The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 52: Verschwunden II --- Freiheit ---------------------------------------- [Illan] Vor ein paar Monaten: Die Zeit verflog und der jung aussehende Mann mit seinen purpurfarbenen Haaren kam von einem Auftrag zurück. Gelangweilt ließ er sein Nacken knacksen. Er fühlte sich ein wenig verspannt. Der Auftrag hat lautete, dass es wieder unerwünschte Gäste gab, um die man sich kümmern sollte. Ein paar Touristen waren über die Grenze gestiegen und hier in der Nähe gesichtet worden, also hatte sich Illan gleich aufgemacht und den beiden einen großen Schrecken eingejagt. Einmal laut Brüllen und die Krallen ausfahren, schon waren sie weg. Natürlich hatte der Vampir nicht vor sich zu präsentieren. Er stand nur im Schatten und imitierte eine wilde Bestie, die sowieso als Mythos abgestempelt werden würde. Den Touristen würde man kein Glauben schenken. Selbst wenn es immer wieder Touristen behaupteten. Es war bisher nichts passiert. Der Bürgermeister der Insel, Karstoll Lehm, ein abscheulicher Kerl, half bei dieser Vertuschung. Ob er dies absichtlich tat oder nicht, das wusste Illan nicht, aber er wusste, dass nicht viele Informationen an die Außenwelt gelangten. ○ „Hast du die auch schon wieder verschont?“, fragte plötzlich eine männliche Stimme von irgendwoher. Sie war aber nicht unbekannt und zugleich sprang eine bekannte Person herbei. Es war Lesrom Gustav. Ein Mitglied des Elitetrupps von Mr. S, sowie Illan. Man könnte meinen, dass er seinen ganzen Namen in der falschen Reihenfolge aufsagte, aber er hieß tatsächlich so. Er war ebenfalls ein Vampir und auch ein gefährlicher dazu. Lesrom war aber nicht wie Nerslo, ein kräftiges Biest oder wie Ulya, ein Schatten im Wald, vor allem nachts. Der Vampir mit der schwarzen Sonnenbrille, welche er eigentlich gar nicht benötigte und der sportlichen Figur, war der Stratege des Quartett. Seine Pläne streckten jeden Jäger nieder, der es wagte in das Gebiet einzudringen. Er analysierte seine Gegner stetig und der Mann mittleren Alters konnte anschließend in wenigen Minuten selbst über den größten Feind triumphieren. Der Vampir rückte seine weiße Kappe zurecht, welche seine relativ kurzen bräunlichen Haare verdeckte. Er erwähnte dabei: „Mr. S sieht vielleicht darüber hinweg, aber wir können das nicht mehr dulden. Du widerstrebst dem Team. Nur weil du einer der Ersten warst. Du solltest dich lieber an die Sitte halten. Der Befehl lautete Unrat verschwinden zu lassen und das gute Material in die Villa zu bringen.“, die rötlichen Augen bohrten sich förmlich in Illan, dieser sah ihm nur gelangweilt entgegen. Die Drohungen interessierten den Vampir mit der purpurfarbenen Frisur nicht. Er rückte lieber seine schwarze Jacke zurecht und der Vampir fegte die abgefallenen Blätter von seinen Schultern, bevor er einfach weiterging. „Und entwickele dich endlich! Du bist immer noch jämmerlich in der Grundstufe. Wann hast du überhaupt das letzte Mal Blut getrunken?“, zischte Lesrom. Arrogant zog er einen Halbkreis um Illan, während dieser in Richtung Villa stiefelte. Die reine weiße Kleidung des Strategen lenkte stark von seiner inneren dunklen Erscheinung ab. Illan reagierte nicht auf seine Aussage. Zielstrebig stiefelte der Vampir weiter. „Hey.“, rief ihm Lesrom hinterher: „Du hast immer noch nicht getrunken? Wie lange schon? Seit 18 Jahren?