Sunpô no Gâdian ~ Jisedai von Jayle (Wächter der Dimensionen [Das Nichts]) ================================================================================ 63. Kapitel | Wahrheiten... | ----------------------------- Es war nun Ende Februar. Allmählich ging es den Wächtern und ihren Freunden wieder besser. Sie gingen zwar nicht davon aus, das es an Yami´s Drohung lag, aber Hakai ließ sie tatsächlich in frieden. Andererseits tötete er seinen eigenen Gefolgsmann und hatte die vom Seelenvirus Betroffenen verloren. Sicher musste er sich zuerst mal etwas neues einfallen lassen. Sei es drum, die Wächter waren einfach nur froh, einmal ihre Ruhe zu haben. Und mochte es nur für einen Wimpernschlag sein. Der Hausbau von Yume und Yami´s Haus ging auch endlich weiter. Erstere war gerade bei Ayaka zu Besuch. „Ihr werdet das Zimmer also größer lassen? Finde ich eine gute Idee“, schmunzelte die Türkishaarige, während sie einen Schluck von ihrem Kaffee nahm. Ihre beste Freundin lächelte leicht „Ja. Mein Gefühl sagt mir einfach, das wir es so brauchen werden“. „Hm~ Vielleicht bekommt ihr ja Zwillinge? Ich meine, die Wahrscheinlichkeit ist doch gar nicht mal so gering. Shinji ist einer, ebenso wie seine Mutter. Dann wäre dieses Zimmer doch perfekt, oder nicht?“, wurde das Schmunzeln der Schwangeren breiter. Die Weißhaarige bekam einen leichten Rotschimmer. Wenn man es so betrachtete…. „Das geht aber auch nur so lange gut, wie sie vom selben Geschlecht sind. Sonst könnte das später schwierig werden“, entgegnete sie. „Aber für unmöglich scheinst du es ja nicht zu halten~“, grinste Yume. Das brachte ihre Freundin noch mehr in Verlegenheit „Natürlich nicht. Wie du schon sagtest, die Möglichkeit besteht durchaus“. Anschließend wurde es still zwischen den Freundinnen. Die Traumwächterin musterte die Gleichaltrige mit ihren Azurblauen Augen. „In letzter Zeit scheint dich etwas zu bedrücken. Und ich meine nicht den Verlust unserer Freunde. Also, raus damit“, klang es schon eher wie ein Befehl, als eine Bitte. Die Angesprochene blinzelte. Yume lehnte sich etwas zu ihr herüber und schmunzelte „Oder soll ich es deinen Träumen entlocken?“. Ayaka betrachtete sie verwundert und knickte ein. Sie wollte es ihr lieber selbst sagen, das stand fest. „Schon gut, du hast ja gewonnen. Ich frage mich seit längerem….warum Hakai so auf meinen Papa fixiert ist. Sein Verhalten auf unserer Hochzeit war auch...äußerst merkwürdig. Ich weis nicht weshalb, aber auch wenn es total verrückt klingt glaube ich wirklich, das er mir gratulieren wollte“ „Das klingt allerdings wirklich mehr als bescheuert, Ayaka. Hast du zu viel von dem Kuchen gegessen und er hat dir auch gleich etwas von deiner Sicht auf die Dinge mit versiegelt?“, unterbrach die Traumwächterin sie skeptisch. Die Todeswächterin schielte zu ihr „Wie ich sagte, ich finde ja selbst das es komisch klingt. Aber sein allgemeines Verhalten meiner Familie gegenüber ist merkwürdig. Es ist, als hätte er explizit etwas gegen meinen Vater. Doch so etwas kommt ja nicht einfach aus dem Nichts“. Die Türkishaarige überlegte kurz. „Da ist etwas wahres dran. Normal ist das auf jeden Fall nicht. Aber was ist bei dem Kerl schon normal?“, meinte sie und sah erneut zu ihrer besten Freundin. Yume stutze. In dem Blick der Gleichaltrigen lag irgendwie etwas….unruhiges. „Ayaka?