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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

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The Last Asylum Movie "Second Coming" - Part III

Yu-Gi-Oh! The Last Asylum – The Movie Part III

 

 

Ein kalter Luftzug bahnte sich seinen Weg durch die enge Seitengasse, in der Matt und Alastair sich duellierten. Ersterer schien regelrecht von den Schatten, die aus seiner Brust drangen, nach und nach verschlungen zu werden. Irgendein Dämon, der sich Urila nannte und den Matt als Mutter bezeichnete, hielt ihn über seinen Abkömmling fest im Griff.

Alastair sah seine einzige Chance, Matt zu befreien in dem Duell, das die beiden austrugen. Allerdings war er alles andere als versiert darin, Menschen von Dämonen zu befreien, ohne sie dabei zu töten. Dennoch würde er nicht eher ruhen, bis diese Aufgabe erfüllt war. Immerhin ging es hier um seinen Freund! Zumal die beiden Dämonenjäger unbedingt diese Urila finden und stellen mussten, bevor die noch mehr Unheil anrichtete. Alastair schwante allerdings schon jetzt Böses diesbezüglich, sodass er sich zur Eile mahnte, Matt aus dem eisernen Griff der Dämonin zu befreien.

Wie jedoch bereits vorher abzusehen war, stellte sich dieser als harte Nuss heraus. Keinem von beiden war es gelungen, dem jeweils anderem Schaden zuzufügen.

 

[Alastair: 4000LP / Matt: 4000LP]

 

Alastair stand verkrampft seinem besessenen Freund gegenüber. Dieser hatte gerade gezogen. Sein Feld mochte jetzt leer sein, im Gegensatz zu Alastairs, das immerhin zwei gesetzte Karten vorweisen konnte, aber dennoch spürte der Hüne die Gefahr regelrecht unter der Haut, die von seinem Gegner ausging. Matt hatte noch gar nicht angefangen, sein volles Potential auszuschöpfen.

 

„Warum?“, fragte Alastair nach. „Warum haben die Leute sich verändert? Sag es mir, Matt!“

„Oh, bist du immer noch nicht drauf gekommen?“, erwiderte der böswillig und grinste. Er schnalzte mit der Zunge. „Dummer Alastair. Du hättest auch selbst darauf kommen können, dass Mutter einen Zauber aus dem Buch über die Stadt gewoben hat.“

Also tatsächlich war das Grimoire, das dieser Andrew gestohlen hatte, die Ursache für die Veränderungen! Soviel hatte Alastair schon vermutet. Und trotzdem hätte er nie für möglich gehalten, dass in ihm etwas derartig Mächtiges verborgen lag.

„Dieser Zauber, der die innere Finsternis nach außen kehrt und ihr eine Form gibt“, sprach Matt weiter und sein Ton wurde düsterer und gleichwohl wütender, „hat Mutter großes Leid zugefügt. Aber er wird ihre Schmerzen wert sein. Denn was einst schwach war, ist jetzt zehnmal so wertvoll. Und damit wird alles seinen richtigen Weg finden!“

Hieß das, dass der Zauber gesprochen wurde, um die Livingtoner mächtiger werden zu lassen? Aber dann-!?

„Ihr wollt sie opfern!“

„Natürlich. Livington hat nicht genug Einwohner für unseren Plan, weshalb Mutter improvisieren musste. Schon bald aber kann das Ritual beginnen, nachdem sie sich erholt hat. Aber du“, sagte Matt und zeigte mit dem Finger auf Alastair, „wirst uns dabei nicht in die Quere kommen! Mein Zug!“

 

„Mach dich bereit!“, rief er und zückte zwei Monster aus seinem aus vier Karten bestehenden Blatt. „Ich rufe [Evilswarm Castor] und nutze seinen Effekt, um eine zweite Normalbeschwörung durchzuführen!“

Ein halb schwarzer, halb weißer Krieger mit einem Schwert in der Hand, dem zwei dünne, parallel verlaufende Klingen entsprangen, erhob sich vor Matt.

 

Evilswarm Castor [ATK/1750 DEF/550 (4)]

 

Alastair, der bisher jedes Evilswarm-Monster zuordnen konnte, kannte die Originalversion dieses Exemplars zu seinem Erstaunen nicht.

Sein Gegner indes rief: „Wie bereits gesagt, lässt er mich einen weiteren Artgenossen rufen. Und das tue ich, indem ich [Evilswarm Azzathoth] beschwöre!“

Aus einem sich öffnenden Spalt im Boden kam eine groteske, sphärenartige Gestalt geflogen, die aus allen nur erdenklichen, einen Hauch von Reptilien besitzenden Ungeheuern bestand. Sie alle hatten bösartige Mäuler gemein und Alastair erkannte, dass er dort die gesamte Worm-Familie in kompakter Form vor sich hatte, eine außerirdische Rasse von Invasoren.
 

Evilswarm Azzathoth [ATK/750 DEF/1950 (4)]

 

Matt streckte hysterisch lachend den Arm aus. „Du kennst die Prozedur! Ich erschaffe das Overlay Network und mache aus meinen Stufe 4-Monstern ein Rang 4-Monster!“

Was würde diesmal kommen, fragte sich Alastair mit Schweiß auf der Stirn, während er zusah, wie der dunkle Dimensionswirbel sich inmitten des Feldes öffnete und die beiden Monster als violette Lichtstrahlen absorbierte.

„Xyz-Summon! Erscheine, Reiter des Unheils! [Evilswarm Thanatos]!“

Auf einem schwarzen Einhorn kam der feindliche Ritter aus dem Strudel hervorgesprungen, ihn umkreisten zwei Lichtsphären. Der Reiter gehörte früher zu dem Dämonenclan der Fabled, war er einer der oberen Befehlshaber, [Fabled Ragin]. Sein Reittier indes war einst [The Fabled Unicore] gewesen.

 

Evilswarm Thanatos [ATK/2350 DEF/1350 {4}]

 

„Planst du, dieses Monster ebenfalls wegzuwerfen, wenn dir danach ist?“, wollte Alastair wissen.

Matt erwiderte vergnügt, während er einen Zauber zückte: „Nein. Ich plane zu gewinnen! Deshalb aktiviere ich [Mutual Infestation], die seine Angriffskraft verdoppelt!“

Der schwarzhaarige Hüne fiel aus allen Wolken, als er den schwarzen Nebel um den Reiter erblickte, welcher dessen Offensivwert in die Höhe schießen ließ.

 

Evilswarm Thanatos [ATK/2350 → 4700 DEF/1350 {4}]

 

Allerdings ging der besessene, junge Mann vor ihm noch einen Schritt weiter. Er nahm eines der Xyz-Materialien unter [Evilswarm Thanatos] hervor und erklärte: „Um mich vor deinen Monstereffekten zu schützen, hänge ich eine Overlay Unit ab und mache ihn für den Zug über immun! Nur für den Fall, dass du eine böse Überraschung planst.“

„Nichts dergleichen“, versicherte Alastair ihm grimmig, als Thanatos die Lichtkugel mit seinem Schwert absorbierte.

„Umso besser!“, lächelte Matt grausam und zeigte auf seinen Freund. „Dann ist es wohl Zeit für unseren Abschied. Ich mag es ja kurz und schmerzlos! Also vergehe! [Evilswarm Thanatos], direkter Angriff! Infestation's Hate Crusher!“

Unter lautem Wiehern galoppierten Einhorn und Reiter auf Alastair zu, die pechschwarze Klinge bereits zum tödlichen Schlag erhoben. Allerdings war das vermeintliche Opfer nicht unvorbereitet und aktivierte eine seiner zwei gesetzten Karten.

„Schnellmagie!“, brüllte Alastair und knallte dabei ein Monster auf seine Duel Disk. „[Celestial Transformation]! Sie ermöglicht mir, einen Engel von meiner Hand zu rufen! Schütze mich, [Vylon Soldier]!“

Die mechanische Engelsgestalt, die bisher wenig in dem Duell ausrichten konnte, tauchte vor Alastair mit über den Körper gekreuzten Armen auf.

 

Vylon Soldier [ATK/1700 → 850 DEF/1000 (4)]

 

Ein Hieb von Matts Monster reichte trotzdem aus, um es in der Mitte zu durchtrennen und zum Zerplatzen zu bringen.

„Wie langweilig“, kommentierte der junge Mann das unzufrieden. „Zug beendet, was den Zweiteffekt von [Mutual Infestation] auslöst. Alle meine Schwärmer werden in die Verteidigung gewechselt.“

Im gemütlichen Trab kehrte der Reiter zu seinem Besitzer zurück und bezog eine schützende Position vor ihm.

 

Evilswarm Thanatos [ATK/4700 → 2350 DEF/1350 {4}]

 

„Wie ich mir dachte“, brummte Alastair und zog auf drei Karten auf, „nur ein weiteres Wegwerfmonster in deinem Arsenal. Nicht dass der Matt, der ich kenne, seinen Monstern je einen besonderen Wert beigemessen hat, aber das ist nicht die Art von Duellant, die sowohl er, als auch ich respektieren. Selbst die Schlangenzunge zeigt ihrem Deck gegenüber mehr Wertschätzung.“

„Der Zweck heiligt die Mittel. Mehr sind diese Karten nicht für mich“, rechtfertigte sich der jüngere Dämonenjäger. „Wenn einer fällt, rufe ich den nächsten. So einfach ist das.“

Alastair schüttelte den Kopf. „Dann soll diese Arroganz deine Niederlage markieren. Sieh her, wie ich jede dieser Kreaturen zu Fall bringen werde! Ich beschwöre [Vylon Prism]!“

Eine weiß-goldene, längliche Kreatur erschien vor Alastair, die einem Schild glich, wie Ritter sie trugen. Aus jeder Seite ragte ein Arm, den das Wesen zu Fäusten ballte.

