Yami to Hikari von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 6: Lesen für Anfänger ----------------------------- Hallo zusammen,   ich kann es kaum glauben, aber es gibt auch hier noch vor meinen Ferien wieder ein kleines Kapitelchen.   Viel mehr will ich gar nicht sagen, nur für diejenigen, die Wüstensklave nicht verfolgen hier noch der Hinweis. Ich fliege morgen für zwei Wochen in den Urlaub. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass in der Zeit keine Kapitel kommen werden.   So und jetzt noch einen kleinen Hinweis: Seht doch mal bei Dyunica vorbei. Sie ist dabei ihre Geschichten zu überarbeiten und stellt auch neue online, die wirklich amüsant zu lesen sind.   https://ssl.animexx.de/fanfiction/autor/521289/   So und jetzt genug gelabert. Ich wünsche euch viel Spass mit dem Kapitelchen.     ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Lesen für Anfänger     „Mama, jetzt hör endlich auf mir in meine Matheaufgaben reinzureden. Yami hat mir die schon erklärt und ich mache es so, wie er es sagt und nicht anders“, genervt wirft Yugi seinen Stift auf die Seiten seines Matheheftes und verschränkt trotzig die Arme. „Ich mache erst weiter, wenn du weg bist, Mama. Du verstehst die Aufgaben eh nicht.“ Die Unterlippe leicht vorgestreckt, blickt Yugi zur goldenen Schatulle, die direkt hinter seinen Hausaufgaben auf dem Schreibtisch steht.   Nur mit Mühe kann sich Naoko davon abhalten ihrem Sohn eine patzige Antwort zu geben. „Na gut, dann gehe ich das Abendessen vorbereiten. Sicher kommt dein Vater bald nach Hause und dann kann er dir ja helfen, wenn du willst.“ Enttäuscht, weil sich Yugi ihren Bemühungen, wieder ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen, seit über 2 Monaten entzieht, erhebt sie sich von dem Stuhl, auf dem sie neben Yugi gesessen hat und verlässt das Kinderzimmer.   Erst als sie in der Küche am Tisch sitzt, lässt sie ihrer Enttäuschung freien Lauf. Was hat sie nur angerichtet, in dem sie sich von ihrem Chef immer mehr und immer wieder hat einspannen lassen, dabei wollte sie doch ursprünglich wirklich nur dann arbeiten, wenn ihr Sohn in der Schule ist. Sich die Tränen abwischend, steht Naoko nach einer Weile wieder auf und beginnt das Abendessen vorzubereiten. Denn auch wenn es noch über eine Stunde dauert, bis Abe nach Hause kommen wird, braucht sie im Moment dringend eine Beschäftigung um sich abzulenken und weil sie ihrem Chef klipp und klar gesagt hat, dass sie nur noch morgens arbeitet, will sie sich jetzt auch nicht an den Computer setzen. Nicht, dass sie sofort wieder in den alten Trott zurückfällt.   In seinem Zimmer brütet Yugi nun allein über seinen Hausaufgaben und ist wirklich froh darüber, dass er jetzt seine Ruhe hat, denn seine Mama hat ihn mit ihren Erklärungsversuchen wirklich nur durcheinander gebracht. Dabei hatte ihm Yami den Zahlenstrahl doch gestern Nacht so schön erklärt gehabt. Hochkonzentriert trägt Yugi eine Zahl nach der anderen in die Felder ein, bis das ganze Gitter ausgefüllt ist.   „Yugi? Bist du mit den Hausaufgaben fertig?“, mit einem fragenden Blick stellt sich Abe neben seinem Sohn an den Schreibtisch und begutachtet dessen Arbeit. „Ja, Papa. Ich bin gerade fertig geworden.“ Sein Matheheft zumachend, sieht Yugi zu seinem Papa, der sich jetzt den zweiten Stuhl heranzieht und sich hinsetzt. Ernst wird Yugi nun angeblickt, was bewirkt, dass sich dieser mit verschränkten Armen zurücklehnt. „Was?“   „Yugi, deine Mutter hat mir gesagt, dass du dich ihr gegenüber immer noch sehr ablehnend verhältst. Dabei gibt sie sich doch so viel Mühe und arbeitet auch nicht mehr, wenn du zu Hause bist.