“, kam es daher fragend über ihre Lippen. „Naja….ist dir nicht auch schon einmal aufgefallen...das, naja…. Papa und Hakai sich auf eine merkwürdige Art und Weise ähneln? So ein wenig?“, brachte die Angesprochene es eher stammelnd über ihre Lippen. In dem Moment fiel der Schwangeren alles aus ihrem Gesicht. „Bitte? Wie kommst du denn auf solche dinge? Natürlich, das beide nicht mehr alle Nadeln an der Tanne haben weis ja wohl jeder. Aber ansonsten hat dein Vater doch nichts mit dem Kerl gemeinsam…. Außer vielleicht die Haarfarbe und ein wenig von dem wie sie sich ausdrücken. Ihre Gesten ähneln sich eventuell auch ein bisschen..“, während sie weiter sprach, wurde sie immer ruhiger. Allmählich verstand sie, was die Weißhaarige ihr damit sagen wollte. An ihrem Blick erkannte Ayaka, das die Türkishaarige sie nun doch verstand. „Genau das meine ich. Dieser Gedanke bereitet mir schon länger sorge. Zudem wir nicht einmal wissen, wer Hakai wirklich ist. Darüber hat er nicht ansatzweise ein Wort verloren“, erhob sie erneut ihre Stimme. Yume seufzte „Jetzt wo du es sagst. Er ist damals wie aus dem Nichts aufgetaucht. Yami wusste damals selbst nicht, woher er auf einmal kam. Zumindest erzählte er mir das vor einiger Zeit. Auch handelte dieser Kerl nie nach seinem ermessen, sondern tat, wonach ihm der Sinn stand. Aber deine Vermutung ist wirklich bedenklich. Hast du schon mal mit deinem Vater darüber gesprochen?“. Sofort schüttelte die Weißhaarige ihren Kopf „Natürlich nicht! Papa hat schon genug andere Probleme und Sorgen. Da muss ich ihn nicht auch noch mit meinen belasten. Ich weis ja nicht einmal ob etwas daran stimmt und will ihn nicht beunruhigen. Denn das würde ich auf jeden Fall“. „Gut und wie willst du dann weiter fortfahren? Irgend eine Idee? Ich meine, wie willst du etwas in Erfahrung bringen, was deinen Vater betrifft? Soweit ich weis lebt der schon ganz schön lange“, nippte die Schwangere erneut an ihrem Kaffee. Danach fiel ihr das komische Verhalten ihrer besten Freundin auf. Sie hatte also eine Idee? Yume schmunzelte „Na dann, immer mal raus damit~“. Ayaka erwiderte ihren Blick unsicher „Es gäbe schon einen Weg. Ich meine, wenn jemand etwas über meinen Papa weis, dann seine Mutter, oder nicht?“. Die Türkishaarige sah überrascht zu ihr. „Du willst die Seele deiner Oma heraufbeschwören? Aber wie? Ich meine...du bräuchtest doch einen Tribut“, verstand jene es nicht ganz. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen der Todeswächterin. „Ist doch ganz einfach, ich selbst stelle diesen da. Ich bin immerhin ihre Enkelin und durch meine Adern fließt somit auch ihr Blut. Daher sollte das durchaus funktionieren“, erklärte sie. Yume betrachtete sie kurz. Anschließend lächelte sie „Du klingst schon so, als würdest du das auf jeden Fall machen wollen. Ich finde, das ist eine gute Idee. Deine Großmutter wird dich sicher erhören. Sie möchte bestimmt ihre tolle Enkelin kennen lernen. Als Bonus erfährst du gleich noch mehr aus der Vergangenheit deines Vaters“. „Insofern sie mit mir sprechen möchte… Ich weis ja nicht, wie sie so war. Papa spricht nie über sie oder allgemein über seine Vergangenheit“ „Sicher nur, um euch zu schützen. Wer so ein langes Leben hinter sich hat, trägt auch einige Bürden mit sich. Yami ergeht es schließlich nicht anders. Aber wenn deine Oma nur ansatzweise so ist wie ihr, wird sie bestimmt