AOIeo & REITulia von -Sian- ((Aoi x Reita)) ================================================================================ Kapitel 3: (A) Der ganz normale Wahnsinn ---------------------------------------- Eigentlich hätte dieser Tag so schön werden können. Doch es kam alles anders... Aber mal der Reihe nach, denn bis zu einem bestimmten Punkt lief noch alles wie geschmiert, selbst als der Regisseur unserer Theater-AG vom Direktor wieder einen Unruhestifter zugewiesen kam, der als Einstiegstest gleich für die Beleuchtung eingeplant wurde. Denn auch hinter diesen monströsen Strahlern entwickelt sich eine Wärme, die zwar nicht vergleichbar mit der Hitze direkt davor ist, aber einen dennoch ordentlich zum Schwitzen bringt. Das ist sozusagen Iwamoto's 'Feuerprobe' und nur wer die übersteht, darf an seinem Set mitarbeiten. Naomi saß schon die ganze Zeit neben mir und trug mir unablässig einige Stellen ihres Textes vor und wollte natürlich wissen was ich davon halte – von der Art und Weise, wie sie es performte. Ehrlich gesagt, ist es mir nicht entgangen, dass es die besonders schmalzigen Parts waren, welche sie mit Hingabe darbot. Ich lächelte nur und nickte zustimmend. Denn solange sie mich in einer Tour voll quasselte, konnte ich eben kaum einen Gedanken daran verschwenden meinen eigenen Text zu verinnerlichen, denn dieses Shakespearisch ist schon anstrengend genug. Iwamoto war gerade dabei die Bühnenbildner einzuweisen, wie er sich diese oder jene Kulisse vorstellen würde und selbstverständlich hatte der Perfektionist auch ein Sammelsurium an Fotos und Bildern parat, damit es keine Missverständnisse geben konnte und nichts, aber auch gar nichts schief laufen kann. Mit einem unbeholfenen Rums öffnete sich die drei Meter hohe Doppeltür der Aula und ein schmächtiger Typ trat hinein, der so gar nicht den Eindruck erweckte hier bei uns gesteigertes Interesse an den Tag zu legen. „Tach, ich soll hier helfen oder so...“ rief er von dort oben und unser Regisseur winkte ihn mit einem Handzeichen zu sich runter. Gemächlichen Schrittes stieg er die Stufen neben den Sitzreihen hinab und stand nun mit den Händen in den Hosentaschen und einer angedeuteten Verbeugung vor Iwamoto. Dieser ließ es sich nicht nehmen und packte nach dem rechten Unterarm seines Gegenübers, zerrte die Hand aus der Tasche und schüttelte sie: „Iwamoto. Dein Platz ist für heute da oben.“ Er zeigt über dem Eingang auf einen dieser besagten monströsen Strahler und machte verscheuchende Bewegungen. Der blonde Kerl schlürfte wieder nach oben, wo er herkam und ging hinten an der Wand entlang zur engen Wendeltreppe, die nach oben zur gezeigten Stelle führte und ein Mitglied unseres Teams wies ihn auch gleich in die Grundlagen ein. Bis hier hin war der Tag noch relativ normal und eigentlich wie jeder andere auch, denn wir hatten öfter mal einen 'Straftäter' bei uns, der je nach Schwere seines Vergehens länger oder weniger lang bei uns blieb. Aber heute schien eine Premiere zu sein, denn jetzt schaffte es jemand, zum ersten mal seit ich hier mitwirke, den Strahler kaputt zu machen, nämlich der Neue. Nun musste Iwamoto natürlich einen Elektriker besorgen und möglicherweise auch noch Ersatz ran schaffen, weshalb er sich jetzt meine Vorschläge für das Stück nicht mehr anhören konnte und ich Naomi's Geblubber noch länger ertragen musste. Ich glaube ja, sie kann eigentlich ganz nett sein, aber ich fürchte sie gibt sich etwas zu viel Mühe... Und wenn ich heute noch einmal 'Oh Romeo' höre dann renn ich schreiend weg, ich schwör's! Dabei sind wir noch gar nicht an der Stelle angelangt, an der sich die Hauptcharaktere schon begegnet sind. Eigentlich war heute auch noch keine Probe, sondern nur Vorbereitungsarbeit für die Mitwirkenden anderen AG's. Der Handarbeiten und Schneiderei-Club zum Beispiel, war für unsere Kostüme zuständig und die Maler und Zeichner für die Gestaltung der Kulissen, verschiedene Elemente und Szenenhintergründe, sowie die Handwerker und die Jungs vom Ingenieurs-Club waren natürlich für die ganzen Holz-Konstrukte und Styropor-Bauten zuständig. Ich war lediglich heute nur hier, um Iwamoto meine Vorschläge und Eingebungen zu unterbreiten, was sich nun erledigt haben dürfte. Frustriert darüber, dass ich meine Ideen an diesem Freitag nun mit ins Wochenende nehmen musste, war ich dementsprechend auch eher mäßig gut gelaunt, als es am Samstagabend auf eine Party ging. Es war mehr oder weniger eine Feier zum Schulbeginn, welche von der Tochter des Direktors geschmissen wurde und demnach gab es auch keine alkoholischen Getränke, was mich wiederum noch etwas mehr frustrierte. Ich stand mit meinen Kumpels etwas abseits, denn die hatten ihre eigenen Getränke dabei und haben diese mit ordentlich Schuss versehen, sodass man relativ schnell davon betrunken werden