The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 67: Verschwunden XVII --- Erkenntnis -------------------------------------------- [Julius] Immer wieder diese Ungewissheit und immer wieder keinen Plan. So langsam verlor selbst der sonst ehrgeizige und entschlossene hellbraune großgewachsene Junge die Motivation für die Suche. Er war zwar bisher nur fünfzehn Minuten auf der Suche, seitdem der Junge aus dem Polizeirevier ging, aber seine Ahnung ließ ihn vermuten, dass dieses willkürliche Aufteilen und Absuchen verschiedener Stadtteile genauso wenig brachte, wie es in Zellerstein war. Nicht das er aufgeben und Tina in Stich lassen wollte, keinesfalls, aber er bezog in Betracht, dass es so keinen Wert hatte. Sie konnte schon längst woanders sein oder es könnte noch etwas viel schlimmeres passiert sein. Auf die angebliche sechs Stunden gab er aber nicht viel, weil Julius glaubte, dass sich das Mädchen zurzeit in keiner solchen Gefahr befand. Sie war nicht schwer verletzt und dem Tode nah. Tina war nur davongelaufen und jetzt irrte sie umher. Der schlimmste Fall war, seiner Meinung nach, ihre Entführung wegen dem Kristall. Julius konnte zwar seinen Gedankengang nicht durch Beweise stützen, aber er vertraute nun einmal seinem Bauchgefühl und er ließ sich nicht von irgendetwas beeindrucken, was sich von der Hand weisen ließ. Einem alten Mann zu glauben, der angeblich ein ziemliches Arschloch sein sollte, gehörte nicht zu Julius Eigenschaften. Außerdem plagte den Jungen etwas anderes. ○ Lieber wollte der neue Besitzer, des besonderen Katanas, trainieren gehen. Er wollte das Schwert ziehen und damit ein paar Tricks ausprobieren. Ein wenig herumfuchteln. Wie die Helden aus den Romanen, wollte er auf einer Wiese ein paar Schrittübungen durchgehen. Julius hatte sich schon ausgemalt wie er da vorgehen wollte. Mit dem Schwert Bäume zerteilen und imaginäre Feinde bekämpfen. Ein Traum, den er schon seit eine Weile hegte und seitdem er ein echtes Schwert in der Hand gehalten hatte, war dieser Traum nicht mehr weit. Förmlich spürte er die metallische Klinge in seiner Hand. Wie er damit übte. Immer wieder war der Junge versucht seinen Arm zu schwingen, als würde er das Katana schon gezogen haben. Das Siegel verhinderte dies jedoch. Überzeugt legte Julius seine rechte Hand um den Griff des versiegelten Katanas, welches immer noch in der Schwertscheide ruhte. Er fühlte das Kribbeln in seinen Fingern. Angestrengt kämpfte er gegen sich selbst, da unterbrach plötzlich eine fremde männliche Stimme seine Gedankengänge. „Hey junger Bursche............., wie wäre es mit einem kleinen Spiel? Kaum ein Risiko und ein großer Spaß.“ Mit genervten Blick sah der großgewachsene Junge zur Seite. Julius sah ein Mann an einer Hauswand gelehnt. Vor ihm stand ein Tisch mit drei schwarzen Bechern. Der Fremde war eingehüllt in einem braunen Mantel und ein schwarzer Schal schützte seinen Hals, sowie eine graue Mütze seinen Kopf verdeckt hielt, sodass man eigentlich nur seine tiefblauen Pupillen erkennen konnte. Zwei weitere Personen standen ebenfalls in der Nähe. Sie sahen aus wie potenzielle Kunden, die tatsächlich überlegten zu spielen. „Alles ganz fair und ehrlich. Doppelter Gewinn bei drei Siegen in Folge. Gerade eben hat einer junge Mann gewonnen. Er hat sogar vier Mal hintereinander gewonnen.