Und dann hat er ja gesagt von suugakusan ================================================================================ Offenbarung ----------- Eine Woche nach dem Ehemaligentreffen verging. Hinata und Naruto gerieten seitdem in eine schwere Phase. Ich bekam es eher vage mit, weil Naruto immer noch seine Beziehungsprobleme nicht mit mir besprach. Aber man konnte schon erahnen, dass es für sie gerade nicht leicht ist, und… ich wünschte mir ernsthaft, dass sie sich trennen. Mein bösartiger Wunsch ging nicht in Erfüllung. Sie schlossen nach langwierigem Hin und Her Frieden und sogar noch mehr. Sie wollten nämlich bald zusammenziehen. Mit dieser Neuigkeit verstarb etwas in mir. Wie tief muss ich denn gefallen sein, um den Beiden sowas ersthaft zu wünschen? Ich bin anscheinend innerlich komplett verrotten. Die Zeit lief, Sachen passierten und ganz unbemerkt stand der Winter vor der Tür. Ich musste mich plötzlich mit der Frage befassen, ob mein Zuhause auf die ankommende Saison vorbereitet ist. Schließlich wurde es seit langem nicht vernünftig gewartet. Naruto und ich stellten einige reparaturbedürftige Sachen fest und Uzumaki ließ mich mit diesem Problem glücklicherweise nicht allein. Er half mir sogar ohne dass ich ihn direkt darum bitten musste. Ich war ihm unendlich für diese Selbstlosigkeit dankbar. Es gab so viel zu tun, dass wir uns irgendwann in den Reparaturarbeiten buchstäblich vergruben und nichts außer Sasukes Baustelle betrieben. Und Naruto überzeugte mich bei der Aktion nochmal: man kann sich auf ihn hundertprozentig verlassen. Irgendwann nahm das Ganze ein lang ersehntes Ende. Wir beide waren fix und fertig und vor allem unendlich froh, dass es vorbei ist. Ich schlug einen Tagesausflug in den Wald vor, um uns eine kleine gemütliche Auszeit zu gönnen. Naruto fand meinen Vorschlag gut und wir machten ab, dass das nächste Treffen nicht anstrengend sein wird. Und ich plante noch etwas ganz besonderes: Ich wollte an dem Tag endlich die Liebeserklärung durchziehen. Von diesem Teil hatte Naruto natürlich keinen blassen Schimmer, aber ich stand jetzt dazu, komme was wolle. Komischerweise bereitete mir diese Vorstellung absolut keine Sorgen, ganz im Gegenteil. Ich genoss den süßen Vorgeschmack meines Vorhabens. Am Tag der Verabredung wurde ich zeitig von alleine wach. Es ging mir fantastisch: schon seit langem konnte ich nicht mit so einem klaren Kopf und so einem fitten Körper angeben. Das Gefühl, das ich zu unserem ersten Wiedersehen verspürte, ergriff mich erneut. Als ob mir die Flügel aus dem Rücken wuchsen, die mich zu ihm, zu meinem Naruto, trugen. Heute ist es so weit. Heute fliege ich meiner Sonne entgegen. Ich tauchte als erster am Verabredungsort auf. Von Naruto gab es keine Spur. Er ließ mich warten und langsam wurde ich ungeduldig. Irgendwann zeigte sich seine faul latschende Gestalt auf dem Horizont. Mit einem wild rasenden Herzen und tausenden Schmetterlingen im Bauch grinste ich überglücklich in seine Richtung. Naruto, ich renne zu dir, werfe mich in deine Arme und küsse dich ganz-ganz zärtlich! Na gut, das mit dem Kuss kann ich erstmal lassen. Ich wollte schon tatsächlich losrennen, bemerkte aber… eine andere Gestalt? Oh Gott, er kam tatsächlich nicht allein. Er brachte nämlich Hinata mit. Ich ließ ein schweres Seufzen ab. Ahnend, dass das heutige Treffen doch anstrengend wird, lief ich den beiden antriebslos entgegen. Und tatsächlich wurde das verdammte Treffen anstrengend. Hinata war schlecht gelaunt und versuchte es vergeblich zu verbergen. Naruto versuchte im Gegenzug vergeblich sie aufzumuntern. Die Luft zwischen den beiden war buchstäblich elektrisiert und sie knisterte auf eine unangenehme bösartige Art. Im Endeffekt zerstritten sie sich wegen irgendeiner dummen Kleinigkeit, Naruto entschuldigte sich bei mir und sie gingen. Toll. Ich hatte nichtmal eine Gelegenheit mit ihm vernünftig zu reden. Ich will unbedingt seine Stimme hören. Also war der Anruf an meine Sonne die erste Sache, an die ich mich beim Betreten der Räumlichkeiten meines Hauses ranmachte: „Hi!