Lieben verboten! von Dolette ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Nach Hause fuhr ich wieder zusammen mit Felix, der mir immer noch rein durch seine Anwesenheit die Busfahrt ein klein wenig erleichterte. Wir unterhielten uns über unsere Klassenkameraden, die er mit gar nicht so netten Worten beschrieb, dafür, dass er doch, wie ich fand, schnell Akzeptanz bei ihnen erfahren hatte. Vielleicht war er tatsächlich einfach nur so empathisch, da das bei mir ja nun ganz und gar nicht der Fall gewesen war. Auch den restlichen Fußweg bestritten wir gemeinsam, da er noch zwei Straßen weiter musste. Er brachte mich sozusagen nach Hause. Wir verabredeten für den nächsten Morgen eine Uhrzeit und von da an fuhr ich immer gemeinsam mit ihm Bus. Meine Mom und Leo waren nicht zuhause, darum ging ich direkt nach oben in mein Zimmer und zog mich um. Immer, wenn ich was zu verarbeiten hatte, ging ich joggen. Das machte den Kopf frei und außerdem blieb mir nichts anderes übrig, solange ich mir keinen neuen Verein gesucht habe. Das tat ich dann nachmittags auch, nachdem ich die Hausaufgaben in Deutsch erledigt und etwas Musik gehört hatte. Ich fand auch relativ schnell einen und wenn ich die Informationen auf der Website richtig gedeutet hatte, fand das Training in der Sporthalle meiner Schule statt. Der Gedanke gefiel mir. So musste ich mich nicht an noch mehr Neues gewöhnen. Später beim Abendessen besprach ich dann mein Vorhaben, am nächsten Tag dort anzurufen und ein Probetraining zu vereinbaren, mit meinen Eltern. Daddy war sofort Feuer und Flamme. "Find ich richtik good, dass du dich so schnell darum kummerst, Baby", meinte er aufgeregt und schob sich eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund. Mein Vater war total begeisterungsfähig, sobald es um Sport ging, ganz ami-like. Jedes Mal, wenn er in mein Zimmer kam, bekam er leuchtende Augen, sobald er in die Vitrine schaute, in der meine Medaillen lagen und Pokale standen. "Ich will hier auch weiter Hockey spielen, Mom!" "Boah, Leo! Gerade geht's um mich. Kannst du vielleicht mal fünf Minuten warten, bevor du die Aufmerksamkeit wieder nur auf dich ziehst?" Mein kleiner Bruder hob beschwichtigend die Hände und ich nickte zufrieden. "Entspann dich, Ashley. Wir schauen morgen mal, ja, mein Schatz?" Und so leicht hatte everybodys Darling mal wieder gewonnen. Meine Mutter lächelte mich entschuldigend an und wollte noch etwas sagen, aber Daddy kam ihr zuvor. "Wie war's denn in der neuen school eigentlik?" Leo holte schon wieder Luft, doch mit einem Blick zwang ich ihn zum schweigen. Wenigstens meinen kleinen Bruder konnte ich gerade so noch mit Blicken steuern. "Ganz okay. Ich bin nicht durchgedreht." Meine Eltern lachten, doch ich sah die Erleichterung in ihren Mienen. So unwahrscheinlich war das nämlich gar nicht. Bis vor einem halben Jahr hatten sie mich wegen meiner Angststörungen noch einmal im Monat zu einem Therapeuten geschickt. Ich hatte gerade, als ich 13 war, ziemliche Aussetzer. Bin schreiend in der Nacht aufgewacht oder mitten im Unterricht aus dem Klassenraum gestürzt und solche Scherze. Darum dann auch die Extrarunde in der neunten Klasse. Jedenfalls haben Dr. Krebs und ich es in fast fünf Jahren nicht geschafft, herauszufinden, woran es lag, also konzentrierten wir uns lieber auf die Auslöser und ich lernte, gewisse Situationen zu meiden, oder eben aktiv im Kopf gegen den inneren Stress anzukämpfen. Ich überlegte, ob ich von meiner merkwürdigen Klassenlehrerin erzählen sollte, ließ es jedoch, weil es gar nicht so unwahrscheinlich war, dass ich mir da nur etwas einbildete. Die darauffolgenden Tage verliefen relativ ereignislos. Felix und ich lernten uns jeden Tag etwas besser kennen. So erfuhr ich, dass seine Mutter Sekretärin in einem Anwaltsbüro und kaum zu Hause war und er am Wochenende bei einem Casting in der Innenstadt