“ Illan lief weiter. Er näherte sich dem Tor. Dort standen drei weitere bekannte Gesichter. Grombar, Cherry und Zeyn. Sie waren zur Bewachung der inneren Zone eingeteilt worden. Ihnen wurde es auch untersagt in die Villa zu gehen. ○ Illan spürte plötzlich den Atem von Lesrom an seinem Nacken, dadurch blieb der Vampir mit den purpurfarbenen Haaren stehen: „Was willst du?“, fragte er anschließend mit genervter Stimmlage. Er wollte keiner plumpen Provokation nachgehen. Lesrom schien es langweilig zu sein, deswegen versuchte er Illan als schwarzes Schaf darzustellen. Er brauchte wohl ein Kampfkollegen? Der arrogante Vampir musste wohl wieder über jemand herrschen? „Du bist schwach.“, spukte der Brillenträger aus. Illan reagierte nicht. Gleichgültig sah er zum Tor. Die Torwächter hatten schon von der geladenen Stimmung mitbekommen. Interessiert näherten sich Grombar und Cherry. Der Hüne hinterließ tiefe Spuren im Boden, da er neben dem steinigen Weg lief. Der dürre Haudegen, welcher noch arroganter war, als Lesrom, war Cherry. Mr. S hatte zu ihm gesagt, dass er es nicht einmal wagen sollte seine Villa anzuschauen, deswegen wurde Cherry als ewige Torwache verdammt. Sein weißgraues vielleicht aschblondes Haar glänzte in der abendlichen Sonne: „Ein Kampf.“, gab er bekannt. „Ich setzte auf Lesrom.“, brummte Grombar. Illan ging weiter. Er hatte keine Lust auf einem Kampf, da hörte er schon das Rauschen von ausgefahrenen Krallen. Blitzschnell reagierte der Vampir mit dem purpurfarbenen Haaren und ließ seine Krallen ebenfalls ausfahren, dadurch blockte er den nächsten Angriff vollständig ab. Es wurde aber nicht ernsthaft gekämpft. Das metallische Geräusch war über den ganzen Platz zu hören. ○ Illan sah jetzt in die rötlich glühenden Augen seines Gegenüber. Lesrom war nun ein wenig größer als er und er hatte seine Krallen vollständig ausgefahren. Seine Haltung war leicht buckelig, er war also bereits in der nächsten Stufe. Illan bleib diese Verwandlung verwehrt, weil der Vampir kein Blut zu sich nahm und deswegen auf dem gleichen Level stagnierte, aber nur das, was den Kräften des Vampirismus anbelangte. Der Vampir hatte nicht umsonst in den letzten Jahren viel in der Bibliothek der Villa gelesen und im Freien trainiert. So täuschte er mit seiner rechten Hand an, dass er mit seinen Krallen zuschlagen wollte, währenddessen ließ er die Krallen an seiner linken Hand zurückweichen, sodass er eine Faust ballen konnte. Der Vampir wollte seinen Gegenüber durch ein Kinnhaken bewusstlos schlagen. Effektiv auch bei Vampiren. Das Gehirn eines Vampirs bleibt die Schwachstelle, so wie bei Menschen. Kopf ab oder ein absoluter Kopfschuss swaren tödlich. Ein Block durchs Herz versiegte das Blut und beendet ebenfalls die Funktionen des Gehirns. Selbst Blutverlust wäre eine Todesursache oder man machte es viel einfacher. Ein mächtiger beschworener Feuerball flambierte den Körper in einem Schlag. Höhere Vampire, wie Mr. S, besaßen dazu noch Affinitäten, die ihnen ermöglicht bestimmte Zauber oder die Zufuhr von Mana auszuführen. Solange Illan also kein Blut trank, würde er in diesem Grundstadium blieben, so konnte er zumindest wie ein sehr starker Mensch gelten. Selbst die Jäger konnten ihn nicht mehr durch Zauber wahrnehmen, weil kein fremdes Blut im Körper beigemischt wurde. Illans Kodex verhinderte ebenfalls das Kosten von Blut und deswegen leidet der Vampir auch nicht unter Anfällen bei Blutmangel. Wenn der Körper nie süchtig wurde, konnte er nicht danach verlangen. Mr. S wusste davon, aber er sagte nur, dass Illan irgendwann seinen Kodex brechen würde. Der höhere Vampir würde diesen Zeitpunkt begrüßen. Bevor der Kinnhaken Lesrom erreichte, war Ulya mitten aus dem Nichts aufgetaucht, was für sie typisch war. Es war eine interessante unschlagbare Technik, welches sich Illan teilweise abgeschaut hatte. „Der Meister wünscht zu sprechen. Bitte stellt alle Kampfhandlungen ein.