kann. Immerhin etwas... Auch Naomi brauchte nicht lange um mich im Getümmel zu finden und stand nun wie ein Wachhund an meiner Seite. Meine Freunde wissen wer sie ist und die meisten verstehen es auch überhaupt nicht, dass ich nicht schon längst was mit ihr am Laufen habe, da sie ja nun wirklich nicht zu verachten sei. Irgendeine Ausrede fällt mir da aber immer ein, genauso wie heute auch und meist ist das Thema schnell wieder vom Tisch. Ich habe nun mal wenig Zeit für sowas neben der Schule, der Schauspielerei und meine Leidenschaft für einen bestimmten Bereich der Botanik. Gerade als ich wieder einmal eine der mitgebrachten Flaschen zum Trinken ansetzte, die mir so eben gereicht wurde, sprach mich Naomi an und zeigte in die Menge: „Guck mal, der Trottel von gestern. Ob der auf der Suche nach der nächsten Beleuchtung ist, die er kaputt machen kann?“ „Möglich... was juckt mich dieser Typ...“ antwortete ich gleichgültig, da ich zum Einen inzwischen schon ein wenig angetrunken war und zum Anderen merkte ich, dass ich diesen Kerl länger ansah, als es nötig gewesen wäre. Plötzlich war ein mehrstimmiges Raunen in den Reihen meiner Freunde zu hören, denn diese wandten sich nun in die Richtung des blonden Typen von gestern und nun wurde es irgendwie ungemütlich, denn hinter dem Trottel tauchten Leute auf, die definitiv nicht alle zu unserer Schule gehörten, oder zumindest nicht mehr. „Ey verzieht euch, das ist 'ne Schulfeier und ihr Straßenköter habt hier nichts verloren!“ rief einer meiner Freunde und von drüben brüllte Jemand mir unbekanntes zurück: „Mach dich locker, wir wurden eingeladen!“ „Lass diese reichen Pisser doch...“ kam es von einem Anderen dieser Gruppe und so war es unvermeidlich, dass erst einmal eine Diskussion mit ziemlich wüsten Beschimpfungen ausbrach. Nicht das erste mal, dass sowas vorkommt und wäre sicher nicht das letzte mal, wenn es wieder eskaliert. Auch ein paar Becher flogen über den Platz, bis der Direktor persönlich in Erscheinung trat und die Neuankömmlinge, die keinen Schulausweis unserer Schule vorlegen konnten, von der Feier verwies. Als wieder Ruhe eingekehrt war schweifte mein Blick ein mal mehr durch die Menge und blieb wieder an diesem Penner hängen, der mir das Wochenende eh schon versaut hatte. „Blöder Wichser...“ lallte ich, doch bekam das kaum wer mit, außer Naomi, welche an meinem Arm ruckelte. „Kann ich mal mit dir sprechen, Yuu?“ flüsterte sie neben mir und ich antwortete knapp: „Freilich doch.“ „Nicht hier; allein“ fügte sie an und zerrte mich von unserer Gruppe weg. „Lass krachen, Shiroyama!“ war der geistreiche Kommentar eines Kumpels, eh ich mich hinter einem Gebüsch wieder fand. „Wir sollten mal über uns reden“ sagte sie und da ich nicht wusste, dass ein 'Uns' existiert, versuchte ich meinem fragenden Gesicht noch etwas mehr Ausdruck zu verleihen: „Wie jetz.. 'wir'? „Du und ich. Ich finde... wir sollten mal.. was zusammen machen..“ druckste sie herum und ich war der Meinung: „Mach'mer doch schon. Wir sin hier un in der Theater-AG auch.“ „Ich meine eigentlich... Ausgehen... ins Kino oder so..“ entgegnete sie und ich blinzelte: „Keine Zeit, ich hab 'nen Arsch voll Termine... un un meinen Text lernen muss ich auch!“ „Du kannst deine Texte immer perfekt, dir ist noch nie ein Fehler unterlaufen“ argumentierte sie und zugegebenermaßen hatte sie nicht ganz unrecht, auch wenn ich mal eine Generalprobe voll versiebt hatte. „Eben, un das geht nur, wenn ich mich bestmöglich auf meine Rolle vorbereit'n kann“ antwortete ich ihr, doch sie ließ noch nicht locker: „Und wenn ich dir beim Text-lernen helfe?“ Die gibt wohl nie auf...? „Wenn du mir hilfst, dann kannste selbst nich lernen... und ich machs mir selbst wenn ich allein bin“ rutschte es mir versehentlich heraus, was mir aber erst auffiel als, ich ihr verdutztes Gesicht sah: „Ich meine, ich lerne für mich selbst besser, wenn ich allein bin. Ja, so is ungefähr richtich.“ Im Suff ist es deutlich schwerer die richtigen Worte zu finden, weshalb ich es eigentlich gar nicht mag, wenn jemand derartige Gespräche ausgerechnet auf die Zeit verlegt, wenn ich einen in der Krone hab. „Wenn du es dir anders überlegst... du weißt wie du mich erreichst“ sprach sie mit gesenktem Kopf und irgendwie sah sie in dem Moment so traurig aus, dass ich das Verlangen verspürte etwas tun zu müssen, nur tat ich ausgerechnet das, was ich wohl am aller wenigsten hätte tun sollen: ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und schwankte weg vom Ort des Geschehens. Im Nachhinein hätte ich mich selbst dafür treten können, aber nun ist es passiert und ich tu am besten so, als wäre nie etwas derartiges vorgefallen. Ich schnappte mir eine der Flaschen, die meine Freunde mitgebracht hatten und setzte mich noch etwas weiter abseits an eine Hecke und starrte