“ begrüßte ich ihn freundlich. „Hi.“ erwiderte er ohne Begeisterung. „Kannst du jetzt reden?“ „Ja. Was gibt´s denn?“ „Wie geht's dir eigentlich so?“ „Gut.“ Seine Stimme klang bedrückt. „Warte mal kurz, okay?“ Plötzlich knirschte es aus dem Hörer. Am anderen Ende der Leitung spielte sich ein heftiger Streit zwischen den beiden und Naruto hielt das Mikro zu. Ohne es gewollt zu haben geriet ich dazwischen. Ich habe keine Lust auf sowas… kaum erreichte mein Daumen den roten Telefon-Knopf, ertönte ein kurzes „Ich komm jetzt rüber“ aus dem Hörer und die Unterhaltung wurde von der anderen Seite aus beendet. Was war das jetzt? Ich starrte planlos das Gerät an, aus dem ein gleichmäßiges Piepsen das Ende der Konversation ankündigte. Was will er denn hier? Ich wurde leicht nervös. Nach einer halben Stunde stand Naruto an meiner Türschwelle. Sein Gesicht war scharlachrot, sein Blick — stechend scharf und die Adern an seinen Schläfen pulsierten kräftig. Ohne mich begrüßt zu haben, begab er sich in die Küche und ich folgte ihm. Sein Körper stürzte auf eins der Stühle ab und anstatt mich endlich ordentlich zu begrüßen warf er ungeduldig: „Hast du was alkoholisches da?“ „Wooow! Entspann dich!“ Seine Art machte mich sofort besorgt. „Hast du was da oder nicht?“ beharrte er genervt auf seiner Forderung. „Ich geh gucken, ja?“ Er jagte mir ein wenig Angst ein. Ich lief rüber ins Arbeitszimmer meines Vaters und durchsuchte das geheime Alkoholvorrat in einem der abgesperrten Schränke. Mit einer Flasche Sake in der Hand beeilte ich mich zurück in die Küche. Naruto fand bereits die Sakegläser und sein Blick fixierte sich lustvoll auf der Behältnis mit dem Alkohol. Ich senkte mich vorsichtig auf einen Stuhl neben ihm und schenkte uns was ein. Kaum wurde ich mit dem Einschenken fertig, riss er das Glas an sich und trank gierig aus. Der zweite Kurze wurde ebenfalls blitzschnell vernichtet. Dann folgte der dritte. Dann der vierte. Dann der fünfte. Wenn ich ihn nicht aufhalte, wird er solange trinken, bis er an Alkoholvergiftung stirbt. Oder bis das ganze Alkohol in diesem Haus weg ist. Jedenfalls dachte ich es mir. Er wollte sich den sechsten Kurzen einschenken, aber ich fing einen Handgelenk auf und stoppte ihn. „Darf ich jetzt fragen, was das soll?“ „Hinata geht mir mächtig auf die Nerven. Und ich kann es nicht mehr vernünftig ertragen.“ Er bewegte sein Handgelenk trotz meines Halts und schenkte sich doch den sechsten Kurzen ein. „Ist es wegen des Umzugs?“ Ich nahm die Hand weg und plötzlich wurde mir klar, dass wir gerade dabei sind, das Tabuthema Nummer Eins zu besprechen. „Jaaa, kann man so sagen.“ Er kippte den sechsten Kurzen und die klare Flüssigkeit verschwand. „Was ist denn überhaupt los?“ Er schenkte sich den siebten Kurzen ein. Ich fragte mich, ob er beim nächsten Kurzen direkt aus der Flasche trinkt. „Sie hat halt den Verdacht, dass ich ihr fremdgehen würde.“ „Und? Gehst du ihr fremd?“ fragte ich automatisch. „Nein! Natürlich nicht!!!“ Er stritt die Äußerung entschlossen ab. Meine unüberlegte Frage beleidigte ihn sehr. „Wo hat sie dann solche Gedanken her?“ „Weiß ich auch nicht. Ihr gefällt halt nicht, dass wir so oft rumhängen. Sie meint, ich würde dich als Ausrede benutzen um zu einer anderen zu gehen. Und dann meint sie noch, ich würde verliebt wirken und komische liebesbezogene Sachen im Schlaf sagen, die sich nicht auf sie beziehen. Ich denke, sie hat deswegen das mit dem Zusammenziehen überhaupt vorgeschlagen.“ Er seufzte. „Bist du tatsächlich in jemanden anderen verliebt?“ „Oh maaaaan, es tut mir so leid!