“, die Dame sprach ständig in einem höflichen Ton. Woher sie stammte, das wusste Illan nicht. Sie war sehr schweigsam, wenn es nicht um Befehle ging. Lesrom war im nächsten Atemzug wieder er selbst und daraufhin brummte der Mann zornig zu Illan: „Wir wiederholen das. Ich kann deine Art und Weise nicht mehr erdulden. Du solltest deine Stellung endlich kapieren, Schwächling!“ Illan gab, wie immer, nichts auf diese Provokationen. ○ Sie mussten alle zu Mr. S, selbst die Torwachen erhielten dieses Mal das einmalige Recht die Villa zu betreten. An diesem Abend erklärte der höhere Vampir von einem großartigen Handeln mit einem klugen Mann. Es war Karstoll Lehm. Für zukünftige Grundstücke, lieferte der Mann wertvolle Kristalle, welche mächtige Monster beherbergten. Mr. S hatte sich überzeugen lassen, weil einer der Kristalle vorgeführt wurde. Es soll tatsächlich eine majestätische Kreatur aus einem weißen Kristall entsprungen sein. Die Kreatur wurde als übergroßer weißer Tiger mit schwarzen Streifen beschrieben. Illan sah dort zum ersten Mal die angeblichen Elementkristallen und vom ersten Moment an wusste der Vampir, dass etwas nicht stimmte. Mr. S gab im Folgenden bekannt, dass eine große Aktion geplant sei. Man müsse eine Band entführen, dann würde Karstoll dafür sorgen, dass man dem Wunsch von Mr. S nachging, also mächtige Verbrecher zur Villa schickt, die Mr. S dann in Vampire verwandeln konnte. Er wollte die ultimative Elitetruppe zusammenstellen. Zurzeit bestand sie nur aus sechs Personen, die teilweise sehr treu ergeben waren. Vampire waren woanders auch nicht gern willkommen. Es war auch das erste Mal für Illan, dass er mehr von Ranger Guild hörte, der neuen Gilde in der Stadt und wer sie anführte. Der Name Linda Westallya lag ihm dann für einige Tage auf der Zunge und der Name machte ihn sehr nachdenklich. Er brachte alte Erinnerungen hoch. Gegenwart: Der Vampir beherrschte nur die schwachen Fähigkeiten des Vampirismus, die übermenschliche Kraft und die Fähigkeit Emotionen zu hören. Man konnte diese Fähigkeit nicht als Gedankenlesen bezeichnen, denn ein Psychopath konnte er nicht so leicht enttarnen. Ein labiler Mensch dafür umso mehr. Durch seinen damaligen Aufgabenbereich beobachtete er seine Gegend und Situationen stets genau, dadurch stieg sein Sehvermögen weiter an, zudem fallen ihm nun einige Kleinigkeiten früher auf, bevor ein normales Auge sie erblicken bzw. wahrnehmen konnte. Schon früher als Mensch, hatte er ein unglaublich gutes Gedächtnis gehabt. Ein dutzend Namen in einer Minute waren kein Problem. Er konnte sich Zahlenfolgen von über 30 Zahlen problemlos in einer kurzen Zeit merken und auch in über fünf Wochen noch einwandfrei aufsagen. Seitdem er ein Vampir ist, hatte sich diese Fähigkeit stark verbessert. Trotz aller dieser Fähigkeiten verstand der Vampir aber eines nicht. Er verstand Linda nicht. Sie nahm ihn ohne Murren auf, sogar noch schneller, als Illan sich das eigentlich gedacht hätte. Sie hatten nur kurz geredet