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Journey to Evolution

Mit jedem Schritt wirst du stärker
von

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Mysteriös

Am nächsten Morgen wachte Lily etwas gerädert auf, da sie ein bisschen zu viel von in der Luft umhersausenden rosa Kugeln geträumt hatte. Sie streckte sich ausgiebig, bevor sie sich eine lange Dusche gönnte, und mit der Aussicht auf ein leckeres Frühstück fühlte sie sich gleich besser.

In der Cafeteria rannte Endivie plötzlich auf einen der hinteren Tische zu, und als Lily ihrem Pokémon folgte, entdeckte sie dort Alex und sein Bisasam, die gerade beim Frühstück saßen. Neben ihnen stand ein gepackter Rucksack.

„Reist du heute ab?“, fragte Lily, die sich ebenfalls etwas zu essen geholt hatte und nun gegenüber Platz nahm.

„Ja, gleich nach dem Frühstück will ich los in Richtung Azalea City. Dort wartet schließlich schon der nächste Orden auf mich.“ Für den Moment war er allerdings noch damit beschäftigt, seinen voll beladenen Teller zu leeren.

„In die Richtung will ich auch.“ Lily gab Evoli, das auf ihrem Schoß saß und sich nicht weiter daran zu stören schien, von Endivie und Bisasam wenig beachtet zu werden, etwas von ihrem Frühstück ab.

„Wir können ja ein Stück zusammen reisen, da freuen sich die beiden sicher“, schlug Alex mit Blick auf ihre beiden Pflanzenpokémon vor.

Gesagt, getan, holte Lily nach dem Frühstück schnell ihre Sachen aus ihrem Zimmer, verabschiedete sich von Schwester Joy und machte sich dann mit Alex, der im Foyer auf sie gewartet hatte, auf den Weg.

Sie verließen die Stadt in Richtung Süden und befanden sich bald auf dem Weg zu den Alph-Ruinen. Zwar hatte Alex ursprünglich vorgehabt, direkt nach Azalea City zu reisen, aber wenn er schon einmal an einer historischen Stätte vorbeikam, wollte er auch einen Blick hineinwerfen und würde Lily deshalb begleiten.

Bisasam und Endivie liefen fröhlich vor ihnen her und schnupperten hier und da an ein paar Blumen am Wegrand, während Evoli voller Energie – geschlafen hatte es ja ausreichend am Vortag – Lily und Alex um die Beine sprang. Auch wenn die beiden nicht viel redeten, genoss Lily es doch, wieder in menschlicher Gesellschaft unterwegs zu sein, und die Radiofunktion ihres PokéComs sorgte dafür, dass ihr Schweigen nicht bedrückend wirkte.

Die Alph-Ruinen waren nur einen Mauzisprung von Viola City entfernt, und so erreichten sie in kurzer Zeit den Eingang, wo schon mehrere Schulklassen und Ausflugsgruppen versammelt waren. Nach einer kurzen Einführung durch einen wichtig aussehenden Mann im weißen Kittel und der Bitte, gefundene Fossilien abzugeben, wurden sie ins Innere der Ruinen entlassen und durften sich dort alleine umsehen, mit der Warnung im Hinterkopf, die antiken Stätten sorgfältig zu behandeln.

Lily nahm Evoli vorsichtshalber auf den Arm und folgte Alex in den Schatten der alten Gebäude. Hier war es kühler als in Viola City, und die mit jahrtausendealter Geschichte aufgeladene Atmosphäre ließ sie leicht schaudern. Selbst Evoli schien seinen Spieltrieb zu vergessen und stellte nervös die Ohren auf. Womöglich hörte es Geräusche, für die menschliche Ohren nicht fein genug waren.

Sie betraten eins der Gebäude und sahen staunend die alten Inschriften an den Wänden an. Viel konnten sie davon nicht entziffern, aber in der Broschüre, die sie am Eingang erhalten hatten, war einiges „übersetzt“.

Als sie eine Art Portal zum nächsten Gebäude durchquerten, erkundigte Alex sich: „Du kommst doch aus der Gegend, warst du vorher noch nie hier?“

„Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Eigentlich komisch...“

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, ruckelte es in Lilys Tasche und Girafarig befreite sich aus seinem PokéBall und baute sich vor den beiden jungen Trainern auf, sodass ihnen der Durchgang versperrt war.

„Was ist denn los, Girafarig?“ Das Pokémon hatte sich noch nie so merkwürdig benommen.

„Farig, Girafarig!“ Immer noch stand das giraffenartige Wesen vor Lily und weigerte sich, sie durchzulassen. Auch Endivie, das versuchte, zwischen seinen Beinen hindurch das Portal zu verlassen, drängte es mit der Schnauze zurück und sah Lily dann eindringlich an.