“ Julius würdigte dem dubiosen Spieler kein weiteren Blick. Es interessierte ihn nicht. Julius ging einfach weiter und er widmete sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe. In dieser Stadt war dies jedoch einfacher gesagt als getan. Im Vergleich zu Zellerstein war Markezei eine reine Blockstadt. Ein Häuserblock nach dem anderen. Alle aus einem hässlichen brauen Ziegelstein. Die Dächer waren pechschwarz. Die Straßen waren sauber, aber auch leer. Kaum eine Person verirrte sich auf die kleinen Straßen zwischen den Häuserblöcken. Selbst die größere Fußgängerzone vor dem Polizeirevier war ungewöhnlich übersichtlich gewesen. Für eine größere Kleinstadt war sie leblos. Kaum ein Geschäft war zu sehen und so etwas wie eine größere Hauptstraße gab es auch nicht. Die Stadt wirkte wie ein Endbahnhof, die außer Platz nichts bot. Julius ließ den Glücksspieler zurück, der ihm wilde Beschimpfungen hinterher warf. Dass der Junge ein Feigling sei und ein Schwächling, aber Julius ließ diese Worte passieren, ohne darauf zu reagieren. „Von wegen eine reine Stadt, die frei von Kriminalität ist.“ ○ Der Junge bog wenig später nach links ab und dabei stellte der Junge fest, dass diese Richtung wieder zum Polizeirevier führte. Am Ende der kleinen Straße entdeckte er wieder das große blaue Schild des Reviers. Nun noch unmotivierter blieb er seufzend stehen. „Mh........, dann wäre ich wohl wieder am Anfang.“, stellte Julius gedanklich fest. Bevor er aber beschloss sich umzudrehen, sah der Junge in der Ferne ein bekanntes Gesicht. Max war aber nicht allein. Vier Personen standen dort. Der Polizist schien zurückzuweichen, während ein blond haariger junger Mann sich vor dem Schwarzhaarigen aufbaute. Ein kräftiger und breiter junger Mann stand teilnahmslos daneben. Julius beschloss dorthin zu laufen. Einfach nur, um Max wieder aus irgendwelchen Schwierigkeiten zu ziehen. ○ „Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass du in der Gilde von Linda wärst? Du bist völlig schwächlich. Keine Muskeln und keine Aura. Du bekommst doch noch nicht einmal ein C-Rang Auftrag hin, ohne deine Mutti um Hilfe zu fragen. Also warum belügst du mich, dass Linda irgendetwas mit dir zu tun hätte.“, beleidigte der blonde junge Mann. „Wo hast du also das Armband gestohlen?“, wurde der Blonde grober. Als Julius nähertrat, konnte man das dünne rote Stirnband um den Kopf des lautstarken Mannes erkennen. An diesem Stirnbrand hingen zwei kleine Anhänger. Ein Kleeblatt und ein Wassertropfen. Dazu trug er eine stabile schwarze Weste über seinem T-Shirt, aber seine Oberarme waren frei. Der blonde junge Mann musste wohl ebenfalls viel trainieren, wie der Hüne neben ihm, denn seine Oberarme strotzten nur so von Stärke. Das Auffälligste an ihm war jedoch an seinem Gürtel, der seine schwarze Hose am rechten Platz hielt. Er hatte dort ein Säbel festgeschnallt. Julius hatte noch nie einen Mann gesehen, der mit einem Säbel kämpfte. Für ihn waren das immer nur Kampfmittel der Piraten gewesen. „Mach mal halb lang!“, verteidigte sich Max. „Wieso kommst du so plötzlich zu mir hier und machst mich so blöd an? Außerdem lüge ich dich nicht an!“, brummte der Schwarzhaarige lautstark. Der Blonde baute sich weiter auf: „Willst du Stress? Ich schlage dich zusammen, bevor du überhaupt deinen kleinen Finger rührst.“, provozierte der junge blonde Mann. „Nur plump mit Gewalt drohen.“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Mach mich nicht wütend! Du wirst das bereuen!“, drohte sein Gegenüber weiter. Er war wohl wirklich wütend, denn es traten schon die Adern an seiner Stirn hervor. Es erstaunte Julius ein wenig, dass sich ein junger Mann so provozieren ließ. Die dunkelblaue Pupillen des aggressiven Blonden fixierte sich weiter auf Max und sie könnten als Waffe dienen, würden Blicke töten. „Was wird das? Willst du mich beeindrucken? Auf so ein Niveau lasse ich mich nicht herab. Mit Gewalt eine Diskussion zu beenden, das ist so dumm.............. und unmännlich.“ Julius trat hervor, er drückte Max ein wenig zurück und meinte zu ihm: „Lass es. So eine Diskussion ist unnötig.