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Schwarzer Kaffee

von

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Die Hände in ihrem Lieblingspullover vergraben läuft Makoto die Hauptstraße hinab. Es ist Anfang Dezember und statt Schnee gibt es Regen, so wie immer in der Stadt.

Unter dem Schirm mit gesenkten Kopf steuert sie auf den Buchhandel zu. Der Geruch von frisch bedrucktem Papier beruhigt sie und lässt für einen kurzen Moment die Sorgen und Gedanken verschwinden.

Neuerdings haben sie auch Mangas, aber diese kann sie wohl kaum als Schülersprecherin in der Schule lesen. Vorallem nicht solche, die man lieber im geheimen aufklappt und die “besonderen” Szenen liest. Makoto lächelt in sich hinein, wie es wohl wäre, wenn ihr Freund Akira davon erfährt wie sie romantische Geschichten über andere liest.

Vor dem Laden angekommen faltet sie ihren Schirm zusammen und läuft schnell durch die sich öffnenden Türen. Mit einem zischen schließen sie wieder hinter ihr. Das Wasser tropft vom Schirm, also steckt sie ihn schnell in den Behälter neben der Tür, indem weitere nasse Schirme trocknen. Hier ist es warm, vielleicht ein wenig klein aber ein angenehmes Plätzchen. Entspannt sieht sie durch das neue Sortiment und blättert durch einige Neuerscheinungen, bis sie sich für ein paar neue Manga entscheidet. Ein Manga handelt von einer Liebe die jeden Monat wieder vergessen wird, und der andere ist ein milder Yaoi, den sie sich einfach gönnen muss. An der Kasse sieht sie sich um, sie kennt hier niemanden der anderen über ihren Einkauf erzählen könnte. Hastig bezahlt sie und steckt die Mangas in ihre Tasche. Den Schirm wieder in der Hand klingelt ihr Handy.

“Wollen wir im Diner ein wenig Kaffee trinken? Perfektes Wetter, oder?” schreibt ihr Akira. Ein gemeinsames Date bei einem warmen Kaffee mit Zucker und Milch. Dazu seine hübschen tiefgründigen Augen und die flauschigen Haare… Makoto ertappt wie sie in Gedanken wieder in seine Arme versinkt.

“Natürlich, ich bin gleich dort!” schreibt sie und verlässt den Buchhandel. Der Regen hat nicht nachgelassen. Immer mehr suchen die ohne Schirm Schutz in den Läden oder unter den großen Vorzug- Rolladen. Wenige Schritte nebenan ist der Diner, er ist leicht zu übersehen da sich die Eingangstreppen zwischen zwei größere Geschäfte quetschen. Makoto schließt ihren Schirm wieder und öffnet die Tür. Es bimmelt ein kleines Glöckchen als sie eintritt. Ein wunderbarer Geruch von gerösteten Kaffeebohnen kommt ihr entgegen und ein Hauch gebacken Teig der Kuchen in der Auslage.

Sie sehen alle einfach viel zu köstlich aus… Makoto besinnt sich wieder und sucht eine kleine Sitzecke aus, die ein wenig weiter hinten im Cafe liegt. Den Schirm und die Tasche stellt sie neben sich. So wie sie Akira kennt, ist er bald hier und kommt mit seiner Umhängetasche herein gestürmt. Sie hatten mit Morgana ausgemacht, dass er ausnahmsweise den braven Kater spielen muss und die beiden bei ihren Dates alleine lassen solle. Ein wenig beleidigt war Morgana schon, das sah man ihm an. Aber Akira hatte ihm über den Kopf gestreichelt und versichert, dass sie alleine gut miteinander klarkommen werden.

Auf ihrem Handy sind keine neue Nachrichten von Belang, bloß einige E-mails des Schülerrats. Und Futaba die wohl in Eile war und mit Abkürzungen versuchte ihr schnell etwas klarzumachen. Makoto fragt noch einmal nach, was sie möchte, dann steckt sie das Telefon beiseite und streicht ihren Rock glatt. Außerhalb der Schulzeit können sie wenigstens das tragen, was ihnen gefällt. Ihr blauer Pullover lag einige Monate im Schrank, da sie der Meinung war er würde nicht zu ihr passen. Aber Akira hatte ihr versichert, dass er wirklich wunderbar aussieht an ihr und Makoto den Mut gegeben, ihn zu tragen. Vielleicht bemerkt er es ja? Sofort merkt sie, wie sie ein wenig rot wird. Wenn sie stricken könnte, würde sie ihm genauso einen zu Weihnachten schenken. Aber darin ist sie nicht wirklich talentiert… Möglicherweise sollte sie nicht zu kompliziert denken und ihm ein persönliches Geschenk machen, nichts materielles oder gekauftes.