“ schrie er energisch auf und ignorierte somit meine Frage. „Ich schütte das alles auf dich aus und saufe dein Alkohol weg. Wahrscheinlich hast du gar keine Lust aus sowas.“ „Alles gut. Wenn ich dir mit dem Alkohol und etwas Zuhören ein wenig helfe, dann bin ich froh.“ „Danke dir.“ Er lachte kurz und lächelte mich zärtlich an. Sein Lächeln beruhigte mich. Er wurde still. Ich trank mein Glas aus und schenkte nach. Er redete weiter: „Und es tut mir leid wegen heute. Ich dachte ehrlich nicht, dass es so ausartet. Eigentlich war der Plan alle für alle besser zu machen, aber es ging halt voll daneben.“ Er machte eine Pause. „Darf ich jetzt richtig jammern?“ „Nur zu“. „Ich bin zwar dem Schicksal für Hinata dankbar und eigentlich habe ich keinen Grund sowas zu sagen, aber… manchmal ist diese Beziehung total zum Kotzen und ich würde alles am liebsten schmeißen. Und dann würde ich ins Nirgendwo fliehen. Vielleicht würde ich dich mitnehmen, dann ist es nicht so ganz einsam. Bin ich wirklich schlimm, wenn mich manchmal solche Gedanken besuchen?“ „Nein, jeder hat Momente der Schwäche. Das ist nur menschlich. Solange du bei deiner Sache bleibst, ist es okay, denke ich.“ „Ach, morgen werde ich mich abgeregt haben und dann müssen Hinata und ich durch eine Grundsatzdiskussion, den Ablauf kennen wir schon…“ Urplötzlich stellte er eine sehr, und ich meine damit wirklich sehr, kuriose Frage, die mir die Sprachgabe von jetzt auf gleich raubte. „Sag mal, würdest du mit mir ins Nirgendwo weglaufen?“ Er lehnte sich ein Stück mir entgegen, lächelte bedrückt und seufzte schwer. „Man, was frag ich dich eigentlich? Ich bin zu betrunken. Sorry…“ Nach dieser Frage wurde die Atmosphäre richtig peinlich. Er schnappte sich die Sake-Flasche und fixierte sein Blick darauf. Ich beobachtete währenddessen sein bekümmertes Gesicht. Dichte Wimpern umrahmten seine wunderschönen melancholisch niedergeschlagenen Augen. Er studierte nachdenklich die Aufschrift auf der Sake-Flasche und fummelte nebenbei an seinem kleinen mittlerweile leeren Glas. Plötzlich ließ er das Glas in Ruhe, stellte die Flasche ab und schaute mich an. Wir stellten einen langanhaltenden intensiven Blickkontakt her. Obwohl er bereits betrunken war, waren seine Augen nicht trübe wie sonst. Diesmal öffneten sie das Tor zur seinen Innenwelt und ich verirrte mich in diesen mysteriösen unendlich blauen Tiefen. Durch diese seltsame Verbindung wurden wir praktisch zu einer Einheit, wie zwei Reflexionen eines Einzigen, die auf verschiedenen Seiten des Spiegels gefangen waren und sich noch nie berühren duften. Und genau jetzt, an diesem Ort und zu dieser Zeit, passierte ein unglaubliches Wunder. Die Grenzen zwischen den strikt getrennten Welten wurden fließend. Sie prallten explosiv aufeinander und erschufen ein Jenseits, wo sich zwei Spiegelbilder trafen. Und genau an diesem magischen Ort traute ich mich ihn zu küssen. So verschmolzen wir ins Eine. Seine weichen Lippen öffneten sich, unsere Zungen verknoteten sich für einen Sekundenbruchteil und ich verspürte, wie seine überwältigende Hitze meinen Körper Stück für Stück übernahm. Und dann… Wurde ich kräftig weggestoßen. Er trennte einseitig diese Verbindung. Die herkömmliche Ordnung wurde somit auch wiederhergestellt. Zwei Spiegelbilder kehrten auf verschiedene Seiten einer Glasscheibe zurück. Narutos Augen drückten eine unkontrollierbare Wut aus und er wirkte leicht desorientiert und etwas ängstlich. Er versuchte sich so schnell wie möglich zu sammeln und ich… ich bekam währenddessen ein bedrückendes Gefühl es zwischen uns für immer vermasselt zu haben. Die Spiegelbilder werden sich vermutlich nie wieder treffen. Ab jetzt sind sie in ihren eigenen Welten für immer versiegelt. Vielleicht ist es sogar zum Besten… „Was war das?!