mit dir sprechen“ „….Du hast bestimmt recht. Danke Yume. Ich werde es so schnell wie möglich in Angriff nehmen“, lächelte Ayaka. Die Angesprochene schmunzelte „Wie gut, das ich eh gehen wollte. Ich muss mich hinlegen, bin echt fertig. Shinji kommt sicher auch nicht so schnell Heim, also nutze diese Zeit doch“. Nach ihren Worten, erhob die Traumwächterin sich und machte sich fertig. Ihre beste Freundin folgte ihr eilig. Anschließend verabschiedeten sie sich voneinander und Yume wünschte der Weißhaarigen noch viel Glück. Zudem bestand sie darauf, das sie ihr nachher alles am Telefon erzählen solle. Die Todeswächterin lachte etwas und stimmte zu. Als sie verschwunden war, drehte Ayaka sich zu dem leeren Flur um. Stille. Dieses große Haus war wirklich zu groß für zwei Personen. Ihr Ausdruck wurde von Entschlossenheit gezeichnet. „Gut, dann wollen wir mal“   Wenige Minuten später hatte sie alles im Wohnzimmer vorbereitet. Der Kreis und die Zeichen waren aufgemalt und sie, der Tribut, war auch vorhanden. „Dann kann es ja losgehen“, murmelte sie, nun doch etwas nervös. Was oder wer würde sie wohl erwarten? Würde ihre Großmutter überhaupt auf ihren Ruf hören? Würde es ihr gefallen, was die Frau ihr zu erzählen hatte? Ein kalter Schauer fuhr Ayaka über ihren Rücken. Sie hoffte einfach auf das Beste. Sie musste für sich und besonders für ihren Vater Gewissheit haben, was hinter ihrem merkwürdigen Gefühl steckte das sie schon so lange plagte. Sie kniete sich mit einem Bein auf den Boden und ließ das andere angewinkelt. Daraufhin legte sie die gegenüberliegende Handfläche auf den Boden und somit in die Mitte des Kreises. Sie schloss ihre Augen und begann sich zu konzentrieren. Die Zeichen unter ihr fingen an dunkel aufzuleuchten. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die Mutter ihres Vaters. Es dauerte einige Zeit, doch sie spürte, wie jemand ihren Ruf erhörte. Sekunden später nahm sie eine Präsens vor sich wahr, öffnete ihre Augen und blickte zu der Person, oder viel mehr deren Seele, auf. Jene erwiderte ihren Blick verwundert. Ayaka´s sah ähnlich aus. Sie erhob sich und musterte die Frau vor sich. Sie war wirklich wunderschön. Lange, glatte weiße Haare. Rote Augen, welche dennoch sanftmütig wirkten. Sie erinnerten sie an die Augen ihres Vaters. „Wer bist du?“, erklang die liebevolle Stimme der Frau, welche immer noch verwirrt wirkte. „Oh, Verzeihung. Ich bin Ayaka“, verneigte sich die junge Frau etwas. „Ayaka? Darf ich fragen, weshalb du mich gerufen hast?“, fuhr die Frau fort. Auf dem Gesicht ihres Gegenübers, bildete sich ein sanftes Lächeln „Ich bin die Tochter von Akaya“. Die Augen der Angesprochenen weiteten sich etwas. „Was? Aber das ist doch unmöglich, er ist doch...“, verstand sie nicht ganz. Dann musterte sie die junge Frau vor sich genau. Anschließend legte sie sich ihre Hände vor den Mund „Das gibt es doch nicht… Du sagst die Wahrheit“. „Ja. Ansonsten hätte ich dich kaum rufen können. Ich bin Ayaka, die Nachfolgerin des Todeswächters Akaya. Eines von drei seiner Kinder“, lächelte die Wächterin. Die andere Weißhaarige war vollkommen aufgelöst. „Es freut mich so sehr, das zu hören. Ich bin erleichtert, das mein Sohn sein Glück finden durfte. Unser letztes Treffen….sind leider keine schönen Erinnerungen für mich. Aber es ist in Ordnung, ich habe es nicht anders verdient“, ließ die Frau ihre Hände sinken und lächelte traurig. Ihre Enkelin musterte sie „Darf ich fragen, wie du heißt? Papa hat nie über dich gesprochen…..und...weshalb bist du so jung? Ich meine, so jung gestorben?