So nah und doch so fern von Fiamma ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4   Marinette wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er direkt zu ihr herüber springen würde. Völlig überrumpelt sah sie ihm mitten in die Augen. Er war ihr so nah. Nur wenige Zentimeter trennten sie. Wäre sie jetzt Ladybug gewesen, hätte sie ihn schon längst ermahnt, mal aufzupassen, da sie gerade mitten in einem Kampf stecken würden. Doch gerade war sie einfach nur Marinette und kämpfte nicht, wie sollte sie sich nun also verhalten? Einen kurzen Moment sahen sie sich einfach nur, ohne etwas zusagen, an, bis sich Chat Noir schließlich mit seinen Händen am Geländer abstützte und sich nach hinten lehnte. „Um auf deine Frage zu antworten. Nein, es ist kein neuer Superschurke unterwegs. Ich gehe nur etwas auf … Patrouille, genau ich patrouilliere gerade … Man weiß ja nie, wann man zur Stelle sein muss. Vielleicht braucht ja eine Frau in Nöten einen Retter“, zwinkerte er ihr dabei zu. Erleichtert, dass offenbar kein Akuma unterwegs war, entspannte sich Marinette wieder und konnte sich ein kurzes Kopfschütteln nicht verkneifen. Er konnte es einfach nicht lassen. „Ich glaube, nicht jede Frau benötigt einen Ritter in strahlender Rüstung. Manche können auch ganz gut auf sich selber aufpassen.“ Lächelnd stupste sie ihn gegen das kleine Glöckchen, welches ihm um den Hals hing, legte ihre Arme auf die Brüstung und sah über die Stadt. Doch dann erstarrte sie für einen kurzen Moment, als ihr bewusst wurde, was sie gerade gemacht hatte. So verhielt sie sich eigentlich, nur wenn sie Ladybug war. Hoffentlich hatte er jetzt nichts bemerkt? Vorsicht drehte sie ihren Kopf zu ihm und sah, dass er ebenfalls seinen Blick in die Ferne gerichtet hatte. „Da magst du wohl recht haben.“ Seit wann war er denn so ernst? So kannte sie ihren Partner ja gar nicht. Selbst in den kniffligsten Situationen hatte er noch einen Spruch auf Lager. „Chat … Ist alles in Ordnung? Du bist …“ So ein Mist, was sollte sie denn jetzt sagen? Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie ihn so gar nicht kannte. Dann würde sie sich nur verraten. Als Marinette hatte sie bisher nur kurz Kontakt mit ihm gehabt, als sie ihm gegen den Evillustrator helfen sollte und er deswegen vor ihrer Tür gestanden hatte. Da war ihr Mund mal wieder schneller, als ihr Verstand gewesen. „Ich bin?“ Verwundert drehte Chat Noir zu ihr und legte seinen Kopf schräg. „Du bist … Bist du vielleicht hungrig?“ Innerlich gab sie sich selber eine Ohrfeige, etwas Dümmeres war ihr wohl nicht eingefallen. Doch zu ihrer Verwunderung schien er wirklich darüber nachzudenken. Er tippte sich mit seinem Zeigefinger gegen sein Kinn und rieb sich danach über seinen Bauch. Knurrte der etwa? „Also um ehrlich zu sein, könnt ich schon etwas vertragen“, kratzte er sich verlegen an seinem Kopf. Das hatte sie sich jetzt selber eingebrockt, wie kam sie da nur wieder heraus? „Naja normalerweise soll man ja keine Streuner füttern, die wird man sonst nachher nicht wieder los“, erklärte sie mit erhobenem Zeigefinger. „Wäre das denn so schlimm?“, beugte sich Chat Noir ganz nah zu ihrem Gesicht herüber und wackelte mit seinen Augenbrauen, „Würdest wirklich ein armes kleines Kätzchen verhungern lassen?