Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 85. “It doesn’t bother me.” (HibikiLevy) ---------------------------------------- Wo bist du gerade? Leise schnaufte Levy, als sie diese SMS ihrer besten Freundin las. Lucy war schon mal subtiler gewesen. Nachdem sie sich noch einen Bissen Lasagne in den Mund geschoben hatte, ergriff Levy ihr Handy und tippte eine Antwort: Keine Sorge, ich bin schon in der Mensa und esse. Du musst mich nicht kontrollieren -.- Wenn ich es tatsächlich nicht müsste, würde ich es auch nicht tun! ò.ó Levy verdrehte die Augen und legte das Mobiltelefon beiseite, um stattdessen eine Konjugationstabelle für Alt-Bosco näher heran zu ziehen, die beinahe am anderen Ende des Mensatisches lag, auf welchem Levy sich mit ihren Unterlagen ausgebreitet hatte. Wahrscheinlich konnte Lucy sich denken, dass Levy gegen Regel Nummer Zwei verstieß und während des Essens weiter arbeitete, aber kontrollieren konnte sie es ja nicht. Sie selbst war mit Loke im Urlaub, um ihr Drei-Jahres-Jubiläum zu feiern – und wenn Levy die Zeichen richtig gedeutet hatte, würde Lucy demnächst wohl sowieso nicht mehr an Levys Ernährung denken. Und all diejenigen, die Lucy normalerweise rekrutierte, um Levy zu überwachen, waren jetzt auch entweder im Urlaub oder mussten arbeiten. Im Grunde hätte Levy sich also gar nicht an Regel Nummer Eins halten müssen und in der Bibliothek bleiben können, um in dem Arbeitsraum, den sie für sich dort eingerichtet hatte, Material für ihre Masterarbeit sammeln zu können – es war schon echt praktisch, dass sie zwei Jahre lang dort als Studentische Mitarbeiterin gewesen war, so hatte sie immer noch nützliche Kontakte! Aber Levy war in den letzten vier Wochen so scharf von ihren Freunden überwacht und zu regelmäßigen Essenszeiten genötigt worden, dass ihr Körper sich mittlerweile wieder daran gewöhnt hatte und nun seine Rechte einforderte. Verräter, der! Dabei gab es doch noch so viel zu tun. Levy musste lauter Sachen recherchieren und Sprachvergleiche anstellen und lesen, lesen und nochmals lesen! Dafür ging sie von Mittwoch bis Samstag jeden Tag in die Universitätsbibliothek – Montag und Dienstag musste sie im Stadtarchiv arbeiten und am Sonntag arbeitete sie Zuhause weiter, so gut das eben bei dem Krach des Spielplatzes im Innenhof möglich war. Laut Lucy war dieses Arbeitspensum nicht gesund – dabei hatte die mit ihrer Masterarbeit im Literaturwissenschaftsstudium wohl kaum weniger zu tun. Deshalb gab es jetzt Regeln für Levy, wann sie essen und schlafen sollte. In ihren Augen vollkommen albern, immerhin war sie erwachsen und konnte schon selbst auf sich aufpassen, aber weil Lucy richtig anstrengend werden konnte, wenn man sie ignorierte, hielt sie sich an die Regeln. Meistens zumindest. „Hallo Levy, darf ich mich dazu setzen?“ Beim Klang der tiefen Männerstimme ruckte Levys Kopf hoch. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schien ihre Körpertemperatur in die Höhe zu schießen und ihr Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals. Vor ihrem Tisch stand niemand geringerer als Hibiki Lates! Und er sah so perfekt wie immer aus. Seine braunen Haare hingen ihm genau so ins Gesicht, dass es elegant und eben nicht so pseudocool aussah wie bei den ganzen SpoWi-Leuten, die sich in der Mensa immer wie eitle Gockel aufführten. Er trug Jeans, ein schlichtes Shirt und darüber ein offenes, kurzärmeliges Hemd. Alles war aufeinander abgestimmt, mit dem Outfit könnte Hibiki im Grunde zu einem Shooting gehen, aber es strahlte auch eine besondere Souveränität aus, die den Schönlingen, die Levy in den Sprachwissenschaften immer so auf den Zeiger gingen, völlig fehlte. „Hi-Hibiki!“, quietschte Levy und hätte sich im nächsten Augenblick am liebsten unterm Tisch versteckt. „W-was machst du denn hier? Musst du nicht arbeiten?“ „Normalerweise schon, aber ich muss nachher etwas aus dem Universitätsarchiv abholen. Bob hat mich wegen der Baustelle am Stadtring etwas früher losgeschickt, aber es ging dann doch schneller als gedacht. Deshalb habe ich noch etwas Zeit für einen Kaffee.