 

Vylon Prism [ATK/1500 DEF/1500 (4)]

 

„Es selbst ist zwar nicht besonders stark“, meinte Alastair und zeigte auf Matts Reiter, „aber immer noch mächtig genug, deinen Verteidigungswall zu überwinden! Los, greife [Evilswarm Thanatos] an!“

Die untere, blau schimmernde Hälfte des Schildes begann stark zu leuchten und feuerte schließlich einen Lichtstrahl auf den Krieger und sein Ross ab, welcher beide regelrecht zerfetzte.

„Zug beendet!“, raunte Alastair mit seinen zwei verbliebenen Karten in der Hand.

 

Mit einem Mal begann Matts Hand in schwarzen Flammen aufzugehen, als er nach seinem Deck griff. Gleichzeitig spürte Alastair einen fiesen Stich im Brustkorb, spürte er am ganzen Leibe die Macht, die von seinem Freund ausging. Dieser erglühte binnen Sekunden regelrecht in der schwarzen Aura.

„Das ist-!?“

„Du kennst es. Refiel beziehungsweise Another hat dir diese Gabe oft genug zuteil werden lassen“, sagte Matt zutiefst zufrieden über den entsetzten Blick seines Freundes, der sich die Brust hielt, „die Macht, dem Schicksal einen neuen Pfad hinzuzufügen. Jetzt erlebst du, wie sie gegen dich verwendet wird! Draw!“

Als der junge Mann schwungvoll vom Deck zog, entbrannte diese neue Karte in schwarzen Flammen. Niemand musste Alastair erklären, dass Matt in jenem Augenblick selbst bestimmt hatte, was er ziehen würde.

„Nun rufe ich [Evilswarm Kerykeion], die Wiedergeburt des dunklen Sterns!“

Eine schwarze, engelsgleiche Gestalt tauchte vor Alastair auf. Sie stieg mit gespreizten Schwingen in die Höhe und hielt dabei an einem großen Stab fest, um den zwei goldene Linien gewunden waren. Und während das Wesen aufstieg, begannen orange leuchtende Sphären um Kerykeion zu kreisen. Auch diese Kreatur war Alastair völlig fremd.
 

Evilswarm Kerykeion [ATK/1600 DEF/1550 (4)]

 

Matt, der immer noch von der dunklen Aura umgeben war, streckte seine Arme weit aus.

„Nur Kerykeion kann die Infektion zurückbringen! So banne ich [Evilswarm Castor] von meinem Friedhof, um einen Schwärmer wie [Evilswarm Heliotrope] von ebendort auf meine Hand zu bringen. Und diesen beschwöre ich sogleich durch Kerykeions zweiten Effekt als zusätzliche Normalbeschwörung, was nur durch den ersten ermöglicht werden kann!“

Violett-schwarzer Nebel bildete sich am Boden unter dem beflügelten Wesen, das mit dem Stab darauf zeigte. Dort unten gewann schließlich der dunkelgrüne, infizierte Gem-Knight erneut sein Leben.

 

Evilswarm Heliotrope [ATK/1950 DEF/650 (4)]
 

Matt zeigte seine letzte Handkarte vor, ebenfalls ein Monster. „Zu guter Letzt wirst du deine eigene Kreatur unter dem Vorhang der Infektion kennenlernen! Zeig dich, [Evilswarm Dullahan], jetzt, wo ich einen Schwärmer mit mehr als 1500 Angriffspunkten kontrolliere!“

Neben Heliotrope tauchte noch einmal der sinistre Nebel auf und setzte eine kopf- und beinlose Kreatur zusammen, die aus grauem Metall mit schwarzen Streifen gemacht war. Zwei gewaltige, goldene Arme machten das Wesen regelrecht furchteinflößend.
 

Evilswarm Dullahan [ATK/1150 DEF/1550 (4)]

 

„Das ist … [Vylon Soldier]!“, stieß Alastair erschrocken hervor. „Ich hätte es wissen müssen!“

„Selbst der Vylon-Stamm konnte sich nicht gegen die Infektion wehren. Es ist nur eine weitere Karte, die nun Teil des Kollektivs ist“, erwiderte Matt ganz lapidar, „nichts aber im Vergleich zu der wahren Infektion, die sich überall ausbreitet wie eine Plage.“

Überrascht von dem letzten Teil der Aussage, fragte Alastair: „Was meinst du damit?“

„Frag Mutter. Das heißt, wenn du soweit kommst!“ Die Augen fast zusammenkneifend, schwang Matt den Arm aus. „Attacke, meine Monster! Heliotrope, Kerykeion, Dullahan, dreifacher Angriff!“

Alle drei Kreaturen, ob die zwei an Land oder Kerykeion in der Luft, bündelten vor sich schwarz-violette Wolken, die sie synchron in Form eines Strahls auf Alastair und sein Monster abfeuerten. [Vylon Prism] wurde bereits vom Angriff des schwarzen Engels mitgerissen, wohingegen Alastair die Angriffe der anderen beiden abbekam. Die Wucht der Attacke traf ihn direkt im Bauch, hob ihn von den Füßen und schleuderte ihn kurzerhand durch die halbe Gasse, wo er hart auf dem Rücken aufkam und noch ein Stück weiter rutschte.

An den Wänden huschten aus ihren Verstecken derweil finstere, in den Schatten verborgene Kreaturen herbei, deren Augen rot leuchteten – gierig wohnten sie dem Spektakel bei, versessen darauf, Alastair das Fleisch von den Knochen zu reißen.

 

[Alastair: 4000LP → 800LP / Matt: 4000LP]

 

„Urgh“, stöhnte jener und richtete, sich den Bauch haltend, den Oberkörper auf, „also habe ich dennoch den ersten Treffer einstecken müssen. Das ist eine Demütigung.“

Plötzlich kicherte Matt. Erst ganz leise, dann immer lauter, bis es in ein bellendes Lachen überging, gefolgt von einer geradezu manischen Ansprache. „Du denkst, das wäre eine Demütigung?“

Alarmiert beobachtete Alastair, wie die finstere Aura um seinen Freund zunehmend stärker wurde und begann, die Wände der umstehenden Häuser regelrecht zu zerfressen. Die Schattenkreaturen flohen alsbald wie aufgescheuchte Hühner, als die alles verschlingende Finsternis auch sie zu vertilgen drohte. So schnell, wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.

„Matt!“

„Ich werde dir zeigen, wie stark mich Mutter gemacht hat! Sieh her, ich erschaffe das Overlay Network in meiner zweiten Main Phase!“

Es war, als würde man Alastair die Luft abschnüren, so extrem wirkte sich das Folgende auf ihn aus. Denn als sich die drei Monster in violette Lichter verwandelten, die in den sich öffnenden Sternenstrudel mitten im Spielfeld gezogen wurden, waren sie nicht die einzigen. Auch ein Teil von Matts Aura, der pechschwarze Nebel, wurde absorbiert.

„Xyz-Summon! Erscheine, oh Speerspitze der Dreiheit! [Evilswarm Ouroboros]!“

Mehrfach erklingendes, tiefes Gebrüll drang aus dem Überlagerungsnetzwerk hervor. Erst ein maskierter Kopf, dann zwei und schließlich ein dritter traten aus dem Wirbel hervor. Lange Hälse verbanden sie mit dem Körper des Drachen, der seine Schwingen spreizte und allein durch seine Anwesenheit pure Finsternis zu verbreiten begann. Um jeden der Köpfe kreiste eine Lichtsphäre, als der Drache über Matt Position bezog.

Und Alastair kannte das Monster nur zu gut. Dies vor ihm war eines der gefürchtetsten Synchromonster gewesen, [Trishula, Dragon Of The Ice Barrier]! Der Gott jenes Stammes!

 

Evilswarm Ouroboros [ATK/2750 DEF/1950 {4}]

 

„Ahh“, keuchte Alastair, der sich mit einem Male kraftlos fühlte. Noch immer saß er auf dem Boden, beziehungsweise lag, als er sich nicht mehr halten konnte und nach hinten kippte. Schwarzer Nebel, der von Ouroboros ausging, umschlich ihn, fesselte seine Glieder.

„Siehst du es? Dieses Monster ist die Manifestation meiner eigenen Finsternis!“

„Manifestation?“, brach Alastair gerade so hervor und hob den Kopf an. Sich gegen die Finsternis zu wehren vermochte er gar nicht erst.