abwechselnd auf die vielen Leute und dann wieder auf mein Getränk. Seufzend nahm ich einen Schluck und schaute erneut in die Masse, als da wieder der Typ stand. Zumindest hätte ich schwören können, dass er's war und dass er in meine Richtung sah. Oder ich bilde es mir nur ein... Gehört der zu diesen Proleten, die vorhin Streit angezettelt haben? Was hat der überhaupt angestellt, dass der von der Schulleitung zu unserem Kurs verdonnert wurde? Scheiße, Shiroyama zerbrich dir doch nicht den Schädel wegen dem Sack! Knurrend sprang ich auf und ging zur Toilette. Es wurde langsam dunkel draußen, weshalb ich im Haus nach dem Lichtschalter suchte, ich fand ihn aber nicht, also musste ich mit dem wenigen Licht auskommen, welches noch durchs Fenster hinein fiel. Just in dem Moment als ich fertig war, riss jemand die Tür auf und vor lauter Schreck hätte ich mir beinahe wichtige Teile im Reißverschluss meiner Jeans eingeklemmt. „Fuck, kannst du nicht anklopfen?“ fluchte ich und blinzelte gegen das grelle Licht, was nun im Bad leuchtete und erkannte bald auch Denjenigen der dort stand und nun ebenfalls meckerte: „Alter, mach doch das Licht an, ey...“ Selbstredend, wer sollte es auch anderes sein, als dieser blonde kleine Wichser! Und nicht, dass der freundlicherweise noch 'ne Minute gewartet hätte, nein, der ging direkt aufs WC zu und legte los, während ich noch meine Hände wusch. „Kein Anstand...“ murmelte ich, als ich wieder zur Tür hinaus war und auf den Garten zusteuerte, in dem die Party stand fand. Der Garten, sowie das Haus, sind recht groß, ebenso auch das Bankkonto unseres Direktors, weshalb er sich solch ein großes Grundstück leisten kann, auf dem so viele Menschen Platz finden. Woher ich das weiß? Tja, wenn man zu den reichsten Familien im Umkreis gehört, dann weiß man ungefähr wer die meiste Kohle zu bieten hat und das Haus meiner Eltern ist noch mal ein ganzes Stück größer. Mein Ankleidezimmer allein ist schon fast so groß wie ein Klassenzimmer unserer Schule, aber ehrlich gesagt wollte ich nicht aus dem Grund diese Räumlichkeiten für mich haben. Denn mein Schlafzimmer ist der einzige Raum von dem man mit etwas Anlauf über den Balkon direkt in den Pool im Innenhof springen kann. Auch wenn meine Eltern etwas dagegen haben, wenn ich das mache, so muss das manchmal sein – zumindest ab jetzt, wo die Tage wieder länger und wärmer werden. Auch wenn die Nächte noch verdammt kühl sind, so war heute der erste Tag in diesem Jahr, an dem ich diese Tradition fortsetzte. Hier, ganz im Süden Japans, herrschen angenehme fast subtropische Temperaturen und ich möchte eigentlich nirgendwo anders leben als hier. Wir haben Verwandtschaft in Tokyo und im Norden von Hokkaido. Ersteres empfinde ich schon als kühl, aber Hokkaido ist eine wahre Eis- und Frostwelt für mich. Dort möchte ich niemals leben müssen, weshalb ich auch dieses Mal froh bin, dass sich meine Mutter gegen meinen Vater durchgesetzt hat und meine Familie sich im Süden nieder gelassen hat, statt da oben. Ich liebe mein Leben, ich liebe Sonnenauf- und -untergänge und ich liebe unseren Pool! Und kaum war ich von der Party Nachhause chauffiert worden, pellte ich mich aus den Klamotten und öffnete die Balkontür, nahm Anlauf und sprang ins eiskalte Nass. Die Arschbombe hatte meine Mutter natürlich gehört und kam aus dem Wohnzimmer angelaufen: „Yuu, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du das unterlassen sollst?! Da kann sonst was passieren und ich möchte nicht, dass mein einziger Sohn im Rollstuhl landet oder etwas noch Schlimmeres passiert!“ „Dass ich euer einziges Kind bin, ist aber nicht meine Schuld“ entgegnete ich ihr und hievte mich mit Schwung aus dem Pool, wrang meine Unterhose aus und latschte durch die offene Terrassentür des Wohnzimmers ins Haus zurück. Während meine Mutter nach dem Personal rief, das meine feuchten Spuren beseitigen sollte, hörte ich an der vorderen Eingangstür wie mein Vater von unserem Butler empfangen wurde. Als er mich sah wanderten seine Augenbraue in die Höhe und er sagte: „Na, mein Sohn, ärgerst du deine Mutter wieder?“ „Nein Vater, ich hatte nur ganz einfach Lust dazu aus dem Fenster zu springen. Nicht alles was ich tue oder lasse, tu ich deshalb, um einen von euch zu ärgern“ zwar war die Antwort ähnlich pampig wie die, die ich meiner Mutter gab, aber er wusste eben wie ich es meine und er betont ja auch immer wieder gern, dass er in meinem Alter auch so 'wilde Sachen' gemacht hatte. Darum zog ich es vor nicht noch ein weiteres Mal auf meine Mutter zu treffen und stieg die Treppe hinauf in mein Zimmer. Sie und ich, wir hatten glaube ich nie ein besonders gutes Verhältnis, zumindest nicht dass ich mich erinnern könnte und mein Vater ist zu selten Zuhause, als dass ich sagen könnte unser Verhältnis wäre soviel besser, als das zu