“ Kopfschüttelnd drehte sie sich herum und ging Richtung Dachluke. „Ich will mal nicht so sein … Aber Katzenfutter haben wir nicht im Haus. Warte hier. Ich glaube, meine Eltern wären nicht so begeistert davon, wenn ich hier plötzlich herrenlose Kätzchen anschleppe“, zwinkerte sie ihm zu und hüpfte durch die Dachluke in ihr Zimmer. Tikki flog aus Marinettes Jacke und grinste sie an. „Du holst ihm wirklich etwas zu essen?“ Kurz zuckte Marinette mit ihren Schultern und kletterte dann die Leiter herunter. „Ja, warum eigentlich nicht. Schließlich hab ich ihn ja auch gefragt, ob er hungrig ist … Ich konnte ihm ja schlecht sagen, Chat, so kennt man dich ja gar nicht, was ist denn los. Also fiel mir nur die Ausrede ein.“ Flink huschte sie zu ihrer Zimmertür und deutete Tikki an wieder unter ihrer Jacke zu verschwinden. „Ja, das stimmt. Na dann los Marinette, lass uns dem Kätzchen mal etwas zu essen besorgen.“   Mit einer Box, die sie mit Macarons befüllt hatte, kletterte sie wieder durch die Luke. Chat Noir stand immer noch an Ort und Stelle und sah sie erwartungsvoll an, wie sie zurück auf den Balkon stieg. Lächelnd zeigte sie die Box in die Höhe. „Wie praktisch es doch ist, wenn man über einer Bäckerei wohnt.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und blieb blöderweise mit ihrem Fuß an der Kante von der Dachluke hängen, wodurch sie ins Straucheln kam. Wild wedelte sie mit ihrer freien Hand in der Luft, um wieder halt zu bekommen, aber keine Chance. Stolpernd fiel sie nach vorne, kniff ihre Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Doch zu ihrer Überraschung blieb der aus. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und lag in den armen von Chat Noir. „Nicht so stürmisch. Ich lauf schon nicht weg“, grinste er sie an, „Na komm, ich helfe dir hoch.“ Vorsichtig richtete sich Marinette wieder auf und hielt ihm die Box entgegen. „Hier bitte. Damit das Kätzchen nicht verhungern muss.“ Chat Noir nahm das Schächtelchen entgegen und setzte sich damit auf dem Boden. Vorsichtig öffnete er sie und bekam große Augen. „Marinette, die sehen aber lecker aus.“ „Na los, greif zu.“ Marinette ging zurück zu ihrem Sonnenstuhl und setzte sich herauf. Erstaunt sah sie dabei zu, wie Chat Noir ein Macaron nach dem anderen futterte. „Die sind echt lecker“, mampfte er und sah dann zwischen der Schachtel und der Box hin und her, „Möchtest du nicht auch etwas?“ Nickend stand sie von dem Stuhl auf, setzte sich neben ihn und nahm sich auch einen. Schweigend saßen sie nebeneinander, aßen und ab und wann trafen sich ihre Blicke dabei. Nachdem die beiden beinahe die komplette Box geleert hatten, rieb sich Chat Noir über seinen Bauch. „Nun bin ich aber ein satter Kater … Danke Marinette … auch, dass wir zusammen hier gesessen haben. Es ist netter, wenn man Gesellschaft hat.“ Traurig senkte er seinen Kopf und sah auf den Boden. Verwundert schluckte Marinette ihren letzten Happen herunter. Warum war er denn auf ein Mal traurig? „Isst du sonst immer alleine?“ Ohne zu antworten, stand er auf und ging zur Balkonbrüstung. Betrübt sah er über die Dächer von Paris und seufzte laut. „Mein Vater hat nicht so viel Zeit, weißt du. Daher bin ich die meiste Zeit alleine.