“ Abe will seine Hand auf Yugis verschränkte Arme legen. Doch dieser steht mit einer für sein Alter überraschend todernsten Miene auf.   „Papa, das hat Mama schon sooooo oft gemacht und immer hat sie dann wieder mehr gearbeitet, weil ihr doofer Chef sie ewig angerufen hat und du musst auch nichts sagen Papa. Du bist immer nur da, wenn du mit mir schimpfen oder mit mir reden willst. Sonst hast du auch nie Zeit und wenn doch, dann soll ich spielen gehen, weil du mit Mama allein sein willst.“ Wütend stützt Yugi seine Hände in die Hüften und sieht seinen Papa mit einem traurig-wütenden Gesichtsausdruck an.   Abe ist von dem plötzlichen Selbstbewusstsein seines Sohnes sichtlich überrascht und er fragt sich, woher das wohl kommen mag. Denn soviel er weiss, hat der Junge keine neuen Freunde gefunden und ist eigentlich immer allein oder mit Vater zusammen. „Yugi, so ist das Erwachsenenleben nun mal. Wir müssen arbeiten gehen, damit du etwas zu essen und Kleidung hast und wir legen jetzt schon Geld für dein Studium zur Seite. Denn schliesslich sollst du irgendwann einen guten Beruf erlernen und das geht nur, wenn du zur Universität gehst, die aber sehr teuer ist.“ Versucht Abe es ihm geduldig zu erklären. Nur kann oder will Yugi ihn nicht verstehen. Denn der nimmt jetzt wortlos diese goldene Schatulle und setzt sich mit ihr auf den Boden.   Verwirrt über das Verhalten seines Sohnes, sieht Abe zu, wie Yugi ein Teil nach dem andern in die Hand nimmt und genau betrachtet. Weil er merkt, dass er wohl jetzt nicht zu ihm durchdringen wird, steht er auf und verlässt mit einem Blick auf seinen hochkonzentrierten Sohn das Zimmer. Im Flur fällt ihm dann aber noch etwas ein, weshalb er sich noch einmal umdreht. „Ach ja, deine Mutter hat gesagt, dass es um 19 Uhr Abendessen gibt. Sei also bitte pünktlich.“   Wegen des strengen Tonfalls seines Papas hebt Yugi kurz den Blick. „Ist gut.“ Schon mustert er wieder konzentriert die Teile und versucht herauszufinden, wie die wohl zusammenpassen sollen. Bis jetzt weiss er ja noch nicht einmal was die Teile für eine Form bilden sollen und Yami will ihm auch nicht helfen. Der sagt nämlich nur, dass er es alleine machen muss. Dabei will er es doch schnell zusammensetzen, so dass Yami nicht mehr zu dem blöden Geist muss, wenn er wach ist.   Auf einmal klopft es an der offenen Zimmertür, was Yugi aus seinen Überlegungen reisst. Genervt, weil er doch das Puzzle zusammensetzen will, sieht er hoch. Fängt dann aber an zu grinsen. „Opa!“   Lächelnd kommt Sugoroku ins Zimmer und beugt sich zu seinem Enkel runter. „Hast du denn keinen Hunger? Das Abendessen ist fertig und wir warten nur noch auf dich.“ Als Yugi nun mit einer leidenden Miene die verstreuten Teile wieder in die Schatulle legt und diese auf den Schreibtisch zurückstellt, kann er sich ein leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen. In den letzten Monaten ist der Kleine überraschend erwachsen und selbstständig geworden. Was wohl auf den Einfluss eines gewissen Yamis zurückzuführen ist. Yugi die Hand auf die Schulter legend, geht er mit ihm durch den Flur und die Treppe nach unten bis in die Küche, wo schon zwei ziemlich genervte Personen am gedeckten Tisch sitzen, sich aber jeden Kommentar verkneifen, als sie in das Gesicht von Sugoroku blicken. Denn der sieht die beiden warnend an, dass sie auch ja keinen Ton sagen sollen. Denn auch wenn er sich meistens raushält, sobald es um Yugi geht, mischt er sich regelmässig ein, weil die beiden einfach kein Gespür für den Kleinen haben.   So kommt es, dass das Abendessen bis auf ein paar Sätze schweigend verläuft. Denn Yugi weigert sich standhaft, mehr als absolut notwendig zu sagen und verschwindet dann auch gleich wieder hoch in sein Zimmer, um sich weiter mit dem Puzzle zu beschäftigen, bis es Zeit fürs Bett wird.   