“ fragte er wütend und es wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich mich rechtfertigen muss. „Ein Kuss…“ sagte ich leise und blieb danach stumm. Seine Ungeduld wuchs und er schmetterte die nächste Frage auf mich. „Wieso?!“ So, hier ist die Sackgasse. Jetzt muss der Grund benannt werden. Ich stürzte sofort in eine stille Panik ab. Hilfe! Ich will weg von hier! Lasst mich hier raus!!! Narutos ungeduldige Art machte mich einfach fix und fertig. Komm, Uchiha, sag es ihm einfach! Los!!! Ich zog kräftig die Luft ein und… „Weil ich dich…“ Der Rest des Satzes blieb mir schmerzhaft im Rachen stecken. „Weil du mich was?“ drückte er nach. Seine kräftige Stimme jagte mir tierische Angst ein. Okay, sprich es aus. Eins… Zwei… Drei. „…liebe…“ wisperte ich den fehlenden Teil und kniff die Augen vor Schreck zu. Mein Körper zog sich ängstlich zusammen. Ich wartete darauf, dass Naruto sein Zorn an mir auslässt, aber nichts dergleichen passierte. Stattdessen trat eine völlige Stille ein, die gefühlt eine ganze Ewigkeit herrschte. Naruto kam mit der Neuigkeit augenscheinlich nicht klar und sein Kopf lief auf Hochrechenleistung um diese vollständig zu verarbeiten. Zumindest wirkte es so. Sein planlos hin und her springender verlorener Blick bestätigte meine Vermutung. Aber ich kam im Gegenzug mit seinem Schweigen nicht zurecht. Er muss irgendwie darauf reagieren. „Bitte sag was dazu…“ forderte ich ihn schusselig auf, aber er machte sich nichtmal ansatzweise die Mühe eine Antwort zu geben. Naruto!!! Sag doch endlich was!!! „Was ist heute für ein verrückter Tag?! Was habt ihr denn alle?!“ schrie er laut auf. Eine Antwort, die absolut nichts klarstellte. Er sprang auf und rannte mit der Lichtgeschwindigkeit in Richtung des Eingangs. „Warte!“ schrie ich und stürmte ihm hinterher. Er haute in Nullkommanichts ab. Ich verstand nichtmal, wie er sich so schnell aus dem Staub machen konnte. Auf dem Fußboden lagen Glassplitter. Er benutzte also das Fenster um zu fliehen. Achso… Ich guckte aus dem kaputten Fenster auf die leere menschenlose Straße. Ohne die kostbare Zeit zu verschwenden brach ich auf um nach ihm während der kommenden zwei Stunden zu suchen. Diese Aktion endete erfolglos und nun saß ich erneut in der Küche am Tisch, genauso wie vor zwei Stunden. Aber diesmal ohne Naruto und in völliger Dunkelheit. Ich wurde von einer schlimmen Erkenntnis direkt ins Herz getroffen, wie von einem kräftigen Blitzschlag aus dem Nichts. Ich bin so schrecklich allein. Nächste Woche verging sehr langwierig. Ich machte die ganzen Tage fast gar nichts. Es ging sogar soweit, dass ich größtenteils die grundlegenden Bedürfnisse meines Körpers ignorierte. Liegend im Bett schenkte ich Naruto und unseren letzten Begegnung tausende Gedanken. Seine Reaktion fühlte sich schlichtweg falsch an. Er hätte mich nicht wegstoßen sollen. Diese komische Frage und dann dieser Blick… so kann einer nur denjenigen anschauen, der das Herz tatsächlich zum flimmern bringt. Während dieser Woche baute ich körperlich und im Kopf leicht ab. Ich vertrieb die Zeit gefesselt am Fernseher oder liegend im Bett, ernährte mich von Tütensuppen und verließ fast kaum mein Haus. Mein Kopf platzte von Gedanken an Naruto und ich wusste nicht, wie ich diesen unkontrollierbaren Gedankenstrom stoppe. Mir war bewusst, dass das Ganze ziemlich lächerlich ist. Ich darf mich doch nicht so dermaßen davon abhängig machen, dass er mich abserviert hatte. Das Leben geht noch weiter. Es ist nicht schwer, mal rauszugehen, mal was Vernünftiges zu essen und sich halbwegs sinnvoll zu beschäftigen. Es ist nicht zu viel verlangt. Sasuke, du musst es schaffen. Ich versprach mir, dass ich am nächsten Tag wenigstens eine dieser drei Sachen auf die Reihe kriege. Am nächsten Tag wachte ich auf, als es bereits dunkel war. Keine gute Voraussetzung um produktiv zu werden, aber egal, ab heute fängt