“ Völlig verständnislos wurde der Schwarzhaarige sauer: „Was?!“, wurde er lauter: „Er hat doch mit der verdammten Diskussion angefangen?! Er betitelt mich als Lügner!“, aber Julius beachtete Max nicht. Sein gleichgültiger Blick traf den blonden Mann. „Was willst du?“, folgte zugleich seine Frage. ○ „Komm Cedric........., wir sollten gehen. Da drüben ist die Polizei. Die werden noch sauer, wenn wir weiter laut sind.“, sprach der Koloss hinter dem aggressiven blonden Mann. Er deutete auf das Gebäude hinter Max. Der junge Polizist, der zuvor noch neben Max stand, war inzwischen verschwunden. Julius wirkte für einen kurzen Moment überrascht, als er den Koloss kurz begutachtete, aber dies galt nur für das ungewöhnliche Aussehen. Der Hüne trug von allen Anwesenden die interessanteste Frisur. Es war eine schwarze Stachelfrisur, wie von einem Igel, aber mit langen spitzen Stacheln. Sie sah zu unüblich aus, als wäre diese Frisur von Natur aus so. Sein Körper war gestählt. Ein Berg eines Mannes. Ehrlich gesagt hatte Julius noch nie so einen durchtrainierten Oberkörper gesehen. Es sah aber schon so aus, als wäre das auch nicht mehr gut für die Gesundheit. Die beiden mussten schon enorme Trainingsphasen absolviert haben, dabei wirkten sie gar nicht mal so alt. Über seinem gestählten Körper trug der Hüne ein knappes schwarzes Muskelshirt, welches seine Brustmuskeln gut kennzeichnete, dazu trug er dunkelblaue Jeans, zudem erkannte man an seinem rechten Unterarm ein schwarzes Tattoo. Es sah aus wie ein schwarzer Drache. Seine hellbraune Pupillen wirkten sanft und ahnungslos, sowie zum Teil sein gesamter Gesichtsausdruck. Es wäre hart ausgedrückt, aber der Hüne wirkte nicht unbedingt so, als wäre der Kerl mit Intelligenz gesegnet worden. „Yannick....................“, fing der junge blonde Mann ruhig an, aber es war eher eine bedrohliche Stille. Eher wie die Ruhe vor dem Sturm. „....................dieser Möchtegern soll angeblich das Gildenzeichen der neuen Gilde von Linda Westallya tragen. Wie kannst du da so ruhig bleiben, wenn du weißt, dass dieser Idiot deine Ideale beschmutzt. Die Gilde bestand niemals aus solch einem Kindergarten.“, brummte Cedric. „Aber............, damals waren doch auch junge Mitglieder dabei.............. zum.......... Beispiel............, dieser kleine Junge................ und diese Mädchen................., ich habe die Namen vergessen.“, versuchte Cedrics Mitstreiter zu erklären. Cedric wandte sich von seinem Begleiter ab. Sein Blick traf wieder auf den unbeeindruckten und gleichgültigen Gesichtsausdruck von Julius. „Das ist was anderes. Rick war Lindas Adoptivsohn. Die beiden hier kenne ich nicht und sie streifen durch Festa. Sie könnten auch einfach nur Diebe sein, die sich als Gildenmitglied ausgeben. Siehst du das Gildenarmband an ihren Armen. Ganz klar, dass ich angelogen wurde. Linda hätte mir schon längst von einer neuen Gilde erzählt und die alte Gilde hatte früher einen großen Namen. Da hätten solche Kinder niemals Platz gefunden.“, behauptete der junge blonde Mann. „Waren wir früher nicht auch..................?“, wollte Yannick fragen, da funkte Cedric harsch dazwischen: „Schluss! Das hat hier nichts damit zu tun!“, dann setzte er sein grimmigen und zornigen Blick fort. „Diese beiden hier kommen mir nicht davon.“, fügte der Blonde seiner Drohungen eine neue hinzu. „Sie hat eine neue Gilde vor einem Jahr eröffnet. Ein paar wenige von Festa haben von ihr gehört. Die Ranger Guild. Die Geschichte mit Mr. S sollte doch genug Aufmerksamkeit erregt haben?“, erklärte Max. Er trat an Julius vorbei. „Und nur weil du nicht fähig bist..............