Jedes Mal, wenn Yugi eins der Teile in die Hand nimmt, bemerkt dies Yami. Sind seine Sinne durch die Steigerung seiner Schattenmagie doch inzwischen so sehr geschärft, dass er wahrnehmen kann, wenn sich jemand mit den Teilen seines Gefängnisses beschäftigt. Besonders, wenn es der Kleine ist.   In Gedanken fluchend, weil er sich hat ablenken lassen, springt er im letzten Moment zur Seite, um einer schwarzen Energiekugel auszuweichen. Hat er doch auf weitere Bekanntschaften mit den Dingern nicht wirklich Lust, weil diese ziemlich schmerzhafte Wunden verursachen. Die zwar schnell wieder heilen, aber trotzdem ist es deutlich besser, wenn er nicht verletzt bei Yugi auftaucht. Macht sich der Kleine doch sonst Sorgen um ihn und das will er unter allen Umständen verhindern.   Gerade weicht er einer weiteren Attacke aus, als er nach hinten gezogen wird und sich nur einen Wimpernschlag später in dem hellen Seelenraum des Kleinen wiederfindet. „Yami!“ Kaum hat er seinen Namen gehört, wird er von dem Kleinen regelrecht angesprungen, der ihn nun mit einem Strahlen im Gesicht ansieht. „Yugi. Hallo.“ Über die stürmische Begrüssung schmunzelnd erwidert Yami die Umarmung und stellt den Kleinen dann wieder auf den Boden. Hat dieser doch in den letzten Wochen die Angewohnheit entwickelt, ihn regelrecht mit den Armen um den Hals und mit den Beinen um seine Taille zu umschlingen.   „Yami, ich habe meine Matheaufgaben ganz allein gekonnt und auch den blöden Zahlenstrahl habe ich gekonnt. Dabei hat mich Mama die ganze Zeit nur durcheinandergebracht, weil sie gar keine Ahnung hatte.“ Seinen Freund an der Hand nehmend, zieht er ihn in die Ecke, wo sie sich in den letzten Wochen ein richtiges Nest gebaut haben. „So und jetzt zeige ich dir weiter, wie man lesen muss.“   Bis jetzt hat Yami bis auf die Begrüssung kein Wort gesagt und sieht nun auch schweigend zu, wie Yugi ein Bilderbuch sucht, mit dem er ihm das Lesen der japanischen Buchstaben beibringen möchte. Ist dies doch jetzt das erklärte Ziel des Kleinen, weil er gemerkt hat, wie sehr ihn die unbekannte Schrift fasziniert und wie toll er die Märchen und Geschichten findet, die dieser ihm inzwischen regelmässig vorliest.   Geduldig wartet er im Schneidersitz dasitzend darauf, dass Yugi zurückkehrt. Wie er es schon gewohnt ist, setzt sich der Kleine dann mit dem Rücken zu ihm auf seinen Schoss und schlägt das Buch auf. „Also Yami. Dann schauen wir doch mal, an was du dich noch erinnerst. Kannst du das hier lesen?“, fragend sieht Yugi über die Schulter, während er gleichzeitig mit dem Finger auf den ersten Satz deutet.   Kurz sieht Yami schmunzelnd auf den hochmotivierten Jungen, ehe er seinen Blick auf die Zeilen richtet. „Im... W...Wa...ld u...und in d...en B...Bau...me...n?“, fragend sieht er nun zu Yugi, weil ihn dieser seltsame Buchstabe irritiert. „Yugi, was bedeuten diese Punkte auf dem Buchstaben?“   Sich wie sein Sprachlehrer räuspernd, setzt Yugi zu einer Erklärung an. „Aaaaalso, diese Punkte bedeuten, dass du den Buchstaben nicht wie ein A, sondern wie ein Ä sagen musst. Es heisst nämlich nicht Baumen, sondern Bäumen.“ Überdeutlich betont Yugi das Äu und ist richtig stolz, dass es Yami nach ein paar Versuchen richtig hinbekommt. „Super, also jetzt noch mal lesen“, bestimmt er wie ein richtiger Lehrer, was sich Yami mit einem nachsichtigen Lächeln gefallen lässt.   Wieder sieht er auf den Anfang des Satzes und beginnt vorzulesen. „Im... Wald... und in den B...äu...men?“, kurz sieht er zu Yugi, der zufrieden nickt, „le...b...en vi... e...le...