“. Das Lächeln der Angesprochenen wurde weich „Mein Name ist Aya. Ich bin gestorben, kurz nachdem Akaya gegangen war. Da war ich knapp vierzig Jahre alt. Eher noch ende dreißig. Mein damaliger Mann ist an seinem Suff gestorben, kurz nachdem Akaya verschwand. Ein paar Monate darauf hat mich jemand nach dem Aufenthaltsort meines Sohnes gefragt. Ich wollte ihn nicht preisgeben und habe mit meinem Leben gezahlt“. Ayaka betrachtete Aya. Es schien sie nicht gestört zu haben, das ihr Mann verstarb. Doch eines fragte sich die Jüngere schon „Weshalb ließen sie dich nicht in Ruhe, wenn du doch nicht wusstest wo Papa war?“. „Das lag an meinen Kräften. Ich konnte anhand meines Blutes, andere orten. Dazu musste ich nur etwas Blut auf den Boden tropfen lassen und mich auf die jeweilige Person konzentrieren. Das wollte ich nicht und bin letztlich verblutet. Ich bin wirklich erleichtert, das sie ihn scheinbar nicht finden konnten. Wie alt ist dein Vater jetzt?“, strich die Frau sich über ihr Handgelenk, anhand welchem sie scheinbar verblutete und blickte zu ihrer Enkelin. „Er ist fünfhundertsechzehn Jahre alt. Er altert wieder, seit er fünfhundert Jahre alt ist. Also seit bald siebzehn Jahren“, antwortete sie. Aya erwiderte ihren Blick. Sie wirkte keineswegs überrascht, seines Alters wegen. „So viel Zeit ist also, seit meines Todes, ins Land gezogen. Sicher hat sich einiges verändert. Aber das Wichtigste ist, das es Akaya gut geht. Und er scheinbar eine tolle Familie hat. Doch...weshalb wolltest du mit mir sprechen, Ayaka?“, interessierte es die Verstorbene. Der Ausdruck der Jüngeren wurde sofort verunsichert. „Vor einiger Zeit ist ein Gegner aufgetaucht, der uns unser Leben nicht gerade einfach macht. Vor kurzem hat er vier Personen getötet, die uns wirklich nahe standen. Darunter zwei Wächter. Aber mir kommt schon länger etwas an seinem Verhalten komisch vor und meine Freundin machte mir heute Mut, dich danach zu fragen“, entgegnete die junge Frau. „Das kling ja wirklich schrecklich. Das tut mir leid. Um wen handelt es sich denn, der euch solche Probleme macht und eure Leben bedroht?“, harkte Aya nach. „Sein Name ist Hakai und er ist angeblich ein Teil des Nichts. Doch vollkommen sicher bin ich mir da ehrlich gesagt nicht. Keiner von uns weis genau, wer er eigentlich ist und woher er kommt. Oder überhaupt, was er wirklich ist. Mir sind nur Ähnlichkeiten zu Papas benehmen und seinem aufgefallen..“, sagte die Jüngere und bemerkte danach den geschockten Blick, ihres Gegenübers. Ihre Oma weitete ihre Augen „Hakai? Hast du gerade wirklich Hakai gesagt?“. Ayaka wurde mulmig zumute. Warum schockte sie das so? Irgendwie überkam die junge Frau eine gewisse Übelkeit. Sie traute sich kaum nachzufragen, doch das brauchte sie auch gar nicht. Aya sprach von sich heraus. „Mein zweiter Sohn, sollte Hakai heißen“ Die Todeswächterin weitete ihre Augen entgeistert. Was sagte sie da? Ihr zweiter Sohn? Die junge Frau fiel aus allen Wolken. Was bedeutete das? Ihre Großmutter schien das zu merken und lächelte beklemmt „Akaya hätte eigentlich einen Zwillingsbruder. Doch dieser starb noch kurz vor ihrer Geburt, durch