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Momente

[One-Shots und Drabbles]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wieder mit den guten Wölfchen aus A Hare Among Wolves. Spielt gute zehn Jahre vor der Geschichte. Komplett anzeigen

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Ein bisschen Normalität

„Gib mir mal den Salat.“

„Sag mal, wirst du Vegetarier?“

„Mir ist nur danach.“

Alle lachten.

Sie waren zu fünft, saßen um das Feuer herum, während im Wald langsam die Dämmerung hereinbrach. Es war beinahe normal.

Auf einem Rost, dass sie über dem Feuer aufgehangen hatten, briet noch immer etwas Fleisch. Teilweise gekauft, teilweise selbst gefangen. Liza wollte sie noch immer davon überzeugen, dass Fleisch roh zu essen, doch soweit kam es nicht. Da konnte ihre Mentorin ihnen noch so viel über Ehre erzählen.

„Wer will noch was?“, fragte Alicia und drehte mit der Zange ein Steak um.

Thia hielt ihren Pappteller hin. „Gib her.“

Es waren Sommerferien. Noch dazu schien aktuell ausnahmsweise einmal nichts zu passieren. Keine Monster. Keine Ungeheuer. Es war schien relativ friedlich zu sein und für den Moment waren sie einfach nur normale Teenager. Dabei hatte sie immer recht wenig davon gehalten ein normaler Teenager zu sein.

Wie sagte man noch? Man wusste Dinge erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hatte.

„Alles okay?“, hörte sie eine Stimme neben sich. Tina hatte sich in ihre Richtung gebeugt und ihre Stimme gesenkt. Wie immer sah sie ein bisschen müde aus.

Thia nickte. „Ja.“ Sie lächelte. Sie machte sich zu viele Gedanken.

Natürlich hatte sie in den letzten drei Jahren oft darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, normal zu sein. Aber überhaupt darüber nachdenken zu können war wohl Luxus.

„Du wirkst irgendwie bedrückt“, meinte Tina. „Sicher?“ Wie immer, wenn sie nach den richtigen Worten suchte oder sonst irgendwie unsicher war, strich sie sich ein paar einzelne Haare hinter das Ohr.

Thia sah kurz in die Runde. Sah zu Alicia, die wieder dazu übergegangen war, Matt aufzuziehen, und zu Sean, der mit verschränkten Armen gegen die Wand des Hauses lehnte. Der Schnitt auf seiner Stirn, den er ihr zu verdanken hatte, brannte noch immer rötlich. Wahrscheinlich war es der Grund, warum er schmollte.

„Was?“, fragte Tina, als sie das Schweigen ihrer Freundin bemerkte.

„Ich frage mich nur, wann das nächste Monster auftaucht“, erwiderte Thia leise und darum bemüht, es wie einen Scherz klingen zu lassen.

Tina lehnte sich zurück. „Ich hoffe nicht zu bald. Ich muss noch einen Aufsatz fertig schreiben.“ Sie lachte. „Außerdem wollte ich campen gehen.“

„Ich sehe, jemand kennt seine Prioritäten“, kommentierte Alicia, die offenbar das Gespräch mitgehört hatte.

Tina zuckte mit den Schultern. „Ich habe halt gern ein Sozialleben.“

„Dafür hast du doch uns“, erwiderte Alicia, doch ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie es nicht so meinte. Dennoch war es das, was ihnen die Ältesten immer wieder predigten: Ein Rudel gehörte zusammen. Ein Rudel war das wichtigste füreinander.

Dabei waren sie nicht einmal das, was die normalen Wölfe als ein Rudel bezeichnet hätten. Cousins und Cousinen, aber keine engen Verwandten voneinander. Und selbst die ganze Cousinen-Verwandtschaft erschien Thia oftmals als etwas fraglich, da diese doch auf angeblich denselben Geist zurückging, dessen Existenz nie bewiesen worden war.

Aber gut. Sie waren Rudel. Sie teilten ein Schicksal. Daher gehörten sie zusammen.

„Du könntest auch mitkommen“, meinte Tina nach einigen Sekunden zu ihr. „Ich gehe mit Thomas, Maria und Pablo. Wir wollten im Cairngorms wandern gehen.“

Thia sah sie an. Sie fühlte sich bei weitem weniger wohl, wenn es um die einfachen Menschen ging. Sie hatte das Gefühl nicht besonders gut lügen zu können. „Vielleicht“, meinte sie.

Das Feuer knisterte und zischte, als ein Tropfen Fett aus einem der Schnitzel hineinfiel und ein paar Funken stoben in die Dämmerung.

Während sie ein Stück von dem Schnitzel auf ihrem Teller abschnitt, sah Thia zu Sean und fragte sich, ob ihr Leben vielleicht einfacher wäre, würde sie ihn gewinnen lassen. Doch sie wusste, dass er kein guter Anführer sein konnte. Und das war, worum diese ganze Sache überhaupt ging, oder? Anführer. Der Schutz der Gruppe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seki
2017-08-10T10:27:50+00:00 10.08.2017 12:27
Nette Geschichte Schatz.
Tut gut, das Rudel mal von Innen zu sehen, statt immer nur aus Kyras Perspektive. ;-)
Antwort von:  Alaiya
10.08.2017 12:29
Es sind auch noch ein paar Ministories aus anderen Perspektiven geplant :P


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