Das Glöckchen an der Tür klingelt wieder, dieses Mal ist es ihr Freund, der eintritt. Akira sieht glücklich aus. Seine Brille beschlägt als er in den Laden eintritt, also nimmt er sie schnell ab und putzt sie sauber. Wieder mit einer vernünftigen Sichtreichweite entdeckt er sie und stürmt beinahe auf den Tisch zu.

“Makoto, hallo.” er setzt sich und bringt den frischen Geruch von Regen und seines Waschmittels mit.

“Schön dass wir endlich wieder was zu zweit machen können.” antwortet Makoto und beäugt die Tasche.

“Keine Sorge, wir sind heute nur zu zweit.” er sieht ihren Blick und lächelt.

Die Bedienung kommt und nimmt ihre Bestellung auf. Beide nehmen einen schwarzen Kaffee.

“Ich war mir gerade Bücher kaufen, als ich mir wieder Gedanken über Weihnachtsgeschenke machte…”Makoto stützt ihr Kinn auf die hände und sieht auf den Tisch.

“Natürlich möchte ich dir einfach das perfekte Geschenk machen, aber ich bin mir nie sicher, was bei dir einfach super ankommen würde.” erklärt sie ihm und lächelt unschuldig.

“Hmm, ich denke ein Abend mit dir an Weihnachten und ich bin glücklich genug.” Makoto merkt, wie ihr die Wangen wieder rot werden.

“Das wäre es auch für mich, aber ich weiß nicht. Etwas sollte dir von mir immer bleiben.” Akira bemerkt ihren Pullover, seine Augen funkeln begeistert.

“Also ich finde, dir steht das echt gut. Immer wenn du rot wirst, hast du den passenden Kontrast in blau.” Erzürnt sieht sie ihn an, dann kichert Makoto. Manchmal ist er so undurchsichtig und dennoch schlagfertig. Und verdammt schlau, er kann gut mit ihr auf den Klassenlisten nach den Arbeiten mithalten. Ein Ohr hat er immer für sie frei und zuhause im Cafe Attic gibt es immer frischen Kaffee wenn sie sie einen möchte.

Die Bedienung kommt an ihren Tisch und stellt die dampfenden Kaffee auf den dunkelbraunen Tisch ab.

“Bitteschön, zwei mal schwarz und der linke ist mit extra Zucker.” Makoto nickt und nimmt die Tasse. Akira pustet hinein und sofort läuft seine Brille vom Dampf an. Sie tröpfelt sich einen Schluck Milch in den Becher dazu.

“Was hast du heute morgen so gemacht?” fragt sie ihn und versucht, den Kaffee zu probieren. Leider viel zu heiß.

“Eigentlich nur ausgeschlafen. Den Palast zu erkunden ist keine einfache Sache und dabei immer an das eigene Leben zu denken…” Akira setzt seine nicht mehr beschlagene Brille wieder auf.

“Manchmal weiß ich auch nicht, warum ich so ein wunderbares Persona halten darf. Es ist wirklich spannend zu sehen wie ich mit ihm wachse, aber ein wenig Zweifel bleiben mir immer.” Makoto verschränkt ihre Arme und überlegt.

“Im Palast bist du immer so ruhig und fokussiert und gerade jetzt das gleiche, wie schaffst du das nur? Gerade wuchs mir in der Schule ein wenig der organisatorische Kram über den Kopf.” Akira nimmt ihre Hand. Er ist warm und weich, gleichzeitig so vertraut.

“Ich habe auch eine Menge Dinge gleichzeitig zu sortieren. Schließlich bin ich immer noch auf Bewährung und möchte immer einen guten Anführer darbieten. Trotzdem bin ich lieber für dich da, als am Nachmittag die Gläser im Attic zu putzen.” Beide lachen und sehen sich in die Augen.