Akaya´s Kräfte. Ich habe dafür gesorgt, das keiner davon erfuhr, um meinem Sohn sein Leben nicht noch schwerer zu machen, wie es eh schon werden würde“. Die Jüngere glaubte nicht, was sie da hörte. Bedeutete das wirklich, das dieser Kerl… „Wie ist das alles möglich? Wenn er doch gestorben ist… Aber weshalb wolltest du ihn Hakai nennen? Ich meine, dieser Name hat nicht unbedingt eine schöne Bedeutung“, war sie noch verwirrter, wie eh schon. „Sicher, sein Name bedeutet Zerstörung. Doch ich bezog das auf die positive Zerstörung. Die Zerstörung aller bösen Dinge. Jene, die seinem Bruder schaden könnten. Er sollte ihn unterstützen….aber das es jetzt genau ins Gegenteil umgeschlagen ist...“, wurde Aya´s Ausdruck von Trauer gezeichnet. Ayaka musterte ihren Gegenüber. So war das also gemeint. Aber ob Hakai selbst das auch wusste? Das erklärte allerdings immer noch nicht „Weshalb er am leben ist, wenn er doch starb...“. Die Verstorbene schwieg kurz. „Eventuell ist seine Seele niemals im Jenseits angekommen? Du sagtest er hat mit dem Nichts zu tun? Diese Dimension ist ein wirklich ungemütlicher Geselle. Wenn seine kleine, unschuldige Seele dort gelandet sein sollte… Schrecklich. Es tut mir so leid, das ich das nicht verhindern konnte und ich Akaya eine so schreckliche Mutter war. Aber ich tat das alles nur, um ihn zu beschützen. Ich wusste, das er ein langes und schmerzvolles Leben vor sich hatte… Wie gerne hätte ich ihm diese Bürde genommen, doch ich durfte nicht. Und jetzt erfahre ich, das meine geliebten Kinder sich gegenseitig umbringen wollen...kann es etwas schrecklicheres geben?“, wurden die Augen der Frau glasig, so wie irritiert, als ihre Enkelin auf ihre Knie zusammen sank. Sie konnte nicht mehr. Wie sollte sie das den anderen und vor allem, ihrem Vater, beibringen? Hakai war ihr Onkel. Dieser gestörte Typ gehörte zu ihrer Familie und es war sein Ziel sie auszulöschen. Doch das erklärte einiges an seinem Verhalten und seiner Einstellung der Liebe gegenüber.   „Entschuldige. Ich war egoistisch“, lächelte Aya verbittert, als sie sich vor ihre Enkelin kniete. Jene sah verwundert zu ihr. „Für dich ist das alles sicher ein großer Schock. Deswegen tut es mir leid. Immerhin geht es hier um deinen Vater und eure Familie. Sowie Freunde. Als ich damals den Vater der Beiden traf, wusste ich, das ihnen ein großes Schicksal bevorstünde. Immerhin war er auch ein Wächter“, schmunzelte die Ältere verbittert. Ayaka blinzelte. „Er war auch… Papa sagte immer, seine Eltern waren normale Menschen. Zu der Zeit soll es gar keine Wächter gegeben haben, außer denen seiner Generation“, gab sie unsicher von sich. Die andere Weißhaarige lachte etwas. „Da hast du nicht ganz unrecht, aber es gab einen Wächter, der auch schon zu dieser Zeit existierte“, lächelte sie. Die Todeswächterin überlegte kurz, bis es ihr dämmerte. Sie sah perplex zu ihrem Gegenüber „Das glaube ich jetzt nicht...