und Linda wirkte danach so, als wäre alles verziehen. Er hatte jetzt das Armband mit dem Gildenzeichen an seinem rechten Handgelenk. Illan konnte das immer noch nicht ganz wahrhaben. Es fühlte sich teilweise wie eine ungreifbare Illusion an, doch war alles echt. Nur jetzt kam das wahre Unverständnis dazu. Er soll die junge Truppe begleiten, von dem ein Teil ihn nicht leiden konnte, zumindest vermutete Illan dies, nachdem er in die kritischen Blicke sah. „Was denkt sich Linda nur? Sie ist wieder einmal so irritierend.“ Er spürte die strafenden Blicke von zwei Personen. Von einer stärker, als von der anderen. "Der soll mit? Wollte der uns nicht dem Letzt noch an den Kragen?", begann Daniel. "Ich weiß nicht so Recht. Kann man ihm wirklich vertrauen.", fügte der Junge hinzu. „Ich kenne ihn nicht. Ich weiß nicht, ob er mit uns klarkommt.“, meinte Julius. "Mh............, jedoch hatte er damals nicht den Anschein gemacht, als wäre er nur ein aggressives Wesen. Er wirkte nur so, als müsste er dies tun.", erklärte Max, aber niemand nahm zu seiner Aussage Stellung. „Scharfes Auge. Er scheint sich wohl Gedanken zu machen. Das könnte aber auch noch zum Problem werden.“ "Er ist ein Guter. Illan war immer freundlich.", erklärte die schwarzhaarige Gildenmeisterin. Für Linda war ihre Aussage Fakt und niemand durfte daran rütteln. "Wie schon gesagt, er war damals ein Mitglied der Gilde meines Vater. Ja, er ist ein Vampir, aber deswegen ist er nicht gleich böse.“, sie pausierte kurz. „Kennt ihr die Geschichte vom Bürgermeister der Stadt und warum er so gegen Vampire hetzt?“, fragte die Gildenmeisterin anschließend. „Ich möchte zwar nicht stören, aber unsere Zeit rennt.“, hakte Julius nach. „Ja verdammt......., wir sollten los!“, meinte Rick ungeduldig. „Ich eile schon mal zum Hafen.“, fügte der Junge gleich hinzu. Linda dachte einen kurzen Moment nach. „Sie kann noch nicht von der Insel fort sein, außer das jetzige Schiff um diese Uhrzeit hat sie ohne Pass mitfahren lassen. Sollte dieser Fall eintreten, können wir jetzt kurzfristig nichts mehr ausrichten. Wir müssen warten bis die nächste Fähre da ist. Wir können niemanden einfach so jetzt zum anderen Hafen schicken. Mit der Fähre dauert eine Fahrt zwischen drei und sechs Stunden. Das Wetter spielt eine wichtige Rolle.“, sie sah in den Himmel. Dunkle Wolken erschienen am Horizont. Zwar blieben die Sommerinseln in der Regel verschont, aber das Meer nun einmal nicht. ○ „Ich kann nicht warten. Ich muss etwas tun.“, gab Rick kund. Er eilte zugleich los. Linda brummte leise, aber sie sah wohl ein, dass selbst die Gildenmeisterin den mitleidigen Jungen nicht aufhalten konnte. Rick war zu sehr von seiner Schuld überzeugt, dass jede Handlung besser für ihn wäre, als in Ruhe über ein Plan nachzudenken. Er war momentan einfach zu unruhig, um klare Gedanken fassen zu können. Illan konnte das sogar irgendwie verstehen. „Wenn das mit den Fähren wirklich so ist............“, überlegte Julius. „Wenn es eine schnelle Möglichkeit gebe, Tina zu finden, würde ich es jetzt sofort tun. Sie wollte weg von der Insel, also kann das Mädchen nur zum Hafen sein. Wenn Alina oder Rick sie dort nicht finden, dann können wir jetzt auch noch so oft verzweifeln, sie wird vermutlich schon auf der Fähre sein. Tina ist ja nicht spurlos von der Wildfläche verschwunden. Wir sind auf einer Insel.