meiner Mutter. Auf jeden Fall war er aber schon immer der angenehmere Typ Mensch. Eigentlich kann man sagen, dass ich die ganze obere Etage meines Elternhauses für mich allein habe. Hier gibt es zwar noch zwei separate Räume, die meine Eltern nur als Arbeitszimmer und als Hobbyraum nutzen, was aber so gut wie nie vorkommt. Mein Schlafzimmer ist riesig, sogar für mein Empfinden, welches ja schon an überdimensional großen Räumlichkeiten gewöhnt ist. Aber neben dem Ankleideraum gibt es noch ein weiteres angrenzendes Zimmer und mein eigenes Bad. Natürlich hat man in dem Bad alles was man brauchen kann und was man auch weniger braucht, aber das eigentlich Interessante ist der besagte Nebenraum, denn da hab ich mir eine völlig andere Welt geschaffen. Und zwar hab ich hier viele... sehr sehr viele Pflanzen. Kobralilien, Sonnentau, Venusfliegenfallen, Taublatt, diverse Kannenpflanzen, Sumpfkrüge, Fettkräuter, sowie verschiedene Moose und entsprechendes Futter. Denn das sind alles fleischfressende Pflanzen. Seit ich sieben Jahre alt war und meinen ersten Sonnentau in den Händen hielt, sammel ich alles was ich kriegen kann und hab dafür auch spezielle Bereiche abgetrennt, da einige Pflanzen ein etwas anderes Klima, Pflege und Substrat mögen als andere. Von dieser Leidenschaft weiß aber niemand weiter, als meine Eltern und natürlich das Personal, denn dem hab ich verboten auch nur einen Fuß in diesen Raum zu setzen. Nicht dass jemand meint mit aggressiver Chemie hier putzen zu wollen oder gar zu Lüften. Als dann aber das Wochenende rum war und die neue Schulwoche begonnen hatte, saß ich im Mathematik-Raum und starrte aus dem Fenster, denn der Unterricht ging mir heute regelrecht am Arsch vorbei. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren und ersehnte das Ende der Stunden vorbei, bis ich am Nachmittag endlich Iwamoto meine Ideen schmackhaft machen konnte. Üblicherweise proben wir drei mal die Woche – montags, mittwochs und freitags und so fing ich unseren Regisseur gleich an der Tür ab, eh auch nur irgendwer auf die Idee kommen konnte, etwas in die Hand zu nehmen, was er dann wieder fallen lassen könnte. Ich klebte förmlich an ihm, wie ein Fangirl an ihrem Star. Einige meiner Vorschläge wurden von vornherein abgeschmettert, aber das war zu erwarten. Andere Ideen allerdings klangen offenbar gar nicht so abwegig für ihn. So zum Beispiel den Soundtrack zu benutzen, der von einer moderneren Variante eines Romeo und Julia Films stammt, um das Stück nicht 'zu alt' wirken zu lassen. Eigentlich stammte der Leitgedanke ja von Naomi, da sie für diesen Film und dessen Soundtrack schwärmt, aber hier ist es irgendwie Gang und Gebe die Eingebungen Anderer zu nehmen und seinen eigenen Namen drunter zu setzen, denn nachher wird Iwamoto vor versammelter Mannschaft 'seine' neuste Inspiration vorstellen. Nun ja, solange am Ende ein Meisterwerk raus kommt, soll's mir auch egal sein. Nach unserem Gespräch, verließen wir gemeinsam sein kleines Büro und traten vor den Rest des Kaders. Iwamoto verteilte noch die restlichen, bisher nicht besetzt gewesenen Rollen und deren Textbücher, eh die meisten die Aula wieder verließen. Was soll man auch großartig proben, wenn man noch nicht einmal seinen Text gelesen hat? „Kann ich auch abzischen?“ brummte es aus einer finsteren Ecke und mein Blick richtete sich auf unseren neusten Ehrengast. „Was hat der hier überhaupt zu suchen?“ echauffierte sich Naomi und unser vielbeschäftigter Regisseur blätterte gerade noch ein paar Unterlagen durch, während er ihr – gedanklich teils abwesend – antwortete: „Mhm... ach Subaru hier hat Scheiße gebaut, ich weiß nicht was für Scheiße, aber es muss ein gewaltiger Haufen sein, sonst wäre er mir nicht bis Jahresende aufs Auge gedrückt worden und er ist bei uns, um seinen Mist wieder aus der Welt zu schaffen, also gebt ihm eine Mistgabel, damit er endlich anfangen kann.“ „Ich heiße Suzuki...“ knurrte der seltsame Typ und verschränkte sichtlich genervt die Arme. Iwamoto sah von seinen Zetteln auf und direkt zu unserem neusten Mitglied: „Hör mir mal zu, Subaru... mir ist wurscht wie du heißt, solange du dich hier nicht nützlich machst. Und nein, du kannst nicht 'abzischen', der Direktor hat mehr als nur ein Auge auf dich gerichtet – schlimmer als Sauron. Es wäre also mehr als unklug die Kurve zu kratzen, auch wenn dich das alles hier ankotzt! Du darfst jetzt in den Requisiten-Raum gehen und kontrollieren, ob das Make Up und die Accessoires von dieser Liste hier noch vorrätig sind oder ob was neu bestellt werden muss.