“. Die Frau nickte „Aber es stimmt. Der Mann den ich heiratete und der Vater meiner Kinder, waren zwei verschiedene. Zweiterer meinte damals, ich solle es für mich behalten, bis es an der Zeit war, es zu erzählen. Scheinbar wusste er, das ich dieses Gespräch mit meiner Enkelin führen würde. Er wirkte zwar nicht so, war aber ein sehr weiser Mann. Auch wenn er oft ziemlich verpeilt war und wohl seinen Kopf vergessen hätte, wäre er nicht angewachsen gewesen. Doch das machte ihn so sympathisch. Er war ein toller Mensch. Auch wenn ich damals wusste, das meine Gefühle für ihn vergebens waren. Nicht, weil ich zwangsverlobt war. Seine Gefühle waren nicht für mich bestimmt. Dennoch schenkte er mir meine Kinder. Er verschwand zwar, kurz nachdem ich wusste das ich schwanger war, doch etwas in der Art war mir von Anfang an klar. Immerhin hat dieser Mensch weitaus mehr mit den Dimensionen und Wächtern zu tun, wie ihr vielleicht ahnt“. Ayaka musste das, was sie gerade hörte, erst einmal verarbeiten. Ihr Vater und Hakai waren Zwillinge, von denen zweiterer den Kräften ihres Vaters zum Opfer fiel und seine Seele beim Nichts landete. Zudem ist ihr leiblicher Vater…. „Ich versteh das alles nicht. Ren soll mein Großvater sein? Aber er ist doch der Glaubenswächter, wie konnte dann...“, die junge Frau wusste nicht mehr, wo ihr ihr Kopf stand. Plötzlich spürte sie eine sanfte Wärme auf ihrer Wange und blickte auf. Dadurch sah sie Aya genau ins Gesicht, welches sie sanft anlächelte „Das mag jetzt zwar alles viel sein, aber du wirkst auf mich, wie eine kluge, junge Frau. Da kommst du wohl ganz nach deinem Vater. Mit der Zeit wirst du das alles verstehen. Warum die Dinge so kamen, wie sie gekommen sind“. Die Jüngere hielt kurz inne. „Was meintest du damit, das Ren mehr mit all dem zu tun hat, wie wir ahnen? Wer ist er wirklich? Kannst du mir das sagen? Mein Mann ist sein Nachfolger, ich wüsste gern“ „Es tut mir leid, Ayaka. Das darf ich dir leider nicht sagen. Das habe ich ihm geschworen. Ihr werdet es selbst heraus finden, wenn es an der Zeit ist. Dein Mann wird es sicher auch irgendwann von selbst begreifen, wie mächtig er wirklich ist. Ren sagte damals immer zu mir, das der Glaube Berge versetzten kann und das ist, was zuletzt stirbt. Selbst ich wusste damals nicht, wie alt der Chaot wirklich ist. Aber so wie du reagierst, hat er wohl auch noch ziemlich lang gelebt“, lächelte die Verstorbene sanft. „Allerdings….wenn ich daran denke, das Papa mit seinem eigenen Vater zu tun hatte, ohne es zu wissen… Ren hat ihm nie etwas gesagt…. Andererseits erklärt das zumindest, wo Papa seine interessante Art her hat“, konnte Ayaka sich nun doch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das alles war einfach wirklich total verworren. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn mal etwas einfach hätte sein können.   „Dein Mann ist also der Glaubenswächter eurer Generation? Das meinte Ren also damals damit, als er beiläufig zu mir sagte, das Tod und Glaube irgendwann zusammenfinden würden. Ich dachte immer, er meinte damit seinen Sohn“, schmunzelte Aya. Ihre Enkelin blinzelte verwundert. Das sagte Ren damals? Wer war dieser Kerl nur? Wie lange würden sie wohl noch auf die Antwort zu der Frage warten müssen? Auf einmal vernahm die Jüngere ein leises Lachen vor sich und sah zu der Verursacherin. „Entschuldige, aber Ren war damals schon sehr gut darin, ein Geheimnis aus sich zu machen. So meinte er auch zu mir, das Akaya´s Geburt äußerst wichtig war. Ein bisschen verstehe ich nun, warum. Aber Ayaka...darf ich fragen wer eure Mutter ist?