“ Langsam stand nun auch Marinette auf und ging zu ihm herüber. Sie kämpften beinahe täglich Seite an Seite, um Paris zu beschützen, doch wussten sie eigentlich nichts übereinander. Was natürlich auch letztendlich daran lag, dass sie die Identitäten des anderen nicht erfahren durften. Aber, wenn sie das so hörte, tat er ihr schon leid. Er war anscheinend auch noch ein Teenager und ganz dem Anschein nach, hatte sein Vater nicht wirklich Zeit für ihn. „Chat …“ Doch mit einem Lächelnd drehte er sich wieder zu ihr herum. „Ich glaube, ich sollte dann auch wieder.“ Mit einem Satz hockte er auf der Brüstung und griff nach seinem Stab. „Also dann. Es …“ „Warte“, unterbrach ihn Marinette und hob schnell die Box vom Boden auf, „Hier. Nimm mit.“ „Wirklich?“ Nickend drückte sie ihm die Box in die Hand und lächelte ihm zu. „Danke … Keine Angst, dass du damit streunende Katzen anlockst? Vielleicht komm ich ja wieder.“ Marinette drehte sich von ihm Weg und ging Richtung Dachluke. „Ich denke, eine bestimmte streunende Katze kann ich ruhig ab und wann mal füttern “, drehte sie sich wieder herum, winkte ihm zu und kletterte danach in ihr Zimmer. Schnell schloss sie die Luke und ließ sich auf ihr Bett fallen. Prompt kam Tikki herausgeflogen und setzte sich auf ihren Bauch. „Dir ist aber schon klar, dass du damit Chat Noir gerade eingeladen hast, ab und wann vorbei zu schauen?“ Nachdenklich verschränkte sie ihre Arme über ihren Kopf. „Ja, ich weiß. Aber er sah so traurig aus. Er tat mir irgendwie leid.“     Chat Noir hockte immer noch mit einem Lächeln im Gesicht auf der Brüstung und sah auf die geschlossene Dachluke. So kannte er Marinette gar nicht. Sie war so frech und Wortgewand, ganz wie seine Lady. Wenn er sich mit ihr, als Adrien unterhielt, war sie immer so schüchtern und bekam meist keinen vernünftigen Satz heraus. Wobei er das, wenn er ehrlich zu sich selber war, schon immer ganz niedlich fand. Doch sein Herz hatte er halt schon anderweitig verloren gehabt. Mit einem Sprung setzte er an und landete auf dem gegenüberliegenden Dach. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Nachmittag so verlaufen würde. Eigentlich war er nur mit dem Ziel hier her gekommen, herauszufinden, was sie vielleicht mögen könnte. Blöderweise hatte sie ihn gesehen, also konnte er genau so gut auch kurz mit ihr sprechen. Er hätte zwar gedacht, dass sie ihn, wie Ladybug, gleich wieder wegschicken würde, doch dem war nicht so. Eines ist ihm dabei allerdings auch klar geworden. Als Ladybug wies sie ihn immer ab, aber er musste es schaffen, dass sie ihn als Adrien mochte, aber auch seine Katzenseite, Chat Noir, denn das war er schließlich auch.     Grübelnd saß Adrien am nächsten Tag auf seinem Sofa. Er hatte gerade Mittag gegessen. Natürlich saß er wieder alleine an dem riesigen Tisch, doch sein Lichtblick war, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis er los zu Marinette gehen würde. Lächelnd sah er auf seinen Schreibtisch. Dort stand noch die Schachtel mit den Macarons, die sie ihm gestern geschenkt hatte. Plagg schwebte vor ihm herum und folgte seinen Blick. „Das ja schön das du etwas zu essen hast, aber ich habe auch Hunger“, jammerte er. Adrien wollte seinem Kwami gerade antworten, als es an der Tür klopfte. „Ja?“ Sofort flog Plagg unter seine Jacke. Keine Sekunde später wurde auch schon die Tür geöffnet und Nathalie stand im Zimmer. „Adrien. Mach dich bitte fertig. In zwanzig Minuten müssen wir los zu einem Fotoshooting. Abrupt richtete er sich auf. „Was? Aber heute stand doch gar keines an.“ „Die Pläne haben sich geändert.