“, Linda lächelte. Es war ein trauriges Lächeln, welches eher nur der Motivation dienen sollte. „Du erwähntest die Geschichte des Bürgermeister der Stadt? Du meinst diesen Karstoll Lehm.“, fing Max plötzlich an. Linda wirkte zunächst erstaunt, aber sie meinte anschließend: „Nun sie ist eigentlich schnell erzählt. Karstolls Vater war im Stadtrat. Er war schon immer scharf auf den Posten des Bürgermeisters. Karstoll war damals nur ein reicher junger Mann, der einem Mädchen verfallen, welches im Dorf recht bekannt war. Sein Vater wickelte ihn irgendwann in die Geschäfte der Stadträte ein. Durch das plötzliche Ansehen interessierte sich das Mädchen für ihn. Sie wurden ein seltsames Paar. Eigentlich passten sie meiner Meinung nicht zusammen. Wie sich die Göre anzog..........., aber zurück zum Thema. Seine kurzzeitige Frau stiftete seine Schwester an in den Verein der Kräuterhexen zu gehen. Das Ende vom Lied war, dass Karstolls Schwester immer wieder in Gedanken versunken durch den Wald lief. Darelyn, so hieß das Mädchen. Sie war für eine gewisse Zeit ein Mitglied der Gilde meines Vaters gewesen, außerdem war sie keine schlechte Leistungssportlerin. Sie verlor jedenfalls irgendwann das Zeitgefühl und selbst nachts wanderte das Mädchen durch den stillen Wald. Das waren aber nur die Gerüchte und ich weiß nicht, was in dieser Familie noch alles so geschehen war. Eines Tages hatte sich dann ein tragischer Unfall ereignet, was auch immer passiert war. Jedenfalls geriet sie wohl in irgendetwas hinein, bei dem sie qualvoll starb. Es war etwas schreckliches im Wald geschehen. Karstoll hatte wohl die Leiche seiner Schwester gesehen, wie sie angeblich von einem Vampir belagert wurde. Er machte sofort jagt auf diesen Vampir. Schließlich wurde ein Bekannter meines Vaters der Mord angehängt, dieser floh daraufhin. Karstoll gab sich nie damit zufrieden. Er glaubte immer an eine Verschwörung. Sein Vater hat den Tod seiner Tochter nie verkraftet, wahrscheinlich war er auch daran schließlich gestorben. An gebrochenem Herzen. Was die wahre Geschichte ist, das wissen wohl nur die beteiligten.“ „Es ist auch ein Kapitel, was lieber verborgen bleiben sollte und zwar für immer.“, Illan schaute für einen Moment betrübt zur Seite. Zu schrecklich war das damalige Erlebnis für ihn gewesen. Im Gesamten war es ja seine Schuld gewesen. Ein guter Freund opferte sich und Illan konnte nicht einmal etwas dagegen tun. ○ Bevor Linda ihn ertappte, schaute Illan wieder gleichgültig zur schwarzhaarigen Gildenmeisterin. „Außer kann euch Illan mit seinen Sinnen helfen. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch verstehen. Immerhin wollte er euch damals nur verjagen.“, erklärte Linda. Daniel schaute den Angesprochenen darauf skeptisch an: „Dann hat er verdammt echt gespielt.“, er klang immer noch mürrisch, als würde er dem Vampir nicht vertrauen wollen. „Würde auch Sinn machen.“, meinte Julius. Dieser große Junge war schwerer zu lesen, als sein Kollege neben ihm. Sein kritischer Blick verbarg seine wahren Gedanken. „Na ja......., ich hatte mir das schon gedacht.“, gab Max bekannt. Der darauffolgende Blick des Schwarzhaarigen verbarg noch mehr. „Seine Körperhaltung kommt einem Lügner gleich, aber seine Augen sagen die unverfälschte Wahrheit.", Illan wurde nachdenklich: „Das ist keine gute Kombination, wenn ich ihn lesen will. Er könnte bestimmt seinen Namen sagen und dabei dastehen wie ein schlechter Lügner.