„Mutter hat in mir geweckt, was so lange geschlafen hat. All der Zorn, die Trauer, die Einsamkeit … Mutter hat all das hervorgeholt und mir die Augen geöffnet.“ Matt sah hochnäsig auf seinen Freund herab. „Ich bin der Welt keinen Gefallen schuldig. Also kann ich Mutter genauso gut helfen.“

„Du irrst dich“, begehrte Alastair auf, „du bist nicht Matt. Der echte Matt würde sich niemals zu so etwas herablassen!“

„Halt's Maul!“, brüllte jener wütend und streckte den Arm in die Höhe. „Wollen mal sehen, ob du deine Meinung diesbezüglich nicht noch änderst! Effekt von Ouroboros aktivieren! Einmal pro Zug kann ich einen seiner drei Effekt aktivieren! Ich wähle den des linken Kopfes, der dich eine Handkarte abwerfen lässt!“

Erschrocken vernahm Alastair diese Worte. Dieses Monster, diese pure, unterdrückende Gewalt, es war vermutlich auf einer Stufe mit den Inkarnationen, wie sie die Immateriellen benutzten!

„Infestation's Rejection!“, brüllte Matt da und zeigte auf Alastair.

Der linke Kopf schnappte nach seinem Xyz-Material und spie im Anschluss eine pechschwarze Wolke auf Alastairs Arm. Dieser schrie unter dem schrecklichen Schmerz auf, ätzte die Flamme wie Säure den Ärmel des roten Mantels regelrecht weg und versengte die Haut. Doch nicht nur das, Alastair ließ eine seiner beiden Handkarten los, die damit als abgeworfen galt.

Matt lachte auf. „Das war erst der Vorgeschmack. Nächste Runde wirst du richtig Bekanntschaft mit Ouroboros machen! Zug beendet!“

 

Mit zitternder Hand griff Alastair nach seinem D-Pad und zog eine durchaus nützliche Zauberkarte auf. In der anderen Hand hielt er [Vylon Material], sah beide Karten an.

Aber in seinem jetzigen Zustand konnte er sich kaum rühren. Solange ihn die Schatten festhielten, war jede Chance auf Gegenwehr sinnlos. Er wusste ja nicht einmal, wie er dieses Ding aus Matt vertreiben konnte!

 

Zwar gab es den Umkehrzauber, der dem Ziel kurzweilig die Kontrolle über seinen Körper zurückgab, aber so einen hatte Alastair nicht dabei. Sie waren nicht umsonst ziemlich umständlich herzustellen, an die passenden Materialien zu gelangen gestaltete sich schwer.

In seinem Arsenal befanden sich Teleportzauber, diverse, spezifisch ausgerichtete Dämonentöter und -blocker, Schlafzauber, die aber nur selten wirkten und ein paar andere, die ihm nicht zu helfen vermochten.

Früher, als er noch unter Refiels beziehungsweise Anothers Fuchteln stand, hätte er einen Exorzismus durchgeführt. Aber der würde Matt töten und das würde Alastair niemals in Betracht ziehen. Es sei denn …

Aber konnte er so ein Wagnis eingehen? So weit er informiert war, hatte noch nie jemand etwas Derartiges getan. Andererseits war es wohl seine einzige Option, auch wenn es ihrer beider Tod bedeuten könnte? Oder Schlimmeres, wenn sie überlebten.

Doch zuerst …

 

„Falle aktivieren“, keuchte Alastair. Die gesetzte Karte weiter vorne auf dem Feld sprang auf. „[Vylon Link]! Ich werfe eine Vylon-Ausrüstungsmagie ab, beschwöre dafür bis zur End Phase drei Vylon-Kreaturen von meinem Friedhof.“

„Ich kenne die Karte“, rümpfte Matt die Nase, „dafür werden sie ihrer Angriffskraft und einer Stufe beraubt, richtig? Pah!“

„[Vylon Omicron], [Vylon Soldier], [Vylon Prism], seid mein Schild!“, sagte Alastair leise, nachdem er sich seiner Ausrüstungszauberkarte entledigt hatte und nach etwas in der Innentasche der unbeschädigten Seite seines Mantels griff.

Vor ihm tauchten derweil die O-artige Engelsmaschine, sowie der Krieger mit den massiven Goldarmen und der Schild auf.

 

Vylon Omicron [ATK/0 → 0 DEF/3000 (7 → 6)]

Vylon Soldier [ATK/1700 → 0 DEF/1000 (4 → 3)]

Vylon Prism [ATK/1500 → 0 DEF/1500 (4 → 3)]

 

„Wirke!“, rief Alastair und zückte aus seiner Manteltasche eine weiße Karte, von der ein strahlendes Licht ausging. Sofort nahmen die Schatten um ihm herum Reißaus und kehrten zu Matt zurück.

„Ein Dämonenjäger lässt sich nicht so leicht von der Finsternis übermannen“, erklärte Alastair und kam schließlich schwankend auf die Beine, „auch wenn ich zugeben muss, mir der Sache nicht sicher gewesen zu sein. Eigentlich ist dieser Zauber für die Seelen Toter gedacht, nicht für Abkömmlinge einer Immateriellen!“

Matt verzog wütend die Miene. „Ich bin kein Abkömmling!“

„Doch, das bist du, ein unabhängig existierendes Wesen!“, widersprach Alastair, „Sonst hätte der Zauber keine Wirkung gezeigt. Oder wäre es dir lieber, ich nenne dich eine rastlose Seele? Wobei ich deine Stärke so oder so anerkenne, denn herkömmliche Kreaturen wären jetzt nicht mehr!“

„Glaub was du willst“, raunte Matt und verschränkte abwartend die Arme, „zeig mir lieber, wie du auf [Evilswarm Ouroboros] antworten willst! [Vylon Ultima] vielleicht? Das wird dir nichts bringen!“

„Es gibt da etwas anderes, das mir vorschwebt“, gestand Alastair und streckte den Arm in die Höhe, „ich stimme mein Stufe 3-[Vylon Prism] auf mein Stufe 6-[Vylon Omicron] ab! The light of beginning shines upon the forsaken! Wings of steel that overshadow life itself! Synchro Summon!“

Die von ihm erwähnten Monster stiegen in die Luft auf. Der Schild zersprang in drei grüne Lichtringe, die der O-förmige Engel passierte. Ein Lichtblitz durchdrang die Gasse.

„Descent from the divine lands! [Vylon Alpha]!“

Gleißendes Strahlen genau dort, wo eben noch Alastairs Monster gewesen waren. Über ihm spannte eine gewaltige Engelsmaschine seine schlanken, langen Schwingen aus. Wie alle Vylons besaß die Kreatur keine Beine, dafür aber zwei lange Arme, mit denen es parallel wirkende Schwingungen puren Lichts erzeugte. Über seinem Rücken thronte ein Gestell aus Gold, an dem die Schwingen befestigt waren.
 

Vylon Alpha [ATK/2200 DEF/1100 (9)]

 

Matt grinste nur vergnügt, er kannte dieses Monster nicht. Alastair hatte es nie zuvor in einem Duell eingesetzt.

Sein Gegenüber streckte den Arm aus. „Effekt von [Vylon Prism]! Für 500 Lebenspunkte wird es zu einer Ausrüstungsmagie, die während einer Schlacht die Offensive des Alphas um 1000 Punkte erhöht!“

Gelbe Blitze schlugen um ihn, als er stöhnend Prism in die entsprechende Zone unter [Vylon Alpha] schob. Der Schild tauchte als Silhouette vor dem riesigen Wesen auf und verschwand in seiner Brust.

 

[Alastair: 800LP → 300LP / Matt: 4000LP]

 

Allerdings war der Hüne längst nicht fertig. So zeigte er hoch zu dem Wesen des Anfangs. „Es folgt [Vylon Alphas] eigener Effekt. Bei seiner Synchrobeschwörung wählt es eine Ausrüstungsmagie von meinem Ablagestapel und rüstet sie aus.“

Er holte aus dem Friedhofsschacht [Vylon Material] hervor und spielte es sofort aus. Am rechten Arm seiner Kreatur wuchs ein spitzer Aufsatz, aus dem elektrische Ladung hervor drang.

 

Vylon Alpha [ATK/2200 → 2800 DEF/1100 (9)]

 

Der dämonische Matt klatschte in die Hände. „Beeindruckend. Nur zu, greif mich an! Lass mich ein bisschen des süßen Schmerzes spüren, der bisher nur dir zuteil geworden ist!“

Alastair rümpfte die Nase wütend. So zu reden, das war nicht Matts Art! Allein dafür würde er dem Dämon das Maul stopfen!

Seine letzte Handkarte vorzeigend, einen Zauber, wollte er dieses verfluchte Duell endlich beenden: „Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Und aus jedem Ende entspringt ein Anfang. So funktioniert auch diese Karte! [Alpha & Omega]!“

Hinter seiner Engelsmaschine tauchte ein goldenes Symbol auf, das dem griechischen Buchstaben Omega verdächtig ähnlich sah. Es huschte über [Vylon Alpha] in die Höhe und begann zu strahlen.

„Lass mich die Synchrobeschwörung überspringen und dich direkt aufs Feld rufen! Illuminating wings, cover this world and shake its boundaries! Existence becomes nothing more than a fading memory! Descent, deity of the end! [Vylon Omega]!“

Mithilfe goldener Partikel, die aus dem Buchstaben strömten, bildete sich um das Symbol herum eine noch größere Gestalt als [Vylon Alpha]. Was eben noch eine Silhouette war, bildete nun den riesigen goldenen Buchstaben Omega. An ihm hing der vergleichsweise schmale Körper des Wesens, dessen Arme mit je einem silbernen Ring am größeren Gebilde befestigt waren. Die massiven, metallischen Schwingen spreizten sich. Stolz sah Alastair nach oben zu seinen Monstern.