“ Damit drückte er seinem neuen schwarzen Schaf einige Blätter in die Finger und verließ unsere Runde. Subaru oder Suzuki, was auch immer... verließ als Nächster Augen-verdrehend seine Position und schlürfte hinter die Bühne. Naomi schlich ihm nach, um heraus zu finden, ob er seine simple Aufgabe gebacken bekommt, während ich mir die ersten Skizzen der Kostümvorschläge ansah und einiges vorab aussortierte. Zwar hatten auch wir vor eeetwas mehr Moderne in das Stück zu zaubern, aber da war doch das ein oder andere Ding zu futuristisch. Einige Zeit später kam Naomi zu mir zuück und berichtete von ihren Beobachtungen: „Ich sag dir... der Typ ist unbrauchbar... Wir haben beim Make-Up fünf verschiedene Hauttöne in Flüssig- und Puderform, alle werden gebraucht und dieser Dilettant liest nicht mal die Farbnummern, hakt einfach ab und geht weiter, ohne auch nur einen Blick rein zu werfen. Das muss irgendjemand noch mal machen, der fähiger ist...“ „Mach du es doch“ schlug ich beiläufig vor, doch sie sah mich entsetzt an, woraufhin ich erklärte: „Naja, dank deiner Extrawünsche ist dein Kleid noch nicht hier bei meinen Skizzen und so wie ich das sehe, hast du im Moment eh nichts zu tun, also warum guckst du nicht nach?“ Naomi erhob sich zwar, aber ich wusste genau, dass sie jetzt lieber Nachhause geht, als solch niedere Arbeiten zu verrichten. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich sie wenige Minuten später mit übergeworfener Jacke sah, wie sie den Saal verlassen wollte und sie dann doch kurz halt machte, um sich direkt zu mir zu begeben und mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich rührte mich nicht und blickte ihr nur im Augenwinkel nach. War das einfach nur so? War das wegen meines Schmatzers bei der Party? Gott, ich wusste, das war 'ne dämlich Idee... Seufzend kramte ich die Skizzen zusammen und stockte, als mir jemand eine Liste auf meinen Stapel knallte. Ich schaute fragend zu dem neben mir Stehenden, welcher teilnahmslos mit den Schultern zuckte. Räuspernd schob ich die Liste von den Zeichnungen und warf diesem Subaru einen bösen Blick zu, als ich ohne die Liste den Ort des Geschehens verließ, um die Skizzen wieder ins Büro von Iwamoto zu bringen. Als würde ich den Laufburschen spielen oder irgendwem erklären, wo er um diese Zeit unseren Regisseur finden könnte – nämlich bei seinem Nachmittagsgeschäft und da werd ich den Teufel tun und unangemeldet auftauchen. „Was soll ich jetzt damit machen?“ rief er mir nach und ich zuckte nun ebenfalls mit den Schultern, ging weiter meines Weges und blendete dieses Ärgernis aus. Leute gibt’s... Spätestens nächste Woche würden die ersten Proben losgehen und dann hat sogar meine Anwesenheit wieder höheren Sinn. Iwamoto hat nämlich beschlossen von Anfang an chronologisch vorzugehen, was er nur macht, wenn er zwei Hauptdarsteller hat, die sich kennen und gut miteinander harmonieren. Auf diese Weise wäre es wohl für alle Beteiligten einfacher, dass keine Patzer eingebaut werden. Hätten Naomi und ich uns nicht schon vorher gekannt, dann wären unsere gemeinsamen Szenen nach hinten verlagert worden, damit wir Zeit hätten uns kennen zu lernen. Aber wie pflegt er immer zu sagen? Die Chemie muss absolut stimmen, sonst kann man das Publikum weder überzeugen noch mitreißen. Weise Worte, und bisher hat's immer geklappt. Als ich in meinem ersten Jahr an dieser Schule anfing, war es jedenfalls so, dass geringfügig intimere Szenen mit meiner damaligen Partnerin ganz am Ende geprobt wurden und es klappte bei der Erstaufführung alles wie am Schnürchen. Auch wenn ich die Generalprobe zuvor in den Sand gesetzt hatte... Die Woche ging recht schnell herum, denn dank einiger eifriger Lehrer war meine Freizeit komplett mit Lernen gefüllt, denn meine Eltern würden mich sofort aus dem Theater-Kurs nehmen, wenn meine Noten in den Keller rauschen. Leider hatte ich in der vergangen Woche einige Verständigungsprobleme mit unserem Mercutio-Darsteller, denn der war neu hier und recht eigensinnig. Iwamoto handelte dementsprechend wie im eben genannten Beispiel und stellte Szenen mit Romeo und Mercutio erst mal weiter hinten an, damit die Proben wieder flüssiger voran gehen konnten. Immerhin haben wir auch nicht bis in alle Ewigkeit Zeit uns zu beschnuppern. Gerade, als ich beobachtete, wie 'Benvolio' mit 'Mercutio' umging, um mich auf die Beiden besser einstellen zu können und weil sich die Zwei schon länger kennen, krachte eine kleine Flasche Öl direkt vor Naomi's Füße. Wir schauten Alle nach oben, wo dieser blonde Clown Subaru oder Suzuki auf einem der metallen Träger herumkroch und seine zerstörerischen Griffel mal wieder an einem der bunten Strahler hatte. „Ey, sag mal hakt's bei dir?“ keifte Naomi nach oben und der Typ antwortete recht gelassen: „Nee, aber das Ding hier hakt und dreht sich nicht mehr mit. Die da drüben haben gesagt, dass muss geölt werden, aber keiner traut sich hier hin, weil Die alle Höhenangst haben.