“ Ungläubig starrte er die Assistentin seines Vaters an. „Aber ich habe heute Nachmittag schon etwas vor.“ Ohne ihren Gesichtsausdruck zu ändern, sah sie auf ihr Tablett und drehte sich dann wieder herum. „Dann musst du das halt absagen.“ Schon war die Tür wieder geschlossen. Genervt ließ er sich zurück gegen die Sofalehne fallen. Das war doch nicht fair.       Aufgeregt tigerte Marinette schon einige Minuten, mit ihrem Smartphone in der Hand, in ihrem Zimmer auf und ab. Immer wieder sah sie dabei auf die Uhrzeit. Es war schon halb fünf und von Adrien immer noch keine Spur. „Er hat es sich bestimmt anders überlegt und macht das Referat nun doch mit jemand anderen.“ „Marinette. Nun beruhige dich. Er kommt bestimmt noch. Er hat doch keine genaue Uhrzeit gesagt“, versuchte Tikki ihre Freundin zu beruhigen. Stöhnend ließ sich Marinette auf das kleine Sofa fallen und vergrub ihr Gesicht in einem Kissen. Als sie hörte, dass jemand die Luke zu ihrem Zimmer öffnete, sprang sie erschrocken wieder auf und auch Tikki versteckte sich sofort. Verwundert sah sie auf die Person, die zu ihr heraufkam. „Alya?“ „Bevor du hier noch den frühen Herztod erleidest, dachte ich, warte ich doch zusammen mit dir.“ Alya zwinkerte ihrer Freundin zu und betrat das Zimmer. Theatralisch ließ sich Marinette wieder auf das Sofa fallen. „Er kommt doch sowieso nicht. Ich bin einfach zu tollpatschig.“ Kopfschüttelnd setzte sich Alya neben sie und streichelte ihr ihren Arm. „Weißt du was, wir rufen ihn einfach Mal an.“ Schnell zog Alya ihr Handy aus der Tasche, wählte seine Nummer und drückte es Marinette in die Hände. Panisch sprang diese auf und tippelte auf ihren Zehenspitzen hin und hier. „Alya, was soll das.“ Bestimmend nahm sie Marinettes Hand und hielt sie samt Handy an ihr Ohr. „Nun mach schon.“ Niedergeschlagen drückte Marinette kurze Zeit später auf das rote Hörersymbol und setzte sich wieder hin. „Siehst du, es geht nur die Mailbox heran.“   Nachdem die beiden noch einige Zeit gewartet hatten, konnte sich Alya das nicht mehr mit ansehen und bat ihrer Freundin an, mit ihr das Referat durchzuarbeiten, damit sie nicht nachher am Montag noch ohne da stand. Da es nun aber schon spät am Abend war, musste Alya nun auch nach Hause und verabschiedete sich. „Nun lass den Kopf nicht so hängen. Ihm ist bestimmt nur etwas dazwischen gekommen. Und da er deine Nummer nicht hat, konnte er nicht absagen.“ „Mhm“, winkte Marinette ihrer Freundin zu und schon war sie wieder alleine in ihrem Zimmer. Betrübt wechselte sie ihre Klamotten mit ihrem Schlafsachen, steuerte die Leiter in ihrem Zimmer an und kletterte hinauf. „Alya hat recht. Er konnte dir bestimmt nur einfach nicht bescheid geben.“ Müde ließ sich Marinette auf ihr Bett fallen und schloss ihre Augen. Sie war extra früh aufgestanden. Dementsprechend müde war sie jetzt. Sie hatte ihr Zimmer blitzblank geputzt und alle Bilder von ihm entfernt. Sogar das Bildschirmbild an ihrem Computer hatte sie geändert, nicht dass sie noch nachher irgendetwas im Internet nachschauen mussten und er das dann sah. Schläfrig rollte sie sich auf die Seite. „Ach Marinette. Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus. Da Tikki keine Antwort von ihr bekam, flog sie zu ihrem Gesicht herauf. „Marinette? … Eingeschlafen.“ Schmunzelnd legte sich Tikki neben Marinette und schloss ebenfalls ihre Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)