 

Vylon Omega [ATK/3200 DEF/1900 (10)]

 

Selbst der besessene Matt wich einen Schritt zurück und betrachtete halb fasziniert, halb erschrocken die beiden Kreaturen, die übereinander flogen und die ihm völlig fremd waren.

„Effekt des Omegas! Einmal pro Zug rüste ich ein Vylon-Monster von meinem Ablagestapel an es aus.“ Alastair zeigte eine zweite Kopie von [Vylon Prism] vor. „Diese musste ich abwerfen, als [Evilswarm Ouroboros] meine Hand angegriffen hat. Nun wirst du dafür die Konsequenzen ertragen müssen!“

Der trapezartige Schild tauchte auch vor Omega auf und verschwand in seiner Brust. Somit waren beide Monster um 1000 Punkte stärker, als sie eigentlich anmuteten. Mehr als genug, um Matt zu besiegen.

Alastair atmete tief durch. Endlich geschafft. Dem Wesen vor sich hatte er nichts mehr zu sagen. Wütend streckte der Hüne den Arm weit aus, zeigte mit dem Finger auf den verdorbenen, dreiköpfigen Drachen auf Matts Spielfeldseite. „Aus meinen Augen, verfluchte Kreatur der Finsternis! [Vylon Alpha], lösche seine Existenz aus! Clearing Obliteration!“

 

Vylon Alpha [ATK/2800 → 3800 DEF/1100 (9)]

 

Seine Engelsgestalt legte beide Hände aufeinander und ließ so die Wellen, die von ihnen ausgingen, synchron verlaufen. Daraus entstand ein Licht, aus dem sie augenblicklich einen gewaltigen Energiestrahl abfeuerte. Dieser schoss schräg nach oben durch die Gasse und traf Ouroboros in die Brust, doch machte er dort nicht halt und pfefferte wie eine Sternenschnuppe über ganz Livington hinweg. Von der Schockwelle erfasst, die durch die Explosion seines Drachen entstanden war, wurde Matt durch die halbe Seitenstraße geschleudert und rollte mehrmals über den Boden, ehe er regungslos liegen blieb. Dort, wo Ouroboros explodiert war, ragten tiefe Löcher in den Wänden der Häuser. Krachend fielen ein halber Stuhl und ein nunmehr zweibeiniger Tisch ins Stockwerk darunter.

 

[Alastair: 300LP / Matt: 4000LP → 2950LP]

 

Alastair ließ es sich nicht anmerken, doch dass der besessene junge Mann vor ihm so durch die Zerstörung seines eigenen Monsters mitgenommen wurde, erstaunte ihn zutiefst. Denn er war es nicht gewesen, der den Schaden zur Realität hatte werden lassen. Nein. Diese Kraft ging allein von dem Drachen aus, der selbst in seinem Tod noch zu solcher Zerstörung imstande war.

„Es ist vorbei“, murmelte Alastair. Sein Gegner besaß keine Karten mehr auf dem Feld, einem direkten Angriff hatte er nichts mehr entgegenzusetzen.

Schwankend, geradezu wie ein Betrunkener taumelnd, stand Matt auf und begann zu kichern. Ruckartig beugte er sich nach vorne und sah den Hünen geradezu wahnsinnig an. „Vorbei? Vorbei!? Oh lieber Alastair, es hat gerade erst begonnen!“

Jener übertönte mit dem Brustton der Überzeugung. „[Vylon Omega], direkter Angriff! End of Eternity!“

 

Vylon Omega [ATK/3200 → 4200 DEF/1900 (10)]

 

Die Engelsmaschine streckte seine Schwingen bis aufs Äußerste aus und ließ das goldene Omega-Zeichen, welches das Gerüst seines Körpers war, grell aufleuchten. Daraus schoss ein Lichtstrahl, der dieselbe Form hatte wie der berüchtigte Buchstabe. Matt aber sah ihm nur hysterisch lachend entgegen. „Nicht genug!“

Damit schwang er seinen Arm aus. Vor ihm öffnete sich ein schwarzes Loch, aus dem der eben erst besiegte dreiköpfige Drache sich erhob. Brüllend verkündete er seine Wiederkehr. Mit ihm aus dem Loch trat eine violette Lichtsphäre, die um Ouroboros zu kreisen begann. Gleichzeitig wurde das Ungetüm von Omegas Lichtstrahl getroffen, ohne aber Schaden davon zu tragen. Matt aber schützte sich mit seinem Arm vor den Auswirkungen der Attacke.

 

[Alastair: 300LP / Matt: 2950LP → 1500LP]

 

Alastair, dessen Hand in der Innentasche seines Mantels verweilte, war kreidebleich.

„Wie kann das sein!? Wieso ist [Evilswarm Ouroboros] zurück!?“

Kichernd hielt sich Matt die Hand über die Stirn, sah seinen Gegner mit einem Auge manisch an. „[Evilswarm Dullahan] hat einen weiteren Effekt, der nur aktiv wird, wenn er als Xyz-Material eines zerstörten Schwärmers auf den Friedhof geschickt wird. Dann kann er den Verlorenen ins Leben zurückrufen, zu seinem Xyz-Material werden und ihn zusätzlich vor weiteren Kämpfen schützen. Praktisch, nicht? Ahahahaha!“

Der Hüne knirschte mit den Zähnen vor Wut. Wie gut, dass er gezögert hatte, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Solange sich dieser Drache im Spiel befand, war es einfach zu gefährlich. [Evilswarm Ouroboros] besaß Fähigkeiten, die über das Zufügen von realem Schaden hinausgingen, dessen war sich Alastair sicher! Allerdings musste der Abkömmling offenbar viel Energie aufwenden, um Ouroboros' Macht zu steuern, sonst wäre er nicht so in Mitleidenschaft geraten, als Ouroboros zerstört worden war. Interessant, dachte Alastair mit grimmiger Zufriedenheit. Dann war es wohl das Beste, ihn gewähren zu lassen …

„Mir bleibt offenbar keine andere Wahl. Zug beendet“, raunte er ohne verbliebene Handkarten.

Damit zersprang [Vylon Soldier] auf seiner Spielfeldseite in tausend Stücke, entsprechend des Effekts von [Vylon Link], welcher alle durch die Falle gerufenen Monster während der End Phase zerstörte.

 

„Mutter wartet sicher schon auf meine Rückkehr“, gurrte Matt vergnügt und bewegte seine Hand Richtung Deck, „ich sollte sie nicht länger warten lassen. Zeit, dass du vom Antlitz dieser Welt verschwindest, liebster Alastair!“

In dem Moment spürte ebenjener einen weiteren heftigen Stich in seiner Brust, zeitgleich explodierte die schwarze Aura um Matt. Dieser zog schwungvoll von seinem Deck und machte sich erneut die Fähigkeit der Immateriellen zunutze, das Schicksal zu beeinflussen.

„Elender …!“, keuchte Alastair.

Sein Gegner schwang den Zeigefinger mahnend. „Na na na, wer wird denn gleich neidisch werden? Du selbst hast dich dieser Kraft oft genug bedient. Das nennt man Karma, Al!“

„Das mag stimmen, aber“, erwiderte er und hielt sich die Brust, „am Ende hat es mich nie weiter gebracht. Was bestimmt ist zu geschehen, wird auch geschehen, egal ob man versucht Einfluss auf die Zukunft auszuüben.“

Matt schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Was für eine antiquierte Denkweise das ist. Naja, du warst ja immer etwas altmodisch. Lass mich dir daher beweisen, dass dein Gerede nichts weiter als heiße Luft ist! Ausrüstungszauberkarte aktivieren! [Xyz Reckless Battle]!“

Mit geweiteten Augen sah Alastair dabei zu, wie die Schwingen des dreiköpfigen Drachen in grelle Flammen aufgingen. Jene erhellten die gesamte Seitengasse.
 

Evilswarm Ouroboros [ATK/2750 → 3050 DEF/1950 {4}]

 

„Ahahahaha, jetzt beginnt die letzte Schlacht!“, lachte Matt, sah gen Nachthimmel und streckte die Arme weit aus. „Mutter, gleich bin ich zurück!“

Er richtete sich schließlich an Alastair und zeigte auf [Vylon Alpha]. „[Xyz Reckless Battle] sorgt dafür, dass ein Xyz-Monster temporär die Angriffskraft eines besiegten Feindes erhält und noch einmal angreifen kann.“

„Und wenn schon, meine Monster sind selbst jetzt noch stärker!“, widersprach Alastair. „[Vylon Prism] hebt ihre Kraft an, wenn du angreifst.“

 

Vylon Alpha [ATK/2800 DEF/1100 (9)]

Vylon Omega [ATK/3200 DEF/1900 (10)]

 

„Oh das weiß ich, Al! Aber nur, solange sie vorhanden sind!“ Das gesagt, streckte er seinen Arm nach oben und rief: „Los, [Evilswarm Ouroboros]! Effekt des mittleren Kopfes! Infestation's Viciousness! Damit schicke ich eine Karte auf deiner Spielfeldseite auf die Hand zurück! Das [Vylon Prism], das an [Vylon Alpha] ausgerüstet ist!“

Der mittlere Kopf von Ouroboros schnappte nach der einzelnen Lichtsphäre, die um ihn kreiste, und schluckte sie hinunter. Dann stieß er ein lautes Brüllen in die Nacht, ehe er damit begann, schwarze Energiepartikel in seinem Maul aufzuladen.