“ „Wie auch immer, komm da runter Subaru, wir haben keine Zeit für solchen Schnulli. Das wird sich ein Techniker ansehen und kein Leihe“ verkündete Iwamoto und als wir Anderen uns wieder dem eigentlichen Geschehen widmen wollten, klettert dieser Spinner doch direkt von dem Träger und lässt sich fallen. Er kam sicher mit den Füßen auf und trottete mit den Händen in der Hosentasche davon. „Freak...“ zischte Naomi neben mir, drängte ihre Hand unter meinen Arm und hakte sich ein. Sie schliff mich von der Bühne weg und sagte: „Auf den Schreck brauch ich erst mal 'ne Kippe.“ „Wie du meinst“ ließ ich mich auf diese indirekte Aufforderung ein und rauchte mit ihr in der Besenkammer heimlich eine Zigarette – auch wenn der Raum doch deutlich das Ausmaß einer einfachen 'Kammer' überstieg. Offiziell ist es niemandem gestattet, auf diesem Schulgelände zu rauchen, auch den Lehrern nicht. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass das Lehrerzimmer eine verqualmte Hochburg der Kettenraucher darstellt. „Ich will noch mal in den Keller und nachsehen, ob wir eventuell das ein oder andere Utensil für unsere Aufführung wiederverwenden können“ teilte ich Naomi mit welche resigniert den Qualm ausatmete und murrte: „Aber der Keller ist staubig und da riecht's komisch...“ „Du musst nicht mitkommen, ich wollte nur nicht, dass du auf mich wartest“ entgegnete ich dem, drückte den Glimmstängel aus, schlich aus der Besenkammer und ließ sie zurück. Ich kramte den mir anvertrauen Ersatzschlüssel an meinem Schlüsselbund hervor und begab mich in den Keller. Als ich ankam, stand allerdings schon die Tür offen und ich hörte jemanden eifrig kramen. Vorsichtig pirschte ich mich heran und sah diesen blonden Deppen in einer alten großen Kiste wühlen. „Suchst du was Bestimmtes?“ sprach ich ihn an und er sah zu mir auf. „Was hast du denn da im Gesicht?“ legte ich gleich noch eine Frage nach und Subaru verdrehte die Augen: „Ich hab 'ne Stauballergie, und ich soll hier ein goldenes Diadem finden, das eure Julia beim Ball tragen soll. Was zur Hölle ist ein Diadem?“ „Lass mich mal gucken“ schlug ich vor, schob den Kerl mit seinem Staubschutz über der Nase aus dem Weg und beugte mich über den Rand der Truhe, wühlte gar nicht mal lange und hatte das goldene Ding in der Hand. „Das ist ein Diadem?“ wollte er verwundert wissen und ich nickte, eh er seufzte: „Sagt doch gleich, dass ihr 'nen Haarreifen sucht...“ „Das ist kein Haarreifen, dass ist ein Diadem“ probierte ich es ihm noch mal begreiflich zu machen, doch er argumentierte: „Das Ding setzen Mädchen doch auf den Kopf oder nicht? Also ins Haar und die Huf-Form ist unverkennbar - ein Haarreifen! Vertrau mir Bro, die Tochter meiner Nachbarn hat auch so 'n Ding, nur aus Plastik, mit Blümchen und Rosa.“ Versucht der mir gerade meine Requisiten zu erklären? Wortlos und Fassungslos ließ dieser Schwachmat mich zurück und ich vergaß sogar, was ich eigentlich hier unten wollte. Jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich wirklich 'ne Kippe zur Beruhigung gebraucht hätte, um meine Gedanken wieder zu sammeln, weshalb ich mich erst mal setzte und durchatmete. Einige Zeit später war ich gerade vollends in Graben nach alten Schätzen vertieft, als hinter mir Iwamoto auftauchte und mich erschrak, als er mit einem mal mit mir sprach: „Ah, gut dass du noch hier bist! Ich dachte schon unser neustes Teammitglied ist mit dem Schlüssel durchgebrannt, aber der steckte noch von außen in der Tür.“ Dem Herzinfarkt ein Stück näher sank ich auf die Knie und hievte mich kurz darauf umständlich wieder hoch. „Ich hab noch Einiges gefunden, was wir vielleicht noch gebrauchen könnten“ umging ich die Anmerkung über das 'Teammitglied' und klopfte mir den Staub aus der Uniform. „Du weißt gar nicht wie sehr ich das an dir schätze, dass man sich auf dich verlassen kann und dass du dich buchstäblich so rein kniest in deine Arbeit!“ würdigte Iwamoto mein Engagemant und klopfte mir dabei auf die Schulter, was auch noch mal Staub zutage förderte. Ich wusste schon vorher, was da ungefähr von ihm kommen würde... Es wäre zwar unheimlich lobenswert, dass ich mir hier den Arsch aufreiße, aber wenn es in seinen Feierabend hinein ragt, dann zieht es unseren Regisseur doch lieber pünktlich zum Abendessen Nachhause. Nun, einem hungrigen Exzentriker wie ihm sollte man besser nicht im Weg stehe und außerdem kann ich den ganzen Krempel auch noch an einem anderen Tag holen. Nachdem ich also förmlich vom Schulgelände komplementiert wurde und der Fahrer meiner Eltern vorfuhr, wusste ich schon, dass zu Hause mal wieder irgendwas los sein musste. Cocktail-Party, hoher Besuch... irgendwas, wo man meinen könnte, der Kaiser persönlich käme vorbei. Und ich hatte recht, als man mir die Tür öffnete saß in der Limousine schon Naomi im recht freizügigen Kleid. Roter glänzender Stoff mit goldenen Lilien bestickt und die Haare hochgesteckt. Dafür haben ihre Eltern sicher wieder ein Vermögen ausgegeben... Aber um gute Miene zum bösen Spiel zu machen, tat ich einfach das, was man von mir erwarten würde und stieg ein, statt die Fahrzeugtür von außen wieder zuzuknallen und den restlichen Anwesenden noch einen schönen Tag zu wünschen. „Siehst nett aus, hast du heut noch was vor?