normales Leben an. Ich wusch mich, putzte mir die Zähne und kämmte mir sogar die Haare durch. Anschließend verließ ich mein Haus und trieb mich für eine Weile im Freien rum. Der Schnee knirschte fröhlich unter meinen Füßen und es munterte mich etwas auf. Die reine Luft kräftigte mich und die Bäume gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich warf mich in einen Schneehaufen und lag so für einen Moment. Die Wintertemperaturen brachten mich ein wenig zu sich. Ich wurde wacher und der Nebel in meinem Kopf verzog sich fast vollständig. Der Spaziergang tat mir eindeutig gut. Ich verließ den Wald mit dem Gefühl heute noch eine kleine Herausforderung zu meistern. Als ich nach Hause ankam, bemerkte ich, dass mein Briefkasten voll war. Ich guckte mir die angekommenen Briefe durch. Eins stammte von Kakashi und kam anscheinend erst heute an. Kurz gesagt ging es um eine Mission und es handelte sich mal wieder um den Raikage. Sehr schön! Genau das brauche ich. Ha! So findet man eine sinnvolle Beschäftigung, ne? Die anderen Sachen waren eher unspannend: eine Stromrechnung, eine Wasserrechnung, eine Handyrechnung… ja, heute fängt Dezember an… stimmt… Ich kam ins Haus rein, zog die Straßensachen aus und schmiss den Breifhaufen auf den kleinen Tisch im Flur. Im Vorbeifliegen fiel ein kleiner Zettel aus dem Haufen raus. Was ist das? Ich nahm den Zettel in die Hand und Narutos Sauklaue stach sofort ins Auge. „Ich schulde dir ein Gespräch. Ich komm heute Abend gegen 19 Uhr vorbei. Es wird nicht lange dauern“ stand auf dem kleinen Zettel. Er schuldet mir ein Gespräch? Hmmm… Ich guckte die Uhr an. 18:40. Oh Gott, er taucht doch gleich hier auf! Ich hab nichts, was ich ihm anbieten kann! Andererseits meinte er, es dauert nicht lange. AAAAA!!! Er will mich doch nur abweisen! Warum denke ich überhaupt an Verpflegung?! Plötzlich klopfte es an der Tür. Verdammter Naruto! Wenn er sich verspäten sollte, kommt er früher an! Na klar. Ich machte die Tür auf. Er stand stumm auf der Türschwelle, genauso wie vor einer Woche. Er ließ die Formalitäten aus und begab sich in die Küche. Ich hatte ein Deja-vu. „Hast du die Nachricht bekommen?“ „Ja.“ „Gut. Dann wie gesagt, es dauert nicht lange.“ sagte er kurz und setzte sich hin. „Worum geht es überhaupt?“ ich setzte mich ihm gegenüber. „Ich wollt nur was klären…“ sagte er unentschlossen und fuhr fort, „Sasuke, versprich mir jetzt was, okay?“ er guckte mich an. „Was denn?“ „Ich will unbedingt, dass unsere Freundschaft unter allen Umständen erhalten bleibt. Deswegen versprich mir bitte, dass sich nichts zwischen uns ändert. Und zwar unabhängig davon, was ich jetzt sage. Kannst du es?“ „Ja klar.“ Wenn ich trotz dem Ganzen ein Freund von ihm bleiben darf, bin ich einverstanden. Ich bin so miserabel… „Wow, du verhältst dich erstaunlich kooperativ… gut… ähm, also,“ er hustete, „ich fasse mich kurz…“ Er machte eine Pause und überlegte. „Die Sache ist die…“ er machte noch eine Pause und guckte weg von mir. „Ich…“ Er brach den Satz ab. Eine klare Absage auszusprechen ist anscheinend keine leichte Aufgabe. Jedenfalls wollte er den Satz nicht zu Ende führen und ich spürte es. Aber er überwand sich und startete noch ein Versuch, der ihm allerdings misslang. Der Satz steckte erneut in seinem Rachen fest. Er ließ nur ein kurzes stumpfes kreischendes Geräusch ab. Nach einer Weile holte er tief Luft. Wir waren endlich auf diese Herausforderung vorbereitet. Er — sein Nein deutlich zu machen und ich — den größten Schmerz in meinem Leben anzunehmen. „Sasuke, ich… ähm… fühle halt… das Gleiche… wie du…“ Hä?! „Wie bitte?“ Ich muss mich gerade sehr schlimm verhört haben. „Ich wiederhole es nicht noch einmal.“ Er guckte mich ernst an. „Naruto, wenn es ein Witz ist, dann ist er nicht besonders gut…“ Ich war ein wenig wütend und fühlte mich bloßgestellt. „Es ist kein Witz, Sasuke.