“ Man musste nicht immer der perfekte Lügner sein, auch andersherum funktionierte die Methode. Andersherum konnte man geübte Leute verwirren. Illan mochte es nicht so sehr, wenn er seine Mitmenschen nicht lesen konnte. Jetzt waren schon drei solcher Leute in seiner Umgebung. Linda war die dritte Person. ○ "Ich gebe Illan eine Chance.", gab Max schließlich bekannt. "Mh................. ich weiß nicht so Recht, ich bin noch unentschlossen.", erwiderte Daniel. „Warum?“, hakte der schwarzhaarige Junge nach. „Er könnte uns beißen und uns verwandeln. Hast du schon daran gedacht?“, wollte Daniel zu Max flüstern, aber Illan konnte das wunderbar mitanhören. Es interessierte ihn nur nicht. Die Verwandlung in Vampire war sowieso nur höheren Vampiren vorherbestimmt. Illan konnte ohne Weiterentwicklung so viel beißen wie er will, es würde nicht funktionieren. „Du brauchst nicht flüstern.“, entgegnete Max zunächst. Seine Stimme war leicht arrogant geworden: „Er kann dich schließlich hören. So denke ich das zumindest, aber um auf dich zurückzukommen. Ein Ast kann jederzeit vom Baum abbrechen und dich erschlagen und dann...............“ „Bitte lass einfach einmal die Diskussion.“, beendete Julius genervt das Gespräch. "Und nun haben wir hier genug Zeit verloren. Wir machen das jetzt einfach so. Wir gehen zurück. Ihr packt eure Reisesachen. Ich organisiere euch die Fahrt nach Festa, falls Tina abgefahren sein sollte. Sollte sie schon abgefahren sein, dann hat sie ein drei Stunden Vorsprung. Tina wird jetzt also noch nicht in der Hafenstadt Astera sein. Fahrt ihr notfalls hinterher, dann müsst ihr sie dort schnell suchen. Astera ist leider keine kleine Stadt. Die Suche wird nicht einfach werden. Ruht euch aber zunächst ein bisschen aus, denn wenn die nächste Fähre losfährt, dann werde ich euch rufen. Wir dürfen die Zeit nicht aus den Augen lassen. Auf dem Schiff könnt ihr euch ebenfalls kurz ausruhen.", erklärte Linda. ○ Die Gruppe ging los und die Zeit verflog. In einer Kapuzenjacke getarnt, blieb Illan außerhalb der Stadt. Der Vampir ging schon zum Hafen. Dort wartete er einige Minuten. Für den Vampir war das stille Warten kein Problem mehr, denn er musste schon oft stundenlang an einer Stelle stehen und warten, dabei versagten seine Sinne nie. Das Schiff fuhr bald ab, also mussten sich die fehlende Truppe beeilen. Die Gruppe versammelte sich schließlich dann doch noch im Hafen und Linda brachte jeden auf den neusten Stand. Noju hatte Rossya zu Dr. Drogan gebracht. Der Arzt stellte aber nichts Ernsthaftes fest. Er selber hat Tina nicht in der Stadt gefunden. Niemand hat sie dort gesehen. In der Umgebung fanden Engl und Noju sie auch nicht. Alina gab per Handy ebenfalls Bescheid, dass Tina nicht am Hafen war. Die Wahrscheinlichkeit war also groß, dass sie nun doch schon abgefahren war. Ein Anruf später war die Gewissheit größer. Der Mann an der Auskunft im Hafen bestätigte ein entsprechendes Mädchen auf der Fähre. Da Tina, aber in Ruhe gelassen werden wollte, wollten sich die Matrosen nicht einmischen. Angeblich schien sie sich mit jemanden zu unterhalten. Es soll ein junger Bursche sein. Trotz dem beunruhigenden Gesichtsausdruck der Dame, akzeptierte Linda das Verhalten der Schifffahrtsgesellschaft, denn die Gildenmeisterin wollte mit Garantie nicht, dass irgendjemand grob zu einem jungen Mädchen wurde. Man musste sie also mit Worten überzeugen und das schnell, bevor Tina zu weit wegläuft. "Ihr müsst also doch hinterherfahren. Ich werde mich auch an Ricks Wunsch halten. Ich werde euch die Aufgabe anvertrauen." gab die schwarzhaarige Gildenmeisterin am Hafen bekannt. Als sie die Gruppe auf die nächste Fähre gebracht hatte, musste sie wohl noch etwas dringen loswerden: "Passt auf euch auf. Ich vertraue euch wirklich, dass ihr sie gesund zurückbringt. Ihr bringt Tina heil zurück!", betonte Linda. „Auf jeden Fall!