“ scherzte ich sogar und die Angesprochene kicherte: „Vielleicht habe ich das, ja. Du bist ganz staubig“ merkte sie an und klopfte nun ebenfalls auf meiner Uniform herum, eh ich sie warnen konnte, dass es arg stieben würde. Sie musste niesen und eine ihrer hochgesteckten Strähnen fiel nach vorn. Eiligst wollte sie das wieder richten, doch ich griff an ihr Handgelenk und sprach: „Lass das so, sieht besser aus.“ „Wenn du das sagst“ kam es mit lieblicher Stimme von ihr und mir wurde klar, dass ich schon wieder irgendwelche falschen Signale gesendet haben musste, als sie sich trotz des Staubes an mich schmiegte. „Du machst dich ganz schmutzig“ flüsterte ich, doch sie reagierte kaum und blieb weiterhin so an mich gelehnt. Hilfesuchend sah ich mich um und erblickte den Chauffeur im Rückspiegel wie er mir vieldeutig zuzwinkerte. Ich räusperte mich und wollte die Sache einfach nur noch aussitzen, bis wir bei mir zu Hause wären. Doch auch Zuhause schien es nicht wirklich besser zu werden, denn die Party meiner Eltern schien in vollem Gange. Während Naomi's und mein Vater sichtlich angeheitert mit einigen anderen, mir großteils unbekannten Herren am Billardtisch spielten, saß Naomi's Mutter mit den Frauen dieser Runde in der Lounge-Ecke und sie schlürften genüsslich ihre Cosmo's. Nur meine eigene Mutter hing an der Theke zur Hausbar und kippte sich einen hochprozentigen Drink nach dem anderen hinter. Nicht, dass sie das öfter macht – eine Alkoholikerin ist sie nicht – aber sie hat so Phasen, da geht es ihr mal besser und mal schlechter. Heute war offensichtlich letzteres der Fall, also ging ich hinüber zu ihr und sprach sie an: „Mutter?“ „Nich jetz Spätzchen, Mutter muss sich konsentriern...“ lallte sie mir fast ins Wort und auch ihr Atmen verriet einiges darüber, wie viel sie schon intus haben musste: „Vielleicht, solltest du dich hinlegen.“ „Mir geht’s gut...“ knurrte sie mir mit einer Stimme wie Marge Simpson entgegen und blickte nun an mir vorbei, als das nächste Gläschen geleert war. „Nnnnami..Moni..!“ hattte sie hörbar Schwierigkeiten sich zu artikulieren, ich räusperte ich und brummte genervt: „Naomi... Und Naomi bringt dich jetzt nach hinten ins Schlafzimmer, ich sag eben Vater Bescheid.“ „Du bissja dreckich... zieh dich um, was soll'n die Leute denken...“ nuschelte sie noch und zupfte unkoordiniert an meinem Kragen herum, eh sie sich von uns vom Hocker ziehen ließ und die Beiden Richtung Flur gingen, während ich mich zu meinem Vater begab und ihm leise zu flüsterte: „Ich glaub, ihr geht’s nicht gut...“ „Ich komme“ sprach er in gemäßigtem Ton und teilte den anderen Männern seine Abwesenheit mit. „Was ist denn das hier wieder für eine Farce? Ich komme aus der Schule und Naomi sitzt rausgeputzt in eurer Limo, um mich abzuholen. Ich komme hier an und das erste was ich finde ist deine betrunkene Frau an unserer Hausbar“ schimpfte ich leise, da ich diesen ganzen Zirkus jedes mal noch nie verstanden habe. Doch mein Vater erklärte: „Das war die Idee von Naomi's Eltern... Sie wollen, dass du, im Rahmen einer kleinen unauffälligen Feierlichkeit, ihre Tochter endlich wahrnimmst. Die Party war also für euch gedacht, die anderen Gäste dienten nur zur Tarnung. Und Naomi ist tolles Mädchen, also ein wenig mehr Dankbarkeit wäre wohl angebracht, junger Mann!“ Ich wusste ja schließlich auch nicht, dass du erst so spät von der Schule Nachhause kommst.“ „Das ist ja alles schön und gut, aber weshalb schüttet Mutter einen Schnaps nach dem anderen in sich rein? Wird ja wohl kaum die Angst sein, dass sie ihren geliebten Sohn an eine andere Frau verlieren könnte“ brummte ich und hatte recht wenig Verständnis für diese Veranstaltung, doch er erklärte mir auf dem Weg nach hinten: „Sie ist manchmal etwas... angeschlagen, wenn man einen bestimmten Themenbereich anspricht. Ich schätze genau das ist in der Damenrunde vorhin passiert.“ Am Ende das Ganges angekommen übernahm er die Funktion als Stütze und sagte: „So, ich kümmer mich jetzt um sie. Danke Naomi.“ Damit wurde Besagte aus dem elterlichen Schlafzimmer komplementiert und da ich wirklich keine Lust hatte den Leuten davorne im Saal das Ende der Party zu vermitteln, ging ich hoch in mein Zimmer. Mit meinen Gedanken überall und nirgends merkte ich zunächst gar nicht, wie mir Naomi folgte und ich mich vor meinem Bett stehend zu entblättern begann. Ich musste raus aus diesen staubigen Klamotten und nachdem sowohl das Jackett, als auch mein Uniform-Hemd zu Boden gefallen war, hörte ich eine leise Stimme hinter mir: „Wow... netter Anblick.