“ Zur Untermalung seiner Worte hob Hibiki eine Tasse an. Auf seinen Lippen lag wie immer dieses besondere Lächeln, bei dem Levy das Gefühl hatte, gleich in Rauch aufzugehen. Wie um Himmels Willen konnte ein Archivar nur derartig attraktiv und charmant sein?! Levy schwärmte schon für ihn, seit sie vor einem Jahr für ihr Praktikum im Stadtarchiv angefangen hatte. Vielleicht lag es daran, dass er zwei Jahre älter war, sein Studium bereits abgeschlossen hatte und mit beiden Beinen fest im Berufsleben stand, aber er strahlte einfach etwas aus, was aus Levy, die sich bis dato so gut wie überhaupt nicht für Männer als solche interessiert hatte, eine schmachtende Pfütze mit dem Niveau eines unreifen Schulmädchens machte. Natürlich fand Lucy das großartig und sie lag Levy alle Nase lang damit in den Ohren, dass sie Hibiki doch mal nach einem Daten fragen sollte, aber eher würde die Hölle gefrieren! Levy wollte keines dieser kichernden Mädchen sein, die sich andauernd an den Arm ihres Schwarms hängten. Und überhaupt: Bei seinem Charme musste Hibiki sich mit jemandem wie ihr wohl kaum abgeben. „Darf ich also?“, fragte Hibiki und deutete auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Sein kluger Blick glitt langsam über das Sammelsurium aus Aufzeichnungen, Kopien und Büchern. „Oder soll ich mir lieber einen anderen Tisch-“ „N-nein!“, quiekte Levy hastig und deutete mit zitternder Hand auf den freien Stuhl. „Bitte, setz’ dich doch!“ Zum Dank erhielt sie schon wieder so ein charmantes Lächeln, das eigentlich verboten gehören sollte. Hibiki ließ sich auf dem Stuhl nieder und suchte kurz nach einem Platz für seine Tasse, ehe er sie doch in der Hand behielt. Sofort wurde Levy noch wärmer im Gesicht. Normalerweise war es ihr egal, was Andere darüber dachten, dass sie so viel Arbeit in diese Sache investierte. In der vorlesungsfreien Zeit war es sowieso ruhig genug in der Mensa, da konnte sie es sich erlauben, einen ganzen Mensatisch für sich zu beanspruchen. Aber mit Hibiki am Tisch, der so reif und souverän und klug war, fühlte sie sich auf einmal wie die hinterletzte Chaotin. „T-tut mir Leid, ich räume ein wenig auf“, stammelte sie und langte über den Tisch, um ihren Worten Taten folgen zu lassen. „Lass’ ruhig“, widersprach Hibki und blickte Levy direkt in die Augen. „Es macht mir nichts aus. Ganz im Gegenteil sogar.“ Levy erstarrte in ihrer Haltung, ihre Hand noch ausgestreckt, ihr Blick starr auf den Älteren gerichtet. Ganz im Gegenteil? Was meinte Hibiki damit?! Fand er es gut, dass sie so eine Unordnung anrichtete? Machte er sich etwa über sie lustig? „Es ist schön, zu sehen, wenn jemand so eifrig und gründlich bei der Sache ist“, erklärte Hibiki, als hätte er ihre Gedanken gelesen, und hob seine Tasse. Über deren Rand hinweg blickte er Levy weiterhin intensiv an. Es fühlte sich an, als würde ihr Herz gleich ihren Brustkorb zertrümmern. „Es passt ausgezeichnet zu dir.“ Oh… War das ein Flirt? Warum sollte Hibiki mit ihr flirten? Aber lustig machte er sich bestimmt nicht über sie, oder? Was sollte sie denn jetzt darauf antworten?! Langsam zog Levy ihre Hand zurück und strich sich damit eine Strähne hinters Ohr, obwohl sie wusste, dass dieses Unterfangen hoffnungslos war. Mit brennenden Ohren senkte sie den Blick auf ihren halbleeren Teller. Ihr kam der Gedanke, dass sie in ihrem jetzigen Zustand wahrscheinlich an ihrer Lasagne ersticken würde. Was würde Lucy an ihrer Stelle wohl tun? Zurückflirten? Aber wie? Verdammt, Levy brauchte so schnell wie möglich Unterricht von Lucy! „D-danke“, würgte sie schließlich hervor und schielte vorsichtig wieder in Hibikis Richtung. Als sie zur Antwort nur ein weiteres anerkennendes Lächeln erhielt, wünschte sie sich, sie hätte heute einfach Regel Nummer Eins ignoriert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)