“, lächelte die Verstorbene, interessiert. Ayaka schmunzelte und erhob sich kurzerhand. Glücklicherweise war ein Teil ihrer Kommode in dem Beschwörungskreis. Auf dieser standen ein paar Bilderrahmen, von denen eines von ihren Eltern war. Sie nahm es in die Hand und setzte sich wieder vor ihre Großmutter. Anschließend legte sie es vor sie auf den Boden. Aya musterte das Bild. Auf jenem waren Akaya und Moe ende zwanzig. „Meine Mutter ist die Lebenswächterin. Nach ihren Erzählungen, hat Papa es ihr auch nicht unbedingt leicht gemacht und war ebenfalls ein Meister darin, ein Geheimnis um sein wirkliches ich zu machen. Zum Glück ist unsere Mutter so starrköpfig. Sie hat nie aufgegeben“, lächelte die junge Frau stolz. Aya blinzelte „Die Lebenswächterin also?“. Kurz darauf umspielte ein liebevolles Lächeln ihre Lippen „Dieser Scharlatan...Leben und Tod werden eine Einheit bilden. Auch das waren damals seine Worte. Jetzt ergeben sie endlich Sinn. Deine Mutter ist wirklich eine hübsche Frau. Ich hoffe, meine Sohn achtet gut auf sie“. „Keine Sorge, das tut er. Schon immer. Mama war zu Anfang die Einzige, die er mit bloßen Händen berühren konnte, ohne das ihr etwas geschah. Bei uns, seinen Kindern, ist es das selbe. Auch wenn Papa mit seinem Beschützerinstinkt gerne mal übertreibt…. Dennoch könnte ich mir keinen besseren Vater wünschen“, lächelte die Jüngere glücklich. Die Verstorbene war von ihren Worten gerührt. Sie war unendlich froh, so etwas über ihren Sohn zu hören. Anschließend musterte sie ihre Enkelin. „Wie es scheint, ist meine Zeit bald um. Du bist am Ende deiner Kräfte, doch es hat mich unheimlich gefreut dich kennen zu lernen und zu hören, was für ein toller Mann Akaya geworden ist. Er ist jemand, auf den man stolz sein kann. Sicher sieht sein Vater das genauso. Was Hakai angeht….es tut mir unendlich leid, was aus ihm geworden ist. Das Nichts ist eine sehr manipulative Dimension. Zudem schreckt sie vor nichts zurück, um ihr Ziel zu erreichen. Passt bitte weiterhin gut auf euch auf, Ayaka“, zeichnete sich ein liebevolles Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Die Angesprochene dachte kurz darüber nach, ihre Großmutter genauer über das Nichts auszufragen. Doch der Blick der Älteren verriet ihr, das sie ihr dazu auch nichts sagen durfte. „Versprochen. Wir werden gut auf uns aufpassen, Oma“, erwiderte die Jüngere das Lächeln. Ihre letzten Worte, ließen den Ausdruck der Verstorbenen glücklich werden, ehe sie verschwand.   Ayaka seufzte erschöpft. Mit ihren Augen aus dem Fenster sehend. So viele neue Informationen hatte sie gar nicht erwartet. Wer hätte auch ahnen können, wer ihre Großeltern wirklich waren? Wenn sie das Shinji erzählte, fiel er sicher aus allen Wolken. Allerdings….würde sie ihrem Vater und auch den Anderen, erst einmal nichts von all dem erzählen. Nur Yume und Shinji wollte sie vorerst einweihen. Bei ihnen wusste sie, das sie schwiegen, wenn sie das wollte. Wie sollte sie ihrem Vater auch schonend beibringen, das sein verstorbener Zwillingsbruder, derjenige ist der alle umbringen will? Zudem, das sein langjähriger Freund Ren, sein leiblicher Vater war? „Das ist alles wirklich…. Ich will gar nicht wissen, wie verworren unsere Schicksale alle sind. Arme Hotaru“, lächelte Ayaka verunglückt, ehe sie sich aufrappelte und Ordnung schuf. Anschließend beschloss sie, sich kurz auf der Couch hinzulegen. Diese lange Beschwörungssitzung, war wirklich anstrengend gewesen. Ein wenig Schlaf tat ihr daher nun sicher gut.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)