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№ 120

von

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Im Archivraum I


 

*
 

Sie erhielt auf ihre Nachricht an Madara keine Antwort, doch durch das Treffen mit Sasuke gerieten ihre abgetippten Worte in Windeseile in Vergessenheit. Tagelang bekam sie Madara nicht zu Gesicht, und an einem Donnerstag rief er bei Izuna durch und bat beide, zu ihm nach oben zu kommen.
 

Sakura kam die Erinnerung an die Nachricht hoch und sie dachte, dass ihre schlimmste Befürchtung real werden würde. Wenn der Betrieb einen entließ, hatte man einen Monat lang Zeit, sich einen neuen zu suchen. In der Zeit besuchte man weiterhin die Schule.
 

Es war 17:30 Uhr und es war so gut wie niemand mehr anwesend. Madara hatte um 19:00 Uhr eine Besprechung. Er hatte bereits drei lange Gespräche hinter sich und in seinem neuen Zimmer hatten sich etliche Ordner zusammengefunden, die teilweise in die Regale einsortiert und teilweise in den Archivraum im Keller heruntergebracht werden mussten.
 

Als Sakura das hörte, war sie erleichtert.
 

Izuna seufzte verdrossen. „Dabei wollte ich gerade abhauen.“
 

„Hast du ein Glück, dass du mit mir blutsverwandt bist. Wärst du es nicht, hättest du von mir jetzt etwas zu hören bekommen“, erwiderte Madara trocken, als er Izuna eine übergroße Tragetasche zuschob. Sakura würdigte er keines Blickes. Nahe ging ihr das allerdings nicht.
 

Sakura dachte heute verstärkt an Sasuke und über die Zeit, in der sie ein glückliches Paar gewesen waren, und stand etwas neben sich. Sie dachte an all die schönen Dinge, die sie miteinander erlebt hatten, an seine Nähe, und sie wünschte sich das alles zurück. Doch im nächsten Moment überdachte sie ihre Gedankengänge und verwünschte Sasuke. Es war nicht Sasuke, den sie sich zurück an ihre Seite wünschte. Es waren all die schönen Ereignisse, die der Vergangenheit angehörten.
 

Gemeinsam mit Izuna brachte Sakura vier Taschen ins Archiv herunter, und als sie zum zweiten Mal in Madaras Büro waren, um den Rest abzuholen, sagte Izuna zu Madara: „Ich muss jetzt wirklich los, ich komme sonst zu spät.“ Er setzte einen Hundeblick auf, und Madara wedelte, die Augen verdrehend, mit der Hand. Er konnte sich schon denken, weshalb Izuna es so eilig hatte.
 

Izuna rauschte davon und Madara sah auf seinen Bildschirm. Niemand außer ihnen war noch anwesend, und so seufzte er und sagte, an Sakura gewandt: „Wir bringen die Ordner zusammen runter. Wie lange sind Sie noch hier?“
 

„Ich wollte bis 18:00 bleiben“, antwortete Sakura.
 

„Gut, dann passt das ja.“
 

Madara nahm gleich zwei große Taschen, damit sie nicht ein weiteres Mal herunterfahren mussten.
 

Im Aufzug schwiegen sie und starrten geradeaus, beinahe schon krampfhaft darauf bedacht, einander nicht anzusehen. Sakura war warm und nun dachte sie abwechselnd an Sasuke und den Vorfall im Binderaum.
 

Der Archivraum stand einen Spalt weit offen. Madara betrat ihn gemeinsam mit Sakura.  Es war kühl und recht eng. Außer archivierten, von grellen Deckenlampen beschienenen Ordnern wurden hier unzählige Möbelstücke gebunkert, und mehrere Regale beherbergten verpacktes Büromaterial.
 

„Sie werden hoffentlich alleine mit de-“
 

Weiter kam er nicht, denn die Tür fiel urplötzlich ins Schloss.
 

Madara blickte kurz zur Tür und fuhr fort: „Sie werden hoffentlich alleine mit dem restlichen Einsortieren klarkommen. Oder ist das zu viel für Sie?“
 

Sakura schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Nein, ich werde klarkommen. Danke.“ Ihre Knie waren weich und sie wollte, dass Madara endlich ging.
 