“, gab Rick selbstsicher von sich. „Dass diese Göre einfach weggelaufen ist. Ein Ranger Guild Mitglied tut so etwas nicht.“, gab Alina mürrisch bekannt. Sie war wegen irgendetwas schlecht gelaunt. Illan hatte mit ihr kurz geredet, als er am Hafen angekommen war. Rick hatte sie vorgestellt, auch wenn beide eher so wirkten, als fühlten sie sich in der Gegenwart des Vampirs nicht wohl. Es war kein unbekanntes Gefühl für den Mann mit der purpurfarbenen Frisur. Eigentlich sogar sehr nachvollziehbar für Illan. Er würde auch keinem anderen Vampir trauen. Zumindest konnte er sich schon ein gutes Bild von Alina und Rick machen, aber es nervte den Vampir gewaltig, dass Alina nun die vierte Person war, welche er nicht lesen konnte. Rick war dagegen einfacher, weil er gestrickt war wie ein durchschnittlicher sportlicher Junge mit einem großen Haufen Selbstvertrauen, welcher keine Fehler verzeihen konnte. Alina war von allen Kandidaten am schwersten zu lesen und ihre bösen Blicke machten selbst dem Vampir ein gewisses Unwohlsein. Sie konnte bestimmt sehr giftig werden, wenn das Mädchen wohl schlecht gelaunt war. Solche Leute konnte er eigentlich nicht in seiner Nähe gebrauchen. ○ Das Schiff gab Anzeichen, dass es wohl bald losfahren würde. Es war Mittag, deswegen gingen in den letzten Minuten noch über ein dutzend Personen vom Schiff ab und auf das Schiff auf. Wahrscheinlich waren um die vierzig vielleicht fünfzig Menschen auf dem Schiff. Ein Drittel davon war wahrscheinlich die Besatzung. Viele Matrosen eilten teilweise unkoordiniert umher. Der untypische Kapitän, der eher wie ein Anwalt aussah, weil dieser ein schwarzen Anzug trug und eine rote Krawatte. Auf dem Kopf aber die Kapitänsmütze. Linda stellte ihn als Fraje Krexxer vor. Man sollte ihn nicht nach seinem Äußeren verurteilen. Zwar waren die Blicke von Fraje stets kritisch und unzufrieden, aber er war ein friedfertiger Mensch, der nur seiner Arbeit nachging. Der Mann arbeitete einwandfrei und zudem sollen seine Fertigkeiten als Navigator großartig sein. „Kommt heil zurück.“, rief Linda hinterher, als die Fähre abfuhr. „Sind wir kleine Kinder oder was? Sie muss uns nicht an der Hand führen.“, brummte Alina genervt. „Sie meint es nur gut.“, erwiderte Rick. „Zu gut.“, fügte Alina hinzu. Sie wandte sich vom Geländer ab. Illan musste eine Sache zugeben und zwar, dass er doch sehr interessiert war zu erfahren, wie die Ereignisse sich entwickeln werden. Wie die Gruppe zusammenarbeiten würde. Vielleicht war dieses Gefühl auch nur da, weil er endlich frei war von seinen alten Ketten. Mr. S war nicht mehr da und nun war Illan frei. Der Vampir genoss für einen Moment den kühlen Wind der frischen Seeluft. Er fühlte sich gut an. Selbst das Sonnenlicht störte ihn nicht. Es brannte nicht, wie es immer davor gewarnt wurde. Diesen Moment konnte nichts stören. Immerhin war selbst dieser Moment wesentlich spannender und angenehmer, als das Leben in Gefolgschaft von Mr. S. Endlich war diese Zeit zu Ende. Zum Glück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)