“ sagte er leise. Sein Gesichtsausdruck wirkte dabei zutiefst traurig und… total verliebt. Ich war in jeder erdenklichen Weise verwirrt. War das dieses fehlende Stück, damit unsere kuriose Beziehung endlich einen Sinn ergibt? Haha, welch eine bittere Ironie! Er stand auf und sagte: „Na endlich hab ich es losgeworden…“ er atmete hörbar aus. Seine leise Stimme klang erlöst. Er fuhr in der nächsten Sekunde ganz entspannt fort, als ob wir uns nicht mitten im wichtigsten Gespräch über uns befanden, „Das war’s schon. Obwohl es etwas komisch wird, glaube ich nicht, dass es an sich ein all zu großes Problem darstellt. Wir schaffen das. Also, wenn du mal rumhängen willst, sag bescheid. Achso… ähm, diese Woche kann ich nicht. Hinata und ich wollten wegfahren. Wenn, dann melde dich nächste Woche, okay?“ Er begab sich zum Ausgang. „Warte mal…“ Ich klammerte mich an seiner Hand fest und er hielt an. „Du fühlst das gleiche, wie ich, willst aber, dass wir Freunde bleiben? Verstehe ich es richtig?“ „Genau.“ „Weißt du noch, was ich zu dir fühle?“ „Ummm.“ „Bist du dir absolut sicher?“ „Ja.“ Also… er weiß davon, dass ich ihn liebe, „fühlt das gleiche wie ich“ und will trotzdem Freunde bleiben? Es hatte einen kurzen Moment gebraucht, bis ich wütend ausbrach. „SAG MAL, WARUM WILLST DU FREUNDSCHAFT, WENN DU WEISST, DASS ICH DICH LIEBE, UND DU DAS GLEICHE FÜHLST?!!!!“ Ich haute auf kräftig auf die Tischplatte und er befreite seine Hand aus meinem Halt. „Weil ich verlobt bin, deswegen.“ Er sagte es so, als ob es selbstverständlich war. „Na und?!“ warf ich ihm verärgert zu und stand ebenfalls auf. „Nicht na und! Du hast mir gerade eben versprochen, dass sich nichts zwischen uns ändert, egal was ich sage!“ Er hörte langsam auf ruhig zu sein. Seine Stimme hörte sich etwas aufgebracht an. „Ich dachte ja du würdest mich abweisen!“ schrie ich ihn an. „Witzig, ha?“ erwiderte er spöttisch. Und plötzlich errichte mich das Wichtigste: er liebt mich. Nicht Hinata, nicht Sakura, nicht Kakashi oder Iruka-Sensei. Sondern… Mich. Daraufhin wurde mein Herz von einer zerstörerischen Liebesflamme konsumiert. Naruto, jetzt steht uns nichts im Wege! Du gehörst ab jetzt mir! Du bist sowas von meins! Ich warf mich auf ihn, klammerte mich an ihm fest und flüsterte ihm zu: „Naruto, ich lass dich nicht gehen. Nie wieder.“ „Oh doch! Du lässt mich! Du lässt mich sowas von!!!“ Jetzt wurde er richtig wütend und stieß mich gewaltsam weg. „Nein!!!“ Wir wurden lauter mit jedem Satz. „Sasuke…“ flüssterte er beim Ausatmen. Er versuchte sich gerade abzuregen. „Lass uns um Gottes Willen alles beim Alten lassen! Es war doch so gut!!!“ „Und wie soll ich es jetzt deiner Meinung nach beim Alten lassen, ha?!“ Seine Aussage ließ mein Blut kochen. Ich stürzte auf ihn herab und drückte ihn fest heran. „Ich liebe dich, du Schwachkopf! Und schon sehr-sehr lange! Ich kann langsam nicht mehr nur dein bester Freund sein und jetzt erfahre ich, dass du das Gleiche fühlst! Sag mal, willst du ernsthaft für immer mit mir in diesem dummen Freundschaftsspiel stecken?! Besonders nachdem du weißt, dass diese verdammten Gefühle gegenseitig sind!!! Denn ich seh wirklich nicht ein, warum wir uns weiter belügen müssen!!! Nochmal, Naruto, ich liebe dich!!! Wenn du nicht weißt, was es bedeutet, dann erkläre ich es dir!!! Soll ich?!“ „Oh, spar dir deine Erklärungen für einen anderen Tag, okay?! Außerdem ging es mir gar nicht darum! Ich wollte es halt nur loswerden, weil es einfach superbelastend ist! Seitdem du dich Konoha rumtreibst, plagt es mich und ich dachte, ausgerechnet du würdest diesen Wunsch verstehen! Aber abgesehen davon bin ich immer noch verlobt!!! Ich kann meine Pflichten nicht einfach so wegwerfen, verdammt nochmal!!! Das heißt insbesondere, wenn nötig, dann spielen wir beide bis ans Ende der Tage beste Freunde!!! Ich hab kein Problem damit!!!