Madara wandte sich der Tür zu und wollte sie öffnen, doch sie ließ sich nicht öffnen. Verwundert rüttelte er an der Klinke. Er war lange nicht mehr hier gewesen und hatte vergessen, dass die Archivtür sich, sofern nicht abgeschlossen, problemlos von außen öffnen ließ, man jedoch einen Schlüssel brauchte, um wieder herauszukommen.
 

Madara klopfte sämtliche seiner Taschen nach dem Archivschlüssel ab, fand ihn aber nirgendwo.
 

Sakura hatte bereits angefangen, die Ordner einzusortieren, als er sie zu sich rief.
 

„Wir sind eingesperrt“, informierte er sie unverblümt.
 

„Wie bitte?“, fragte Sakura mit großen Augen und der Ordner, den sie in den Händen hielt, fiel zu Boden. Sakura trat zur Tür und rüttelte vergebens an der Klinke. „Wir müssen versuchen, jemanden zu erreichen.“ Sie wollte nach ihrem Mobiltelefon greifen – es war nicht da. Es lag oben in ihrer Tasche, und auch Madara hatte sein Mobiltelefon oben gelassen, in der obersten Schublade seines Schreibtisches.
 

Sakura begann, verzweifelt gegen die Tür zu hämmern, was bei Madara schnell für Kopfschmerzen sorgte. „Frau Haruno, entspannen Sie sich bitte“, bat er sie ruhig, und sie tat, wie ihr geheißen, rührte sich jedoch nicht von der Tür, stand da und atmete schwer wie eine Eingesperrte.
 

Madara sah sich um und entdeckte drei Klappstühle an einem Regal lehnen. Zwei baute er auf, ließ sich auf einen davon nieder, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen. „Zu dieser Zeit ist niemand mehr am Empfang und wie ich es gesehen habe, war außer uns keiner mehr im Büro. Die Putzfrauen kommen heute nicht, also sieht es so aus, als würden wir hier feststecken.“
 

Sakura wirbelte erschrocken herum. „Das geht nicht!“, rief sie aus. „Wir können doch nicht…“ Sie biss sich auf die Unterlippe, ballte ihre Hände zu Fäusten und trat an Madara heran. „Wie können Sie nun so ruhig bleiben?“, wollte Sakura wissen. „Sie haben in einer Stunde einen Termin. Was, wenn wir bis dahin nicht rauskommen?“ Sakura kümmerte es nicht, dass sie einen inadäquaten Tonfall an den Tag legte.
 

Madara antwortete nicht sofort. „Wir werden hier bis morgen nicht rauskommen, Frau Haruno. Dass ich den Termin nicht werde wahrnehmen können, ist selbstverständlich sehr ärgerlich, aber es ist niemand im Büro und hier gibt es kein einziges Fenster. Es ist, wie es ist, und ich sehe keinen Grund, mich mit etwas zu beschäftigen, was sich ohnehin nicht ändern lässt.“
 

Sakura wollte gerade etwas erwidern, als Madara ihr entgegenkam. „Ich würde Sie außerdem bitten, auf Ihren Tonfall zu achten. Über die Nachricht, die Sie mir geschickt haben, war ich keinesfalls erbost. Im Gegenteil: Ich finde, Sie haben recht, weshalb ich den direkten Kontakt zu Ihnen vermieden habe. Ich werde allerdings erbost sein, wenn Sie sich nicht zusammenreißen.“ Er durchbohrte sie mit seinen schwarzen Augen und nickte in die Richtung des zweiten Stuhls. „Setzen Sie sich.“
 

Zögernd nahm Sakura Platz. Was nun? Hatte Madara allen Ernstes vor, bis zum nächsten Tag hier zu bleiben? Es gefiel ihr nicht, dass er in so einer Situation ruhig war, und am liebsten hätte sie ihm das auch so gesagt. Gute Güte... Ich stecke gemeinsam mit meinem Chef in einem Archivraum fest. Gute Güte!
 