“ „Stopp“, wird er jetzt von Yugi unterbrochen. „Das liest sich nicht I... E, sondern wie ein langes I. Also viiiiiiiiiiiele“, wieder betont er den falschen Buchstaben extrem, was Yami sehr witzig findet, aber gleichzeitig auch hilfreich. So kann er sich seine Fehler besser merken. Da er nun keinen neuen Buchstaben lernen muss, verzichtet er auf das Wiederholen, sondern geht gleich wieder zum Anfang des Satzes. „Im Wald und in den B..äumen leb...en viiiiele Tiiiiere.“   Als Yugi jetzt vor Freude in die Hände klatscht, blickt er stolz, dass er den Satz geschafft hat, auf das Büchlein. Das erste Mal, hat er einen ganzen Satz lesen können. Zwar erst nach ein paar Versuchen, aber das ist ja jetzt auch egal.   Sich auf Yamis Schoss anders hinsetzend kuschelt sich Yugi etwas mehr an ihn ran. „Super, das war dein erster ganzer Satz und jetzt probier mal den hier. Mit dem Finger deutet er auf die andere Seite, wo ein etwas kürzerer Satz steht.   Hochkonzentriert betrachtet sich Yami die vier Wörter, ehe er langsam anfängt zu lesen. „Ka...nn...st du al...le be...n...enn...en?“, fragend sieht er zu Yugi. Ist er sich doch nicht sicher, ob er diese komischen Doppelbuchstaben richtig ausgesprochen hat.   Stolz auf seinen Freund, dass er das schon so gut kann, dreht sich Yugi um und umarmt ihn so fest er kann. „Das war toll. Bald muss ich nicht mehr vorlesen, sondern du“, grinsend sieht er Yami an, der ihm nun mit dem Finger an die Nase stuppst. „Nein, du wirst mir schön weiter vorlesen. Ich muss doch noch viele neue Wörter lernen und dir tut es auch gut.“ Weil Yugi nun eine Schnute zieht, beginnt er ihn durchzukitzeln, bis der Kleine mit Lachtränen in den Augen um Gnade bettelt. „Yami...hihihaha....hahahaha... hör bitte auf.“ Nach Luft ringend bleibt er auf dem Rücken liegen, ehe er sich immer noch kurz vor dem nächsten Lachanfall aufrichtet. „Dann lese ich einmal vor und dann du. Dir tut es nämlich auch gut.“ Nur mit Mühe ernst bleibend kniet Yugi mit verschränkten Armen vor Yami, der nun breit grinsend nickt. „Ist gut. Wir lesen zusammen.“   Es sich jetzt wieder auf Yamis Schoss bequem machend, nimmt Yugi das Büchlein wieder in die Hand. „Üben wir weiter.“   Die beiden sind so vertieft in ihrem Tun, dass sie gar nicht merken, wie die Zeit vergeht. Denn nicht nur Yami macht es Spass, das Lesen zu erlernen. Yugi hat mindestens genauso viel Spass dabei ihm jeden Buchstaben, den er noch nicht kennt, genau zu erklären und freut sich riesig mit seinem Freund, wenn der wieder einen Satz gemeistert hat.   Erst als Yugi anfängt wieder durchsichtig zu werden, merken sie, dass sie die ganze Zeit in ihrem Nest gesessen sind und nicht eins der Spiele gespielt haben, die Yugi doch so sehr liebt. „Also, morgen spielen wir aber. Weil du heute so fleissig gewesen bist.“ Mit einem traurigen Lächeln, dass er schon wieder gehen muss, umarmt Yugi seinen grossen Freund noch schnell. „Pass auf, dass dich der böse Geist nicht fängt.“   Kurz erwidert Yami die Umarmung, ehe er in das schon beinahe nicht mehr sichtbare Gesicht sieht. „Mach ich und morgen spielen wir wieder ein Spiel mit einem dieser komischen Namen. Pass du auch auf dich auf.“   Kaum ist Yugi verschwunden, löst sich der Raum um ihn herum auf und nur einen Atemzug später findet er sich in seinem dunklen Gefängnis wieder.     ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Tja, auch ein über 3000 Jahre alter Geist muss das Lesen noch lernen, wenn er mit unbekannten Buchstaben konfrontiert wird.   Ich weiss, die Japaner haben Schriftzeichen, aber ich habe bewusst Buchstaben genommen und geschrieben, weil das sonst die Geschichte viel zu sehr verkomplizieren würde.   Ich hoffe, euch hat das Kapitelchen gefallen.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)