“ Er wollte mich wieder wegstoßen, ich hielt ihn aber zu fest. „Hör dir selbst doch für einen Moment zu! Du labberst Schwachsinn! Ab jetzt gehörst du mir! Hast du es verstanden?!“ „Du kannst mir absolut nichts vorschreiben!“ Aus ihm wuchs plötzlich eine kräftige Hand und schlug ziemlich hart auf mein Bauch ein. Er beherrscht jetzt so eine feine Chakra-Kontrolle, dass er Kuramas Körperteile generieren kann? Wow… „Du gehörst mir! Du bist meins!!!“ Ich sprang auf. Mein Körper bereitete sich auf einen Kampf vor. „Banshou Tennin!!“ rief ich laut. Er wurde zu mir hingezogen und ich hielt ihn schon wieder fest. „Lass mich doch einfach!!!“ Er wechselte in seine Kurama-Form, schlüpfte aus meinem Arm und flog in die Decke. Seine Zeigefinger kreuzten sich. „Kage Bunshin no Jutsu!“ reif er und mein Haus füllte sich mit seinen Schattenklonen. Es waren so viele, dass ich ihn nicht mehr im Auge behalten konnte. Mittlerweile verteilte sich sein Chakra genau gleich auf die Klone, dass selbst Sharingan den echten Naruto in dieser Masse nicht ausmachen konnte. Scheiße! Mach was, Sasuke! SCHNELL!! Er haut sonst ab! Ich darf es nicht zulassen! Ich muss ihn um alle Kosten aufhalten!! Meine Hand formte die Chidori-Siegel, ich generierte ein Blitzschwert in der Hand und räumte mir den Weg nach draußen frei. Draußen sah ich seine fliehende Gestalt. Ich muss zu ihm und zwar SCHNELL!! Meine Augen suchten in der nächsten Umgebung nach einem markanten Objekt. Mein Blick fixierte einen großen Stein. Zack! Und ich tausche Plätze mit ihm. Schön! Naruto war immer noch außer meiner direkten Reichweite. Ich muss noch näher ran. Sein Rücken war gut von dieser Distanz einsehbar. Er hatte eine dicke Winterjacke an. Gut! Ich löste das gleiche Jutsu nochmal aus und saß im nächsten Moment auf Narutos Rücken. Er brach die Flucht ab. Jetzt hielt ich ihn aber fest. Du entwischst mir diesmal nicht! „Sasuke, du bist so verdammt lästig! Hör auf…“ sagte er erschöpft. Seine Stimme zitterte. „Ich hab dir gesagt, dass ich dich nicht gehen lasse,“ Ich versuchte ihn zu küssen, aber er wich aus. „weil du ab jetzt mir gehörst.“ „Das hast nicht du zu entscheiden!“ schrie er auf und fing an, wie ein sterbender Fisch im meinem festen Griff zu zappeln. „Selbst wenn, du bist trotzdem meins.“ verkündete ich zufrieden. „Sasuke, du bist so unfassbar dumm!“ Er verfiel erneut in Wut und seine Stimme wurde kräftiger. „Lass das! Mach es bitte nicht schwerer als ist…“ Nach diesem Aufschrei brach seine Stimme zusammen. „Lass mich einfach!“ Er war gerade dabei in den Tränen auszubrechen. Er zappelte trotzdem weiterhin. „Ich erschwere dir gar nichts…“ Er unterbrach mich. „Was?! Du erschwerst mir praktisch alles!!!“ Er versuchte mich noch einmal vergeblich wegzustoßen. „Nein! Du bist derjenige, der es dir schwer macht. Bleib doch. Dann ist es ganz einfach.“ sagte ich sanft. „Hör auf damit!! WAS WILLST DU ÜBERHAUPT, HA?! Dieser schriller Aufschrei rollte durch die Umgebung mit unglaublichen Geschwindigkeit und brachte buchstäblich den Boden zum Beben. Nun beruhigte es sich und ich flüsterte: „Dich… ich will dich, Naruto.“ Nach der Ansage fiel sein Körper passiv in meinen Arm. Er wollte nicht mehr kämpfen und gönnte deprimiert mir diesen Sieg. Stattdessen suchte er nach einem sicheren Rückzugsort, wo er sich vor Wirklichkeit verstecken könnte. Meine Umarmung bat ausreichend Schutz und er löste sich in ihr auf. Und nun standen wir da. Zwei beste Freunde — eine bittersüße Umarmung. Endlich durfte ich ungehemmt seine köstliche Nähe auf genau richtige Weise genießen! Er genoss meine Nähe auch, obwohl er diesen simplen Akt auf so vielen Ebenen für grundlegend falsch hielt. An mich schutzbedürftig schmiegend, vergoss er eine bittere Träne nach der anderen. Sein Schmerz war einfach unerträglich! Ich umschloss ihn fester in der Hoffnung, dass es ihm ein ganz kleines wenig hilft. „Ist dir kalt?