„Spürst du irgendwas gefährliches hier, Girafarig?“, fragte Lily. Immerhin war es ja ein Psychotyp und bemerkte vielleicht Dinge, die den Menschen entgingen. „Jedenfalls willst du, dass wir hier nicht reingehen, richtig?“

Das Pokémon nickte.

„Tja, da kann man wohl nichts machen. Lass uns das Gebäude da hinten ansehen“, schlug Alex vor. Lily war ihm dankbar, dass er keine weitere Bemerkung zum Betragen ihres Pokémons machte und einfach über die Sache hinweg ging. Komisch war es trotzdem – diese Stätten waren schließlich für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und sollten deshalb nicht gefährlich sein. Aber vielleicht war man einfach nicht so gründlich vorgegangen, wie ein Psychopokémon es konnte.

„Geh schon mal vor, ich will noch jemandem Bescheid sagen, dass Girafarig vielleicht was gefährliches entdeckt hat.“ Sie ging zurück zur Information am Eingang und schilderte dem Mann, der sie zuvor eingeführt hatte, den Vorfall. Dieser machte ein ernstes Gesicht.

„In dem Gebäude ist vor etwa zwei Jahren eine Forscherin spurlos verschwunden. Wir wissen immer noch nicht wieso, aber nach gründlicher Untersuchung haben wir beschlossen, dass für die Allgemeinheit keine Gefahr besteht. Vielleicht überdenken wir das doch noch einmal... Jedenfalls danke für den Hinweis, junges Fräulein.“

Vor zwei Jahren... Mit dem Gefühl, dringend frische Luft zu brauchen, ging Lily nach draußen und setzte sich dort auf einen Stein. Evoli blickte sie fragend an, während Girafarig ihr beruhigend den Kopf auf die Schulter legte. So saßen sie eine Weile da, während Lily sich langsam beruhigte.

„Da bist du ja!“ Alex kam ihr entgegengelaufen, Bisasam und Endivie folgten ihm auf dem Fuße. „Ich hab mich gewundert, wieso du nicht nachkommst.“

„Entschuldige, ich musste mich kurz hinsetzen.“ Lily hatte völlig vergessen, dass Alex ja schon vorgegangen war.

Der Junge sah sie besorgt an. „Alles in Ordnung?“

„Ja, alles okay, es war nur so stickig in den Ruinen.“ Das war natürlich gelogen, aber die Wahrheit wäre zu kompliziert, und besonders gut kannte sie Alex schließlich auch noch nicht.

„Was hältst du dann davon, wenn wir uns gleich wieder auf den Weg machen? Dann sind wir noch heute Abend im Pokémon Center vor dem Einheitstunnel.“

„Ist gut.“ Lily erhob sich und folgte Alex zum Ausgang, wo sie sich nach rechts wandten und Richtung Süden gingen. Diesmal ließ sie ihr Radio aus und nur die sporadischen „Unterhaltungen“ ihrer Pokémon und die Geräusche, die aus dem hohen Gras kamen, begleiteten sie.

„Ist auch wirklich alles okay?“, erkundigte sich Alex, der sie zwischendurch immer wieder prüfend angesehen hatte.

„Ja, wirklich.“ Lily bemühte sich, ihn so glaubhaft wie möglich anzulächeln. „Vielleicht ist mein Blutzucker etwas unten, eine Mittagspause würde nicht schaden.“

„Da würde ich auch nicht nein zu sagen.“

Sie ließen sich an einer Stelle mit mehreren größeren Steinen nieder und packten ihre belegten Brote aus, die sie am Morgen in Viola City mitgenommen hatten. Den Pokémon gaben sie ebenfalls zu fressen und vertilgten dann schweigend ihre Brote, bevor sie sich wieder auf den Weg machten, der bald von Grasland zu Wasser wechselte, wo sie einen Steg überqueren mussten. Ab und zu düste ein Schnellzug über die Gleise zu ihren Köpfen hinweg.

Hier musste Lily sich endlich aus ihren Gedanken befreien, da Evoli beim Herumtollen fast ins Wasser fiel und nur noch durch blitzschnelles Schalten von Endivie und dessen Rankenhieb gerettet wurde. Daraufhin musste das Normalpokémon wieder auf Lilys Arm, bis sie nach einer Weile das Festland erreichten.

„Jetzt ist es laut meiner Karte nicht mehr weit“, meinte Alex, und tatsächlich tauchte nach einer knappen halben Stunde, pünktlich zur Abenddämmerung, das Pokémon Center von Route 32 vor ihnen auf. Dort ließen sie sich jeder ein Zimmer zuweisen und begaben sich dann in die Cafeteria, um nach dem langen Fußmarsch ein üppiges Abendessen zu genießen. Zumindest alle außer Lily, die sich immer noch aufgewühlt fühlte durch die Geschehnisse in den Alph-Ruinen.