 

Alastair erkannte sofort, was Matt damit vorhatte. Einfach nur eines der beiden Vylon-Synchromonster zu eliminieren hätte ihn nicht weitergebracht. Stattdessen wollte er jetzt [Vylon Alpha] überrumpeln, um anschließend durch den aus [Xyz Reckless Battle] resultierenden Angriffsschub auch [Vylon Omega] zu vernichten.

Bloß der Plan hatte einen entscheidenden Fehler!

„Damit lasse ich dich nicht davonkommen, Dämon!“ Alastair zog die Augenbrauen an und straffte die Schultern. Über seine narbigen Lippen huschte ein geheimnisvolles, wissendes Lächeln. „Wisse: das Omega kann die Effekte anderer Monster negieren, wenn ich eine Vylon-Ausrüstung von ihm ablege.“

Alastair schob das [Vylon Prism], welches Omega verstärkte, in den Friedhofsschacht und verschränkte zufrieden die Arme. „Ich muss dir danken, dumme Puppe.“

„Wa-!?“ Wäre dies physikalisch begründbar, hätte man in diesem Moment beobachten können, wie Matts Mundwinkel durch den Boden krachten. Sein Gesicht war eine erstarrte Maske des Entsetzens.

Die Augen des Hünen verengten sich zu Schlitzen. „Ich habe die Verbindung zwischen dir und dieser Kreatur durchschaut. Sie ist eine Manifestation deiner Macht, mit ihr kannst du deine Gegner lähmen, um sie gefügig zu machen.“

„Tch!“ Matt wich zähneknirschend zurück.

„Keine andere deiner Karten wurde für solche Zwecke eingesetzt. Deswegen danke ich dir, deine Kräfte noch einmal mobilisiert zu haben! Denn jetzt kann ich sie noch einmal in alle Winde verstreuen!“, schrie Alastair und schwang den Arm aus. „Ganz ohne mein Zutun hast du dich selbst geschwächt und nun wirst daraus die Konsequenzen ziehen, dämonischer Parasit! [Vylon Omega], Final Judgment! Annulliere [Evilswarm Ouroboros'] Effekt … und zerstöre ihn!“

Der besessene Matt verlor vollends seine Fassung, als er das vernahm. „Nein! Niemals!“

Doch Omega schoss bereits aus seinem einzelnen Auge einen hauchdünnen, roten Laserstrahl, der den entflammten Ouroboros enthauptete, zumindest den mittleren Kopf, der gerade seinen Vorbereitungsprozess abgeschlossen hatte. Gurgelnd flog jener im hohen Bogen durch die Luft und feuerte seinen schattenhaften Angriff ausgerechnet auf den eigenen Körper ab, was in einer gewaltigen Explosion resultierte. Diese war nun so stark, dass sie Teile der umstehenden Häuser, die die Seitengasse bildeten, regelrecht wegfetzte. Ebenso wurde Matt davon geschleudert. Sich mehrmals überschlagend, rutschte er die Gasse entlang.

 

„Mein Zug“, entschied Alastair kühl und zog, da sein Gegner nicht mehr imstande war, eine Aktion durchzuführen.

Langsamen Schrittes näherte er sich Matt und holte nun endlich seine einzige Hoffnung und gleichzeitig die Quelle seiner größten Angst aus der Innentasche seines roten Mantels. Es war eine weiße Karte mit einem simplen, schwarzen Kreuz darauf. Bei Matt angekommen, machte er Halt, drückte ihn mit dem Stiefel auf der Brust nach unten.

Ächzend hob der am Boden liegende Schwarzhaarige seinen Kopf und betrachtete die Karte kurz, ehe er verächtlich auflachte. „Ein Exorzismuszauber? Du willst mich also töten? Aber dann tötest du auch deinen Freund Matt Summers.“

„Zumindest gibst du nun endlich zu, nur ein niederer Dämon zu sein, Schlangenzunge“, stellte Alastair fest und sah abwertend auf den jungen Mann vor ihm herab.

„Ob du dir da so sicher sein kannst? Vielleicht bin ich ein Geschöpf, geschaffen durch Mutter, vielleicht aber auch nicht. Und du solltest wissen, dass im Herzen deines Freundes eine große Finsternis herrscht. Alles was ich getan habe, ist sie zu erwecken. Ha ha ha …“ Das gesagt, ließ der Dämon den Kopf sinken.

Mit einem gewissen Bedauern erklärte Alastair: „Eine bittere Lektion, die ich lernen musste war, dass kein Wesen nur in Licht und Finsternis eingeteilt werden kann. Matt wird derselbe bleiben, egal was du ihm angetan hast.“

„Wir werden sehen …“, antwortete dieser selbstbewusst und schloss die Augen.

Dann war es soweit, Alastair hob den Arm zum finalen Angriff. „[Vylon Omega]! Beende es jetzt! End of Eternity!“

Die engelhafte Maschine lud Energie in dem goldenen Gebilde auf, welches den Buchstaben Omega darstellte. Diese feuerte sie auf die beiden Männer ab, die ganze Seitengasse erstrahlte in goldenem Licht.

 

„Ich hoffe, das ist die richtige Entscheidung“, murmelte Alastair und betrachtete die weiße Karte in seiner Hand, „aber wenn es fehlschlägt, werde ich wenigstens ebenso bestraft.“

Zwischen Mittel- und Zeigefinger gehalten, schleuderte er die Karte genau in die Mitte zwischen ihnen beiden, wo sie in der Luft zu schweben begann. Plötzlich schlugen zu beiden Seiten silberfarbene Blitze und Flammen aus ihrem Inneren, umhüllten Alastair und Matt.

„Ahhhh!“

„Argh!“

Beide schrien ob der Qualen, die der Exorzismus mit sich brachte, geradezu um die Wette. Alastair stolperte rückwärts und sackte ihn die Knie, bemühte sich den Schmerz zu ertragen. Immer wieder wurde sein Körper von Ladungen erschüttert, musste die unerträgliche Hitze der Flammen über sich ergehen lassen.
 

Es war die einzige Lösung gewesen, die ihm eingefallen war, schoss es Alastair während der Tortur durch den Kopf. Ein Exorzismus tötete sowohl den Dämon, als auch seinen Wirt. Jedoch hatte noch nie ein Dämonenjäger probiert, einen Exorzismus auf zwei Personen gleichzeitig anzuwenden. Alastairs Hoffnung war, dass dies den Effekt abmilderte, sodass sie beide überlebten, auch wenn die Gefahr bestand, dass sie beide bleibende Schäden dadurch behalten würden.

Das war das Einzige, was er tun konnte. Vielleicht würde es reichen, wenigstens einen Abkömmling zu töten, denn wahre Immaterielle waren vermutlich zu stark für so ein Herangehen. Demnach hatte er nichts gegen Urila selbst in der Hand, sollte sich noch eine Chance eröffnen, sie zu stellen.
 

Beide schrien weiter. Alastair wurde allmählich schwarz vor Augen, er kippte nach hinten.

„Mutter … wird das nicht … hinnehmen … Ahhhh!“, schrie Matt, krümmte sich, bäumte sich auf vor Schmerz. Mit einem Blick voller Rachsucht streckte er den Arm nach dem Hünen aus, ehe er in sich zusammensackte.

Die schwarze Aura um ihn verpuffte.

 

[Alastair: 300LP / Matt: 1500LP → 0LP]

 

Stille. Wie viel Zeit verging war unmöglich abzuschätzen.

 

Alastair öffnete benommen die Augen. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er während des Exorzismus umgekippt war. Es gab keine Faser an seinem Körper, die nicht höllisch schmerzte. In dem Moment begriff er, welch fürchterliche Qualen er denen zugefügt haben musste, die er als Dämonen klassifizierte. Kein Lebewesen verdiente solch eine Tortur. Das Wissen, dass jene Opfer sich nicht mehr an die Schmerzen erinnern würden, da sie allesamt tot waren, war wenig tröstlich. Doch von solchen Gedanken durfte er sich jetzt nicht ablenken lassen, wichtiger war in diesem Moment Matt.
 

Als Alastair mühevoll seinen Oberkörper anhob, sah er bereits, dass sein Freund schon auf den Beinen war – direkt vor ihm. Und er starrte mit einem unmöglich zu deutenden Blick auf ihn herab.

„Du hast versagt“, waren seine einzigen Worte.

Dann streckte er den Arm nach Alastair aus. Dieser ließ sich zurückfallen. Er hatte keine Kraft mehr, um weiter zu kämpfen. „Dann soll es wohl so sein …“

„Wovon redest du?“, klang es plötzlich deutlich menschlicher von seinem Partner. „Es verschafft uns zumindest etwas Zeit. Mir etwas Zeit.“

Überrascht von dem Stimmungswechsel öffnete der Hüne wieder die Lider. Matt reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen – nicht um ihn anzugreifen.

„Du … es ist immer noch in dir, nicht wahr?“, erkundigte er deutlich erleichtert und nahm die Geste an, ließ sich hochziehen.