“ fragte ich nach einer ganzen Weile. „Passt schon.“ sagte er leise. „Komm, wir gehen zurück, okay?“ Als wir das Haus betraten und die Tür hinter uns zufiel, gab er endgültig auf und warf sich selbstständig auf meine Brust. Wir sickerten auf den Fußboden und verbrachten den restlichen Abend kuschelnd im Eingangsbereich. Seine tiefen Atemzügen unterbrachen gleichmäßig die komplette Stille. Mein Herz raste mit einer enormen Geschwindigkeit und schlug kräftig gegen meine Rippen. Ich dachte, es bricht aus meinem Brustkorb frei und landet direkt in seine Hände. Naruto lauschte diesem Klopfen und schüttelte leicht seinen Kopf im Takt dazu. Ich küsste ihn vorsichtig in den Kopfwirbel. Er zuckte dabei leicht. Dann flüsterte ich zärtlich in sein Ohr: „Naruto, ich liebe dich. Ich liebe dich wie verrückt.“ Er hob sich hoch und setzte sich mir gegenüber. Er war augenscheinlich komplett am Boden zerstört. Schmerz, Scham, Leiden, riesengroßes Bedauern… ich konnte all das in seinen traurigen blauen Augen wie im offenen Buch lesen. Ein Teil von mir verstarb bei diesem grausamen Anblick. Ich wünschte, ich könnte ihm diesen unerträglichen Schmerz einfach abnehmen. Plötzlich bewegte er sich auf mich zu. Seine Lippen öffneten sich, er hauchte sinnlich aus und kurz bevor zwischen uns ein Körperkontakt entstand, verdeckte seine Hand sanft meine Augen. Ich versank ins Dunkle und dann wachte ich zusammen mit ihm im Jenseits auf. Da, wo sich die Spiegelbilder anfassen dürfen. Er küsst mich unentschlossen und ich erwidere. Er schmeckt süßlich, seine Zunge ist weich, feucht und sehr beweglich. Mit jeder weiteren Berührung erhitzt sich mein tauber Körper, die Lebenskraft pulsiert kräftiger durch meine Adern und ich wache aus dem dunklen berauschenden Schlummern auf. Mit diesem Kuss facht er etwas an, das vor langer Zeit in mir verstarb. Es fühlt sich tierisch gut an. Leider hört der Kuss genauso plötzlich auf, wie er anfing. Als Naruto seine Hand von meinem Gesicht entfernte hatte, lag zwischen uns eine gewisse Distanz und er saß mir gegenüber. Diesmal explodierte er vor Selbsthass. Mit den wütend zugekniffenen Augen knirschte er laut mit den Zähnen, seine Handfläche ballte sich zu einer Faust und prallte mit aller Wucht gegen den Boden solange, bis die Knöchel auf seiner Hand bluteten. Ich sammelte ihn auf und für ein paar Minuten wirkte er ruhig, bis er das Gesicht in meine Brust vergrub und einfach still zusammenbrach. Die ganze Zeit hielt er sich an meiner Hand fest. Irgendwann weinte er sich in den Schlaf und erst so kam er zur Ruhe. Diesmal sah er aus wie ein schlafender Engel. Sogar sein Schnarchen klang wie ein Schlaflied. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er war ein Schatz, den ich zu verlieren fürchtete. Er ist meine Sonne. Du bist sowas von meins, Naruto. Keiner nimmt dich mir weg. Keiner darf es. Weil ich dich wie kein anderer in dieser Welt liebe. Und weil du meine Sonne bist. Für mich scheinst du am hellsten. Am nächsten Morgen wachte ich allein auf. Er haute also doch ab. Er war wie ein Sonnenstrahl, den man einfach nicht festhalten kann. Man streckt die Hand aus und greift dabei nur die kalte leblose Luft. Und er zieht weiter. Und lässt mich dabei in der Dunkelheit zurück. Ich konnte diesen Verlust nicht ertragen und brach in den Tränen aus. Warum ist es eigentlich so?! Es ist so verdammt noch mal falsch!!! Naruto, warum folterst du mich eigentlich?! Das passt doch gar nicht zu dir! Du würdest mich doch niemals so behandeln, oder? Ich will einfach nur bei dir sein. Ist es zu viel verlangt? Bitte komm zurück! Komm einfach zurück! Ich will dich endlich einfangen können… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)