“Meine Sis hat noch viel mehr Probleme, auf dem Polizeiamt ist wohl wieder ein Fall für sie hereingekommen. Seit unserem letzten Palast findet sie einfach kaum Ruhe und schafft es manchmal nur gerade so, beim Abendessen nicht schon wieder zu ihrem Laptop zu springen und ihre Arbeit zu machen.” Makoto seufzt tief und pustet in den Kaffee.

“Du bist Sae´s Schwester, du weißt eher was du tun musst. Ich unterstütze dich und du sie, egal wo und wann.” Akira klingt so ruhig, dass es auch sie beruhigt und vom Gedanken ablenkt.

“Ich sehe dich als unsere Königin mit einer großen Durchschlagskraft.” Makoto grinst in sich hinein.

“Bin ich froh, dass mein Kostüm meines Geschmackes ist. Ann scheint ja manchmal ein wenig unzufrieden zu sein.” Akira meint, dass sie schon gut klar kommt. Das Band zwischen ihnen allen wächst langsam stärker, was auch wichtig in den Palästen ist.

Beide trinken ihren Kaffee und sind still. Selbst in der Pause liegt eine Spannung zwischen ihnen in der Luft, aber eine gute die sie gerne halten möchte.

“Was machst du morgen?” fragt sie ihn und stellt den Kaffee ab.

“Noch habe ich nichts geplant, außer du meinst dass wir gemeinsam einen Film ansehen wollen. Jetzt zur Weihnachtszeit gibt es wieder einige gute Filme im Verleih.” meint er und sieht sie fragend an.

“Liebend gern.” antwortet sie und lächelt glücklich.

“Hast du trotzdem keine Wünsche, ich muss dir ja irgendetwas schenken.”

Akira überlegt, dann schüttelt er den Kopf. “Mir fällt nichts ein, außer dass wir uns zusammen einen angenehmen Abend machen sollten.” Makoto willigt diesem ein und überlegt weiter. Vielleicht ist es auch nichts was er braucht, ein guter Kuss kann auch ein Geschenk sein. Oder mehr körperliche Nähe als sonst. Was denkt sie denn schon wieder! Makoto ermahnt sich selbst die Gedanken zu zügeln. Mit einem großen Schluck ist der Kaffee leer.

“Oh nein, meine Schwester wartet in einer halben Stunde zuhause auf mich. Ausnahmsweise hat sie auf mich gehört und sich den halben Tag freigenommen.” Akira sieht zu ihr. Man sieht ihm an, dass er sie lieber nicht gehen lassen würde.

“Es tut mir echt Leid, aber ich muss mich besser aufmachen, sonst schaffe ich nicht mehr zeitig die Bahn.” erklärt sie ihm und zieht die Jacke über ihren hübschen Pullover.

“Wir schreiben uns ja wegen Palast.” meint er und reicht ihr ihre Tasche.

“Natürlich, aber morgen komme ich zu dir, den Tag gönnen wir uns.” Sie lächeln einander an, was in ihrer Brust ein warmes Gefühl hinterlässt.

“Bis Morgen!” Sie haucht Akira einen Kuss auf die Wange. “Hier ist das Geld, bitte bezahle für mich.” Unter Umständen kramt sie einige Yen aus der Tasche.

“Kein Problem. Jetzt mache dir lieber mal einen Schwesterntag!” Sie winkt ihm und verlässt beschwingt das Cafe.

Vielleicht sollte sie ihm wirklich nichts materielles schenken. Ihre innere Queen freut sich zu sehr auf den kommenden Tag und wieder ein wenig Kämpfen im Palast. Ja, sie hatte echt Spaß daran gefunden. Was getan werden muss und alles. An der Bahn stehen recht wenige Leute am Gleiß, vielleicht ist es ein ganz kleines bisschen weniger voll wenn sie heute nach Hause fährt. Einmal Schülerin die total verliebt ist in ihren Freund, dann wieder eine Kämpferin im Lederanzug für ihre Art der Gerechtigkeit. Sie genießt es wirklich. Mit einem Lächeln steigt sie ein und sieht die Türen vor sich mit einem Zischen schließen.



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