“, wollte der Schwarzhaarige beginnen, jedoch wurde er in dem Moment von Julius wieder zurück gedrückt. „Erzählt was ihr wollt, aber ich hasse Leute, die mich verarschen wollen. Einfach jeder will mich verarschen. Ich kann das gar nicht ab. Leute erzählen viel. Ranger Guild hin oder her. Linda hätte mich angerufen und dann hätte ich das persönlich erfahren, also was anderes glaube ich nicht! Schon gar nicht von solchen Idioten wie euch.“, er trat ein Schritt auf Julius zu, der nicht zurückwich. „Sie hat mich aber nicht angerufen und warum? Weil sie keine neue Gilde hat.“, brummte der Blonde, dabei fletschte er förmlich seine Zähne, als wollte er unbedingt beweisen wie hart er war. „Oh............ ähm........... Cedric............. ich......................“, meldete sich der Hüne hinter Cedric verlegen zu Wort. „Was?!“, brummte Cedric und er wandte sich gereizt zu seinem Begleiter um. „Die Sache mit Lindas Nummer..........................“, begann Yannick langsam. Er zögerte ein wenig, aber der Kerl mit der Stachelfrisur brachte dann doch den Mut auf: „...............ich wollte sie vor einer Weile anrufen, aber ich habe dabei versehentlich die Nummer gelöscht. Ich hatte Angst es dir zu sagen..............., ich............., es................., es tut mir Leid, Cedric. Ich hatte Angst, dass..............“, begann der Hüne, ab der junge blonde Mann unterbrach ihn: „Wirklich, Yannick?“, der Hüne sah zur Seite, dabei kratzte er sich am Hinterkopf. „Du hast also mein Handy genommen............, einfach so?“, meinte Cedric in einem bedrohlichen und ruhigen Ton. Die Hand des jungen Mannes verschwand in seiner Jackentasche, daraufhin zog er sein schwarzes Handy hervor. Er tippte sofort in seinem Handy herum. Nach wenigen Minuten färbte sich sein Gesicht rötlich. Die Adern traten weiter hervor. „Du hast sie nicht gelöscht, Yannick! Du hast sie blockiert! Klar, dass sich Linda nicht mehr gemeldet hat! YANNICK! Wie hast du das hinbekommen? Bist du nicht einmal fähig ein Handy zu bedienen?!“ „Handys sind so kompliziert.“, meinte der Hüne leise. Er wirkte in diesem Moment gar nicht mehr so groß und bedrohlich. Der Blonde dagegen war kurz vorm explodieren, da trat der Kommissar der Stadt aus seinem Polizeirevier heraus. Mit lauter Stimme brüllte er: „Verschwindet von hier! Wenn ihr noch weiter Lärm vor meinem Revier macht, dann buchte ich euch ein! Hier wollen Leute arbeiten!“ ○ Max und Julius waren daraufhin schnell in die Stadt geeilt, um möglichst viel Abstand zwischen ihnen und den beiden Fremden zu schaffen. „Weg von diesem Idioten.“, meinte Max währenddessen und sah ab und zu nach hinten. „Macht der mich einfach von der Seite dumm an.“, beschwerte sich der Schwarzhaarige weiter. „Was ist eigentlich sein Problem? Der hat mich einfach angeschrien, ohne das ich was gemacht habe! Einfach so!“, wurde Max lauter. Julius ließ den Jungen reden, ohne darauf einzugehen, aber auch er musste zugeben, dass dieser junge blonde Mann eine sehr nervige Natur hatte. Aber solche Typen weiter zu provozieren brachte nichts, deswegen wollte Julius sich wieder der eigentlichen Aufgabe widmen. „Ihr wollt abhauen?“, brummte Cedric. Er stand plötzlich wieder vor den beiden Jungs. Julius wurde skeptischer. Wie hatte der Blonde das hinbekommen? Der Junge hatte ihn nicht gesehen, wie er vorbei gerannt war. Yannick tauchte wenig später hinter Max auf. Er wirkte ein wenig aus der Puste. „Was willst du jetzt schon wieder? Wir haben zu tun. Wir haben keine Zeit für solch ein Kinderkram.