teilnehmen würde. Am Mittwoch kam ich nach der Schule sogar mit zu ihm nach Hause. Dort zeigte er mir seine Sedcard und ich war ziemlich beeindruckt. Er war wirklich ein kleines Sahneschnittchen. Ich erzählte ihm auch von mir. Dass Daddy ein Manager bei einem großen Pharmakonzern war und über meine Mom und Leo auch. Dass ich einen kleinen Schuss weg hatte, brauchte er allerdings nicht so bald erfahren. Das wussten nicht mal die Mädels aus meiner alten Mannschaft. Gut, fairerweise muss man dazu sagen, dass ich beim Sport ausgeglichen wie nie war. Meine ehemaligen Mitschüler hatten da zwangsläufig schon etwas mehr mitbekommen, aber das konnte ich nun ja hinter mir lassen. Mit dem Trainer des Vereins, den ich mir rausgesucht hatte, hatte ich am Dienstag auch gleich telefoniert und konnte am Freitagabend schon zu einem Probetraining kommen, weshalb ich dem Ende der Woche auch ziemlich entgegenfieberte. Und ich hatte irgendwie richtig Glück. Es war nichts Besonderes in der Schule geschehen, sogar der zweite Deutschblock verlief total normal und ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich mir jede Merkwürdigkeit, bezüglich meiner Klassenlehrerin, eingebildet hatte. Die restliche Woche verlief unerwartet angenehm und wie alle guten Dinge verging sie dann auch unheimlich schnell. Ich lebte mich allmählich ein. Zuhause wie auch in der Schule fand ich meinen täglichen Ablauf, obwohl ich die gesamte Situation des Umzugs noch immer verfluchte. Dennoch, ehe ich mich versah. Es war Freitag. Ich hatte mittlerweile alle Lehrer kennengelernt, die ich hatte und kannte auch schon ein paar Namen meiner Mitschüler. So ließ sich Blondie aus der letzten Reihe zum Beispiel J-C (Jaqueline-Chantal) nennen und zwei der sieben Typen, die sie wie ein Schwarm Fliegen stetig umkreisten, hießen Benni und Samuel. Die zweite große Pause war vorbei und Felix und ich ließen uns gerade von Daniela zur Turnhalle führen. Sport in der letzten Stunde vor dem Wochenende gefiel mir ausgesprochen gut und ich hoffte, dass Frau Klee eine richtig gute Sportlehrerin war, denn es war, neben Geschichte, mein absolutes Lieblingsfach. Ich winkte Felix noch kurz, als er mit den anderen in die Jungenumkleide verschwand und folgte Daniela zu den sechs anderen Mädchen in unsere. Dass J-C hier ganz alleine saß und sich so mit keiner der anderen Mädchen beim Umziehen unterhielt, wunderte mich zwar nicht, aber irgendwie kam dieses Mitleid wieder durch, das ich vom ersten Tag an ihr gegenüber empfand. Jetzt, da sie sich umzog, wurde mir auch klar, warum sie die Jungs so um sich scharen konnte. Sie hatte trotz einer schmalen Taille ein beachtliches Paar Brüste vorzuweisen und ihr Hintern war auch auf eine nicht zu leugnende Weise schön geformt. Die anderen Mädels waren irgendwie Durchschnitt. Teilweise noch recht kindlich, auch wenn sie sicherlich alle etwas an sich hatten, oder das noch bekommen würden. Während ich recht umständlich meine Hose wechselte, warf ich schließlich noch einen Blick auf Daniela. Sie war ebenfalls 18, so wie ich, und das sah man ihr auch an. Sie strahlte etwas Wissendes aus, eine gewisse Reife, die sie fraulicher wirken ließ, wo die anderen noch Mädchen waren. Gar nicht mal körperlich, aber sie strahlte einfach etwas aus. Als ich endlich umgezogen war, folgte ich den anderen durch einen kurzen Gang in die Turnhalle, die mich direkt begeisterte. Das Linoleum sah noch richtig neu aus, offenbar war die Halle vor kurzem renoviert worden. Wir steuerte auf drei Tribünen mit mindestens zehn Sitzreihen zu, die die Wände der Halle makierten. Nur Fenster suchte ich vergebens, obwohl die Turnhalle in natürliches Sonnenlicht getaucht war. Ich hob meinen Blick und erkannte vier riesige Glaskuppeln, durch die das Tageslicht hereingelassen wurde und eine große Glasfassade über der Wand, hinter der die Umkleide- und Geräteräume