, dass sie die meiste Zeit aufgefallen waren und man heute nur davon ausging, dass sie Weirdos waren.

Sie holte ihr Smartphone aus der Hosentasche und sah drehte es in der Hand. Was sollte sie ja auch sonst machen? Es war aus. Immerhin war sie ganz offiziell verschwunden, verschollen und dann irgendwann tot. Nicht dass es jemand stören würde. Davon abgesehen, dass man hier, irgendwo im hinterletzten Hinterland von Transylvanien absolut keinen Empfang hatte.

Mit einem Seufzen stand sie auf und schaltete den Receiver an, um ihn dann wiederum mithilfe von gleich zwei Adaptern mit ihrem Laptop zu verbinden. Ja, gottseidank hatte sie eine technische Ausbildung.

Schließlich, nachdem sie einige Einstellungen geändert hatte, konnte sie auf das empfangene Bild schalten. Es war schlecht, aber hey. Fernsehen.

Wahrscheinlich sollte sie dankbar sein, dass es hier überhaupt Strom gab, beschloss sie. Sonst wäre es wirklich ein verdammt langweiliges Unleben geworden.

Warum auch immer ihr Meister sie überhaupt hierher gebracht hatte.

Sie sah aus dem offenen Fenster, durch dass sie auf den nächtlichen Wald hinausschauen konnte. Wahrscheinlich was es Tradition. Was auch sonst? Tradition.



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