“, meinte Julius leicht genervt. Der Blonde versuchte Julius auf die Brust zu tippen, da packte Julius die Hand des Blonden und drückte diese grob zur Seite, aber Cedric schien sich soweit zu beherrschen, dass er nicht gleich auf den Jungen losging. Er lachte nur selbstgefällig und der blonde junge Mann meinte in einer bedrohlichen Stimmlage: „Mache das noch einmal und ich dekoriere dir dein Gesicht um. Ein Säbel habe ich dabei.“ Julius zeigte sich wie immer unbeeindruckt. „Ich will geklärt haben, ob ihr gelogen habt oder nicht! Ich kann keine Betrüger herumlaufen lassen, die den guten Ruf von Linda mit Füßen treten! Ich nehme so etwas immer persönlich.“, drohte Cedric, während er wieder auf Julius zeigte. „Hast du nichts besseres zu tun, als uns zu nerven?“, fragte Julius. Da zog der Blonde erneut sein Handy. Nach ein paar mal Drücken, legte er es an sein Ohr. „Ja............ Hallo........... Linda. Ich bin es.................., Cedric.“, fing der junge Mann an. „Ja..............., Yannick hatte die Nummer blockiert.................., keine Ahnung, wahrscheinlich Dummheit.............., was? Was soll ich denn dafür können?“, genervt blickte Cedric Julius in die Augen. „Nein............., aber ich melde mich wegen was anderes..............., ja...................., nein.........., nein, wegen zwei angeblichen Mitgliedern, die behaupten, dass....................., was..................., wirklich?“, der junge blonde Mann wirkte für einen kurzen Moment erstaunt. „Nein...................., wirklich nicht................, mich interessiert die Presse ein Scheiß und das Gelaber von anderen auch..............., und?................... Ja und?................ Mir doch egal................., also gut................., ja................... ja.................. ja.............., wir melden uns.“, daraufhin legte Cedric schnell auf und er steckte sein Handy zurück. Julius hatte sich schon von ihm abgewandt und er wollte gehen, da brummte Cedric hinter ihm: „Glück gehabt. Jedoch würde ich euch immer noch gern die Fresse polieren. Einfach nur, weil ich euch hasse.“, daraufhin wandte er sich ebenfalls ab. „Wie wäre es mit einer Entschuldigung?“, meinte Max genervt, aber der junge blonde Mann drehte sich nicht um, als er in die entgegengesetzte Richtung ging. „Verzieh dich in deine Mülltonnen, Kleiner! Ihr solltet dringend mal so etwas wie Wasser über euch gießen lassen.“ Yannick dagegen wirkte nervös, aber er eilte anschließend seinem Mitstreiter hinterher. Mit beleidigter Miene starrte der Schwarzhaarige Cedric nach. ○ „Wie konntest du das so ignorieren?“, fragte Max verständnislos, als er zu Julius aufgeholt hatte. „Ist doch nur ein weiterer dieser Idioten.“, antwortete Julius. Daraufhin herrschte für ein paar Minuten Stille. Für Julius war dies angenehm, aber für Max wahrscheinlich nicht. „Dass so ein Depp in der alten Gilde war? Linda sucht sich komische Leute aus.“, wollte der Schwarzhaarige ein neues Gesprächsthema beginnen, aber Julius zeigte gleich, dass er keine Lust auf so eine Diskussion hatte. So stoppte der Schwarzhaarige den Versuch. Nach wenigen Minuten der Stille, unterbrach erneut eine männliche Stimme von der Seite diese Ruhe. Schon wieder meldete sich der Glücksspieler und er wandte sein Wort an Julius. „Ah........., du kommst zurück. Möchtest du jetzt spielen? Jetzt gibt es sogar ein Angebot und zwar der dreifache Gewinn für.............“, aber die beiden Jungs liefen an dem Mann vorbei, als wäre er gar nicht da. Wieder flogen wilde Worte hinterher. Max brummte zornig, aber er hielt sich zurück. „Wie gehen wir jetzt eigentlich vor? Habt ihr schon eine Idee wie wir uns aufteilen bei der Suche? Habt ihr eine Karte von der Stadt? Habt ihr eine Ahnung wo sie sein könnte?“, fragte Max. „Karte? Wir suchen einfach, als hätten wir Zeit Pläne zu schmieden. Wir sind einfach alle in verschiedene Richtungen gerannt. Die Stadt soll ja nicht groß sein. Wir haben ja nicht viel Zeit, wie du weißt.