The Splintered Truth von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 2: Das Erwachen III --- Der Krater ------------------------------------------ [Tina] Der Boden fühlte sich leicht sandig, aber warm an und sie konnte mit ihrer linken Hand keine Kraft aufbringen sich irgendwie vom Boden wegzudrücken. Ihr müder Körper wollte ihr nicht die nötige Kraft aufbringen lassen. Ein unangenehmes Brummen hallte ihr durch den Kopf. Sie konnte sich nicht konzentrieren oder an irgendetwas denken. Ihr Kopf war zudem wie leergefegt. Sie fühlte sich ausgelaugt. Ein Schleifen war zu hören, gefolgt von einem plumpen Geräusch. Sie konnte die Geräusche nicht zuordnen. Es folgte ein weiteres plumpes Geräusch. Sie atmete nervös ein. Der Staub, der sich in der Luft befand, atmete sie ein und die Lungen wehrten sich sofort. Der Drang zu Husten konnte sie sich nicht mehr erwehren. Es schmerzte. Ihr Körper krümmte sich. „Alles in Ordnung?“ Das Mädchen öffnete ihre Augen und ihr wurde sofort schwindelig. Überrascht blickte sie zur Seite. Ihre Augen brauchten einen Moment, bis sie bemerkte, dass dort jemand stand. Jemand, den sie nicht zuordnen konnte. Kannte sie überhaupt wen? In ihren Gedanken erschien niemand. „Hallo?...“ Ihr Ohren rauschten und sie nahm alles nur dumpf wahr. Etwas pikste in ihren Arm. Es wurde unangenehm auf der Seite zu liegen. Sie wollte sich bewegen. Als würde der Himmel über sie spotten, strahlte in diesem Moment das Licht der Abendsonne zwischen den rötlichen Tannen auf den Krater und ihr mitten auf das Gesicht. Sie wurde geblendet. Schnell hob das Mädchen ihre linke Hand, um ihr Gesicht zu verdecken. Seltsamerweise hatten die Sonnenstrahlen etwas Erholsames. Trotz, dass es blendete, fühlte es sich gut an. Langsam kehrte die Kraft in ihrem Körper zurück. Sie fand genug Kraft um sich aufzurichten. Der Schmerz in ihrem Körper ließ langsam nach. Das Mädchen atmete langsam ein, um Kraft zu schöpfen, dann wieder aus. Der leichte Wind wehte vereinzelte ihre Haare vor das Gesicht. Sie strich das Haar zurück. Der nervige Sand wurde ebenfalls aus dem Haar gestrichen, zumindest so gut sie es konnte. „Sprichst du unsere Sprache? Kannst… du mich verstehen?“ Hallte an ihr drohendes Ohr. Sie erschrak innerlich. „Soll ich dir helfen?“ Sie hatte die Person vor sich völlig vergessen. ‚Helfen?‘ Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Das Mädchen erinnerte sich an nichts, nur noch an die einfachen Dinge, dass sie ein Mensch war, dass sie wohl auf Sand lag, um sie herum Bäume standen und etwas passiert sein musste, warum genau sie hier erwachte. Der Krater um sie herum musste damit zu tun haben. Sie schaute sich die Person vor sich genauer an. Dunkelgrüne Pupillen, braunes kurzes Haar, sommerliche Klamotten, ein verunsicherter Gesichtsausdruck und Nervosität in seinen Augen. ‚Wer… ist das?‘ Kreiste ihr durch die Gedanken, dennoch machte er einen freundlichen Eindruck auf sie. Seine Hand, die er ihr reichte, stimmte sie positiv. Ihre rechte Hand erhob sich und sie griff nach seiner Hand. Schneller als ihr bewusst wurde, stand sie auf zwei Beinen. „Huch…“ „Verstehst du mich?“ Er zeigte mit seiner anderen Hand auf sich. „Ja…“ Kam es vorsichtig von ihr. Ihr Gegenüber machte plötzlich einen erleichterten Eindruck. Beinahe so, als hätte sie ihm damit eine große Last abgenommen. Ein plumpes Geräusch war hinter ich zu hören und erschrocken wich sie nach vorn. „Ah, das war deine Tasche.“ Der Junge lächelte. ‚Meine Tasche!