Matt wandte sich sofort von ihm ab. „Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Aber wenn ja, hast du es schwer verletzt. Ich hab die Kontrolle wieder. Vorerst … denke ich.“

„Was ist es? Kein gewöhnlicher Abkömmling, nicht wahr?“ Alastair trat an ihn heran und legte Matt die Hand auf die Schulter, als der Jüngere nicht sofort antwortete. „Wir bekommen das in den Griff.“

 

Insgeheim war er sich da nicht so sicher. Mal den Dämon beiseite gelassen, war es unfassbar, was diese Urila mit Matts Deck angestellt hatte. Solche Macht! Er konnte von Glück reden, dass der Abkömmling nicht imstande war, das volle Potential auszunutzen. Wer wusste schon, wie stark es wirklich sein konnte, wenn es in den richtigen Händen war. Händen wie die des echten Matts …
 

„Du hast recht, gewöhnlich ist dieses Ding keinesfalls. Es ist ein Abkömmling der stärksten Immateriellen, die es je gegeben hat und wird wohl erst sterben, wenn seine 'Mutter' es ebenfalls tut … Urila.“

Als wäre Matt in dem Moment ein Licht aufgegangen, wirbelte er zu Alastair alarmiert herum. Erinnerungen kamen in ihm hoch, Dinge, die er während seiner Besessenheit erfahren hatte. Die Aussicht auf etwas, das alles verändern würde!

„Sie will das fortsetzen, was Another begonnen hat!“

Alastair traute seinen Ohren kaum. „Eden? Aber das Tor ist zerstört!“

„Die physische Form, aber nicht das Tor selbst“, erklärte Matt aufgeregt, der versuchte diese fremdartigen Erinnerungen in Worte zu fassen, „unsere Welt ist trotzdem noch mit dem Nexus verbunden. Im Grimoire steht ein Weg geschrieben, wie man es selbst außerhalb des normalen Zyklus öffnen kann. In einer geheimen Passage, die nur für Immaterielle lesbar ist.“

Das erinnerte Alastair an etwas, das Another einst in seinem Kampf gegen Matt im Turm von Neo Babylon angedeutet hatte. „Das Opfern von Seelen! Die falsche Schlange hat-“

„Ja“, nickte Matt, „wenn man genug Seelen opfert, kann man das Tor jederzeit öffnen. Allerdings ist das praktisch unmöglich zu erreichen. Die physische Form Edens und der Zyklus des Turms sind daher erschaffen worden. Einerseits zur Einschränkung des Zugangs zum Tor, andererseits als humane Alternative. Wenn man es denn so nennen will, ein paar Paktträger zu opfern.“

„Und die Verwandlung der Bürger Livingtons ist als Art Verstärkung der Seelen zu verstehen, um das Tor leichter zu öffnen“, schloss Alastair aus den Informationen, die er zuvor vom Abkömmling Urilas erhalten hatte, „wenn das so ist, müssen wir sie stoppen, bevor sie das Opferritual durchführen kann!“

Matt biss sich auf die Lippe. Das Wissen, dass er durch seine Besessenheit erlangt hatte, war noch viel tiefgründiger – und erschreckend. „Noch ist Zeit, der Fluch hat sie viel Kraft gekostet, sie regeneriert sich gerade. Trotzdem dürfen wir keine Zeit verlieren. Wenn Urila Erfolg hat, sind wir verloren …“

Fragend sah Alastair seinen Freund in der Dunkelheit der Seitengasse an.

„Anders als Another“, erklärte Matt weiter und atmete tief durch, „will sie nicht ihr Volk retten. Um genau zu sein will sie es auslöschen. Und alle. Sie will dem 'wahren Feind' Zugang zu unserer Welt gewähren … sie ist wahnsinnig.“
 

Gerade wollte Alastair darauf reagieren, da durchdrang ein Schuss die Stille der dämonischen Nacht. Beide wirbelten um, nickten einander zu und machten sich im Eiltempo auf den Weg zur Quelle des Lärms. Mit dem unguten Gefühl, bereits zu spät zu sein …

 

~-~-~

 

Valerie ließ das Jagdgewehr sinken. Sie konnte es nicht, hatte den Dämonen absichtlich verfehlt. Am ganzen Leib zitternd trat sie einen Schritt zurück, wo sich Anya, Abby und Henry bereits Rücken an Rücken drängten, umzingelt von einer schier endlosen Zahl an Dämonen.

„Was soll das, Redfield!?“, fauchte Anya sie sofort an. „Wir haben keine andere Wahl!“

„Das da könnte Caroline sein! Oder Mr. Bitterfield!“, rechtfertigte Valerie sich verzweifelt. „Das sind Menschen! Ich kann das nicht! Außerdem, selbst wenn ich es könnte, haben wir nicht genug Munition für alle!“

„Brauchen wir auch gar nicht!“, bekam sie grantig zurück.

Während die beiden Erzrivalinnen uneinig über das weitere Vorgehen waren, versuchten Abby und Henry derweil mit wenig Erfolg gekrönt, die Horde durch real gewordene Hologramme der Ungeheuer [Naturia Beast], [Naturia Leodrake], [Naturia Landoise] und Vögel [Daigusto Falcos], [Daigusto Eguls] und [Daigusto Phoenix] in Schach zu halten. Zwar konnten die verschiedenen Monster ihnen ein wenig Platz verschaffen, fielen aber schnell den Dämonen anheim, sodass die beiden weitere Monster in den Ring schicken mussten.
 

Anya und Valerie diskutierten weiter. So schnappte Erstere geradezu gierig nach der Wumme, wohingegen die Schwarzhaarige sie unsanft zurückstieß.

„Gib her, Redfield! Ich ballere uns eine Schneise durch, dann können wir vielleicht entkommen!“

Dabei natürlich gekonnt ignorierend, dass das mit einem Jagdgewehr nicht so einfach zu bewerkstelligen war.

„Das wirst du nicht tun!“, weigerte sich Valerie ohnehin vehement und drohte mit einer eindeutigen Bewegung damit, Anya notfalls eins mit der Waffe überzuziehen, wenn diese so weitermachte.

„Entweder die oder wir! Ich bin für die!“, spuckte Anya Gift und Galle. „Und wenn du noch einmal nach mir ausholst mit dem Ding, dann schwöre ich beim Teufel, Redfield, dass kein Arzt dieser Welt dich je wieder so hinbekommen wird, wie du warst, wenn ich erstmal mit dir fertig bin!“

„So ungern ich Anya Recht gebe, so sehr hänge ich auch an meinem Leben. Außerdem, wenn wir tot sind, wer macht dieses Chaos rückgängig?“, warf Henry ein. „Argh!“

Keuchend wich der brünette junge Mann den Klauen einer Harpyie aus, die unbemerkt auf ihn herabgestürzt war. Rotes, lockiges Haar, ein schlaksiger, zum Entsetzen aller nackter Oberkörper – zum Glück wiederum an essentiellen Stellen mit braunen Federn bedeckter Brustbereich – dazu noch hohe Wangenknochen und ein diebisches Grinsen. Wäre die Optik nicht schon eindeutig genug, hätte sie die riesige, giftgrüne Handtasche verraten, die Harpyien-Nina in der anderen Klaue hielt. Die nervige Reporterin schien dem Fluch ebenfalls zum Opfer gefallen zu sein.

„Die!?“ Die Abbyrene war alles andere als erfreut über das unverhoffte Wiedersehen, was sie auch lautstark zum Ausdruck brachte. „Verschwinden Sie!“

Anya nutzte den Moment aus, in welchem Abby abgelenkt ihren Monstern befahl, Nina fertig zu machen. Valerie schenkte der Blondine dank dem kleinen Zickenkrieg, bei dem Nina den Kürzeren zog und mit einem Schweifschlag [Naturia Barkions] praktisch, aber nicht zwangsweise faktisch ins nächste Leben geschickt wurde, nur für einen Sekundenbruchteil keine Aufmerksamkeit. Weshalb ihr kurzerhand die Waffe aus den Händen gerissen wurde.

 

Als hätte sie es seit ihrer Geburt bereits im Blut, legte Anya professionell an und sah sich schon abdrücken, da erfasste sie ein mächtiger Windstoß und schleuderte sie zu Boden. Nicht nur sie, die ganze Gruppe um genau zu sein.

Selbst die umstehenden Dämonen, die nicht ebenfalls umgeworfen worden waren, wichen respektvoll zurück, als Mama Harper geradezu königlich hinabstieg und die Nüstern aufblähte. Ihre Flügelschläge wirbelten den Dreck auf der Straße auf und ließen alle Hologramm- respektive Abbygrammmonster zerspringen. Die blassgrüne, schuppige Lederhaut blitze im Mondlicht. Es war angerichtet: vier junge Menschen, völlig wehrlos am Boden liegend.

 

„Wo kommt die jetzt her!?“, beschwerte sich Henry fassungslos im Anblick des Drachen. „Haben wir nicht schon genug Sorgen!?“

„Ich glaub, sie ist die Anführerin“, stammelte die Sirene ängstlich, die auf seinem Bauch lag, nur um sich im Anschluss zu wettern: „bestimmt hat Nina ihr gepetzt, dass wir hier sind! Diese elende Nervensäge, selbst jetzt arbeitet sie gegen uns!“

Anya, die zur Seite sah und die Wumme wenige Meter von ihr entfernt direkt vor den Füßen eines Sahagins entdeckte, eine Art Fischmensch, wusste, dass sie nie rechtzeitig an das Jagdgewehr herankommen würde.