“, meinte Julius. Er klang schlecht gelaunt. „Ernsthaft? Und so soll das funktionieren?“, fragte der Schwarzhaarige erstaunt, aber er verkniff sich wohl weiter darüber auszulassen. „Wir haben uns gesagt, wenn wir Orte in der Stadt finden, an denen Leute etwas wissen können, fragen wir nach. Was sollen wir sonst tun? Wir sind keine Agenten, die die nötigen Mittel haben.“, erklärte Julius. „Du klingst gar nicht mehr so zuversichtlich, wie...............“, sagte Max, aber er wurde zum ersten Mal von einem zornigen Blick unterbrochen, den der Junge wahrscheinlich noch nie bei Julius gesehen hatte. ○ „HEY HELFT MIR!“, rief plötzlich eine kindliche Stimme aus der Ferne. Sie kam aus einer Gasse, die sich zwischen zwei großen Mehrfamilienhäuser auftat. Einige Meter in der schwach beleuchteten Gasse, in der auch nicht das Sonnenlicht komplett reichte, weil die Vordächer der Häuser die Gasse davor abschirmten, stand ein Mann mit einer schwarzen Wollmaske über den Kopf, der ein kleinen Jungen im Griff hatte, der sich versuchte zu befreien. Es waren, bis auf die vier, keine weiteren Personen zu sehen, so waren die beiden Jungs momentan auf sich gestellt. Julius erste Reaktion war der Griff zu seinem Katana, aber sein zweiter Gedanke unterbrach diese Aktion. Sollte er jetzt das Katana ziehen, würde man es ihm das nur später wegnehmen. Das Siegel hatte das Katana bisher vor dem Entwenden geschützt. Daraufhin wollte Julius zum Jungen eilen, aber da meinte Max: „Warte.“ Sein Gildenkollege schaute ihn zunächst überrascht an. „Da stimmt was nicht. Wir sollten nicht zu voreilig sein.“, fügte der Schwarzhaarige hinzu. Julius wollte aber nicht nur herumstehen und den Jungen seinem Schicksal überlassen, deswegen setzte er zum Sprint an. „WARTE!“, wurde Max lauter und Julius stoppte erneut. „Wieso?“, fragte er gereizt. „Ist er eigentlich gegen fast alles sofort misstrauisch? Dem Jungen muss geholfen werden. Es ist doch offensichtlich, dass der Junge von diesem Maskenmann entführt wurde. Solange er noch keine Waffe gezogen hatte, kann ich ihn umhauen.“ Bei diesem Gedanken wurde Julius jedoch selbst unsicher. Der rufende Junge wehrte sich weiter und der Mann mit der Maske blieb weiterhin still. „Helft mir doch!“, bat der Junge. Es passierte jedoch nichts. „Verdammt! Helft mir doch!“, bat der Junge erneut. Er versuchte sich zu befreien, aber der Griff des Mannes war wohl zu stark. „HELFT MIR DOCH, IHR VERDAMMTEN PENNER!“, brüllte der Junge. Ein Grinsen schlich sich auf Maxs Miene. Da merkte auch der zappelte Junge, dass er wohl ein Fehler gemacht hatte. Der Junge ließ locker und er befahl seinem Entführer ihn loszulassen. Julius war nicht wirklich beeindruckt, dass Max dieses Schauspiel so schnell durchschaut hatte. Ihn nervte es nur gewaltig, dass schon wieder irgendwelche Ganoven versuchten angebliche dumme Jugendliche reinzulegen. Der Mann mit der Maske zog zugleich seine obligatorische Schusswaffe. „Dann eben so!“, brüllte er mit einer tiefen Stimme. Der angeblich entführte Junge, der in Gefahr war, stellte sich neben seinem Komplizen auf. So wirkte er gar nicht mehr unschuldig. Es zeigte nur, dass man niemanden sofort trauen sollte. „Gebt mir die Kristalle und ihr dürft leben.“, brummte der Schütze. „Kristalle? Er weiß von den Kristallen?“, überlegte Julius überrascht. „Ich schieße, wenn ihr sie mir nicht sofort gebt. Ich meine das ernst! Selbst hier in diesem Wohngebiet!“, der Mann klang sehr überzeugend, aber das dieser fast zehn Meter von den beiden Jungs entfernt stand und nicht näherkam, ließ Julius wieder Zweifel aufkommen. „Würde er wirklich hier, in diesem Wohngebiet und in der Nähe des Polizeireviers ernsthaft schießen?