‘ Irgendetwas in ihr sagte, dass sie dieses Ding niemals loslassen sollte. Eilig schnappte sich das Mädchen die Tasche und umklammerte diese. „Oh… alles in Ordnung? Ist… sie wichtig?“ Suchend nach einer Antwort und nach dem Verständnis, warum sie das eigentlich tat, umklammerte sie die Tasche weiter. „Verstehe schon…, wenn du nicht darüber reden willst. Alina ist auch so, wenn es darum geht.“ „Alina?“ Der Junge fasste sich an den Kopf, als würde ihm etwas auffalen: „Das klingt jetzt unhöflich von mir, aber wir müssen hier weg und erst einmal in die Stadt. Es wird Nacht und…“ Sein Blick wich durch den Wald, als würde er nach etwas Ausschau halten. „Stadt?“ Der Junge verwies in die Richtung des Feldweges hinter ihm. In der Ferne waren größere Schatten zu erkennen, es könnten Gebäude sein, ansonsten ragten nur Bäume in die Höhe. Bedrohlich starrten diese auf die beiden nieder und sie war davon eingeschüchtert. Dem Mädchen fiel dabei auf, dass sie noch seine Hand hielt. Unsicher ließ sie los. „Ähm… tut mir leid deswegen… und keine Sorge. Ich bin ein Mitglied der ‚Ranger Guild‘. Wir sind dafür da Personen zu helfen, die in Not sind. Ich bring dich zur Stadt und dann wird es dir viel besser gehen. Wir werden dann klären was passiert ist, aber wir müssen von hier weg. In Ordnung?“ „Ich… ja.“ Der Junge nickte zufrieden. Ein seltsames Knarzen war zu hören und der Junge horchte plötzlich auf. In seinem Blick war plötzlich etwas Beunruhigendes, was das Mädchen nicht zuordnen konnte. Ein lautstarkes unangenehmes Knacken aus der Umgebung folgte. Sie spürte plötzlich einen Zug an ihrem Arm. Es riss sie von den Füßen. Der Junge zog sie mit. Er eilte zügig aus dem Krater. Hinter den beiden rauschte etwas zu Boden und ein ohrenbetäubender Knall folgte. Wieder wurde eine Unmenge von Staub aufgewirbelt. Das Mädchen begann zu Husten. „Verdammt war das knapp. Wir sollten Abstand von dem Krater gewinnen.“ Der Junge zog sie mit. Unweigerlich mussten ihre Beine Schritt halten. Einige Meter vom Krater entfernt blieb er stehen. Das Gezerre war ihr unangenehm. „Der Einschlag muss ihn beschädigt haben. Er drohte schon die ganze Zeit umzufallen.“ Das Mädchen drehte sich erschrocken um. Im Krater lag nun eine ausgewachsene Tanne. Der Durchmesser des Stammes musste bei fast einen halben Meter liegen. „Ah… ich sollte nicht… alles in Ordnung? Hat dich irgendetwas erwischt?“ „Mein Arm tut weh.“ Sie hielt sich das rechte Handgelenk. Es schmerzte und ein rötlicher Handabdruck war zu erkennen. Der Junge wirkte unglücklich. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf. „Danke…“ Brachte sie leise hervor. Das Mädchen versuchte ihn anzusehen, aber die Sonne blendete sie von der Seite. Wieder waren dumpfe Geräusche zu hören, aber dieses Mal gepaart mit einem lautstarken Rufen. Der Junge blickte konzentriert in Richtung der Stadt. Etwas näherte sich aus dieser Richtung. Eingeschüchtert wich das Mädchen zurück, als sie drei Männer in blauer Uniform auf sie zustürmen sah. „Was ist hier los? Es herrscht nachts Ausgangssperre. Es ist gegen das Gesetz…“ Wild fuchtelte der Polizist mit seiner Taschenlampe vor sich herum. Sein Kollege hielt ihn an der rechten Schulter: „Hey! Du weißt, dass der Boss zu dir gesagt hat...“ Der Mann mit der Taschenlampe brummte zornig und brach seine Standpauke ab. „Es ist noch nicht 20 Uhr. Zu dieser Jahreszeit ist sie erst um Acht. Ich kenne die Regeln der Stadt gut.“ Der Junge hob seine rechte Hand. Er präsentierte das bräunliche Stoffarmband mit dem Symbol einem hilfsbereiten ausgestreckten Arm darauf. „Und was suchst du dann hier? Hier ist abgesperrtes Gebiet. Du musst dich an die Absperrung vorbeigeschlichen haben.