Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 86. “You’re important too.” (Laxus-Lucy-Juvia) ---------------------------------------------- Schnaufend ließ Laxus sich auf der Trittleiter des Wagens nieder und strich sich durch die Haare, die unter dem Schutzhelm platt gedrückt worden waren. Er konnte die Anstrengungen der letzten Stunden in allen Knochen spüren und seine Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier, weil er die Vorschriften missachtet und seine Maske dem Kind gegeben hatte, welches er zuletzt aus dem Gebäude geholt hatte, bevor Gildartz allen Einheiten den Zutritt verboten hatte. Eigentlich hatte er das schon vor zehn Minuten getan, aber Natsu war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass sich noch Leute da drin befinden würden, und war noch mal rein gestürmt. Also hatte Gildartz Laxus und Gray auch noch mal rein geschickt, um diesem Idioten Rückendeckung zu geben. Letztendlich hatte Natsu Recht behalten und sie hatten in einem Wandschrank zwei Kleinkinder gefunden. Womöglich hatten sie sich aus Angst vor dem Feuer dort versteckt, aber der Qualm war natürlich durch die Ritzen gedrungen und so waren sie bereits bewusstlos gewesen, als die Feuerwehrmänner sie entdeckt hatten. Laxus war gar nichts anderes übrig geblieben, als sich die Maske abzunehmen und einem der Kinder aufzusetzen. Zum Glück hatten ihre Kameraden ihnen einen Fluchtweg frei gehalten und zum Glück war Jellal mit seinem Team vor Ort. Der Notarzt konnte dank seiner Erfahrungen als Feldarzt wahre Wunder wirken. Die Kinder waren also in den besten Händen. Und Laxus’ Arbeit war getan. Wahrscheinlich würde Gildartz sie köpfen, wenn er, Natsu und Gray Anstalten machen sollte, noch mal aufzustehen, um ihren Kameraden dabei zu helfen, die umstehenden Gebäude vor den Flammen zu schützen. Aber im Gegensatz zu Natsu, den Laxus im hinteren Bereich des Wagens herumbrummeln hören konnte, hatte Laxus gar nicht vor, noch mal den Helden zu spielen. Seine Kameraden hatten alles im Griff, sie waren schon mit viel Schlimmeren fertig geworden. Als zwei Schatten auf ihn fielen, hob Laxus wieder den Blick. Mit in die Hüften gestemmten Händen und blitzenden Augen hatten sich Lucy und Juvia vor ihm aufgebaut. Die Uniformen der Beiden hatten bei der Versorgung ihrer Patienten einiges abbekommen und Juvias dicke Haare hatten sich sogar aus dem strengen Zopf gelöst, den sie vorschriftsgemäß während der Einsätze trug. Obwohl er genau diesen Gedanken zu vermeiden versuchte, fragte Laxus sich einen Moment, wie das ungleiche Paar es selbst unter diesen Umständen schaffte, so attraktiv auszusehen. Während Laxus sich um die Sicherung der Einwohner des brennenden Hauses gekümmert hatte, hatten die Beiden sich um all die Brandwunden und Rauchvergiftungen besagter Einwohner kümmern müssen. Ihr Team mochte zwar auch sehr gut aufgestellt sein, aber sie hatten dennoch alle Hände voll zu tun gehabt. „Solltet ihr euch nicht um die Kinder kümmern?“, fragte Laxus und war für einen Moment selbst verblüfft, wie angeschlagen seine Stimme klang. „Jellal und Urtear sind bereits mit ihnen auf dem Weg zum Krankenhaus“, erwiderte Lucy und holte ein tragbares Beatmungsgerät aus ihrem Sanirucksack. Rigoros drückte sie Laxus die Maske auf Mund und Nase. „Yukino und Meredy kümmern sich um die beiden Idioten.“ Wider besseren Wissens stieß Laxus ein unwilliges Brummen aus. Er konnte es nicht leiden, wenn solch ein Trubel um ihn veranstaltet wurde. Er hatte schon viel schlimmere Rauchvergiftungen überstanden. Das hier jetzt würde sich schon von selbst geben! Allerdings erhob er keinen Protest, als Juvia seinen rechten Arm gerade richtete, um ihm eine Blutdruckmanschette anzulegen. Er kannte die beiden Sanitäterinnen bereits lange genug, um zu wissen, dass sie sich nicht von etwas abbringen ließen, wenn sie sich das erst einmal in den Kopf gesetzt hatten. Wer von ihnen als Patient eingestuft wurde, blieb das auch, bis sie ihn für gesund und unverletzt befanden oder sie ihn den Ärzten im Magnolian Hospital übergeben hatten. „Ihr hättet gleich zu uns rüber kommen sollen“, grollte Lucy, während sie Laxus die Atemmaske wieder abnahm, um mit einem Holzspatel in seinen Rachen blicken zu können. Während sie den Winkel ihrer Lampe mehrmals veränderte, um auch wirklich alle Rachenbereiche einsehen zu können, sprach sie mit finsterer Miene weiter. „Seid ihr nicht schon lange genug im Einsatz, um zu wissen, wie gefährlich eine Rauchvergiftung werden kann? Gut, von den beiden Hohlköpfen erwarte ich ja nichts anderes, aber du solltest wirklich vernünftiger sein.