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Momente

[One-Shots und Drabbles]
von

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Der See unter dem See

Die Kerze flackerte.

Beinahe wie Schlangen tanzten die Schatten der Laterne selbst über die Felswände, als sich der gang, dem er gefolgt war, zu einem weiten Raum, beinahe einer Halle, öffnete.

Tatsu hielt die Laterne höher, um in den Raum hineinsehen zu können, doch konnte er dennoch kaum mehr als vielleicht zehn Meter klar sehen. Er sah die Wand, an der er stand und die in einem Bogen gekrümmt zu seiner Linken zu verlaufen schien. Er sah einige Stalagmiten, die wie weiße Zähne aus dem Boden ragten. Doch er sah nicht die Decke. Er sah nicht was vor ihm lag. Doch er musste auf dem richtigen Weg sein.

Das dumpfe Glucksen eines Tropfen, der aus großer Höhe auf eine Wasseroberfläche traf, schallte durch den Raum.

Ja, er musste hier richtig sein. Hier musste es sein.

Vorsichtig schritt er nach vorn. Kleine Steine und Sand knirschten zwischen seinen Füßen und den Felsboden.

Das Glucksen von weiteren Tropfen schallte durch die Katakomben, während die flackernde Kerze die Schatten tanzen ließ.

An den Wänden bildete sich ein Kontrast, als er weiter voranschritt. Vorne am Eingang der Felshalle waren sie trocken, grau, und nun, je weiter er ging, waren sie von weißlichem, nass glänzenden Kalk überzogen.

Es gab keinen Zweifel. Er war richtig.

Ein Lächeln breitete sich auf seinem vernarbten Gesicht aus, erlosch jedoch im nächsten Moment, als er beinahe stolperte. Ein Plätschern erklang, als sein linker Fuß unerwartet auf Wasser traf. So fasziniert hatte Tatsu die Wände beobachtet, dass er beinahe in den See gefallen wäre, der sich nun vor ihm ausbreitete.

Doch nun sah er nach vorn und sah, dass er da war. Eine unnatürlich glatte Wasserfläche breitete sich vor ihm aus und verlief sich in die Dunkelheit. Das Wasser schien tintenschwarz. Es breitete sich zu beiden Seiten bis außerhalb seines Lichtkegels aus.

Tatsu schluckte. Ja, dass musste er sein. Der See unter dem See. Er war da.

Vorsichtig stellte er die Lampe ab, ehe er seine Haare zurückband. Während die Kerze weiter flackerte, zog er sich Weste und Hose aus.

Er sah sich um. Es war der Augenblick der Wahrheit. Seine Chance sein Schicksal zu erfüllen. Zu finden, was ihm seinen Namen gegeben hatte. Er hatte keine Wahl. Er musste gehen.

Und so stieg er in das eisige Wasser hinein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YasuDesire
2017-08-21T12:32:55+00:00 21.08.2017 14:32
Ich bin bisher noch nie auf ein Konzept wie dieses gestoßen, bin aber sofort Hin und Weg!

Mir gefällt die Idee richtig gut, Mythologie aufzugreifen und es in etwas Eigenes zu verwandeln - FALLS ich das jetzt richtig verstanden habe.
Ehrlich gestanden fehlt mir hier etwas Inhalt, der Plot sozusagen, aber weils ja "nur" ein Prompt ist kann man das verschmerzen.
Du drückst dich klar aus. Liest sich wie ein kurzes Lied, wenig Schnickschnack, einfach auf den Punkt un schön.
 
Werde mal die anderen Kapitel verfolgen! :D
LG
Von:  Caliburn
2017-08-02T17:05:02+00:00 02.08.2017 19:05
*googelt den Namen Tatsu* Hrm, okay. Also ich bezweifle einfach mal dass es hier um eine Achterbahn geht, ja?

Obwohl der Text sehr kurz ist, vermittelt er richtig Gefühl. Fast so, als ob man selber durch die finstere Höhle wandelt. Und der Titel wurde ebenfalls sehr interessant gewählt.

Bin gespannt was noch so kommen wird. :)

Antwort von:  Alaiya
02.08.2017 19:06
Danke für den Kommi.

Tatsu haeb ich von der alten Leseweise von Drache, also Ryuu, abgeleitet :P


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