“ Der Gesichtsausdruck des Polizisten wurde grimmiger. Der Junge verwies auf das Mädchen: „Heute Morgen war noch nicht abgesperrt, nicht?“ Das Mädchen wirkte verunsichert. Sie wusste nicht was sie antworten sollte. „Ihr wart die ganze Zeit hier im Wald? Warum seid ihr Gören immer so unvernünftig? Dieser Wald ist kein Spielplatz!“ Sein nebenstehender Kollege erwiderte: „Ja gut, dann können sie das nicht wissen und außerdem sind doch hier immer haufenweise Touristen unterwegs.“ Er blickte den Jungen freundlich an: „Rick…, du bist doch ein vernünftiger Junge. Egal was ihr hier draußen gemacht habt, aber es ist zurzeit sehr gefährlich hier. Wir haben nicht umsonst abgesperrt, auch wenn ihr das nicht wusstet. Dieser Einschlag hast du bestimmt bemerkt oder den einen oder anderen Kollegen von uns im Wald. Wir suchen jemanden gefährliches. Ich bitte dich deswegen, dass ihr beide zurück in die Stadt geht.“ „Sei nicht so freundlich. Die beiden sind doch an die Absperrung vorbeigehuscht und haben sich bestimmt vor uns versteckt. So ein Vorfall zieht doch die Gören nur an, also war doch klar, dass…“ „Du hast jetzt Sendepause.“ Unterbrach ihn sein Kollege harsch. „Ich wollte ihre Bitte nicht abschlagen, also ging ich in den Wald. Es wurde aber später als wir dachten. Diese Sache mit dem Einschlag da hinten, ja… es hat unsere Neugierde geweckt, aber das ist nur so ein dicker Baumstamm in den Krater gefallen. Wir hatten vor eigentlich zurückzugehen.“ „Ja ja… ist schon klar, du Möchtegernheld. Hier ist es gefährlich. Dieser verdammte Wald ist kein Spielplatz für Kinder und das nächste Mal rufe ich bei der Gildenleitung an. Es kann es ja nicht sein.“ Der Mann fuchtelte wieder zornig mit seiner Taschenlampe herum. „Entschuldigt meinen Kollegen, aber er hatte heute einen schlechten Tag… wieder einmal. Aber versprichst du mir Rick, dass du wirklich zurückzukehrst und sie heil nach Hause zu bringst? Linda würde uns die Hölle heiß machen, wenn etwas passieren würde.“ „Versprochen. Wir machen uns sofort auf den Weg.“ Der Polizist nickte zufrieden. Der Junge blickte das Mädchen an: „Gut, dann gehen wir.“ Er ging los. Das Mädchen folgte ihm mit unsicheren Blicken. Sie musste die letzten fünfzehn Minuten erst verarbeiten. Auf halben Weg sprach sie zu ihrem Begleiter: „Du… hast nichts von mir und dem Krater erzählt?“ „Ich möchte niemanden anlügen, aber ich weiß wann was verschwiegen werden muss. Ich weiß, dass diese Stadt keine Fremden mag und ich weiß nicht wie sie auf Fremde aus dem Himmel reagieren würden. Ich denke… es ist nur ein Gefühl, aber ich vertraue meinem Gefühl.“ Das Mädchen dachte darüber eine Weile nach, während sie ihm zur Stadt folgte. Kurz vor der Stadt stoppte er erneut. „Wir sind da. Meine Heimatstadt. Nichts Besonderes, aber wirklich ein cooler Ort.“ Das Mädchen blickte die Straße entlang. Sie erhoffte sich an etwas zu erinnern, aber der Ort sagte ihr nichts. Im Inneren fühlte sie sich leer. Die Enttäuschung machte sie traurig. Die Abendsonne, die sie bestrahlte, versank hinter den Bäumen am Horizont und es wurde dunkel. Ihr wurde plötzlich klar, dass es in der Abwesenheit der Sonne schnell kalt wurde. Eine plötzliche Last erschwerte ihre Schultern und ihre Beine schienen sie nicht mehr tragen zu wollen. Ihr wurde schwummerig und das Atmen fiel ihr schwerer. „Alles… in Ordnung? Du schwankst…“ Ihre Ohren dröhnten wieder und sie ließ die Tasche in ihren Armen los. Ihre Beine gaben nach und ihr wurde schwarz vor Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)