“, murmelte Max. „Verbrecher agieren auch irrational.“, erklärte Julius. ○ Ein Schatten huschte schnell über den Boden und Julius sah kurz nach oben. Er entdeckte ein weißen Vogel, der über den Spalt, welcher zwischen den beiden Vordächern lag und dem Himmel einen Blick in die Gasse ermöglichte, flog. Während Julius sich wieder anschließend auf die beiden vor ihm konzentrierte, bemerkte er ein großer Mann im schwarzen Gewand, der direkt hinter den beiden Ganoven aufgetaucht war und auf Max und Julius zulief. Er lief zügig zwischen dem Mann mit der Maske und dem Jungen hindurch, dabei bewegte er seine Arme so schnell, dass Julius es nicht wirklich verstehen konnte, was der Mann eigentlich gerade getan hatte. Seine Bewegungen hatten zu dem geisterhafte Züge, die ein wirkliches begutachten des Äußerlichen des Mannes unmöglich machten. Es wirkte so, als wäre man plötzlich zu müde, um sich zu konzentrieren. Als würde ein Schatten den Mann vor Blicken schützen. Der Mann mit der Maske und der Junge lagen anschließend bewegungslos auf dem Boden. Es war das erste Mal seit langem, dass Julius so ein grässlichen Schauder bekam, der ihm ordentlich Angst machte. Normalerweise zuckte der Junge nicht einmal bei der angeblich schauderhaftesten Horrorgeschichte von Ranger Island. Die Geschichte der fliegenden Fratze und der schwarzen Hand. Nicht einmal, als damals Illan vor den drei Jungs trat oder die riesige Spinne sie alle töten wollte. Aber hier war dieses Gefühle plötzlich mitten aus dem Nichts gekommen. Der Mann im schwarzen Gewand lief zwischen Max und Julius hindurch, ohne das sich einer von ihnen überhaupt bewegen konnte. Man fühlte sich paralysiert. Wie unter einem Bann. Beim Vorbeigehen flüsterte der Mann lautstark: „Sagt Linda, dass sie besser auf ihre Kinder aufpassen sollte. Immerhin besitzen sie wertvolle Artefakte, die heiß begehrt sind. Ich könnte sie euch abnehmen und euch töten, ohne dass ihr überhaupt mitbekommen würdet, dass ich schon längst nicht mehr hier bin. Ich komme aber wieder.“, daraufhin war der Mann auch schon von der Wildfläche verschwunden. Als hätte man die Zeit wieder angestellt, musste Julius erst einmal durchatmen. Max hielt sich an der Außenmauer fest. Er musste wohl auch gerade ein Schock seines Lebens bekommen haben. Es hatte sich gerade angefühlt, als hätte dieser Mann wirklich vorgehabt die beiden zu töten. Als hätte man dem Tod ins Auge geblickt und man wäre von einer eisigen kräftigen Hand festgehalten worden. Die Klinge befand sich förmlich schon am Hals. Max und Julius standen so einige Minuten. Die beiden Ganoven lagen weiterhin regungslos in der Gasse. „Was zum Teufel war das?“, meinte der Schwarzhaarige extrem nervös. Viele Schweißperlen hatten sich schon auf seiner Stirn gebildet. Selbst Julius bemerkte, dass er ebenfalls angefangen hatte zu schwitzen. Jedoch blieb Julius kommentarlos. Eines hatte diese skurrile Situation deutlich gezeigt. Julius wusste jetzt ganz genau, dass eines nicht mehr gegeben war. Und zwar das Gefühl, dass man weiterhin unbeschadet durch Festa bei der Suche nach Tina streifen konnte. Zumindest solange, wie die beiden Jungs die Elementkristalle noch bei sich trugen. Selbst damals nach dem Kampf in der Wüste hatte er nicht diese Bedenken gehabt. Diese Bedenken wurden jetzt noch zusätzlich bestärkt, da Julius ganz genau wusste, dass er so in diesem Zustand keine Chance gegen so etwas hatte. Die Überlegungen mit dem Üben des Katanas war nun keine Spielerei oder ein Witz mehr, denn er musste jetzt wirklich anfangen zu trainieren. Das nächste Mal könnte so ein Treffen tödlich enden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)