lagen. Frau Klee wartete schon mit den Jungs bei einer der beiden Bänke und machte die letzten Haken in ihre Anwesenheitsliste. In einer kurzen Shorts und dem engen Trikot machte sie einen äußerst sportlichen Eindruck, wodurch ich zuversichtlich auf eine gute Sportstunde wurde. Die girliehaften Stutzen ließen sie allerdings fast wie ein Cheerleader aussehen, wenn auch der Anblick etwas Reizvolles hatte. Unbestreitbar. Unsere Blicke hatten sich kurz getroffen, nachdem ich von der Decke wieder runter geschaut hatte und sie schüttelte kaum merklich, dafür aber grinsend, mit dem Kopf. Diese Geste schrie förmlich das Wort Traumtänzerin. Augenblicklich schlich sich eine leichte rosa Färbung auf meine Nasenspitze, davon, dass mein Herzschlag wieder einen schnelleren Takt anstrebte, ganz zu schweigen. Ich musste echt aufpassen, sonst würde dieser Spitzname, den sie mir nun schon zwei Mal gegeben hatte, noch in meinem Abschlusszeugnis stehen. "Wie ich sehe, sind nun alle Trödelnasen und Traumtänzerinnen", sie machte eine Kunstpause um mir einen süffisanten Blick zuzuwerfen, "eingetrudelt und wir können endlich anfangen!" Dieser Blick. Genauso herausfordernd wie am ersten Schultag. Das konnte doch keine Einbildung sein. War das ihre Art, ihre Schüler zu pushen? Sie aus der Reserve zu locken? "Da Herr Nekros ja umgezogen ist, habt ihr nun mich in Sport. Um mir erst einmal ein Bild der insgesamten Leistungsfähigkeit von euch als Klasse zu machen, fangen wir mit ein paar Lockerungsübungen an, dann werdet ihr ein paar Runden laufen, danach machen wir einen schönen altbewährten Test und dann können wir noch ein Ballspiel eurer Wahl hinten dranhängen." Einige stöhnten kurz, die Jungs riefen schon nach Fußball und ich verdrehte etwas die Augen. Wir verstummten jedoch alle, nachdem Frau Klee einen Blick, mit hochgezogener Augenbraue, in die Runde warf. Schon komisch, wie sie die Jugendlichen mit einer so kleinen Geste zu kontrollieren vermochte. Auf Anweisung stellten wir uns in einen Kreis und verschränkten erst den einen Arm hinter dem Nacken dann den anderen. Sie beugte sich herunter und berührte ihre Zehen. Frau Klees Sportoutfit ließ dabei kaum noch Platz für Fantasien und die Pose sah bei ihr so viel eleganter aus, als ich sie bis dato jemals gesehen hatte. Selbst meinen alten Mannschaftskameradinnen gelang sie nicht so spielend. Sie beugte sich noch etwas weiter runter und legte die Hände flach auf den Boden, was nun wirklich beachtlich war. Ich konnte meine Zehen auch problemlos berühren, obwohl ich meine Beine gerade durchstreckte, aber das? Ich stand nur drei Plätze neben ihr, wodurch ich einen unerhört guten Blick, aus den Winkeln meiner Augen, auf sie werfen konnte. Sie überkreuzte ihre Arme und umschlang ihre Waden, dabei legte sie ihren Kopf seitlich auf ihren Oberarmen ab. Ohne Umschweife sah sie direkt zu mir, doch die Information, dass sie das tat, erreichte nicht mein Bewusstsein und so starrte ich einfach weiter. Sie wippte verspielt auf ihren Füßen hin und her und die Sekunden verstrichen. Ein wissendes Lächeln gefolgt von diesem entzückten Zwinkern, das sie mir in der kurzen Zeit, in der wir uns erst kannten, schon viel zu oft gezeigt hatte und ich geriet sofort ins Wanken, nachdem mir die Situation endlich bewusst wurde. Sie hob noch, mit einer Mischung aus Überraschung, Amüsement und Mitleid, beide Augenbrauen und ich kippte nach vorn. Ich konnte mich zwar sofort mit den Händen abfangen und entging somit der allgemeinen Aufmerksamkeit, aber Frau Klee kicherte tonlos und schüttelte nur mit dem Kopf. Autsch! Das hatte jetzt ganz schön in den Kniekehlen gezogen. Gott, das musste aufhören! Wie sehr konnte ein Mensch einen anderen denn aus der Fassung bringen? Endlich wandte ich dann auch meinen Blick von ihr ab, obwohl ich ihren weiterhin konsequent auf mir spürte. Das war ja nicht zum Aushalten. Sowas