“ Abgesehen davon, dass er gerade dank des Spatels sowieso nichts sagen konnte, verkniff Laxus sich jedweden Kommentar. Er wusste, dass Natsu und Gray alte Sandkastenfreunde von Lucy waren und dass die Blondine dazu neigte, die Beiden mit allerlei blumigen Bezeichnungen zu versehen, wenn sie sich über sie aufregte. Sie konnte sich dabei so richtig in Rage reden und angesichts der Tatsache, was für ein leichtsinniger Idiot Natsu tatsächlich war und wie gut Gray sich von ihm zu allem möglichen Blödsinn anstacheln ließ, fragte Laxus sich schon lange, wie die Drei überhaupt noch Freunde sein konnten. Allerdings war Juvias Wahl für Freundschaften da kaum besser. Mit Gajeel und Totomaru hatte sie sich alles andere als einfache Kandidaten ausgesucht, aber aus irgendeinem Grund verstand sie sich blendend mit dem Aufschneider und dem maulfaulen Streithahn. Wenn nicht anhand der vielen kleinen Gesten und der zärtlichen Küsse, die Lucy und Juvia in ruhigen Momenten ohne Hemmungen miteinander austauschten, eindeutig wäre, dass die Beiden ein Paar waren, hätte man meinen können, dass sie mit ihren jeweiligen Sandkastenfreunden merkwürdige Dreiecksbeziehungen führten – wobei die es aus unerklärlichen Gründen allesamt auch schon geschafft hatten, unter die Haube zu kommen. „Blutdruck ist in Ordnung“, urteilte Juvia und nahm die Manschette wieder ab, womit sie Laxus aus seinen Gedanken riss, in die er ungewollt abgedriftet war. „Der Rachen auch“, sagte Lucy und knipste die Lampe wieder aus. Bei ihren nächsten Worten griff sie bereits geschäftsmäßig nach ihrem Stethoskop. „Mach’ den Oberkörper frei und dreh’ dich um. Wir müssen deine Lunge abhören.“ Für einige Sekunden blickte Laxus wahrscheinlich sehr dumm aus der Wäsche. Im nächsten Augenblick war er heilfroh, dass keiner seiner Kameraden in Hör- und Sichtweite war, denn aller bisheriger Professionalität zum Trotz bekamen sowohl Lucys als auch Juvias Wangen Farbe. Die Aufforderung war angesichts der Situation eigentlich nichts Ungewöhnliches und war schon häufiger von Ärzten oder Sanitätern an Laxus gerichtet worden, als ihm lieb war, aber hier und jetzt war das doch etwas anderes. Weil das junge Frauenpaar hier vor ihm schon seit einer Weile wenig Gelegenheiten ausließ, um bei gemeinsamen Einsätzen mit ihm zu reden – und laut der einhelligen Meinung von Laxus’ gesamten Team mit ihm zu flirten. Und weil er schon seit der ersten Begegnung irritiert davon war, dass er sich zu Beiden hingezogen fühlte und unwillkürlich immer wieder in ihre Richtung blicken musste, sobald sie in der Nähe waren. In einem Versuch, so normal wie möglich zu wirken, drehte Laxus sich schnell um und zog sich das durchgeschwitzte T-Shirt aus, welches er unter seiner bereits abgelegten Jacke getragen hatte. Hinter sich glaubte er, einen hingerissenen Seufzer zu hören, dann ein verhaltenes Räuspern, schließlich ein unterdrücktes Kichern. Beinahe wurde er von seiner Neugierde überwältigt, aber er zwang sich, nicht über seine Schulter, sondern einfach geradeaus zu blicken. „Tief ein- und ausatmen“, wies Lucy ihn an und legte das Stethoskop an Laxus’ mittleren Rücken an. Überdeutlich war er sich bewusst, wie nahe sie hinter ihm stand und der Gedanken verursachte bei ihm einen angenehmen Schauder, den er zu ignorieren versuchte. „Ihr hättet Jellal mit den Kindern helfen sollen“, murmelte er in einem Versuch, sich selbst abzulenken. „Du bist auch wichtig“, widersprach Juvia, aber es klang nicht so energisch wie sonst, sondern irgendwie tiefer und eindringlicher, was den Schauder bei Laxus verstärkte. „Juvia und Lucy haben sich wirklich große Sorgen gemacht, als du noch mal ins Gebäude musstest.“ Er versuchte, sich nur aufs Atmen zu konzentrieren, damit er diese ganze Situation schnell wieder beenden konnte, aber dann spürte er auf einmal eine zierliche Hand an seinem Unterarm. Da er Lucy immer noch hinter sich zu spüren glaubte, musste diese Hand wohl Juvia gehören. Sie fühlte sich angenehm weich und etwas kühl auf seiner Haut an. Für einen Moment wurde Laxus von dem wahnwitzigen Gedanken erfasst, dass er gerne auch wüsste, wie sich Lucys Hand anfühlte. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, legte die Blondine ihm eine Hand auf den Rücken. Ihre Finger waren etwas wärmer und vielleicht auch ein kleines bisschen Länger und aus irgendeinem Grund dachte Laxus, dass diese feinen Unterschiede perfekt zu den beiden Frauen passten und dass er gerne noch mehr Vergleiche anstellen würde, um ergründen zu können, wie sie es schafften, einander so perfekt zu ergänzen. Im nächsten Moment musste er den Drang unterdrücken, sich gegen die Stirn zu schlagen. Wie hatte er bloß in so eine komplizierte Situation geraten können…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)