Valerie dachte offenbar dasselbe, griff sie sofort Anyas rechtes Handgelenk, als wolle sie ihr damit bedeuten, es bloß nicht trotzdem zu versuchen. Livingtons Terrormaschine warf ihr daraufhin den Was-soll-ich-sonst-tun?-Blick zu, nur um den Etwas-das-den-Drachen-nicht-provoziert!-Blick als Antwort zu erhalten.

Die beiden wurden in ihrem stummen Dialog alsbald unterbrochen, als Mrs. Harper entschied, nun lange genug ihr nächtliches Mahl angestarrt zu haben. Unheilvoll brüllte sie die vier Snacks an, ehe sie eiskalt in die Menge schnappte.

 

Hitze. Lautes Donnern. Ein ohrenbetäubender Schrei, gefolgt von einem lauten Rumsen, dem Klirren von zerbrochenem Glas, einem noch lauterem Rumsen und einer erdbebengleichen, staubigen Schockwelle, die die vier nach vorne über den Asphalt rollen ließ.

Der Drache war von Blitzen und Feuerbällen getroffen in die Dämonengruppe gestürzt, die sich ihrerseits wie eine aufgescheuchte Hühnerschar über den ganzen Platz verteilte.

Anya, die bereits fest damit gerechnet hatte, Mrs. Harpers fürchterlichen, schwefeligen Mundgeruch bis in die Hölle riechen, öffnete verdutzt die Augen.
 

Matt und Alastair stürmten nicht weit von ihnen entfernt an den überraschten Dämonen vorbei und attackierten jeden, der ihnen zu nahe kam mit den weißen Karten, die sie gezückt hatten. Leider zerfielen die mitten im Rettungsakt zu Asche, weil ihre Magie aufgebraucht war, sodass erst Alastair seine Blitzsalven und schließlich Matt seine Feuerballangriffe einstellen musste. Das sahen die Dämonen als ihre Chance, ihnen den Weg zu Anyas Gruppe abzuschneiden.

„Aus dem Weg!“, pflaumte Matt sie an, holte unter seinem Mantel eine neue Karte hervor und war nun derjenige, der, hieße er Nick Harper, jetzt lauthals „Pikachu!“, geschrien hätte. Alastair ging da wesentlich rabiater vor und rammte seinen Arm einem der Dämonen gegen den Hals, zog ihn damit wie an einem Haken zu Boden, wirbelte um die eigene Achse und verpasste einem anderen einen Tritt in die Hüfte.

Derweil hatte Matt es zu Anya und Co geschafft, die sich begeistert von der Kampfszene erhoben.

„Irgendwer verletzt?“, fragte er ohne Umschweife, rechnete er damit, dass der Drache womöglich doch einen von ihnen erwischt haben könnte.

„Wir sind okay“, sagte die Chefblondine nach einem Blick auf ihre noch benommene Truppe und gluckste, „Alter, Summers, genial! Wieso hast du diese Karten nicht benutzt, als wir im Turm waren!? Wir hätten-!“

„Keine Zeit für Smalltalk!“, wies er sie rüde zurecht.

Die Dämonen zogen ihre Schlinge wieder enger um das Grüppchen, zu dem auch Alastair gestoßen war. Mama Drache, die im Hintergrund in das Erdgeschoss eines Gebäudes gekracht und es zum Einsturz gebracht hatte, bemühte sich durch wildes Gestrampel und Flügelschlagen redlich um Fassung, brüllte laut, als wolle sie die anderen Dämonen anweisen, kurzen Prozess mit den dreisten Winzlingen zu machen.

„Wo ist die 13te Straße?“, wollte Matt wissen.

Valerie zeigte nach links, wo eine Straße von dem kleinen Marktplatz wegführte. „Da lang. Ist da die Ursache für das alles zu finden?“

„Ja!“, erwiderte Alastair.

Mehr musste die zierliche Schwarzhaarige nicht hören. „Dann nichts wie los!“

 

Zusammen rannten sie los, doch die Euphorie hielt gerade einmal ganze fünf Sekunden an, da landete mit einem Satz vor ihnen ein junger Mann im schwarzen Mantel. Der Greif, auf dem er geritten war, landete hinter ihm und klackerte angriffslustig mit dem Schnabel.

Matt bremste seinen Lauf. „Andrew …“

Dieser erhob sich, reckte seinen Kopf einmal nach links und rechts, ehe er die Gruppe mit gehässiger Mimik anlächelte. „Wo wollt ihr denn hin? Das ist schließlich euer Leichenschmaus.“

„Vor der Beerdigung? So einfallslos bin nicht mal ich mit meinen schlechtesten Sprüchen!“, brauste Anya unlängst auf und wollte ihm schon an die Gurgel, doch Matt hielt sie zurück.

„Nicht. Er ist besessen von einem Abkömmling einer Immateriellen namens Urila.“ Matt funkelte seinen Freund an, während die Schlinge sich wieder enger um sie zog. Der junge Dämonenjäger drehte seinen Kopf in gebeugter Haltung zu Alastair, ohne ihn dabei anzusehen. „Er wird uns nicht durchlassen.“

„Imma-!?“, konnte Anya gar nicht erst einwerfen, da wurde sie unterbrochen.

„Dann überlass' ihn mir“, brummte Alastair. „Damit ihr anderen entkommen könnt.“

„Nein, ich mach das!“, entschied Valerie kurzerhand und stellte sich neben den Hünen. „Sie sind zu mitgenommen, um es mit ihm aufzunehmen, Alastair.“

Doch dieser packte sie grob am Arm, schüttelte den Kopf. „Niemals! Bist du dir im Klaren, wie gefährlich selbst der Abkömmling eines Immateriellen ist?“

„Ich habe selbst schon gegen solche gekämpft“, erwiderte Valerie eisig, „und genau weil ich das schwächste Glied in der Gruppe bin, will ich kämpfen. Es mag stimmen, dass ich diesem Kerl nicht langfristig das Handwerk legen kann. Aber ich habe bereits Erfahrung damit, uns Zeit zu erkämpfen.“

Etwas milder fügte sie hinzu: „Zumal ich andernfalls nur nutzlos herumstehen würde.“

Abby seufzte, tauschte betrübte Blicke mit Henry aus. Der sagte schließlich: „Und wir sorgen dafür, dass diese Biester ihr dabei nicht zu nahe kommen.“

„Ihr müsst ohne uns weiter, Anya“, fügte Abby hinzu, „aber mach dir keine Sorgen, wir packen das irgendwie!“

„Dann helfe ich bei der Verteidigung“, entschied Alastair, aus dessen grimmiger Grimasse man ablesen konnte, dass er sich nur ungern von Valerie die Arbeit abnehmen ließ.

 

Völlig überrumpelt von der neuen Wendung wusste die Blondine kaum, wie sie darauf reagieren sollte. Wie wollten diese Vier denn gegen eine Armee aus bestimmt hundert Dämonen inklusive Drache und irrem Spackopüppchen Schrägstrich Andrew bestehen?

„Da überschätzt sich aber jemand. Ihr vier gegen uns?“ Andrew lachte selbstherrlich. An seinem Arm erschien eine schwarze Duel Disk, die einer Fledermausschwinge ähnelte. „Wie süß. Das wird keine fünf Minuten dauern.“

Abby schnallte ihre Duel Disk ab und warf sie Valerie zu, da Erstere Monster auch ohne den Apparat materialisieren konnte. Gleichzeitig packte Matt Anyas Hand. Jene stand immer noch überrumpelt in der Gegend herum.

„Komm schon!“, schleifte er sie mit sich, an Andrew vorbei, der sie mit einem genüsslichen Lächeln und einem für den Greif gedachten Nicken passieren ließ.

„Nur zu. Aber ihr wärt besser daran gewesen, eure Freunde zu unterstützen. Alles, was jetzt kommt, wird nur umso schmerzhafter für euch werden“, sagte er ihnen mit zugekehrtem Rücken und widmete sich anschließend Valerie, „und nun zu dir, Cowgirl.“

 

„Ist das richtig!?“, fragte Anya mit Blick über die Schulter, als sie und Matt anfingen zu rennen.

Je mehr sie sich von ihnen entfernten, desto mehr Dämonen gesellten sich dazu. Alastair mit seiner besonderen Dämonenjägermagie sowie Abby und Henry mit den Duel Monsters-Bestien hatten alle Hände voll zu tun, Valerie den Rücken freizuhalten.

„Wir müssen Urila aufhalten, sonst werden heute Nacht tausende von Menschen sterben!“, antwortete Matt bestimmend. „Und das wäre nur der Anfang!“

Sie rannten an anderen Dämonen vorbei, die sie angreifen wollten, aber von Matts Blitzkarte gelähmt wurden.

„Klär mich auf, was geht hier ab!?“, wollte Anya wissen, wenn er schon dabei war, mit der Heldensache anzufangen.

 

~-~-~

 

Während die Gruppe rund um Anya schon mit einer dämonenverseuchten Stadt zu ringen hatte, musste derweil auch die Villa der Redfields mit einer plötzlichen Belagerung fertig werden.