Peinliches! Wir machten uns noch eine Weile weiter warm und ich begann, mich zu fragen, wie Frau Klee meine Mitschüler bewerten wollte, schaute sie doch gefühlt die ganze Zeit nur mich an. Aber dieses Gefühl musste einfach trügen. Danach liefen wir. Unaufhörlich, wie mir schien. Frau Klee hatte keine Rundenzahl angesagt, lief dafür die ganze Zeit vorne weg. Felix und ein anderer Junge kamen noch ganz gut hinterher. Ich hatte nach etwa 20 Runden sicher eine Halbe Rückstand, viele hatten wir schon überrundet und einige hatte sie kommentarlos aufgeben lassen. Die letzten fünf Runden brannten dann schon ganz schön in den Oberschenkeln, bei dem Tempo, das Frau Klee die ganze Zeit vorgegeben hatte, bis sie endlich bei der Gruppe meiner Klassenkameraden, die abgebrochen hatten, zu einem Ende kam. Der Typ, der die ganze Zeit mit Felix mitgehalten hatte, ließ sich wie ein Sack Kartoffeln zu den Anderen auf das Linoleum fallen und atmete heftig. Felix und ich stemmten ebenfalls die Hände in die Hüften und würden wohl noch eine kleine Weile brauchen, bis wir wieder gleichmäßig atmen konnten und Frau Klee? Sie atmete schon beinah wieder ruhig, erzählte von einem Beatmungszelt, das sie wohl in Zukunft mitbringen müsse und glitzerte nur ein kleines Bisschen auf der Stirn. Sie wischte kurz mit der Hand darüber und schon sah sie wieder aus, als könnte sie von Neuem beginnen. Sie klatschte in die Hände und wies zwei Jungs, die so ziemlich als Erste aufgegeben hatten, an, eine der beiden Bänke etwas vorzuziehen und umzudrehen. Danach stellte sie sich seitlich an die Bank und legte beide Hände auf das dicke Vierkantholz der Unterseite. Ohne Pausen oder Wackler sprang sie immer mit beiden Füßen gleichzeitig über die Bank und war nach ca. 50 Sprüngen ein klein wenig außer Atem. Irgendwie hatte der Anblick etwas, wie sich ihr Brustkorb in tiefen Atemzügen langsam, aber deutlich sichtbar, hob und senkte. "50 Sprünge, wie ich es euch vorgemacht habe. Ich stoppe und notiere die Zeit" erklärte sie, während sie wieder ihr Heft zur Hand nahm, in das sie zuvor die Anwesenheit notiert hatte. Sie rief uns nach dem Alphabet auf, also war ich nach ungefähr der Hälfte an der Reihe. Demonstrativ ging sie in meinen Rücken, nachdem ich die Hände auf das Vierkantholz gelegt und mich bereit erklärt hatte. Mein sportlicher Ehrgeiz hinderte mich allerdings daran, das merkwürdig zu finden. Sie zählte von drei runter und ich sprang mit aller Kraft hin und her. Meine Zeit kommentierte sie mit einem abwesenden "Nicht schlecht", weil sie ihre Aufmerksamkeit schon wieder auf die Liste gerichtet hatte. Wieder wurde ich Dritte hinter Felix und Lucas, wie ich mir mittlerweile erfahren hatte. Ich war zugegebenermaßen ziemlich beeindruckt. Schulsport hatte mich noch nie so gefordert und ich würde mir angewöhnen, freitags eine Flasche Wasser extra mitzunehmen, denn ich spürte, wie ich leicht dehydrierte. Einen größeren Schluck hatte ich zum Glück noch dabei und so entschied ich mich, kurz in die Umkleide zu gehen und mir meine Flasche zu holen, da Frau Klee gerade eh eine kurze Verschnaufpause eingeläutet hatte. Als ich schon fast durch die Tür zu den Gängen, von denen die Umkleidekabinen abgingen, gehen wollte, wurde ich aufgehalten. "Ashley?" Augenblicklich froren meine Schritte ein und ich brauchte einen kleinen Augenblick um mich umzusehen, denn natürlich erkannte ich die glockenklare Stimme sofort. "Ja?" "Wenn du wünschst meinen Unterricht zu verlassen, fragst du vorher!" Frau Klees Ton ließ keine Widerrede zu, nicht, dass ich so etwas auch nur ansatzweise im Kopf gehabt hätte. Ich schluckte. Ihre amüsierte Miene strafte ihren Tonfall Lügen, während sie aufrecht und irgendwie anmutig in ihrem Sportdress, auf mich zu kam. Diese Zweideutigkeit in ihrem Handeln verwirrte mich so maßlos! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)