Nach dem Essen ließ sie deshalb Endivie bei Alex und Evoli in ihrem Zimmer und begab sich nur mit Girafarig zu einem der Bildtelefone in der Lobby, um ihre Schwester anzurufen.

Nach den üblichen Begrüßungen und einem kurzen Standortbericht erwähnte Lily vorsichtig, wo sie gewesen war und dass Girafarig sich dort etwas merkwürdig verhalten hatte. „Außerdem hat mir jemand gesagt, dort wäre vor etwa zwei Jahren eine Forscherin verschwunden.“

Auf dem Bildschirm änderte sich Rose' sonst immer so kontrollierter Gesichtsausdruck, und es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. „Ich nehme an, du hast schon zwei und zwei zusammengezählt. Aber Lily, das ist nichts, was man am Telefon besprechen sollte. Du bist gerade auf Route 32, morgen solltest du in Azalea City sein, und selbst wenn du dort sicher ein paar Tage bleiben und noch einen Tag für die Reise nach Hause brauchen wirst, sollten wir diese Unterhaltung doch bis dahin verschieben. Es tut mir Leid, du hast sicher unendlich viele Fragen, und ich hätte dir alles schon viel früher erzählen sollen, aber...“ Sie machte eine leicht gequälte Miene.

„Das ist schon in Ordnung.“ Eigentlich wollte Lily sofort auf alles Antworten haben, aber sie fand, dass es nun mal an ihr war, Rücksicht auf Rose zu nehmen. „Ich gehe erst einmal nach Azalea City und nehme dort am Wettbewerb teil, danach treffen wir uns daheim. Ich freue mich schon riesig darauf, dir Endivie vorzustellen. Also mach dir keine Sorgen um mich, ja?“

„Das tu ich doch immer.“ Trotz ihrer Worte sah Rose schon etwas beruhigter aus, als die beiden sich verabschiedeten.

Lily sammelte noch kurz Endivie bei Alex ein, dann gingen sie gemeinsam nach oben zu ihren nebeneinander liegenden Zimmern. „Ist wirklich alles okay bei dir?“, hakte der Junge noch einmal nach, als Lily gerade ihre Tür öffnete.

„Ja, wirklich. Danke.“ Sie lächelte ihn kurz an und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor beide ihre jeweiligen Zimmer betraten. Evoli lag schlafend auf dem Bett, und Lily legte sich nach dem Zähneputzen dazu, während Endivie den Sessel und Girafarig den Teppich als Schlafgelegenheit nutzten.

Als das Mädchen sich nach einer ganzen Weile immer noch schlaflos im Bett wälzte, stand Girafarig wieder auf und stupste es freundlich mit seiner Schnauze an. Offenbar wollte es Lily sagen, sie solle sich keine Sorgen machen und beruhigt einschlafen. Lily streichelte das Pokémon dankbar und tatsächlich fühlte sie, wie sie langsam der Schlaf überkam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  yazumi-chan
2015-03-23T19:52:33+00:00 23.03.2015 20:52
Und jetzt beginnt die Reise erst richtig :`) Es ist ein bisschen doof, da ich schon weiß, wie es weiter geht und jetzt gar nicht genau weiß, wie ich damals reagiert habe xDD es ist auf jeden Fall gut, dass der Plot eine neue Dimension bekommt, weil das viele Konfliktmöglichkeiten eröffnet. Irre ich mich oder war das Girafarigs erster richtiger Auftritt?
Antwort von:  Yurippe
23.03.2015 21:12
Ja, war es, davor wurde es nur erwähnt.
Danke, dass du die Serie noch einmal liest und kommentierst! <3
Antwort von:  yazumi-chan
23.03.2015 21:13
Ich dachte irgendwie, ich hätte damals mehr Kommentare geschrieben. Nur einer geht ja nun wirklich nicht xD
Antwort von:  Yurippe
23.03.2015 21:13
Das sind immer noch mehr als viele andere, die die Serie auf ihrer Liste haben.
Antwort von:  yazumi-chan
23.03.2015 21:15
Ja, so ist das leider :/ Aber was will man machen, mehr als weiterschreiben geht nicht xD
Von:  Kalliope
2011-08-21T08:50:37+00:00 21.08.2011 10:50
Ein wirklich gutes Kapitel, das für den Verlauf der Geschichte sicherlich auch noch wichtig ist. Ich bin gespannt, was Rose ihr alles über die Alph Ruinen erzählen wird. Aber viel wichtiger ist, dass ich Girafarig liebgewonnen habe. Eigentlich mag ich das Pokémon ja nicht, aber Lilys ist so wahnsinnig knuffig und beschützerisch, dass man es einfach mögen muss. :)


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