„Scheiße“, murmelte Marc, der aus dem Schlafzimmerfenster Valeries lehnte und auf die Monsterhorde zielte, die sich langsam ihren Weg über den hohen Zaun des Anwesens bahnte.

Unten hörte der Schwarzhaarige es hämmern. Die, die es geschafft hatten und die, die schon vorher auf dem Hof waren, wollten sich durch Gewaltanwendung Einlass verschaffen.

„Alles in Ordnung!?“, brüllte der Mann mit dem Kinnbart durch die offene Tür.

Nur sehr dumpf kam es von Melinda zurück: „Nicht wirklich!“

 

Die brünette Schwester Henrys hatte selbst alle Hände voll damit zu tun, zusammen mit Satyr-Nick die halbmondförmige Designercouch aus dem Wohnzimmer vor die Haustür zu schieben. Die jetzige Blockade, bestehend aus ein paar Stühlen, würde kaum lange halten.

„Schneller, Nick!“, ächzte sie, aber es ging nur schleppend voran.

„Määäh!“

Gepolter, jemand rannte die Treppen hinunter.

„Wartet!“, hörten sie Marc.

Der, als er bei ihnen angekommen war, stemmte sich ebenfalls gegen das gute Stück. Mit seiner Hilfe ging es schneller voran und wie durch ein Wunder schafften sie es, die garantiert sündhaft teure Couch vor der Tür zu platzieren, nachdem Nick die anderen Möbel und Gegenstände aus dem Weg geräumt hatte.
 

Melinda wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ sich auf die schwarze Ledercouch sinken. „Puh! Hoffentlich hält sie das im Zaun!“

Gerade in diesem Moment klirrte es auf der anderen Seite des Hauses. Alle drei wirbelten erschrocken um.

„Das Wohnzimmer!“, keuchte Marc bei der Erkenntnis, dass ebenjenes eine Veranda besaß, die nur durch große Fenster vom Haus abgetrennt war. Fenster, die leicht einzuschlagen waren.

Sofort stürmten die Drei durch den Flur in das weitflächige Wohnzimmer der Redfields, nur um Zeuge zu werden, dass dieses bereits völlig von den Monstern eingenommen war.

Eine schattenhafte Figur schoss aus dem Nichts auf Marc zu, der reflexartig sein im Lauf gezücktes Jagdgewehr wie einen Baseballschläger schwang und den Angreifer damit eine saftige Backpfeife verpasste.

„Zurück!“, wies er seine Begleiter lauthals an. „Nach oben!“

Er ließ die anderen hinter ihm laufen, während er mit der Waffe auf die Dämonen zielte, ohne aber abzudrücken. Stattdessen bewegte er sich langsam rückwärts.

 

Nachdem sie aus dem Wohnzimmer verschwunden waren, traten sie sofort den Rückzuck an, trampelten beziehungsweise hüpften hektisch die Treppen hoch und verbarrikadierten sich in Valeries Schlafzimmer, wo Marc sofort den Schreibtisch seiner Verlobten mobilisierte und vor die Tür schob. Keine Sekunde zu früh, begann es hinter der mächtig zu poltern.

Panisch wichen er und Melinda zurück.

„Wir sitzen in der Falle“, stellte jene fest und schluckte, „was machen wir jetzt?“

Marc eilte zum offen stehenden Fenster und sah nach draußen. Dort schafften es immer wieder Dämonen, über den Zaun hinweg zu klettern. „Springen ist jedenfalls keine Option.“

Henrys Schwester sah Nick an, der die ganze Zeit stumm mitten im Zimmer gestanden hatte. Unsicher, ob sie sagen sollte, was ihr vorschwebte, trat sie an ihn heran. „Kannst du nicht irgendetwas machen? Mit ihnen reden? Vielleicht hören sie auf dich.“

„Määääh.“

„Melinda … geh zurück“, rief Marc, „das da ist nicht mehr Nick.“

Der sah beide blinzelnd an. Dann ließ er die Zähne blitzen.

 

~-~-~

 

Als Matt mit seiner Beschreibung der Situation und deren Hintergründe geendet hatte, hatten sie bereits ein ganz schönes Stück des Weges zurückgelegt. Um genau zu sein waren sie nur noch eine Straße von dem Ort entfernt, an dem sich Urila befand.

Jedoch waren sie so außer Puste, dass sie eine Pause brauchten. Erschöpft ließ sich Anya mitten auf dem Bürgersteig der zum Glück monsterfreien Straße niedersinken. Der Schweiß tropfte nur so von ihrer Stirn. Keuchend schüttelte sie den Kopf.

„Oh, Summers, danke übrigens …“

„Für was?“, fragte er ebenso mitgenommen, stand hinter ihr und stützte sich an den Knien ab.

„Dass du mich gerettet hast.“

„Das eben war mehr als knapp. Wenn wir einen Moment-“

Anya wurde lauter. „Nicht das, du Idiot! Du weißt genau, was ich meine.“

Plötzlich keuchte er auf, sie spürte geradezu, wie ihm ein Licht aufgegangen sein musste.

„Genau das“, brummte sie und erhob sich langsam, „im Turm. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich da nicht mehr rausgekommen. Und es ist nicht nur das …“

 

Sie hob ihre rechte Hand an und musterte jene, als wäre sie ein ganz und gar sonderbares Objekt, das es zu bestaunen galt. Als wäre es die Quelle von allem, was sie auszudrücken versuchte. „Wenn du dich nicht so oft auf meine Seite geschlagen hättest, obwohl du wusstest, wie blöd das ist, dann …“

Die junge Frau drehte sich zu ihm um und versuchte freundlich zu lächeln, was bei ihr mehr als unbeholfen und merkwürdig anmutete. „... wäre ich jetzt irgendwo jenseits von Gut und Böse. Irgendwo ...“

Ihr Blick wandelte sich. Unbehagen stand in ihren blauen Augen geschrieben. „... wo es kein Zurück mehr gibt. Alleine. Danke, Matt … und bitte vergib mir, dass ich dir …“

So zu reden war nicht ihre Art, aber nachdem sie sich schon bei Redfield entschuldigt hatte und nicht wusste, ob es überhaupt noch eine Gelegenheit geben würde, dies auch bei Matt zu tun, musste es einfach raus. Dann wäre sie das schlechte Gewissen hoffentlich für immer los.

Die Hand, die sie zuvor so eingehend betrachtet hatte, streckte sie ihm nun unsicher entgegen. Da merkte sie, dass er seinen Blick gesenkt hatte, sie nicht ansah. Trotzdem kam er auf sie zu.

„Nichts zu danken“, meinte er zurückhaltend.

 

Anya konnte gar nicht so schnell reagieren, da waren seine Hände um ihren Hals geschossen und drückten mit aller Kraft zu. Matt rammte sie gegen das Wohnhaus neben dem sie beide standen.

Unter Gurgeln und Ächzen klammerten sich Anyas Hände um die seinen und versuchten den eisernen Griff zu lösen – erfolglos. Mehr noch, mit schier sagenhafter Kraft hob er das Mädchen am Hals empor, das nur hilflos strampeln konnte. Da bemerkte sie die schwarze Aura, die sich langsam immer mehr um ihn ausbreitete.

„Er wird nicht lange dauern“, meinte er geradezu mit berechnender Kaltblütigkeit, während sie langsam blau anlief. „Vielleicht ein, zwei Minuten. Dann wirst du bewusstlos.“

Anya würgte weiter und versuchte es nun mit Faustschlägen, aber die prallten an seinem Gesicht ab wie Wattebällchen. Tritte, egal wohin, erzielten ebenfalls keinen Effekt.

„Weißt du Anya, ich hab es satt. Deine Lügen. Du sagst diese Dinge nur, weil du hoffst, dass ich dir auch weiterhin den Hintern rette. Weil du alleine aufgeschmissen bist“, redete er weiter, ohne sie bei ihrem Todeskampf anzusehen. „Alles, was ich jetzt will, ist endlich von dir befreit zu sein. Seit ich dich kenne, gibt es nur noch Anya, Anya, Anya. Alles dreht sich um dich.“

Jene ließ langsam die Arme sinken, bis sie schlaff hinab hingen. Trotzdem drückte er weiter zu, zumindest solange, bis er sich sicher war, dass sie ihm nichts vorspielte. Dann sah er sie an, mit Pupillen aus blutigem Rot. Ihre Brust hob sich nicht mehr an, auch nicht, als er den Griff ein wenig lockerte. Tränen liefen seine Wangen hinab, als er sie losließ. Wie eine Puppe fiel sie in sich zusammen.

 

 

[Part III – Ende]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-06-16T13:02:24+00:00 16.06.2017 15:02
Hey
Man das wird ja immer schlimmer in der Stadt. Alistair hat zwar etwas Zeit schinden können, aber es hat leider nicht gereicht.
Jetzt ist Nick auch noch durchgeknallt, oder er hat ein Idee...
Jetzt ist Matt schon wieder unter der Kontrolle von diesem Ding, hoffentlich geht das gut aus.
Bin gespannt wie das weiter geht.
Lg fubukiuchiha
Antwort von:  -Aska-
18.06.2017 12:50
Hey,
tja, wieso sollte es auch besser werden? Nick ist immer durchgeknallt. Das ist normal.
Danke für deinen Kommi.

LG,
-Aska-


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