„Wie gefällt Ihnen die Arbeit und die Schule?“, wollte Madara nach einer Weile wissen. Er wechselte die Position und sah Sakura an. „Verstehen Sie alles oder gibt es irgendwo Probleme?“
 

Unglaublich, dachte Sakura sich. Er wollte sich mit ihr ungezwungen über diese Dinge unterhalten, obwohl sie eingesperrt waren? „Beides gefällt mir ganz gut“, antwortete Sakura dann in gezwungen ruhigem Ton, und wenig später, weil Madara nichts antwortete, fügte sie hinzu: „Tatsächlich tue ich mich gerade beim Thema unentgeltliche Wertabgaben ein wenig schwer.“
 

„Sagen Sie mir, wo es hakt.“
 

Sie unterhielten sich über eine halbe Stunde lang, Sakura wurde etwas gelassener, und als der gedämpfte Laut der Türklingel zu ihnen durchdrang, rieb sich Madara über das Gesicht. „Die Mandanten werden sich erst einmal dumm und dämlich klingeln müssen, bevor sie gehen.“
 

Noch zweimal ertönte die Klingel, dann wurde es still.
 

Auch wenn Madara vorhin ruhig geblieben war, merkte Sakura ihm jetzt die schlechte Laune an. „Ich… Ich denke, dass die Mandanten dafür Verständnis haben werden“, versuchte sie, ihren Chef ein wenig aufzumuntern.
 

„Ich werde den Mandaten morgen sicherlich nicht mitteilen, dass ich mich versehentlich im Archivraum eingeschlossen habe“, gab Madara etwas gereizt zurück. „Angenommen Sie wären mein Mandant und ich würde Ihnen das mitteilen, würden Sie mich dann noch als kompetent betrachten?“
 

Sakura erwiderte nichts, sondern sah auf ihre Hände, die sie auf ihre Oberschenkel platziert hatte.
 

Es trat ein sehr langes Schweigen ein und Sakuras Geist verließ das Hier und Jetzt, um mental zu Sasuke zurückzukehren.
 

Ino hatte ihr geschworen, Sakura die Freundschaft zu kündigen, sollte sie Sasuke das, was er getan hatte, verzeihen. Zu dem Zeitpunkt war Sakura sich sicher gewesen, dass sie Sasuke nicht vergeben wollte und hatte Ino den Vogel gezeigt. Nun war sie es nicht mehr, was sie den lebendigen Erinnerungen zu verdanken hatte.
 

Madara bemerkte ihre Nachdenklichkeit. „Ist alles in Ordnung, Frau Haruno?“
 

Sakura, noch halb in Gedanken, wandte den Kopf zu ihm und senkte dann den Blick. Mit dem Arbeitgeber über persönliche Angelegenheiten zu reden war nicht professionell. „Es ist alles in Ordnung, Herr Uchiha. Ich bin nur… Nur etwas müde und die Situation ist natürlich alles andere als schön.“
 

„Izuna hat mir mitgeteilt, dass Sie die Tage ein wenig neben der Spur wirken. Keine Ahnung, wie Sie es schaffen, die Arbeit in diesem Zustand angemessen zu verrichten, aber das ist etwas, das für Sie spricht. Es fragt sich nur, wie lange das möglich ist.“
 

Sakura durchfuhr eine unangenehme Empfindung. Sie hatte sich so sehr darum bemüht, sich auf der Arbeit nichts anmerken zu lassen, und trotzdem war es aufgefallen.
 

„Wir dachten erst, dass es eventuell wieder zu Problemen mit einem Mitarbeiter gekommen ist und wollten Sie darauf ansprechen.“
 

Sakura schüttelte vehement den Kopf. „Nein, es hat tatsächlich nichts mit der Arbeit zu tun, Herr Uchiha.“
 

„Also eine Privatangelegenheit“, stellte Madara nüchtern fest. Sein Blick fiel auf die Taschen mit Ordnern, die sie noch nicht einsortiert hatten. Das Sitzen ging ihm allmählich gegen den Strich, weswegen er Sakura helfen wollte. Wortlos stand er auf und Sakura tat es ihm nach.
 

Sie sprachen nicht, während sie mit den Ordnern durch den Archivraum gingen. Sie gingen gemächlich vor, es bestand schließlich kein Grund zur Eile.
 