“ Ich drehte mich – nicht wirklich überrascht - zu ihr um und begann meine Hose zu öffnen, während ich sprach: „Als wüsstest du nicht wie ich nackt aussehe...“ „Nicht ganz, ich kenne dich nur Badehose“ ergänzte sie und als ich nur noch in Shorts in mein Ankleidezimmer lief, entgegnete ich dem: „Und das ist auch gut so. Jeder braucht schließlich so seine kleinen Geheimnisse.“ „Kann schon sein“ rief sie zu mir rüber und setzte sich scheinbar inzwischen auf mein Bett, während ich mir etwas Alltag-taugliches, aber dennoch Elegantes anzog, denn als ich wieder raus kam, sah sie mich eben dort wartend an. „Meinst du nicht, wir sollten unsere Eltern glücklich machen?“ fragte sie mich und ich wusste genau worauf sie hinaus will, also brummte ich: „Ich bin jetzt echt nicht in Stimmung für sowas...“ „Das bist du nie...“ kam es schmollend zurück und mir wurde bewusst, dass sie damit recht haben würde. Ich seufzte schwer und setzte mich neben ihr auf mein Bett, bevor ich zugab: „Du hast ja recht...“ Naomi nutzte die Gelegenheit um sich mal wieder an mich zu lehnen, während ich darüber nachdachte, warum das wohl so ist, dass ich dafür keinen Nerv habe. Ob ich Spätzünder bin? Ob ich eigentlich noch richtig ticke... All solche Fragen... und keine Antwort. Ich betrachtete Naomi, welche dicht neben mir saß und blinzelte ertappt, als ich registrierte, dass auch sie mich mittlerweile ansah. Schnell blickte ich in eine andere Richtung und versuchte meine Gedanken zu sammeln. Sie legte ihre Hand an meine Wange und drehte meinen Kopf zu sich, eh sie hauchte: „Du denkst zu viel nach. Manchmal wüsste ich echt gern, was da drinnen vor sich geht.“ Dabei fuhr ihre Hand über meinen Kopf. Ich schaute erneut weg, da ich das selbst so manches mal nicht wirklich wusste und was ich darauf hätte antworten sollen. Räuspernd stand ich auf und schlug vor: „Wollen wir unten noch was trinken? Sofern meine Mutter nicht schon alles vernichtet hat...“ „Du bist ziemlich gemein zu ihr...“ murmelte die Angesprochene und rutschte von meiner Matratze. Ihre letzte Bemerkung ließ ich unkommentiert, denn zum Einen hatte sie nicht ganz Unrecht, aber zum Anderen muss sie auch nicht in meiner Situation leben und kann schlecht beurteilen, was in anderen Familien los ist. Vielleicht bin ich auch nur so zynisch bei der Sache, weil ich an mir selber merke, wie gern ich Zuflucht im Rausch suche. Nicht, dass ich täglich und heimlich übermäßig viel saufe, aber manchmal will ich einfach alles in mir und um mich herum abstellen, weil mich der ganze Scheiß überfordert und mir gehörig auf den Sack geht. Da muss eben manchmal ein Fläschchen aus dem Weinkeller herhalten, oder ich treff mich mit meinen Freunden irgendwo. Eine gute Alternative zum Kampftrinken bietet eben die Schauspielerei, da kann ich 'mich' ablegen und einfach jemand anderes sein. _________________________________________________________________________________ Meine lieben Leser/innen, ich weiß es ist wieder sehr.. sehr lange her, seit dem letzten Lebenszeichen von mir, aber um ehrlich zu sein ist es nun um so viel schwerer Reita's Kapitel bei Violence zu schreiben. Ich hab 100x mal angefangen und irgendwie hats mich immer wieder erdrückt... Es schien mir, als ich damals mit Violence anfing, gar nicht so schwer. Ich konnte Stichpunkte und Notizen machen ect. aber seit ich meinen Bebü verloren hab, hab ichs eben immer wieder schmerzl. vor Augen wie weh das tut... nunja.. Auf jeden Fall wird dieses Kapitel noch kommen, schließlich ist es schon begonnen!!! Aber es gibt noch einen weiteren (diesmal sogar positiven) Grund für mein zähes Vorankommen: Seit einem Weilchen gibt’s da wieder einen kleinen Kater in meinem Leben. Er ist so süß und so watteweich – sieht aus wie ein kleiner fast-schwarzer Löwe mit hellgrauer Mähne – ein Traum! Da ich in der Zwischenzeit nicht ganz untätig war, hab euch auch wieder zu dieser FF ein Video (http://streamcloud.eu/tv8pn1madqzm/AOIeo___REITulia_1.wmv.html) gebastelt und möchte noch mal extra auf den Interpreten des Songtitels hinweisen: Eli Lieb (zu finden auf YouTube) – der Mann ist leider noch nicht so berühmt wie er's meiner Ansicht nach verdient hätte, aber vllt. nutzt seine Erwähnung ihm ja geringfügig. Und eine Zeichnung habe ich auch angefertigt, welche ich aber erst später hoch lade, da sie noch nicht ganz zum aktuellen Stand der Story passt. Ja also noch mal Sry dass es wieder mal rekordverdächtig lange gedauert hat und deshalb hoffe ich, euch bereitet dieses A-Kapitel ein wenig Freude. Das Nächste wird dann von Reita kommen und da geht es etwas weniger vornehm zu und wir erfahren was Reita fertig bringt damit er die Rolle der Julia äußerst unfreiwillig ergattert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)