Sakura wusste, dass ihre Eltern sich Sorgen machten, und sie befürchtete, dass ihre Eltern erst versuchen würden, sie über das Mobiltelefon zu erreichen, und dann die Polizei kontaktieren würden, während sie heile mit ihrem Chef im Archivraum festsaß. Ein Glück muss ich noch nicht auf die Toilette, ging es Sakura durch den Kopf. Aber irgendwann würde es so weit sein.
 

Madara und Sakura trafen sich bei der leeren Tasche und sahen einander an.
 

„Falls Sie reden möchten, können Sie das tun“, sagte er zu ihr. „Irgendwie müssen wir uns die Zeit bis zum Morgen vertreiben. Für Träume ist es noch zu früh.“ Für beide war es unvorstellbar, in diesem Raum Schlaf zu finden, nur sprach es keiner aus.
 

Madara setzte sich und nahm die gleiche Pose ein wie zu Anfang.
 

Sakura lehnte sich gegen das nächste Regal.
 

Unter anderen, milderen Umständen hätte Sakura sich nie und nimmer dazu bewegen lassen, mit ihrem Arbeitgeber über privaten Angelegenheiten zu reden, weil sie wusste, dass es einem zum Verhängnis werden konnte. Aber sie war unruhig und benötigte eine fremde Meinung, so sehr, dass sie sich dazu entschied, Madara etwas anzuvertrauen. Aber Sakura war nicht einfältig, weswegen sie die Angelegenheit nur oberflächlich benannte.
 

„Mich beschäftigt die letzten Tage die Frage, wie viel wem man verzeihen sollte.“
 

Madara nickte. „Wenn Sie mich fragen: Man sollte niemandem etwas verzeihen und nichts vergessen. Höchstens über den Dingen stehen.“
 

„Selbst wenn es ein Mensch ist, den man gerne hat? Den man gerne hatte?“, erkundigte sich Sakura.
 

Ihre Blicke trafen sich, und dieses Mal ließen beide es zu.
 

Madara dachte an seine letzte Beziehung und ihn beschlich das Gefühl, dass Sakura ähnliches widerfahren war. An Nobuko hatte er lange nicht mehr gedacht. „Ja“, sagte er fest und drängte die Gedanken um seine Ehemalige zurück. „Ganz egal, wie gerne man einen Menschen irgendwann gehabt hatte. Es hat einen Grund, warum man es nicht mehr tut. Ich halte nichts vom Aufwärmen, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Sie verstehen?“
 

„Ich verstehe, ja“, antwortete Sakura. „Bitte denken Sie nicht, dass mich mein Privatleben jemals beim Arbeiten behindern könnte. Mir geht es auch nicht schlecht, ich war nur sehr nachdenklich und…“
 

Madara amüsierte sich über Sakuras hektischen und nervösen Tonfall. „Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Haruno“, versicherte er ihr. „Sie werden schon nicht entlassen werden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  BijouOMG
2017-10-29T16:11:06+00:00 29.10.2017 17:11
Aww~ Ich hoffe sehr, dass die Beiden sich langsam wieder etwas mehr annähern *-*
...Immerhin sind sie ja Beide jetzt eingesperrt hehe~ *////* :D
Mach weiter so!
Liebe Grüße
Bijou x3
Antwort von: abgemeldet
27.01.2018 16:45
Hey!

Gnah, ich hoffe wirklich, dass dich das aktuelle Kapitel nicht enttäuscht und die Nähe zwischen den beiden angemessen war! D: Ansonsten wird das nächste Kapitel länger und es wird viel passieren!

Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar!

C.
Von:  SenseiSasuNaru
2017-10-29T12:24:46+00:00 29.10.2017 13:24
Hallo ich hoffe es kommt bald raus . Und das sie sich wieder annähern. 😀 Lass sie endlich sich näher kommen 😀😀 Klasse Kapitel. LG
Von:  emymoritz
2017-10-29T12:05:54+00:00 29.10.2017 13:05
Wieder supi Kapitel mal schauen wann es raus kommt das sasu mit der Freundin von sakuras Chef fremd gegangen ist und das gleiche gilt natürlich anderst herum
Von:  Rinnava
2017-10-29T10:39:46+00:00 29.10.2017 11:39
Hi :)
erstmal freue ich mich das wieder ein neues kapi von der story kam
und dann das es wieder ein sehr gutes kapi ist
GGGGVLG Rin


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